Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, April 07, 1899, Sonntags-Blatt., Image 11

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    Schneeqläctchm träumt tn dunkler
Nacht.
Der holde Lenz sei ttill erwacht.
Da tüt,t’s der Sonne erst-r Schein
Und schüchteka lautet-s den Frühlin
em.
sc Klingt wie das erste Liebeswort
« Nur scheu verläßt H des Busen Hort,
Doch wenn’g entschlüpft des Herzen’i
« Schrein
- - v läutet k- ftill die Liebe ein
R. B.
) —-»«, - - - —
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»
I
- s- —sq X-—S-Wsp . -
Die Liebe tii ei ist«-unei- qui!
i
Stieze von M. C. Carl-enter
Meyer.
Sie war wirklich noch immer eine
schöne Frau, —- und wenn es wahr iit,
daß eine Frau so alt ist« wie sie aug
fteht, dann war Frau Eiisadeth Har
timg nicht nur eine schöne, sondern
auch roch eine ——- junge Frau. —--—Frei
Isch- es gab zwei Dinar. die energisch
daqegen nrotestirten — ihr Tauffchein
und ihre Tochter.
Seit mehreren Tagen trug Olisabeth
hartnng eine schwere Sorae mit sich
umher. Ihre Auaen sahen noch ernster
als sonst in die Welt, ja, sie waren zeit
weise verdächtig getöthet, und nicht ein
mal das schmeichelnde Knien und Vit
ten ihres c«iehlinas, ihrer sechzehnjahri
gen Techter Lizzi. tonnte ein Lächeln
aus iljre blasse Ziiae zaudern.
»Ach, liebes Muttchen, sag doch, was
driictt eVieh so nieder; laß mich Deine
Sorge tleilen, ich bin doch arosz genug
s——-" ein leichter Stolz lieat auf dem
lzarten silesichtchen des jungen Mäd
chens, das mit leisem Glück den breiten.
goldenen Verlobnnasrina an ihrer lin
ten Hand betrachtet.
»Es ist nichts Besonderes meinLied
lina. Du weißt, Deine alte Mutter hat
aar viele Sorgen« sie tann nicht ink
rner lachen und smaen. wie Du und
nun heunruhige Dich nicht, meine
Lizzi.«
Sie driiclte den blonden, lockigen
Miiddxniops an sich, aber ihrAuge wich
dem reinen fraaenden Kinderdlick aus.
Konnte iie das glückliche strahlende
Mädchen ihr Leid ahnen lassen, sollte
sie il«r das taum erblühte Gliiet tru
lsen? «
Es waren schwere Stunden iiir Eli
sabeth Hartunax sie mußte einen tint
schlusz fassen, eS iiherstiea ihre Kräfte,
dieses Scheinleben lanaer zu leben; an
diese Funsenuenien hatte sie nie ar
dacht, nie sie in Frage gewesen« Lust
war nrch immer in ihren Augen ein
Kind aen-esen, immer bis bis iie ver
acht Taaen ven der lsrisshahn niit alii:
denden Wangen und leuchtenden Anan
heimgelekrt war nnd der ahnunazlosen
Mutter um den Hals fallend· unterLai
chen isnd, Weinen gestanden hatte -——
baß .lfr" sie liebe· Und am andern
Tage war »Er« aekommen nnd hatte
um Liizigzßand anaehakten lssr spar
Architekt, aus anaesehener Familie. ei
ner der besten des kleinen Haus«-int
chens, in dem Frau lflisabeth seit
zwölf Jahren lebte. Sie hatte nur Gu
tes Den ihm gehört, er war ein Ehren
nann durch und durch. So hatte sie
freudigen Herzen-S »Ja« aesaat und die
Lande der beiden in einander gelegt.
Wie glücklich und sroh sie sein konnte,
ihres Liebling-s Zukunft aesichert in se
ben! Kein Gedanke war ihr in all’ der
Seligkeit aekomrnen an ihre Schuld — -
und nun -—— l
Als bei der abendlichem schnell im
rovifnten Verlobunasseier im eng-s
sien Familienkreise die Toasie kein lin
de nahmen und schließlich der Vater des
Bräutigams eine huldiaende, liebens
würdige Rede aus die verehrte Braut
cnutter hielt-»und darin der- leider so
sriih verstorbenen Gatten derselben eh
rend gedachte-- da hatte es- sie gepackt
wie Verzweisluna ihr war, als ob sie
hineinrusen müßte in die fröhliche Ge
sellschaft: Glaubt es nicht« es ist eine
Lüge —-- ——- « und ohnrniichtiq sanl
sietzu Boden. l
veam langen Lsemununcren oer anwe
senden Dornen unt ihrer Tochter tehri
te das Bewußtsein iuriick, nnd sie
schlug die Augen wieder ans.
»Die-machen liebes Moos-reiten sorne
Dich doch nicht so sehr :nn mich, bist
Du wol-let fest, liebste Mutti. lächle
doch einmali« bot Lizzi in stehenden
Tönen.
