Mtz neuem-no der gcåsixi konnt —v-· Etzsijlung von J. N. h n n s e n. l. · ceit dem 38. Januar 1718 war IIer von Mache-nd Polizei-Lieutenant ort; Paris. Als Nachfolger des klu gen und tüchtigen d’Argenson, der ho hen Alters wegen kurz zuvor sich hatte pensioniren lqssecu oerivaitete auch der neuer-rannte höchste Polizeigewaltige deIStoatei dieses wichtige uno schwie rige Amt mit Eiser und Geschick. Von den Zeitgenossen trieb er gerühmt we gen seiner strengen Rechtlichkeit. Spä ter wurde er Präsident des höchsten Gerichtshoses. Herrn v. Machauds Tochter Blanche vermählte sich im Juli 1719 mit dem jungen Grafen Philipp v. Lavnl, der einen Palast in Paris und in der Vre tagne einige große Landgiitet besaß. Er trar sehr reich. Seiner Gemahlin, die er sehr liebte, hatte er zur Hoch zeitcgabe einen kostbaren Schmuck ge schenkt, ein prachtvolles Halgbnnd mit grosien Perlen, dessen Wenn neunzig tausend Livres betrug. Am t5. Oktober 1719 sollte bei der Prinzessin von Conti ein Ballsest statt sinden«zu welchem auch der Graf und die Grösin Lavaltkiuladunqen onus-Jn gen hatten. Letztere beschäftigte sich angelegentlich schon im voraus mit ih rem Balllostiim Auch das mächtige Hals-band wollte sie anle en. Als sie das neue, oon er Schneide rin gebrachte Balltleio einige Tage vor her anvrobirte. wünschte sie im Spie get zu sehen, rrie das Halöband dazu sich ausnehme. Sie schloß also ein Schränlchen auf, nahm ihr Schmuck kiisichen heraus, öffnete es — und fand ei leer. Nicht nur das lostbare Hals band, auch die anderen S mucksachen von allerdings geringerem ertbe wa « ren verschwunden Es gab eine große Aufregung im Palaste. Die Polizei wurde schleunigst benachrichtigt und kam herbei, um zu sorschen und zu untersuchen. Machaud eilte selbst zu feiner Tochter, Verhöre wurden angestellt, aber nichts ermittelt. »Das nützt nickt-S,« sagte endlich die Gräfin. »Ich halte meine Dienerschaft siir unschirldig.« »Auch deine Zofe Louise?« fragte itzt Vater »'Die ganz besonders.« »Sie ist aber die einzige, welche je derzeit Zutritt zu dem Zimmer hatte, in welchem die Schmualachen verwahrt wurden.« »Das ist wohl wahr, aber sie hat doch niemals die Schliissel zu dein Schranke und zu dem Kästchen in Hän den gehabt.« »hast du die Schlüssel vielleicht ein mal unachtsam herumliegen lassen?" »Nein; meines Wissens nicht; ich hatte sie stets in guter Verwahrung.« »Nun, so sind also wahrscheinlich Nachschliifsel benlltzt worden« »Das könnte sein. Aber meine Zo fe Luise ist sicherlich unschuldig. Treu, ergeben und demüthig ist sie, wie bisher leine.« »Demiithig sa; sie sieht mir bei nahe so aus wie eine Schleicherin.« »Aber Vater, dein Verdacht ist sicher grundlos.« «Mag sein. Diese Liiise Pellet wird dich bald verlassen, du hast bereits eine ondere Zofe engagirt?« »Ja, zum ersten November. Sznise, der ich eine kleine Aussteuer schenten will, wird sich verheirathen.« .Mit wem?" »Mit einem jungen Friseurgehilsen Namens Bouchu. Er will sich nächstens selbständig machen.« »Du rennst inn personirche" »O sa, Bouchu tommt im Austrage seines Prinzipal-s häutig zu uns ist«-z haus, um meinen Mann zu srisiren.« »Hm, hm!« brummte Herr v. Ma chaud. Und nach einigem Sinnen suhr er sort: »Nun, ich werde Lenoir mit dieser Sache betrauen.« »Wer ist dar-T« »Der gewandteste Gebeimagent mei ner Atiminal —- Polizei.« »Es sollte mir wirtlich sebr lieb sein« wenn er mir meine Schmucksachen, be sonders das kostbare Yertenbanb, wie der berschassen könnte bis übermorgen Abend.