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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (April 14, 1899)
Der Ietzte dnm Yegnnent Gengdnrmeg Es Z MHFZPIT Cäsar Neigung (4". Fortsetzung-) nifch trieb es iinr vorwärts Der die Brücke nach dem Schloß zu. set dem Portac nach dem Lustgarten zu, stand ein eiestaer Grenadier auf Weitem Er hielt das Gewehr mit dem sangen anonett bei Fuß und fah den ,t!e1nen,schmächtiqen Burschen aufmerk ienn an. »Halt! Zurück! Hier gebt man nicht durch!« sagte er kurz und barsch, als Vettel versuchte, sich dem Port-It zu nähern. Veitel prallte erschrocken Zurück vor Her harten Vetonun der wenigen Worte. Er verstand cxrbre Bedeutung im einzelnen nicht« aber ver Sinn konnte nicht zweifelhaft sein. Er entfernte sich einiae Schritte card begann nun, im Schatten um das Portal herumzulunaern spie ein Hungriger SchalaL indem er zitternd In Erregnng dem Klana der Thurm III-ten lauschte, die das lanalame Vor cktkeiten des Abends eintönig markir «·Jedesmal, wenn ein Offizier rder ein vadedienter durch das Pcrtal kam » ster ging, nahm er einen Anlauf, vor- « Breten und ihn anzuredeir Und je- s «- mal fehlte ihm im letzten Moment das Herz dazu, und feine schlich er wie- I der in den Schatten zurück. . Da schlug es neun Uhr. »Es wird schon zu spät.« murmelte Zettel vor sich hin, nnd unschlüssig, wüthend über sich selber. begann er Iangsam wieder der Schloßbrücke zuzu schleichm . Aus dem inneren Schloßhof tam Irr Cordoral mit der Ablösung Oer : Posten sprach leise mit ihm tr- enige ! Sätze Srfort marschirte der Cor soral mit zwei Mann der Brücke zu. Veitel hörte die tattmäßiaen Æritte hinter sich und drehte sich um. Aber ehe er noch auf den Gedanten ges fornmen war, daß diese Bewegung ihm Hirn tönnte, war auch schon einer der enadiere unvermuthet vorgesprnns am nnd hatte ihn rinsanit an der Schulter gepackt. »Was hat der Kerl hier immer um das Schloß l)erum«;uschleichen?« schrie der Korporal ihn an. Veitel duckte sich ängstlich Mit ge wandter Drehrina schob er feine Schnl ter aus der Faust deH Soldaten und wandte sich eiligsxzur Flucht. Ein wohlaezielter Kolbenschlag desj ztveiten Grenadiers der die rechte Hüfte traf. ließ den jungen Ephrairn gut-. nächsten Seh-ritt ru Boden ftiir ImAugenblicklich war er beim Kragen gepackt, in die Höhe qerisien, und nun binkte er, feinen Schmerz verheißend, ängstiich zwischen den Baionetten der seiden Soldaten der Schloßtor-the zu. Der Korporal marschirte darauf, Ges wehr im Arm. Zitternd stolperte Veitel die steile Treppe hinunter, die nach der Macht-s itube führte. «,,Da! ftell’ Dich in die Ecke, Du hund!« fchnauzte ihn der Korporal an Veitel folgte seiner deutenden Hand den-errang und drückte sich dicht in die Blaue-reckt So stand er, mit der Hand die fchmrtzende Düfte reibend, und be trachtete von seitwärts mit fcheuem Miete die fran ösifchen Soldaten Die hatten ich nicht weiter um ihn ekiirnrnert Ein Aufblieten, eine kurze ne, dann waren sie zu ihrer Be "fti»auna zurückgekehrt Einige tagen faul auf der hölzernen Pritsche herum, ein paar andere spiel Itu an den kleinen wackeligen Tifchen en rmsicheten Schein eines Unschlitt schwierigen Karten. Die MM saßen auf zwei Werten um den Wem Tisch herum und tranken von billigen Wein den die Kommun " War znr Feier des Einzuges hatte s »der-theilen kasien s" keitel lauschte ängstlich den fremden M die zu ihm herübertlangen - « WAGNER-TM