Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, June 16, 1899, Sonntags-Blatt., Image 14

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    XX..7. stumm-. ,
X «
CZ. Fortsettnns.)
Einen wahrhaft väterlichen Freund
hatte fee aber an dem Justizraih Vo
aelsdotf gewonnen. Er entdeckte an
ikn immer mehr Züge, die an seinen
verstorbenen Freund etinnetten, und
fand dabei eine überrafchende Ueber
einsiimmuna ihrer Ansichten, so weit
dies- zwiichen einem älteren Mann Und
einem iunaen Mädchen möglich war
Staat in ihrer Auffassunn von Os
tvalds Schuld oder Schuldlosiakeit
mach-te sich. wenn auch keine Gleichheit,
doch nicht ein Widerstreit wie mit den
anderen bemerkt-an
Fern-a erlaubte fest und einer-schütter
lich an die Schulvlosiuleit des Gelieb
ten, sie trat mit edlem Eifer fiir ihn
ein und ließ sich durch keinerlei VO
sielluna darin deinen, mochte sie noch
so geschickt und vorsickptiq tue-nacht sein.
«Eber könnte ich alauben, das; ich
selbst die Hand aeaen das Leben meines
Vaters erhoben hätte, als daß ich
dies Oswald zutraute,« fante sie. »Wie
schwer belastet er auch erscheint, ill)
hear die felfenfefte Ueberzuqunn das-.
ihm awka unfübnbores Unrecht aes
schiebt und daß feine Schuldlofigleit
an den Taa kommen wird«
f So weit aina der Justixrath nun
allerdinas nicht, aber fein Glaube nn
Osmlds Schuld war nun doch etwas
ins Wanken aelommen, ohne dafz e:
es sich« einaeslehen mochte, durch Armes
Einfluß Wiederholt veraeaenwkrittiare
er sich des Affessors Benehmen wäh
rend des Austritts, der feiner Verhaf
tuna doranqeaanoen war, und er laute
sich. daß nur ein sich seiner Schuld
loäakeit bewusiter Mensch sich fo ver
baltp konnte. Ermoq er dann freilich
wieder alle aeaen Oswald vorlieaenden
LierWsnände, fo lonnte er an fei
ne: Mld nicht Zweifeln. Trotzdem
trete sich in feinem Innern etwas iu
Glocken des Befcksuldiotem und lä
chelnd schüttelte er den Kopf, wean er
fsckt darauf erlebt-te daß er. der alte
erfan und aewieate Jurist, ganz
ähnlich wie Firma die Hoffnnnq heite
eiic akiivelliches Unaefähr werde feine
Schuldlosialeit an den Taa drin-sen
Der wenig aiinftiae Eindruck. den
Frau Professor Wetoelzer nnd deren
Reife, Dr. Arnald Fliehen beim ersten
Beete-wen auf den Instizrath aemacht
hattet-, verflärlte sich bei iedem Zusam
mentreffen Erster-e schickte sich. unter
dem Verwande, sie wolle die im Ge
fänmäß befindliche Frau Bennewitz
vertreten. schon an, dieRiiael deshausi
regirnents recht eneraifch zu ergreifen
und sprach soaor davon, sie werde
ihren Haus-wirkte in Berlin wohl bitten
müssen, sie aus ihrem Konlrnkt in ent
lassen. da sie doch vorläufia bei dem
neliebterr Kinde bleiben müsse. Letzterer
schwatzte das Blaue vom Himmel he
rmrtser und ließ nicht undeutlich mer
ken. es hänae nur von ihm ab, durch
die Hand der Eran in absehbarer Zeit
dick Dur zu werden« Dabei verlor cr
beinahe stiindlich von der Haltuncn die
et siå mühsam aeqehen zu haben schien,
und mochte mehr und mehr den Ein-:
drnel eines herunterqelommenen Men
schen. Wsdorf wollte ez sogar be
diierses. als ob er zuweilen berauscht
sei, und ein Gespräch das« et mit dem
alten Kame, dem Faltotum des Haus
sesz W, bestärtte ihn darin.
