Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, June 02, 1899, Sonntags-Blatt., Image 9

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    Sonntags - Blatt
beiiage aes »aneiger uncl bekolc1«.
z. P. Windolph, Herausgeber Grund JK land, Nebr» den Z. Juni 18. )!I.- Jahrgang 19. No. IM.
. III-it willenan no
Gewerbe
klimzsotrichnsig beis- Dutchgehen
O des-Liesc.
K, J. Wenier Patent, Milwunkee, Wis»
WILL-LIM
Unzählige Opfer an Menschenleben
bat schon das Durchgehen scheu ge
wordener Pferde gefordert. Jedermann
ist sich bewußt, daß es unmöglich ist,
durchgehende Pferde, welche an leichte
Wagen gespannt sind, zum Stillstand
zu bringen, aber nur wenigen Pferde
besitzctn ist es bekannt, daß es eine
Sclnttzvorrichtung gegen solche Unfälle
giebt.
Trotzdem verlassen sich die meisten
noch immer vertrmienzseliq aus die
Lammfrmnmheit ihrer Pferde-, auf ilsre
Geschicklichkeit, oder sie scheuen ans
Sparsamieiigriiclsichten die lleinelslnx
gabe. Es diirfte daher angebraxln sein«
ein zuverlässigeg Paieiii, welches noch
immer nicht genügend in die Oeffent
lichieit gedrungen ist, in Erinnernng
zu bringen, zumal wir dasselbe einem
unserer Mitbiirgcr, Herrn si. J· Weis
fer, verdanken.
vII-. qxs I —
Derselbe ist nämlich im Besitze einer
preisgetrönten Schutzvorrichtuna zum
blitzschnellen Ausfpannen unlentsairv
davon rasender, scheu gewordener
Pferde, welche sich in der Praxis glän
zend bewährt hat« Das Patent hat
schon 1891 nnd 1892 auf der Wiscon
sin State Fair hier in Milwautee, im
Cold Spring Part, auf der Rennbahn
während der Aussiellungswochen täg
lich dutzende Male vor ea. 15,000 Be
suchein vraltische Proben mit Ein
nnd Zweispiinnern durch blitzschnelles
Ausschuannen feuriger im vollem Ga
lovn davon stirrmendzr Pferde vom
Sitze desWagens aus und nachherigem
Steuern desselben bis zum allmäligrn
Stillstand zum Erstaunen der Zu
schauer glänzend bestanden. Auf der
Columbischen Weltausstellung, wo
mehrere der besseren Erfindungen fiir
diesen Zweck ausgestellt waren, wurde
» es von der scharfen Kritik der Preis-:
E richter als die vollständigste und bete
Sicherheitsvorrichtung fin genannten
Zweck anerkannt und mit dein höchsten
Preis mit Diplom und Medaillon aus
gezeichnet. Leicht tönnen bei Durch
brennereien mit diesem erprobten Pa
tente Unglückssälle verhütet werden
und zwar für eine nur einmalige ge
ringe Auslage von 10 Dollars siir
Ein- und 15 Dollars fiir Zweifpänner,
welcher Betrag —- abgesehen von den
oft unberechenbaren und unerseszlicben
Verlusten verungliickter Jnsassen ---
durchschnittlich hinter den Reparatur
losten fiir dabei beschädigte Wagen und
Geschirre zurückbleibt
»Das schnelle Ausspannen mittelst
des Walser’schen Patentes geschieht
durch einfaches Anziehen»-nicht zoaen
—- eines Riemens vom Sitze des Was
gens aus. Derselbe Riemen dient nach
dem Ausspannen auch zum Steuern
des in Folge seine-:- innewohnenden
Schwunges noch eine kurze Strecke
weiter rollenden Wagens in beliebiger
Richtung, bei genügend vorhandenem
Raum sogar zur gänzlichen Umkehr,
Umkehr, bis derselbe allmähli von
selbst still steht. Mit dem Auslösen der
Zugstränge lösen sich gleichzeitig auch
dieRiicthalteriemen der Ein- undZtoei
spänner automatisch, also ganz von
selbst« vom Wagen. Aufklärung dar
über weiter unten.) Nach demAusspan
nen bleibt die, Scheere, wie vorher
durch Federtraft in derselben Lage
und tann also nicht zu Boden fallen
während dem Steuern und dadurch
kein Unheil anrichten. —— Ein solch ra
scher Gang des Fahrzeuges theilt den
Jnsassen einen so starten Schwung
mit. daß dieselben durch plötzliche-s
Sperren und Anhalten mit den trau
rigsten Folgen vom Siye auf die
Straße geschleudert werden tönnten,
weshalb es besser ist, den Wagen unter
Controlle laufen zu lassen, bis er ganz
von selbst angält Nach dem plötzlichen
Aussvsannen raucht man sich gar nicht
mehr um das Pferd zu kümmern, denn
vom Wagen frei, ist es nicht mehr scheu
und wenn es dann unterwegs nicht be
hindert oder aufgefangen wird, leitet
sein vor itgliches Gedächtniß über
Straßen unde dasselbe gewöhnlich auf
-dem tiirzesten Wege nach seinem Stalle
und bis dahin weicht es anderen Fahr
zeugen und Ge enständen, sogar Pet
sonen auf der traße sehr vorsichtig
aus, ohne irgend welchen Schaden, we
der an sich selbst, noch aus andereWeisc
anzurtchtem was es aber im Wagen
eingesponnt nicht thun tann.«
Geleiteten-ers sm- Ist-verständige.