Itspmk e ern an Utichtiet oder W ein besonders »H-« Miet- Odr erreichte . Mc war in die Neben jetreten zu dem wachthabenden . M öffnete er die niedtige " M M Bettel einzutreten J Der Ofiizier saß auf einem hölzer- " sen Stuhf an dem kleinen Tisch, auf aufgeschlagen die »New Heloise« Seitwärts stand eine Flasche Wein : wb ein Teller mit Brot und kaltem wie-. · - Er hatte sieh Von seinem Stuhl her Im th die langen Beine in atzen Gamafchen weit von sich ge , nnd stiißte die flachen Hände auf Qberschenkeh indem er Beitel auf EIN-kam ansah PG einer von den Leuten draußen, Wiss versteht?« fragte er dann XIV-Irdi- Eis ss K f a er ay er, mein - der wird ihn vielleicht ver -- U ihn betet-R - - Mann mit W OW, trat »Frag’ mal den Kerl, was er vor dem Schloß gewollt hat,« befahl der Ofsiziec f Es zeigte sich, daß dieBerständigung , zwischen dem Soldaten und dem jun s gen Ephraini nicht gerade leicht war. ! Kayser sprach unversölschten elsäs E set Dialelt nnd Veitel den mit he bräiichen Worten durchsepten Jargon. ; Endlich, nach vielem in- und her ) reden, gelan· es, sich einigermaßen zu s verstehen, be anders da Vettel, der sich , inzwischen seinen Plan gemacht hatte, : aus alle Fragen immer die eine Ant T wort gab: er müsse in einer wichtigen s Sache den Herrn General sprechen. ; »Wean General?« l »Den Herrn General.'« ; Der Offizier guckte ungeduldig die » Achseln-. « .,Ob er seine dumme Geschichte nicht auch mir erzählen tann?« »Ich muß den Herrn General sure chen.« »Ich werde eine Meldung an dis Kammandantur schreiben," sagte der Ossizier zu demKorporaL »DerMensch bleibt vorläufig arretirt.« Damit setzte er sich umständlich an seinem Tisch zurecht und begann sehr langsam, in -« großen, ungelenten Schriftziigen seine Meldung zu ver fassen. Veitel wurde in ein stockiinsteres, enges Lokal neben der Wachtstube ge bracht nnd dort eingeschlossen Er hatte Zeit auszudeuten, was er dem General sagen wollte. « I I Die im königlichen Schloß itn Bor zinnner des Kaisers dersammelten Of siziere verneigten sich ehrerbietig, als Rapoleon aus der Schwelle seiner Pri vataemäeher erschien. Der Kaiser war sichtlich in der ro siasten Laune. Eine Strähne seines Haares hing ihm nachlässig auf die Stirn, die rechte Hand hatte er in die Tasche seiner weiten Beintleider ver ienlt und so stand er in de: Thiir und dsifi einen Marsch, während er die Reihe seiner Adjutanten rasch mit dem Blick überflog. .Nun, mein Vetter,« wendete er sich endlich an Betthier, »was ist Jhrer Bedenllichteit schon wieder so drin gend-? Sie sollten doch wissen, daß für den Kaiser nichts eilig ist.« ,,Sire,« sagte Bei-thier, »ich habe gewagt, Euer Majestät um Gehör zu bitten, weil allerdings eine Nachricht von unaebeurer Tragweite .. .« Der Kaiser lachte delustigt und sirirte seinen Chef des Generalsiabes, indem er zu den anderen sagte: »Da hören Sie ihn — »von unge deurer Tragweite« —— und dann ist's ein Mebltransvort, den Lasalle’g Husaren den« Berthier hab steis den Kopf. ,,Allerdinaå,«« sagte er srostig, »ist diese Meldnnq von General Laialle aeschiett. sie besagt aber etwas andere-. Der Fürst Hohenlohe steht nicht« wie wir glaubten. bei Magdehurg; er mar sitpirt aus Steitin.