Image provided by: University of Nebraska-Lincoln Libraries, Lincoln, NE
About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (June 30, 1899)
-: kn- »so-J Nste nodlen Zwist-. . Drei Ritter kalten dereinst beim Wein thch spat in nächtlicher Stunde; Ihrer Kupieumlcn Katfuntelstein Deleuchtete liell die Runde. Der Erste sprach. «Nennt mich einen Tropf Wenn je ich mich lasse lumvenl .de halfe- in der Tasche, ivie im Kopf; Drum zahk ich noch einen Humpen!« Turnus der Rweites »Bist mich dabei, Weil ich die Knsmfetei hasse! samt Tu einen Humpi:n, so kahle ich TWLL Denn das erlaubt ers-im Kassel« Te schrie der Dritte: »Vin, Tuch bereits Nun bdrt· was ids Nun Vetspkeche — lFLi ist file mich eine Kleiniqtet Jet- zahle -— tie name :’,:»le!" — Jetzt lachten sie laut aus voller Brust Bei dieser tdstlichen Kunde. Tags anl- ein Zeilen nach Hektknglult Bis teiih in die Moraenltunde Tod; —- el·.’ noch ihr Durst ein Linde nahm« Nrtstnmente plötzlich ils: Problem Tenn alk- dettWirtb mä: der Kreide am -—-— Da lonnte Keiner bemitlenk J A I- t e i t i . Die Macht der Musik — NovellevcnHerinannNobolSly Die Musik ist bekanntlich die KunsJ welche sich an teinen Ort bindet, die keinen gesellschaftlichen Stand kennt und die als eine göttliche Gabe de-, trachtet werden muß. i Elias ich heut’ dem lieben Leier er-, zählen will, berührt allerdings nichti das Specielle des Gesange-Zu aber das kleine Ges ·tchen wird den Beweis siihrett, weche Macht in den Tonen liegt und wie Beharrlichteit und Sie-f be zur Kunst selltt schwierige Hinz-ei nisse zu bewältigen vermögen Es war in einem eleganten Ziinnter,· in welche-u dac— von Berlebeckseoe ishr-; paar einen lebhaften Meinung-Janus tausch unter einander aussucht. Der: zweitälteste Sprosse der vornehmen Ex- l tern hatte so bedeutendes Talent zur Musik an den Tag gelegt, raf; sein Leu-; rer es defiirwortete, den Jungen Mit-J g studiren zu lassen. Während die utter dein Bot-schlage nicht adgeneigiL war, wollte der Vater von« ,,iolchrr. Verwirrung eines Adligen« nichts toif- — sen. »M’ogen Weber und Mozart den Taktltock geführt naoen, um Geld zxzs verdienen« —- durch:«.iasz er erregt ras; Zimmer «- »ein von Berlebea niusz los etwas nickt-« Z Miit-lich öffnete sich eine Seitenttziir des Gemaches, und ein dlondloikiger» allerliebster Knabe von vielleicht act-is Jahren sprang auf die beiden Gatten zu und rief in reitender Jttiioiiiin «Papa und Mit-mai Jetzt tann ichs; schon das Lied spielen: »wir die-Blum lein draußen zutqu Zoll ich es nial vortragen t« Ohne die Antwort abzuwartemi hüpfte der Junge mit den Worten wie-! der dar-am »Nun ja, dann will ich dies Geige gleich tiolen!« Schon nach Ver-s laiis einer Minute tain der tieine Mit-s sikant zurück. Der Knirps stellte sich, dann mitten in die Stube und begann« die Melodie dei- delannten Mitgliedes-I ganz nett zu spielen. »Warte-, ie t tausst Du tiiir doch eine Geige?« bli te der eisrige Virtuose bit tend zu seinem Vater empor. Dei Familienhauptes Antlitz hatte sich ausgeheitert. Er legte seinemi Söhnchen die band aus den blonden Scheitel und sagte voll Liebe: «Paridam! Nächsteng ist Dein Ge: tsurtstag Was wijnschest Du Dir lie ber zum Geschenk, eine Violine oder — ein Beloeiped?" Jch dente, Du wählfts dae letztere. Sieh’ mal, aus dem Stahl-i ros, taiinst Du reiten, wie auf einein« Pserd, während Dir beim Geigenspie len die Fingerspitzen ioett thun. Dein Bruder Carl hat sich vergangenngahr auch ein Vetoeiped gewünscht, und ers fährt jth damit so schnell wie in einem. Wang i s wurde dein Jungen nach solcher Empfehlung des EisenvehiteloI schwer,i« eine Wahl zu tressen. Nathlod irrtenY die Au en zur Mutter hinüber. Das schien e n glücklicher Gedanke durch dass kleine dirn zu blitzen. »Nun weißz ich's, Papa!