Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, June 02, 1899, Sonntags-Blatt., Image 14
Unter schwerkdi ---IJkrdacht. Erzählung Von k. Hknefech U FortsetzungJ Sie lachte pfiffig. »Ich sagte ihm, darum brauche er sich nicht den Kon zu zerbrechen Das Testament des Herrn- sei schon fertig, die Tochter sei aufs Pslichttheil gesetzt. Nächster Tage werde es unterschrieben und bei Ge richt hinterlegt, der Herr warte nur aus die Rückkehr seines Freundes Ju stizfrath Vogelsdors von der Bade rei e.« Wäre Oswald durch diese Mitthei-: lang nicht selbst allzu sehr betroffen worden, so würde er ihr gewiß sein Befremden über diese ganz eigene Art des Heiinleuchtens ausgesprochen ba hen, ietzt dachte er jedoch nicht daran, sondern rief sehr lebhaft: »Ist das wahr, Frau Bennewitz? Warum haben Sie mir denn davon gar nichts gesagt?« »Na, buchstiiblich wahr ist’s ja nicht gerade, Herr Assessrr. aber so Viel steht fest, mehr. als sie absolut haben muß, kriegt Fräulein era Von dem väter lichen Vermögen nicht: es ist schon als les mit Justizrath Vogelgdorf bespro chen und er mag das Testament wohl auch schon ausgeseyt haben.« »Aber Sie wissen gewiß, daß es noch nicht vollzogen ist?« fragte Oswald in großer Spannung. »Keine Jdee,« lachte die Haushaltes rin. die sich ietzt sehr wichtig dortoissv inen mußte. »Man hat doch auch seine Ursachen, sich darum zu beküm mern,« sente sie ziniperlich hinzu und blickte vor sich nieder. Der Assessor schwieg, er wollte sie herankommen lassen, und sie begann nach kurzem Zögern denn auch wieder: »Herr Assefsor, wir sollten gute Freunde und Bundesgenossen sein« »Sind wir denn das nicht, liebe Frau BennewitzV fragte der Assessor mit aut gespielter Unbefangenheit »Ja, gewiß,« sagte sie und rückte näher an ihn heran. »Ich meine nur. here Aessessor, das Vermögen des Herrn Harms ist groß genug, Sie und Fräulein era. . . man bat ja auch · Augen und weise, was vorgebt.« »Sie-via ist meine Cousine,« sagte der Assessor ausweichend »Ganz recht, aber sie gefällt Ihnen auch sonst,« lachte sie überlegen. »Mit der leeren Hand möchten Sie aber das Mädchen nicht heirathen und darum wollen Sie beim Herrn gern durch sehen. daß er die Tochter zu Gnaden annimmt. Sie sangen es aber verkehrt an und machen ihn rabiat.« »Sie irren, Frau Berinewitz,« OE wald sprach es in sehr gemessenemTon und rückte an das andere Ende der Bank, wie um auch räumlich den Ah stand, der ihn Vor ihr trennte, bemerk bar zu machen. »Weder era noch mir ist es um dag Geld ihres Vaters zu thun: es macht das gute Kind nur so unglücklich, daß er sie nie sehen, nichts von ihr wissen will« Frau Bennewitz lächelte überlegen, was ihrem nicht eben geistreichen Ge sichte einen recht drolligen Ausdruck gab, und erwiderte in einem Tone, durch welchen etwas wie gütiges Nach gehen klang: »Ja doch, Herr Assessni, aber wie es nun sein mag, ich sage Ihnen. Sie sangen die Sache verkehrt an.« »Wie meinen Sie das?« »Sie dürfen nicht immer so gerade aiis in ihn hineinreden, das macht ihn erst recht aussässig, man müßte ihm von einer ganz anderen Seite beitocn men." »Seht gern« könnten Sie mir nur fis-In- von welcher, liebe Frau Bennes »Wenn ich in einem andern Verhält nisåtzuhiäm stigndef heflüstegx sie uxish ru ei wie ernä r. » rrA - sor, Sie tvissen!« ss » Sie stieß einen tiefen Seufzer aus; uher Oswald’3 Gesicht zuckte es listig und er antwortete zuversichtlich: »Das kommt noch, liebe Frau Ben mir-B« « einen Sie wirklich?