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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (April 28, 1899)
gen Yetzte Innn Yegement CHenIdnrme5. 448 PLEASE-ZEIT Cäsar Magnug. "i(3. Fometmngq Der Lteutenant Derodeg zweifelte « sich immer, ob er zu solchem Verfah ren berechtigt sei. Aber dem herrisch-en Adjutanten des Kaisers actraute et Hel; nicht zu widersprechen Mit mill. ..törischem Gruß gegen eHereld und achtuugzvoller Verbeugung gegen CHarlotte verließ er das Haus, ges-Nat von seinen Soldaten »Die Posten an der Thür und an der Einsahkt bleiben vorläusiq stehrn,« agte er draußen zu dem Sergeanten Mutt. »Mit dem anderen marsrlsis tm Sie zurück nach der Wache.« - »Und was soll aus dem Jungen » Ilerda-IV fragte der «Zekaeant. Jst hat uns richtig geführt und kamt nichts dafiir, daß der Vogel be vejts ausgeflogen ist, also laßt ihn laufen. Matt-C Daß Du fortnimme Du Sei-um« « Befiel ließ sich das nicht zweimal Ist-Hm. Wie ein gehetzter Hase jagte - sie Straße hinunter und war im . Æblick um die nächste Ecke ver s « nden. - Indessen standen Charlotte und der ,Q.jutant sich noch am Fuß der Treppe -- Inenüber. Ich habe für den Augenblick die Ver waortung übernommen, Mao.ime«. « We Leo Her-few, »um Jhnen eine Zenialc Seene zu ersparen. Aber die mandantuk wird zweifellos auf diesen Full zurücktommen, und wenn der Rittmeister von Wagenfeld —- was ich nicht wissen kJnn « noch in Ber lin ist. . . .« Ich hoffe, er ist bereits in Situ « heit,« unterbrach ibn Charlotte. »Er hat Berlin verlassen?« »Er ist gegangen um seinem Konii feinen Degen zur Verfügung zu stellen. Gtt schätze ihn auf seinem Wege « Charlotten’sz Stimme bebte vor in steter Bewegung Wi: s hatte sie seit ne stnn Abend alles durchkäinpfen muf sen! Sie hatte sich tapfer gehalten in aller Aufregung und Unruhe, hatte lia zum letzten Augenblick Gebhard zur Seite ai- "Tandi:n an sein treues, mumi qxs Weib, und seine ruhige Zuversicht hatte auch in ihrer Seele die Hoffnung erweckt auf glückliches cGlingen. Nun aufs Neue der bestige Schreck M dem wilden Lärm derSoldaten, die Furcht vor einein rohen Austritt Chaxlotte war am Ende ihrer Kräfte-. Sie konnte nur mit Mühe die Ins-d Uen zurückhalten in crgreifenree Be wegung bedeckte sie einen Moment die singen mit der Hand. Dann wandte sie Ich lautlos gesenkt en Kopfes ab, De Treppe zu Orts-seid fühlte, wie das Blut in l bilden gewaltigen Schlägen durchv gen ihn mit dämonifcher Gewalt zu em schönen Weibe; den ganzenNcct-: Opkttag hatte er nichts vor Augen ge M als ihr unvergleichliches Bild. i Unerreichbar hoch schien sie über ihm .. c sehen m ihrer sicheren, festen Ruhe, ; ihrer königlichen Haltung Eine leise Wwie vor der Majestät war im TJI set wieder aufgewacht in der Seele desjenigen Grafen. - Inn war fce auf einen Augenblick Mut-dem diese Unnahbarteit, vie wilden Gedanken im Zaune hielt Es schwaches, surchtsames Weib stand M ihm, nnd sie war ohne Schutz, Msvf fluchk Ei: Adern sagte. Seine heißen-Sinne Leo Hersseld fühlte, ioie ein jäher Schwindel ihn ergriff. Das war einer m den Augenblicken Die in seinem Le Cen schon so oft Derliängniszooll gewur M waren. Vergessen, versunken jeder andere Gedanke, jedes andere Ge :nur ein einziger verzehrender, zeigsminniger Wunsch, der ihn willen Sfortvsißt nach der herrlichen Gestalt Gin, die setzt die ersten Stufen der Treppe erreicht Ein-en unsicheren. schwankenden Schritt macht Herz-few vorwärts, e: M die Hand und von seinen zucken « den« brennenden Lippen ringt sich leise inbebenden Lauten, Deanme der snmc M Frau. «Charloiie!