Am Abend nach dem Begräbnis; bat
ihrs der Me, er möchte doch die Kel
lerfchiiksel an sich nehmen, und als er
ihm erwiderte, er möge sie nur behal
ten, bis alles geordnet sei, er hätte sie
inwen- WR und sie wären bei ihm in
Fute- Häuden, da erwiderte der Alte,
ndem er sicku den Kopf kratzte:
»Ach nee, Herr Justizrath ij mbckte
liekckr sagen können, Tch lralre sie nicht
weh-U
«Wem?« fragte Vogelsborf
»Na, dein Herrn TM Förder, was
ein Ccusin vors Fräulein era fein
soll. Der hat«-z qleitb ausgemitteri. Usz
Unser Keller Tut vers-Ihm ift, Und säuft
wie ein Loch, der Herr Justizmth wol
len nichts für unant nehmen«
Lassen Sie il7n,« erwiderte der
Justiztatb lächelnd »er nird den Vor
tiitbrn nicht allzu großen Schaden
thun-X
»Aber er trinkt die hellen und thu
nslen Sorte-s die Rch der feläge Herr
selber nur selten gegönnl hat, « ver-—
sktke der Alle fer Verdrießlich, »soll
ich ihm nicht facem daß vie das ver
bis-n hab-III«
»Mein gebot der Justiztath eifrig,
Lassen S-: ihn trinken was und so
viel er will. Leek wird er den Keller
nichr machet-, so lange währt seine
Herrscht-it Hier nicht, das Inhalt-n Sie
aber für sich. Kunzef fügte er den
Funrrt auf den Mund le nd, htan,
IZIKMWDWMMT MEDIUM
Mqa n un an nig
soIm W
III
W W in feinem Testament
Mc am dritter
. M Beerdigung geöffnet
.« mä bitt-bis km haft-kitzelte
M Mik p r u.
roth Mit
We ei ihm
ein prickelndes Vergnügen, Frau We
tvetzer und Herrn Fätber sich gebetden
zu sehen und sich vorzustellen. wie bald
ihre Hoffnungen und Pläne wie Sei
sent-lasen zerstieben würden. Auf ihre
Ettundigunaen, ob lesttvillige Verfü
gungen des Verstorbenen vorhanden
seien, hatte er stets ausweichende Ant
worten gehabt, und es war ihm gelun
gen, sie erst in der letzten Stunde init
der Antiindigung zu überraschen. daß
oben im qwßen Saale die Eröffnung
des Testaments stattfinden werde.
Dieser Freude, wenn von einer sol
cben bei tiefem Anlaß überhaupt die
Rede fein konnte, stand bei dem Justiz
rath freilich der Kummer argeniiben
daß Jtmxi im Testament ihres Vaters
so tärqlich bedacht war. Er tröstete
sich jedoch mit demGrdantem »Es fällt
ihr immerhin so viel zu, daß sie nicht
arti- zu nennen ist, Und wer weiß, ob
ke. nicht liess-r iiir sie ist« als wenn sie
das große Vermögen erhielte nnd eine
Beute dieser Blutsauger würde.«
»Daß auch Oswald diesen unseligen
Streich machen niußte!« fügte er seuss
zend hinzu, »mit dem Legal, das s
Hartns ihm asrsgese t, und .era’-2
Pslichttheil hätten re so gut leben
Ikönnen, und sie wären geborgen gewe- ;
en.
»Der Frau Professorin gebe ich sie
aker auf leinen Fall wieder mit. selbst
trenn sie ste, was mir sehr zweifelhaft
erscheint, haben tvill!«
Er beschloß, der Einwillsigung sei
nerFrau sicher, era sogleich nach Er
isssnung des Testament-Ei den Vorschlag
zu machen, iiir die nächste Zeit in ser
nem Hause als Gast Aufenthalt zu
nehmen.
6. K a p i t e l.
Der « rosze Saal im ersten Stock des
Harmsfichen Hauses, in dem während
des tue-ten Ehestandes des Fabrikhe
fitzers frohe Feste gefeiert worden wa
ren. und der ncch der Scheidung der
Gatten lange Jahre verschlossen geblie
ben war, bildete zum zweiten Male
nach wenigen Tagen den Schauplatz
einer zahlreichen Versammlung
Bot drei Tagen hatte hier Benno
Harms ausgebahrt gestanden und war,
nachdem der Geistliche eine ergreifende
Rede gehalten, von einem großen
Trauergesolge zu seiner Gruft geleitet
worden: heute hatten sich aus ausdrück
liche Einladun· des Justizraths alle
diejenigen Pe onen eingefunden, die
er als befugt erachtete, der Vorlesung
war dies leine geringe Anzahl. «
Sämmtliche Angestellte der Firma,s
sowie alle Dienstboten und eine Dedu
tation der Arbeiter der Fabrik bildete-i
gewissermaßen den Hintergrund des-.
Saales« den man. obwohl draußen noch
das helle Licht eines sommerlichen
Spätnachmittags herrschte, durch her- s
ablassen der Vorhänge verdunkelt und ;
dtirch die aus zwei von der Decke herab-s s
hängenden Kronen anaeziindeten ;
Wachs-letzen künstlich erleuchtet hatte-E
Zwei Lampen brannten serner aus
einem in der Mitte des Saales stehen
den und mit einem dunkelgrünen Tuch
bedeckten Tisch, auf welchem sich
Schreibutenfilien und eine große ver
schlossene Mappe befanden. »
Jn einem weiten Kreise um densel
ben hatten Vertreter der Stadt Platz
genommen Auch sie waren durch den
Justizrath geladen worden« der nun,
da ihm die Versammlung vollzählig
erschien, nach dem Wohnzirntner gen
rsm Jrnia adzuhrlen und hinausznsiissf
ren.