l. Kann man dur die vor-· und knei
wartg arbeitenden Sei te in den hülsen an
den Enden des Schlunan Ægseheitess
um Festhalten und All-lassen der Zug
ftrllnge viel leichter, schneller und bequemer
elec- und ausspanneth als dies blslang ste
lcheben konnte, well beim lslitspelnner die »
durch die Ringe am hintergesrlsirr und dle
Stdnan oberhalb der Lappen Stimmen-,
Its-) Itspsenen Müdhaleriemen bei passender
Läuse — vobel dem Pferde gern-grub Matten
IIIM Mist inderten Aus-schreiten gelassen
werden stell «- boes Ansang an zugeschnollt
Mch litt lieu-tu zu bleiben nnd belm Mu
skanrien nett den Lappen verbundene an die
sur sie bestimmtes Stellen an der Scheere ge
langen mfd mit denselben beim Aue-sparsam
auch wieder von der Were entsernt werden«
also weiter keinerlei Beachtung mehr bedür
.» en, bis dieselben durch längeren Gebrauch »
les-lich schwache unzuverläsllge Stellen?
sei weisen und der Sicherhelt wegen en dleser .
-
Ort durch neue erseht werden sollten.
2 Um die richtigen Stellen en der-Scheere
-
nahst-lindern wo die Rückhaltstiitzeu zum
Aufhalten der Lappen, mit welchen die Rück
haltriemen verbunden find, hingehören, wird
das aufgeshirrte Pferd zwischen die Scheere
gestellt, beide Stangen derselben durch die
Lupden hindurch geschoben, die Zugltränge
eingespannt und durch Voktdartsrlleten des
Pierdes itramm gehalten und scharf hinter
den vqu Sattel fenlrecht herabhängenden
Puppen markirt, wo die genannten Stützen
anzusehrnnden sind· '
Z. Kann man durch diese Neueinrichtung
in ziemlich ebenen Gegenden auch ohne hin
tergesehirk und sittckhaltriemen fahren, weil
die Scheeterrciger oder Ludden in Verbin
dung mit Bauchriemen nnd Sattelzeng das
Zuriiethalten auch allein verrichten, was
wiihreud der heißen Sommer-Fett eine Er
leichterung iiir das Pferd ist.
Ferner kommt bei diesem praktischen Ar
rangement auch day mehr als ilbcrflussige
nnd zweellose Wirteln der Rlielhaltrieinen
und des zweiten oder äußeren Bankhrieuieuz
um die Scheere herum in Wegfall, das beim
tiiu: nnd Ausspannen jedes Mal viel unnö
thine Arbeit macht und unter Umständen der
Sache derhangnißtwll werden lann und das
schau oft geworden ist.