« Charloite bleibt sieben und wen-set HG um. Sie sieht, wie er ihr einen Mkiii gefolgt ist wie er denAcm noch » Zansfireckh sie siebt, wie eine qewal P " Bewegung aus seinen Zügen - Und m ihrem keinen, giiti gen Herzen Mist sie diese tiefe Bewegung nach M Weis s.e »Sie find so qui " sagt sie weich und · « . »Ja Ihrem Schutz fühle ich sichre Gott seqne Sie dafür. « heeöfecd sieht ihre Augen aus i mit dem Ausdruck des Z met- Insekt-rings er Fii Lili ZW» n i eet nd et seht, M lanqsam vie Treppe hin » zm ee bleibt an seinetStelle « - und steht wie vernichtet Stunden W der jung e Of ja M varchtebh Stunden ; : - Staatseinka " » ys Mensch m gewaltiges ’ » wusch-m die » mits- sei-tem strd durch das Lebez waren ihm furchtbare Dämonen, die fern Herz in den tiefsten Tiefen erfchiitterten und durch-wühlten Crinc glühend-. Phantasie, ern nar mes Herz, ein hsrlspoetischcs Milems Lsfxnden ließen ihn Unbeschreibliches tsliikt qenießen i-: Augenblicken Die den Meiftcn kaum mehr gaben, als ein stil ji«- Zufriedenfeim Ein Blick vorn Berge in ein fonniges Thal, und feine Seele flog jauchzend unksjubelnd durch die unendlichen Hirn me · Aber ebenso heftig waren entgegen gesetzteRegungen Ein an sich unbedeu tender, leichter Verdruß. und er verfiel in tiefes, mißmuthigeö Brüten, oder in leidenschaftliche, maßlos heftige Erre aung. Das waren die Augenblick-, vor denen feine Diener zitterten. Ein unbezähmbarer Wagemntlj, eine körperliche Kraft und Gewandt heit ohne Geichen ließen ihn vor wärts itürmen von Gefahr zu Ge fahr. Wieder und wieder hatte er mit verwegener Gleichgiltigteit sein Leben aus«-«- Spiel gesetzt in Schluch ten und Gesechten, auf tollen Ritten quer über Feld und Wiesen. Es war, als müsse er in diesem wilden Wagen die inneren Kräfte aus toben lassen, die ihm sonst die Seele vernichten würden. Seine Geburt, sein Reich-thun seine Lebensstellung, das zügellose, aben tenerliche Dasein eines Kriegölebens, das nun schon dauerte, seit er vom Knaben zum Manne geworden- hatte diese in ihm schlummernden Kräfte zu unheimlicher Gewalt erzogen. Und nichts wahr, was sie im Zitael bielr, alxs ein im tiefsten Grunde erntes .s)—:rz, oao aber nur zu oft die Zügel aus der Hand verlor. So bewegte sich sein Leben oft in scheinbar ganz unvermittelten Sprün am. Seine leicht erregte Phantasie ließ ihn mit ungeheurer Leidenschaft nach jedem Ziel hinjagen, das ihm wlötzlich wiiiischnstoerih erschien: sein eiser ner Wille und eine sast schrankenlose töipcrliche Leistungsfähigkeit ließen ihn hundert Ziele erreichen. nach denen ein anderer Vergebens Zeit und Kräfte einaesetzt hätte. Und sowie der Wunsch ersiillt war, da hatte er auch schon jeden Werth siir ihn verloren, da trieb sein ewig un ruhiger Geist schon vorwärts nach neuen« höheren Zielen, und so lebte er ein wunderliches Leben in ewiger, in nerer Unrast. Leidenschaftlich, verzweislungssuoll trat sein Verzugen, seine Erbitteruna arcen sich selbst, wenn seine glühenden Wünsche achtlos binwegaetreten waren iiber das Gliiel anderer Menschen. Mit tausend Schmerzen büßte er es, wenn sein heftiges Weitertreiben ihn losriß von dem Mädchen. das wkchenlang., monatelang all sein Den ten und Empfinden ausgefüllt hatte. Und schwärzer, oder, trostloser sah es nicht aus in der armen Verlassenen. als in seinem zerrissenen Herzen, das in fruchtlosen Selbstverwiirfen sich quälte und