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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (April 28, 1899)
Mein-n der »Bei-wilderten dreimal ers-les Novelle von Jindelle Kaiser — Meister Joei hatte mit der Gewis senhaftigteit, die ihm eigen war, wie jeden Abend den Leuchtthurin ang ziindei. Dann stieg er mit fchrrererni Schritt, der wie eine Besi nahme des’ Sturmes klang. in seine ··chterzelle hinunter. Es war eine Seevogelwohs nung, mischen Himmel nnd Wasser; zwei f male Zimmer, die sich durcn breite lagseniter auf die Unendlich leiten öffneten! Miit-g von rohe-n Tan nenholz, und die spröde Behaglichteit eines Junggesellen, aber jenseits der Scheiben der unerhörte Luqu eines königlichen Horiznries. Dieser Manti, dreier Einsiedler-, hatte den atlantiichen Ocean zu feinen Füßen und er l·,errschi: hoch iiber das Leben. Dennoch, wie er zum ersten Male hieher gekommen, vor zehn Jahren, war es ihm, als sci die ier non- leurm ein friihevs Grad, in dein er sich einsperrte um sich zu juin » leben. « Auf der Schwelle trank er fein ver gangenee Leben un jedes Sehnen nach Freude niedergleiten lassen. Er war derå hiiiausqeitiegeki, wie andere irziivillig in die Grnste Versiinhe ·niederi:eigei!. Lbie andere im Grund rssrcrde seht ifin stehen« wollte er wachen am Saum des Di1·nnieis. i Da er dss Gelübde gethan· mit lei ncin Meniitkn meh- zn sprechen, trat A schkvkigsmn in die große Stille die ses- Schiltinacheiilekiene, wo teine Ver fassuin ilni nnfnllen konnte. Wenn er nnd- die Wellen plandern, d:n Wind Sinqu nnd die Tour der Segler pfei en l;örte, so brauchte er doch keine lee- ’ rei: WILL-, uni ihnen zu antworten,» odwdlxsl esJ sich zum Veiwundern ichönY iiiit itynen nnterhieft. T Er sprach nicht mein zu Gott, on er; ihm nicht«- zu sagen wußte. Er glaubte un ihn wie an einen unerdittlicliew Herrn, der dis: Schicksale der Menschen noch feinem Wisan nnd die Ein-se na T, dem Belichn seiner Stürxric milliijrtich Ieiili. Und dieser Mann, tritt der Stumm heit des Besiegten, betrachtete sich als eins mit seinem steinernen Thurm, der auch ein Licht ar. der Stirne trug nnd einen diisieren nnanshöriicksen Zwei tnnips init nein blind:ii, Von allenl Hiniinelewiiiden gepeiiichten Oceam aussicht. 4 Jn der ivoiitzisenden Einsamkeit entledigir.er sich sill seiner Betrübniß, der Leuchtiiiiiriiisvuide ihm ein Manie rcid, etwas Ledendiaes, das in idrii sprech, durch die unter dein Anprall der Wogen ächzenden Steine. durch diel NachtoöaeL die ilin in der Fiiiiierniizl ter Treppen mit weist-en Fliigen streii ten nnd Durch die Schritten, in denen sich Lie Meeresbrise versina. Aber was er ror allein liebte. Dei-s; war jenes schöne lslrnde Licht, dik- ei« allabendlich hoch oben isix Thurm an l zündete, diese Sonne der Radste, die in; leuchtenden Flute auf di e Weqe des Meeres zu den dirirrien Schiffer her s asiel, er liebte es wie ein großes Anz- e,l das ihn ansah und das mit den Ster i nen ioetteifertr. Meister Joel betrachtete sich schier ivie ein hirte dez Lichtes auf den Fel dein des ailantischeii .:O eang und nie mais, im Laufe seiner zehn Dienst jahre, vergaß er die riesige Lampe zu nähren niemals war sie am Cii, fel des-If Leuchttliurmes erloschen. Und doch hatte er keinen Kameraden, der ihn im Dienst ablöste, aber er bitte sein Lebens seine Gedanten nnd seine Handlun-« gen einzig diesem Lichte geweiht nnd nichts vermochte ihn von ilisii abzu lenken. Nichtsi Doch, eine Todte! Aber dieser Wetteiser tatte sich mit der Zeits so riedlich gestaltet daß weder das im.l btetonischen Gottesacker still sckluins metnde Weib noch die Flamme de iin dretonischen Leuchtthurm wachte unter dein Zwiespalte ini Herzen desi hiiters zu leiden hatte. Jn seinem lustigen Ze!te hingen an« den Wänden Karten des