il. Schliipit ein Pferd während der Fahrt,
was im Winter oft, im Sommer nur selten
verfalle nnd kommt beim Fallen seitlich auf
die Scheere zu liegen und lann im Geschirr
vermittelt von selbst nicht wieder auf die
deren so weit nach ist, daß das Nest-Pole
ganz schräge zur Deichsel steht, wogenen in
diesem Falle das Mel-Bote mit nur einem
einzigen Ring, oder anch mit dein Loch in
dem steifen Lederlapden, sich beim plötzlichen
Ansspannen mehr oder weniger zwängt und
nnter nach anderen Umständen den Wagen
vielleicht noch einige Schritte weiter niir sieh
fort reißt, was der Toppelting nicht thut. ----
Wohltveislich darf flir diesen Zweck da- Nect
Yote niemals und in leiner Weise an der
Deichsel befestigt werden, was überhaupt
ganz überflüssig ist, denn bei richtiger Länge
der Riickbaltriemen werden dieselben ia
sanintt dem Reif-Bote von den strammen
Zunftriingen beständig an ihrem Platze ge
halten. — Damit während einer aneljbrenk
nerei beim Ansspannen die Teichiel nicht anf
den Baden fallen lann nnd dadurch vielleicht
Unheil anrichten könnte, wird dieselbe von
einem entsprechend starken Riemen an geeig
neten Stellen an Wagen nnd Deichsel be
seitigt getragen
7. Tek ti Fuß lange Ansspannrieinen
Ungleich anei) Stenerrietnen) liegt beständig -
im Wagen, zwischen dem Tashboard und der
Inszftlitze des Kutscherz, also vor dessen Anne
und Hand, fiir den Gebrauch bereit, ohne
mit dessen Füßen oder denen der übrigen
Jnsaffen in Berührung tonttnen zu sonnen
Die Enden dieses Niemeng sind mit den He
beln der obengenanmten Stifte beini Ein
speinner direkt, bei Zweispiinner durch nur
Das vergiftetejårbsengericht
Betiey Ann Vlessing und llzeorge Washin-,3
losl.
Glijhend heiß lagerte die Sonne
über Ner York.
Es war an einem Sommertage des ;
Jahres 1776. s
« General Washington, der zu jener s
Zeit mit seinem Heere in New York l
stand, hatte sich nach einem srugalen
Mittagessen zu kurzer Rast zuriickgezo
gen, als feine Ordonnanz in der Thür
erschien und meldete, daß ein junge-I
Mädchen, welches sich Betsey Ann
Blessing nenne, den General in einer
dringenden Angelegenheit zu sprechen
wünsche.
Obwohl nicht sehr angenehm be
rührt, war Washington doch viel zu
ritterlich, um eine Frau zurückzuwei- l
weiter zu sagen. Ebenso wenig, wie
ich den Gedanken ertraan konnte, daß
Ihnen, General Washinaton, ein Leid
geschähe, ebenso wenia vermag ich den
Namen dessen preiszugeben, dem ich
die Nachricht verdanke. Ich habe Eure
Excellenz gewarnt und bitte nun um
die Erlaubnis-, mich zurückziehen znx
dürfen«
»Nicht so schnell, meine Kleine. Or
dennanz, Vetsey Ann Blessina bleibt
einstweilen in Gewahrsam. Man be
bandle sie mit aller Rücksicht und be
nnchrichtige mich sofort, wenn sie den
Wunsch ausspricht, zu offenbaren, was
sie jetzt noch verschweiat.«
»Das wird niemals aescheben, Ex
cellenz, und wenn ich im Gefängniß
sterben sollte-«
Andern Tages herrschte in den
Kikchenräumen zu Richmond Hist rie
sige Bewegung.
Beine kommen, dann ist es fiie eine einzelne
Person allein selir schwierig, ohne das ide
schirr zu zerschneiden —-- durchsiluslösen der
Zugstrange und Aufmachen der unter dem
Pferde liegenden und nnt die Scheere ste
lvielelten Rückhalt-— nnd Bauchrienien da
Pferd vorn Wagen zu trennen. bevor das
selbe durch niehrntalige vergebliche Versuche
aufzustehen, das Geschirr zerrissen, den Wa
gen verbrochen oder gar ein Bein gebrochen.
—- In diesem Falle kann durch diese Neuein
riehtung der Kutscher von seinem Sitze ans
dnreh blitzschnelles Ausspannen und rück
märtsdrelnn eines Rades bei Hand den Wa
gen in wenigen Sekunden vom Pferde zu
rückziehen und dieses dann wieder auf die
Fuße kommen, bevor irgend welcher Schaden
angerichtet. Auf dieseibe Weise sann man
einem wilden, ftörrigen Kicker den Wagen
noch schneller entziehen und diese Gefahr be
seitigen.