« l »Dann ist der Ball bei der Prinzess M- -—«. - . s . « ap« « -«c«« . « « . —»..« :H «,,·.i-ian wird alles ausbieten, um dei nen Wunsch zu ersijllen, liebe Blanche. Aber wo ist dein Herr Gemahl? Er läßt sich ja heute gar nickst sel»en.« »Er ist in der Frühe aus die Jagd! gegan en.« «W nn kommt er zurüai" ( »Ich erwarte ihn jeden Augenblick.« »Bitte, grüße ibn von mir!" Danach verliess der Polizei Lieus tenant Bitte Tochter, begab sich nach seinem ureau und liess den Vlgenten Lenoir zu sich bescheiden. Tieg trat ein kleiner, ältlicherMann mit einer sehr intelligenten Miene. Herr v. Machaud unterrichtete ihn über die Ungelegenheit und gab ibm eine schrift Itce Beschreibung der gestohlenen mucksachem , enotr entfernte sich sofort und ohne ein Wort zu sagen. Schon nach zwei Stunden kamer trieben »Gnitdigerserr,« sagte er, »das-Per lenband der riisin habe ich entdeckt.« »We- dennW ries außerordentlich zu srieden sein « her Chef »Jn der Maße-St. Berti-, bei dem » Juweliee henault. Er war der dritte, l l I ( - svm ie- befkagee, and richtig, bei ihm· fand ich das Halsband, die anderen Schmucksachen aber nicht« »Ich hätte henaultntcht für einen Diedshe ler gehalten-« « »Ein lkolcher ist er auch nicht. Er ist salc höchst achtbarer Geschäftsmann be-« « lannt und hat das Halsband in unan-« ifeehtbarer Weise durch Kauf erwor-« ben.'· — »Bcn einem Diebe!« »Nein, gnädiger Herr, so einfach ists die Sache nicht« entgegnete mit einem seltsamen Lächeln der Geheimagent. ---——« »Wenn Sie etft wissen, mer das Hals « band an Henault verkauft hat, werden Sie ganz anders darüber denken.« j »Nun, wer hat es denn an ihn ver lauft?« »Der Herr Graf Philipp v. Laval, LaoaL Jhr HekrSehwiegerfohn selbst.«i »Alle Teufel!« rief höchlichit über-. rascht der Polizei - Licutenant. »Aber das ist doch gar nicht zu glauben! Wie sollte das möglich sein?« · « ·,Meines Erachtens lsann die Rich tigkeit der Aussage Henaults nicht an gezweifelt werden« I - ,,Haken Sie ermittelt, wann der Verlan erfolgt ist?« »Ve: vier Tagen erst, am Freitag Nachmittag gegen 5 Uhr. Fiinfzigtausend LivreH in Buntbil leto sind dafür bezahlt worden« i »Wie tann man wohl vernünftiger weise annehmen, daß mein Schwieger ,sohn io billig einen Schmuck verkauft « haben sollte, für den er selbst vor tur zem erst neunzigtausend Livres bezahlt hat«-« -- s »An Dem-nur« ( »Nein, an einen anderen Jurvelier; so viel ich weiß, an Domangef s «DieSache scheint ja recht aufsallend zu sein läßt sich aber doch vielleicht er tliiren. Herr Henault sagte mir, daß ihm in jeßiger Zeit häufig tostbareJu s welen angeboten werden, und zwar lehr billig, von vornehmen Herren und men, welche nothwendig Geld brauchen weil sie der tollsten Spelulationswuth erarben sind in der Straße Quincami poix.« Der von John Law in Frankreich in’s Wert geseßte Mississippi : Aktien Schnsindel stand gerade damals in iip pigster Blüthe, und die tollste Agiotage wurde von hoch und niedrig Tag fiir j Tag betrieben. Jn der Straße Quin- ( lcampoix versammelten sich die Speku- , lanten Vormittags zu Tausenden —---7 Unter freiem Himmel war dort die Schwindelbörse Herr v. Machaud wußte das auch sehr genau. Er sagte aber lopsschiit:« telnd: »Mein Schwiegersohn ist fo reich. daß er gewiß nicht Veranlassung haben konnte, den Schmuck seiner Ge mahlin heimlich zu verlaufen. Er spe lulirt auch nicht« denn er mißiraut den Lan-schen Altien, betbeiligt sich nicht daran, weil er einen großen Rrach vor anssieht. Mein lieber Lenoir, diese Ani gelegenheit muß einen ganz anderen Zusammenhang haben. Sie ist höchst rätbselhaft, doch werden wir dem Ge heimniß hoffentlich auf die Spur lom men. Jch muß dieserwegen gleich wie der zu meiner Tochter; Sie werden mich begleitenk I Er ließ seinen Wagen vorfahren i Tie beiden stiegen ein und fuhren nach! dein gräflichen Palast· Gras Philipp Ivar zurückgekehrt- sp Seine Frau hatte ihm von dem Ver-« schwinden der Schmuckiachen Kenntnißi gegeben Darüber befand auch er sich« nun in einiger Aufregung . Als der Polizei .