Sie kehrte wieder, ein weni-- vieich
noch, cui ihren Platz an der Witten-l
zurück Von neuem beaarin die Mut-r
siir sie, ach, wie weh thaten ji«-r ill
die niitleidiqen theilnelnneuden Miet«
die so deutlich sagten-·--— die thercnste,
wie seht sie noch uns den Todten
trauert ·—-—!
Endlich gehen die Gäste istliiititrntl
tend mit leuchtenden Augen, selig in il)
rein ii-r-.qen, bräuilickien Gliick liisst
auch Uizii die aeliebte Mutter, wünscht
ihr Hi te Nacht und acht in ihr Siiib
ehe-t. Nun ist lflisobeth allein- - allein
tnit ihrer Qual ihrem Leid. Stöesnend
in surchtborsier Pein sinlt sie auf da:
Sosa i.nd veruröbt den Zions in den
Feichen Polster-L vermessen schluchit
re -—-- —
Keine usw-una- teine mehr- -u.m
sonst ihr trebenind liinuen, umsonst
ihre Lüge, das entsehliche stumme Leid
der langen Jahre — keine Rettung
nur der Tod-—- .Jhr Auge wird starr
— ja der Tod -- ihr scheint jetzt das
Sterben so leicht — der Tod hat nichts
S redliches mehr iäir sie
schon denlt sie an die Art, wie sie
sterben will ia sie will s— ei- ist die
einzige Sühne siir ihre Schuld. Wie
f
icige sie qeivesen wer all die Jahre hin
durch-—- -mn die Achtun« der Leute iii
rek neueirnnaenen Bekannten nicht m
verlieren um nicht den unheimljchen
,cn dit«, dem mißtrauifdsen Achse-l n
elen zum Opfer zu fallen hatte sie ge «
schwiean --— hatte mit teinem Wort;
Der Meinung der Leute, daf-» sie sine
Wittwe sei, widersprochen verschwieg
ihrem einzigen, vetaötterten Kind, baß
fein Vater lebte, verschtvieq, das-, sie ei,.
ne davongelnnfene pflichtvekqessenez
Frau mar, entzoq das Kind dem Va -·
ter, dem Manne——an dem sie, troh al
lem, noch heute, nach iwölf Jahren ;
hänat mit Leib und Seele « und der
todt fiir sie ist und fein Wird. Ja, fie
ivill sterben. j
Doch erst muß sie ihre Schuld süh-!
nen und zu ibm qehen, s-« ihr Athein
siccti, ihr Herzschlag sichert bei dein
Gedanken doch es qiebt in sonst keine«
Hülfe -- s- sie will zu ihm gehen und ihm
ihr sein Kind empfehlen; dann will
sie sterben. Sie werden dann an ihr
Todtenlager treten, ihr Gotte und ihres
Tochter und jener fremde Mann, ihres
Kindes Liebe; und sie werden reden
iiber sie — werden ihr vielleicht verzei
hen —- ader sie wird es nicht mehr
hören, nicht mehr sehen. —
Der Morgen dämmert heraus, ent
schlossen erhebt sich Elisabeth von dein
Sofer, wo sie sich den entsetzlichen Ent
schluß abgerungen, sie zündet dieLampe
an, geht an den tleinen Schreiotisch und
beginnt ihre Papirre und Sachen zu
ordnen. Vieles zerreißt sie, anderes
ordnet sie getvissenhoft und legt es zu
riict, aus der mittleren Schublade end
lich nimmt sie ein Bild. Es stellt einen
Mann rnit schön-n, genialen Zügen dar,
leuchtende große Augen beleben ein cha
rakteristisch - vornehmeg Gesicht. Sie
betrachtet es lange, endlich neigt sie
sich darauf nieder und tiifzt es —
hrnn schließt sie es wieder ein mit dein
übrigen.
Am Morgen beim Kaffeetisch lvo
sie der lustig, glücklich plnurernden
Tochter gegenübersitzt, soqt sie, deren
srdhlichen Bericht iiber eine geplante
Dilettanten Theatervorstellnnn unter
kred-end:
»Lizzi, ich mus-, ans kurze Zeit ver
reisen, nach Berlin - ich hoffe indes-,
schon morgen zuriick zu sein; Du wirst
mein derniinstireg Töchterrhen sein und
ruhig hier mit de! alten Hanne wirth
seh-often Damit Du nicht allein bist,
habe ich Fräulein Herteh Deine qnge
betete ttladierlchrerin, durh ein Brief
chen gebeten, die beiden Time hier zu
terlebem sie hat ex- rnir zugefaer ·und
In ist; von meiner voriährinen Reise
lter weis-« wie gut Ihr init einander
lebt. titnn ich ans dies-mal unbesorgt
reisen.a
tflisabeth hat dass alles, wie etwas
augmendiq »Ste1ernkeL-, hergesngt. ihre
Gedanken sind schon weit ab.
»Ich, Manierchem darf ich Dieh nicht
Legteiienf Berlin, wie sctxön inni; es
sein — nimm mich doch mit!« Lizzii
sieht ftetfeno zu ihr auf.
»Nein, mein Kind. ein ander Man
Wie tonnte sie sie wußte ja nicht,
welcher Empfang ihrer Port harrte
nein - —
Untiequ ihrer sonstigen Gewohn
heit steht sie heilt lanne Vor Dein ZPie
ael und betrachtet scharf ihr Gesicht.
