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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (May 12, 1899)
"""s;"k78"es Komme einma! du zurück nach lan gen Jahren Zu einer Stätte, wo du viel erfahren: lück oder Gram, Leib over Luft im Leben, Dann ist’s, als ob dein Blick Gespen sttt sähe Unb glauben legtetzjt du an der Geister ahe, Die, an den Ort gebannt, dich dort umschweben. - - o PMB auch Triumph bleibt dem Ver stand, dem kalten, Oft blutet I Herz doch, daß er iech behalten Adelheid Stier. Mein Imme. Von I. Its-III Das war eine schöne Zeit, wenn mei ne alte Hanne des Abends hereinkam sind mit Schmunzeln sa te: »Ich muß nur die große Lampe an tecken, der jun ge Herr Hans tommt.« Und kaum·-hatte sie es gesagt, so sprang er herein. mein Herzensjunge, Mßte mich auf die Wange und lachte mich mit seinen braunen Auaen an, die lustiger blitzten, als sämmtliche Lam pen der Welt. Die große Lampe-»ich fange mit ihr an, weil ich mit ihr schneller fertig wer de, als mit meinem Jungen —- war ein Bruntstiich das meine lieben Eltern zu ihrer goldenen Hochzeit erhalten hat ten. Den Fuß bildete ein Boot, etwas runder geformt als Boote in der Regel sind, und der Mast. an welchen sich zwei Matrosen lehnten, trug den Petroleum behälter. Jahrelang hatten sie ein stil -les, dunkles Leben an einem Ehrenplatz geführt; aber mein Hans fand ein be sonderes Gefallen an ihr nnd machte es »sich aus, daß sie jedesmal angezündet war-de, wenn ersann Wir beide nann ten sie nicht die große Lampe, sondern rinsere Lampe. Und was wir bei ihr erzählt, gelacht und manches Mal auch recht ernst gesprochen haben, idas ist1 is- ssgms . . . i Mein Junge war das einzige Kind meiner liebsten Freundin Sie hatte Bei-ei Jahre vor ihrem Tode ihren ann verloren, den jüngeren Js-. brandt, nnd das einzige was sie nach meiner Meinung nicht hätte thun sol len, war, daß sie einen aus der Fami-. lte heirathete Als sie ihr Ende nahen fühlte, schrieb sie an ihren Schwager,f meinen Nach-bar Jsbrandt, daß er den achtjährigrn Knaben, dessen Vormund? et war, bei sich aufnehmen möchte; und sie sprach den Wunsch aus« daß ich, ihre alte Freundin, gewissermaßen Mutterstelle an ihrem Kinde vertreten sollte. Das war David Jsbrandt ge- i eniiber klug gehandelt, denn er hättes sonst gewiß nicht gestattet, daß der( Kleine jemals zu mir herüber lam.« Mir hätte sie nicht nöthig gehabt. es zu i sagen, denn sowie ich ihn fah, mit den! Augen seiner Mutter, da ging mit ei- ’ riem Male Alles auf ihn iiber, was sich « in dem Herzen einer alten Jungfer an ; mütterlichem Gefiihl ansammeln kann, ! und das ist mitunter nicht wenig, kann . ich Euch sagen. i Jhr müßt deshalb nicht denken, daß» ich meinen Jungen verhätscheltr. Gott« bewahre! Er hat manches scharfe Wort von mir gehört und auch manchen Klaps bekommen. Aber das störte un sere Liebe nicht. Er tarn gerne zu mir, denn bei dem Onkel siihlte er sich nicht wohl, und das war dem armen Schelm nicht zu verdenlen. Einen trockeneren, grillenhafteren alten Junggesellen, ais David Jsbrandi war, kann es nicht ge ben. Er sah iinnier so sauer aus« Ils habe er eben einen unreifen Apfel ver speist, und seine Augen blickten so gie rig nach allen Seiten, als lä e irgend wo ein Pfennig, den er aufzu « ben ver säumen könnte. »Wie friedlich nnd traulich ist es bei Dir, Tante Lottchen,« sagte mein Hans oft. »Bei dem Onkel ist es mir immer so, alssröre ich, selbst mitten im Som mer.« Und einmal setzte er hinzu: »Der Onkel ist selber schuld daran, daß er und Altes um ihn so tin-behaglich ist. änrxim bat er nicht bei Zeiten geheim i « 4 ,,Kini:-5topsk« schalt ich lachend-. »Gut nicht« sagte mein Junge eif rig. »Er wäre gewiß anders, wenn er eine so nette, behende, bellängige Iris-i hätte, Wie Du eine wärest, Tame Lett chen. Jhr wart ja Ncichbjrstinbey warum habt Jyr Euch nicht geheim Ehet?