Elrkugblukttttt — X Heinrich Ere. I. Die Nochmittagsdrobe war beendet. Das ganze rieftae Getos-Innere bot schon ohnehin, wie es jetzt vom grauen Tagiicht übergossen dalag, ein nüchternes und sröstelnbrs Bild. Ueber die rothen Sammetsitze waren große Stücke Sackleinwand gebreitet, oben aus der Galerie scheiterten die Frauen, mit Schrubber und Eimer bewaffnet, die weistbetaliten Wände und hinter dein auseinander gezogenen Vorhang, der sonst die Manege und - den Stallgang trennte, aingen Leute in gewöhnlicher Arbeitertracht umher. Nun die Probe vorbei war und die Künstler sich zu entfernen begannen, wurde es noch einsamer. Nur am ManegewEingang saß und stand noch eine kleine Gruppe· zusammen. Jbre heitere Unterhaitnng aalt eine-n kleinen weißen Seidenbiindchen. das eine der Damen, eine Reiterjn. auf ihrem Schoße hatte und das id: erst an die sem Tage geschenkt worden war. End lich ing man auseinander. Vor dem Vor ange rechts und links an die bei den Logenwiinde gedrückt standen ei nige Jungen, kleinere und größere. Niemand flimmerte sich urn sie. Am Vormittage, wo nicht die Mitglieder, sondern der Direktor selbst probirte, dee sofort iedenUnbesuaten. welcher im im Gebäude herumschtich. hinaus-wei sen ließ, hätten sie sich das nicht erlau ben dürfen, ganz abgesehen davon, daß sie um diese Zeit auch in der Schule steckten. Von den Artisten setber hat ten sie nichts zu befürchtet-. An jenem Nachmittage fand sich das Häuschen ein nnd sah, in den Gänan nnd Win keln versteckt, dem Treiben der Künst ker, der Reiter, der Springen der Dresieure, von denen es ieden Einzel nen genau beim Namen kannte, voll Anspannunq zu, bis es sich arn Schtnsz der Probe jedesmai zwischen den bei den Logenwänden vor dem Vor ange wieder zusammen sand. Dieses« lös- J v---. chen hatte eine besondere 7:i1.3.coun·ns:s s kraft. Hier üblen die Artisten inre Elepen ein. Die Eleoen standen ir. dein gleichen Alter wie das Häuschcn selbst. Bewundernna uno das dien nende Verlangen, diesen ·)ll:engenot sen das nachmachen zu distiem malte sich in jedem Gesicht. Selbst die leise ausgestoßenen Scheltworte und die ge legentlichen verstohlenen Wiss-Handlun gen, mit denen die Künstler ihre Ele ven behandelten,änderten daran nichts-. Aus jedem Gesicht sprach die Bereit- . schast, alles das gern über sich ergehen ! lassen zu wollen, wenn die Eltern esI nur erlauben würden, gleichfalls so ei ner, so ein Artist zu werden« Seltsam stach von Den übrigenJuni gen. deren Kleidunasstiine schon ver- : riethen, daß sie Volksschüler oder, was T einige ältere betraf, Handwertslehr-« linge waren, die im Anftrage ihrer l Meister, Schlosser, Tischler und S:ell- « machet, hier im Cirlus etwas auszu- « richten hatten, ein etwa rwölsiäheiger Knabe ab, der oberhalb oer Holz-vand, in den Paelettreihen, cbqeiondert vcsn den andern, fast als scheue er sich, hin ter einer der aoldbemalten eisernen Säulen stand und von dort mit heißen Blicken den Produktionen aesolgt war. Das seingeschnittene, blasse zarte Ge sicht mit den großen schwarzen Augen und den schwarzen Locken. die schmach tige, aber zierliche und in ihrer ganzen Haltung aussallend anmuthige Gestalt, sowie der peinlich saubere Anzug deu teten daraus, daß et auch in seiner Hertnnst sich von den anderen Jungen unterschied Unter dem Arme hatte er eine dünne Schule-tappe, und die grüne Mitte, die er in der band hielt, ver tietl7, dza er ein Schüler des slädtischen Grnnna ins war Was nun geschah, geschah an jedem Nachmittage, sobald die Probe aus MI. Fast lautlos-, jeden