Sie tentt daran, nlg ihr Liizi erzählte.
das-. ihr Bräutigam zuerst durchaus-·
nicht erlauben wollte, daf; Ihre junqe,
schiåne Mania wirklich ihre Mutter
sei sie denkt an all die anlanten
Reden und Schniei.felwcrte, "«ie inan
ilrer Schönheit gest-endet und schät
ser, piiisender sieh: sie in den Spie
gel —--- wahrlich, hie ein Fittichen und
dert -- s- und dort und an den Augen,
ganz sein und leicht noch —--- tino da
Haar, das schöne, leichtwelline, Dunkel
braune Haar «—- ganz, ganz einzeln und
selten noch » aber unlersahar vor han
den — die ersten grauen Haare — und
der bitter-e Zug um den Mund und die
tiefen Schatten in den Augen -—· —
drei harte Worte sind’s, die wehmü
thia von ihren Lippen fallen -— eine
leise versteckte Klage, versteett hinter
geiskelnder Selbstironie —-- »Eine alte
Frau!« Sie sagt es, sich achselznetend
irr-wendend ,,eine Frau —- von TM
Jaltrerr eine alte Frau!·«
Trotz dieser harten Seltrsttsitit macht
sie crus das sorgfältigste Teilettr. lfsin
elegantes, schroereg, schwarzes Setz-en
tleib nrnrnnscht ihre volle, irnzsosante
Figur in starren Falten, befriedigt
schließt sie den letzten Haken der Tritte
Und tritt noch einmal priisend vor «
Spiegel erschredt weicht sie zur«
wie schlecht ihr das stand, ders- itlz e,
erregte Gesicht mit den nervös stechen
den Augen, die so tief in ihren Höh
ten liegen -- nicht unsichtbar sind die
Folrren rer durchrrmgenem qrsrrlvollen
thrht fre reistt die Hirten wieder ans
nnd zieht die Irrillc ab, geht an den
grossen Aleinerscksrcrnt nnd entnimmt
ilznr eine Sirnrinetblnse, vie sie anzieht
Wie viel besser sie nnn aussieht, wie
gut der drrntelrrtke, ieuchterrde Ton
tsez -«;’-.rr:rrnetc— in ihrem blossen Teint
paßt früher trug sie stets diese
stumpfe, rrrthe Fort-e. ,,t.5,r«, hatte
sie- so gern darin gesehen; eø ist diese
t5«ririnerrrrtq, Die dir nliitrence Rötye ihr
in rsse Wangen rrciist schon will sie die
Blase wieder mit der schlichten, rrnvor·-«;
theithaiten Joille rertirnselren nein»
« sie irr-it rrnzrrtrrlkcr nrit den ieinens
Schulter-L ihr Munt lächelt gering-«
schätzig perh, es ist ja nleich einet
alte Frau -- eine Fern in ihren Jahit
ten« -... ».... .,..-— -... - . .-.. .- — —i
- — «.«.·--—----·!
Eilig. wie um vie rothe Farbe zu ver-l
decken, hängt sie das sloeti e duntte
KrtinrneriCape utn die chultern,
drückt den kleinen, jetsuncelnden,
schwarzen Samnrettoque aus the Derar,
nimmt die Handfchiihe, tadellose weiße
Amazoneis mit schwatzen Stepanh
ien, und geht in’g Nebenzimmen Eilig,
ein wen-a befi«1ngen,nimmi sie von Lizzi
Abschied imb frei-it in die unten har
rende Drnschfe,
Mit tlopfeudeu Herzen steht sie end
lieh nach langer Fahrt auf Bahnhos
Friedrichstraszr. Wie lange ist sie nicht
in der Reichshauptstadt gewesen -- seit
damals -— 12 Jahre sind’L her - Der
Lärm, das br-.1usende, hier doppelt pul
sierende Leben der Großstadt überwal
tigt sie fast --- rsder ist es die Aufregung,
die sie erzittern macht. Aber, nein dow,
Thorheit --— die Nerven sind’·5, die ab-j
gespannten Nerven einer alten Frau·
Die Droschte, in die sie am Bahnhof ge
stiegen, hält vor einem vornehmenHau
sc im Thiergartm Elisaheth steigt auss,1
zahlt, und dann öffnet sie die gußeiser
ne Thür des Vorgartengitterö uni: mit
schwerem, schleppendem Schritt durch-»
quert sie die kleine Anlage vor der Vil
la. Mechanisch zieht sie die Klingel —
wie lange war sie hier nicht gegangen
sp- wie lange hatte ihre Hand den Mes
singlnops hier nicht berührt —- und wie
gut sie es dennoch alles wiedererlenni.
Die Thiir öffnet sich, und gleichzeitig er
scheint in der Portierloge der Kopf einer
Frau —- forschend betrachten ihre Au
gen die elegante Dame. ,,Zu wem
wiinschen Sie?« fragt sie —
Wie im Traum schreitet Elisabeth
die Stufen empor —- o wie gut sie das
alles kennt — die Mormorwände, die
teppichbelegten Treppen, dort auf öem
Absatz die hronzene Kriegergruppe, die
hohen Palmen —-— nur die Frau dort
unten ist neu --—- fremd —-- sie beachtet
deren Fraae nicht und schreitet weiter
hinauf zum ersten Stock.