« tief der junge Mann tri timphitend. »so meinem Gewitters-s ae wiånsche ich mir eine Geige und zu Weihnachten ein Beloeiped.« »Ei, Du Pfisiituo!!« lachte Herr ver. Bette-bea· »Du verfiel-it er- iaioiis sruh, zwei Wegen mit einer Itlappe zu schlagen. nnoch oll Dein Weg-til ersiiltt werden: die ama schenkt Dir das Wimmerdolz, und ich spreche, wenn die Zeit gekommen ist« mit dein Weih-’ siachtoinann wegen des weiten Ges! scientes, vorausgesetzt, da Du in an-; l Osten Lehrfächern Immer häbim slki . fth Mibss und Demen Eltern nur Freude beteiteft." F Tas- oekfpmch der Meine hoch und Neuen Als aber die Mutter ihren» Sohn an sich zog und innig in die Mr i M Plon fluftettc der Schelm ves fchm it: ,O Mai-Ia es qiebt ja gar seinen Weihnachtsmannk« » Wenn such mit Widerwillen, kauf« da Vater einem Zungen zum G--2 kuktstsg va- se mich-i gewünschth Instrument Des Meinen Freude überl das Geschmt war eine unbeschreibliche, und mit einem Eifer widmete er sich« nun den Mu tcettioneth da det Der-· « mvusch « mu- tikbe pth hatt-J den Schiller Abends zum Schlafenge hen zu drinnen. »Herr von Berlebeek schilttelte den Kopf, wen-n aus dem Zimmer des Leh rers das laute »Ein-s, zwei. drei!« und dazu Geigentöne erschelltem aber er Eieß die beiden »Musiinarren«, wie er die Spielenden seiner Gattin gegenüber nannte, »schrappen«. Der Dr. Busch hatte es ihm ja versprochen, den Jun gen bis- zut Prima eines Gyrnnasiums Vorzuliereitem und die von Zeit zu Zeit stattgehabten Prüfunan des Zöglings nahen Zeugnis-, davon, daß Paridam mit seinem seckssietznten Jahre das ge steckte Ziel wohl erreichen wurde Der schlank aufgeschossene Jüngling bestand auch wirklich als ote Zeit ges kommen war, alkimend daö Exaincn. Er luzca nun ein Gymnasiun1, und zwei Jahre später empfing er schon das Moturitätz - Zeugnis-» Der Vater wollte, daß Paridam die kliechte studire; doch von dieser Wis senschaft mochte Ver junge Herr nichts u.«issen, nnd nach seiner Meinung be sraat, erklärte er: ,,Papa, ich vermag der trockenen kli«chig«aelehrtheil einmal teinen Ge sclxntacl abzuaelvinnem Paragraphen twst und Gesetzesduselei sind mir bis in die Seele zuwider. Goethe hat Recht, wenn er im »Es-Jus « sagt: EL erben sich Gesetz und Rechte Lipie eine ero’ge Krankheit fort; Cis schleppen von Geschlecht sich zum Geschlechte l Und rücken sacht von Ort zu Ott. l Vernunft wird Unsinn, Wohlthat Plage! — —- l Zwingst Du mich mit der Carriere, so! ist’s wirklich nicht meine Schuld, wenn ich später mit teinem Examen Ehre ein le e!« « « g»Ni;n, zu welcher Wissenschaft möch test Du Tin« denn entschließen T« fragte endlich der Herr von Berlebech »Mein größtes Kleinod ist meine Geige!’« wallte der Jüngling in unbe ziilxmdarer Leidenschaft auf. »Vater, las; mich das Conservatoriuin besu chen, damit ichs in der Musik zu et was Großer-i bringe-! Nur im Reich der Töne findet mein Streben Gewähr. Dir Musit und Dichttunst sind gleich t;«äßig Kundgebcrin des Herzens und re: Seele. Was der Mensch in seine-n Innern empfindet, das tlingt in den Saiten ,in den Accorden wider. Ein-: Sprache, sei sie noch so reich,vermag nscht die Veredtsamteit zu entwickeln, wie eine einzige Geige. Die weint, die lacht, die plaudert und tost mit uns, tssenn all-: Worte längst verstummt ssftV.