Aus-rus, jedes Wort leise abgedämpft, sprang unten die Schaut in die Manege hinein. Wenn sie Lärm machte, so hörte das der im Bueeau atbeiiende Jnspettcr nnd dann jagte er alle miteinander heraus-. Die Jungen versuchten, das. was sie den Eleven abgesehen hatien, nun auf dem Sande nachzumachen Sie versuchten, wag den iseiibteien unter ihnen auch gelang, auf den hän den zu stehen, von diesem Stand aus durch einen Sprung nach vorwärts oder rückwärts wieder auf die Fuße zu Don-men, eitn großer cZunge versuchte es agae nn einem ri eigen rückwär I M Vlies-M des heiße dem Sprung« . vom Haut-stand durch die Drehung des — Körper-s um seine Achse nach rückwärts wieder auf den Handstand Die ande ren Jungen hielten ihm dabei, wie sie es bei dem Unterkichte der Eleverc , sahen, die ausgestreckten Arme unter " S Mütze-at- Alles stellte sich um « Gruppe herum. Der große Junge Mspt m ein-et kräftigen musiuköfen Wt und die ganze Schaut sah ihn Hoff-lebetle den- Bedeutendseen unter »He-s imkst We Its-May tin a W » : , l An große " MU- I M »Noch einmal!« ries er angehalten, ais hätte nicht er selber, sondern die Andern die Schuld. Das Kunststück mißlang wiederum. »Gebt mir bloß voni Leibes Ich wird's alleine machen!« tommandirte er nun. Alles wich ehrfurchtsvoll zurück. s Der große Junge stellte sich wieder Z aus die Hände. Jn dem Kreise herrschte ein gespanntes Schweigen Jetzt reckte der Künstler auf der get-id stiitzh wie um auszuholem die ine. , Dann tippte er wie ein Meblsact aber I mals in den Sand. s » »Heute geht’s nicht« sagte er ärger- « « lich. als er mit getötbetern Gesicht wies s der aus seinen Füßen stand. Der Knabe oben an der Säule hatte sich bisher nicht von derStelle gerührt. Nun les-Te er seine Rappe und seine grüne use aus die von Sacktein wand bedeckte Bank neben sich und stieg hinüber-. »Laszt mich es einmal probiren.« sagte er, mit einem Satze leicht iiber die Barriere springend, zu der Schaar. Er war unter dieser nicht ganz un bekannt. Die Jungen hatten ihn schon inebr als einmal hier irn Cirius gesehen, wie er gleich ihnen in den Winkeln and tGängen herumstand Ja die Manege tarn er sonst nicht« aber hinter dem Vorgange im Stallgang, wo auch manchmal Mister Relling nnt ihm sprach, sah rnan ihn nm diese Zeit oft etcicbfalls üben. Die Jungen glaub ten deshalb von inni, daß er aus ir gend eine Weise hier im Cirtus sinit dazu gehörte. Bei seinem Erscheinen wurden si-. still. »Wer bist Du denn?« sragie der Große. »Jet- heiße Barnstorsi.« erwiderte der Knabe frisch und einfach und ita ren Auges blickte er den Frager an. »Was machst Du denn hier?·' »Was ibr machet« . ,Weiier nichte?'· «Nein!« « In das Gesicht des Greises trat ein T liämischer Zug. »Du bist doch viel schwächer als ich. sagte er —- was ich nicht l-:nn, das lannsi du doch erst recht nichi!« »Ich wsll es aber versuchen.« Furchtlosiqleii und Kecklsseit blihlen ietzt in der Miene des feinen Jungen auf, was seiner bisherigen scheuen Zuriickhaltung eigenartiig widersproch. »Wollen mir Zweie von euch Hel fcn Z« want-te er sich an die andern. Seit die Schaut wußte, daß der Junge auch nichts anderes und besie res war, als sie selbst, halte sie auch ihre - Unbefcngendeit wieder gewonnen Obwohl er so dornehm aussah, gefiel er ihr doch, fchon weil er es mit dem Großen to ohne Zagen aufnahm. Svfort erllärten sich die beiden. die eben dem Großen behilflich gewesen, zu dem Dienste bereit. »Als-) lrå!