« Einen Augenblick starrte der Kaiser den Mater-General wie ungläubig an, dann trat er rasch auf ihn zu und ent ris; ihm hastig das Papier, das Ber thier noch immer in der Hand hielt. irgendwo ausgegrissen ha i i i i Jrn Nu war jede Spur von Heiter- I leit aus seinem Gesicht Schnell über-flog dann hielt er inne und site scharfen, zischenden Ton zwis geschlossenen Zähnen hervor.Mit wacky sendet Spannung - las er weiter, die Augenbrauen zusammenge , die schmalen, blutlosen Lippen iest ausein ander gepteßt, in steigender Erregung wandte er das Blatt um, das Papier in seinen Händen be ann leise zu it tern und wie er zu nde war, da h er den Kopf mit dem Ausdruck scienti iehen hohnes »eines wahrhaft teufli schen Triump I. — »Mit einein Mal schleuderte er das Papier zu Baden tin Wen Augen blick hatte er vie ihuk zu m net-eite riiumen ausgerissen und nd m dem großen Zimmer-, in dein echt Geheim- - s «bet, « le · ti Amt-P Ysch MW M verschwunden· ? er die ersten Zeilen, - einen ; n den »Schreibt!« herrschte er den erschro ckenen Leuten zu. »An den Großherzog non Berg-Ein den Marschall Soult. —- An den Marschall Prinz von Ponte Torw. —- An den Marschall Lannes.« Und nun dittirte der Kaiser, mit unglaublicher Schnelligkeit sprechend, nnd mit heftigen Schritten auf und abgehenix jene ewig denlwürdigen Befehle, die die Wiederaufnahme der Verfolgung Hohenlohe’s anorbneten, und deren Vollzng gu der Kapitala tion von Prenzlan füzrtr. Napoleon diltitte diese Befehle nicht noch einander, sondern alle gleichzeitio indem er jedem Schreiber den fiit In bestimmten Befehl sak wei e zurief und sieh dann sofort ekäm noeäsq en wandte, um den in fi r hqftee ft arbeitenden Leuten die n nglichste Zeit zum Schreiben In l- en. Und diese un eheure Geisteknrheit leistete er, ohne ich ein einziges Mal zu irren. Mit unsehlharer Sicherheit setzte er die Knoallerie-Divisionen an wie man die Meute aus die Fährle des edlen Wildes seht. Und wie sehte er sie anl Wie wußte er durch Lob, durch Tadel, durch Anrus des Ehr izes. der Eitelkeit, der Leg-heuch eit, jeden einzelnen zum Aenßerstens «u treiben. Jedes Wort war wie ein Heilschenschlag siir ein zum Rennen trainirtes Pferd. Er zeigte ihnen die Kolonne des Fürsten Hohenlohe - auf ihrem mühseligen Marsch, muthlos Versagt, ohne Lebensmittel, ohne Munition; er erinnerte an alle bis herigen Mühen und Enthehrungenx und nun hegte er sie aus zu tollem —Wettlans nach dem Siegespreis. Jhr seid müde, ihr seid hungrig, ihr habt Anspruch aus Ruhe, Lohn nnd Beute· Wohle-M Dort it alles, was ihr braucht! Faßt an! Werst diese letz ten, wehrlosen Trümmer eines ver sprengten Heereg zu Boden! Und wer den größten Antheil hat an der Vernichtung des-«v Corps Hohenlohe der soll der Erste sein« wenn es gilt . den Sieaesvreis zu theilen! ) s l « Fkivzug, den Euere Mai-stät jetzt inh . Uhr Mor enss bit zum späten Abend : preußische ruvven durch Brandenburg » :engo. Und als man ihm die Schreiben; zur Unterschrist vorlegte, da war es i noch nicht genug, da schrieb er mit s großen, hastigen Zügen selbst aus dar s Blatt: »Seid thatig, thätig, unt s schnellt« l Nachdem er dann mit fester Hanrss den Namen Navaleon unter jede-«- l Schreiben gesetzt hatte, trat er wieder « in das Vorzininier, wo die Adjutan-s J ten zurügeblieden waren. Nur der s Ches des Generalstabeg Berthier nnd der diensttliuende Flügeladjutant Ge neral Mouton waren ihm nach den Arbeitsriiumen gefolgt. Berthier trat aus den Kaiser zu. »Sire," sagte er, »dars ich es wa gen, im Namen aller dieser Herren Euer Maiestiit unsern allerunterthii nigsten Gliiawunsch auszusprechen zu dieser neuen Wendung der Dinge die diesem glorreichen Feldzuge ein Ende ohne Gleichen aeben wird ?