marterte und vergebens alle Kräfte aufbot, um das verlorene Gefühl wiederzufinden, das ihn noch gestern beseligt hatte. Und so war auch der Maßstab, nach dem er das eigene handeln beur rbeilte selten oder niemals der rechte. Alles war in’s beinahe Phantasiis . übertrieben. Wie er in sonnigen - il dern einen Glanz, eine Pracht der Far ben sah, die aus dein Paradiese stammte, so sah er in trüben Bildern eine schwarze Finsternisz, die alles mit ihrem düsteren Fittich itberschatteie. Er hatte gegen Charlotien Wünsche und Pläne in sich herumgetragen, die niedrig und schlecht waren; und es war nicht sein Verdienst, daß er vom Wunsch nicht zur dreisten That e schritten war. hätte er in Chor t ten’j Blick auch nur die leiseste An deutnng gefunden einer geschmeiehel ten Eitelkeit über seine Bewunderung ihrer Schönheit, oder wäre sie in zog lzgfter Unentschlossenheit vor ihm zu ruckgewiehem wer wei , zu welcher Jan-stillten ihn sein heißes lut hingeris e· Sie that das einzige, was ihn eitl tvaffnen konnte. Jetzt, in der stillen Nacht, da e: sich ihr Bild in jenem Augenbsjick immer wieder vor die Seele stellte, oa soh dies Bild anders aus, als es am ver gangenen Nachmittag seinen Sin :«.1 vorgeschwebl hatte. In leidenschaftlicher Verzweiflung maß er immer wieder den ungeheurem weltenweiten Abgrund, der feine wilde Natur von Diesem herrlichen Bild-: ed ler, reiner Menschlichleii trennte. Ein wahr-sinniger Haß, eine grenzenlose Wulh gegen sich selbst ,einGefühl bren dender, verzehrendet Scham drückte ihn fast zu Boden. Weg war jeder unlautere, häßliche Gedanke. Wie eine heili e erschien ihm vie schöne, unglückliche tau und in seinem her n entstand der Wunsch: Q, wäre so wie fiel Und damit halte et das Glied der flangen Gewnlenletie gefunden. das ihn hinüberleiteie zu ruhigerem Ten- » L len. « Er fühlte, wie unter der Einwirlung i 1 ? von Charlottenö edlen Wesen sein Herz ’ " stiller wurde und besser. . Das ist das wunderbar ge einund i i v 4 ( volle Wirken reiner Naturen. . r ganz : reine Mensch besitzt eine Zank-vermocht In der Hand der reinen Frau res Brahmanen ballt sich das rinnende, ewig bewegte Wasser zur lrnftallrnen Kugel. So zog sich in Leo Heråfeldz Seele die ewig zillos dahinsirirmende Kraft zusammen zu dem Willen, der von nun an sein Leben fester n:-:- besser leiten sollte. Und doch fand er noch keinen »re den und leine Ruh-. Er war schon oft feiner Reue, feinen Selbst-mil·.1en fast erlegen, und dann waren doch seine beißen Sinne wieder mit ihm sortgestiirint. »Wenn doch eine Zaubermsckn liisnh und bei mir bliebe, und mich fixhrie Zu einem anderen, besseren L-:uen.« Das war das letzte, was Der junge Offizier dachte, als endlich ein tiefer, traumlofer Schlummer sich Juf ihn niedersank. Er ahnte nicht, wie nahe diese Zur bermacht ihm war. III If df Vorsichiig leise versuchte Veixel Ephraim ins väterliche Haus zurück Jus-bleichen Am liebsten wäre es ihm gewesen, wenn er noch späte Gäste in der Hin .xerstube gefunden hätte, und womög .lich den Alten nicht daheim. rann wäre vielleicht seine lange Abwesenheit gar nicht einmal zur Sprache gekom men. War aber der Alte schon zuriia, dann wollte Veitel beute Abend dem Zusammentreffen mit ihm, undtamit jeder Frage ausweichen. Wie alle fei gen eute wünschte er eine etwaige Auseinandetsegung bis orgen zu ter schieben. Veitel batte kaum die Thür geöff net, als ihm der alte Ephraim aus der Hinterstube ent egengestiirzt lam. Das flackern Licht, das er in zit ternder Hand trug, beleuchtete scharf sein wachsbleiches Gesicht, das von dem Ausdruck einer tödtlichen Angst enxss ; stellt war· « «Veitel!" rief er keuchend, mit ge- ! rreßter Stimme, »Beitel, wo ist die . Lea?