« »Stecke Deine Nase in Deine Bücher und rede nicht iiber Dinge, von denen Du nichts verstehst,« sagte ich o kurz und scharf, daß et mich einen agen bliel verwundert ansah und vorsichtig einen anderen Geaenstand stik unsere Unterhaltung wählte H Daß ich ihn so gereizt anließ, hatte einen besonderen Grund, der einer» längst vergangenen Zeit angehörte-s Z David Jsbrandt hatte, als ich etwa» bzehu Jahre alt war, bei meinen El-« en um mich geworden. und da sie mei- ’ neu Freier ebenso wenig leiden mochten, spie ech, redeten sie mir nicht weiter zu, gis ich die Ehre ganz entschieden ab lehutr. Damit hätte die Sache wohl W sein sollen, aber meet igte M Jst-raubt sich etft in einer , — GZMIIL MEPMU Izbätte in Å .·» « »t- n « w - M · AND-roth tf äg « » einen ZW« m tde , euren stets Ist ist Sang-. ;»Iieemäsee,smgwiu schT - " » W Mk L« auf, und versuchte auf allerlei wenig lobenswerthe Art, uns unsere Kund schaft abwendig zu machen; und leider elang ihm das in vielen Fällen· Mag ein, daß mein Beter ein wenig zu sehr an seiner withergebrachten Art hing — jctenfalls gingen die Käufer immer mehr von uns ab und liefen jenem im mer mehr zu. Jch verschmerzte das leichter als das spöttische Lächeln, mit dem David Jsbrandt mich bei jeder Begegnung begrirßtq aber meinem armen Vater verbitterte es die letzten Lebensjahre Daher kehrte sich in mei nem Herzen etwas um, so oft ich David Jsbrandt fah, und es wurde mir nicht leicht, meinem Jungen gütlich zuzue den, wenn er sich über den Onkel be tlaqte, der —- das mußte ich eingeste fben —— Doch nicht immer im Unrecht thLL i Als die Zeit herankam, wo Hans die slen sollte, nabm die Spannung zwischen lihm und dem Onkel immer mehr zu. ’Mein Junge hatte ein bedeutendes mu sikalisches Talent und er wollte durch aus Musiker werden« Davon wollte der Onkel gar nichts wissen. Er gestat tete zwar, daß Hans Unterricht im Biolinspiel nahm, aber nur, um es zum Berg-ragen zu betreiben. Jm Uebri gen hatte der alte Herr seinen Entschluß aefasm Hans sollte in sein Geschäft ais Lehrling eintreten und es später aus eigene Rechnung übernehmen. Das gab manchen harten Strauß zwischen den Beiden bei dem der Neffe immer hitziger und der Onkel immer tat ter wurde »Tante Lottchen!« rief mein guter Junge manches Mai ganz verzweifelt »wenn es noch lange so fortgebi, halte ich;s bei dem Onkel wirklich nicht mehr au « »Was willst Du denn thun, Du His tops?« fragte ich »Fortlaufen in die weite Welt!" rief er, und lachte dann ganz lustig iiber mein erschrockenes Gesicht, so daß ich nicht wußte, redete er im Ernst oder nicht. Als er aber die Schule verlassen und: der Onkel ibn wirklich in seinem Ge schöft angestellt hatte, da lachte er nicht mehr, und es klang ganz anders, wenn e: jetzt sagte: »Ich balte es nicht auss« Mein armer Junge! Bei meiner Lampe saßen wir wohl noch an mun chem Abend, aber wir waren nicht mehr dieselben, auszer in unserer Liebe und unserem Vertrauen zu einander. l Eines Tages kommt meine tdannel ron einem Ausgang ganz verstört zu mir herein: .Friiulein, bei dem Herrn sbrandt ist etwas Schlimmes paisiert. er junge Herr Hans ist fort —- heim lich davon gegangen —" :gvrt?« a und — erschraken Sie nicht-— fs beißt, er habe die Ladenkasse bestob en —«' Ich bin mir wirklich nicht kiar, :b ich mich nicht an der alten, trcucsr Seel-. vergriffen hätte, wenn mir die Zeit da- ! zu gieblieben spare Aber da krmmt etwas die Treppe herausgrprsltert, und ohne anzuklopfen fährt here Jsbrandt herein, wie ein Jrrsinniger. »We- ift der Schlingel?