Er fand Die Friii Professor We
iretzer iinD Tr. Fiirber bei ihr. Beide
etlichen sich bei seiner Aufforderung In
Jema» urii sich ihnen anzuschließen
Gelassen bedeutete sie der Justi rath,
daß ihre Anwesenheit bei xet erle
siznq des Teitanirriieg in teiner Weise
erforderliti sei, da trat ihm aber Frau
Wewetzer in einer Weise entgegen, als
sei er gekommen, dciås junge Mädchen
zum Opfertode zu führen.
»Was Sie auch tliun nnd sagen, Sie
weiden mich nicht von dem geliebteri
Kinde trennen!« rief sie patlsetisch und
dravirte sich mit den schwarzen Ge
» wandern uni- Schleierii, welche sie als
; der Gelegenheit entsprechend angelegt
hatte, »eH ist eine Grausamkeit, en ver
lanaen, daß era unbeschütz von
einem weiblichen Wesen im Kreise der
Männer da oben erscheinen soll. Jch
kenne meine Pflicht und werde sie er
fiillcn.«
Der Justizratb verbeugte sich und
antwortete mit ironischer Höflichkeit
»Bennrnbiaen Sie sich nicht, gnädige
Fran, ej bedarf einer so großen Aus
regnng Hm nicht« Weder das Gesen,
noch die Bestimmungen meines verstor
benen Freundes legen Ihrer Gegen
wart ein Hindert-iß in den« Weg, ed ist
nur nicht Sitte, baß bei Feste-mens
etölfmmaeu Personen zugez wet
deiäwtzie keinerlei Jntete e daran
»Sie irren. Was Terms angeht, ist
file wich dein alterqrdseen Weile«
Antwortete sie Wisse-d
- ewi- ssM W
CI — II .
Jena feinen Use-.
W
rauWettieker warf ihm einen bösen
Bl et zu nnd rief rnit Beicnung: »Ar
nold, Deinen Arms«
Vogel-öder drehte sich in der Tbiir
urn. »Herr aitor Färber man Sie,
wenn es Jhnen zu lii tig ist, die Treppe
allein hinaufzufteigen, bis an den
Saal geleiten, er tritt aber nicht mit
ein.·· sagte er rnit ruhiger Bestimmt
it.
»Mein Herr! Jch —- ich bin der na
türliche Beschützer dieser Damen!«
schrie mit heiterer Stimme Dr. Fär
ber, der sehr roth aussah und, wie es
den Justizratb bedünten wollte, nicht
ganz fest ans den Beinen stand.
»Fräulein Hering steht, wenn fie
überhaupt eines Schutzes bedürfen
sollte, unter dem meiniaen. und was
die Frau Professor anbetrisst, softein
es ganz bei ihr, ob sie uns begleiten
will oder nicht«
»Aber Herr Justizratb, mit weichem
Rechte...?« begann, sich in die Brust
weisend, Dr. Farben
»Mit dem Rechte des Teiiamentg
Vollstreckers,«' entgegnete sich autrirb
tend der Justiz-aw, »dem die Bein-»r
niß zusteht, Leute, die sich lästig ma
i chen, aus dein Hause zu weisen."
f »Das geht zu weit! era, das dul
test Dut« kreiscbte Frau Wen-eher
" »Unsere liebe era ist augenblicklich
nicht in der Lage, daran etwa-Z zu an
hern. Jch bitte uns nicht länger auseu
halten, man erwartet rings Der Ju
stizrath ergriff Jrenas Arm und schritt
mit ihr zurThiir hinaus. Nach einiqem
Pesmnen folgte ihnen Frau Weines-en
rlkrem Neffen ein Zeichen machend, zu
rück zu bleiben
»Na denn nicb’.« lachte dieser.
,.Werd’g ja nachher von der Tante er
fahren. wie schwer die kleine Irtna
eraentlich ist. Verdammte Geschichts
mit dem Testamentl Dachte ganz aes
wiß, es wfre noch keins da « sonst!