« Der Junge erschrak vor den verzerr- . ten Zügen des Vaters-, dor dem nn- . beimlichen Ton seiner Stimme Sollte ein Unglück geschehen sei? Sollte er iiir dies Unglück verantwortlich iebnitea werden? Es schien ihm gut, vorsichti zu sein und Unbefangenheit zu bei-them Ob gleich ihm das Herz bis an den Hals schlug, zwang er sich zu einem alt-Js giiltigen Ton, und statt den-. Vater zu antworten, iam er ihm ntit einer Ge genfrage: »Wie soll ich wissen, wo ist die Lec?« Ascher Ephraim sah seinen Sohn starr an. Dann faßte er ihn plötzlich am Handaelenl und riß ihn mit sich in die Hinterstube. Die Stube war leer. Unordenrlich zagen und standen die Stüble rinne teium, Gjiiser und Teller lagen biet isnd da am Boden. Ein beißender Geruch von kaltem Tabat schtrebte in der dicken, erftickenden Lust Ephraim blieb dicht an der Tbür stehen und hielt mit ausgestreckiem Arm das Licht vor sich hin. ,Da!" fliifterte er leise und sab mit gräßlichen Augen nach der Blutlache auf der Diele. »Das« schrie er jäh auf mit entseyter Stimme. »Was isr das? Wo ist mein Kind, mein Kind?!' Beitel arauste es in dem finstern Zimmer mit dem Vater, der sich so un heimlich geberdetr. . »Wir soll sie sein?« fragte er mit er zwungenem Gleichmutb. »Sie wird gegangen sein etwas zu besorgen.« Der Alte in seiner tödtlichen Angst dachte gar nicht daran zu fragen, wo rnd wie der Sohn seine Tochter zu letzt gesehen. Er war nach Hause ge kommen· hatte die Thitr verschlossen gefunden, im Innern alles finster; er hatte Licht gemacht, gerufen. gesucht er hatte die Blutlache am Boden gefun den, und nun batte er weitergesuch sin wahnsinniger Angst, in tausend Win kel immer wieder geleuchtet, von denen et doch ganz genau wußte. daß seine Lea dort nicht war. »Komm. Veitel,« sagte er je t mit heiserer Stimme, »wir müssen fachen ob wir finden eine Spur.« Und schauderud biiette er sich nieder und folgte aufmerksam den Bluts teovfen. die zuerst in breiter Bahn. dann schmalet und dünner werdend, use Haustbije und von da hinaus führten ins Freie. »Wie müssen weiter suchen drau ßen,« sagte Ephtaim stöhnen-. »Ziind’ an eine Laterne.« Schweigend gehotchie Befiel und begab sich mit dem Vater wieder in die Hinietstube, um dort aus dem Wandscheant die Laterne zu holen. Er wartete jeden Augenblick darauf, daß er für Leos Verschwinden herunt woeilich gemacht werden würde, und so beeilie et sich möglichst um dem Al ten keine lange Zeit zum Ueberlegen zu lassen. Epheaim war indessen schwer aus einen Siuhl gefallen. Er konnte kaum noch denken. so hatte die Angst ihn mitgenommen In einer Art von Er aernng saß er da und sah dem Trei ndes Sohnes zu. ol- babe et n nie eine Laterne nasse-den sehen, sen als ei dies ein Schauspiel toiirdig der grö ten Aufmerksamkeit So sat- er denn immer hin, wie Beitel die kleine Jliür der staudiaen Laterne öffnete, ein Licht aus dein Kasten nahni und es hineinsierten wollte. Das Licht war zu dünn nnd der Junge mußte aus der Schieblade Streifen abreißen und unten um das Licht wickeln. - Akt-er Ephraini starrte hinüber init dem dumpfen Gefühl, das-. er nun aufstehen müsse. wenn das Licht brenne, und das würde ihm so schwer werden, o schwer. Seine Füße wa ren wies lei. Da, hor ! Leichte, schnelle Tritte im fkur. - in alten Manne stockt der rzschiaa. Tie Tritte lornrnen näher, und jetzt s- jetzt «Lea!