Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, June 09, 1899, Sonntags-Blatt., Image 15

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    s
so Einer Ist non Deinem dcsl:1:.
Nach dem Lislsrn erzählt von .R i ckz ci k :
D i e ! : i ch.
Es ist Mittag. Die Strahlen der
Frrihlings - Sonne schauen srennolich
durch die Fenster —- Oben im vierten
Stocke eines großstädtischen inter
-iiauses, in einem engen, einsen trigeuI
Dachst chen, das nur die nothwendig-·l
sten G gen-stände enthält, sin ein jun-i
ger Mann. Er hat die Ellenbogen aus!
den Tisch gestentties, san-r yciße Thränen -
tropsen aus seinen Augen ans einen
Brief, den er zwischen seinen Hunden
lcka t.
»Also auch Du,« lommt es schmerz
betvegt ron seinen Lippen »und aus
Dich hätte ich Felsen gebautl Du durs
test mich nicht verratycn, ietzt, wo mich
Alles derläiitl« ..
Wieder greift er nach dem Briefe,
- und inttnee trieder liest er ihn. Und da
srebi es doch so deutlich, was er uirtrt
begreifen will: .
»Du hattest ja immer so iochfiic «
gende Pläne; die Anderen Las-en daru- «
bet die Achseln gezuelt, ich aber kalte an ’
Tich geglaubt bis zum letzten Augen
bliae . Du gingst hier fort, weil Du
sagtest, man verstehe Dich hier nicht, in
, Wien wiirde das Genie sich eiter Balxisi
brechen, dort würdest Du siegen. Unr
ich glaubte auch das-. Liber- Du hast
niich immer enttäuscht Mein Vater
sagte stets. Du seiest ein Phantasi, jetzt
steht dasselbe auch in allen Wien-er
Blättern, unt eOJ ist aus init all« Deinen
stolzen Träumen. Mich aber sollst Du
nicht rnitzielien von Stufe zu Stufe,
das wollen meine Eltern nicht, und ich
—-- ich will es auch nicht. Und darum
lebe wohl —-- aus immer.
Rose.«
Lanqsant legte er das Papier aus
der Hand, sinnend schauen seine thriis
nenseuchten Augen-two Leere. Ja, sie
hatte Recht, es war weit mit inni ne
kommen, und doch sie durfte ihn nicht
lassen. Sie war ed sa gewesen, die die
Sucht nan Ruhm in sein Herz ge
iislanzt, die stolze Rose, kie sich so aern
bewundern ließ. Aber er tonnte sie
Licht hassen, diese Rose, die er an seinem
Busen gebrat. die er so heiß aeliebt
dritte, und die er noch immer liebte. - —
An seinen: Geiste ziehen alle die lieb
lichen Bilder vorüber aus- der Vergan
genbeii, die seligen Stank-M wo er in
iksren Armen lag und die ganze Welt
vergaß. lind er denkt auch an den Ab
schied. Vor sechs Wochen erst war es
gewesen. So siegesbewußt batte er sie
aus die Lippen aetiißt und zuveriichtlich
iln in’s ber aeraunt: »Verlaß’ Dich
daraus, ich ums-, und werd: sie.i,en!«
lind dann liatte er sTe halb scherzend
aesraai, ob sie ihn auch nicht verncsssn
wurde, Und sie hatte ihm so vertrauen-H
siell in die Uluaen del-lädt, und fest iu
seinen Arm geschniieai, inne schelinish
dass Goeiiie’sci:e Tttori ariliisiertI
»So tsiner Von Deinem Zeitlan,
Tet hätt noch eine Weite nachk«
lind jetzt toar Alle-:- au-:-. Mit
zitternder Hand sas3t u an seine bren
nende Stirne-, nnI wieder weint er
l!eisze, heiße Tliriinsn
Keiner glaubt mehr san itnt, an sein-:
Kunst, seine besten Freunde haben sich
ton ilnn abgemattet, und ietzt --— aehi
auch sie.
Ein herber Zug leate sirb um seinen
Mund, einen Augenblick nocts sinnt er,
dann Plötzlich erhebt er sich. Seine
Mienen reiten eine starre Entschlussem
beit, unwillkürlich strasst sirb seine Hat
jung, seine Händ- schließen sich, und
ausderichiei sieht er da. Seine Augen
aber blicken seltsam hohl, und wie zu
sich selber niurmeln seine Lip en:
». . . .Der hält noch eine Weile nach.«
I I I
Jrn Deutschen Theater zu Berlin ist
eine Preniiere: »Die Rache« von Willq
Her-mann.
Schon mehrere Tage oorher war tein
Platz mehr zu haben. toar doch zuerst
tas Stück des noch vEllia unbekannten
ttlntors dort der Consnr Verboten wor
den
lDie ngen sind bis nnf den letzten
Stuhl gefüllt, Und irn Parqnet drängt
sich die gesamrnte Litternten s« Welt
Berlin-. Er- war ein erstttassiges
Publitnin erschienen
Llueh Cornrnerzienrnth Thomas war
nrit seiner Familie anwesend. Seine
schönen Töchter lehnten sich vor-nehm
in ihre Sessel zurück, unsd manches
Opernglas weilte länger ans ihrer
Voge.