Na, wenn den Wein nur tein Underer
kriegt. Prachtooller Stoffs hab« noch
ein paar Flaschen bei Seite gebracht,
mir denen will ich mir seht die Ist
rertreiben!·'
DerJustizrath war inzwischen mit
era in den Saal geteetn und führte
das junge Mädchen, das dar Deklam
inenheit die Augen nicht aufzuschlagen
wagte, zu einem Stuhl dicht neben dem
seinen. Reben ihm nahm in würde
vrller Haltung Frau Wetveher Plan
Vogelsdorf dankte den Anwesenden
daß sie seiner Einladung Folge gelei
stet. und-kam mit einiaen tief den«-eg
ten Worten aus den plötzlichen Tod lei
nes Freundes und die noch nicht völlig
cufgetliirte Ursache desselben zu spre
chen. Hieraus entnahm er der aus dem
Tische lieaenden Mappe ein großes,
mit fünf Siegeln verfehenez Couvert,
crsuchte die Umsinendem sich zu über
zeugen, daß letztere unversehrt waren,
schnitt es vorsichtig auf und zog einige
große vollständig beschriebene Bogen
daraus herver. Sich auf einen Stuhl
niederlassend· begann er langsam und
deutlich den Jnhalt vorzulesen.
Nach den üblichen Einganassormeln
err.annte,der Testator zunächst als Te
ftameatsvollstreeler seinen Freund, den
Justizratb Vogels-does Als Univer
salerbin des bedeutenden Bann-ermö
aenidar die Stadt eingeteilt in dem
Sinne, dasz der Magistrat als Verwal
ter des Vermögens bestellt war und
vors-dessen Ertrag jährlich einer Reihe
ausdrticklich benannter milder Stiftun
aen und humaner Anstalten namhafte
Zuschüsse zu leisten hatte. Ein ande
rer Theil der Zinsen war ihm nach
freiem Ermessen zur Verwendung
jährlich überlassen Die beiden bedeu
tendsten Legate waren dem Assessor
Oswald Harms und Frau Leontine
Benneroin ausgesetzt und es veran
laßte eine tiefe Bewegung in der Ver-—
farnmluna, daß gerade diese beiden aus
so tief bellagenstverther Veranlassung
» fehlen mußten.
Sämmtliche Angestellte der Firma,
sen-te die Dienstboten waren im Ver
bältnisz zu der Zett, welche siedenr
Verstorbenen gedient, rnit ansehnlttben
Legaten bedacht, große Sensation er
j regte aber die Verwendung, welche der
i Tesiator seinem Geschäft und seiner
Fabrik ben hatte. Sie sollten nn
ter der ten-a Benno Darm mit dedu
est darin fieekenden Betriebskapital in
nselben Räumen, in denen sie lich
bisher besundez weiter geführt undin
eine Genossenschaft verwandelt werden.
an welcher jeder beim Ableben des Te
srators im Geschäft Angestellte und
jeder in der Fabrik Arbeitende einen
Theil hatte. Des Wobnhaus war zu
Whnunaen sitt die Leiter des
Geschäfte bestimmt, aueb sollte darin-.
wie im Garten, eine Mittag-statt
tnd ein Kinderaarten file die Kinder
J der Arbeiter einer wert-en
Der Justizratb wurde hier durch
laute Ausrufe des Staunens und der
Bewunderung unterbrochen, und ge
währte mehrere Minuten. ehe er m
seiner Borlesnng fortfahren konnte
Mit sichtlicher Ueberwindung und mit
sichs ganz fester Stimme verlas er als
aäs die leste Verfügung des Testa
me es:
»Meine Tochter, era Adtjenne
Hat-Ins erhält das ihr gesetzlich zukom
mende Psliebttbeil·«
Mit diesen kurzen, trockenen Worten
sertigte der Mann. der süe jeden seiner
Diener ein steundliches, anerkennendes
Wort gehabt, der mit warmem Herzen
und steiqebiqet Hand für Arme nnd
Kranke, süt Witwen und Waisen e
sotgt, der bedache gewesen war, je er
Noth zu stenmn die Tochter ab, die
ihm nie im Leben etwas zu Leide ge
than, die et seit ihrem zartesten Kin
beth seicht gesehen hatte.
e meet Iußte Ihm se r wehe
getqu hasche-as ei tm osp noch is
W
dieser Weir auf das sind til-ertrug.
Wie wede. as wußte von allen Unwe
fknden allein der Juttlzrath. und doch
wurde e gerade thrnsiin diesem Au en
dlicke s ver« dem Verstorbenen, de en
Lob in aller Munde war, zu ver
zeihen. Er fühlte mit oerma, die, das
Haupt tief gespan, dar Gesicht mit dem
Taschentuch bedeckt, bitterltch weinte.
und begriff, daß ntelpt der Kummer urn
das ihr entqanaene Geld und Gut ihr
diese Thränen erpreßtr. Schnell ent
zog er sich den ihn umringenden Her
ren. um das junge Mädchen aus dem
Saale zu führen; als er sich aber den
Weg zu ihr gebannt hatte, fand er sich
zunächst Frau Wewetzer gegenüber, dre
ihn mit wuthfuntelnden Augen ansah
und zischt-ed rief:
»Das ist Jhr Wert, Herr Justiz
ratb. Da steht der Mann. derDich zur
Bettlerin aemacht hat, ;rma."