« schreit er mich an ’ »Sie haben immer mit ihm unter einer« Tecke gesteckt — Sie müssen es wissen.'« »Herr Jssbrandt,« sagte ich, »ich höre » eben das erste Wert dar-ein« Er mußte es mir wabl ansehen, daß ich die Wahrheit sprach· Er reichte rnir ein Blatt, und ich las mit flimmernden Agen, was mein Hans geschrieben hatte: Er war dar-angegangen, weil er durchaus nicht Kaufmann werden wollte nnd konnte. Er hatte das Geld zu diesem Zwecke aus der stasse genom men, und der Onkel falltr es ibm von den Hinsen seines Kapitals abziehen »Ich reichte das Btatt herrn Jsbrandt zurück. · »Scköne Jlitescttirksienk schrie der mit feiner scharfen, gelten den Stin- in unt spraan wie ei n gereiztet Ha km im Hi m mer auf und ab. »Uber Sie sind schuld daran. Sie haben allen Narr betten des Inneren Vorschub geleistet, il.. n Tummheiten in Den Kopf ge setzt, und nun sind Schlechtigleiten daraus ge worden. Nun mag er hingeben, Ver Lunin, nnd einFiedlet wer den, ich lith nierc mich nicht weiter um ihn Jch sa ge mich von ihm log. « Damit war er zur leür hinaus-, und ich war envli ch init meinem Jammer und Elend allein· Nach vierzehn langen Tagen erhielt ich einen Brief von meinem Jungen. Er war nach Leipzig geqangen, wo er sei nen ersten Musik- Lehrer wußte. Der Mann hatte ihm versprochen, ihn auf alle ibni mögliche Weise zu stützen nnd Du fördern, vorausgesetzt daß derOntel seine Einroilligung nicht versagte. Die war denn auch getomnien, freilich in den härtesten und schrosfsten Ausdrü cken abgefaßt aber das war für Hans nun Nebensache um Schluß schrieb mein lieber, alter rzenzjunge unter seinen Brief: »Er-risse unsere Lampe-" »az machte mir wirklich am meisten Freude Nach einigen Monaten schrieb er noch einmal an mich, kurz, aber hoffnungs voll; dann ließ et nichts mehr von sich hören Jch erhielt indessen von Zeit zu Zeit aus Phrnwkgm Nachricht über ihn: es ging i hin gut, er machte tüchtige Fortschritt-, tin-d seine Lehrer setzten Dessnnngen stis ihn. Dann, nach werde mir eine große Freude: unserem W blitttchen toar ein Maus einer imiger Zeitiin ab er Bericht war eines tbes Not-Em— ls ich in den nächsten Tagen herrnJ Jsbtattdt traf, grti te er konisch tote indes sten isp Indern trat einein Mtrtttttipktrgx fganz deutlich sagte: »Ich habe etwas aus dem Jungen gemachtl" ibin überzeugt, daß er so dachte. — Und zals ich ihm wieder einmal begegnete, tblieb er vor mir stehen und redete mich an: »Wiss.en Oie das Neuefte? Mein Reife geht mit einer ganzen Gesellschaft von Künstlern und so einem Kerl — Jmpresario heißt er ja wohl —— nach äArnerila Glänzende Bedingungen!— Der Junge wird ein reicher Mann-« IJch konnte irn Augenblick nichts darauf erwidern. Jch hatte ihn zwar alle die · , aber Ame l Irila — das war so weit! ! »Guten Moraenf sagte here Js brandt und dann schon im Weiterge Tmhe »Er kommt in der nächsten Zeit Inoch einmal herf« i Er kommt noch einmal her! Ich lglaube, ich habe an wenig anderes ge Tdacht bis zu dem Morgen, wo Donne. ziiber ihr ganzes runzliches Gesicht la chend, sagte: »Gestern Abend spiit ist zder junge Herr Hans angetomment« ; Jch wartete den Tag über aus ihn, Jvoller Unruhe, aber ohne , urcht. »Er »tomrnt, wenn es Abend it," sagte ich mir, »und wir sitzen bei unserer Lam pe wie vordem." Und richtig! Als es anfing zu dämmern, tam er die Trep pe herausgebissen ich hörte seine liebe "Stinrme draußen ——-- der alte Klang, nur etwas männlichen und dann tarn er herein. Ein schlanter junger Mann, elegant in Kleidern und Haltung, mit meines Jungen blitzenden Augen und trasusem Haar, und doch nicht mein Junge! Es war etwas Fremdeit an ihm, was mich im ersten Augenblick verleaen machte. Er war durchaus nicht berle en — wie sollte er auchi Mit ausgesxtzreckler Hand kam er aus mich zu und sagte lcchendz »Nun, Tante Lottcheri, bist Du so erstaunt, mich hier zu sehen? Du mußtest ja, daß ich hier hin.