« rief der Junge Wieder flqunten seine Augen in dem Feuer aus wie vorhin. . Kunstgerecht die weit ausgespreiz- « » ten Finger mit dem Handbnllen fest in « ; den Sand gedrückt, ließ er leicht und - F etastifch seinen Körper darauf nieder; die Arme verfchränlend, schob-en ilnn die Beiden diese unter das Kreuz; langsam wie eine eschrneidige Gerte bog sich der gestreck e Körper « t da rüber hinweg. dltsartig schne te er dann empor. drehte sich um sich selbst and kam dann wieder; ehe im ganzen nur eine Selunde verging, auf die hände zu flehen. Es war ein richti ger Flickflach wie ihn die Eleden nicht helfe- machen konnten «Bravo, brava,« ries die ganze Schaar stürmisch und die Umgebung vergessend. aus. »Bravo!" mit einer eigenthiimlichen langen Dehnung des »a« in diesem Wart riefen auch die Artisten, wenn sie auf der Probe einer neuen Nummer applaudirien Mit einem Sake, der scharf wie ein Messer durch die usi schnitt, stand der Junge nun wieder aus den Füßen Nur der Große stimmte in das «Bravo, bravo« nicht ekn »Bist du mir böse?« fragte der an dere vermindert »Und treuherzig trat er var ihn hin-. Mit siiller Verbissenheit sah dieser ihn erst an. »Du gehörsi nicht zu uns, sagte er dann —- pnes Dich dorthin, we Du hingehörsr.« Dem schwarzäugigen Jungen schoß das Blut ins Gesicht »Ich kann hier bieibenx ganz so gut i wie Du!« rief er aus. : s «Dnj wallen wir doch einmal ; schenk« höhnt-: der Große und nahm I eine lampsbereite Stellung ein-« »Dentst Du, ich fürchte mik- vor Dir? BersuchKHFchF Im Nu hatte das autaetige We sen des anderen geändert Er war sast um einen ganzen Kopf kleine-e. Kühn erbe- bli ten seineBticke den Gegner an. Er sl seht einem Lungen-Fug Sp bereiten Leop-ir en. M ganze S ae bildete mn die Beide-M « .-«» MI- Eis-MAY Jterben und und anderersetts sie dem neuen Geno en doch zuviel Gefallen, um sich offen auf die Seite seines Geg nerg zu schlagen. »Fang ank« rief der Schmutze mit lauer heller Stimme. « Im selben Augenblicke übrte der Große mit der vorgestte en Faust gegen fein Gesicht einen Stoß. Ein rother Vlutsftrabl spritzte auf. Jn der nächsten Setunde aber hing der Angegtissene mit einem einzigen Sprunge. der wie der Sprung einer Katze war, an feinem Halle -— eine zweite Sekunde, der Große brach zu sammen und der Kleine, dem immer nseiter das Blut über das Gesicht tief. lag, die Arme des Großen in den Sand pressend. über ihm« »Fecglina!« same er anner sich. Der Große suchte sich szu niedrer-« aber der andere hielt, obwohl seine fei nen und weißen kleinen Kinderlzände kaum eine solche Kraft verrathen bät ten, die Handgelenle des Großen wie in einein Schraubstock umllamnier:. «Es kommt iemand,« ries eines aus der Schanrg die nun furchtsam zurück s gewichen war. H An der Pifte vor dem Borlmnge. hinter dem mit lachendenMienen einige Stallbediente dem Streite bit-her iu aeselren hatten, tauchte die Gestalt eines großen Mannes in Hemde-är megn und mit eine-n strengen Gesicht au . , »Heillose Bengels ihr, ries er bin iiber -—— weilt ibr machen, das-« il,r srsettomrnt!« Die Schaar stob auseinander und flüchtete iiber die Barriere zum gegen überliegenden Ausgang binauj, der irre Freie siiltrtn Der Kleine ließ sein Ouser los. »Du bist mir viel zu feige, als daß ; ich dit noch etwas thun möchte,« mur melte er dem Uebertoundenen noch zu-. Dann sprang er zu den Sinreiben ( hinaus, wo seine Tasche und feine grüne Muse lag, schlüpste, als wußte er mit den Näumlichleiten aanz·aenau Bescheid, durch einen der oberen Sei tenaänge ir: eine niedrige ossene Ihiir und verschwand. Durch den Stallgang scholl die scheltende Stimme des Jnsuetto:3· »Wenn die Jungen sich noch ein mal im Gebäude sehen lassen würden,« sn gebot er, »so sollten sie aus der Stelle nicht binausaeiaat werden« Immer dunkler breitete sich von eben durch die Lichtötsnuna im Dache die Dämmerung über das riesige. nur ganz verlassene Innere aus. Es lam die Stunde am Taae. die ein ine, in welcher der Cirkns leine Siesta hielt. 