« Napoleon sah ihn eine Weile an ohne zu antworten. Dann lachte er trer und bitter aus. »Was nützt mir denn daes alles-I« ries er schneidend. »Die Welt ist be reits über-sättigt von meinen Erfol gen. Auch an das Höchste, an das Un geheuerste lernen diese gemeinen Seelen sich so schnell gwöhnen. Ja. als ich meinen Weg begann, da war ich ihr Abgott, da war mein Name aus allen Lippen, in allen Herzen. Und heute? Was wissen sie in Paris viel von Jena? Und wenn ich hingeben werde. um den weißen Zaren von seinem Thron zu stoßen, wenn ich im Kreml herrscht-n werde und von dort aus einer harte-gi schen Welt neue Gesetze dittire · ihr, das; das großen Eindruck machen wird aus meine Franzosen? Und wenn ich die ganze Welt eroberte, ich bleibe ihnen doch immer der Mann von Ma ,,Sire," erwiderte Berthier, »der ren, muß und wird einen ungeheuren Eindruck machen. Wo in der ganzen Geschichte des Krieges ist es erhärt, daß eine Armee, die als die erste ihrer Zeit die als unüberwindlich gilt, in einer einzigen Schlacht zertrümmert wird; daß eine einzige Schlacht einen großen· mächtigen Staat wehrlos zu den Füßen des Siegers legt? Das ist wahrlich noch mehr als jenes berühmte rüsti risckx: Beni, vidi, vici." Napoleon winkte ungeduldig mit der Hand. So empfänglich er war fiir huldigungen, so kannte er doch die stereotypen Lobgesange seines Major General lange genug, um sie langweilig zu Linden. «Wissen Sie denn auch,'« wendete er sich an Savarh, »aus welche Weise die Kunde von dem Abmarsch·Hohenlohe’-z Z- unserer Kenntniß gekommen ist? — · ie Dust-ten Lasalle’s haben ein Mäd chen au gegrissen, und dieses Mädchen hat in ihrer Angst erzählt —- tvshl in der hoffnung, man würde sie dasür tanzen lassen —- sie hebe gestern von 10 marschiren s n, Jnsanterie und Ka vallerie, nu « Kannen. Und dieses denn-ne Frauenzimmer müssen meine hvsaren gerade sassent« Der Kaiser lachte: »Wenn das nicht Glück ist, dann weiß ich nicht« Allerdings ist viel Glück dabei,« er widerte Sav- -· «wer aber versteht des M auch o zu Wen wie Eure Maiefth dem sl igen Au - blick, da « litchelnde, undestiin ge Göttin voruvemattert, hat teurem-can s stät eiserne Faust sie auch gefaßt und an sich gezogen: und besiegt, gefesselt schilt tet sie ihre Gaben aus in angemessene ; Fälle« l »Sie verstehen treffend und anschau ; lich zu sprechen, mein lieber Savary,« . sagte der Kaiser gnädig. » Kühn gemacht durch dieses Lob wagte der Adjutant zu sagen: »Ist es zu vermessen, an Euere Maiestät die Franc zu richten, was Sie thun wer den, wenn die Atmee-Ablheilung Ho. henlohe nicht« mehr existier Des Kaisers eben noch freundliches Gesicht nahm den Ausdruck starrer, ab weisender Kälte an. »Ich werde thun, was mein Genius niir sagen wird. Eines nur mögt ihr Alle mir glauben: dentllthigen werde ich dieses Preußen, wie noch nie ein Land edeniiitbt t worden ist. Den-atmet will es von der eitlen , die ei mit einerseile Wut M M« angemaßt hat. herkommen soll er zu mir, ter stolze König, und um seine I Krone betteln, denn sie ist in meiner - Hand. Und die schöne Köni in, die ; Atmida dieses Krieges, sie ott ihren ? theuren Freund, den Kaiser Alexander verlassen, um zu mir zu eilen, um mich un Gnade zu bitten. Um Gnade! Sie wird-umsonst bitten, mich rühren ihre Rrize nicht« Der ganze grimmige, wüthende Haß des getrönten Plebeiers ge en das alte