« Herr von Berlebed glaubte seinen Ohren nicht trauen zu dürfen, als er seinen Sohn in der Weise sprechen hörte. Es gab einen heftigen Austritt. in welchem er ertlärte, niemals würde er die Einwilliguna zu solcher Stan desnergessenheir geben« und dem Dr. Busch wars er dor, seinen Erziehuirgs einfluß »schändlich mißbraucht« zu ba ben. « ornig verließ der alte Herr das Geman »Wie bedaure ich Sie,« reichte der Lehrer seinem Zöglinge die hand. »Es ist ja bestimmt in Gottes Rath, daß man vom Liebsten, was man hat, muß saieidenl Ader Sie brauchen ja der Musik nicht ganz Valet zu sagen. Ta nird der Herr Baron am Ende nicht Verlangen. Jbre Geige wird Sie be-. gleiten, wohin Sie auch gehen, und ihrJ Klang wird Sie ausdeitern nach denT Stunden, die Sie dem ungeliebtenStr: dinm widmen rniissen!'« Nun trat auch die Mutter in dag« Z:mmer, und als der Doctor Busch von» der eben vorgeiallenen Scene erzälslteJ txijstete sie den imgliiitlichen Sohn so gut sie vermochte. s Noch eine ganze Weile besprachen die« Drei das beille Musik-Thema Diei Conversation wurde dabei eine unge nein lebhafte. Beim Verlassen des Gemaches sagte die Dame lächelnd:l »sich nehme alle Verantwortung aust mich, nnd Du, Paridam, brauchst gar leine Besorgnisse zu tragen!« 2. Herr von Berlebect jun. hatte diel Universität Leipzig bezogen, trotzdems der Vater iiir Bonn und heidetderg plaidirtr. Der alte Herr mußte schnfo lich nachgeben, denn die Frau BaroO nrn nahm« ausschlaggebend ebenfalls für die gemiittfliche Stadt an der Blei sze Partei. s »Dann soll er aber wenigstens sein Jahr bei den Königshusaren dienen!" ritlärte der übersttrnmte ausherr.s ,.Nebenbei tann er auch noch orlesun-· gen hören und sich zum Referendar tsriipariren.« ! Als Parioatn sich indeß vom Miti tiirarzte untersuchen ließ, ertlärte die ser de: junge Mann sei gar nicht um Soldaten qualificirt. »Wenn der Zerr, sitt-« - so sagte er ——— »bei einem ettv.r’ nusbrechenden Kriege zum Dienst der Arantenpflege melden will, steht ihm tat frei!« t ,,P5mstcrkasten?« schallt Ver Bart-M »das fehlte qende noch!« i So wurde denn Patidam von Ver-» lebcck zum qrdßten Leidweer feines V zterz kein Soldat Der Student selber qrämte sich über diese Zukücksteiluug nicht. Jan war Ins militänsche Leben nicht im Geij tin sttn sympathisch. , k Doktor Busch hatte den für das Austnieben n ch unerfahrenen Jüng-« ling nach Leip z begleitet und war ihm beim Wirthen cmet usagenden Woh-«v nung be lllflich gewesen. An ver Nä m o anhat-s fand fich ein pas endei mä Ums Lv unent. s Noch nie war qu dank der Abschied vrn seinem ehemaligen Erzieher zo ichwer geworden, wie diesmal. We -. nrüthig schaute er dem dahinroilendenx Bahnzuge nach. welcher den achtbaren Mann und Freund wieder aus feiner Nähe entführte l Fast tani’s wie Heimweh über den Vertassenen Nachdenkend warf er sich zu Hause aus das Canape. Er wollte lesen. Jhrn fehlte die Andacht dazu. Jetzt fiel sein Blick auf den Violintaq steti. Ja, spielen mußte er! Weshalb nar er nicht gleich darauf gelommems trag ihm fehlth Lächelnd holte der Musittundige ein fein qebundenes No-! tenbuch aus einer Reihe anderer Bän-. de hervor und legte es auf ein elegan- . ter- Stel)pult. ,,Träumerei von Schu mann!« las er halblaut. »Nun die Geige!« ! Schnell war der KIFEen geöffne-." Aber entsetzt fuhr der junge Mann von drin Behälter zurück ——— eine Bioline lag nicht darin! s Gestohlen konnte das Instrument nicht sein, denn Paridani hatte den Schlüssel nicht aus den Händen gege ben« und ein gewaltsames Oeffnen war nirgends an dem Kasten zu entdecken. Die Geige mußte in Fiambotv geblie ten sein. Unverziialich schrieb der Student an die Seinen, um ihnen den schmerzlicheni Verlust mitzutheilen. Nach etlichen Tagen traf auch eine Antwort vom« Vater ein. worin dieser meinte, dies Sache sei ja von keiner großen Bedeu-! tung. Wahrscheinlich habe wchl ein( Langfinger irgendwo unterwegs, mit« Benutzung eines Nachschliisseis, die Fi-" del gestohlen. Zu Hause sei sie nicht. » Paridam vermochte es- als gut gera-» thener Sohn nicht« dem Verdachte, der in ihm aufstiea, weiter nachzuhängen Csehr räthselhaft iam ihm die Sache doch vor. Noch grdfxer aber war sein Erstaunen, als nach Verlauf einiger Tage onn seiner Mutter ein eingeschrie tsener Brief an chu eintraf, worin drei Ctiiet Hundert Martscheine lagen. »Es passiren manchmal sonderbare Tinae,« smrieb die Manni, »die man am besten Jus sieh beruhen läßt. Kaufe Tir fiir die einlieaentse Summe nur ein anderes J»nitrument!