« fragte sie kIpWsltkd. »Wie war ers »vie Vst neuen mich! Wodurch habe eine Mche Nichtachtung verdient? O! das schgetzt seht tief,« Sie leate Die Hand aus die Stelle, an welcher sie das Herz vermuthete, und schluq die Auan anklagend zum Himmel emvcm .·Lassen Sie sich dass nicht ansechien,« tröstete Oswald, »das war meine Schuld. Ich habe ihm die Laune ver dorben, das haben Sie ja soeben selbst gesant·« Sie nicktr. »So ist er nun; alles läßt er tm mir aus.« »Das thun die bösen Männer im mer an denen, die ihnen die liebsten sind,« antwortete der Assessor mit ganz rubiaem Gesicht. - »Und Sie meinen wirklich, das wäre ichs« skötete sie und sah ihn an, als wolle sie ihm die Worte von den Lip pen lesen. »Aber welche Frage?« entgegnete er. M empfehle mich Ihrer Gnade, Frau Sonnewix Sie werden eines schönen Tages meine Leute« Ist das Ihr Ernst?« Sie legte ihre W tte nd auf seinen Atm. ’ tFtaueu soll Zaun sich nicht Un s II RU» I III-II ZWMYF WEI ’Mf« W sie weise-lieh .Jch gebe mik. sp vier- th, ihm l alles behaglich zu machen: jedeanmich lese ich ihm vor- den Augen av. Er ican es bei keiner Andern so gut krie aem wie bei mit.« »Das sieht er auch ein,« redete ihr der Assessot zu. ,,Haben Sie mit Ge duld. Ein Mann. der so traurige Et fahttmaen in seiner ersten Eise gemacht hat, wie der Onkel, entschließt sich sehe schwer zur zweiten.« »Er könnte doch lanae wissen, daß et fo etwas mit mir nicht zu befürch ten hat!' seufzte Frau Bennewitz. »Die Zeit vergeht; ich habe schon ein paar ganz aute Anträge gehabt, Beamte mit Titeln, Männer mit Vermögen, ich habe aber immer nein acfaqt. Wenn’s mir mit dem Warten aber doch gar zu lcnae wird W« i Sie blickte Ostvald an, sichtlich in der Erwartung, dieser werde ihr einen Rath geben. Als er nun die Achseln guckte. rückte sie wieder ganz dicht an ihn heran. »Könnte man nicht doch lieber etwas nachbelfen, herrAssessor ?" · »Sie meinen, ich solle einmal mit ihm sprechen, Frau Rennen-ist Wenn ich Ihnen da nur nicht einen schlechten Dienst erweise. Sie wissen ja, er ist aeaen mich ausaebraclpt.« »Das meinte ich nun nicht gerade,« «« antwortete sie, gegen ihre Gewohnheit nach Worten suchend, «warum ich Sie aber eigentlich aebeten habe, hierher zu trmmen —« »Aber so schießen Sie doch losl« er munterte sie der Assessor, da sie wieder stockte. »Was in meiner Kraft steht, soll ja aern geschehen« »Und es sollte wahrhaftig IMM den nicht sein.·« fiel sie lebhaft ein. »Ich würde nicht ruhen und rasten. bis ich di( Versöhnung vZwischen ihm und der Todter Zuweae gebracht hätte; also helfen Sie mir nur." .Gern, gern,« betbeuerte er; »so-ten Sie mir n:rr. trie.« »Den Assessor, haben Sie ganz ver gessen? Sie boten rnir einmal ein Mit tel an,« itarnrnelte sie mit niederge schlagenen Augen. »Da-mais wollte ich nichts davon hören, wenn ich’s aber ietzt bekommen lönnte2« Einen Augenblick schaute Oswald sie ganz verduht an, dann blitzte es ver ständniszvoll in seinen Augen aus. Er leg-te wie nachsinnend die Hand über das Gesicht. um ihr sein Mienenspiel zu verbergen, und sagte ernst und be denklich: — »Ach, Frau Bennewitz. Sie wollen mich beim Wort nehmen!« »Sie erinnern sich also?« fragte sie eifrig. ,.Jch habe anen von dem Tröntchen erzählt. das mein Freund, der innge arabische Priester Abdallab ben Eisin sich mir geschenlt bat?' »Ja, ja, so war der Name.« nickte Frau Bennewitz. »Haben Sie ihn archi« Der Assessor schien zu überlegen. «Einen Theil davon besitze ich noch, er dürfte ausreichen.« sagte er dann zö gernd und wie mit sich selbst sprechend »«’5iir Ferdinand genugte eine kleine Dosis.« »Sie haben ihn schon prodirt?