Königshans loderte ans feinen lim mernden Augen mit erschreckender oh l,-eit. Er schien feine Umgebung völlig yergessen zu haben, start fah er in’s Leere. und die fchmähendem höhnenden Worte kamen sich iiberftiirzenv von fei: nen zuckenden Lippen. Es war, al-: wenn ek, von seinen eigenen Worten bes taufcht und fortgerissen, feinen wilde-i Haß his »zum Wahnwitz ausstachelte. ,,Nieder sollen sie," tief er mit hei. feier, verfagender Stimme, «niedet in den Staub zu meinen Füßen, ohne Erbarmen. Jch will sie schlagen, tref fen bis in’5 Herz· treten will ich sie, ich krill . . . .« Er brach plötzlich ab. Die Papillen erweiterten sieh unnatürlieh mit siebet hastem Glanz. die gehobene Hand blieb wie gelähmt in der Lust stehen« die canze Gestalt schien von krampshasier Starke gepackt. Nur ein leises Mitteln lies durch die Glieder vom Kon bis zu den Füßen. Es war ein ängstlicher, unheimli cher Augenblick Nach sturzer Zeit löste sieh die Spannung, die Hand sant herab, die Papillen zogen sich auf ihre natiirlickie Ausdehnung zu stimmen. «Hat uns der Großniarschall des Palais die Geladenen schon gemeldet?« fragte ’er mit gleichgültiger Stimme, als ob nichts vorgesallen sei. General Duroi trat mit tiefer Ber netgung vor. »Die Geladenen sind der Befehle Euer Maiestiit gewärtig« »Hm und Degen,« sagte der Kaiser kurz, dann trat er durch eine Reihe von Zimmern in den Kreis seiner Gäste, ganz Huld und Gnade, und von der bezaubernden Anmuth des Wesens-, der später selbst der gesungene General Bliicher nicht widerstehen konnte. So saß er ploudernd und fcherzend bei Tisch. uns indessen jagten auf der Landstraße die Couriere, die den Marschiillen die Befehle zurVerfolgung Hohenloheujs iiverbrachten· Leo Hersseld sasz dem General Hu lin bei Tisch gegenüber. »Man sollte gar nicht glauben,« sagte der General zu ihm herüber, indem er den Saft einer Eitrone auf eine goldbraune See-Junge träufelte, »man sollte gar nicht glauben, welchen ungeheuren Umfang die von der Königin von Preußen angezettelte Verschwörng hat. Ich sage Jhnen nicht zu viel, lie ber Gras, wenn ich Sie oersichere, daß seit heute Morgen dreiundzwanzig — sage dreiundzwanzig —- iunge Leute festgenommen worden sind, deren Zu gehörigteit zu denr sogenannten Tu gendbund mir ohne jeden Zweifel ist.« Hersseld rückte die große, blumen gesiillte Silberschale etwas zur Seite, um dein General bequemer antworten zu lönnen. »Welche-i Stunden gehören denn diese Leute hauptsächlich an Z« «Meist Studente-L Wunderlicheä Walt· Phantastisch ausgeputzt Jn Paris tviirde man sie nicht siirStudens ten halten, sondern wahrscheinlich siir Gautler oder Kunstreiter.« Der Flügeladiutant lächelte .Jch be vor Jahren in Heidelberg auch dieezs Gantlertostiinr getragen-— Nun aber die Anderen. Glauben Sie, meinGeneral, daß auch politischeAgem ten von Profession darunter sind?« Ter General unterbrach seine eifrige Beschäftigung mit der Seezunge, legte die schwere silberne Gabel aus den Tel ler und boq sich weit über den Tisch vor-· indem er eifrig ausrief: »Aber ohne « weisel, lieber Gras, ohne jeden Zwei el! Und unter jeder Maske. Selbst unter der von Ossizir. ren der königlichen Armen« Leo here-seid fühlte, wie eine heiße Röthe ihm in’s Gesicht stieg. Rasch leerte er sein Champagnerglas und winkte dein Lataien hinter seinem Stuhl. es wieder zu stillen. »Ich komme da jetzt in eine wunder liche Lage,« sagte er, schnell und etwas undeutlichsprechend, während er das aesiillte Champagnerglas gegen das Kerzenlichi hielt. Mach dein, was Sie, rnein General, mir eben sagen, fühle ich mich dienstlich verpflichtet, Jhnen eine Mirtheilung zu machen, die mir aus persönlichen Gründen sehr veinlich ist.