Besonders die ältere von ihnen, Rose,
war- eine unnvorbene BeauteK Man
txmntelte zwar von einer früheren Ver
lovung zwischen ihr und eine-n jungen
L?r(l·rittsrel!er, die sie kann plötzlich ab
brarnz over im Grunde genommen hatte
man ihr dass- tiingft vergessen, nnd unter
ten IJornelnnen Cavatieren hätten sich
riele nefnnden, die ihr um stille-, gern
eher-, unr- Hnnd zu Fiiszen legten. Bis-J
Tal-in Obst hatte sie sich Niemanden er
ni..internd gezeigt, und bessere Seelen
teier tiilirten das diraus zurück, dass sie
im alte Liede noch nicht ganz verwun
t.«n t«.ibe.
Deine aber war sie besonders ausge
rämnt, nnd letter scherzte sie mit ihrem
Vetter, einein schnincten Lientenant aus
Dresden, der ec- so nndergteichlieh ver
stand, ihr den Hof in :.iaa·,en.
»Man spricht iider orts- Stiict nnd räth
hin nnd het, wag es nsolkl enthalten
ldnne. und was der Grund gewesen ist,
daß es zuerst verboten wurde
· ,,Kenusr Du den Autor, Ale1?«
starrte Rose ihren Vetter-.
»Nein, Consine, völlig unbekannt, es
tennt ihn überhaupt steiner; ich habe
;., mich überall erfreut-ist Man vermu
ijyjtheh daß ei ein Pseudonym ser. Es
irird wdlsssctxetnlich wieder ein schdnes
T«.adansti»el sein, rnan sollte ildserisallpi
Iieie Prcmieren nicht mehr besuchen."
Ein helles Glockenzeichen schneidt die
Entgegnune ab,· und Alles rüclt sich
nett-ils aui seinem Platze zurecht.
Der Vorhang geht ans.
Ein letztes Rauschen von Damen
tleidern, ein tutzes Glsliisrer noch, und
Alles ist still, indessen sich unten cus den
Brettern die Scene zu entwickeln be
ginnt.
Ein seltsames Stück, nicht trag man
erwartet: ein rnoderneg Bild aus dem
Gesellschaftsleben,«mit starken Natur
sarden realistisiti geschildert, nein, ein
Zaubermiircisen ans veranngenen Zei
ten, voll til-sinniger Weisheit nnd
flllst’rer Tr:iz.ril.
»Der erste Llct ist zu Ende. lkin mä
znser Lipplans auf lsen besseren Plätzen
mischt sieh mit vereinzelten; Zischen in
den - deren Raunen
» Lllan war eben enttäufcht. Das
benfnrderlsnt hatte die Menge in den
Glauben Helotent, da unten würde sich
un Standalsriict entrollen Ein Mär
clsen ----- das war doch nichts für das
nioderne Berlin.
Auch der zweite Akt zieht Vorüber-.
Der Beifall ist stärker, das Zischen lsat
ganz aufgehört Man beqinnt sich zn
mteresfsren Mit setem lecte wächst
das- Jrstkresse nnd mit ilnn telAvplalth.
Und als: zum letzten Male der Vorhain
fälli, — das ist kein Beifall niedr, das
ist ein Jitlseln nnd Jouclszen ohne Ende
eine Bezieht-ertrug ldie keine Grenzen
kennt· Mars sjtlslt, soeben wurde ein
gottlceanarelecs Genie entdeckt, ein schaf
sender Geist raan sich titanisch an das
Licht der Welt.
»Der Autor!« »Der itlntor!«
wird stiirntiscls vertan-In und endlich
nach langen: Zögern tritt er herver, von
den Sckzauspieletn fast gewaltsam an
die httanive gedrängt
Von Neuem briclft sder Judel los
Danlend verneigt sich der Dichter nach
allen Seiten.
Immer wieder wird er gerufen . . . .
Einmal nlsr streift sein Blick flüchtig,
obet doclr scharf eine gewisse Lage, aus
der man eine ohnmächtig gewordene
tunae Dame trägt.
Sie lsatte ihn ertrinnt trotz seine
Pseudonymsts, trotz seinee VollbaiteA
die stolze Rose, nnd ein Zug der Be
friedigung zrntt uber seine Lippen.
.- .«· «
ka Ges.:lit war lsleicli geworden in
ten letzten Tagen, iinr ihre Züge zeug
ten von dick-weinten Ngirliieik Sie
hatte viel rielitten seit jenem ?lbeno, wo
man sie onninliaxtia aus«-»denn Tl;eate.·
iiacls Hause zieselinsit lkiiiir. Es ioar ihr
tlar geworden, til-:- er til-it unten sie-nd,
irnitost vorn Beifall der TUtenaQ war- sie
verloren, nnd sie sixlxlte ex in ihrem
tiefsten Jniieiii, disk sit eirientlikls nie
ansaetidii heite- ilkkn aninneioreii, daß
s.e ihn lJeiiie inetxr liebte, nsie ji« zuvor.
tsintsfiisrimzien bitterster zliene iiiio
titesiilile non Erim-n besiiirniten niactitiq
ihre Seel-. Sie sina .:n zii begreifen,
nsie Verioorsen sie aclnindeli l;atie, al
s.e sieli damals visit it,n- aman
Mit dieser lrrlsrnntnisz zugleich uoer
lssaite sich die stolze klirse selost liber
wiiiiden und ilziss aeiiliiiebeii, wie sehr
sie ilin liebte, ros- cleiid sie neitnrden
ware.