« fraate sie mit funlelnden Armen »Ja, sür einen Freund. der sich vers arblich um ein junges Mädchen bei warb,« erwiderte er beiläufig. »Und?« fragte sie schnell, da er schreien »Sie sind jetzt ein glückliches Paar. Dennoch —« »O, herr Assessor!" unterbrach sie ihn flehend und mit ausgeht-benean den. »Wenn Sie mir davon geben tönntent« »Ich weiß doch nicht »s« entaegnete er bedenklich. »Herr Harms ist mein Onkel. es will mir doch scheinen. als ichicke ei sich nicht siir mithi« »Es würde ihm doch nicht schaden?« erkundigte sie sich nun auch besorgt. »Im Gegentheil,« antwortete er lachend, »dem Trank wohnt soaar auch eine veriitnaende Kraft bei, eben aus diesem Grunde.« »Herr Ilssessort Lassen Sie sich er brtten. Geben Sie mir den Trantl Sie können nachher von mir verlangen, was Sie wollen!« Sie ergriff seine baden härtre und drückte sie. »Ich that- hneu ja gern den Ge fallen. Frau witz, seinem lieber alt Ihnen. mir —« »Sie haben ihn nicht rnii hiek!« fiel sie ihm ins Wort, »das thut nichts. ich fahre mit Ihnen nach der Residenz und lwle rnir ihn, ein Vorwand wird sich schon finden.« »Das wäre nun grade nicht nöthig,« lächelte er; ernst und feierlich setzte er hinzu: »Können Sie wirklich anneh men, daß ich mich von einein Mittel trennen werde, das zwar unschädlich für die Gesundheit ist. aber doch in anderer Weise verhänankßvoll werden kann? Ich lasse es nie in meiner Wohnung zurück, sondern trage es stets bei mir.« »O, so geben Sie es mir doch!« sie ·streckte die Hand aus. »Das geht nicht so leichi,« erwiderte er abwehrend. »Es sind allerlei z or rnalitiiten dabei zu beobaclnem un ich ihr-riß nicht, ob Sie das können wer en.« »Alleö, alles, was Sie wollen! Sa gen Sie mir nur« was ich thun soll,« gelobte die hausballerim deren Be gehrlichleit durch Osrvalds Zögern im mer stärker gereizt ward. Nachher-stich, die Stirn in Falten geleert, schaute er vor sich nieder, dann erhob er sich von der Bank. als ob er eine-n Entschluß gefaßt habe- « »Ah-bleich es sei, aber hören Sie mich genau an: Soll der Trank wirken, se dars er nicht von einer Hand in die andere nnd nW bei Tageslicht M sen werden. Um Mitternacht · . » v»;t stillsehveiqend nnd ohne daß der, wel cher ihn betont-ist« eine Ilnm davon hat. müssen Sie ihn einem etränl beimischem das er am Morgen zuerst qenießt.« »Das kann ich ja alles sehr ut ein richten, Herr Assessor. Wenn ie mir heute Abend das Fläschchen wohin legen wollten —« »Ich thue nicht recht daran,« sagte Oswald, wie nochmals von Bedenken erfaßt, »aber es sei darum. Gehen Sie heute Nacht hier in den Part, unter der großen alten Eiche werden Sie aus einem Blatt weißes Papier das Fläschchen finden. Richten Sie es sc ein. daß Sie es aufnehmen, wäh rend die Uhr zwölf schlägt, und daß Sie von niemand gesehen werden« «Nichts leichter als das-, um die Zeit schläft das nat-spie Haus.« »Sie nihssen das Fläschchen an Ihrem Körper verborqu bei sich tra-: gen, bis Sie seinen Inhalt verbrau chen,« fuhr Oiwold fort. ..Moraen früh gieße« ich es Herrn Horn-is in den Thee.« »Bitte, meine liebe Frau Bennennn einen Taa länger werden Sie sich doch aedulden müssen,« lachte Oswald »Morgen theile ich noch das Früistiirt des Onlels und es könnte zu sehr un liebsamen Verwickelungen« führen, trsenn auch ich von dem Wundertrank schlürfte.« Sie leate verschämt die Hand über die Auaen. »O, Herr Assetsor, Sie sind ein S- ".Iker.« »Zuwei!e : ietzt dandeli es sich aber um eine sehr ernsthaste Sache: nnd noch eins-, Frau Rennen-W sich werde s Ihnen ein- ganz genau adgemessene « Periion geben; Sie diirien leinen Troper in der Flasche lassen sind l müssen sie, nachdem sie geleert ist, so gleich in fließendes Wasser werfen.'