5. Beim Anmaehen der obengenannten
Stabifedern werden die breiten Enden der
selben bei möglichstem Ooehhalten der Scheere
ohne Werkzeuge, Schrauben u. dgl. einfach
bei Hand zwischen die Gelenitheile an Wagen
nnd Scheere geschoben, dann die beiden
Tranarrne unter die Scheere herunter gezo
g. so site immer festhalten und vor
und nach dem Ausspannen die Scheere allein
tragen und während der Fahrt das Schnar
swei Fuß lange Riemen indirekt verbnnden
Beim Anmacben dieses Patent-« an die lin
den des Wagscheileis must der Boqen de-: Oa
lens nach oben mit der Lessnung nach unten
gerichtet und die Fugen in den isiilsen nach
vorne, den Psetden zugekehrt, sein.
lsineni competenten Ltlanmtnncher wird ez
ae nicht schwer fallen, diese Arbeit richtig In
sorgen. Die Zugsltänge werden selbstver
ständlich nicht an den Bogen, sondern an den
Stiften befestigt, die bei-n liinspannen durch
dar- atn lsnde des klirskstranncs brsinbliche
Loch geschoben werden.
R. Ganz aus Messing hergestellt lnnn die
ser Apparat nicht kosten nnd in Folge dessen
nie anster Lrt-nung kommen. klieingehalten
und deslen klieibungstellen ntonatlich einmal
mit einem Tropsen May-) Maichiuenöl (nie
aber mit Wagens-hinnen eingeölt, hält bei
sonst richtiger Behandlung dieses Patent ein
Menschenalter ans nnd kann von einem aus
gelranchten Wagen oder Schlitten wieder an
neuen verwendet werden. Nachdem dieseZeb
len gnstnerlsam durchgelesen, sinden Werde
besitzen welche selbst einPserd An- und Ang
schirren, Ein- und Ansspannen nnd Kut
schiren können, bei Sicht dieses Palents mit
zssnbehör sich auch ohne besondere Illuser
» tion dieser Sache sosort damit zu Recht.
Da nun schon Tausende bei Durch
porkismms Im- Zweit-stum
ren oder Natieln derselben verhindern. Nach
dein gewöhnlichen Augspannen nach einer
Aussatz-i vorn Sitze des Wagens ans in der
Remise oder im Freien ist ei- das Beste, dag
Pferd so lange ruhig in der Scheere stehen zu
lassen, bis tnan ausgestiegen nnd Leiitietnen
nnd Zugstceinne soweit versorgt, dass das
Psetd nicht daraus treten kann. Nun toird
dee Gaul am Jan-te angesagt, aus der
Scheere langsam herausgesiihrt, damit er
beim seitiiehen Herausgehen dieselbe nieht be
schädiqu iann und steh überhaupt da nicht
an das schnelle Herein-springen ans dein Wa
gen gewöhnt, wo es gar nicht nöthig ist nnd
auch teinen Zweck hac,
is. Diese peaitische iirsindung ist noch bis
heute die einzige, durch weiche man ebenso
leicht anei) ein Toppeigespann, wie ein ein
saehet, blitzschnell ausspannen kamt. Der
. einzige Unterschied zwischen beiden liegt nnk
» darin, dass hier die Niickhaitriemen vornen
J an Kumet nnd Onerstange Meekiisjvtet an
» statt an den Seiten des Geschirre-. wie bei
tiinspiinnerm beseitigt werden. Hier verdient
ein steck-Bote mit zwei eisernen Ringen in
bee Mitte den Bot-zu , tveit der innere Ring,
vom äußeren lase, si immer nach der Deich- «
sei richtet und beim Unlspannen während
einer Dutchbeennerei sich bricht von derselben
adstreist, auch wenn das eine Pserd dein ans z
brennereien Leben nnd Gesundheit
einzig und allein dem Gebrauche dieser .
unerreichbaren Vorbereitung verdan. -
ten, so können wir dieselbe für allge
meinen Gebrauch nicht hoch und drin.
gend genug empfehlenAn keinem leich
ten Wagen, wie Buggy, Phaeton, Car
riage, Deliverytvagen etc. sollte sie
Unsälle fehlen, und wir wünschen die
sem guten Rath den besten Erfolg.
s Ferner wäre es wtinschenswerth,
; wenn eine jüngere, mit der nöthigen
» Energie ansgerüstete Kraft die Weiter
verbreitung und Ausbeutung dieses
Meistertoeries, das teine Conenrrenz
bat, von dein greifen 75 Jahre alten
Erfinder läuflich übernehmen oder ihm
als Theilhaber beireten würde. Es
dürfte sich für den rechten Mann sehr
gut rentiren.