« »Ja. sons. ich wußte es. Willkom men, mein Junge!« »Du hast doch nicht qeglaubt«, sagte er und zoq sich einen Stuhl neben das Sosa. aus welches ich mich setzen mußte, so sehr zitterte ich, »Du hast doch nicht« geglaubt, ich würde an Deinem Hausej verükrgeben?« l »Nein, gewiß nicht —- das habe ich keinen Augenblick geglaubt.« Er lachte? ein wenig; es schien, als hätte er eines andere Antwort erwartet. I »Wie ist ex Dir die ganze Zeit ergan gen, Tante Lottchen? Du siehst nochl genau so aus wie früher. Jch glaubel warne-. in dem cum Nest hat sich ins all den Jahren nichts verändert. Es. get. als wäre hier die Zeit stehen geblie- i n.« »Beste mehr hast Du Dich verän-; deri«, entgegnete ich. Er schien das als. . . l ern Kompliment auszunehmen, denn er« lachte ein wenig selbstgesällig und strichT sich mit der Band durch die Haare. Jch ah, daß er an einem Finger einenRing mit einem glänzenden Steine trug. Er sing meinen Blick sofort aus. »Du siehst aus den Ring?« sagte er, zog ihn ab und hielt ihn mir bin· »Ein Geschent von der Fürstin-C er nannte einen endlosen Namen — »in Wien, ich habe in einer musikalischen Soiree bei ihr gespielt.« »Seht freundlich von der Dame«, sprach ich trocken. »O ja, die Wei — die Damen sind sehr freundlich gegen mich, manches Mal zu sehr«, entgegnete er mit einer iibermiithiaen Miene. die mich um so mehr ärgertg als sie ihm wunderhiibsch stand. »Und nun gehst Du nach Amerika?« fragte ich. »Jawobl«, antwortete er nachläsfi3. »Da ist noch Geld zu oerdieneu.« »Aber Du gedenlst doch nicht dort zu bleibe-ai» »Ich weiß noch nicht. ists kommt darauf an, wo inon mir Oie besten Anerbietunqu :nacht.« »Aber die Heimcith « fragte i:’.-. »Die HeinratliZ Tie ist da, wo es einein wohl qeizt.« Mir wurde es immer unbei).igii cher, — ich saß vor ihm, steif wie ein Schulkind bei einer Prüfung »Wir heben mit Freuden gelesen«, scigte ich, »was für ein Lünsk«er ung- Dir gewor den ist Wirst Du Dich nicht bei uns hören lassen ehe Du fortgehst?« Er lachte aanz bel- auf, »Wo dentst Du yin,T-1nte Lottchem xyiir die Spießbiircier hier —--— nimm es mir nicht tibel -—— ist minder gute Musik immer noch gut genug." »Ich dachte, Dir liege einer oder der andere hier noch am Herzen, und für die — nein, banne, nicht die große· Lampe, die gewöhnliche, tleine.« Als Hanne etwas ver-bunt meiner Anordnung folgte und rann hinaus ging. sah er sich nach der großen Lampe uni. »Wahrhaftig, da steht ja noch das ehrwürdige BeleuchtunggmöbeL Also auch das ist leben geblieben.'· »Ja, hans«, sagte ich, nunmehr wirklich empiirt, aber mich äußerlich Er Ruhe zwingend, »es ist leben geblie n, und ich und Du, wir auch. Und ichhabe gebricht, wie beide würden heute Abend bei unserer Lampe fihein Aber ich sehe seht, wir sind nicht mehr, wie wir waren. Jch chbin wohl immer ein dummes altes Frauenzimmer gewesen« wir haben es nur nicht gewußt aber Du bist ein kluger junger Mensch, eit Weltmcinn geworden und von dem, weis zu uns beiden und zu der Lampe see-leben ist in Dir nichts leben geblie Er sah tnich mit verwunderteni Lächeln ein. « weiß wirklich nicht«, isa te er n, n«weis ich gesagt oder han heben kam-, uiii Dich zu ver-i »san«- ...2«»...-. « 2 V «- Ue der dieser-erben ji«-L . Ins ich trin, die ich war. Es ist alles ans natürlich. Undich wiinfche don r M, daß Du Dein Glück auf dem ge finden mögeft, den Du einge schlagen haft.« Er machte eine unwillige Bewegung und fah nach feiner Uhr, dann ftand .er auf. »Ich will nichi länger Hörenc Vfagie er leichthin. »Meine« it ift knapp; ich reife noch deute Abend ab, und der Onkel will mich noch ein paar Stunden genießen. Guten Abend, Tante Loitchenl Jch hebe mich recht gefreut, Dich fo wthl zu fehen.