Hier bleibt sie stehen und tlingelt da,
wo neben der Klingel ein Messingschild
»Professor Haltung« befestigt ist.
Ein Diener öffnet. Sie fragt nach
dem Professor. Der Diener führt sie
nach dem Empfangsfalon und bittet
dann um ihren Namen. Elifaheth
zogert - dann sagt sie leise - ,,tElisa-—
heth Senden« -—seY war ihr Mädchen
umne. — tiin banaer Schreck peinigte
sie, als-» der Diener gegangen. Wie
wiirde »Er« sie aufnehmen würde er
iiberhaupt zu sprechen sein?
»Der Herr Professor wird sofort er
scheinen,« nieldet der zurijdtehrendeDie
tier. Sie wartet. ilnwilltiirlich sieht
sie sich in dem Raum um es ist noch
ganz wie damals, die Möbel, die Bil
oer, die Vorhänge, nur älter, fast nichts
ist verändert. --
Sie nimmt am Fenster Platz bewe:
gungkiloLs verharrt sie aus ihrem Stuhl
wenn er nun tam - wag sollte sie
ihni sagen? Sie hat eg nicht bemerkt,
dafi hinter ihr die Portiere getäusch:
los ziiriiclgeschlagen wurde und eine ho
he, schlanke Lljiannergestalt ihr lsur Sei
te steht. Jhr Blick hängt wie sagziniert
an dein Bilde des Mannes, das dort an
der Wand vor ihr hängt. - Ja, so sah
er anz«, dag ivar sein Lächeln, dag- ma
reii seine Augen — fast glaubte sie sein
giitigesz »Lizzi« zu hören s ioie gut sie
den schönen Fiops kennt - freilich, da
iiialH ioaren seine Locken noch glän
iend schwarz eine große, schioere
Tbräne löst sich von ihren Wimpern.
Den Mann, der sie stuniiii beobachtet,
packt es eigenthtiriilich wie schön sie
noch iinnier ist — —- nicht mehr dac- tolle,
eigensinnige Rind, das weder Maß noch
Schranten lannte aber eine gereifte,
sinnige Schönheit - - er sieht ihr Auge
an seinem Bilde hängen, er sieht die
Thränen über ihre blassen Wangen
herabrinnen — — - — endlich reißt er sich
los von dem Bann, der ihn gefangen
hält - er tritt aus sie zu: ,,tslisabeth!«
,,Theo!« sie staniiiielt es verlegen, die
schrecklichste Verlegenheit bemächtigt sich
ihrer ach
,,Et«:sabeth«, hilft er ihr, »was siihrt
Dich zu inir?« Er fragt es giitig und
inilde —-—— er sieht den Kampf in ihren
Zügen, er sieht den Gram aus ihren
Gesicht, den duntlcn Schatten in ihren
Augen —- er sieht, daß sie die Farbe
trägt, die er einst so an ihr geliebt.
»Theo, ich toinrne zu Dir -—- ich —
uni Dich zu bitten —— —« « sie kämpft
heroisch init den hervorbrecheiidenThra:
nen - sie hat eg jetzt, in dieser
Stunde erst, ganz erfahren, begriffen,
was sie gelitten in all der langen Zeit,
sie weiß aber auch ietzt erst ganz, toie
sie, sie nur allein alle, alle Schuld
trägt und dieses Zchuidhetvußt
sein ist es, das ihre Stimme befestigt
und ihr den verlorenen Muth zuriiit
giebt; tiik jetzt hat sie wohl immer ge
wußt, daß sie ihn, ihren Mann, noch
immer liebte-— aber sie gab ihin stets
die größte Schuld-— sie ioar eine usi»
verstantiene Frau gewesen, die d--r
Mann iini ihrer Schönheit willen asi
sich gerissen —tini sie dann bald zu ver
gessen über seinen Studien, seinen Vii
ehern« —- und dann. und dann —
dann begann erst ihre Schuld- — - —
Sie fäbrt iu sprechen sort: »Li,:,ii,
bie jetzt sechzehn Jahre alt ist, hat sich
verlobt mit einein jungen, achtbaren
Manne, einem Ulrchitelten und «
»Es ist außerordentlich liebengwiir
dia von Dir, tslisabeth aiir diese Nach
richt peisönlich zu bringen aber das
Opfer war doch ioohl zu groß- -- es
hätte genügt, wenn Lizii inir geschrie
ben hätte. Du weißt, ich habe Dich nie
nialg mehr zu beeinflussen gesucht, seit
Tit von mir gegangen, auch mit kein-is
Wmt Dich oder mein Kind iiiriiikgefo:
ten-Weshalb liegt auch wohl der Ent
schluß iiber diese Angelegenheit ganz in
Deinen Händen. Natürlich werde ich
siii ihre Auestattiina sorgen, sie soll als
leg haben, wie sie es sich wünscht Nach
meiner Ansicht ist das Kind noch zi:
«iiii siir die Ehe-aber verzeih, ich tote
r )k-le, das ist allein Deine Angelegen
l,«e7:ä!" Elifabetb ift todtenblcsch gewor
den, sie yet sich erhoben. Das Cavc ist
ihr von den Schultern aesunten, und
leuchtenden Flammen qleich erscheint
der weiche Sammet in der ungenissm
Dämncekbeleuchtuna dezWinter«:b-sx.d5,
aller Weltschmerz lieat auf den-. mar
morbleichen Gesicht, wie web das mat- -