Oceans,j astronomische Bilder, denn der Ein « same wollte den Weg jedes Dampterg und den Namen jedes Sternes lennenx1 er liest-F auch Bächen von der Hind ener iensckeen aeschrieten, in deren itte er nicht mehr weilte; eine Uhr widmete ihm ihr demüthig ticlendez - Leben und schan ihm ihre Stunden auserlesener Eintiinigteitx unter einein Glasrabinen ruhte der Haarschinucl eines Weibes. in der Pracht einer rei sen zsldenerh aus dein Felde eieiniij « ten arbe. i Jede Wcche iandeic e«ne FisiiemaeL am steinernen Damit, zur Leu-wo an ! iirung des Leuchiiiiiiriiiez, aber der; Wächter sprach nie mit jrnen Männern « Er iegie vie Hand on seine Mxing hörte zerstreut auf die Nachrichten der Erne. die ihm ver Schiffer « khne erst eines Frage des schweigsamen Jeel abzu warten —- gaben und wenn rie Barke sich entfernte, bemitleideie er die Man-I nee, die wieder zum rauhen Leben insi mitten uneeiner Dinge nnd Traurig-; seiten ohne Würde, auJ das ikiiqufiak iier der Siä"vie zurück ehrten. Mit veraniigter ernster Freude erfiie1 er wieder seinen Thurm, um dort oben in» der Unendlichkeit det- orizaniess n verweilen und Nachbar chaii mit , Wolken und den Seernöven zu pfle en. . jeder Stufe nmr es ihm, ais ob, et ein wenig fortfliegen würde. ! Abend aber war er wegen; eines Gedächtnißiaget wegen eines Fesens Papiers, den er in der Tiefe eine Schrei-lade aufgefangen hatte, wie der schwerfällig in die Vergangenheit gesunken und den Kopf in den hin den vergraben, die Ellbogen am Tisch gest-äst, ging fein Geist vergangene ade, fennte er sich in ten Tagen de: unend, in den kurzen Freuden der getödteten Liebe. Draußen aber aing der Sturm der Taai nitd tliachigleiehc itber den Denn . . . . Seine Jolelinet Er brtte sie wahr und inig geliebt und dech, eine Nacht, in einer Schenke am Hasen, hatte er, der zwanzigiiihrige Narr, in leichter Trunkenheit und aufgestarkselt durch die Aufschneidereien seiner Zeitgenossen, mit prahlerischen Worten schlecht von feiner Joseline gesprochen! Aus Eigendiinkelt wag weis; ich! Man erzählte es dem Mädchen wir-— der und in’5 Her-i getroffen durch den Verteilt-, gab sie ihrem Verlobten das Wort zurück. lfr bettelte um ihre Ver gedunzrk aber enttäuscht in ihrem Glan ben, ließ sie sich nicht erweichen. Da dertoiinfchte er seine Zunge, die dein Weibe, das er in seiner Seele ver ehrte, nicht Ehrfurcht zu bezeigen ver mochte-, er verwünschte die dumme Sprache, die etwas- zrvischen ihnen getödtet hatte. Zu Joselinems Füßen legte er das Gelübde ab, vier Jahre lang nicht mehr zi- reden, auf daß sein Schweigen das iibertliissige Wort sähnec Sie nahm seine freiwillig auferlegte Strafe an, nach deren Vollendung winkte ihm Ver ebnen-» Aber Jose ine starb, ehe sie Ihm dieselbe bewilligen konnte. Bei feiner Rückkehr rein Meer fand er nicht-, mehr von ihr als diesen Haar schmuck, den fie ihm vermachte, ein klei nes Grab und eine große Stille. Da geschah es, daß er, seiner Stummheit gern-Olan die Sprache verschmähend, auf welche Joseline nie inebr antwor ten wiirde, sich um den Posten des Lenchttlnirnishiiters bewarb und sich mit schnsemiiithiger Wonne in diesen schtveigenren Thurm und in feiner Weltentsagung einkerkertr. Manchmal Nachts-, wenn das schöne Licht aufflamnite, fchien eck- illm, ile od die leuchtend-» Seele Joseliiic'k«, den Thurm bewohnte unr Veraebunzt spen dete. Dak- Hnuvt in den Händen vergra ben, versunken in Vifionen, war Mei ter Jcel der Gegenwart ganz entrückt. Seit Stunden. Ein Windstoß rrsn unerhörter Hef tioieit umscklana ds-. Thurm mit roher Gewalt und bar-ges Stöhnen und Aeth zen drang vom Meeresfchlund empor. Wie traurig klang er Wind, der Wind, der über die Behausungen der Menschen dahingerast then . . . . Joel hatte das Gesiiixl alk- oip eine Schat tenh:.nd schwer aus seinerSchulter laste. Miihsam stand er csus. Die Nacht war gänzlich eingebro chen und seine Zell: war voller Fin sternisz. Eine Empsindung der Miste über tam ii n, eine rldtzlite Trauer-, ein dan ges- Crwachen. Er blickte auf's Meer hinaus: es war ein schwarzer Abgrund, aus dem die angstvollen Verwünschungen des Sturmes klangen 1lnd lein lichter Weg, leine Flamme deg Lebens. Er schlug sich an die Stirn.