« .Verlassen Sie sich daraus, Herr Assessor, es geschieht alles, wie Sie es beieblen,« versicherte sie. »Nun aut: heute Nacht lege ich Ih nen das Fläschchen unter die Eiche, morgen Vormittaa fahre ich wieder nach Berlin, übermorgen trintt der Onkel seinen Idee mit der Beimisrlis ung, und spätestens in der nächsten Woche bekommen wir die Ball-hunge kritten.« »Ach, Herr Alsessor!« seufzte sie und wollte sich in Dankesbetheuerungen ers neben. da ertönte aber vorn Hause der eine Stimme, die ihren Namen rief. »Ja, sa, ich komme schon!' rief sie daaegen und lief schnell iort. Langsamer folgte ibr Oswald Er beaab sich auf sein Zimmer kleidete ich zum Auge-eben an und verließ bald daraus das Haus Z. K a v i te l. »Haben Sie es auch schon gehört ?'« »Was denn?« »Der Fabritbeiiner Haemå aus dem »Dam« itt heute Morgen plötzlich ge sterben« .Benno Hat-as ? ! Nicht möglich! Ich habe ihn gestern Abend noch auf dem Badndoi aeseben Er aad seinem nach Berlin sahrenden Neffen das Geleit.« »Hätten ilm heute Morgen auch noch im besten Wohlsein finden können. Er soll kurz nach dem Genuß des Früh stiieis plötzlich umqetallen und aus dcr Stelle todt geblieben sein« Solche and ähnliche Reden wurden am Tage nach der Abreise des Assessorz hornig unter den Bewohnern der rei chen Fabritstadt unzählige Male aus aetauscht, denn die Kunde von dem schnellen Tode des reichen Tuchsabri lenten rief allaernein Staunen und Ve sremden hervor. Hatrns hatte das Leben eines ein siedlerischen Sonderlingz gesitdrt und einen anderen als geschäftlichen Ver tedr lediglich mit seinemJugendsrennd, dein Justizratb Bogelsdors gehabt er war aber trotzdem eine stadtbetannte Persönlichteit gewesen Er stand noch in den besten Jahren. man wußte daß « er die ante- Dinae dieser Welt durch- ( aus nicht verschmiihe und das sein s Tisch wie sein Weinkeller stets aufs . beste be tmr. Er machte den Ein druck Mantu- niit eiserner Ge sundheik und hatte lich stets gerithint Mittel-let noch Ertiiltunnen könnt-I ihm etwas anhaben: er sei noch nie in seinem Leben trank gewesen --W Vater dein ersten Krani liest-anstatt der ihn heimgesucht Most til-nen· Jn der Wohnung, Wie im Geschäfts lrial des so jäh Verstorbenen herrschte eine arenzentose Verwirruna. DieArp gestellten aus Kontor und Fabrik. so wie die Dienstboten liefen raihlosz durcheinander Kaum dasz einer unter ihnen so viel Geistesgegenwari beses sen hätte, um nach einem Arzte zu schicken. ( Bei seiner robustenGesundheit hatte Bei-no Hat-us einen eigentlichenhaiis arzt nicht besessen, es war daher der zunächst wohnende Dr. Wilh-ca ein noch iunaer und seit tukzem in der Stadt ansassrger Mann, herbeigerufen werden. Er war zu Hause gewesen und dem Beten soaleich aeiotgt, hatte aber den Fabrikanten nicht mehr le bend anqeirossm Trotzdem er von der Ersoiaiosigieii vollkommen über zeuat war, hatte er Belebunqsversuche angestellt. Eben als er seine Bemü hunan als vergeblich ausgegeben und den Tod in Folge Schlagansall konsta tirt hatte, war der erst Abends zuvor von seiner Reise zuriickgekehrte Justiz rath Bogelidors im Sterbehanse ange kommen. Wie niedergebonneri stand er an der Leiche seines Freundes und drang in den Urst, immer neue Vers-Oe tu I weisse-« usw tin M zukam ruini. Mv is M — Mystik-. IIIka EIN-I »icka »Ich rann S trink assenk sagte er endlich. den Dottor itberg in ein Nebenzimrner ziehend, »daß ein Mann, den iet- gestern Abend heiter und guter Dinge verlassen habe sent als Leiche vor mir liegen soll « »Ah Sie haben Herrn Banns noch gesprochen?