« - Tent« kam der jung: Herr von Verlebect auch schon nach et lscben Tagen nach. ; Paridain fuhrte in Leipzig ein be schaiiliches Stillleben Freund lustiger Studententrieipereien und iibeniiiithi ger Streiche war er nicht. Dagegen ging er viel in die besseren Sommer Gonzerte und, als der Winter herange naht, in die Musik-Ausführungen der Gewandhaus Kapelle und der »Eu terpe « Sie gewährten ihin wahre-Hoch geniiise. csbenso wir der Kunst liebhaber ein fleißiger Theaterbesii-’ cher. So verstrich ein Jahr und noch eins. gragte Herr von Berlebect den in die z erien getommeneii Sohn, wie es mit den Pandelten uiid dem Jus im All gemeinen stehe, so pflegte der Student lachend zu antworten: »Ach, das tro cicne Zeugs lieber Vater! Heiit’ les’ ichs-, und morgen hab ich’s wieder ver gessen. Beim Juristen ist das letztel Jahr die Hauptsache Da ioird gründ lich geochst!« »Du solltest doiih noch zwei Seme ster nach Bonn gehen!« sagte eines T.rsl ges der alte Baron; »Du weißt, dan dort alleFiirstensöhne studiren, und der Adel fast des ganzen Landes schictt sei ne Söhne dahin.« ,,Mich zieht Berlin viel mehr ank« gab der Filius zurück. »Jn der Residenz werde ich auch gleich durch unsere Ver wandten in die besten Gesellschaft-» lreise eingeführt. « «Allerdings!« lenlte der Vater wie der ein. »Daran dachte ich nichts Die Hauptstadt mit ihren Hofzirleln hat »auch bedeutend etwas für sich!« »Ich suche den Onkel aufl« nickte der angehende Jurist. ,,Seine beiden Söhne sind Gardeoffiziere, mit denen ich gut verkehren kann-« Der alte Herr war belehrt, und den Beifall der Mutter fand der beabsich tigte Uinzug ihres Lieblings schon längst. Paridam von Berlebeck gini kalso nach der deutschen Metropole, un-. fleißig zu studireii. Aber sondererbarer Weise nahm de-: junge Mann die Gastsreundschaft sei— iies Oheims fast gar nicht iii Anspran Er machte ja dem graiibärtigen Mil; tät eine Visite und suchte auch die bei den Cousing auf; ini Uebrigen lümmeis te. er sich indeß weiter nicht uni die so nahen Verwandten. Während der großen Herbstferie::. ebenso der Weihnachtsfreizeit blieb P « ridam in Berlin, ,,uin brav studirin zu können, « wie er nach Hause schrie-. Als er aber auch Ostern nicht ni n Hause zu reisen gedachte sagte der a: e Baron zur Gattin: »Ich musz doch iiisl l persönlich sehen, ob der Junge sich aiii is nicht zu viel auältl« Die Mutter mein i l te freilich, solch ein plötzliches Ersmec ’ nen reqe den Sohn am Ende zu jeir auf. Aber der alte Herr hatte sich ein mal auf seine Idee aesteift, und zip-c Tage später fuhr er wirklich nach Be: lin. Jn der Lindenstraße wohnte der jun ge Student. tfine Droschte erster Fila sc führte den Baron binnen kurzer Zut vom Bahnhof dorthin ES war ein großes vierftöctrges Haus, in dessen zweiter Etage der jun ge Mann ein paar Zimmer gennetbkt hatte. Bedächtig stieg der von derFahrt etwas ergchöpfte Vater zwei Treppen tn die T Die Cortidorthiir war verschlo en; im ganzen Gebäude herrschte eine beklemmende Stille ,,Wittwe Noite!« las der Fremde an einem Mitwing Er zog etn paar 1 mal kräftig an dein Lauten-est Drin nen schellte es anhaltend, und leich darauf nahte sich eine weibliche ek son, die, ohne zu öffnen, nach dem Be-« geht des draußen Stehenden fragte. »Ich bin der Baron von Berlebeck!