2 E Jn einer der ncuaebauten Straßen der äußeren Stadt, wo sich zu beiden Seiten, eines wie das andere ausse hend, hohe vierstöckiae unfreundliche Mietbzhiiuser binzoaerh klangen um dieselbe späte Nachmittaaiitunde aus einem hose vie Töne einer Dreaorgel herauf-. Der Hof selbst war ena, und kahl ron einem hohen Queraebiiude abge schlossen. Zu den Kücknntenster, iiberi die ariinanaestrichenen Blumenbretter ; hin-nea, aus denen noch die sont-nee- j lichen Schnittlauchss und Vetersiliem tönse standen, sahen die Dienstmädchen 3 herab und hie und da warf eine milde i band dem schwarzbiirtiaen Manne mit s dem großen Sammetbute unten ims Papier eins-wickelt ein tleinej Geld-! stücl zu· - r wackere Virtuose hatte H mit der Ausübung seiner Kunst hier soeben erst begonnen und das erstes Stück, was er ietzt spieltn war ein« Walzer. Einige kleine Mädchen drehten ich unbeholfen bei der Musik bereits rn Kreise herum und die Augen im mer weiter hinaus aui die Fenster ge « richtet, schwang der Mann im Sam . metbute, als gingen ihn sonst die Töne « I nicht viel an, seine Kurbel weiter. Aus der engen, innerhalb offensic bender Thüre, die in das Quergebiiude führte, trat fett abermals ein kleines Mädchen heraus. Es batte einen Lo ckentaps, sah bitbsch nepuut aus und trug um den halt eine bis zu den Fenstern binausblinlende Kette. »Ach Gott, sieh doch! das lleine Pussel wieder!" Jetzt tonimt sie wie der zum Tanzen hinan-P sa te im dritten Stock eine sunae Se mars stau zu ihrem Manne. der eben vorn Dienst heimgekommen war. Sogleich ließ, als das kleine Ding erschien« eine der anderen lleinen Tän zerinnen ihre Partnerin los. und eilte, diese stehen lassend, auf den Lockenlops ·zu. Es war, als hätte der Lockenlops aus diese Freundin, die unter den an dern Dingern sichtbarlich am iierlichi sten und gewandtesten tanzte, nur ge wartet. Ohne ein Wort mit einander zu wechseln, mit ernsten Mienen um saßten see sich und schwebten, gleich und ohne Besinnen in den Takt ein setzend, nun dahin· Während tie an dern kleinen Mädchen sich immer in derselben, dicht um den Leier-wann ge zogenen Bahn.beweaten. bei jeder Um drehung die Augen von neuem aus ihn gerichtet, als wäre er der here Kapell meistee, der gleichsam ertt den rechten Takt ansieht« sloa das neue Paar so zierlich nnd geübt wie man es den Ex ivachsenen nicht besser sehen konnte, in weitem Bogen an der bang-name ent lang. Um den Kopf der Kleinen flat terten fett ausgelöst die blonden Ly ·cken. Sie trug ein hübsches rosa Hierd, das ganz von einer weißen hänge ghiirze mn iiklt war. Bei ieder Wen tng, too · das Köpfchen aiment-is nach linkkiend rechts lieb Ante, sog die Kette zur Seite und nockj als der LMasteniaans mit l . Wasser nat nnd-die enden se er ,WnndW M W »so - . ten und ans ihn jene zustiitmten lan - ten die beiden wettet, als lümmeete d e Musik sie gar nich-l, als lümmetle sie überhaupt nichts anderes auf de: Welt, als ihr Tänzchen Jn der Fenster-Leibe des veiilen Stock-s neben dem junan Ehepaar-e wurde ein Flü el geöffnet. »Dieer otchenl Nicht so wild feins« klang eine Stimme hinunter. Es war eine etwa in der Mille der Dreißigek stehende, noch recht hübsche Frau. die dicht hinter