Eine Bettler-in ist Fräulein era
Gott sei Dank noch nicht und wurde
sie, so lange ich da bin, nicht sein«
wenn ihr aus dem Nachlaß ihres-»Va
ters auch gar nichts zugefallen ware,«
, entgegnete würdevoll der Justizratb,
Z »mein Freund Darm-S . . . ."
»Nennen Sie den Schurken nrchr,i
deer sein einzian Kind bestehlen tonr.- :
«unterbrach ihn Frau Wewetzer
Jetzt aber erbols sich Jrrna Sie war ;
tritenbleich. aber der Tbriinenstrcin s
schien plötzlich versiegt und mit tieker
gebietender Stimme sagte sie: .
«Tante, lein Wort acaen meinen;
Vater, heute nicht und niemals Er i
bat recht aehandelt« wandte sie sich
zum Justizratb ,,.besser lann Niemand
über einen arosken Vesiß versiiaem alsj
et gethan. Wenn er mich doch nur ein
wenig aelieibt hätte! Ich mochte soi
aern stolz daraus sein dürfen. seine I
Tochter zu sein!'« l
»Du darfst es, mein liebes Kind, »
diese Worte geben Dir ein volles Recht
daraus « antwortete derJustizratb und
schloß sie in seine Arme. »Komm setzt (
alles Weitere beratben wir in einer
späteren Stunde«
Ein Schreaensschrei unterbrach ihn.
Die Frau Professor Wen-eher welche
sich mit hochmütbigem Achselzucken rion
ibm und era abgewendet und einiae s
Schritte aeaen die Thiir zu aetban,
hatte ibn aus-gestoßen Arnald Färber I
i taumelte ibr entgegen: Niemand, der
! ibn sab konnte zweiseln daß er start
betrunken sei
Der Saal besaß mehrere Ausaanae
und aus diesen war ein aroßer Tlieil
der bei der Verlesnna des Testaments
Anwesenden, sobald dieselbe beendet
war. binausaeströmL Man baite es
sehr eilia rebabt sortzutornmem um
den Inhalt des Testaments weiter zu
verbreiten und sich als den aliiellichen
Empfänger eines Leaats oder Mitbe
tbeiliaten an der Fabrik den Theilneb
mern oder Neidern vorzustellen. Auch
Arnald Farben der nachdem er seine
Alaschen leer netrunten in den Hauz
slur und die Treppe binausaetatmelt
war hatte die Bemerkungen der Leute
-cebe’-rt und mehrmals war das Wort
an sein Dbr geschlagen: »Die Tochter
isi enterbt!'
Das battk seinen bis dahin der
aniialichen Rausch in einen zorniaen
I rerwandelt Kaum erblickte er seine
! Tante, da schrie er:
J »Darum Räuber und Minder-!
Darum Abt-allaha Kaubertront ver »
i sclrenl Schalk um den Schnur-ten s
den ich mir in der Nacht nebolt habe. « i
»Arnold. wag schweift-est Du denn i
da siir unsinniaes QeuaF ries Frau
Wen-eher und wollte aus ibren Reisen
iristiirzem aber schon hatte einer der
noch anwesenden Herren ibren Arm er
rsriisen und bielt ibn eisenfest. Der
Trrtnlene inh- ietrt. in einen weinerli
ihn Ton überarbend und zuletzt laut
schluchiend sort:
Einentlich machte-—- ich—- icksrnir
aar nicht viel ans dem Mädchen Aber
— aber Tante saate-— das viele Geld
—- das — das sollt’ ich nicht den Os
wald schinden lassen —das —«
,.Araold!« schrie Frau Wen-eher nnd
wollte sich losreiszen aber es aelana
ibr nicht und der Trunkene schwerste
jetzt wieder lachend weiter:
J- YWMMOPITHF imiie
IM In I c s s
bennrir doch nicht reimt-tot here
Darin-. Mte sein Leben nicht ver
sichern —- wars den Agenten aus dein
hause. Mußte doch dran glauben.
hehbal heil-« Alles aehiirtlDer
Liebestrank — Abdasalfs — hab's
ibrn besinnt In den Garten aeschli
chen —- dai Fläschchen deriauschtl Und
non ilks doch unssonst-— nun mag ich
sie Licht anen sann der As
sessor sie nehmer-. Das Gift das Gift,
Dein Mensch weih, daß ich’s gewesen
ms—---«
,,Wos — was wellt Jsbr von mir,
Dswald hat-ins iit’s gewesen!« schrie
er auf und ichan um sich, denn er
iübite sich von hinten gepackt. Sein
Widerstand war bald qebrochen, heu
lend fiei er Kunz in die Arme, der sich
herangeichiichen und seiner bemächtigt
hatte. Ein paar Arbeiter ergriffen ihn
und schleppte-n ihn aus dem Saale.