—-.·—-.....——
Was man bei den Kindern mit Un
gengenbeit bezeichnet, nennt man bei
den Großen Neun-Miit
sen und gleich darauf kam die Ordon
nanz mit einem bildhübschen Geschöpf,
fast noch in den Kinderschuhen steckenb,
zurück.
Das war Betsey Ann Blessing.
Als sie die stolze, hohe Gestalt des
Generals erblickte, begann sie heftig zu
fchluchzen ergriff die Hand des Mäch
tigen und drückte, ehe dieser es verdut
dern konnte, einen Kuß darauf.
Freundlich sagte der Oberbesehls
baber des amerikanischen Heeres: »Sie
wünschen etwas von mir, liebes Kind?
Sprechen Sie ohne Scheu, aber Ich
bitte, lassen Sie die Thränen.«
»O Eure Excellenz sind zu ütig,«
erwiderte das Mädchen, dessen t aufri
sche Schönheit einer von der Mager
sonne gelußten Rosentnospe glich.
»Jch——ich-ss-bin gekommen. um Eurer
Excellenz das Leben zu retten.«
»Hm, das ist menschenfreundlich!
Aber wieso und warum?«
Das Sartastische in der Antwort
entging Betsey Aan Blessing nicht und
den immer noch über ihre rosigenWans
» gen herabfließenden Thränen wale
rend, fuhr sie resolut fort:
»Eure Excellenz werden morgen mit
mehreren Osfizieren Jhres Connnans
do’s zusammen speisen ——«
,,Mädchen!«
»Eure Excellenz haben die Absicht
bei dieser Gelegenheit einen Kriege-roth
abzuhalten und den Versammelten
Ihren Feldzugsplan vorzulegen«
»Weiter,« befahl Washington, der
; fast ernst geworden war.
! »Eure Excellenz sehen, daß ich gut
! unterrichtet bin. Unter den Schüsseln,
die Jhnen vorgesetzt werden sollen, be
findet sich auch ein Gemiisc, welches
Sie allen anderen vorziehen.«
»Ah mein Rind,« lachte der Gene
ral. »Nun tornmt es heraus. Dein
tleinen Köpfchen ist wohl etwas entfal
len, das sich auf unser morgiges Menu
bezieht nnd man fürchtet sich vor
Strafe? Wie? Also wieder einmal die
Geschichte vom Berge und der Maus.«
»Ich weiß nichts von dem Berge und
ich weiß nichts von der Maus«, rief
Betsey Ann, glühend vor Eifer nnd
tfrregung »Auch gehöre ich nicht zu
Eurer Excellenz Küchenversonal, aber
ich liebe und ehre den General Wash
ington als den Retter und Befreier nn
seres Landes und darum bin ich hier.
Wenn Ihnen morgen ein Gericht frische
Erbsen vorgesetzt werden sollte, so
bitte, so beschwöre ich Eure Ereellenz,
nicht davon zu losten!«
»Warum nicht, Betsen Ann Mes
sing?«
»Weil die Erbien vergiftet iind.«
,»,Vergiftet! Das wäre! Woher,
Mädchen, stammt »Dir solche Kunde?
Nun rede, aber hüte Dich, mich zu hin
tergehen!«
»Ich habe Eurer Excellenz nichts
Köche, Küchenjungen und anderes
dienstbares Volk liefen wild durch
einander, denn das Diner des Ober
cornmandirenden sollte eine Haupt
und Staats-Assaire werden.
Jn dem allgemeinen Tumult fiel
ein schlanter, blank-haariger Jüngling
nicht weiter auf, der geschäftig hin
und her eilte und sich unbeobachtet bis
zu den dampfenden Töpfen und Tie
geln durchdrängte.