« hulin war einigermaßen gespannt ans das, was da kommen sollte Prioate Neugier la ihm völlig fern. Allein er war als omrnandant der antwortlich für den gesammten Si cherheitsdienst, und so interessirte ihn hersfeltks Andeutung im höchsten Grade. Ohne daß ein , uq seines ma aeren, gelblichen Gesi is sich verän derte, warf er unter den halb gesenk ten Lidern hervor einen schnellen Blick auf den jun en Osfizier. Es war nicht wer, Pen, daß der Adjutant un fchlii war und mit sich kämpfte Der eral erinnerte sich der Ermahnung« die vor wenigen Ta gen seinD Freund Talleyrand einem Erz en Stole-malen gegeben hatte, der Ase-derer Mission noch Wissens W zu viel Ostsee t« - —W" Wl - Ugog Hulin ignorirte nach dtesem Rezept die Anspielung Hergseld’s-völlig. »Ich empfehle Jhnen die jungen Perlhiihner", sagte er nachlassig über den Tisch tret-Lilien »Ein Geflügel, das im Allgemeinen noch viel zu weni geschäht wird. Und lassen Sie sich do wi- dem prachtvollen alten Romane ge den. Sie bleiben lieber beim Champag net? Wie Sie wollen« Hersfeld war in peinlichster Verle genheit. Er hatte gedacht, seine ge meine Dennnziatian wenn das es das war und treiter nichts, fühlte er in tiefster Seele) so beiläufig, gesprächss weise, fallen zu lassen. Nun hatte er doch wieder gezögert, und darüber war ! ihn. der sliichtige Moment entgangen. In seiner leidenschastlichen Art starrte er finster brütend vor sich hin nnd bisz sich mit den glänzend weißen Zähnen » auf die Unterlippe. ; Hulin hatte sich an seinen Nachbar I znr Rechten gewendet nnd besprach mit s ihm das Hospragramm der nächsten Taae. Ohne scheinbar hinzusehen, be- i mertte er, daß derFliigeladjntant mehr L nnd schneller trank als gewöhnlich. s Aas Iurninenoe Getauqu an der l Tasel verstummte plönliih Der Kaiser hatte sich erhoben. Mit kurzer Bewei aung verabschiedete er sich von seinen Gästen und zog sieh, gesol t von den betten des persönlichen iensteö« in seine Privatgeiniicber zurück. Der Kommandant trat aus Leo hersseld zu. »Sie wollten mir vorhin eine Mittbeilung machen, die Sie viel leicht unter oierAugen erledigen, als an offener Tasch »Ich erinnere mich nicht« diese Ab sicht gehabt zu haben,« sagte hersseld in steifer Haltung. »Es war wohl ein sliichtiger Gedanke, aber ich habe mich iegi anders besonnen.« Leo hersseld war keine gewöhnliche Natur. Ein ungeheures Krastgesiihl und leidenschasili erregte Sinne, beide aus Abwege ge iihrt durch einen ungezügelten Lebensgenusz, konnten ihn zu Handlungen sortreißen, deren er sich, wenn das Fieber vergangen war, schämte. Aber eine Niedrigkeit planmäßig in’s Wert zu setzen — das konnte er wohl denken; auszuführen vermochte er’s nicht. Der Kommandant hütete sich, in den jungen Mann zu dringen, dessen star ren Kopf er kannte. »Ich will mich in Ihre Geheimnisse nicht mischen.« sagte er lächelnd. »Im Uebrigen," siigte er ernster hinzu, iniissen Sie selbst arn besten wissen, was Sie dein Dienst des Kaisers sind.