— Lieutenant ein trat, riefen beide: »Nun, wag bringst du fiir Nachrichten?" »Hochst iettsanie," versetzte Herr d. Machaud. »Das Halgtiand ist gesun-l den; es befindet sich jetzt ini Besitz deg Jutoelierg Henault, der es redlich er worben haben will. Rathet, von wem Z« »Das ist schwer zu errathen.« »Von dirL Philipp.« Der junge Gras brach in ein lautes Gelächter aus. »Der Mensch muß· wahnsinnig sein! Wie dars er zu be haupten wagen, dass ich die Schmuck sachen meiner Frau stehle Z« j »Das hat er nicht behauptet,« mein-« te Machaud. s »E3egle:ubt elf aber vielleicht. Es ist zu lii rl . ndd ,es it auch ge gen meine ghrei DaoiQallt misr ein Um-«« stand ern: ich kenne diesen henault nurI benig, habe vor langer Zeit einmal einige tleine Sachen in seinem Laden geiausn Vorgestern aber begegnete ich« ihm in der Straße ·St. Denisz er grüß-s te mit mit einergeevigen ehkerbietigen Vertraun-seen so de« es mir aussieLI Lieber Schwiegervater, begeben wir uns doch sogleich zu Heitault, um diese Angelegenheit auszutliirenl« s ,,Gcrade das tvollte ich dir eben vor-. schlagen, Philipp.« i Die beiden suhren, begleitet von dem« Geheimagenten nach der Straße St.I Denis. Vor dem Hause des Jutveliers ließen sie halten. Sie traten in denl Laden ein, wo Henalt sie rnit großers Ehrerbietung, aber auch mit einiger sUeberraschung eiiipsing. ! »Sie behaupten, mein Herr,« sagtes iPhilipty »daß ich am Freitag ein Ver-l lenhalsband an Sie fiir fünfzigtausend Livees vertaust habes« »Jawohl, Herr Gras.« versetzte der Juwelier. »gut« Sie haben gelogen!« s » ein, grr Gras!« rief Henault s bleich vor rn. »Ich bin ein ehrlicher sGeschiistsmann und pslege nicht zu lit .gsn· ..... l »Mein Schwiegervater hier, der here V Polizei - Lieutenant, wird es Jhnen schon tlar zu machen wissen, wag Sie sind-: ein gemeiner Diebshehlen Ich habe es wahrlich nicht nöthig, die« Schmuiifachen meiner Frau zu verlau fen.« »Und ich lann beschwören daß Sie selbst das Halsband an mich veriauft haben.« »Sie sind verrückt, Herrs« »Nein, ich bin vollständig bei Sin nen, Herr Graf. Dafiir habe ich glück-! licherweife Zeugenk »Wirilich? Die möchte ich sehen! Welche Zeugen denn?« »Meine Frau, mein Sohn und mei » nen Buchhalter. Alle drei waren zuge-« gen, als wir das Geschäft machten. s Meine Ehre ist rnir theuer; die lasse ich nicht antasten; von Niemand Und wenn Sie auch der Schwiegersohni des Herrn Polizei : Lieutenantsi sind, an dessen wohlbelannte strenge Gerechtialeitsliebe ich appelliere, so dürfen Sie doch nicht glauben, Herr Graf, daß Sie mein llareg Recht schnöd- verckwaltiaen ldnnen.' Er lief zu einer Hinterthiir, öffnetek sie und rief seine Frau und seinen acht- i zehnjährigen Sohn herein, dann auch aus dem Comptoir seinen BuchhalteH »Seht diesen Herrn an, « sprach er ,,Erkennt ihr ihn?« « »Es ist der Herr Gras v Laval«, jagte der Buchhalter i »Ji, der ist’ S«, bestätigen des Juwe-? liers Frau und auch dessen Sohn. s »Ihr wart zugegen hier, alg amFrei tag Nachmittag geqen fünf Uhr der» Herr Graf v. Laval an mich ein Per lenhaisband siir fünfzigtausend Livres vertaufte?