·.. Waren seine Augen Ver blendeti Er hatte doch die Gewißheit tax- Leuchtseuer vor einigen Stunden angeziindet zu haben, die Lamre aber, wie ausgeblasen von einem Windhiuch, leuchtete nicht! Er nahm seine Laterne nnd bebend stieg er die Treppe hinaus, sprang zum hohen Lichtgehäuse und blieb aus der Schwelle stehen, in dumpser Bestät zung: Das Leuchtseuer war erlo schen . . .. zum ersten Male. Von seinem Rücksall in die Vergin genheit zerstreut hatte er wohl mecha nisch die Lampe angezündet, aber « zum ersten Male seit zehn Jahren red lichen Dienstes —- hatte er versäumt das Oel im Behälter zu erneuern, die Flamme hatte gebrannt, sich verzehrt und war erstorben. Seit wie lange? Der Dacht war noch roth wie eine glühende Kohle. Plötzlich tönte ein Signal durch die Nacht, ichrille Horn ruse, die sich bis aus drei Mal wieder holten. Meister Jrel schauderte, wie der untreue Diener, dessen Lampe bei der Ankunft des Herrn nicht leuch tete. Es waren die Nothfignale eines ge scheiter-ten Schiffes-. Seine Hände zit terten, als er, mit ungeschickter Hast sein Vergehen wieder gut machen wollte. Er glaubte, dass eine unend liche Zeit in Votbereitnn en verstieße und als das Licht schlie lieh wieder flammte, da perlte der lalie Anast sehweiß aus Meister Jaeks Sch'iisen. War es nicht schen zu späi!? Meister Joel stieg nn Thurm hinab, trat hinaus aus den ersten von den Sturz-decken bespiilten Damm und spähte in die Nacht. Fern im diassen Lichtstrahl glaubte er eine nnseliqe Sithouette, die sich schwarz vorn Dunkel erhob, unterschei den zu tönnen. « Die Nothsignale wurden fschmächen wie get-lasen von einem terdenden Mund. I Und dann sah er nnd hörte er nichts meist atg den fürchterlichen Pulsschlag die atiantischen Ungeheuer-! Und er blieb da wie festgewutzeit, stumpfsin nig, von den Winden gepeitscht, vom Schaum bespriszt, verzweifelt, als ob er in seiner Ohnmacht Zeuge eines in der Finsterniß sich vollziehenden Verbre chenstväret E Die ganze Nacht indurch spähte er nach einem Schein ee Morgenröthe, der diesen häßlichen Traum aufheben würd Der Tag brach unter einem bleiernenf himme! an. Das Meer schien erschla gen von Müdigkeit und Meister Joel fah mit seinem Fernglas, dort auf der Linie der seit undenllichen Zeiten be-; ritchiigtcn verborgenen Klippen, ein ab getnickteg Foclmast von einer Raenstan-·! ge durchkreuzt auf den Wassern wie eint Kreuz aui einer Grabftätte ragen und mit einer ankliigerifchen Geberde wies dieser tragische Finger himmelan! Auf dieser weltverloreneu Küste war keine Vettung möglich gewesen: ein Schiff war dort untergegangen. Das nächste Fischerdorf befand sich auf einer solchen Entfernung, daß keine Nothfig nale es erreichen konnten. ( Meister Joel, von Ungewißheit gei( foltert, fragte sich: »Warst meins-Schuld; wars meine Schuld?