« schreit er auf und stürzt vorwärts, der Tochter entgegen. Lea fragt nichts. Sie hört den ne b:c-cl;enen, schluchzenden Ton in der Stimme des Vaters, sie sieht seine zit ternden Hände ihr entaeaengrsirectt, und sie fühlt. daß es Sorae und Angst um sie gewesen ist, was den Vater ge qualt hat. »Vater!'« Weiter iagisie nichts. Sie hat den zitternden alten Mann wieder auf seinen Stuhl gesent und nun sitzt sie auf feinen Knien und drückt seinen grauen Kopf an ihre Brust. Ascher Ephraim weint und fchlnchzt wie ein Kind. Von Zeit zu Zeit strei chen feine bebenden Finaer leise iiber Lea-Z haar, über ihr Gesicht, über ihre Hände, als müsse er sich überzeugen, daß sie wirklich bei ihrn fei. ,,Lea, mein Kind«, faate der Alte endlich, »wo bist Du gewesen« tafz ich hab gehabt solche Angst um Dich?« Der junge Veitel abnte zwar nicht, wo Lea gewesen war. aber er sah Vor aus, daß bei dieser Frage wahrschein lich auch seine eigene lange Abwesen heit zur Sprache tommen würde. Er lzielt es für angezeigt, sich leise zu entfernen. Lea fah, wie er heimlich im Rücken . des Vaters zur Thitr binausschleichen wollte. ,,Bleib!« rief sie mit llingender Stimme. »Du sollst bietbleiden, Vei tel, und sollst Rechenschaft geben dem Vater fiir dag, was Du bast gethan heut Abend.« s »Das tam dem Veitel überraschend. i l l Also Lea wußte . . .? Aber nein, wie wäre das möglich? Sie wollte ihn wohl nur vertlagen, daß er ste allein l gelassen hatte mit den Soldaten. » »Noch kein Geschrei," sagte er tro-- : tziq u seiner Schwester. ; »Wenn der Vater was von mir will, « wird er mich fragen alleine." Dnnt wollte er zur Thüre hinaus geben. »Bleib biet, Vettel,« sagte der alte Ebvraim, »und antworte, was ich dich werde fragen.« Veitel blieb stehen und lelznte sich an die Wand zwischen dem Thiirpsoften und dem Anrichtetiscix Er qetraute sich nicht. dem Alten offen ungehorsam zu sein. Die Achtung vor dem Familien haupt. seit Urzeitrn von Jstaeliten wie ein Heiligthum gehütet- steckte auch ibm so tief im Blute, daß er sich davon los-« machen konnte. Dabei tarn es ihm aber doch in den Sinn, daß er eine tlägliche Figur spielen müsse, wie er hier so zum Ver bör vor Vater und Schwester stehe. Und so versuchte er, sich eine nachlassig gleichgültige haltung Zu geben. Ehe er fortgegangen war, hat e er ihr am An richtetisch mit einem langenMesser Ta batblätter für die Soldaten zerschnits ten. Jent begann er in tindischem Trotz mit dem Messer zu spielen, indem er( mit dem Messer kleine Stücke der-Blatt rivpen aufspießte. - .Wo bist Du gewesen« Bettel, als ich bin gekommen nach hausi« fragte der alte prrainr. Veitel zögerte mit der Antwort. »Was willst Du ihn fragen, Vater, wo er Dir doch nicht wird geben eine richtige Antwort,« rief Lea dazwi schen. »Ich will Dir sagen, wo er ist gewesen.Er hat verrathen und verkauft den gnädigen herrn von Wagenfeld an die franzssifchen Soldaten.« Lea batte befti , in leidenschaftlicher Erregung gesprochen Eine tiefe Stille folgte ihren Worten. Ascher Ephrairn war zuer noch mehr überrascht als empört. A so seine Kindeuouszteu oon der Sache? Wie hatten fte es erfahren? Was war in zwischen vorgegangen? Veitel Eiberlegte. Die Anklage Lecks klang se bestimmt, da einfaches Ab leugnen nicht möglich chien. »Was redft Du dummes Zeug von verlaufen« fagte er endlich. »Wo ich bin geworden gezwungen von die fran sssisasss Mach-ist« » os »Du-us Wm num, duirlx rief Leu außer sich. »Gezivungen! Als ob die Franzosen werden tommen hierher bis an’s Ende der Stadt, blos um zu ira aen den Veiteli Hab ich doch gesehen mit eigenen Augen, wie er hat geführt die fremden Soldaten vom Schloß nach der Behrensstraße.