Jetzt cider wartet sie aus seine Ant
wart, uisfs ioenn sie silsrn fiililt, dass, er
sie noch liebt, dass er ivieler kommen
und Vnit Neuem in ihren Fiisien lieaen
wird —-- wie könnte er denn ander-:- vo
scs viel Schönheit, sc viel Bonatti, so
kann sie doch eine seltsame «.lter«oositiit
nicht unterdrücken. Jminer wieder steht
sie auf und seht »inm Fenster, ob er denn
nicht bald kommt, der so heiß ljrrsehnte
Es klingelk
Sie esictt zusammen. Hat sie ihn
doti: übersehen?
Aber nein, es ist nur sder Postbotr.
»Mit-nein Rose Thomag.«
An sie? Wer mag eins sein?
Ein Blick peniiqt -— von iliml —- Sie
leniit die nrosyem regelmäßigen Züge
snoch ganz aenaii. Alier mais soll das-«
heießn, warum kommt er nickit selbst?
; Hastin reisit sie dein Uiiischlng auf,
»und mit stockendem thlieni iilieriliegt sie
dss lurzen Zeilen
» Eine kahle Vlässe iiberziiitit itzt Ge
sicht, due Billet entzilcitet ihren zittern
»den Händen. starren Auges sieln sie-ihm
siiach — dann sinkt sie gebrochen zusam
men . . .
i Der alte Diener« lder turs raraiis ein
tritt, findet leine junge Herrin nie leb
sloc hingestreckt llnnillliirlich fiillt sein
sBlick aus ein Papier zu ihren , üben, er
sniniint es hastig aiif nnd liest:
» »Bei-seiden will ich Dir gern, wal
Dn gethan basi, denn es wurde mein
Ruhm daraus-. Mit meinem Werke
aber tilqte ich den letzten Rest der Liebe
zu Dir ans meiner-i Herzen. Damals,
als Du mich verliessen glaubte ich
veknichtet in fein. Rest weiß ich, daß
Du Recht lsast » —
»So Einer von Deineisi Schlag,
Tier heilt noch eiise Weile nacht«
W
» Das vertan-sovieles
» . f «
Ommstcslc roc! A : t l) u r N o e k) !.
! Ja dem neun-. Drnma, das in dem
Theater tseks Guan einstubirt wurde,
war dem bericknuen Cliuatterdatsteller
Mkajewiti die Rolle eines Mannes zus
pekalzim der in ungerechtfertigtek Wei
se verdächtig: wurde. mit dec jungen
Frau des bisten seine: Freunde ange
«bändelt zu haben.
) Ums-wish trat in kcm Stück die
xGraUnit und die Biedetleit selbst, ein
zweiter ofeph an Lautcrkeit und Ge
wissenha tigkeit. aber fein von Eifer
sucht verblentefer Freund tam gieich
m dem ersten Akt und schleuderte ihm
den gihössigen ervuts ins Antlitz:
»Du beleiigst mich, Kanaillel Du
lintetgehii mich, Elender, mii meiner
mir vor Esote cinaeirauien Frau! Ge-i
stel;e, Hallin.le!«
Was machte also ein Jammerprinz,.
lrie ihn Keniewsli zu verlöspern hatte,«
in einer solchen Situation nun blos für«
ein Gefiel-l? «
Strafen-Eli tmt Vor den Spieg-:l. Er
schnitt eine seiner fürchterlichsien Gri
massm Es war klar, Schreck, Enk
seizen, Enhüslung, sprachlose Jud-ig
ixaiion, alles- (.uf einmal mußt- aus sei
nen Züan heraussehen. Er schob, wie
es seine Gewolzrlkseit war, wenn er eine
Maske fesigxulclien versuchte-, den Zei
qesinger seiner Rechten unter die Hals
binde lxinuniet
Aber er hold den Finger alsbald wie
der von dem Halskraaen weg.
Die Grimasse, die er in dein Spiequ
ticr sich sah, schien ihm der Situation
leinegfallsz zu ents rechten Es fehlte
in der Jlsai auf teni Gesicht, Das ihn
nsie dass einer- nsiitheno acworden·:nP-4
rians auc« dem Spiegel analotzte, der
Ansdsruil Iei Verschmelzung aller der
verschielenen Leidenschaften die plötz
lich all sein Blut in Aufregung zn setzen
halfen
lcsr iroi von dein Sen-Fiel fort, niiiß
eine Weile die Bühne unk versuchte,
sich niii eilen feinen Jst-Listen von
Neuem in seine Rolle hinsinzudenlem
nnd isann strana er Plötzlich abermals
soc-: ten Spiegel
I Ein kleieheg, leidenschaftlich verzoge
,ne5 Antlit, ne Il« in lcm Glas sichtbar,l
laber den- r.!os;en Schanfpieler schien;
diese Meiste isnmer noch nicksi diejenixieJ
fivelche et brauchte «
Die Ikckiiae Magie zu finden, hielt
aber aud; schwer Es war ein- aar in
Zailåxiefallene Situation. Firaiewsli
irr-at gewohnt nach dem Leben zu zeich
net-. Wo lialte ce- aber im Leben einen
Irr-ef, wie er ihn zu zeiilmen hatte,
zsclson einmal gearkenl
Ta fiel es ran vloizlich ein, daß es
Einem bottom wen kann, daf) man den
Wald vor Bäumen nicht sieht.