»Aber meine herren, Sie werden
doch auf dieses Geschwiiy nichts geben.
Sie sehen ja, daß der Unglückliche
. sinnlos betrunken ist!« riei die rein
! Professor und sah sich Wieflehm TM
Kreise uni. Sie begegnete nur kalten
und strenqen Mienen, und der Justiz
ratb sagte
»Der Wein eriindet nicht« er schmäht
nur ans das Citat dürfte Ihnen be
sonnt sein« meine gnädtge Frau. here
Dr. Färber hat in seiner Trunkenheit
so viel verrathen, baß, wie ich nicht
meiste, seine sofortige Jethaitung ver
Mt werben Dieb«
-Usd Otto-XVI Entlassungk flic
III-sehe ttqzustkchnnudiebn Anhle
men.
Wie verklärt hob steh das bleiche
Gesicht.
7. Kapitel.
Arnold Fächer sand sieh, als er nach
vielen Stunden aus einem schverem
tadtenähnliehen Schlaf erwachte,· zu
keine-n 15Freirzenlosen Staunen in einein
hm d ig unbekannten, nur mit den
alletnothrvendi en Geräthschasten
autgestatieten mache aus dürftige-n
Lager wieder-. Durch das in ziemlich-r
hohe angebrachte und obeneln vergri
terte Fenster fiel der Schein des jungen
Tages. "
Verstört rieb er sich die Augen und
schaute um sich. Wo war er nuri Was
war mit ihm vorqe angen? Hatte er
wieder einmal Rau händel gehabt und
war in’s Polizeigeivahrsain gebracht
werdens Da halte man ihn doch aber
immer mit Andern zusammengesperri
und ihm nicht die Ehre der Einzelhast
ungethnn Dennoch konnte der Ort,
an dem er sieh besand, nichts Anderes
sein als ein Gefängniß·
Er legte die-Hand an die schmerzende
Stirn und sann und sann, und lang-—
sam, allmsifilich lain ihm die Erinne
runq an desi gestrigen Tag, an dein im
·fJarniH’sche:-. Hause Testameniseröss
nnna newesen mar, an den Justizratb,
der ihn verhindert hatte, dabei su sein«
an den auten Trunt, den er inzwiseleiz
gethan, sowie an den wunderlichen
Traum, den er daran-i gehabt.
Plötzlich sprang er mit beiden Bei
nen rualeich vom Lager.
«Hab’ ich das ettoa nicht blos ge
trijuint!« schrie er. »Helf ich in mei
ner Trunkenheit mich ucn den Hals aes
redet? Ich muß wissen, wo ich hinl«
schrie er, stürzte zur Thür. riittelte du
ran und donnerte, als er sie verschlos
sen sand, mit beiden Fäusten dagegen.
Ein Gesönnniszwiirter tnm und ver
wies ilzn we Ruhe, Hochsahrend fragte
er, aus welchem Grunde und mit wel
chem Rechte man ihn in’å Gesangnisz
gebracht
»Das werde er erfahren, sobald der
Herrillnitsgerichtssmth ihn zum Verhör
rorsiihren lasse, siir den Augenblick
könne er sich aber wieder niederlegen
und noch ein paar Stunden seinen
Rausch ausschlafen,« antwortete der
Mann und machte die Klar-de des run
den Fensters in der Tdktr wieder zu.
Förder suchte wohl das Lager vcn
neuem aus« den guten Ratt-, noch ein
paar Stunden zu schlafen. vermochte
er jedoch nicht zu befolgen. Angstvoll
trälzte er sich vrn einer Seite aus die
untere und sragte sich was nnd wie
viel er aestern in seinem Rausche aus
geschwant haben möge.
,.Vertvijnschter Wein.« murmelte er,
»aber er war zu gut. Brächtr man
rnir seht eine Flasche deran derein. ich
tränke sie leer und stände Todesstrase
daraus-« Er schnalzte mit der Zunge.