« Eine Berührung Von feiner Hand, eine kleine. elegante Verbeugung, und er war fort. Jch blieb fieif stehen« bis er die Treppe hinunter war; dann fiel ich in meine Sofaeeie und weinte wie nie in meinem Leben vorher. Wo war mein Junge, mein herzensjunge, mein Liebling geblieben! --—— Der eben von mir ging, war ja ein fremder Mensch. sJch war in meinem Kummer zornig Ifrclx daß ich gewiß war, ich würde ilm nie wiederfeben. Und doch fah ich fmit wachsendem Bangen auf die Uhr, Lwie die Zeit, wo er fort fein mußte« immer näher lam· » Da kommt es ganz flinl die Treppe !k,eraufgelaufen, die Tdiir geht auf, — er ift es noch einmal. »Tante Lott chen!« fagte er scheu, und im nächsten Augenblick lsai er die Arme um mei nen Hals geschlungen und meines lie ben Jungen Augen fehen mich an wie frshen wenn er etwas abzubitien hatte. ; ,.Tante Lottchen!« sagte er hastig-» »ich mußte noch einmasi kommen. Jchf weiß nicht, wie ich so dumm, so schlecht, ? so gemein sein konnte. Jch fürchte, ichs bin draußen ein Narr geworden, und ter Empfang und die Schmeicheleient des- Qntels hatten mir vollends beni Kopf verdreht. Aber das ist keine Ent- ! schuldigung siir mich. Kannst Du mir verzeihen, Tante Lottchen?« l Auch wenn er mich nicht immer wie der geküßt hätte, hätte ich ihm nicht antworten lönnenz ich streichelte nur seine Wangen, seine haarr. »Ach, Tante Lottchen!« sagte et halb mit Lachen« halb mit Seufzen. »Ich wollte poch, ich könnte Dich immer in meiner Nähe haben und jezuweilen des Abends zu Dir kommen, wie vordem, dann würde mancher Unsinn von mir atsallen, wie eben-seht. Ich würde sicher ein viel besserer Mensch werden, aber draußen in ber Welt —— wer weiß, was da aus mir wird!« »Ein guter-, tüchtige-: Mensch has senttich«, sagte ich, auch halb mitLachen, aber halb mit Thriinen. »Und jetzt, weißt Du-, j t stecke ich unsere Lampe an, und wir eibe sitzen doch noch ein mal bei ihr, ehe Du sortgehst.« »Nein, neiu!" wehrte er hastig ab. »Ich habe keine Minute Zeit, ich bin im letzten Augenblick davongekausen. Aber siehst Du« wenn Du einmal ersah ren solltest, daß ich etwas Ordentliches gethan ikabe oder geworden bin —- icht meine nicht in meinem Beruf, Dui verstehst mich —: dann stecke unsere liebe, alte Lampe an und denke, wir sitzen zusammen Dabei. Willst Ditj dass« Wir küßten und umarmten einan der noch einmal und sagten: »Aus Wie dersehen!« Dann ging er, und ich blieb glücklich und leichten herzens zurück. Gott sei Dant, baß er noch einmali kam! Jch weiß, wir sitzen noch einmal] bei unserer Lampe zusammen, wenn. auch nur im Geist, und ich will gedul; dig warten. O I If Gott sei Trink, daß er noch einmali kam! Noch ietzt, nach Jahren, sage ichi es immer wieder nnd mit größerer· Inbrunst als damals. Ich weiß nicht,j wie ich es ertragen hätte, wäre er nichts noch einmal gekommen. s Jch sah ibn ohne Bangen gehen, ich; siitytte teine Furcht, als ich ihn aus deml weiten Meer wußte. Aber dann tarnen » Nachrichten von schweren Stürmen, von schwer beschädigten und unterge-( J angenen Schiffen. Da sing ich an zu; iirchten. s Eines Tages, als ich an Herrns Jst-rannte Thiir voriiberging, stand; er aus der Schwelle und winkte mir, einzutreten. Er sah blaß und verstört aus, er hatte etwas Unruhiges in sei-I nen Bewegun n, tan ihm sonst nicht eigen war. Heerden Sie schon gehört?«« sagte er unter beständigem Sammet-J ben. »Das Schiff, aus them unser Hans-I war, hat Unglück gehabt — est ist ge-j scheitert.