I Er lachte. cein Lachen tanq tri
.umpbircrid· Er glaubte auf einmal
eine U"I’öali:hleit.zir wissen, dag. You-Z er
Izu schildern hatt-, nach Dem Leben schik
dcrn zu lönncn
Tals-eint in ter kleinen kostan Billet,
tie er mit seiner Gattin in einein Vor
lort lieroolUnte hatte er Besuch, ten Be
such eines alten lieben eraebenen
zkrirnch eines Menschen« treu wie
Gold hcf cleidcn und a: ispxnchslog und
a«1 Ende urade so puritanisch toie der
Ctiaratier in seinem Stitel
,Wolflan!« scate er sich. « »Lr soll
jnnin Versucltgobjekt sein! Jrh eile
iust- Hause. Sowie ich ihn sehe-, dringe
ich auf ilm ein. isten-seit Esl u: te!
sclrei ich i. n an. Gesiebet Gestelket«
« Und dann wollte er leisten Blick non
dem Mienenspiel deg- anten Lilienielien
;vertrcnt-en, kais für fein s- -viel in oem
TTleater nkasxaebenr werdet-. sollt e. (-e
treuer nach ter Natur ali- in dein neu-n
Stint sollte er noch nie in seinem Leben
,aearbcitet l·al"-en!
tFr riels fällt rernniiat iiber seinen
Einfall ie sdiinbix
t Er schinintiss steti, c.lL die Probe zu
Ende war in atöfs er Eil als, dann
fesln er direli zu But-n ian nach Ftau
ise
s Jn seinem Vcsrort anoelanqt sah er
seinen a. tcn Urkund Bei jamin schon
Even Weite In in dem Vomarten feine-:
Häuschen-J stehen.
: »Beniamin! Beniansin!« hatt-te e:
bei sich. »Was wirst Du arme. biedeke,
trenzbrave Seele iiir ein ttieiiskst nsa
chen, nsenn ich Dir diese nach Deinem
geraden Sinn gewiß unaehenekliche Be
scskiildignna ins Gesicht fchteuvere!«
! »Aber tax- isst es ja eben! Das ist es
«1.·1 eben!« saate er sich dann. »Tag«
will ich ja sehen! Das will ich sitt-die
ren!«
! Er raste in seinen Garten hinein di
irrtt aus den alten, galt-treuen Jus-end
feeund los.
i ,«Hallnnle!" fuhr er mit aeirallten
Fingern ruf seinenNocklraaen los ,,Tsu
.l:-intergehst, Du betrügst mich, Schurke,
mit meiner mir vor Gott angetrauten
Ethesraul Jck weiß. alles! Gesteins
iGestehe!«
l Der arme erschrockene Benjantin
«s!ierte ihn nn·
,.Bravo! Brot-M« dachte der Schau
lspieler bei fich. »Nicht schleästk Nicil
scklechts dies etschkoctene Mienenspiel
iiir den Ansanqk
All-set e:· intßte doels noch viel, viel
Mateltcrislis.l)er werden! Li- brüllte
Zweim: ,Schurte! .83«!llunte!«
l Da schien seine I ehreclengmnsie fikt
plötzlich m einer ihn « — weis-. des. Geier
gar nicht zusagenden Weise Fu än
dera. Der arme Benjnmin machte en.
Dammes-, immer dinnnteres Gesicht
l »Um Hinsmelcsv willen, l.fdnor!« it;-.-s-,
er, on allen Gliedern bebend, heil-n.
i,,Woher weißt Du denn, Ifdgar "«
’ Er san! ous die Knie. Jetzt Ins-«
Plötzlich die Reihe an den Schauspiel-ne
eilig stiner Rolle zu fallen und einebtri
rnusse zu schneiden tsil auch nicht klug
genannt werden konnte.
Tser arme Benjnsfrim die alte bisher
itenzlrnee Seele, wand sich vor feine-!
Fäden
«Ecl)las:’ mich todt! Schlng’ wick
.tnit!«jnmms1te er. »Du hast IilsxllU
Du haft Rechts Jciy bin ein Schuflf
IE n Halluniel Jch hole Straf-: m
;dicnt, wenn ex auch tvirkiich so fxinlst
Ebar schlimm gar nicht gewesen ist! M »
Islalkl ihr doch nur einen einfachen Kuß
--- einen einfcxckscn Kuß
»W-« m?« brüllte der über die Verän j
dernng der Situation total aus ter
Fassung gerathene Mime.