« »Gewiß. Er hat seinen Ressen, den Assessok Harnis, der bei ihm zu Besuch gewesen war, nach dem Bahnhos be aleitet und war nach dessen Abreise draußen geblieben, um mich zu erwar ten, da er wußte, daß ich mit einem späteren Zuge anlommen würde,« er widerte der Justizroth. ’ »Und wie fanden Sie ihui· «Gesund wie einen Fisch im Wasser. Er erzählte mir, er habe, um sich die Zeit zu vertreiben, im Bahnisofsrestaus rant zu Abend gegessen, und schnalzte noch mit der Zunge in Erinnerung an die vortrefflichen Odertrebse und den töstlichen Raucnthaler, weiche man ihm vorgefeyt Wir fuhren gemeinschaft lich in meinem Wagen zur Stadt und ich setzte ihn ier an seinem hause ab « berichtete dersustizrattz und Dr. Wil bera erkundigte sich angetegentliche »Sie bemerlten gar nicht«-s Aufsälli ges an ihm?' » »Nichts-, rein gar nichts-· Er war auiaeeäumt und gesprächig und er- - zählte mir allerlei, was während de- j Besuch-s seines Neffen zwischen diesen: t und ihm umgefallen war und worüber er meine Meinung hören wollte. Ietzt möchte ich aber doch zu erfahren su en, was nach seiner Heirnlebr sich mit ihm zugetragen hat. Wo ift denn eigentlich die Benneioitz?« l Der Justizratb besann sich erst jetzi, daß er die Frau noch nicht zu Gesicht bekommen hatte, und ging nach der Thür, sie zu rasen. Dr. Wilberg hieit ibn zurück, .Wenn Sie die Hausbiilterin meinen, die babe ich zu Bett geschickt,« sagte er. »Sie laq in Schreiträmpsen, nnd ich schasste sie fort, da sie bier nur ithege war.« «Siebt dem albernen Weibe ganz äbnlich, habe nie beareisen können, wie harms sie um sich dulden tvnnie," brummte dee Justizrath. »Ihr-n Sie mir ten Gefallen und bleiben Sie hier. here Doktor« bis ich die anderen Dienstboten befragt habe; es ist mit unglaublich, daß Harmz eines natiir lichen Todes qestorben sein soll." »Aber Herr Justizratb, was mit-b maseen Sie?'· sragte sebk erschrocken der Arzt. Vogelsdors guckte die Achseln. «Da·s tann ich anen nicht sagen. Aber Sie müssen doch selbst gestehen, wenn ein terngesunder Mensch blönlich run iiillt —-« »Kann ibn doch ein Schlagansall ge trossen habe-U siel der Arzt ein, »und das ist biet geschehen« »Das lebet der Augenschein; aber aus welcher Veranlassung?« «Dariiber könnte nur eine Midni tion der Leiche Aufschiusz geben. Sind wir ermächtigt, eine solche vorzuneh men? Haben Sie irgend einen Ver dacht?« »Nein!« rief mit dem Fuße stam pfend der Justizraih, »und ich möchte auch nichts laut werden lassen. was ein Einschreiten des Gerichts herbeiführen könnte; es wird ohnedies ohne eine Menge unliebsamer Austritte und Er örterungen nicht abgehen. Die Ber wandten müssen telegrapbisch benach richtigt werden, vorher muß ich aber wissen, was sich gestern mit Hering zu aetragen hat und wie es bei seinem Tode zugegangen ist. Thun Sie mir den Gefallen und bleiben Sie dabei zugegen.« Dr. Will-ers ertliirte sich dazu be reit, die beiden beeren erfuhren jedoch nicht viel Neues. Harms hatte den vorhergehenden l Taa ganz in gewohnier Negelmäßig leit, theils im Geschäft, theils in seiner Wohnuna verbracht, mit seinem Neier die Mahl-reiten eingenommen und die sen gegen Abend zum Bahnhof be gleitet. Von dort zurückgekehrt, war j er zur gewohnten Stunde zur Ruhe ge- l aanaen und ebenso arn Morgen ausar irandem hatte geschelli und das Früh stück verlangt. »Hai er das derzehri?