« Veiiel schien alle Aufmerksamkeit « auf seine Spielerei zu verwenden. Nur « einen Moment zuckte ein böser-, tücki scher Blick zu Lea hinüber. »Als- ist der Wagenfeld doch nicht entkommen aus Berlin!« rief der alte prraim schmerzlich enttiiuscht. «Doch!« rief ea triumphirend. «Er ist gekommen hinaus, weil ich hatte an loimnen sehen den Vettel mit seinen Soldaten. Ich half gewarnt den Denn von Wagenfeld, ich hab' ihn ge fiihrt in den Gatten von heim-In und is- hnk ihm sehean libee die Meine-K »Dir scheint 'a mehr zu liegen am Herrn Riitmei er, als ich bisher wußte-« sagte Veiiel hämisch »Anmu thei habe ich allerdings schon lange, Teig Du bist verliebt in den Wagen e .« Das war zu viel. Den ganzenAdend hatte sie die eVrachtung und den Haß iiher ihres Bruders serbeirrnliche That mit sich herumgetragenz jetzt, da Veitcl mit schmnsiger hand das in den Koth zog, was ihresLebens iligthum war, Ihre Liebe zu Gebhard agenfeld, da lam dieser hasz zu einem furchtbaren Anspruch. Mit einem halb unterdrück ten- dumpfen Schrei warf sie sich dem Bruder entgegen. Beitel war von Natur feige. Von frühesten Kindertagen wußte er, daß Lea ihm an körperlicher Kraft und Gewandtheit überlegen war. Und wie sie seht die Hand gegen ihn hob, außer sich vorErbitterung, da schloß sich seine mager-e gelbe Faust fester um denGriff des Messer-s und hielt ihr die spitze Klinge entgegen. Erschrocken blieb Lea stehen. Aber nun war in Veiiel mit dem Gefühl der Ueberlegenheit auch ein wilder Grimm erwacht. Alles, was er je in sich hin einaefressen hatte an ohnmiichtig knir sckender Verbitierung, jede Zurück setzung des erbärmlichen Jungen gegen die schöne Schwester, das alles kochte jetzt in ihm auf mit heißen Flammen. ,,F,)ilf mir, Vaters« rief Lea gellend. »Nimm ihm das Messer wegl« Ehe der alte Ephraim zerspringen lonnte. hatte sie mii scharfem Auge und sicherern, festem Griff ihres Bru ders beide Handgelente Umsaszt und hielt sie wie. mit eisernen Klammern. Eine Sekunde lang standen die Beiden sich so aeqeniiber, Auge in Auge. ..Schuft!« rief Lea dem Veiiel ins Gesicht und zugleich schleuderte sie tun mit gewaltiger Kraft von sich« so daß er rückwärts gean die Mauer stürzte. Edsmetternd schlug sein Hinterkops aeaen die Wand. und so start war die Macht des Stoßes, daß VeiteL zurück prallend, einen Augenblick schwankte tznd dann dornijber zu Boden fiel. steuer-send, nach Atdem ringend. stand Lea daneben. »Sieh auf, Ver tel,'« sagte sie kurz und hart. Veitel rührte sich nicht. Erschrocken blickte sich der alte Epdrairn an und faßte den Sohn an Schwer, unheimlich schwer lastete der. Körper in seiner stützenden Hand. Da schrie der alte Mann aus und wandte ängstlich Veitels Gesicht dem Lichte zu. Es war bleich, die Augen halb aeschlossen. vor dem Mund stand eit; leichter, rather Schaum. Mitten im Herzen aber steckte das Messer, ir. das er fallend sich selbst destiirzt hatte. Veitel Eplpraini war todt. O- 7 If Der Mitknecht Wilhelm Noepte hatte merkwürdiaerweise gar keine : Echwieriakeit gehabt denn Verlassen der Stadt. Die Franzosen versahen nach ihrer s aetvohnten Art den Wachtdienst am Brandenburaer That sehr nachlässii;. Troß der späten Stunde