»Mein sonst? Deiner Frau!« wurI
die geniinxeltc Antwort »Als Du ae
stern fri chen Rum für den Ulbevtp ·
punlch heilt-it —- bei tem Mondschein,
1
der in die Laube, in der wir sagen, her
einschien nnd ihre zarten iige be
stralilte i— ich kennte nicht anders -—
icy mußte ihr —-— so himmlisch sah Dei-:
ne Striwla out-, Ebnen-, — ich mußte
ilir die schmale weiße Hand, die sie vor
Fkir out den Tisch gelegt hielt, küs
en ——-«
Ter Schauspielet wandte sickz ab.
Er lachte.
»Tumn:u« Kerl!« sagte er.
»Das ist doch auch zu dumm!« stieß
er hervor« und es blieb unentschieden,
ob er damit die Lächerlichkeit der über
triebenen Skrupel Emjamins oder den
Verlust der Geleesenheit meinte, an ihm
sitt die Rolle, die et zu schaffen hatte,
ein Versuchgobjcft zu finden, wozu er
aber, nach kseni Kuß in der Laube, doch
kaum noch recht geeignet schiZtL
Zinilltngs - Herze-It
ercllette von A.»Schoebel.
Damals-, als sie auf die Welt ge
konrmen waren, hatte man ihnen je ein
rothes und ein blaueäBändchen um den
Arm gelegt. Sie wären sonst wahrhaf
tig nicht zu unterscheiden gewesen. —
Ganz gewiß nicht! Thörichter Weise
hatten sie es nämlich versäumt, irgend
ein Mal oder Leberfleckchen mitzubrin
gen, sie sahen sich ähnlich wie ein Ei
dem andern — Zwillingsschwestern!
Man hatte sie Lulu und Lolo ge
tauft. Während des feierlichen Altes
war Ltslus Stecklissen roth, Lolos blau
bebändert gewesen, aber als man sie
Abends in dieWiege legte, da vertausch
te die gute Großmatna die zehn Jahre
lang vergeblich auf Entel gewartet hat
te und nun, seit die Zwillinge da wa
ren, fortwährend lächelte und Dumm
heiten machte —-- da vertauschte die
Großntatna die Kinderchen, und es ließ
sich überhaupt nicht mehr feststellen,
welches als Lolo nnd welches als Lnlu
seinen Lebens-weg zu wandeln bestimmt
gewesen.
Erschrocken und fassnngslos hatte
sich die gute Alte aufgemacht und war
in’H Staatsztmnier hiniibergeilt, allwo
die Pathenfrhaft und eine ganze An
zahl guter Freunde und getreuer Nach
barn tafelten. Sie hatte dem qliielliss
elfen Vater einen Wink gegeben nnd ihm
ängstlich zwinternd ihr Mifdeschick of
fenbart. Stirnrisnzelnd folgte er de!
Schwiegermutter in das Kinderzini
mer.
Dort betrachtete er die Ztoillinge
von rechte-, betrachtete sie von links;
zapfte an dein goldigen Flaum, der auf
den weichen Köpfchen wucherte, wickelte
die nach Milch dnftenden Körper ans
ihren acstictten Bändern hervor, tastete
daran hereint; eg war unmöglich, diese
närrischen Dinger zu unterscheiden
stier; entschlossen erarifi er iraend
ein rothes Band nnd wickelte es: dem
ihm zunächst liegenden Kizsillina utsk
d-«i5 Fettrirtcelrhen der III-nnd
»Das solt die Lults fein. Vani!
ilnd lein Wort tu meiner Frau von
der «Lteritfectii:slts.ng «
Von da an theilte er mit dir Eitnnie
gerinnttet ein wichtika t.tte:ei::miis,,
Uelitnr fis-stand itms ein heiser-teures
liehetgeioicht im Hause neeseltntfte
t—««l-ira, feine Gattin, konnte sietikt niitit
ertlären weshalb di- thittter seit der-r
Tanftage in grenienloier Parteilichteit
bei allen streitigen Punkten ilirens Hat
ten Weilst gars. —
Die Zioiltinge nniaisen nnd erstart
ten, nahmen zu :1n,,V’-ei-heit« undFettx
aber ttseder Lnlu noch Lolo tonnte sich
entschließen, irgend eine Vatiatste zu
entwiiteln die zur tinterscheiduzsig der
beiden kleinen cliersijnlichteiten gedient
hätte, sei es isn Bau ooer der Lintwiit
luna dee Hindert-, der Weienheit, der
Stimme, sei es it-. der Farbe des- Haa
res oder der Augen·
Beide Zwillinae behielten die dnn
tell-lauen Augen nnd die goldigtchinis
tnernden Brannhaare, die sie mit auf
tie Welt gebracht Ihre Zähnchen bra
chen zu gleiches Zeit isnd in aleicher
zierlicher Form durch, ihre kleinen
Stumpfnasen forschten tect und iiber
ntiithig in.oer Luft nmher und ihre
Qberlippen zeigten dieselbe qeschnseiite
Form.
Der Verbluffenbcn Aehnlichkeit nis.
Vlusßncn gesellte sich eine eben so am
sie der inneren Veranlaaunq hinzu.