« -Er hatte: das Gefühl, als ob der Leuchtthurm eben beim Auslöfchen war als er es bemerkte und daß bas- Schiffsungliick sich damals schon vollzog, als dasNoth. horn bereits erscholl. Er hatte teine Muße sich seinen Gril beleien zu überlassen; einige Schiffs :riirnmer schwammen von der hohen See zum steinernen Damm getrieben auf dem Meer umher. Auf einem tur zen Maftstumpsem von Tauen befestigt, tauchte jeweilig ein menschlicher Kör Per auf die Wasserfhiche und ftrande te zwischen zwei Felsensteinen. Der Wächter holte schleunigst seine Ret 1ungsleine, um den Leichnam aufzu fanaen. Es gelang ihm ohne zu gro: ße Mühe, bis in die Seele hinein be wegte ihn der Körper, der in seiner zar ten Gebrechlichkeit einem Weibe, schier einein Kinde anzugehören schien. Mit einein Beilhieb zerfchnitt er die Leine, um dann, mir ruhiger Energie, sehr sachverständig, alle Versuche um die Ertrunkene zu beleben, anzuwenden. Er löste die eng auf dem Leib haf tenden Kleider, rieb das Gesicht, schlug die Brust mit nassen Tücheru nnd mit geschickten Bewegungen gelang eg ihm die künstliche Athmung herzustellen Dann hiillte er den Körper in Decken ein und trug ihn bis zu seiner Woh nung hinauf. Er legte ihn auf fein Lager nieder und schob heiße Flanell tucher auf den Magen, in die Achfel hohlen und unter die Fußsohlen f lan die Schiffbrüchige athmete an t. Meister Joel ließ sie einige Lösselchen heißen Kaffee schlucken und ein Lebens scheiii erhellte das fahle Antlitz Er fiel ihm, der Rede längst entwöhnt, nicht ein, mit ihr zu sprechen und als das junge Mädchen einige Stunden später ihre, vom Schrecken erweiterten Augen aufschlug und ängstlich fragte: ,,Wo bin ich? um Gottesivillen?« da ent rang sich seinem Munde ein unartikii: lierter Laut und er wandte sich be( schämt, erröthend ob seines linverniö gen-« ab. Sie schloß ihre Augen wie der mit eiiiem tiefen wehen Seufzer und im Fieber stammelte sie mit der Stim nie eines leidenden Kindes unziisam iiienhäiigeiide Sätze: ,,Sageri Sie Kapi tän . .. sertig . .. sterben miissen ... soweit so weit... Bahia ich habe nicht ungst . .. gar niemand iuehr ....n!ir die Wellen . . . Mein Gott . .. mein lieber Goil!«. .. Aus der Fassung gebracht horie er ihr zu, unfähig ihr beriihigenoe Diii e zuzurauiien Sie zog ihren entblöss; ten Arm unter der Decke hervor und entwarf eine Geberbe; sie lächelte schwach dabei: ,,--- O! ein Licht! ist es der Hafen? gerettet! Ah! es ist der Leuchtthurni... nur der Leucht thurm, Kapitän . . und aus die Kis sen zuriiekfallend flüsterte sie, ioie um sich selbst zu bemitleiden: ,,«Jtur ein Leuchtthurm, arme kleine Joseline...i Joseline. . . oseliiie.« i Es war a s ob sie sich, mit diesem sieberisch wiederholten Namen, selber» in Schlummer einwiegen wollte. Mei-; ster Joel richtete sich auf, ists ob ihm ei-» ne Stimme aus der Vergangenheit rie- s fe, ihm Gewißheit bringe durch den» Mund einer Joseliiie, einer kindlichen» Joseline. Er beugte sich gierig über das Lager und horchte nach ihren Worsi ten. Der Leuchtthurml sie hatte ihn also gesehen, er glühte in du« Sturmegnachh so erfolgte der Todestamps degSchisses" nicht aus dem Aussterben des Lichtes? Er wollte mit ihr reden, sie befragen . s er lonrite es nicht. Er glaubte allesi verlernt zu haben. Sie erblickte das iiber sie stumm ge beugte Antlitz, in seiner bgiigen Art, mit dem langen Bart und den wasser-l arbigen Augen und sie ängstigte sichl sehr. »Wer iind Sie!? Sie werden inirl tein Leid anthuii!« . l Er wollte ihr sagen, daß diejenige, die mit dem siir ihn geheiligten Namenl Joseline bei ihm eingekehrte, diejenigei die das Meer ihm sandte, uni an ihr sein Vergehen wieder gut zu inachen,· ihm will oinmen und ihr Eingang ges-» segnet sei, aber es entrungen sich seiner Kehle nur Töne so fremdartig und hei ser, daß die Kranke wieder weiß wurde, wie das Linnen und die Augen schloß, wie wenn sie aus dem Leben scheiden wolle . . . . l s Er glaubte sie dem Tode nah-: . .. J Da schob das Mitleid ganz sacht und schlicht den Schleier des langen Schwei— I gen-z von seinem Munde und er sprach, er sagte 1nühelos:»«flirchten Sie sich nicht, Joleline, Niemand wird Ihnen me r weh thun, Sie lind in sichercm S utz, bei Meister Joel, beim Leucht thurmwiichler.