den Gattinen on einem ausgelegten Plätidrctt stand, das Biigeleiien jeyt auf den Rost hin-« itellle und mit dem aufaeliodenenseiges iinaet nun hinunlekdwhtr. soechen und ihre Freundin hielten einen Augenblick inne und beide innen L hinauf. ’ sauber-er qeinacht hätte er sent mit Lan Ir .ey dow, Monta: rtes · «o-r chen zurück. » Gerade setzte der Leiermann wieder-i h einem neuen Tanz ein Dorchensi utter machte das Fenster zu und beide Mädchen gaben sich v··n neuem ihrem Vergnüen bin. — Dte griine a·tee aus dein Kons, die Tasche unter dein Arm trat vorn von der Straße her seht ein Knabe ins Haus. Die Kinder und Leute die ilm aus der Straße bearanet waren, laben ihn alle an. Er hatte ein blutiaes Ge sicht» Nur sah es nicht mehr so schlimm aus wie vorhin. Er war qleich zu der nächsten Pumpe. die am Tiot toirrand stand, getreten und hatte sich dort gewaschen. Das Taschentnch aber, das- unser Held bei iedern Mate, wenn er noch einen Tropfen lonitnen siihlte an di e verlegte Nase siitirte. hatte ihm Kinn und Wanaen eben nicht seinen Freunden Jndianer gespielt wobei die Hauptsache das Gestatten Tätatviren war so hätten sie ihn ver mntblich zum häuptlina Conanchet er nanni. Er durchschritt den Hauåslur nnd trat in den Hos. Um Leierrniinner und tleine Mad etzen litmnrerte er sich sonst nicht. Ta sur sasz er schon in Tertia. Er wäre arer ruhig seines Weges weiter gen. wenn er nicht. schnell Mde rig, wie sein Schritt war. in dem agen bliit, als er durch das bintere Haus tlzor herauetrat Dorchen und ihre Freundin, die eben an dein Unrein Sang voriibergesloaen in den Weg .;e rathen wäre Das Paar stob auseinander. ..liannst du, dich denn nicht in Acht nehnien?« sagte Dorchen böie und er zürnt, als sie den unaeichiclten Störer gcwabrtr. »Ich bade euch nicht erriet-ein« erwi derte er. «Was hast Du denn mit deinem Ge sicht gemacht-sm sraate Dorchen Es tlang weniger wie Theilnahme aus ihr, als wie Abscheu vor dem nn schönen Anblick, aeaen den ibre Rettig-» leit und Sauberteit allerdinas in einen starken Gegensatz trat. »Ich bin binaefallen.« antwortete er. »Dineiesallen!« saate Dorchen spöt tisch »Nimm doch wenigstens ein Tuch und wisch dich ab. Ein reines st du wobl nicht met-ei Martia trat chon gesagt, sie will siir euch, siir dei nen Vater nicht mehr vliitten, weil er ihr Geld schuldig ist und weil er nicht bezahlt. So seid ibi." Eine Blutwelle schoß wieder in das Gesicht des Knaben. Dorchen hatte diese Worte unbeliirninert vor ilirer Freundin gesprochen und es schien ihr ganz qleichaitttg zu sein ob sie jeman en damit beleidiaie oder nicht« »Papa ist trank. Er lann ietzt lein Geld verdienen Wenn er qesund ist dann wird er deiner Mutter wag er ihr schuldi i,st bezahlen Das tannst du deiner utter saaenl« Gewaltsam, mit erregter zit ..ernder aber dabei aediiinpster Stimme, dasz es die andern Kinder bei der Musik nicht hören tonnten, stieß er diese Antwort hervor. Dorefen erwiderte nichts sie trat nur« als fürchtete sie sich esn we nig. vor ihrem jugendlichen has-tach barn einen Schritt ruritet und legte s wie um h suchend. um die Freun i bin ihren »Schäm’ du dich! du bist böse und schier-du« sagte et wieder ebenso Dann wandte er sich ab und ging durch die kleine niedrige Tdür ins Haus. Dotchen blickte ihm, rundes-nd an ihrer Kette spielend, nach. «Laß ihn doch,« saate ihre Freun din —- »tonnn, wir wollen wieder tan zen.'