« 1 »Jawohl « l »Das lönnt ihr mit gutem Gewissen vvefchxrviirenW a.« »Alle diese Leute müssen wahnsinnig sein!" schrie Philipp wüthend »Nein, Herr Gras«, sagte spöttisch der Juwelier, »wir sind gottlob alle hier bei gutem Verstande« ! »Es steht also hier Behauptung ge gen Behauptung« , sprach bedächtig Herr v. Machaud. »Ich meinerseits be zweifle nicht, Herr Henault, daß Sie das Opfer eines schlauen Gauners ge-Z worden sind, der hier geschickt den Dop pelgänger meines Schwiegersohnes ge spielt hat « j Der Juwelier lächelte ungläubig »Ich theile die Ansicht meines Chef-IT sagte Lenoir, »und werde ver suchen den Pseudograsen zu ermitteln I Ich hege bereitzz einen bestimmten Ver dacht. « »Seht gut!« rief der Polizerlieute nant. »Sie aber, Herr Henault, sollen nicht vergebens an meinen Gerechtig keitssinn appellirt haben. Bleiben Sie einstweilen ruhig im Besitz deH Schmu des. Nur möchte ich Sie bitten, daz Perlenhalsband meiner Tochter vor läusig nicht zum Verkause augzubie-: ten, bis diese dunkle Angelegenheit ent wirrt ist, was möglichst rasch zu be wirken wir uns leine Mühe verdrießen lassen wollen« Der Juwelier rerneigte sich zum Zei chen der Zustimmung Daan verließen Herr v. Machaud, der Gras v. Laval und der Geheim agent den Laden He taults. l) ) Lenoir’5 Verdacht richtete sich gegen den Friseur - Gehülfen Boncht, den Bräutigam der Lonise Pellei. Diese konnte alg Zofe der jungen Gräsin den Diebstahl der Schmucksachen auf irgend eine Art aus geführt, und dann ihr Geliebter alg Doppelgänger des Grafen, den Verkauf des kostbaren Halgbandeg besorgt hr » ben. Es war gegen drei Uhr Nachmittags, als der Geheimagent sich nach der Gre vinschen Friseurstube in der Straße Nambuteau begab, wo Bouchu ange stellt war. Er kannte persönlich weder Grevin noch Bonchu; ebensowenig lannten ste ihn. Als er ins Haus eintrat, lam ein stisrrter und pomadisirter Stich-r, eine Opernarie trällernd, heraus, und ein kleiner verwachsene Herr wollte ge-I rade hinein, dem Lenoir höflich den Vortritt ließ. I Drinnen in der Fritierstube befand. sich nur« ein junger Mann, jedenfalls; ei»n Gehilfe. Der Prinzipal selbst war nicht anwesend. »Ah, Herr Coquerel!« rief der Ge yilfe vertraulich. « ,.Guten Tag, mein lieber Bouchu!« versepte der Yucklr e. Es ivar also richtig Luise Pellets Bräutigam. I Des Gesheimagenlen Verdacht zer-, rann ins. selben Au endliri in Nicht-li Unmöglich tonnte dieser kleine, unans sehnliche Mensch der Dom-ergänan ch stattlichen Grafen v. Lcival aeiveseni sein. Weil Lenoir nun aber einmal da war, beschloß er, sich frisiereu zu lassen.l Er setzte s:ch c«lso, um zu warten und nachzudenken, aus einen Stuhl und sah zu, tvie der iippiae Haar-schon DegBuciJ ligen lunswoll von Bonchu bearbeiiei wurde. Dabei hörte er ienn auch das- Ge spräch der beiden, welches ihn freilich zuerst gar wenig interessirte. »War’s heute Vormittag auch so leb haft in der Straße Quincaiiipoix?« fragte der Gehilfe. »Wie immer!« rief Coquerel entziikli.« »Und ich hoffe, es wird noch lange so bleiben.« »Manche Leute meinen doch, dafz es früher oder später einmal damit schief gehen würde.« »Unsinni« «Freilich, ich verstehe ja nicht viel V von, Sie aber sind ein großer Kenner. Was Herr Law.im großen, das sind Sie im tleinen.« »Mein lieber Bouchu, solche Schmei chelworte erfreuen mein Herz· O, ge priesen sei der Tag, an welchem ich zu erst mit nur zehn Lidres in der Tasche, aber oen Frau Fortuna begünstigt, jen: Straße besuchte! Man konnte mich — oder vielmehr meinen Buckel —- sogleich sehr gut brauchen." »Als Schreibpult.