« entgegnete der Ermüdete. »Hier wohnt ja wchl mein Sohn, Student der Rechtes« Jetzt schnappte die Thiir auf, und Frau Nolte bat den alten Herrn, ein zutreten. » »Das freut mich ja sehr, Sie kennen zu lernen, Herr Baron!« lnixte die Matrone. ,,Entschuldigen Sie nur, daß ich Sie so lange warten ließ!« »Ist mein Sohn zu Hause?« fragte der Gutsherr. - »Nein, leider nicht!« entgegnete die Wirthin »Aber belieben-Sie nicht einst weilen in die Wohnung des jungen Herrn in treten?« . Die Voranschreitende nahm von der Wand einen Schlüssel und schloß eine der Thüren auf. »Ich will nur hier die Ankunft mei neg Sohnes abwarten!« erklärte der Edelmann, indem er ohne Umstände aus dem niedliclien Sopha des Zim mers Platz nahm. Die Reise hat mich echaussirt, und da wird mir etwas-Ruhe sehr wohl thun.« . »Gewiß, getvisz!« gab Frau Nolte Beifall. »Aber der junge Herr Baron lies; den Bescheid zurück, daß er schwerlich vor Mitternacht zurückkehren werde.« ,,Miiternacbt?« wiederholte der un erwartete Vesneh »Es ist jetzt erst drei .Uhr. Macht denn Ihr Miether öfter solche lang andauerrden «Llu5fliige?« ,.Fieinegwegs!« betheuerte die Elssz betre. »Herr von Berledecl meinte nur beim Weggehen, es sei heute ein wim tiger Tag fiir ikin.« »Ab, da liegt er gewiss, ins Nun-? liktjsen Theil des- Lsrainen5!« lästietle der Baron. »Nun, icli will nicht stor:n! »F ist sogar vielleicht liesstl Mk W Fierr Catididat vorläufig ga. mein-J von meiner Anwesenheit erfkTUtL ZEIT Abend wird er jedenfalls im Fereise il deler Freunde zubringen lfiklihkkllsn mochte ich hier in-, Zimmer ein Stund chm stiller Ruhe pflexiensp iusks « singt-» Unter oriainellen Voiiimieiikimuscu zoa sich Frau Nulta zUZkkcks W Ermüvete aber bob dse thzßs MJ das Eos-ba, lcgkc Vm KVPT m VAV Riibclissen unt- fchlummerte bald dar in. MrDir-sei rsnlle Stunden hatte der. alte Heir aefcklafen, ele- er ertnaFi.e.'Sorq sgni ftiiubte er Zeug und tztiefel ab und sandte sich dann zum Fort-gehen an. i Verlier aber wars der Vater noeb ei nen prüfenden Blick auf das Innere der Wohnung seiner- Seines-« Ueberalllaaen Noten»nmk1er. Im streiten Zimmer stand ein Flüsse. So viel er n-nss.te, spielte Varieani iur nicht (Tlat«-icr. Jn einer Orte lebnte ein Cellu. Seltsam!« brummte Der Neiizkieriae »Aus sieht es hier wie bei einein Miiiitaiitent Ob der sinnst sehn-ärmer sich wohl eine andere Geige zitleate?« —— Troß allen Utnberfviis den-«- fand er eine fclche nicht ,,Eaaen Sie meinem Sohne vor laufia noch nichts- von meiner An tnnft!« bat Herr von Verlebeck beim Ltleanehen die tnirenbe Wirthin »Ich gerente ibn morgen im- Bett zn iiberi rcsrl".cn!« Dann empfahl er sich und steuerte einer feinen Nestauration »Un ter den Linden« zu, wo er sich zu stär ken gerechte Srlyor noch Genus-, eini ger titleiser Weins fiiblte sich der Rei fenhe wieder aanz aufaemunieri. Me ctkanifcti cratiss er eine Nummer der vor ian lieaenden Berliner Zeitunien und blielte iiber die zahlloer Annw cenStsalten bin. Was stand da unter den Kunst nnts Theater-«Lliis.ciaen? »Heute clafsischez Geigen Concert eines- zuin ersten Male öffentlich auftretenden Virtuosen Da iiiiiszte man Spaßes halber hinge hen!« inurniclte der Nasi. »Wie lyeisgt denn der lzweite Paaanini?« Er las den fremtsurtigen Namen. »Hab’ tel! noch nie gebiirt!« nictte der Edelmann wirket-. »Am Ende ein Jlaliener oder Spanier!« »Das ist der richtige Name des Kunftlerg nia)t!«« erläuterte derWirtlx lrselrlier zufälliq die leife «-.’lens,er».na get-ists lsatte. »Der Herr tritt pfeudo nym auf. Usbrigens soll der Ertrag des ifisncertes fiir einen webltbfitigen Zweck bi-stiis«mt fein. ·——- Wenn Sie ein Billet iriir.fcl)(n, mein Herr, ich kann damit kieni.