« fragte Dol tor Wilberg das junge, aufgeweckie Stubenmädchen, durch welches ihm nnd dem Justizrath der Bericht erstat tet ward. »Ich glaube wohl, denn auf dem Teller laaen die Eierschalen und von den Brödchen war nur noch ein Rest vorhanden, aber ganz wiß lann ich es nicht sagen. Der rr Justizrailz werden ja wohl willen, daß Frau Ben newiß alles, was der herr genoß, im mer eigenhändig zubereitet und ihm auch aufgetragen hat« Die Erklärung war von einem Lächeln begleitet, dessen Sinn Vogels dorf nur zu gui u deuten verstand. Das beinahe zur sier Idee gewordene Bestreben der haus älter1n, vorn hausherrn Iheiralhei zu werden, war ihm ebenso kannt, wie allen An e-— liellieu in der Fabrik, wie den e dienlesien irn hause und leinemIreuw de leibli. Er hatte diesem wiederholt z redei, die unangenehrne Person zu en lasen, hat-nd halte jedoch steil e lachi und geantwortet, er habe l e Veranlassung dazu. Frau Benaco-is kocht ausgezeichnet und lese ihm jeden Wunsch von den Augen ad, ean er Mr ihre Wünsche und Uns langen s « kein serstsndnis Setz-ej Un VII aber alte u drink lt bade er fes-any se ne Urt, sietn Schranken zu verweilen. Während dem Fusttzrath dieseun Ge danken blitzschnell urch den Kodfg in gen, hatte Doktor Wilberg an das Studenmädchen die weitere Frage ge richtet: »Was hat Oerr Harms außer Eiern und Weißbrod noch zum Frühstück ge nommen?" »Heute hat er Chotolade getrunken,« war die Antwort, welche den Arzt ver wundert aufblicken ließ, während sie dem mit den Gewohnheiten seines Freundes der-trauten Justizrath ein flüchtiges Lächeln abnöthigte. »Er liebte es, abwechselnd Rats-. Thee oder Chotolade zum ersten Früh ftück zu trinken, dazu Weißbrod mit Butter und zwei weicheEierz das zweite Frühstück, so gegen zwölf Unr, bestand - immer aus einem Kaldsfchnitzei. einem Beefsteat oder dergleichen und einem Glase Poetwein,« demerlte et. »Nun, dabei lann man bestehen," lächelte der Dotter, während das Studenmädchen zustinimend undfm dem weinerlichen Ton, der ihr der Sachlage angemessen scheinen mochte, mate: »Ja der etliche liegt das schone Stück Rindslendr. das zum heutigen zweiten Frühstück bestimmt war und das er nun nicht mehr essen wird, und mit dem ersten Friihftiia ists auch, wie der here Justizrath sagen. Herr harrt-s legte jeden Abend einen Zettel heraus, was er am Morgen trtnlen wollte. Frau Bennervitz meinte, als fie heute den Zettel fah, sie hätte es sich aleich gedacht, daß er Chololade be stimmen toiirde, denn der Herr hatte die Zeit vorher, dent Herrn Assesfor n Gefcllen immer Thee getrunken; te lachte sie ihm dann augund goß see in die arofze vergoldete eckeltasfe, aus welche der Herr so viel hielt,'« erzählte mit aroszer Zungengeläusigleit das Mädchen weiter, das in ferner Rolle als Berichterstatterin sich fehr wichtig vortoennien mochte. »Herr Hornes hat die Chololade ge trunken?·« fragte der Justizrath. »Das muß wohl sein, denn Frau Benutin machte sech, als sie mit dem Geschirr aus dein Zimmer in die Küche lam, sogleich ari- das Reinigen der Taffe,« antwortete das Mädchen. .Warutn that sie dast« fragte schnell und rnit einem scharfen Blick aus Dr. Wilbera der Justizrath, fenlte aber fo aleieh wie beschämt den Kopf, als er die Erlliiruna erhielt: »Das überließ sie teineen andern, aus Furcht, die Taffe, die dem Herrn so lied war, könnte zerbrochen werden« und nun hat sie es doch selbst gethan.« «Wiefo7« » a, Frau Bennewi hatte die Tasse eben gespitlt und hielt te zum Abtroeb nen in der Hand, da llingelte der Herr nnd riß die Thür aus« wir rten einen Schrei und einen schweren fall, vor Schreck ließ sie die Tasse fallen und sie lieat nun in Scherben da. Wie der arme herr,« feste sie mit einent etwas gewogten, aber doch nicht ganz unpas fenden Vergleich hinzu. »Und was geschah dann?