Derselbe Trieb, Bilderbiielnr zu be
scksauen unr Verschen zi. lernen. zeiw
nete das Bliillinak - Paar s1u5, otesel
lspx jauchzeude Liebe siir Vögel unr
Vlkzrnen tu
Lulu unt Volo versourten im näm
lichen Nimmt Hunger uanurft, Vei
re mussan Abscheu vor Hasersrlxleini
und asxen sich ie und ie tronl an kltt
und kleinen SUcaoelliunem Die Ostens-.
mijtterclien siir ilise Lsiililinqe but
Sie liest-ten uro weinten zu aleidler
;-eic, ii fcliliefen Abends Arm in Arm
ein und schluan Lumpens ilue aliin
,ienden Auan auf wie zwei Mcrinonet
ten, bir- ein und Derselbe Finden bewegt
cie lielsteu denselben total rerliifiten
Hanwel Mag, denselben ohne-Fausten
Hund aus Wolle. schnitten hinter Tan
t- Lene tiie aarfligstcn (i-esichter ner uno
tergötterten ihren Papa, der ihnen
freilich am liebsten die Sterne vom
Himmel geholt hätte.
Und eine-« Tages lagen sie ebenfalls
leide da, siebetnb, rolbe Pünktchen in
der Haut unt machten nein-einsam M.1.
fern und Sdfarlach durch.
Neck- ter Genesung blühten sie erst
1eclstcsuf; tcsch stets wie zwei Knösujxen
on einein Zweig. Die Atheren felb:r
liitleu sie kaum zu unterscheiden ver
mocht. Jn Erinnerung an den Taus
iag halte der Vater seinen »drolligen
Zusican wie er sie nannte, goldene
Ketten um den Hals schmieden lassen,
die wohl ein Wachsthum gestatten-in
does, sich nicht entfernen ließen. An
Lulus Kette hing ein Korallenl)erz, an
Lclog ein Perlkteuzchen, die die Kinder
bis- zu dem Tage traneri sollten, wo ir-»
gcnd eine lmsvnrtretende Charakterei
gentksinpliclrliii ider eine Veränderung
in der ti«"-1«pc1«lic1«,en Eritf.11tum die Ab
zeichen jibcstiliissiq machen würde.
Toki: niemals kam dieser Tag. Die
Ziriillinge blieben die Wiederholung ein
und bei-selben Wesens, eine Doppelaus
Halse der Species Mensch. Ihre Her
zen glichen Zwei Uhren mit gleichem
Gomi.
Sie wuchan so recht im Sonnen
sclicin auf. Mo sie erschienen, riefen sie
Lächeln nnd frolIe Gefühle Joach. Man
fclIerzte mit ihnn vern-iilinte sie-, staun
te sie an. Wie hätten sie anders- als
heiter nnd liebenswürdig werden sol
len!
In ter Schule wetteiferten fie, sieh
das Jntirisse von Lehrern nnd Lehrer
inn zu erhalten, zu verdienen —- wie
znsei Untrennbare hocktcn sie nebenein
ander anf der Schulbank.
« Mein hätte stets nur eine einzige
Censur siir sie ans-zuschreiben brau
chen; ihre Fritschtitte, ihreMängel wa
ren die strich-en- —im Singen und Zeich
nen exiselliiten die Zwillinge.
i Jahre flogen dahin· Die Lan-se
sdilof mit ker Confirmation ab Der
Prediaer hctte den Schwestern Ruch.
l;lerr tches Wirt zuNaemi alsLeitspruiiH
lnsit auf ten Lebens-weg geaeben. »
Noch Zwei vHehre eifriger Sehnlunki
in Küche und Haushalt Und die schön
ste Zeit bei-seh en fiir Lulu und Lolo,
die soramlcseste im Leber-. junger Mäd
chen aus tochlkabendem Stande.
· Die Zwillinae durften sieh am Be
ineh Von Conzertem Theater nnd Ge
sellschaften erfreuen, sie durften tanzen
"— s tanzen!
l Einen Erfolg hatten ihre frischen
Etsclxieiiinneenl Man ris- sich um das
»Topp« - Phänomen, urn diese reizen
den Sclwwestrrn die sieh dureh ’!iis.htå
nnterschiiten als durch das Perlkrenz
·und dass Kor.allenherz
I Oefters machten Lnlu und Lolo sieh
den Scherz, Isi- Kettchen mit einein
Sie-arti zu verhangen Jn welche Zers
leqenlreit din n ihre Tänzer geriethen!
Und die Ztrillinqe sdniiollten und leich
ten und rissen schließlich die Zimle
ah, um dac- Jnroanite zu lüften. —
Noch einem Ball wars . . .