Extra kanns nicht werden, es ist Nie
neand im Stande. mir etwas zu den-ei
sen,« tröstete er sich dann und as. s
n-.ir soll teiner etwas beratet-bringen«
Diesem Entschlusse gemäß legte er
sich denn denn ersten Verer völlig
aufs Zeug-ten Er sei sinnlos betrun
ten gewesen und möge tolles Zeug ges
schwatzt haben, tönne sich aber ans
nichts mebr besinnen. Es sei so viel
tsan dein Liedestrant und dem Gift
und dem Testament die Rede aeivesen,
dasi es wahrlich tein Wunder sei. wenn
diese Dinge den Leuten im Traume
und was ungefatir das Gleiche wäre,
im Ransche voraetoinmen wären Fer
ner stellte er entschieden tn Adrede, ie
Vorder in der Stadt und im Harms’
schen Hause newesen Zu sein.
Der Untersuchungsrichter vernahm
die Harms'schen Dienstboten; keiner
erinnerte sich, den Dattor Färber
tritt-er im Hause aeselien zu haben, doch
meinte das Küchenrnädchem sie hätte
zu Nun-e gesagt, der Dottor Färber
tornme ihr bekannt var, sie wisse nur
nicht« tva sie idn hinbringen solle. Leh
terer habe aemeint, er ähnele dem Ber
sicherungs- Agenten. den der here kürz
lich- litnaulgetvorsen habe nur hätte
der schwarzes haar nnd einen großen
schwarz en Schnnrri nnd Munde-et ge
habt, wiits drend Hsig und
bartlos sei, auch de jener e ne Dritte
getragen und Doktor Ists-er set-e mit
blas-en Augen recht schsrs
Der Untersuchungörichter ließ
sämmtliche Diener und Dienerinnen
des harmkschen Hauses nochmals Du
r.
safnrmentommen und ihnen den
ZHCUDck MU schwarzes UNPIUCN UUD
schwarzem Bart, eineeVrille und einem
treichen Filzhut während er jetzt int
mer einen Cvlinker getragen, vorfüh
ren. Nunmehr erkannten ihn Kanne
nnd das KiEckIenmädchen wirklich als
den Vetsicherungsagentem dem fein
Besuch des dem verstorbenen Harme
ükel bekommen war, und das Hans
mädchen behauptete sogar, er müsse ihn
wiederholt haben, denn sie hörte ihn bei
Frau Bennewiß gesehen. Die habe ihn
im honkflur abgefertißx undsie habe
im Vorübergehen geh t, wie sie n
ihm gesagt, sie hätte keine Zeit· ee
müsse in den Garten. wo Assessor
holms auf sie warte.
«War das etwa am Tage vor
der Abreise des Herrn Ascesi-»EsM
fragte der Untersuchunqsrich er.
Das Mädchen legte die Hand on die
Stirn, sann nach und faate mir voller
Bestimmt-eit- »Ja. an dem Morgen
war ei. here Amtsåerichtsrath.«
»Warum erfahre ich fest erst da
von?« fra te der Unsrfuchungsri ter
streng, un weinerti erwiderte s
Mädchen.
« net-ten SUB- doeb nur nicht
übel, rr oth. Ich hatte es san
verge en. Atmen so oftLente, hitzi
dem en etwas verkaufen wollten
und zuerst itiit Frau sennewih kra- «
chen. daß rnir das nicht wettet an iet.«
Das war richtig nnd dein - ’dchen
umso weniger ein Vorwurf nies
eden als der Untersuchutæ richtet . «
selbst weiter gar kein M daraus .
gelegt, als ihm Frau Rennen-is Dort· » -
reich erzählt hatte, wie sie durch det- «
Besuch dei- Bersichernngsaaenten aus«-;N "
gehalten worden sei. als sie zu dem -
Ptvftssvt hat-ne insden Garten gehen s
wollte. -.
Er ließ iettere seht vorsiihren un «
sich den Versicherungsagenten genau -·z
beschreiben. Seine Frage, od sie den «- "·
Menschen wieder-erkennen würde, ;
jahte sie. und ais ihr nun Fäeber in
seiner Vertieiditng dargestellt ward, ..«
ertlörte fee rnit der geöseten Bestimmt-.
heit, er sei es gewesen und wiederholte
nocheiiimat alles,wasfie rnit ihm ge- :
sprachen hatte.
»Aber was ditst mir der?'« sügte
sie dann seufzend Hinzu. aEr hat doch
kein Gist in die Flasche gegossen. Das
hat Niemand gethan als der Assessor
Harme. das liegt ttar zu Tage!«
Der llntersrichungsrichter wußte es
jetzt schon besser.
ArnoldFärber bemühte sich noch irri
mee zu leugnen. Er sal- tich jedoch
mehr und mehr in die Enae getrieben,
auch wurde sein durch ein arti-schwei
fendes Leben entnerdterttiirper schon
durch ein paar Tage hatt derartig
tjeruntergedracht, dass itm jede Wit
tengtrast vertieß, und so dequernte e·r
; sich denn bald zu einein umfassenden
Gesiiäiidnisz.