« ,,Jawobl. Gesegnet sei mein Buckel, denn ihm verdanke ich mein Glück!«««) ,,«’friiher hatten Sie die Gelegenheit, ihn zu verwünschen; dessen entsinne ich mich gar wohl«, sagte der Gehilse la chend. Freilich, lieber Vouchu Kein Wun der auch! Wie Sie wissen, schwärrne ich fiir die theatralische Kunst, wäre früher gar zu gern selbst Komödiant gewor den. Aber daran war leider meines Buckels wegen nicht zu denken; deshalb habe ich ihn oft derwiinscht und ver flucht. Doch nun ist das anders getuors den; mein Buckel hat mir in der Straße Quincampoir zu einem hübschen Ver mögen verholsen.« Noch immer aber schwärmen Sie fürs Theater, Herr Coquerel.« »Gewiß, leidenschaftlich; doch die Jdee, selbst auf die Jveltbedeutenden Bretter zu steigen, habe ich aufgegeben. Aber ich bin Kenner, dass muß man mir lassen. Besonders gefallen mir die Lei stungen Jljres talentvollen Bruders, lieber Bauchri; deshalb besuche ich mit Vorliebe Nicolets Theater.« »Er spielt jetzt große Rollen.« »Und zwar vortrefflich. Auch scheint seine Einnahme besser zu sein, als frü her. Ich hatte ihm vor sechs Wochen mit Vergnügen einige hundert Livres geliehen, die er nothwendig brauchte, um einig-e drückende Schulden zu be zahlen; da ich ihn kenne, glaubte ich natürlich, das Geld nie wieder zu er halten. Doch darin täuschte ich mich, denn gestern hat er mir die Summe richtig zurückerstattet und mich außer dem in einem Restaurant herrlich be tvirthet.« Der Gehilfe hustete etwas gezwun gen. Lenoix war nun doch aufmerksam geworden. ,,Gestern Abend habe ich ihn so recht bewundert im Theater«, fuhr der Buck lige entzückt zu rkden fort. »wanz mei sterhast spielte er einen liederlichen Chevalier.« ,,Jn den- neuen Lustspiel von Ma rivaux?« »Ja-naht Welche Schelmerei, welche Grazics Dag Stück wird heute Abend gespielt und voraussichtlich noch lange aus des-—- Renertoire bleiben. Ihr Bru der scheint siir diese Chevalierrolle ge ooreu. u: Ioar im Aussehen, Manie ren und Auftreten aanz einEdelmann.« »Ich hab’s,« dachte im stillen der Ge heimagi-nt. »Ganz ahnungglog hat die ser harmlose Bucklige mich auf die rich tige Spur gebracht. Also Bouchus Bru der ist der talentvolle, aber auch lieder liche und leichtsinnige, bei Nicolets Truppe engagirte Schauspiel-er Mon steurh. Nach Art solcher Leute hat er seinen unschönen Namen mit einem schöntlingenden und poetisch ange hauchten vertauscht. Er sieht auch dem Grasen v. Laoal ziemlich ähnlich, wenn ich mich seiner Physiognomie recht ent sinne. Dentt man sich die sel)auspieleri: sche Gewandtheit, Keckheit und die Sicherheit dek- Llustretens hinzu, so ge lange ich zu der festen Ueberzeugung: Monsleurh ist der Doppelgänger des Grafen gewesen: er hat aus solche Art unauffällig den Verlauf des tostbaren Schmuckeg an Heitault besorgt. Wahr haftig, die Schelme haben das recht schlau ausgedacht und ins Wert gesetzt. Coquerel und Bouchu schwatzten noch weiter Von theatralischen Angelegenhei ten. Als der tleine Bucklige fertig fri siett war, entfernte er sich. Nun kam Lenoir an die Reihe, der sich schweigend dabei vrhielt, indem er insgeheim dachte: »Dieser Bursche, der ietzt meine Haare bearbeitet, lsai jeden falls keine blasse Abnung davon, daß ich ihn voraussichtlich noch heute Abend verhaften lassen werde!« Eine Stunde später trat ker Viel-eini agent in den Laden des Juireliers Henauli. « . »Ich glaube, die dunkle Angelegen heit je t austtiiren zu iönnen,« sagte er. » ch bin dem Pseudografen ans der Spur.