-n!« ,.Eiqenttich bin ich kein arosier Frund des GeigenfpielZ!« ertlarte der Anaeredete, »aber da eiz sich um Biolltliun handelt und ich nicht reibt weiß, usi- ich die Zeit hinbringm sont will itzt eins nehmen. Was tnftet’H denn?« Eiein Markt« i »New genug sijr solche Winseleik « Noch eins-: Das Leu-til wird bot-b nicht txt-erfüllt Ivecden’ Denn · diesem Falle hielt ich nicht lsen ga zen Abend cic-I." f ,,Seien Sie unbesorgt! - Das ho l:e Entree l,-a«lt die große Menge vom Besuche der Soiree ab. Zudem besitzts ja aluch der Künstler noch keinen Na men. « ,Daun gut!-— Hier ist der Betrgq!« Tes Restauiciteurs Vrsmussxge twf an-. Abend zu Das Concert war nur mittelmäßig, aber von einem anschei-« nen feinen Publilum besucht. Gegen geringe Nachzahlung fand der Edel wann in einer der« Locken guten Platz. Gespannt writtete Alles auf das Er scheinen des Künstlers Jetzt trat durch eine Seitenthiir ein sghlanler, junger Mann auf das theatetartige Podium und verneigte sich höflich vor dein lautlos stillen Auditorrum Zalsllose Augengläler musterten in diesem Moment den ziemlich unbefan genen-Künstler, ol- nicht irgend etwas Alsfonderliclng an iym zu bemerken fei. Fsrirtwalireno senkten und hoben sich tiie Operngucker; namentlich blick ten tsie eleaanten Damen unter leisem Gefliifter neugierig auf den schönen, interessanten Mann. Als dieser eben falls das Antlitz erhob u· flüchtig seine ne Zunörersetast übersd,aute, drang Plötzlich nnd ganz unerwartet von einer der Bogen ein fast schmerzlich klin gendeSI »Das überleb’ ich nicht!« her unter. Llller Augen waren im Nu auf den Platz gerichtet Doch begann Der Virtuos bereits- zu spielen, und mas. neigt-ist die unerllärliche Störung· Ter Concertaeber entwickelte bei seelenvollem Spiele eine solche feine Teclsnil und ein se eminente-a Talent, das; set-e ter toraitragenen Pro geanmenmern mit rauschend-Im Bei faae belnlxnt wurde. Wie ein steinern Bild saß Herr von Verlebeci in seiner Loae. Starr war sein Blick aiif Den munter-Linien Gei ger geriet-let der unbewußt eine Art von tsiimnnischet Gewalt aus ihn ans zuiiben sit-ten Bald fuhr der alte Herr mit kein Jaschentnch uber das gerathe te Antlitz. kann sprach er unverständ liche Worte hell-laut vor sich hin, und ein paar Mal stmd er soaar auf, als wollte er das- ctotal verlassen. »Eint, Sie unpäßlich?« fragte tlyeilciclniciimll ein in derselben Loae sittenker Offizier waldrend der Pause den llnrulsiam »Im kaute-, min!'« siotterte der Ba rou. »Dann tat Zse neluifs oaLZ köstliche Spiel sc i·1«(:riffe!1?« thlw ein-e Antwort crfolkxste, begann der Vortrag licn Neuen Her« von Juli-last leatc sich trit Gewalt Zinrrkli a·., surir (»·-·i·i-z·s::;ic. «:,1: I!itterd1ijsic:!. Gitxlics;!i-!; librte er mit Vlnsnierlsani tiit den seiselnrsen Spiele zu. Die :E,s«isit inarlite sichtbar Eindruck auf ilflkL o»Wenn« Ihnen das-« Spre15« wie:.r- l tte freundlich der Lebt-It »J« « nein!« stoctte der sonderbare Bestreben »Tie Sache an nnd frie- sich iit mir zu nnnobeU Ach, ich kann es «i!-r1e1:aar niaht sagen,w1e mich dies Crncert in Neige brinat! ——— Jst denn so etsiai sehen dagewesen? —- Coll ich e- Jedermann sauern oder für immer versetireigens Jener Geiger ist « ist — — mein einener c »ich x!« Er chorsst sanl ter Illusgeregtesu fei neu cessel :uriiet. »Ihr Sohn?« repetirte der Unisor mirte. »Da aratulire ich von ganzem Herzen! — Csie sehen iln aewis. heute zum ersten Male austreten? an ist« nsir auch Ihre Unruhe erklärlich!