Bei den angenehm dustenden Erbsen
stand er still, warf etwas hinein und
eilte von dannen, ehe ihm noch Aus
mertsamteit geschenkt worden war.
Jm Hofe des großen Gebäudes aber
hielt er an, schaute in ein vergittertes
Fenster zu ebener Erde, hinter dem
Betsey Amis schönes, bleiches Antlitz
sichtbar ward, und flüsterte zumHim
niel ausblickend:
»St, Liebchen, sei guten Muthes.
Die Dosis ist bereit, sie wird wirken.
Jn der Stadt erzählen sie, daß man
Dich als Spionin hierher geschleppt
shan Wie es auch sei, morgen bist Du
rei.«
,,Sorge lieber für Dich«, gab das
Mädchen leise zurück und seine Stim
me zitterte vor Herzensangst. ,,Bleibe
fort von hier, wenn Du nichts Schreck
liches erleben willst. Das sage ich Dir
noch, wenn Deine Dosis wirkt, so sind
wir aus ewig geschieden!«
»Gemach«, murmelte der Jüngling,
im Kriege und in der Liebe ist Alles
erlaubt«, aber er zog es doch vor,
schleunigst die Stätte zu verlassen. —
Ob General Washington bei jenem
historischen Diner anders gestimmt
war als sonst, ist der Nachwelt nicht
überliefert worden.
Er unterhielt sich angelegentlich mit
seinen Gästen und schenkte dem, was
er aß, besondere Aufmerksamkeit.
Als die verschiedenen Gemüsearten
aufgetragen wurden und die zarten,
jungen Erbsen, wie es gewöhnlich ge
schah, vor sein Couoert gestellt worden
waren-, erhob sich der General und rief
mit dröhnender Stimmen, aus die
Schüssel deutend: X
,,Jn diesem Gericht lauert der
Tod!«
Grotze Aufregung Folgte
Die Osfiziere er o en sich, rissen die
Schwerte aus der hcheide und harrten
des Weiteren.
Es geschah jedoch nicht viel.
General Washington ließ Betsey
Ann Blessing holen, die sich vorUeber
raschung nicht zu fassen wußte.
Dann wurde ein sehr lebendiges
aackerndeg Hubn in den Saal gebracht,
das mit Gier über die ihm vorgesetzten
Erbsen hersieL
Fünf Minuten später lag es todt
da
Der General gab keine weitere Er
klärung ab, die Anwesenden ahnten in
dessen, welchen Dienst das schöne Mäd
chen ihm geleistet hatte.
Und nach einem Jahre heirathete -
Betsey Ann doch noch ihren altenLieb
haber, der in der Zwischenzeit zu einem
glühenden Bewunderer Washington’s
geworden war.
Das Gericht aber, welches einst ihm
den Tod zu bringen bestimmt gewesen«
hat General Washington von jenem
Tage an nie wie er auf seinem Tische
geduldet.
Theater in Dawson City.
Wie Herr March-H für die Cultur im
Goldlande sorgt.
Er ist ein einflußreicher Bürger von
Dawson City, der Herr H. B. S.
Marcusl
Kein Wunder, denn wer ift’s, der
dafür sorgt, daß die verwildertenGold
gräber von der Cultur beleckt werden?
—- Herr Mart-us! -
Und wem verdankt die Jenuesse
d’oree jener Stadt des "« Nordens
all’ die frohen Stunden, i :nenWein,
Weib und Gesang eine so coße Rolle
spielen!? — Jhm, ihm und wieder
ihm. « «
Dieser große Mann ist nämlich der
Director und Eigenthümer des großen
,,Combinations - Theater« von Dam
son City!
Keinen besser bekannten Jmpresario
giebt es nördlich von Juneau als Hrn.
Manns-. Wenige giebt es, südlich, öst
lich oder westlich von jener Stadt ini
Klondike, die reicher sind, als er. Ohne
je eine Schaufel in der Hand gehabt
zu haben, zieht er aus mehreren Minen
Gold und Schätze und nicht so übel
war der Witz, den ein deutscher Gold
griiber über ihn gemacht, als das Tän
zerinnen-Paar »Minnie-Minnie« bei
ihm auftrat, indem er sagte: »Weil
Marcus die ,,Minen« springen läßt,
fallen ihm die Minen zu!«
Herr Marcus ist ein New Yorker.