war noch ein starker Verkehr durch das Thor. Bauern, Gärtner, Fuhrleute, Höndler aller Art, die Lieserungen gebracht hat ten oder ihre Waaren aus den Markt sübren wollten. gingen ein und aus. Roepte mischte sich unter einen Trupp Bauersleute, die nach Char lottenburg wollten, und karn unge- s hindert durch das Thor. ( Der Weg durch die dichte Wildniß j des Thiergartens war sehr mühsam: ! bis sum vie Kutscher wom- dek Nein i tnecht in dem tiefen Sande. Der i Mond stand doch am himmel und trsars zitternde Lichter in die dichten . Büsche, die, rnit wilden Ranten um dangem sich enq zusammendrängten wo aus dein Sande ein sunwsiges Wasserloch matt ausleuchtetr. Da wu-. cherte es von Schatz-zudem Winden, Farrenttautern Schierltng und Wolfdtnilch Hohe Gräser standen am Rande, und im Wasser slüsterte das Schilf leise seine geheimniszvollck Sprache· Roeple schritt rüstig vorwärts dun pfiff leise vor sich hin den Vorabe inarsch des Regiments Gent-darnied Zweifel und Besorgnisz tannte seine einfache Seele nicht. Der Herr Rikts rneister hatte ihm Knobelsdorsz Mei erei als Ziel ihrer Wanderung bezeich net, und so war er gan überzeugt dis vsn, daß der Herr Rittmeister sich dort einfinden würde. Zudem hatte Le; es übernommen, seinen Herrn aus der Stadt del-auszuführen und zu Sei-: lsrgebenlpeit zu ihrer Findigkeit und Eneraie hatte Roeptc ein unbegrenz tes Zutrauen. An der Meierei verltef alles so, wie es mit Ascher Epdraim verabredet war. Kam-r hatte Noepte leise den Anfang der Retraite pepsiffen, da löste sich drüben ein kleiner Kahn aus dern tiefen Schatten des jenseitiqen Users und larn lautlos über den Fluß geglitten. »Und der anderes« sraate der Schif fer mit gedärnpfter Stimme, als Rredte rasch in das Boot sprang. - »Wird duch noch tommen,« ant wortete der Reittnecht ebenso. »Ist-he mich nur erst hinüber, daß ich nach den Pferden sehen tann.« Der Schiffer. ein kurzer. stiirnmiger Mann mit sttupptgern Bart, nieste nur als Zeichen des Einverständ risses Lautlds wie er gekommen, glitt der Kahn wieder zurück. Oper-te sprang an's Land. Er stie das niedrige. sandige Ufer binan mr fah sieh rings um. Dirgends var etwas zu bemerken, doch hörte et tu einiger Entfernung das leise Schnau ben von Pferden; nnd als er dem Ton nachging, fand er die Thiere der steckt in einer tiefen Sandgrultr. Es waren zwei mächtige. startcnochige Giiule, die ein baumlan er Kerl am Ziigelhieli. Der Pferde alter drehte sich hastig um, als Roepte am Rand der Grube aufmachte »Ist noch nicht so weit," sagte der Reitlnecht aemilthilch. »Wir können ruhig noch ein Weilchen warten." Dann sprang er den Dann hinun ter und unterwarf die Pferde, ihre Sattelung und Zänmung einer ein gehenden tritischen Betrachtung· Es waren unverkennbar französifche Dsa gonerpferde und Roepte mußte mit seiner Priifung zufrieden sein, denn er niate mehrmals wohlgesiillig mit dem Kopf. Dann stieg er, ohne skch um den Anderen weiter zu kümmern, tvch in solcher Nähe, das-, er gegebenen falls sofort die Pferde ergreifen trnnte, die Wand der Grube wird-r hinauf. Er wählte seinen Standpunkt so. das-, er arrade mit dem Firvf iiber den Rand hinweg sehen konnte nnd nun begann er mit der deneidenswertheY Seelenruhe einfacher Leute zu warten. indem er ron Zeit zu Zeit einen Grash haltn abriß, ihn in den Mund steate und mechanisch daran herumlaute. Ueber eine Stunde mochte er so ge standen haben, fast ohne sich zu riihs ren, da sah er undeutlich eine dunlle Gestalt am Ufer entlang kommen. aber auf dieser, der nördlichen Seite dec: Flusses. Roepte studie. Ader nicht laxrgze war er im Zweisei. Er kannte die estalt nnd den Ganq seines herrn zu genau, um sich zu ir ren. Leise psiss er nochmals die ersten Talte der Retraite. Gebbard Wagenseld blieb sieben und horchte. Dann wandte er sich turz nach der Richtung, aus der die Töne berüberlamen und lchritt rasch aus die Sandgrube zu. »Gott sei Danl!