« Mit der Hand strich er sanft über ihre Stirne, entfernte die langen nai sen aarlirähnen von den Schläer nnd ettachtete das schlichte Angesicht ohne Schönheit, aber rührend vor Ju gend und hingebender Verlassenheit. Unter seiner Liebkosung öffnete sie wieder die Augen —- Augen von der Farbe eines Wassers, worin der Him mel sich lange wiedergespiegelt und sag te träumerisch —- ,,Ja . . .. Joseline . . Joseiine Coltin... im Leuchtth-urm, um so besser, das Meer tann nicht bis hierher tommen.« Sie blickte Meister Joel an mit ei nem langen Blick und jeder Furcht le dig, schlief sie kindlich ein. Als am folgenden Morgen die Lei bensniittelbarie am Fuß des Dammes landete, sprach Meister Joel zu den Männern nach diesen zehn Jahren gänzlicher Stummheit ohne falsche Scham und übersah ihre VerdutzthetL Er gab ihnen ausdrücklichen Befehl, den Arzt der nächsten Gemeinde sowie Sü ßigkeiten und Früchte, wie sie tranken Menschen angenehm sind, herbeizufüh ren. Die Männer sprachen vom gesun ienen Schiffe, von dem verwünschten Risse, aber keiner ermahnte des erlo fchenen Leuchtfeuerg. So wußte Meister Joel daß, ob er auch einen Augenblic lang in einem un aufhörlichen Zweikampf mit dem Meere nachgelassen, der Himmelswind allein das Geheimniß seiner Schwäche bewah ren werde. Und Tage nnd Tage zogen im stei nernen Thurm zwischen diesem Einsa men und dieser Schiffbruchigen. Peoel hatte sich im kleinen Raum der Küche ein Feldbett eingerichtet und iiiberliefz der Kranken seine Zelle, denn ,s"ie konnte-, von Schwäche übermannt, und von peinvollen Huftenanfällen heimgesucht, ihr Lager nicht verlassen. Er widmete ihr alle Stunden, die der Dienst ihm srei ließ und bemühte sich Zerstreuungen zu erfinden, um ihr die Zeit zu vertreiben. Schnell ver traut, hatte sie ihm ihr Leben erzällt, dass armselige lleine Leben einer unan sehnlichen Welle, die von allen Winden tgetriebem sich am Fuße des Thurme-s brach, um sich hier Tropfen um Tro JPsen aufzulösen . . .. , Als eine aus Barmherzigkeit erzo sgene Waise und nach einer im Schatten Hdeg Glaubens verletnen Kindheit hatte ssie sich auf dem Dreimaster ,,Fiing Ed jivard« eingeschisst, unt in Bahia einen sbescheidenen Posten als- Schultehreriri anzunehmen. I Sie war nicht zwanzig Jahre alt und hatte vor dieser Verbannung so große Furcht gehabt, daß sie sich treuherzig zu diesem Schiffbruch beglückwünschte, der sie wieder zum bretonischen Strand zu rückwars, ihr etwas von der Heimaüi zurückgab und als Meister Joel ihr Ru helager zum weit aus den atlantischen Ocean aeössneten Fenster rollte, fragte sie ihn, ob man wirklich den Kirchthursn von Luimpen von hier aus nicht erbli cken könne. Und in langen Unterredungen ließen sie beide ihre engere gemeinsame Hei math vor ihrem Geiste wieder auerste hen . . . eFiit Jocl aber war es im Thurm nach der kurzen Finsterniß wie eine große Beleuchtung, eine Morgenröthe, eine Wiedergeburtt Er hatte sich ganz vom Leben abgeschieden geglaubt und ein kleiner Vorfall, eine Laune des Schicksal-V meinte er, zwang ihn ins Leben zurückzukehren, um die ihm auf erlegte tägliche Aufgabe, der er sich nicht mehr entziehen konnte und die seiner Einsamkeit Gewalt angekhan, redlich zu erfüllen. Und er duldete diese Gewalt mit un endlicher Erleichterung, er hatte nicht mehr das Gefühl der Vereinsajmung in der unermeßlichen Oede. Dab Leben, von dem er sich loszulösen trachtete, nahm ihn wieder in Beschlag, es kam bis hinter seinen steinernen Schild und stellte ihm ein schwaches Wesen gegen über, dag seiner zu jeder Stunde des Tages bedurfte. Der Mc-nn, der sich mit all den Ver sunkenen todten Dingen in seinem Jn nern alt gefühlt wie das uralte Meer, ging wieder in die Lehre der menschli chen Zärtlichkeit nnd der brüderlichen Fürsorge. Der tief in ihm eingeschkum merke Samariter erwachte wieder ane seinem langen selbstsiichtigen Schlaf. Es