Trotz seines Tenia einwandsreien
Lebenswandels hatte er sich von jeher
der großen Gunst feiner Idnte We
ueger erfreut« die idn stets- in Schus
natnn« it)m, so weit itire Mittet dies
nur gestatten-n Geld zuttertte und den
Man entworfen hatte, itin mit Jtma, I
der einzigen Tat-irr des Millidneies
Harm, zu verheirathen obwohl sie «
sich nicht verhehten konnte. dasOsrvald «
Varms inni dabei im Weae stehe. Bei
inter Verwendung iiir densjtessen hatte
es ihr aber ein Leictytes geschienen, daß
er jenen andsteche, wenn er nur wette,
und sie hatte destantig aus ihn eingere
det, er solle sich doch nur Ordentlich hal
ten und angenehm der Jrinn machen,
dann tönne es iyin ja gar nicht setzten,
den Preis zu erringen.
Farber hatte nicht viel Lust ver
spürt, sein Leben zu ändern und am
allerwenigsten mochte er dies thun,
ohne zn wessen, ob der Gewinn den
Einiatz lohne. Darum wollte er sich vor
allen Dingen erst oeraetoifsern, ob
era wirklich die Erbin ihres Vaters
sei oder doch weniaitens einen großen
Theil von dessen Vermoaen zu erwar
ten abe. Er war nach dem Wohnort
des « abrilbesigers Darms gefahren,
hatte, um spater nicht wieder ertannt
zu werden, sich durch Perriicke, Bart
nnd Brille ein ans anderes Ansehen
gegeben und sus
vorgestellLZWCr hatte ihn hat-ins nicht
anhören wollen nnd als der Besuchee
aufdringlich wurde. hinausgewiesen
Färber hatte indeß die Bei-Junge st
der Haushalterin gemacht. den ch
wiederholt und mit besserem Ethik-.
Sie hatte ihm gesagt, ein Testament
toare noch nicht tordanden. werde aber
in den nächsten Tagen und zwar völlig
zu erTs Ungunsien gemacht werden«
Gern loiirde er noch mehr erfahren
haben, aber Frau Bennewitz war eilig
qewesen nnd hatte ihn mit den Worten
stehen lassen, sie miiise in den Garten,
too Assessor Halm-i sie erwarte.
Assesior Hat-mö, klein Rivall Was
lönnte der andere mit derbaushiilterin
zu verhandeln haben, als ertsstlluiis
lichten bei ihrem Vater? Das Gespräch
muszte er mit anböten Vorttchti toar
er ihr nachgeschlichen und hatte inter
dem Gebüsch berboraen einen großen
Theil der Unterrednna zwischen ihr -
lind dem Assessor erlauicht.
»Da packte mich der Ver-suchet nnd
liesz mich nicht wieder losl« gestand er.
als er in seiner Erzählung io weit ·
kommen war beinahe lckdluchsenn Hec?
komm- oer nderrh daß Jana nich
Univer ler n ihres Vaters toard
und r gleichzeitia den unbeqnemen
Maither unt ihre band vom halse
schaffen. Ussessor barnti gab der
Daththerin so tolle Verhaltungoi
rnaßn eln, als habe es einend daraus
abgese n. sich in die Patsche zu brin
en, an mit dein vermeintlichen Lie
est ant etwas schief aehen sollte
Ich schlich nI eb unter dem Schatten
der Name ungesehen davon, sahe
L nach Berlin, holteiniz Gift. was zu
algVersicherungsagent .
ji
errang-m Iut miij Atö Untnutek keine
großen Sdnvicrieteiten hatte und
kehrte mit einem leendznae zurück an
den Ort der Ilan
Wieder im Gebüsch verborgen, wars
tete ich im Genuss-Heu Garten. Die
Seit wurde n:ir entjetzlich lang, es
schlug hold usw vkei Viert-I vor ci,
und noch immer laa keine kleineIlai
auf weißem Papier unter der Eiche.
Als ich die Thutmubr elf schlagz
hörte, glaubte ich, harms habe »
Scher wohl auiaeaeben. aber giezch
daraus kam er, lustia ein Liedchen trac
lernd, legte die Keine Masche und den
gro en Bo en unter den Baum nnd
ent ernte mit den lachend gespro
CSchlUß folgt-)
l
chenen Worten: »Wald belomm’3!« e« »
J
Der Mann, welcher eine heirath- X
vermittlerin versiegen will, weit
ihm keine Frau verscha te, sengt s «
Glück noch gar nicht« » s
III
Frau-reich hat i- murrsthqn
m v .
Zitan in DÆMMDFCMQ