Luer und Lolo lssotten den größten
Urfolei dei« sten ds verzeichnen dürfen.
sle i: Cotillonsträufihrn beladen wa
ren sie lseii (-.elehrt, die teichtsinnir-,
sehtrerniiitliaen Gehog -tra!ts;feher
Walzer roch in den Ohren
i Nun standen sie im gemeinsamen
Schlafkininzer in ihren rosiae zer
rsriielten Kleidern verhaltene S nfzcr
auf den Lippen
z Luln drehte ihr Flora .zltenher znsi
schen ten Fingern, »Seit toar deiJ
leiern teiit,« bemerkte sie aijhtisno
i Lolo nnrtte srtmmle Augen. »So
leiern nie neulich bei Tanie Mita, nnd
in der miimn Woche cuf deneaniiten
Vett. HI ii l t wahr. Ja, ja, wean qe
wisse Linie sel ent«
» Wie rtrstoiren fuhr Lnlu zusammen
i »«I.tiir tat Niemand qefelilt!« h:
theiierte sie lilntrotl. »Von .:!.ir kann
todt aai nicht die Etiede sein Eie
liiciie sich, alg suchte sie etwas-, nin iisi
tfrrikthen zu lteniiintiln. »Ich weis-,
riet-lauft qcr nicht, von wein Du
sprichst
s ,!sinn. von ihm, der auf drei Wochen
in seine Hei-nati) aereift if-« — «
! »Lll) « dehnte Lulu. »Du meinst
Assessor Arndi.«
! »Gewiß, Ulricl Arndt. Mert anf,
ehe der Frisctjina da iftckiilt er um Dich
an." ,
»Nein! nm Dieh, das ist tsei mir
längst irae-gemachte Sache.«
Lote lachte eseqniilt auf nnd nahm
sietd den Veilchenlranz ans den Haa
ren. —
! »Um mich? Wie sollte er kam-if
lotnnnn? Mit mir hat er sich nur be
scnäftiat, weil ich Deine Schwester bin.«
,Und init mir, weil ich Dir ähnlich
selte« Luln schlenderte so heftia ihre
«gol’r·lisdt-ntn Sittthe von den Füßen
das-; sie unten-; Bett hinuntertcniten
I Lol-: »t1ctte die Achseln. Dai- rosige
Kleid glitt dir Von der Schulter »Als
ob irls ihn überhaupt nehmen niirdd
Ich lich einen pnnz anterenGeschnnet.«
l Die Schwester hielt im Aue-kleiden
inne.
,Ztttn ersten iJial intLeben sincxt an
detcn Geschmack als ich?« Kaum war
iitr dag- verrätherisrhe Geständniß ent
,flcsl!en, sti hätte sie eg zttrüctnebnim
mögen tun jeden Vi«eie.
l Ltsw klatsisljte in die Hände. »Du
liebst iln:! Du liebst ihnt Und er Dittis«
Sie ltliete in den Spiegel. »Und ich
lttsz Ian l,ier neben den Mund ein tlei
Jst-S Mal uns die baut tätowiren, da
’n:il l«ine Vcstberhslisna Vortonmit,
wenn littiti«. T i:l- erst küssen wird. «
lere Augen stillten sich plötzlich niit
Ihr-Einen
. Lttlti stand da niit herabgezerrten
IdUtnstdwinteln die langen Haare gelöst
j- ein Bild sclttvertnüthiger Rette.
«Gleich einem großen Blutstropsen
tschiimnerte dar- Lorallenherz ans ihrer
Brust.
»Mein Liebling, tnein stlkintzd«, sag
Itc sie leise nnd betrübt »Du liebst ihn.
Jch weiß es längst Und dasz er Dictt
stete- auszeiehnete, hat mich glücklich gi
Itnacht, so glücklich Zwei schwere
lThtänen tropften auf ihr weißes
Nachtkleid herab.
Lolo schlueltzte laut. »Und ich bitt
so —- unglücklich! Ach, meine Her
zensschtvester, nitnin Du ihn doch! Kein
Mensch paßt besser zu ihm, als Dumit
iDeinern zärtlichen Herzen Er mtt
Dich ja lieben Und er thunts aucis
igewiß. Willst Du es läugnen?«
Lulu sah plötzlich sehr streng aus
»Dann liebt er uns Beide.«
,,Das ist doch aber nicht möglich,
nicht kn« lich,« stammelte Leid und itssi
nete die amsmtenen Augen weit.
»Nicht möglich? Sind wir denn ei
swa zu unterscheideni« rief Lulu ver
zweiflungsvoll, »und wenn Du nicht
das Perltreuz trägst —«
»Und Du das Korallenhetz ——«
»Dann wüßte er vielleicht ga
nicht -—«
»Daß ich die Lolo bin —"
»Und ich die Lulu.'«
Weinend sanken sie sich in die Arme.
Lulu fing uerst an, die Schwester
zu trösten, au zurichten. »Komm, Lieb
ling, setz Dich hier neben mich auf mein
Bett,« sagte sie, »ich bin sdoch die Ver
ständigere, eine Stunde älter als Du.«
Da brach Lolo aufs Neue in ver
zweiflunggvolleg Schluchszen aus und
schüttelte wild die Haare. »Auch das
weiß man nicht! Die Großmutter hat
mir’5 eine Woche vor ihrem Tode ge
standen, daß sie uns am Tauftage der
wechselt hat, und daß es überhaupt
nicht festzustellen ist, wer von Uns die
Lolo oder die Lulu ist ——!«
Die Schwester senkte ernst die thea
nenschweren Wimpern. »Wir sind eben
Eins. Nichts soll uns trennen aus Er
den. So war’s bestimmt von allem
Anfang her·«
Ihre Stimme zitterte. »Du libsi
Ulrich?«
»Ja. Und Du?«
»Ich liebe ihn ebenfalls-. Doch nie
mals-·- so, Dich dag stören, Liebste. Ohne
Neid und Groll könnte ich Dein Glück
sehen.«
»Und Du meinst, solches Opfer wür
de ich annehmen?"