« »Nicht eine Abnuna hatte ich davon, das; der Una-.k«rsrsame derlei Dinae liier in Berlin treibt. Er sollte suh dem ,,Ju5« widmen, und nun verübt der qewiisenlose Mensch hinter deinl Rucken seiner Eltern solche Allotriai Mein Sohn trancht nicht sur Geld iif sentlieh zu spielen, und er muß sich setz ,cnnen, seinem altadeliqen Namen en Fleck angethan zu haben!« »Sie beurtheilen die Kunst entschie den nicht richtia!' sprach beruhigend der stfizier. »Eure Oherndiva ist teine Liarseniänaerim so wenig eine Nachtigall zu den Firäben zu rechnen wäre. Diejeniqen "Jtenschen, welche von der Natur mit der edlen Gasse des Apoll hegnadet nun-den« sind wahrhaft zu beneiden. Ich wollte nur, in mir stectte so ein Talent, wie das leres Sohnes —— im trinqe mein Schwert am tstde sofert an den Nase-L« ,Ta·g wiirdcn Sie thun?« fragte vcller Verwunderung der Baron. ,,Zireiselgohne entstammen Sie doch auch einein cdliaen Geschlecht?« ,T·ie Kunst ist dem nobilitirten Staude ehenlsiirtig,« erlärre der Krie ges voll Wärme. »Gut-en Sie es nicht, nie der Fürst von S. in seiner Log: dort driideu aufmerksam dem Vortra ge lauschte? Der hohe Herr ist stolz daraus, euch zu den Künstlern zu ziih len. Serenissimus hat selbst schon nieltrere bedeutende Sachen compr irirt « ».lber nith sur Gseld!« brummte der noch immer unzufriedene Civiliit 1 Ehe sie ron einander schieden, stc ll I ten sieh die beiden Herren nachträglich einander ror. Tier-J Lsoncert war Ju Ende. Stiir rnisei er Beifall lohnte Den iunqen Vir ttiosen. Aud ter stirstlichen Loqe sie-at sogar ein Präetliaer Lorbeerkranz aus. den stumm sich oerheugenden Jiinaling hernieder. Paridam non Berleheck ahnte es nicht im Entserntesten, daß sich sein eigener Vater heute zu seiner Pren. iere im Auditeriunr befunden hatte. Vllgt der junge Gehn im Nebenzinnner dies vielen Ojrntulntionen seiner Freunde lijelselnd in Empfang qeiwmmen, öff-; Fürst Don S. streckte, näher treiend,· neIe sich plötzlich die Thür, nnd der den-. bescheidenen Virtuosen die Hnnd· eninenen. ,Jd) nMulire Ihnen, mein Lie - ber.« sagte er huldvoll. »Sie haberH niir einen ganz herrlichen Genuß Eies-H re:tct. Warum wollen Sie sich denn aber nicht in der Ocsssentlickpleit bei Jlsiem trsirllichen Namen nennen? Jch ttfnte das ,,scins qene.« ,,F-amilienriicksichten zwingen mich,« Pseudonym auszutreten,« antwortete-s schüchtern der Jüngling. l »Wer Jhr Papa nicht srüher Ma jor bei einem Artillerieregiinent?« setz-I te der hohe Herr das Gespräch fort. s— ’ — »Ze- diemnl Mei- W Mit auch mich durchaus flir die Mitlin Carriere bestimmen, ich war tndeß dienstuntauglich!« ,,Scl,adet uicht,«« lachte die Durch laucht, »Kniistler muß es auch geben, und für diese ist«- vielleicht esser, wenn sie dem Wafieuhandwerk sern bleiben tönnen.« Inzwischen hatte sich tic Thüre leise von lieuem geöffnet. undBaron von Berlebect war unbemerkt in’s Zimmer getreten. »Mir wird es iclilieszlich noch bös ers-eben!« blickte der junge Mann deni leiitieligen Herrn in das Antlitz. »Ich habe das Conservatorium gegen den Willen meines Vaters bessnxl t!« »Das ist iiriainell!« lachte lferFiirsL ,,.-teinen Sie. dasz es eine Spene zu Laufe gabe, wenn Sie beicksteten?« ,.Aii. wie Viele!« seufzte der Gefeier te. »O iir lsanat sclion jetzt davor!« »Sollte es Notli thun, so berufen cie sicti nur auf mich,« Iiicite Durch laiiplzii orsial Dann empfahl sie sich. Ta fiel des Iiiiialingg Blick aiif den ernsten Antlitze-J iii der Fensterbrii jtiiiia stehenden Vater. »Papa, Du l;icr?« siiirzte der Verblijfste auf den arg getciusixhien Maan zu. ,,.s)at Dir die Mutter Alles gesagt? — Berzeili' mir! Jcli toiiiite nicht anders, und irriin eg- zrieiu Leben gekostet hätte. Nie wier ich ein brauchbarek Jurist ge i’·::sri’)eri!