« sagte Gebhard, als er Roeple erkannte und die bei den Pferde bemerkte. »Ich fürchtete schon. ich lviirde Dich bier nicht fin den.« - »Da bätten Euer Gnaden tönnen ganz obne Sorge sein. Die Frau zosem die find ja so dumm, wenn Euer Gnaden mitgegangen wären durchs Brandenburger Thor, da bä: ten sie uns auch nicht angehalten, und wir späten jetzt schon eine Stunde un tertvegs.« Gebbardt atlymete tief aus, als er im Sattel saß. Das langsame Vor wättsarbeiten durch den rnablenden Sand hatte ibn schwer ermüdet und mit der Müdigkeit lastete auch ein Gefühl aus ihm, wie die Borahnung triiben Mißlingens. Seine Reiternai lur hatte sich bedriiclt und hilflos ge fühlt in dem mühsamen Dabinschrei ten. Wie sab doch alles ganz anders« aug, sobald er wieder zu Pferde saß. Da war jeder Schatten des Zweifeltz verschwunden, ilar lag das Ziel vor ihm, tlar der Weg. stolz richtete er lich aus im Sattel, seit ergriff er die Zit gel, und vorwärts gings in der Rich tung auf Tegel durch die Sandroiiste, auf der sich später Moabit erbeben sollte. Die weite Ebene lag todt und ttill. Nach einer Weile tauchten zu rechter Hand eine Menge tleiner Hütten aus, elende, balb verfallene Baracken, be torbni von Diebesbanden und von Hunderten armer Weber und Woll spinner. Ein trauriger Ort, diese Ko lenie Neu - Boigtland. Gebhardt’e Pferd sprang plötzlich erschreckt zur Seite. Aus einer Hecke am Wege war ein Nachtvogel aufgeflattert und strich nun mit llagendern Ruf dem Walde iTu.f Die Beete umschloß einen Kirch o . Ergrifsen von der unendlichen Me larscholie des Ortes-. hielt Gebhard das Pferd an und sah hinunter auf die langen Reihen niedriger Bügel-. traurige Gräber. hier und da mit dünnern, verbranntem Rasen bedeckt. doch alle namenlos, ohne Kreuze, ohne den Schatten eines Baumes, den Schmuck einer Blume. Dahinter, aus dem Weddina, erhob sich aus deni unaetvissen Mondlicht diister drohend das Hochgericht Gespenstisch reckle der Galgen seine unheimlichen Arme in den von silberglänzenden Nebeln i:ii:sponnenen Himmel Gewaltsam mriszle Gebhard sich las reisien von dein toditraurigen Eindruck dieses Bilder-. »Abstt ornen,« saate er leise vor sich tsinx dann liesz er das Pferd ausqei fert, Und bald hatte der Wald ihn auf genommen. der die llser der Havel bis nach Oranienburg begleitet. Dies Reiten durch den schweigenden Wald war zauberhaft schän. Ein leichier, feiner Nebelflor stieg iiberall vom Bo den auf, ans Wiese und Moos, and dem feuchten, welchen Laub, das den Waldboden reichlich deckte. Geheimnis voll wehte er zwilchen den alten Silisn - nen, die wie Silber irn Mondlieht s alönztem in Streifen und Zehen hing er an Busch nnd Strand-» und wie der Spiegel eines TeWs lag er glimmernd ans der Lichlung. »Sei-harrt Wagenfeld rilt so nahe als möglich arn Ufer der Davel entlang. Lin der anderen Seite lies der Wen über henntagdors ebenfalls ziemlich nahe am Wasser hin. Weite Strecken tiefes Weges lonnte Gebhard vorn Waldrand ans übersehen: nur selten Wände die Straße auch drüben im Gortseiuna tot-u