« »Nun, wir stürzten alle nach dem Soeisezimtner, an dessen Schwelle der here leblos mit dein Gesicht auf dem Boden lag, und ehe der Kutscher und der Diener aus der Tal-rit, die herbei-— gelaufen lamen, i n noch ausrichten konnten, wars sich Frau Bennetvin iiber ihn. nannte ihn lieder Benno und Du und fchrie, er solle und rntisse aus machen· denn nun werde ja das glück liehe Leben site sie Beide erst angehen. Kunze, was der Fabrildiener ist, gab ibr einen Stoß, daß sie bei Seite swa, und fehrie fie an, sie solle den Mund halten« sie habe dem Herrn mit ihrer Sudelttiiche wahrscheinlich den Magen rutntr .« KOCH ist nicht der Fall, sie kochte sehr gut und sorgsältig," konnte der Justizraih sich hier nicht enthalten ein zuschnlten »Ja, has that sie.« betriistigte das Mädchen, »und es war auch nur die reine Bosheit von Kanze, der immer Frau Bennewik eine auswisehen muss te· wo er nur onnke. Sie guts- ihm sonst verl- wieder, aber heute gerieth sie ganz aus Rand und Bank-, bekan-. Schreitriinipse, schlug um sieh, wir wußten nicht, ob wir zuerst nach ihr, oder nach dein armen herrn greifen sc-l1ten. Herr Doktor haben sie ja selbst ; gesehen.« »Die Frau scheint mir im höchsten Grade hysterisch,« sa te Dr. Will-erg, »ich habe ihr ein zietn ich starkes narkos tisehes Mittel gegeben, theilweise, wie ich eingestehen well, um uns hier aus einige Stunden Ruhe zu verschaffen. Sie wird seht schlafen.« «Ja, das thut sie, ich habe nach ihr gesehen,« verseßte has Mädchen. . »Ich hoffe, sie wird beruhi tee erwa chen,« erklärte her Arzt, und « ustizrath Boaeljbors sit te hinzu: «Dalt wüns ich lebhaft, denn wir werden« noch ehe der Abend herein brieht, das hauj voll Gäste haben, für deren Unterbriu ung Sorge getragen werden muß. J werde an die Ver wandten tetegrap tren und da sie in Berlin wohnen, können e mit dein nächsten Zug am Abend hier sein. s eh bitte Sie, herr Doktor, dann ach w e der zu kommen und mir betzu ehen, wenn ich die interbliebenen zu bestim men suche, e Einwilligung zur Let ehenösfnung zu eben.« »Damit s ht uns Aerzten im mer ein ro r Dienst, ich werde mit dein Ins lleu des Tobtenscheins so vnatürlichen Tod vesFreundes glaubet E« » hatte ihn auch beauftragt, seinem be« lawseharth entgegnete Dr. Mk . ; nnd entfernte sich mit dein Verspre« - ; im Lonse des Tages noch ein pao sis mit herankommen Fu wollen. » i Justizrath Ver gdors setzte ein . legramm aus, durch welches er i- . -. Assessor Horms von dem plötzlichs Tode seines Onkels unterrichtete ·un ihn schleunig hetbeiries. Ein zweit e ein wenig vorsichtiger gehaltene-s Tss nramm ging an die oerwittwete Je Professor Wen-eher in der Mag-i strasze in Berlin ab, eine Cousine vo ero Darmk- Mutter, dei der Je » nach dem Tode der letzteren lebte. Der Justizrath mochte nicht an einie . J Aber wer konnte sich von seinem To Vertheil versprechen? Harmg hatte ihm gestern aus » Fahrt vorn Bohnbos in die Stadt v Fj den wiederholten Bemühungen Ost-s is ioalds ersählt, eine Annäherung z· « I seinen ihm nnd seiner Tochter herbeizii E fifty-rein sowie von deniWirerstand, des ««« er geleistet, und daß es darüber ei Eis pac.rini.rl zu recht lebhaften und sas unersreuliciyen Austritten zwischen ihrs " und dem Neffen gekommen sei. Ez« cl reitg errichteten Testament noch ein-ji Kodizill hinzuzufügen, das Oswald des ilim ailegesetzten Legatrs für ver-sc lustig erlliirte, falls er era Hatms," ; txeiiatlien würde, und es war zwische « s den Freunden wegen Dieser vom Jtt . stizrnth als hart und ungerecht besi« zeichnete-i Bestimmung