« Jch taumelte und wäre unt-s gefallen, hatte er mich ni t gest-sitzt s »Was erschrean Sie s« sagte er’ barsch. »Es ist nicht so schlimm, die meisten Passagiere und ber größtes Theil der Mannschast sind gerettet» Wie sollte ver hanc dazu kommen, zus ertrintent Er hatte an niemand zu deuten als an sich untb ist ein vorsichti chee Schwimmen Rein, nein, Sie haben nichts zu besorgen. Jch wollte es Ihnen nur sanen.« Wahrenb et sprach, hörte et nicht; auf, sich die Hände zu reiben und sich unruhig nach allen Seiten umzufe s ——— Ich weiß nicht, wie ich nach’ Hause kam. Was ich aehiitt hatte gini mit wie ein Rad tin Kopfe herum, und. überall sab ich meinen Hans in den« Wellen treiben Zu Hause fiel ich auf die Kniee und betete: »Den Gott, laß chn gerettet feint« Jch bedachte nicht . daß um diese Zeit der hetr über Leben » und Tod längst über ihn bestimmt hatte. Jch weiß nicht, wct es am folgen den Tage oder etwas später, baß-Herrn Jebtandt’s Köchin zu mit hereinkain und mir ein Zeitausblatt beachte. Jch stellte es leien, ließ er sagen. Weiten LAP faltete es aus We tin-o las «glei auf der ersten Seite: »Der Unter an des Schifer »Marie Friederile«.« s war das Schiff meines Pun vgen. Dann —— beinahe zu An ang, idie Namen der Verungliiclten und als einer der ersten: Hans Jsbranoi. Ich «tr:eiß nicht, wie lange ich die Buchstaben !anftarrte, ehe ich ganz begriff, was riemfagtem Mein Herzensjunge toar o . —- - · ; Als ich wieder etwas sehen Unnte — denn zuerst wurde es mir schwarz vor den Augen« und dann zitterte und kflimmerte alles durch einander, fah ich ,in dem Jusfikhrlichen Bericht über den iUntergang den Namen meines Nun gen. Und ich las bis zum Ende. I kein Zunge war den Hekventod gestorben! r hätte sich retten können, aber er war um andere besorgt, er half liber all, wo Hilfe nöthig war, immer mit frischem Muth und mit einem Lächeln auf den Lippen. an dem mancher, der sonst in seiner Angst zu Grunde gegan gen wäre, sich aufrichtete. Und zuletzt, als noch ein Platz in einem Boot iibrig war Und man ihm winkte, hinabzustei gen, da hatte er einen Mann, der Weib und Kind- zu hause hatte, halb mit Gewalt binabgestoßen Das letzte, was. sie von ihm sahen, war fein muthig erhobener Kopf und das gute Lächeln auf seinem hübschen Gesicht gewesen. Das erzählten die, welche dabei ac weien waren; ich aber fah ihn viel deut licher als sie. Es war noch viel zu seinem Lobe gesagt, und mit warmen Werten wurden die grafzen Haffnun gen beklagt, die mit ihm ZU Grade gin gen. Jch mußte an mein armselige-· i l 1 l l « ( Leben denlen, das von Stunde an ver- » nichtet war, Und daß ich Von jetzt an« um nichts mehr en bitten halt-, als um den Tdd. Jch fühlte mich ret tungålog in meinem Jammer versun ten. Aber die Hilfe tam mir —- ganz unerwartet. I i « i Denn mit einem Male kommt David ngrandt in’«3 Zimmer gefchiichem um« zehn Jahres gealtert, gewinn greifen-v haft. Und ohne ein Wort zu sagen,s seht er sich auf den Stuhl mir gegen über, sieht mich mit trüben Augen an und nickt mir ein paatmal zu Dann fängt er an zu weinen wie ein kleines Kind, nur noch tläglicher, hilfloser: wie die ganz Alten weinen. Das schnürt mir das Herz mit einem neuen Weh zusammen, und ich kann nichts sagen, nur mit ihm weinen Endlich zieht er ein blaugewiirfeltes Taschentuch heraus und trocknet sich abwechselnd die Augen »Der Hans-C sagt er mit dünner, zitternder Stimme, »der liebe, gute, herrliche Jungel«' »Unser Hans«, sagte ich. Jch hätte nie gedacht, daß ich ihn jemals so nen nen würde. .Sie sind doch besser daran, als ich«, spricht er weiter und faltet die Pönde mit dem Taschentuch darin rampfhaft zusammen »Sie hatten ihn lieb, und er bat es gewußt und cie wieder lieb gehabt· Jsch habe ihn auch geliebt, wahrhaftig, von Anfang an, aber es war wohl nicht die richtige Art, und ich konnte es ihm nicht sei-s gen; er hat es nicht gewußt und mich nicht lieb gehabt und nun —- «er stieß eitten zitternden Seufzer aus und dies Thriänen rannen ihm wieder aus denj Augen — »Sie haben ihn wenigstensi gehabt, aber ich —« Jch faßte seine Hände. Was ich zu ihm sagte, weiß ich nicht« nur daß ich us meinem Jammer beraus versuchte, ihm tröstend zuzufprechen Er hörte mich ruhig, unterwürfig an, danns schüttelte er mir die Hand, stand aul.