war ihm als hätte man ihn nun inekir als Wächter über zwei Lichter ein gesetzt . .. Der unt Rath herbeigeholte Arzt erklärte jede Fortführung der Kranken unmöglich und als Meister oei ihn bis zum Schiffe geleitete, ges tand er ihm, das-, die Krankheit des-« · ädchenez ein altes Lungenleiden sei, besten Laus vorn erstatten Bade ara ve schleunigt wurde. Tier Ausgang war unzweifelhaft, der Versalltaa aber pro blelnatisch. Jkelö Seele sanl denn blossen Gc danken an dieses bald erloschene Linn ins Dunkel. Wie er wieder in’5 Zimmer trat, saß Josrline aufrecht im Bette und tlatsehte in die Hände: »O! ich mus; nicht fort! Ler Doktor hat es esagt, Sie behalten mich« hier« Meister Forl, sagen Sie mir, daßSie mich wirklich behalten wollen s« »Ich werde Sie behalten, Joseline, seien Sie ruhig.« »O! ich werde sehr schnell genesen! Sie werden sehen,« sagte sie freudig, »wenn Sie das Fenster öffnen und ich die heilsame Meeresbrise einathme, ist es mir, alg ob sie vorn himmlischen Ge stade zu mir hinunterroehe und Abends ist es mir, als ob ich nur ein klein we nig den Arm auszustrecken brauchte, um die Sterne abpsliicken zu können . . Und ich siihle Gott so nahe . .. Wenn der Wind vorüberzieht, glaube ich, daß Foltteshauch mich streift und meinUebel ei e ....« . Joel dachte voll Bitterkeit: Ja, vom himmlischen Gestade bläst der Wind, der seinLichtlein auszulöschen droht . . . Eines Abends sagte sie: »Joel, seit yich hier bin, kommt mit immer wieder das Loblied in den Sinn, das ich frü i her so gerne sang: J I »Wie der Leuchtihurm am Gestade i Ueber Meer Und Schiffen wacht, Lenkt die Menschen Gottesliebe Durch des Lebens Sturmesnachti« Sie schien an der Schwelle der Ewig-l Stininie, von schneeweißer Reinheit und durch-bebt von himmlischer Sehnsucht·« Meister Joel staunte. Gott! Er hatte ihn oft und oft erkannt in der Ge walt des Windes, in der furchtbaren Schönheit des ausriihrerischen Meeres, aber die Liebe Gottes glaubte der aller Liebe beraubte Flüchtling des Lebens niemals empfunden zu haben. Und dieses frauliche Kind, von allem ent blößt, ohne Eltern, ohne Freunde, wie ein herrenloses Strandgut hierher ge schleudert, sprach selig lächelnd von die ser Liebe, verglich sie mit dem Leucht thurm in der dunkelsten Nacht. Er fragte fie: »Wie Jofeline, Sie die Waise, die Verbannte, die arme kleine Kranke, Sie reden von der himmlischen Giite!« Sie lächelte mit inniger Ueberzeu: gung. «Ja,« sagte sie, »der Tod hat mir wohl meine Mutter genommen, aber Gott hat rnir sein Haus erschlos sen. Wie ich zum ersten Male in die Kirche von Luimpen trat, war es mir als ob die ganze Familie derEngel mich in ihrem Schoße aufnähme; als das Schiff mich nach Südamerita entführ te, wendete Gott seinen Kurs und gab mich der Bretaone zurück und war er nicht in der Welle, die mich zu Ihrem Thurme trieb? »Habe ich nicht Sie, Meister Joel, den Leuchtthurm als Heimath nnd die Unendlichkeit vor meinen Augen? Sie sagen, daß ich nichts auf Erden habe, aber ich fühle es wohl, daß Gott mir alles gegeben . . . Und jetzt,« unterbrach sie sicb mit artiger Fürsorge, »gehen Sie schnell den Leuchtthurm anzijnden . . .« Joel stieg schweigsam hinauf, still bei sich dachte er: »Der deinige, Joseline ist niemals erloschen.« Im Laufe dieses Abends lehrte er ne noch den Namen des Doppelgeseicns i(1amr1,das dort oben in der Konstella s. ion desij Ldt wen gravitierte: Schwester f.eelrn! Stundenlang konnte sie dieSegel, die unsichtbaren Küsten zustrebtem mit kheimwehlranken Blick verfolgen: »Wer jden wir niemals dorthin gehen, aus die Erde, ich möchte die Glocken von Luim pen wieder hören.