« Ei sah fast aus, als tbiite Dorchen etwas leid. »Ich bin nicht schlechi,« saqte sie zür nend, als stände der Vertchwundene noch vor ihr. Dann, als sollte ibr der Austritt weiter keine Kopfschmerzen bereiten, umschlang sie die Freundin von neuen« und während von dem enaen, schon dunlel gewordenen Hof zu den Fen stern mit den atönen Blumenbeeten empor, hinter denen schon die Lichter zu gliin en anfingen. die Töne deet Leierta tens weiter llanaen. setzte sich! das kleine Paar wieder in Bewegkmg. Unter allen diesen Fensterretben lslieb nur eine, die im Hochpartekre ilaa, sinnen Auch in anderer Weise unterschieden sich diese Fenster von den« übrigen. Sie bestanden nämlich in der unteren Hälfte aus Milchglag und denteten also darauf hin, da neu ie eige Augen hier seinen Dur blies a ben sollten. Aus einem weißen Poe zellanschild, das in der hausmaner neben der Thitr ein elassea war, stand mit echtvarzen Bu oben eine Aus schoit: »von Barnstae f, Hauptmann a. D» Wilelsree.« inter den Fen stern lagen die Zimmer nnd die Unten richte-Zum des Dauptenannn Wenn - sonstin den Abends-enden die Ma impe- iioek vie Mitchgiaisfewml strahlten und die Kommandoru e und » das Gellitr der Klingen tn den fos 4 schellen, so hatte das nun schon »ett ; Wochen binter den Fenstern ansgedott. ( Hauptmann vonBaknstorss war trank, l hieß es im Hause, er litt an detl Lunge. Auch die fremden Herren und « Studenten —- Hauptmann von Bam: s Unterricht was vek und-kniste ; stvtss ertheilte auch im Stoßrappter · ; Iechtmeifter nicht verstand -—- tamen nicht mer zu ihm. Seit einig-u Ta- l gen, seit dem verflossenen Ersten, ers ! zählte Bei-tha, das Dienstmädchen der l Hauswirthjsamtlie, noch obendrein ! überall daß der Hauptmann seine Miethe nicht bezahlt hatte. und die Portiersstam die bei dem Hauptmann die Answattedtenste verrichtete, er: aänzte diese Mittheilung noch dahin. daß et schon Blut zu husten anstnge und daß es wohl überhaupt mit tlim am längsten nun gedauert hätte. »Es ist eine Seele von Mensch. Jch saa’c3 aber ja « die guten Menschen, die werden nicht alt,« fügte sie dann jedes mal hinzu. Hauptmann von Barnstorss wohnte in dein Hause " erst seit einem Jahr-. Von seinen sonstigen Lebensverhäld nissen wußte man im arise nnr so viel, daß er verheirathe gewesen nnd seine Frau gestorben war nnd dasz sein Brune das Gyninasium besuchte. an Unisarm hatten ihn die Hausbe irseshner Bisher noch nie gesehen, auch nicht an Kaisers Geburtstag obwohl sie seine hohe, männliche Gestalt, die, wenn er auch selber schon ganz grau aussah, noch immer in ihrer altung den gewesenen Dssizier verriet · wohl ant gekleidet haben mochte. Wenn er den Hausbewohnern begegnete, so grüßte er ernst nnd nrit seiner Manier, rhne sich aber jemals mit einem von ihnen in ein Gespräch einzulassen Manche hielten ihn deshalb siir stolzI Daraus aber erwiderte die Parnas srau, die ef- toissen mußte: »Der ist nicht stolz« er griinit sich nur um was-I Wenn es ietzt seststand, daß der haupt rnann seine Mietlse nicht bezahlen kennt-, sc- lag es auch nicht daran, rasz er etwa eine tostspielige Lebens weise tiihrtex denn wie ruhig nnd ein gezogen diese war· das konnte das ge sammte Haus bezeugen. Was ihn nur viel Geld tostete. das war die Wah nung selbst, die ungetheilt war nnd einen ganzen Flügel einnahiii. Ein Fechtlehrer braucht große weiteRäume und der Quartalszins dastir dek schlang wohl eine ganze preußisch Haiiptmanngvensiom Was von dem Hauptmann galt, galt auch von feinem klingen Hostich zog Brutto var den Etwachsenen die Mitge, mit den an dirn gleichaltrigen Genossen im hause aber, die allerdings nur die Clemen tar- und Mittels-time besuchten, tam er nicht zisanimem