o diese herbe Zurechtweksnng: Lizzi
konnte mir schreiben --— - nun
weis, sie ja genau, daß sie, noch lebend,
todt fiir ihn ist, schwere Thränen rin
nen herab auf den flammenden Lam
met; endlich sagt sie mit liebender-,
schwankender Stimme:
»Das ist es ja, weshalb ich komme;
----— Lizzi konnte Dir nicht schreiben —«
Der Muth der Verzweiflung reifzt ihr
das Belenntnisi von den Yippeu ——
«Lizzi konnte Dir nicht schreiben,«
wiederholt sie noch einmal, »ste glaubt
—- daß -— ihr Vater — -—— todt. ——
Es schien mir leichter damals, ich war
vu feige, meine Schuld einzugeftehen —
tch fürchtete-»ich brachte es fertig, nach
tem man es soweit acbrachi hatte, uns
vollkommen zu entstanden-— Dir da
vonzugehen— mit ——- mit jenem Elen
den —- den ich einen Ehrenmann
glaubte, wollte ich gehen —— er ließ
mich im Stich, er fürchtete wohl noch
im letzten Augenblick die Folgen eines
solchen Schrittes sund da ging ich al
lein, denn ich wußte ja, daß Du mir
nicht verzeihen würdest — Du, Du
glaubtest ja an meine Schuld ——
und dann ——«-« ich fürchtete die Fragen
des Kindes nach ihrem Vater, so log
ich — ——« Sie ist am Ende ihrer Kräf
te und schweigt. Schweigend auch sitzt
ihr der Mann gegenüber, mit keinem
Wort mildert er ihre Qual. mit feiner
«Sill)e kommt er ihr entgegen
E Nach einer lanan Pause -ntnt:«..r:it
sie ihrer Tasche ein Bild, das sie ihm
reicht. »Das ist Lizzi. sie gleicht Die äu
ßerlich und auch itit Wesen-« sie ist
ein gutes Kind,« sagt sie fast toniostsirr
bat daE Bild aenoncmen und esJ schwei
gend betrachtet. Er reicht eH ihr rurijch
dann sagt er ebenso ruhig als alle-S
andere Vorher, aber doch so ganz an
ders-; ,,(ilisabeth, ist das attes3, Fug Du
mir zu sagen hast-— sonst nicht«-IV
Er sieht sie an « eine arof;e, bange
Frage leuchtet in den schönen Männer
augen, in dem liebevollen Blick, mit dem
er das zitternde Weils oor sich betrach
tet. thr ist anfaeftanden. llnd da-« nnd
da liegt sie Vor ihm aus den sinieem
und glijctegtrunten wonnebebend stam
melt ihr Mund: »Theo, Du s- Du
fragst - wag ich Dir tu saaen habe-——
darf ich, darf ich eg Dir saaen -- wie
namenlog icti Dich liebe und wie elend
ich war alle die Zeit hindurch nnd wie
ieh mich nach Dir aeselmt habe, wie ich
fast gestorben bin vor Herzeleid ge
storben wäre hatte ich nicht unser
stind gehabt ——«
,,t«lisabetti. mein Weib! mein arme-J
liebes-Weile Wir haben beide schwer ae
fehlt-— auch Du hast mir in verzeihen.
Du warst ein stirsd noch und kanntest
nicht die Gefahren desJ Lebens-« und ich
aab mir nicht die kljtiitre Dich zu ver
steten, hatt: ich mehr Deiner Einen
art gelebt und Dich durchttiebe an mith,
den älteren Mann, zu iesseln gesucht
aber ich zoa mich niriidt « itberlies3
Dich, das scthache sei-id, den Einflü
sterunaen neidischerFreunde und glaub
te schliesklich ohne an eine Entschuldi
auna in deuten - dem Schein, der ae
aer. Dich war. tflisabeth mein Weib·
kannst Du veraessen, tannst Du mich
noch ein ioenia liets haben — sieh, wenn
ich auch ein alter Mann bin und mein
Haar eraraut ist, wenn auch die lanae,
bange Irennunasieit zwischen uns
lieat »ich liebe Dich noch ebenso heif)l
und innig, aber aereister alH damals
noch ebenso wie in der Stunde, alg ich
um Dich warb -t7lisabeth. kannst Du
mir noch einmal vertrauen?«
Er hat sie in seine Arme aeioaen
»Theo, o wie ich Dich liebe, immer
acliebt habe, immer, immer —— Du willst
mir verzeihen, mir verlieben-« ich brau
the nicht zu sterben, nicht von Euch zu
aehenZ Ich habe Dich nie- ausaehört in
lieben, selbst damals. da habe ich
versucht, Dich zu hassen: aber ich liebte
Dich, weil ich Dich verloren wähnte,
siir immer, nur heißer noch.«
(s«t Preßt sie stiirmisch an sich und
laßt sie, lanae und leidenschaftlich
Leise, verschämt wehrt sie ihm:
»Aber Theo, ich bin eine alte Frau, eine
Frau in meinen Jahren tüßt man nicht
so stiirtnisch!«
» Ein langer, neuer Ruf-: ist seine ein
ziae Antwort. Und dann sitzen sie und
plaudctn und berathen ep; ist ihnen
nanz, als wären sie nie aetrennt gewe
sen. Sie erzählt von ihrem Leben, ih
ren Kämpfen ihrem Eliinaen, von dein
Minde, und sie bargen eine Zukunft siir
dieses tiind und siir fich.