« Er versprach ihr, sie dorthin zu be gleiten, sobald sie genesen. Ja, sie wur de wieder zur Erde gehen, ob sie aber noch den Glocken lauschen konnte! Der Husten war beseitigt, aber dieKrankheit hatte sie doch in ihrer Gewalt, ihre Na senfliigel wurden dünner, ihre Stim me tiefer, die Hände durchsichtiger und aus den Wangen, dicht unter den fieber: großen Augen glühten die rothen Rotz-« .chen des bretonischen Gottesacker-T Sie war zärtlich und träumerisch innd sprach von der Zukunft, nur drin ider Zukunft. Er aber, der die Fortschritte des trü gerischcn Uebels erkannte, hörte manch smal Nachts in der Klage des Windes-« sdie Antiindigung des kommenden To jdeg und wachte, wenn der Leuchtthurm glühte, immer neben der Kranken und hielt ihre Hand, wie wenn sie nicht fort-. gehen dürfte, so lange er sie festgefan gen hielt. Sie richtete sich eines Abends etwas aus und sie wies durchs Fenster auf die leuchtet-de Bahn: »Ich möchte gerne dort schreiten, fortziehen und einen Strauß von Schaumblüthen pflücken .... Joel . .. guter Joel, ich bin schon ganz gesund · . Der Tod nahte sich ihr im sanften Trugbild... — Einen aanzen Tag und eine ganze Nacht hindurch war es wie ein Aus-flie gen, ein langsames Ausbreiten der Flü gel . . Und dann ein etstatischcs Flüstern: »Wir werden nach Luinrpen geizen . .. on einen Wallfahrtetag . ·. zusam men . . .« » Er wiederholte im gleichen AthemH ;;.ug: »Ja, wir werden nach Luimpen ’a,ehen an einem Wallfahrtstag, zusamsJ men . . .« « »Sie werden Gott sehen, wie er vor-· .iiberwandelt . .. inmitten von Li-4 lien · . .« « - uno dann piotznch alg rege sich ihr-; Gewissen, fiigte sie rasch hinzu: »Aber» wir werden bei anbrechender Nacht wie » der zurück sein, nm das Lenchtfeuer an » sitziinden . . i .. »Um das Lenchtfener anznzijn » den . .. ja, Joseline . . : z ...»Die Liebe Gottes ....« s Da sant ihr Köpfchen zurück. . » Er hatte seinen Arm unter den Na H cken der Sterbenden geschoben und» Jtviegte sie ein; in völliger Ohnmacht Fsiitslte er dagNahen desjenigen, um des isen Liebe willen dieses Kind mit einem« HLächelm in einem Friedenstraum der-·l ihinstarb . . . Er zitterte bei jedem neuen sPrall des Windes, bei jedem Anschlag· sker Wellen. Das kindliche Haupt bog sich auf sei ne Schulter, und lastete schwerer . .. ! Der schwache Schrei einer sich zu den Höhen ausschwingenden Möve . .. und dann, die tiefe Stille der Einöde. Nach Stunden Und Stunden schüt »telte ihn ein Kältcschauer... Diese itödtliche Kälte rührte vom Körper des lieben Kindes her . . . Das Nachtlömpchen allein beleuchtete dah- Zimmer. — Wie der Wind traurig Ittanla Wie et diese Nacht heulte und Iweh lag tr. ? Und das atlemtische Meer war von? einer schwarzen gruftätinli Ogne Schrecken, schier ohne rennen, » sa er nun daß, während J litt-us Himmelsgang der Leuchtthurm erlo· . schen wcr Zum zweiten Mate! Er dachte aber nicht der verirrten Seefahrer, in ihm hatte heute Nacht et was- Schiffbruch gelitten, das iljn ge fühllos für die Gefahr seiner Mitmen schen machte. Jin ersten Groll ioiilintc er sich von seinem Amte enthkben da selbst Gott kostbare Lichter ausgel; sen liesz Aber Joselins Leuchttlsnrm war nicht erloschen Er zündete diese Nacht OF-N Riesenlampe nicht nieder an, um ei ne Todtenwache nicht zu unterbre aber in der zweiten Nacht geschah es, Daß der Vollmond wie ein riesenhaft-S Leuchtfeuer am Horizont ausging und den Goeletten und Dampsern des at lantischen Oceans breite Lichststraßen aufschloß Joel erinnerte sich an Joiselinens les te Worte: Die Liebe Gottes-! War es dies? dies große Auge, das Immer offen ist, wenn auch geliebte Au gen sich tm Frieden schließen; jenes ein-« zigeLicth, das nicht ungleich trenn aus alle Leuchtthiirme der Erde versagte und durch das Dunkel unserer Nächte dringt, wenn alle Hüte-r des Lichtes ihrs Posten verlassen? Mit gebeugten Schultern, beschämt, stieg Meister Joel die Treppe des Thur mes hinauf und zündete