Sie blicken sich an.
Wie Sterne strahlten ihre dunkel
kslauen Augen ——- diese Augen, die sich
glichen wie Spiegelbilder Jn langem,
innigem Kuß fanden sich zwei Unschul
dine Lippenpaare.
Milde von den Anstrengungen des
Abends-, miide von ihren Seufzern und
’Tl)r«a·nen legten sich die Schwestern zur
Ruhe, Arm in Arm, wie sie es als
Kinder gethan. Ihre aoldflimmernden
Haare mischten sich, ihr Athem floß
süß ineinander. Und uder den Zwil
Tingisherzen bewegte sich leis das Perl
lseuz und die Koralle, die einemVlutss
trnpfen glich.
Dis II- di
Am anderen Morgen trat die Mut
ter an das Bett der beiden Mädchen.
,,Langschläferinnen Jhrl Die Son
ne scheint Euch in’s Gesicht, ohne daß
Jhrg merkt! Und eine Neuigkeit hab
ich für Euch!« Sie schwenkte ein Blatt
in den Händen. »Lulu, Lolo, rathet,
wer sich verlobt hat« Die Brauen zu
sammenziehend fuhr sie fort: »Eigent
lieh hat er Euch Bsiden ein bischen stark
«:en Hof gemacht Doch das thun ja
Illlek Ihr seid eben zu liebe Narren
mit Eurer Aehnlichkeit und Eurem Ge
ztoitschet Und wenn nicht irgendwo
»s-;1oillingL-brlider für Euch gewachsen
sind, da werdet Ihr wohl schwerlich
Männer beionnnen«
Luln blinzelte gleichgültig. »Wer
kann siih oerlobt haben! Jch weiß
nicht. Liliaina.«
Lolo griff nach dem Blatt und blick
te hinein: ,,Ulrich Ulrndt mit seiner
!Coiisine!«
Die Schwestern richteten sich auf.
Arm in Arm.
Dranfien an den Fenstern lag glän
zender Sonnenschein und zeigte ihnen
die Welt, hell, leuchtend ——und so weix
so weit!
---—.--.-.-..-—
Wem gehört der Rotz-voll
Der Nordpol ist zwar noch nicht ent
declt, aber er ist schon annettirt wor
den. Weiß man auch noch nicht, ob er
bewohnt ist, ist man vielmehr zu der
Annahme geneigt, daß es gar nicht der
Fall sein kann, so weiß man jetzt doch
wenigstens, zu welcher Religion seine
Bewohner gehören würden. Der ang
litanische Bischof von Labrador hat
ans der letzten Jahresversammlung der
anglitanifchen Kirche in den Kolonien
seinen Aintgbrijdern mitgetheilt, er ha
be geglaubt, die Grenze seiner Diö ese
bis zum Nordpol ausdehnen zu mii en.
Es scheint, daß er auf Bitten seiner
Psarrtinder diese Bestimmung getros
Fsen hat. Diese frommen Leute haben
in der Annahme, daß die Entdeckung
des Nord-pok- nahe bevorstehe, geglaubt
les ioiirde den glücklichen Nachfolgern
von Nansen und Andree Kummer be
reiten, wenn sie, am Ziele ihrer Expe
idition angelangt, ihren Sieg nicht auf
christlichem Boden feiern konnten So
guten Gründen hat der Bischof von
ZLabtador sich nicht verschließen können
und also beschlossen, die atttisrhen Re
Igionen offiziell als- zur anglitanischen
jfiirche gehörig zu betrachten. »Dieses
«Land gehört Niemandem: ecJ soll also
inng geboren« Der Rordpol ist also,
dass steht nunmehr selt, anglitanis ch.
interesse-nen, die ihn rellaniiren könn
ten wird ei ja wohl nicht geben
—...—..—.-k—-—--...
Tempos-a mnmntn .
HEin schmucker Waidmnnn war ich
sTrns einst auf srüher Biksch
Beim Escosenstrnuch ein Mägdlein —
,Lebt wohl, HAL-’, Reh und Hirsch!
Zu ihrem Hut ein Röslein
Wünsciii sie beim Abschied sich;
Ich brach es ihr vom Strauche-:
Herzliebste, Denk an niichl
JSie ist mein Weib geworden —
IWas doch die Zeit nicht thut!
iWiinscht jetzt, sieht sie ein Rossein
Dazu sich einen H u t ! G· E«
I «- ..—..
I —-— Jn der Redaltion Dichtetling:
’,,Herr Redakteur meinen also, ich solle
in meine Sachen mehr bineinlegen ?«——
Redakteur: »Allerdings, aber ohne ed
vorher irgendwo heraiiszuiiel,inetii·