l Wie ein verheisiender tstliictsbote
jschimmert das herabsinkende, goldiqe
itelbendroth durch die hohen Fenster nnd
iumhiillt die beiden. Das Zimmer ist
»niit rosiaem mattem Glanz erfüllt. «
i»Theo,« flüstert erschauernd und be
ibend cslisabeth und schrnieat sich inni
qur noch an seine Brust: »Es kommt
das Glückl« —-—- -- —
— ---O-.-O-.
Ida .freit"iarath.
ilsin Gedenkdlait vrn E in i l y B elh.
- Zur Winterszeit in Engelland --— da
haben sie schweiaend in den fremden
Sand die deutsche Frau begraben-«
Dreiundzwanzia Jahre nach Ferdinan—:
FreiltgratW Tode, der in schwäbischei
Erde aus dem Usstirchhrsf in Canstatt
bestattet ist, hat seine Gattin ihre letzte
Ruhestätte in dem Lande gefunden, das
dein Ehepaar jahrelang eine Zuflucht
nnd zweien ihrer Kinder, den Töch
tern, eine völlige Hennath getocrdni ist«
Wer Freilixiraths Leben tenut mit sei:
nen wechselnden S.t)idsalen, Mr inusz
l;erauC-siihien, welch ein treuer, uner
sclJiLtterlich beharrlielier Gesahrte ihm
seine Gattin war. Aug dem sonnigen
Poetenheim zog sie init ihm hin und
her, sein Exil theilend, ohne Klage in
Zeiten der Noth an seiner Seite arbei
tend, ihre Kin«c.-erschaar zu tüchtigen
Menschen erziehend und end-lich, »als
Deutschland ries: kommt wieder! bleibt
bei mir siir und für«, stolz mit ihm
heimkehrend, der ,,geliebt war von sei
nexn Volke —- das herrlichstc Poeten
ziel«. Undwer Ida Freiligrath je be
gegnet ist, der hat den Eindruck einer
hochbedeutenden Frau empfangen, nnd
trer ihr näher treten durfte, der mußte
nicht nur um ihre reichen Geisteng
ben, sondern auch um die Güte ihres
LHerzen-- und die Größe ihrer Anschau
.nngen.
Jn Weimar geboren, wuchs die
kleine Jda Meloe-, deren Eltern mit
zu Goethe’5 Kreise gehörten, nebst
sihrer Schwester Marie als Sssielge
fährtin von Wolfgang und Walter
Goethe aus. Die Weimar’aner Lust
Ihatte Einfluß aus ihre geistige Ent
wicklung. Sie bildete sich, gleich Marie,
zur Erzieherin aus und tani als solche
nach Unkel an den Rhein-. Hser begeg
nete sie Freiligrath, der eben seine
Rolandglieder gesungen hatte, von
strahlendein Ruhm umglänzt. Das
schkanke, braunäugige, kluge und hei
tere Mädchen machte einen tiefen Ein
druck auf den Dichter, und gliihendcre
und jubilircndere Li3beslieder sind
wohl kaum erklungen, alg die Ferdig
nand Freiligraih alg Werdender nnd
ilfrhörter 1840 sang. In »Mit Un
·kraut« heißt eg:
i»S-ein Auge sprüht, seine Wange gliihl,
Seine Hände ballt er zitternd;
Sein Blut eg kocht; sein Herz es pocht,
Seine Stirne droht geivilternd
Seine Brust ist schwer: schlechtezs Kraut
I und er,
Bei-stoßen und verlassen!
ISeine Blumen sieh! ——-- willst du ihn
i und sie
HAM Boden liegen lassen? —«
Jch erwähne dann nur das köstliche
-,,Tliuh: in der Geliebten« und »Du hast
mich genannt einer. Vo;«elsteller««. Und
wie er die Geliebte 1841 heimgesiihrt
hat in sein bescheidenes Nest, da klingt
xdag ganze Gliiet seiner Häusliclkelt
csus der ,,»2.lntn)ort«, die er den »Auf
riittlern« gab, daß auch der Wilddogel
aus- Laub und Moos siis sein Restchen
baue.
z Ader er blieb nicht lange aus einer
I,,höl;«ern Werte als- aus der Zinne der
sPthei« — - er stimmte bald auch wilde
LStUrzneLweisen an und wurde mitten
hinein in das-« Politische Leben gerissen,
ol«daet1l«si«.-, heimathlos; auf dem in
glücklicher Stille gedorgenen Paar
wurde ein wandernde-IF hin und her,
zweiundzwanzig Jahre, ,,unitrieb sie
mancher Wind«·
s Ferdinand Freiligratlf mußte in
London den Fiontrrsessel wieder bestsi
aen, und Frau Ida gab Stunden.