seine Lampe wieder an Am folgenden Mor en hüllte er Jo seline in ein weißes stcodtentuchJ hing sie in die Barke, bettete sie auf eine Se gelbahre und ließ sich zum Lande hin rudern. Er gab Joselinen tagt Geleit nach Luimpen, an einem Wollsahrtstag und die Gloclen läuteten siii sie« Meister Joel kehrte nieder in seinen Thurm, nahm sein Wachteramt wieder auf und erfüllte eg non nun an ohnejes jde Zerstreutheit, Tag un Tag, Stunde um Stunde. s Er nahm seine astronomischen Kar sten 7ur Hand und die Bücher, die Von jenen Menschen geschrieben materi, in deren Mitte er nicht mehr weilte. Dis Uhr, die loebmiitliig tiefe-nd dahinlebth Jschlng ihm Stunden -.1us.«"erlesener Ein :önigleit. Er verfiel nicht wieder in »seine Stunmiheit, er sprach manchmal, ’er fühlte sich nicht einimn. i Und in der grossen Stille, im Web lenqana der Soininerniichit e, im Früh tioind, in Aldebarang Sternenbild hörte er manchmal eine schier menschlich Stimme, die, uin ilin herum und m sei ;ne Seele hinein ein Lobi ied .daZ klei ne Loblied soseline- ie- sang ? Taae. Monate-. Jahre . eine lanae lange Zeit ! Als aber eineg Jlachtg der Leucht Etbnrni zum Dritten Male erlosch, da ziinde te ibn Meister Joel ni e wieder an. i Er brauchte kein irlischesz Licht me Efiir seine letzte Halm ein andererLeu Itlsurin, hoch oben im Sternennkeer, wie-J :,tm den Wen» iiinetojgenStrantk »Ok Für o junge Volk. Eg- seblt bei arbfieren Feitliehkeitem bei denen eine allaemeine Vorstellung nict,t stattfinden kann. to häufig an Gelegenheiten sich nalier zu treten Und die passenden Tiichnachbarn zu finden. Ida ist eg neuerdinag beliebt bei den Gesellschaften die Tisch-ordnung fürs die zeugend vom Spiel deH zufalls be stimmen zn lassen. Jst doch damit ofk viel Spaß und stets e ne Vermehrung der zweifellos an sich schon angeregten aesellfchastlichen Stiinninna verbun den. Besonders aern iibertriiai mmt den Blumen dieie Rolle die Paare zu-, saniinenzufübren An zioei Körbchen werden einzelne Eremilare lebender oder künstlicher Blumen an ziemlicks langen Stielen aeleai und zwar in je des Körbchen die aleichen Blumen unt-· je nur ein Exemplar derselben Att. Die Zahl der Blumeniorten richtet sit-H nach birjeniaen der innaen Vaare. Deut einen zugedeckten Körbchen entnehmen .nun die Damen, dem anderen die Her ren je eine Blume« woran die qleichm Blumen die zu Tische fülisrenden Paare bestimmen Zu Heiterleii und Recke reien giebt folaende htluglofuna Anlaß. Der Haus«-bete läfit die junaen Damm, die Hanssrau die iunaen Herren zier liche Kärtchen ziehen auf welchen , lcllUlUclIlclllUllcU Ulc JLUlllcll soll Alls rorisch bekannten klwnen qefchriebm find. Danach siibrt un Tristan feine anlde, Oermunn Dcsrrstl.eu. Sokrates feine Las-kiva Dante Beatrix-, While rnon Beamte-, Plato lBerlevbone u.s.w. zu Tide Tie .«.-ti11«ttlteilunq dieser tunl) besondere Otmolteleiaenschaften oder eigenarter Lebensstellnna bekann ten Nennen erreqt stets-. urirsfte Belusti gung nnd ruft viele Sttxene nnd Recke nsien hervor. Rom ein-.- dritte Art dek Tischncchbnrnbesåimnutno ist sehr hei ter-: Tie Damen entnehmen einer Urne Zettelchm, auf t1«»elchni fcherzhafte Räthfel geschrieben sind. die Herren ans einem Becher aleichfullg Zettelchem die die Auflötuna der Rätbfel enthal ten. Jede-s Rätbtel findet sich mit fet ner Auflösusna alg Paar zusammen» Als lcherzhafte Räthlel seien vorge-, schlauen: Welcher Hut lmt keine Kum pe? Der Finaerbut An welchen An- « aeln beißen leine Fische cmll An Pet Thiiraraeln «- Welche Doran ges-, ten nicht zum ’llflnnlenreich? Leicht-Drum u. A. m. ....—-..- -- .- —-s-.-0— « ».--- » — Romsanabfac Die Jüuaste hats eine große Nase, sie sollte deshalb Ei zieherin werden; schien doch ein Bräuth gmn in ge der Nase zum mindeste-s m weite erne gerückt. IJ