« Tie vorlJiii aisbörten freundlichen Worte leg Fürsten hatten den alten Herrn lsalb und balb schon versöhnt. ,,ct iiirtestT ii denn während der drei Jalre nicht die Rechtes« fragte er siieiiae Wie aiif Kohlen stand der junge ««.l."«ionii dem betroaeiien Vater qesieip iioer ,Tie Mutter billipite mein Vor-» l:aiis:n!« saiite er endlich zacihafL und iiii ihrer aiigiiiiiilipleii Eiiimilliaung . irtc ich in Lei ioziii ind Berlin Mu Etu »Tas:i ist ja die reine Verrätlierci!« links-sinke der Dirteraanaene »Also Frau iiii. Solii iiii Eomplott aeaen riss- Fiaiii ilieiiliaiipt Da soll niii’E; Lin-Ae iiirdiii, dstf iiiekn Vleltestiipbore net am Ende aud? aar nicht Utftzter ist und nur lZum Besuas in Uniiorin bei niir erf-heint!« »Nicht doch!« beschwichtiqte Pari danx ten Zütuenren »Carl ist Lim tenant. Wir können ja, wenn Du es wiinschest, beut’ zu ihm nach Potsdam l;eriiberfahren. rsder lassen ihn durch den Telearaphen hierher beordern.« »Ist Ihnen ein so unerhözter Fall schon romekonitnem meine Verrenxsp wandte sich nun der Baron an die üb rigen Kunstjünger. ,,Darf ich diesen Frevel gegen meine Autorität wohl duldet-? -— Sie schweigen! -— Nun denn, damit Du siehst, Paridam von Berlebeck, dass Dein Vgter solche Ei aeninächtialeit nicht ungestraft hinge hen läßt« derlsanne ich Dich hiermit auf ein volle-J1 Jahr —- —— nach Wien, da mit Du Deine Ausbildung ganz voll-! « enden lanr.st!« Cin lautes ,,.Lpnrrah!« aller Anwe senden belohnte den bersöhnten alten Herrn. Paridam sank dem Vater in die Ar me und stamtnelte fortwährend Worte des Dante-L »Nun, laß nur gut sein!«.erwehrte sich der Bekehrte endlich der Liebtosnn gen. »Ich habe ja die ileberzercgung gewonnen, dcsz es neben dein Standes adel wohl auch einen Kunstadel geben lcnnl« Vermischtes. —— Ein neues Pfeilgift. Zwei Che miker an der Universität Edinburg ha ben kürzlich einen Stoff untersucht, der in Africa als Pfeilgift verwandt wird und bisher einer wissenschaftlichenPrij funa nicht unterlegen hat; er wird aus« dein Holz der Wurzel und des Sten aelg der Pflanze »Afokanthera Schim peri« durch Kochen gewonnen und ent hält eine bisher unbekannte giftigeVer-· binduna, die von den Entdeckern als Asokantherin bezeichnet wird. Die Pflanze gehört zu der Familie der leocnnaceem der so viele Gistpslanzen angehören, z. B. der Oleander, oer Hnndzkohl (Apochnum), der Stro phantng u. a. Die Wirkung jenes Pfeilaiftez ist eine außerordentlich hef tige und wirft sich zunächst auf das Herz, dessen Lähmung es bei stärkeren Dosen alsbald herbeiführt. Die beiden schottisehen Chemiker nahmen Juli-f bsersuehe an verschiedenen Thieren bor, unter anderm auch an Frös(hen, bei de nen auch Oerzlähinung eintrat, wäh rend die vk-ungenatl«,mung merkwürdi aerweise noch einig-e Zeit sortdauerte. Die Wirkung des Gifte-H soll in einem schädlichen lsrinflusse nicht aus die Ner ven, sondern aus die Muskeln beruhen, weshalb z. V. bei Fröschen die Herz lähncung auch dann noch eintritt, wenn die Thiere des Gehirns und des Ril clenmartö beraubt sind. Eine sprachgefchichlliche Kurie silät stellt unser ullbetanntcg Wiegen lieb Heiaopeia bar. Eine bu1)ecisc;3 Herzogtm die eine grichjfche Prinzeisin ron Geburt wur, soll für ihre seiuccr ein Wiegenlieo gedichtet (ober von list Heinmtu mitgebracht? D. RJ hoher-, mit dem Refruin «k)cuoe mu puidiou l;eude mu poi«, zu Deutsch: ,,Sel)lase, mein Feindleim schlafe, mein Kind.« Im Munde ver des Griechischen un tundigen Wärtetinnen wurde daraus nach der »Feöln». Vollszlg.« das be tanute Hciapvpetck Bis heute hat in Baiern überhaupt in Süddeutschland, tie Form des Refrains eine größere Aehnlichkeit bit dem ursprünglichen criechifchen Wortlaut bewahrt; man final dort: »Heidi Po peidi, heidi, vo pe1.« «