Nur ein ina Fieiinde aus seiner eigenen Klasse hatte er. Meistens steclte er in der Wohnung, wo, nach den gelegentlichcii Mittheilnngen der Portierssrau, der Vater schon Fechtiibungen mit ihm unternahm, oder er ging mit dein Vater aus den entlegenen Hirschgrm der und im Sommer zu den wenig be suchten Diersern hinaus gemeinsam spazieren. Das war alles. was man im hause non dem Hauptmann von Barnstorfs und seinem Sohne wußte. Ueder der Entreethiir, an der setzt Bruno tlingelte, brannte eine triibe Gasslamn.e« die der Prirtier der Er sparnis halber immer ganz niedrig schraubte. Bruno tlingelte, als es das erste Mal erfolglos blieb. zum zweitenmal Noch immer össnete ihm ksniemaiitn Daraus den te er sich ans Schlüssel loch und eie : «Papa, Paar-P Endlich liest sich von innen ein schwerer, schlurrender Schritt verneh iiieii. Langsam that sich dann die Thiir aus.-—Bruno haschle nach einer mageren weilen Hand und preßte sie an seine Lippen· Hauptmonn von Barnstorss sob« i obwohl er erst ein Vierziger war, wie s ein alter siecher Mann aug. Seine l obe, aber gedeugte Gestalt, die seine ! chiiler sonst nur in einem Zwillich-« anzng kunnten, steckte letzt, als lröre s ihn, in einem dicken al en Flauschroct. E Auch sein Barthanr war schon grau· »Ist es schon so spät?« fragte er mit einer matten, aber noch immer wohlllingenden und herzlichen Stim- - me, während Bruno ihm in das sin stere Entree folgte. » »Du bist gen-iß wieder so müde ge wesen und hast geschlafen, Papa.« sagte Bruno mit einem Tone der Bei ( sorgniß, als gälte diese einem älteren · geliebte-I Bruder. l »Komm, wir wollen Licht inachenl« ! Durch das Fenster der Küche, die In ; das Entree führte, siel der le te Ta- s gekschitnmer Aus dem K« ntische » stand. von der Portieresrau am Vor- ! mittage tchon zurecht gemacht, die i Lampe. « » ( . « ch mach, fschen selber Lichte Papae ! sie-Dame ya iig ric- — in des-nich . istes kalt. nely in die Stube-, ich locnme gleich. Du hoff gewiß auch noch lei- . s nen Kassee geteunler..« T Der qiiptnmnn legte im Dunkel die Linn out seines Jungen Haupt. »Wenn Du mich nicht vakat-; erin nert hättest, dann hört« ist« wahr scheinlich vergessen,« sagte er und in seiner milden Stimme lag ein milder humor. « »Als in- die Stube Papa,« bat Brnno eindringlich — »ich mach« Licht und« zünd’ anchxpteich den Spiritu an. Mit seinen schweren Schritten lng der uptmann in die dunkle Ssube z nnd Bruno eilte on den Küchen Meh. Dort steckte er die Lampe schnell an, trat dann an den Wassethahn uno teinigte sich mit dem ersten besten »Handtuch, das an dem Halte-e hing, noch einmal energisch das Gesicht, ent iindete dann den Spitituö unter der Kasching holte vom Schrank di - blanke Kasseemiihle herab und wart-; wobei et in allem eine gute Uebung · vertieth, daraus das abgefüllte Mag Bohnen hinein. »Bitte, mach’ auf, Papa!« rief e » die Lampe in der einen, vie Kajiee- . XII-le in der andern hand, vor der«; ut. Das fMinnen dara- oas nun ver Wie Schein ve- Lampk grin, sah einfach, aber doch freundlich ans.v . Nichts jedoch erinnerte daran, dasz ds Mann, der darin wohnte, Dingen gewesen war. Nur ein alter, an ·e Rändern schon vergilbtet Stahlstranp ber iiber dem Sopha hing fund« In schwarzem Rahmen das Brldnisz eines Generals vorstellte, unter dem » auvtisäg mann von Barnstorss im stanzosischen J Kriege getrichten hatte. deutete etwas Milrtiirisches an. Aus einem kleinen Tische neben bemSchreibselretiir lagen T schön gebunden einige Wägen es wes-s ren llassische Werte der « chtltttera tur. Ein