Er wurde in No. 81 East Broadwan
geboren. Früh schon ging er nach dem
Westen. Achtzehn Jahre hielt er sich
in den Goldseldern von Colorado und
am Yukon auf. Vor sechs Jahren ging
er nach dem Klondike. Jn seiner Er
scheinung ein typischer Mann des We
stens hat er doch Sinn für die Ge
nüsse der Cultur und genießt das Le
ben des Ostens in vollen Zügen, wenn
er sich, wie regelmäßig ein oder zwei
Mal im Jahre, geschäftlich in New
York aufhält.
,,J-n meinem Theater,« sagt er,
»brauche ich keine großen Künstlerin
nen. Aber gute Lungen müssen sie ha
ben und schön gewachsen müssen fie
sein. Dann ist mein Publikum schon
zufrieden. Die Künstlerinnen nnd
Künstler verdienen ein schönes Stück
Geld bei mir. Und — sie haben das
aanze Jahr hindurch Engagement. Ich
hole mir die Leute meistens von
’Frisco. Da sind die Reisekosten nicht
so hoch, und man bekommt dort auch
so ziemlich alles zu sehen, was sie ixn
Osten haben.
»Die Hauptkosten im Theater - Ge
schäft da oben macht das Bauen un
serer Musentempel. Mein Theater, das
ganz ans Holzblöcken gebaut ist, kostet
z. B. J40,000.
, »Wir geben fortwährend Vorstellun
lungen, gerade wie Keith und Proctor
das in New York thun. Sitze kosten
nur 82.50. Reservirte Sitze giebt es
nicht. Dagegen stehen Tische im Aud«I
torjum, denn die Goldgriiber sind dur
stige Leute. Der Hauptprofit liegt im
Getränkeverkauf. Wenn ein Mann
nicht viel ausgeben will, trinkt er Bier,
. das nur 86 per Flasche kostet, aber
z meistens wird Wem getrunken. Das
,,Fläschchen« kostet S40. Whiskev
kann man schon für 50 Cents per
Glas bekommen und eine wirklich gute
Cigarre für 75 Cents. Die Kellner
bekommen 815 per Tag, die Musikan
ten etwas mehr. Die Künstler erhalten
3150, ebenso die Künstlerinnen. Ent
weder sind sie uns so viel werth oder
nicht —- mehr bekommt Keiner. Die
Mädels allerdings erhalten noch 25
Procent von allen Getränken, die due-h
sie verkauft werden. «
»Noch der Vorstellung ist Tant.
So ein Tanz-Petri kostet s1.50, und
man muß natürlich seiner Dame auch
Champagner zu trinken geben. Davon
bekommt sie natürlich ihre Procenie.
Das Schlimme ist, daß die Mädels zu
viel Geld verdienen. Viele heirathen -—
viele gehen, die Taschen mit Geld voll-·
gepsropft, nach den Staaten zurückSie
werden Alle reich!
»Am Sonntag ist alles strikt ge
schlossen. Da haben sie es hier in New
York also besser!«
Die Saison in Dawfon City be
ginnt im Juni. Herr Marcus ist be
reits ans dem Wege dorthin.
-———-—-—
l
Dreiunddreißia StraßenbabwGes
fellfchiaften im Staate Massachusetts
haben sich zu einer einzigen vereinigt
und die Aussichten sind-, wie »Tran
skript« meint, das; schließlich alle
Gesellschaften im Staate unter einen
Hut sein werden. Und nachdem sie
dann eine Weile versucht haben, mit
rseteinten Kräften den Dampfeisen
bahnen Concurrenz zu machen, werden
sie schließlich das Beste aus der Situa
tion machen- und mit jenen einen pro
fitablen Vergleich eingehen, wie das
schon oft bei Concurrenten der Fall ge
wesen ist und als Prinzip dem Wesen
der Truftg zu Grunde liegt.
It- stt ä
Missouri und Kansas produziren
jetzt Zink- und Blei-Erz zum Betrage
von fünfzehn Millionen Dollars jähr
lich. Das reine Klonsdith freilich nur
fiir die Grubenbesitzen ,,Claims« sind
da nicht mehr Gaben des Zufalls.