« nickte mir an der Tbiir noch einmal traurig zu und ging. Ja, wahrhaftig, er war mehr zu. beklagen als ich. Jch hate die ganzes Vergangenheit, die nichts mir nehmeni konnte, und jene letzte Abend-stunde, ——« Gott sei ewig dafür gedanitl An diesem Abend aber habe ich unsere Lampe angeziindetz ich habe den Bericht iiber meines lieben Jun aen Tod noch einmal langsam undl andächtia ge l,efen und ranach haben-; wir beide ganz still beisammen geses s sen, wir beide —- im Geist — des bin ich gewiß. Er ist noch länger bei mir geblieben. Er hat die Hand des alten Mannes, der gar teinen Trost hatte, in meine etegt. David Jsbrandt und ich, wir ind gute Freunde geworden nnd geblie ben. Wir kommen täusig zusammen und dann sprechen wir von unsereml hand. Als ich dem armen Alten die Augen zum letzten Schlaf zudriickie, habe ich ihm einen Gruß an unseren lieben Jungen ausgetragen Jch meine er hat ihn im Himmel refund-n wie ich hoffe, ihn dereinst dort zu sin den. Schiller med dte schatfnaufener Stein«-Glocke. Jn einem Büchelchen, das über die »Miinfterglocten zu Schaffhaufen« (Schaffhaufen, Verlag von Karl Schoch) handelt, über die alten. welche zum Theil aus dem fünfzehnten Jahr hundert stammen und über die neuen, welche unter großen Feierlichleiten im herbft vorigen « ahres an Stelle jener aufgehän t tout n, defpricht Ohnma sialpeofe or Eduakd HaugSchiller und die Schiller-glatte Er erklärt da, daß die Schaffhaufener »Schillerglocke«« mit Schiller und feinem »Lied von der Glocke« direkt gar nichts u thun hat. Es war nach den Aufzeickänungen von Karoline v. Wolzogen bekannt, das-, Schiller während feines Rudolftäsdter Aufenthalts im Sommer 1788 öfters «nach einer Glockengießerei vor der Stadt spazieren sing, um von diesem Geschäft eine Anschauung zu gewin nen-" Wap aber nicht-bekannt war oder nicht sent-send beachtet wurde, das ift k— der inweiz Haugs, daß Schiller, wie sales einem Brieswechlel mitGoetbe her »doraebt, zu der allgemeinen Anschau Eung m Glockengießene bei Rudolme »und der daraus suringenden dichteri Ischen Anregung von 1788 die näheren Ergänzun n die technischen Einzelhei ten des gieußvorgangs aus Büchern Hfolty und zwar erst fast zehn Jahre s väter. Am 7. Juli 1797 schrieb er an JGoethe: »Ich studire seit gestern in Kriinitzens Encyllopädie, wo ich sehr viel prositirr. Dieses Gedicht liegt mir seht am Herzen; es wird mir aber meh rere Wochen kosten, weil ich so vieler lei verschiedene Siimmunaen dazu brauche und eine große Masse zu ver arbeiten ist.« Jn dem genannten Wert fand Schiller in dem 94 Oltavseiten umfassenden und sebr eingehenden Ar tikel »Glocle« die Notiz: aEine große Glocke ist auch aus dem Münster der Stadt Schasfhausen in der Schweiz be findlich, welche 1486 gegossen worden und 29 Schuh imUnlsange hat, woraus die Schwere zu mutbmaßen ist. Die Umschrist ist: »Wir-as vora, mortuoz plango, sulgura srango.