anderes Bildnrsz. Jn Oel« ausgeführt, hing über dem» Dchkkkbs - tisch selbst. Es war ein Madchenlvps . oder auch der Kopf einer jungen Fran. Unter schwarzem lockigen Haar glanz ten aus einem seinen, anmuthigm fast elsenbeinsarbigen Gesicht, zwei lind liche, heitere, ebenso schwarze Angen. Es war rin Bruststiicb Ueber dein aus«-geschnittenen weißen Kleide war die zierliche. mit vielen Ringen le siiete, rechte Hand sichtbar, die einen · im Gegensatz zu den kostbaren Ringen einfachen Griff einer Reitgerte um ttammert hielt. So hübsch das Bild war, so nahm es sich in diesem Zim mer doch absonderlich aus und wollte i zu ieinern iibrigen Ernst nicht gut passen. »Papa!« sagte Brrmo stockend, in dem er sich, die Kasseerniible zwischen ten Beinen, auf einen Stuhl nieder ließ, nnd in einem Tone, als drückte ibrn etwas das Herz ab. Der hauptmann hatte sich am naben Ofen, welcher schon gehei t war, wie der ermattet in den Rogrstubh der dort stand, gestreckt und eine Decke til-er seine Kniee gezogen. Sein aus dir Brust sallender Kon sab jetzt« nach .sc:l,ler, grauer aus« Art seinem Gesicht mit den Libern. die sich wieder schlossen. laa nnr noch der Ausdruck einer starren Avatbir. ,·«ltapa!« wiederholte Brunn. Er halte mit dein rDeben noch nicht angefangen »Was willst dir-t« tbnte es von den Linken des stinkenden satt, als spräche er ans dein Schlaf. »Du bast doclHinen Brief geschrie lsen und hast gesagt, daß wir daraus Geld bekommen wiirden. »Hast Du welches getriegt?'« »Nein!" tsg klang so gleichgiltig und a thisch, als hätte Brutto gefragt, es heute vielleicht geregnet hätte. »Von-at Was werben wir denn kann aber machen?« sraate Brit-Ia be klommen. »Ja- rvein es niwi:" Bruna traten die Tliranen in di Augen. J »Papa,'« fuhr er fort W »denn doch aber, was mit uns werden soll. Wird sind den Leuten schon ioviel Geld schuldig. Auch Dorchenc Mutter hats noch nicht ihr Geld bekommen. Don-« chen hat es mir eben erit im Hase vo."-F’ den anderen Kindern vorgeivorsmT Wir müssen drch bezahlen. Papa!« « »Wir wollen alles vertausen« wa« wir haben, das wird geniiaen,« sag in nnteränderter Weile der Haupt mann. »Das Fechtzeua auch, Papa?«« In furchtbarer Spannung bings Brunoå Blicke ieyt an den blossen LU pen-. »Das Fechtzeug auchl« »Para, dann kannst Du aber To leinen Unterricht niebr arbent« Brand stand auf. die Kasseemiibl stellte er aus den Stirbt und dicht tre er on seinen Vater heran. »Ich werde auch teinen Unterrichkx mehr geben!« · »Papa!·« schrie Brand aus nnd let vsuichasicich das Haupt m nennt-) umschlingend, wars er lich iiber sei-; i Brust. « »Du tvirst wieder aesund werdend Papa,«rtes er —- »Du bulteli jeyt schi ar nicht mehr. Du denkst· Du spir. erben. Blosz weil die Menschen« a die Du geschrieben hast« so lchlescht sinly Du wirst wieder esund. Papa. Je bin schon groß. los; nach ein pszoz Jahre, dann kann ich selber-Untern Erben. « a, wir wollen alles biet v ausen, ann ziehen wir in eine gez-: tleine Wahn-um« dann leben wie v Deiner Pension. Bloß VII Esel verlaus nicht« das beb’ aus. bis i ger- , bin. Wenn ich groß bin. dann wi« ’ Du auch lange wieder aesund se a ai« P Hauptmann von Barnltorssgi Au » baten sich Heils net. Er streichet der seines n »an; Kopf und sag »,,« Y rWillst u mir versprechen, m- · net und vernünstiaer Junge sei-ist« ; i iBetten-)schmiegte sich nach Ist an. . »Ja- Papa-« : · , »So hiir’ mir seht zu. Ich will« bietet heut erzähle-n- auch von den« s Mutter « - · Gent-im Wo Hüte dich, daß du den Leuten in . Mund Imka dan du kommst I L daraus.