« Damit wendete sich derGeneral tur ab und dieliesz den Festsaai. Er begab sich biniiber nach seinen Dienslräumen, die nach der breiten Straße hinaus ge legen waren. Der Adjutant hatte troh der späten Stunde noch eine ganze Reihe von Un terschriiten. »Da ist auch diese Meldung von der Schloßwache herausgetonimen," sagte er zum Schluß. »Ich bin ans Grund dieser Meldung selbst nach der Wache binuier gegangen, aber der Mensch bleibt bartniictig dabei, daß er den Herrn General sprechen müsse. Wahr scheinlicb doch meint er den Kotnniam danten.'« »So lassen Sie den Menschen her bringen,« sagte Hulin Er inöpste die Rabatten und die Unisormsweste aus I und setzte sich seufzend in die Ecke des s mit perlgrauer Seide bezogenen So s ins-. aEin Vergnügen isr es auch nicht, « den Kommandanten von Berlin zu I spielen-« s Beim Ephkqim ekschieke Mit scheuern Blick aus der Ecke des Auges I bervorblinzelnd. blieb er an der Tbiir i stehen. Ter diensttlntende Dolknetscher deriKotnntandantur, den der Adjutant beibeiksesohlen hatte, übernahm das Verbor. »Was wollen Sie vom Herrn Gene ral?« »Ich lannnicht reden, als bis rnir ist geschtvoren ein beilier Eid, das; ich nett-e losgelassen, sowie ich gesagt hab' alles. und daß rnir werden bezahlt we nigstens zehn Reichstbaler.« »Na, zu theuer ist der Mann nicht,« meinte der General lachend zu seinem tildsutantem als ihm Veitel’s Ant wort überseht war. »Seine Nachricht wird wohl danach sein. Geben Sie dem Kerl die verlangte Summe uni sagen Sie ibni’, daß er selbstverständ lich so lange in Hast bleibt, bis sich herauf-gestellt hat, baß seine Mitwi lunn richtig ist.'· Veitel erschrak über diesen Bescheid. »Da will ich lieber behalten die Sa che siir ntich,« sagte er zögernd. »Nein, Inein lieber Freund, so ist das nicht. Jeyt heraus milder Ge schichte, sonst bat man ganz hübsche kleine Mittel. Dir die Zunge zu lösen. Und liiqst Du, dann hat Deine leßte Stunde geschlagen.« Veitel fuhr zusammen über den har ten, barschen Ton dieser Antwort nnd über ihren vielsagenben Inhalt. Spuk bsafie Vorstellungen von allerlein Fol terinsteumenien trenzten sich in seinem Gehirn Aber mit der ganzensiihigieit seiner Eil-sie versuchte er doch noch zu ban u » «Wenn»Sie mir geben zwanzigThm cer. will ich mineihclben bleiben aus der Woche bis morgen selibf »Nun kurzen Prozeß rnt dem Kerl. Entweder er speert bat Maul aus, oder Ihr fahrt ihn wieder hinunter nach der Wache. Dort kann er einstweilen Inst I M s fünfzig aufgezählt stiegen. Vielleicht macht ihn das kedselig.« ; » So bedrängt. entschlo sich Beiiel Ephraim, doch lieber se ne Angaben antwillig zu machen. Der Ildjutani nahm seine Aussage zu Problem »Dein Abend noch verhaften?« sagte er in stagendem Ton zum« Kommun danten. « »Selbstversiöndlich. Seit-et Jst ’a möglich, daß weiter nichts dahinter ist Aber sicher ist stehen« Sofan etgingen die entsprechenden Befehle an die Schloßwachr. Beitel sollte- das Kommando nach dem Wa genfeld'schen Hause führen. Gerade gegen diese Zumuthung aber sträubte sich der jynge Evhtaim aufs Aeußersie. Er hatte eine gräßlicheAngsi davor-» daß sein hundssöttischerStreich herauskommen würde, wenn et die Franzosen begleitete. Mit zehn Thalern in der Tasche, aber in nichts weniger als vergnügier Stimmung zog er vor den Soldaten ber, über den Opernhausplas nach der Behienssiraßr. so- « s les Voll Spannung hatte Gebhard Wa cttnfeld erwartet, welche Nachricht Roevte vorn alten Ephraim bringen würde. Freudestrahlend tam der Reittnecht zurück. »Er wird zwei Pferde schaffen,« sagte er, «und er wird selbst herkom men und Euer Gnaden Bescheid sagen wo die Pferde stehen sollen. Bis um zehn spätestens will er hier sein.