sogar zu einer-i z Wortwechsel gekommen, aber davosz «3 wußte aus-er Hat-ins und ihm Nie-? mond. Es mußte überhaupt Niemand F nennt-, ob oder wie Horai-Z tesiirt hatte, Niemand. ob dessen Tod ersprießlich oder nachtheilig siir einen seiner mutd , masslichen Erben sein würde. i Hätte er aber felbfi era oder Os toJld eine fo niederträchtige Handlung iutrauen wollen, wozu beide ihm teine Veranlassung gegeben hatten, wie hätten sie den Mord ausführen follenf Irma hatte das Vaterhaus noch niex . betreten, ngald war am vergangenen « Nachmittag abgereift, undharmii hatte sich nach feiner Entfernung noch viele Stunden irn beften Wohlfein befunden. War fein Tod wirtlich durch Gift her beigeführt worden« fo mußte es ein starkes, von furchtbarer Wirkung gewe fen fein. Dazu hätte der Mörder sich einer anderen Hand bedienen miiffen, und zwar gab es nur eine einzige, die der Frau Bennewitz. Der Verdacht, der durch die Schilde rung des Verhaltens der Haushiilteri ’ schon in Vogelsdorf rege geworden ; war, erwachte wieder in ihm und wur j de wieder verworfen. Wenn irgend s Jemand ein Interesse an Harms Leben hatte, fo war sie es. hatte sie sich doch . in den Kopf geletzt, seine Frau zu wer den« und glaubte sich von diefem Ziele nicht mehr fern. »Sollte er nicht das Opfer eines Berbrechens, fondern eines unglückli chen Jrrthums geworden seini« fra te sich klingetsdorf nnd rief mit Entschu denlieit: »Die Obduttion muß Licht schaffen. Noch heute muß sie vorge , nonnnen werden. Sobald era ers trifft, muß sie die Erlaubniß dazuge ben.« Ein wehmüthiges Lächeln umfpielte den Mund des Justizrathes, als er diefe Worte sprach. rma, die den Vater im Leben nie ge ehen hatte, be saß nun doch die Macht· iider feine Leiche zu bestimmen Was wiirde Harms sagen, wenn er dies wüßte! Hornes und feine Frau halten sich«. heil-, und leidenschaftlich geliebt nnd ) erst nach langen Kämpfen vereining tönnen, denn von hüben und driiben waren ihnen von ihren Familien hin derniffe in den Weg gelegt worden. Sie hatten sie besiegt, und dennoch war i durch sie der Keim zurückgeblieben ani welchem Mißverftandnisse, Zertolirfi « niiie, Entfremdung nnd endlich ein un heilbarer Zwiespalt hervorwuchs. We nige Jahre später, und die, welche fo fehniiichtig ihre Vereint ung erstrebt, « verlangten mit Ungetüm die Tren nung. harms hatte sieh in feinem Jähzorn zu einer Mißhandlung der Gattin hinreisen lassen. Mit i rein tletnen Töchterchen floh sie ans feinem haufe, und beide hatte er nie wieder qefehen. Unverföhnt mit ihm war sie aesiorben. « »Und dennoch hat er sie geliebt bit zu feinem lebten Athen-zqu Se«i Groll war nichts Anderes als unt -« « fchlagene Liebe!« feufzte der Justiz-— » rath. Kleiner Freund, niemand hats Dich gelannt tote ich, niemand gewu if welcht weiches herz Deine rauhe u- T ßenfeite barg. Und auch nach Deinem " Tode werden sie murrend an Deiner Bahre stehen« ——.- it F 4··siapitel. X Dukch das vom grünen Weiman umranlle Fenster der hintersten-h in welcher spaka Leiche nach immer auf dem Divan lag, fielen die legten Strahlen der glulrolh zutRüste ge en den Sonne, zeichneten ein buntes Git-: lerwerl auf den Fußboden und umso-) ben wie mit einem Glorienschein da aoldblondehaar eines ganz schwarz g . lleideten schlanlen jungen Mädcher -, welches neben dem Lager des Tok- , knlele und sich tief ans dessen w - bleiche Hand hetabgebeugl hatte. E war ganz still in dem Gemach, nur M seen drang durch die eingequ Mk Sttnzmengewirh ohne inde? me all das außete phe des ganz n ver sunkenen Madcheni zu erreichen Wleeuua May