« »Sie glauben also wirttich, einen vermeintlichen Doppelgänger des Gra sen v. annl ermittelt zu haben?« frag te der Juwelier mit zweifelnder Miene. »Jawohl. Es ist ein Schauspieler, ein Bruder des Friseuraelnlfeu Bau chu, welch’ letzterer mit der Zofe der Gtäfin v. Laval rertobt ist. Diese Zofe hat jedenfalls Das Halgbanb geitohleii.« Der Juwelier schüttelte den Kopf. »Wenn Sie sich nur nicht aus einer fal schen Spur besinden.« »Sie meinen immer noch, daf; Sie es mit dem echten Grasen zu thun ge habt haben«s« »Ausrichtig qestandem in.« »Um Sie zu überzeugen, daß Sie sich täuschen, möchte ich Sie bitten, heute Abend mit mir dass Theater zu besu chen.« »Die Comedie franeaisei« »Nein, bei unserer ersten Bühne ist dieser Mensch nicht angestellt Er ge hört zu Nicoleis Truppe, die nur Lust spiele, Possen und Singspiele giebt.« »Getne erfülle ich Jhren Wunsch. ’) Thurmble In eilten Schildeennnen ver wiloekz Isiotese in ver Strafe Qiittieanipoik Fuss-it des Mitv· chen Ftsisnzsimuikioelv wird die » Butsu-« km sie yet-staates als amtmlantee eesbpult kenns Ien« ers-tim- Ee soll dadurch tot-te pure- etqene Spe fiiletionen reich seine-den fein. s TBin doch wirklich selbst neugierig. Jch werde bereit sein.« - i »Um halb sieben Uhr. Jch hole Sie ao.« ,,Sehr wohl« ; Darauf begab Lenoir sich zu Herrn v. Machaud. Dieser billigte die Absicht deei klugen Agenten, der dann noch ri snige weitere Vorbereitungen traf. B. Es war Abends nach sieben Uhr. Die Vorstellung in Nicolets Theater hatte begonnen. Man gab wieder dac- neue lLustspiel vonMarivaux, in welchem der ttcilentvolle junge Schauspieler Mon sfleury die dankbare Rolle eines lieber lichen, weltgewandten und heiteren Chr valiers spielte. Reicher Beifall wurde ibm gezollt von dem zahlreich versam inelten Publikum I Jm Hintergrunde einer Parlettloge saßen der Geheimagent und der Juwe slier HenaulL I »Nun, haben Sie den Menschen ge nau beobachtet?« fragte erstern-, nach s.dcm der erste Akt beendet »Nicht wahr, er besitzt eine auffallende Aehnlichkeit ,1nit dem Grasen v Laval, auch in Be kzug aus Figur, Haltung und Sprache. Ein leichtes, elegantes-, vornehmes We sen weiß er vortrefflich zur Schau zu tragen. Mit solchem schauspielerischem .,Talent, natürlicher Begabung fiir täu schende Nachahmung bestimmter Cha rottere von seinem Bruder sorgsam dazu ungeleitet und zweckentsprechend srisirt und gekleidet, hate e,r davon bin ich überzeugt, Jh nen gegenüber den ,Doppelgänger des Grafen gespielt und es richtig verstanden, Sie zu täusche-n.« I »Es könnte wohl fein, daß die Sache Ysidi so verhält, « versetzte Henault. »Ich bit äußerst überrascht von dieser Aehn Ilichkeit Ja, wenn es denn wirklich nicht der echte Graf war, so könnte al ilerdingsz der Schauspieler da, der sich Monfleurh nennt,der falsche Graf ge lvesen sein« ; »Nach Allem kann nun iein Zweifel sniehr darüber obwalten. Jch werde ihn verhaften lassen.« - »Sie tzt soalcichZ« »Nein, nachher. Nach dem Schlusse der Vorstellung Jch halte es nicht fiir nothwendig, das Vergnügen des Pub litums zu stören.« Die Vorstellung nahm ihren Fort «·aang. Nach dem Schlusse des letzten At Itesp wurden die Hanptdarsleller hervor gerufen, auch Monsieury. Lächelnd und triumphiemd erschien er, durch eine grazidse Verneignng dan kend fiir den Adplaus Dann fiel der vVorhang nieder. « Gleich daraus kourde sn seiner Gar dirobe der Schanspieler Lseuchu ge «nannt Monfleurn, verhaften In seinem Vesitze fand man eine gross-s- Zumnr Geldes in Bankbillets. «le selben Abend wurden auch sein Bruder, der Friseurgehilfe, nnd dessen Braut Luife Pellet gefänglich eingezogen. In einem Koffer des ersteren entdeckte nsan di-: anderen gestohlenen Schmucksachen Da Leugnen nichts nützen tonii-e, bequem ten sich die drei zu Geständn.sken. Bou ant-Monsleurn hatte in der That als Toppelgänger des Grafen das Hals-· Eis-nd an Henault verkauft. . Der Jutdelier, welcher mit Aug-nah in-: einiger tausend Liores sein Geil nsieder erhielt, lieferte ·1n71 das ".’eileis txalsdand aus, so das-, He Grifan Isnt demselben gesrlnsiiickt auf den-« Balle ·o.