« « Inzwischen war der Abend bereits herangetonrmen. Gebhard, dem bei sei nen vielfachen Sorgen und Bemühun gen die Stunden im Fluge enteilt wa ren, war überrascht, zu bemerken, das; die Dunkelheit bereits hereingebrochen war. Es wollte ihm scheinen, als ob die Sonne schneller als sonst und gern von dem Tage Abschied genommen habe, der den Feind einziehen sah in die Mauern von Berlin. Um sp langsamer aber schlichen jetzt die duntlen Stunden dahin, da er sich in Geduld fassen mußte und der Nach richt harren, die Ascher Ephraini brin gen würde. Endlich, endlich hatte die neunte Stunde ausgeschlagen Von innerer Unruhe getrieben, verließGebhard Wa genfeld sein Zimmer, um nachzusehen, ob Ase-her Ephrairn noch immer nicht gekommen sei. m unteren Korridor begegnete er dem i djutanttn des Kai sers. der soeben von dein Galadiner zurückkam. Gebhard wollte mit siirmlichemGruß vorübergehen, aber Leo Hersfeld hielt ihn mit einer Anrede fest. Obgleich Wagenseld gar nicht ahnen tonnte, welchen schmäht chen Anschlag gegen ihn der Adjutant im Schilde führte, so trieb den jungen Grafen doch ein inneres Schuldgesiihl, einige freundliche Worte an Gebhard zu rich ten. ’ »Guten Abend, Herr Rittmeister,« sagte er. »Sie haben, wie ich sehe, die J Unisorm ausgezogen. Wenn das ge« schehen ist aus Besorgnisz vor Jhrex Gesangennahme, dann hätten Sie Fick die Mühe sparen können. Denn « der Krieg ist aus und am Schlusse des Krieges werden die Gefangenen doch alle ausgewechselt.« Gebhard Wagenfeld starrte den Ad iutanten an. »Der Krieg ist aus?« wiederholte er mechanisch. Es war ersichtlich, daß Hersfeld ei- — nigra getrunten hatte, aber er war in volltotnmen guter haltung und wußte offenbar ganz genau, was er sprach. »Mindestens ist er in ein paar Ta: gen zu Ende,« fuhr der Graf fort. »Sehen Sie, der Hohenlohe, der alte Fuchs-, dachte uns durchzuwischen Während wir ihn bei Magdeburg alaubten, marschirte er immer drauf lag auf Stettin zu. Dann wollte er natürlich über die Oder und da hin ten weit in Preußen eine neue Armee zufammenbrin en. Daraus wird aber nichts. Wir ha en erfahren, dak er geitern durch Brandenburg mar chirt ist. und ietzt Murat bereits unterwegs, um ihn aufzuhalten, bis die Jnfanterie heran sein tann.« Gerhard stand wie betäubt. Er zweifelte nicht, daß Hersfeld in der Laune. in der er mer« ihm Dinge offenbarte, die er mitzutheilen eigent lich keine Ursache hatte. Jn diesem Augenblick erfüllte es ihn mit einem unbeschreibliche-i Ge fühl von Erleichterung von Erlösung, als er am anderen Ende des Kont dorö. von herefelv ungesehen, die Ge ttatt Ascher Ehraims die Einfahrt durchschreiten und nach dem hof zu verschwinden sah. Seine Bewegung verbergend, machte er sich mit einigen gleichgültigen höfli chen Worten von dem Adjutanten frei und eilte selbst hinunter in den Hof »Hast Du die Pferde ?« fragte er den Alten. »Ich hab« sie,« antwortete Ephraim. »Komm mit«, sagte Gebhard leise und führte ihn über eine hintertreppe in fein Zimmer. »Gott sei Dant,« sagte Charlotte. als iie die Beiden eintreten fah. Dann fah sie mit einem zweiten Blick, daß neue, unerwartete Sorgen Oel-han« Gesicht verdüsterten und eine bange Frage richtete sie nach den Zü en des alten Manne-, der helfen tollste, und den sie heute zum erften Male fah. Moetsehuna folaU Bei einer Frau weiRan nie re , ob eine Ohnmacht echter Sei-windet i .