« (Jch rufe die Lebenden zur Andacht, ich bellage die Todten, ich breche die BlitzeJ Aus der Kritnitzschen »ölonomischen Enkytlopii die« übernahm er die — nschrist der großen Schafsbausener locke, die sich in dieser und ähnlicher For-n auch aus anderen, späteren Glocken findet, und diese Jnschrist schien ihm so sehr, wie Hang bemerkt, »die Quintessenz dessen zu sein, was er in seinem Gedicht aus drücken wollte«, daß er sie als Motto an die Spitze seines im September 1799 vollendeten »Ur-des von der Glocke« stellte. Jn Scimsflfausen selbst ist Schiller nie gewesen« wie bekanntlich überhaupt nie in der Schweiz. Wenn also die Sdzaffldausener ihre alte große Glocle von 14863 »Schiller-Glocke« nen nen, so haben sie dazu nur eine indirette Berechtigung- Daß sie aber ihre soge nannte »Schiller - Mone« nicht gleich den anderen alten Glocken zum Ein scbmelzen sur das neue Geläui ver wandt, sondern im Chor ibrer Mün stertirche ausgestellt baden, wird doch Jeder gerechtfertigt finden. der die Le gende zerstört und das nur bedingt »Historische« der Schafshausener »Schillcr-Glocle« siebt. Daß die »Juki-mer« Nordameri ras tin sue-sterben begriffen sind (siehe »Der letzte Mobi ianer"), ist eine weitverbreitete An nahme ---- daß sie aber falsch ist, bewei sen die jüngst erfolgten Veröffentli chungen des Majors Potvell, Cheis der Abtheilung für die Indiana-Angek genbeiten in Washington Die Sta tistit zeigt nicht nur, daß eine lang same, aber stetige Vermehrung der rothen Rasse stattfinden sondern auch, daß diese Zunahme insbesondere sich auf die unter dem Einslnsse der Cibis lisation stehenden Stämme erstreckt. Ueber den Stamm der Jrolesen z. B. sind Zissernangaben bei der ersten Be rührung niit den Missionaren vorhan den; damals betrue ihre Zahl 11,·«;()(), gegenwärtig beliiust sie sich aus 13,()00. Daß gerade iultivirte Stämme sich ans schnellsten vermehren Cweil ibreLebenss sübruna die Sterblichteit vermindert), beweisen die Tiche:olesen, die 1782 nur BWCL jetzt aber 25.000 Seelen zählen; die TschoettaiJndianer sind von 6000 aus 16,000, die Kett andianer von 3000 aus 14,00() Köpfe gewachsen. Die Gesammtzahi der Rothhänte in den Vereinigten Staaten beträgt gegenwär tio rund 250,000, und es liegt tein Grund vor anzunehmen daß ihre Zahl vor 200 Jahren wesentlich lJiiber gewe sen ist. Die Erzählungen von Massen angrottnngen der Jndianer sind olH Fabein zu betrachten s— »der letzte Mohitaner« lebt noch in bestem Wohl besinden, nur ist der Stamm, 2400 Mann start, nach Kanoda ans-gewon dert. Thatsächlich ist nur ein einziger Fall bekannt, daß ein ganzer Stamm ausgerottet wurde — es geschah in den vierziger Jahren in Kanada, und die p einde waren eine verheerende Poeten didemie und die Mordlust eines benachbarten Stammes-. Jn den Käm pfen der weißen Grildsncher mit den Jndianern Calisornientt und der Nach bargebiete fielen insgesammt ettocx 7000 der Eingeborenen, doch kennt die Geschichte der Notlybäute iein Gegen-— stiick hierzu. Man müßte meinen, dan vie India ner ein gutes SoldatenmateiiaL beson ders Kavalierie, abgaben« aber dem ist nicht so si-— ganz tiirzlich erst wurde in Fort Sill Oklahoma) die letzte noch übrige Abtheilung Jndianer -M«ititiir ausgelöst, nnd damit sind die Versuche, aus den Eingeborenen tüchtige Solda ten zu machen, erd iiltig ausgegeben worden. Erst im ; bre 1891 hatte ein Ofsizier einige Compagnien Roth izäute organisirt und verstand sie vor tresilich Z behandean sie erben bor ziigliche dalleristen ad nn befolgten die militiirischen Vorschriften ntii techn. Da net ihr Führ-e in de feche von Wonndei Knee, nnd das entmu ttyigte die Leute völlig; der Nachfolger vermochte stet- ihr Vertrauen nicht zu erringen; Diseiptinio teit riß ein, und Streiten machten nnt verbit-« sen und- ioiderspenstiee Als ihreDiensts seit abgeleiny war, meldete sich nur ein einziger zum Wiedereintritt, und daj war das Ende der letzten India net-Abtheitnng. ——— Von der Börse. Bankier fass sich in einem Papier eine kleine Hausse bemerkbar macht, zu einem anderm ,,Wa·s·- sagst Du zu der haust-W — »Daißt ? Hausst, wo mer nix verdient ii hast«