Aber das Fainilienleben festigte sixh
nur noch inniger; siinf »Fr:iligraih
Kinder« blühten usn die Eltern aus,
drei Söhne und stoei Töchter. Die
Aelteste gründete schon inLonddn ihren
eigenen Herd, als die Eltern zurück nach
Deutschland gingen; sie ist als Käthe
Itroeter - Freiliirath als-» vortreffliche
Uebersetzerin und tüchtige Schriftstelle
rin bekannt getvor«deii.
Freiligrathszs Riictkehi nach Deutsch
land und sein Leben in Stuttgart siel
in die Zeit meines eigenen Aufenthalt-H
lin dieser Stadt. Durch die ganze
lSchulzeit hindurch und später hatte ich
siir Freitigrath geschwärmt. war mit
ihm iiber das Meer und in die Wüste
gezogen, zu den Wundern des Orients
und in die Prairir. Nun, an einem
Ort mit dem Vielvere-hrten, wie hätte
ich’«3 da lange aushalten sollen, ohne
ihn persönlich kennen zu lernen. Jsch
bat ihn also um die Erlaubniß, ihn
laussuchen zu dürfen. Umgehend kam
eine freundliche und drsch sehr traurige
Antwort —-—- ich möge meinen Besuch
iausschiebem der jüngste Sohn sLJtto
liege am Scharlach Er starb, und fast
täglich sah ich dann das arme Eltern
paar an meiner Wohnung voriiber dein
tztirchlkos zugehen. Aus einem dieser
Wege lauten sie zu mir heraus »F rei
ligrath grau, den mächtigen Löwenteps
aebeuat. Frau Jka schlant und noch
schön. Und von da an haben sich rege
Beziehungen zwischen uns aetniisitt,s
eine Fiillc von Erinnerunan ist mir
geblieer an des- Dichter-; kindliche
istiite nnd Anfinerlsainteit, an Frau
3""VaO feines, sinnigeg W sen Die
Freiligratlx sehe Dringlichkeit in Can
statt im »alten Hasen« war einfach int)
bel)i1·1liel;; nian sah iiber den grünen
Nektar hin. Wieviei anregende Plan
terstnnden hab ich dort Ver bracht, inie
viel von der Vergangenheit gehört!
lind nie war-n war dng Interesse sür
die Gegenwart! Einiquna Deutsch
lands, der Wuner seiner patrintlschen
Seele, hatte den Sänger der Revolu
tionszeit mild-: gestimmt; sein Solm
Wi-1s«aang war alg Kranienpsl cicr init
,in H Feld gesunkn, nnd Otto hatte JeI
Köniag klipct als Einiiiliriaer qetraten
iiisid Freiliarathe ,,(»terniania« hittc
ae.;eiat, wie er, der eins gekämpft ind
gelitten nnn versdlint dir Grösse des
Virtcrlandexs in beiubeln wußten
Im Jahre itsssss erzählte mir der ver
storbcne Bnchbändlcr Englin in Ber
lin der Freiliarath ackannt nnd geliebt
hatte, das, die Kaiserin Augusta ent
ziickt gewesen sei von Freiligraths
Gedsichten auLs dein Kriegsjalire 70;
daß sie ihm nicht selber schreiben
konnte, eg ihn aber wissen lassen wollte
Englin wurde die Vermittlung über
tragen, und Freiligrath schrieb zurück,
daß es ihn freue, wenn die hohe gem
Gesallen daran gefunden. Der rief
wurde der Kaiserin übergeben. —
Jda Freiligratl)’:-« Stolz aus ihren
Dichter war so groß, wie ihre rtikzrende
Liebe und Sorgfalt siir ihn. Seitdem
ihre armen, kurzsiilstigen Augen um
iOtios Verlust so viel geweint, durfte
sie wenig lesen; so war ihr Mann ihr
Vorleser, während sie Handarbeiten
machte, die die Seylrast nicht anstreng
ten. Aber er wurde zuseslxndss matter
und binfälliger; ein Herzleiden führte
Wassersucht herbei -—— nnd an dem be
deutunggvollen Js. März 1876 starb
er. Jch sah ihn im Same-, ein Ehr
furcht gebietendeei Bild. Seine Wittwe
war würdig in ihrem Schmerz. Sie
erzählte mir von seinen letzten Tagen
nnd seinem Ende und sagte dein Pre
diger in meiner Gegenwart, daß sie km
dem Grabe keine lanae Rede wünsche.
nur ein kurzes Gebet, und »O lieb« so
lang du lieben kann-ft« sollte gesungen
werden. Freiligrath sei kein Doamv
tiler gewesen, aber auch kein Atheist
Das Begräbnis-, deg- Dichters war dzis
großartigste das ielk je gesehen. Rath
schwäbischer Sitte blieb Frau Ida in
der Stille des Her-seg- zurück, aber sie
sal) wohl die Tausende von Menschen,
die sich an den Ufern des Neikars auf
gestellt, stumm den Zug Müh-erlas
send.