-r Prinzessin von Conti erscheinen konn te und dort natürlich gross-! Ernsation erregte. « Die diebische Zofe, ihr srizzbiiinsitsei Bräutigam nnd dessen Bruch wurden nach der Strenge des Geselij lieffrafx l Warum ? . US grübeli mit miidem Forschergesieht lind wallenden stauen Haaren . EmAlter noch spät bei der LainpeLicht,· Bis ein neuer Morgen dämmernd an bricht, Um des Lebens Zweck zu erfahren. So hat er’s getrieben von Jugend an; Er rannte kein andr’es Beginnen. Nie hat er sich dessen genug gethan. Er setzte all’ seine Kräfte daran, Tes Lebens ,,Warum« zu ersinnen. Es wurde der Rücken des Forschers krumm — Kaurn konnte er sich noch erheben. Sei sitzt er und bohrt und griibelt’ stumm. Ueber’m Fragen nach des Lebens ,,Wc-rum« Vergaß der Aermste, zu leben. G. A. MullersCsrssala Auch ein Irnlptingslied. l —— i Von Sonne, Wonne-, Gliict und Lust Du dickten, tvitt jetzt Brauch; , Es rauscht in deutscher Jiitmlin,»,«5- » brust s Und itn —- Papicskorb auch. l »H-O————— l —-»Wie fange ich es an, sagte ein jSchauspieler zu einem anderen, »das-, t ich bei meinem Benesiz ein recht volles Haus habe?« - Mich werde meine Gläubiger einluden « war die Antwort ’ —- Der schlechte Gärtner. Junge, eben vom liensionat weq geheirathete grau zu ihrem Mann, einem Gutsbe sitzer: »Du FredyL Den Gärtner mußt Du aber bald wieder entlassen. Der thensch ist ja gar nicht zu gebrauchen! Sieh’ Dir nur mal das No genfeld an, wie geschmacklos et da die Vsgornblumen hingepslanzt hat. Es steht rein nach gar nichts aus. . .« Ahnung-vermögen bei Thier-ein« Der Storch macht mit ebenso großer Vorliebe wie- Frechheit auf junge Kat zen Jagd, als wüßte er von der Gefahr« die seinen eigenen Jungen vom Katzen geschlecht droht. Die mündigen Kasse-. wieder stellen mit Vorliebe der Stor chenbrut nach, die ihnen örtlich so be- « quem gelegen ist. Dieser gegenseitige Vertilgungstrieg ist mehr als die Be friedigung eines Gelüstesz vielmehr das Bemühen, ein seindlichesGeschlecht aus-· zurotten, noch ehe es dem eigenen Nach wuchs gefährlich wird. Aus diesem all mächtigen Trieb der Selbsterhaltung und der Sorge um die kommende Ge neration frißt der Storch die Kätzchen und die alte Katze die Storchju.ngen. Dieser selbe Trieb aber führt in man chen Fällen wieder zur Schonung an derer Thiere. Das Krokodil verschlingt z. B. alle kleineren Thiere, die in sei nen Bereich kommen; selbst die Vögel die ihm sorglos zuflattem Und doch scheut es einen Vogel, etwa von der. Größe einer DrosseL den »Sicsac«, das Ungeheuer weiß aber genau, warum. Jst es an's Land gekrochen und liegt dort, wenn auch nur zur Hälfte, so recht wohlig, so läßt es den kleinen Vogel ruhig in den geöffnet-en Rachen spazie ren und wartet ruhig, bis der Vogel den gefährlichen Raum verläßt. Der aber pickt inzwischen emsig im Rachen umher, bis er Gaumenwände, Zunge und Zähne des großen Thieres von den « Blutegeln gesäubert hat, die sich dort im Wasser angesammelt haben. Diese Wechselseitigkeit der Hülfeleistung ist hrchinteressant. Grade dieser