So lange ich noch in Stuttgart war«
bin ich oft und gern zu der Wittwe
Freiligrath’s, bei der nun ihre Schwe
ster Marie- Melog lebte, gewandert, oft
auch mit meintm Kinde, das sie »die
Marzipaniante« nannte, weil es MS
was-«- Siißes fiir’5 Leckermäulchen gab.
Und jahrelang später haben wir Bricfe
gewechselt, in denen sie mir von Kin
dern nnd Enteln erzählten Ji·r Augen
leiben nahm zu endlich konnte sic,
nach Diisselcsorf in die Nähe ier
Sohnes Pech qezosgen, nur n:)-.«l. lei
jtifizetiel senden. Viel war sie wieder
in England, in Fxsresthill bei Den Töch
tern. »Die Kinder leftnrmien mich im
mer zu kommen, otser man wird mit
den Jahren immer sel)loetsäsli1er, und
so weiß ich noch nicht, was mir der
kciimnendc Sommer besck«dc:t«, heijji
eLs in einem ihrer litzken Brsefe Und
dann kam mir einmal inxirelt die
Nachricht ihrer dortigen Uronnaiin.; -- —
ob sie ganz sicher ser, habe ich Frau
Kroeker - Freiligrath kürzlich fragen
wollen und es aufgeschoben da larn
die Tesdeglnnde. Nun ijt Frau Jdn
doch noctr nach England gekommen, um
drsrt in sterben, hart-betagt, dreiund
ccl)t3i«aiiit,rig. ljin reicher-, wechseln-al
les) Leben ist dein-lassen Nie in Jdn
Freiligraih in der’3tiii:::is- Und Drang
Periode persönlich icervergetretenx als
Uattin ihre-I Eiingerg hat- sie beschei
den, alser f.««: net-en ihm gestanden --—
all seine Uedanten ixnd Ansichten thei
lend; ein treuer Kamerad. Daß ihr
Ehrgeiz größer gewesen als der seine
nnd dris; Hektor-ans Ansreiznng nnd
seine Popnlaritiit sie bestimmt hätten,
anrli Freiligraih der Strömung zuzu
treidcn, glaube ich nich-t, obncsshl man
eg oft erzählt hat. Sie war in all
ihrem Enipfinden ganz eins mit dem
Gatten, eine klare Natur, die sich woh!
jeder Beeinflussung sern hielt, alter eine
richtige Resonnanz bildete. Auch liabe
ielk nie einen lleinliclien Zug in ihrem
Wesen bemerkt -- alles war Harmo
nie an ihr. Ihr Urtheil war ernsl,
gereist von schweier Lebenszersahrnnzz
ein wild hervorbrechender Entheiku
muss ist ihr wohl nie-mal eigen gewesen
Ader wag Freiliarath Johanna Kin
tel zurnst, das tann auch seiner Ida
gelten:
»Die deinem Lebe-n stetkk den Halt
Gegeben nnd die Richtung —
Hier stehen sie, we dein Hiigel wallt:
Freiheit nnd Lieb nnd Dichtung.«
- —-.-.—---—
Uncetiisle Aufgaben
Eine llnae Prinzcssin wurde von ei
nem kesreränltrn aber sehr mächtigen
König geliebt nnd schenkte seinen Wer
lnngen kein Gehör Als-z er immer
dringender nnd in Fclae dessen lästi
ger wisrde, beschlos-, "ie, iln siir ine
iner ans ihrer Nähe i i entfernen Dies
niusile jedoch in Gute geschehen, denn
die Feindschaft dec- starken Nachbarn
pollte die Prinzessm ihrem Land nichi
·«n,».iel;en.
So sprach ne Nun eines Laut-»r- zu
ihmt »Deine Treus tmt mich gerührts
und ich will sie belohnen. Du sollst
mein Lisean werten wofern es Dir
aeliimt, isie Anfantii zu löfeih welche
ich Dir stellen will-«
Der Könia rief: »Weil-te sie: wenn
ci— im Bereiche menisiiitchek Kraft limi,
werd- id) sie erfüiieu.«
»sich k.in'«, erwiderte die Primessikh
»und su ise mir hie iniuenden drei Din
ge ausfindia zu machen-.
»Ein Vnmrtheii. dass durch Vet
nmift brsseai nnttde.'«
»Eint- Timrheii. die so arojs
ist, das; noch tein Wes-ich sie begangen
IIAL«
»Ehe Lästernnu, to kämmt-IT dan
sich teine Zunge finde-L um sie zu wic
dcrliolen.«
Der Könia lachte und anb Befehl,
die Hochzeitsfeier zu bereiten, beiin er
meinte, in wenian Time-n schon feine
Braut heimzuführen Dann begab et
sich auf lie Reife.
Dies geschah vor tausend Jahren,
und bis Mute ist er goes-i nicht zurück
gekommen.
Matie v. Eimer Efchenbackr.