kleine Vo gel wird von dem Unthier verschont und befreit es dafür, sich selbst ernährend, dir-n einer schweren Plage. Hamlet sagt: ,Es giebt mehr Dinge zwischen Him mel und Erde, ils Eure Schulweisheit sich träumen läßt« Das Vögelchen weiß, daß just ihm, unter allen seinen Genossen, das Recht beschieden ist, sich i:s den Rachen des Unthiers wagen zu dürfen, um seiner Nahrung nachzuge hen. Das Krokodil weiß« daß just tie ser Vogel ihm eine Erleichterung ge während wird! Die Heilung menschlicher Leiden schuf-km Dr. Gallcvardin, ein homiiopatbi schcr Arzt zn Lyon, theilt durch die Blätter eine von ihm gemachte Ent deckung mit, die voraussichtlich eine große Umwälzung in der menschlichen Gesellschaft lxervorrufen wird. Dank der Homiiopathie hat Dr. Gallavardin mit glänzenden und andauernden Er folacn die Oeilnna der menschlichen s.«eikcnsd:saften unternommen Jm Jahre Js;96 und in dem blühenden Al ter von 71 Jahren kam Dr. Gallavar vix-. auf ten Gedanken, eineSprechitnn de sur die Heilung der menschlichen Lei denschaften zn eröffnen. Jeden Diens tag ertheilt er Eifersüchtigeth Neids sct-cn, Lijanerin Kleptonianen, Spie lein, Jätkzornigrn und anderen Exem Plaren der Gattung »homo sapiens« Rath und siclicre Hilfe, und zwar gan umsonst. Und welcher Art ist die Kur Er macht tein Gelieimniß daraus: »Ein Eli-jähriger Ehemanm der wäh rend seiner dreißigjährigen Ehe eiser siiartia war, ist ron mir mittels einer Manns-Lösung ldcss Gift der Rau tenfclslangd instit worden, die in km ersten drei Wochen eine Verschlimme rung hervorbrachte dann aber ihn vollständig heilte, so daß er bis zu sei nem Tode von ter Eifersucht verschont bljeb·« Tit-se Heil-rann ist allerdings n-underl·»c-.r: nocli wunderbar-er aber ist ein lslieinanrn der nacli dreisxigjiiliriger Ehe vocf cisersuclilia ist. Eber-so be merlengwertb ist folgender Fall: »Ein anderer Chr-mann, dr-) seit 16 Jahren eifersiicbtia war. wurde mittels ,,nux vomira« (Vreifnus3) geheilt. Jn der ersten Zeit liatle er allerdings noch dann und wann einen Unfall, aber nachdem ihm eine neue BrechnußsDosis verabreicht trsar, verschwand jede Spur des seelischen Leiteiis. Eine merkwürdige Zeitung. Ter Zasewisck Paul Petrovitsch, der im Jahre 179(.« als Nachfolger Katha rina Z. den rnssischen Thron bestieg, empfing seinen ersten Unterricht im Lesers und Schreiben im Alter von vier Jahren, gab aber seinem Gouverneur oft Anlasi zu lebhaften Klagen. Da es nicht til-lich ist, Fürstlichleiten gegen iilier den Robrstock in Anwendung zu bringen, so ersann der Staatsrath Besitxteiess der Erziehrr des Prinzen, eine neue und originelle Methode, die sen von feiner Faulheit zu luriren. Er lxatte siir den Zarewitsch eine Zeitung drucken lassen, Die unter den Hofnachrichlen einen qenauen Bericht der Unarten enthielt den-n sich der Print ms demselben Tage schuldig ge nsncht hatte. - Außerdem enthielt vie originelle Zeitung, welche natürlich nur in einem Exemplar gedruckt wurde, ei ne Notiz niit der Franz ob der Prinz euch seine Sclnilarbeiten fleißig ge neckt Habe. Dann erzählte der Gouverncur dem kleinen Zarelvitscl), daß die Zeitung täglich an alle Höfe ltsruropcks versandt nsijrde, und daß er sich schämen sollte, das; seine schlechten Munieren und feine Faulheit zur Kenntniß aller Fütstlich leiten gelangten. Die Zeitung hatte den gewünschten Erfolg, denn der Peinz be gann jetzt mit einem wahren Feuereifet zu arbeiten, um sich nicht in den Au gen von ganz Europa lächerlich zu ma chen. W ——- Unterdrückte Leidenschllften sind leimende Tugenden.