Sonntags - OBlatt beiiage des ,,aneiger mal herolcl«. J· P. Wind-Justi- Hcmusgebcr. Mmud Jstauo, Nebr» den :;1. März 1899. Jahrgang 19. No. 30. nun Weste-n m W. Ueber die Bedeutung der Farben Wlivtoaraphie für Kunst und Leben, deren gegenwärtige Fortschritte wir nnseren Lesern heute berichten wollen, braucht woiil nicht viel aesaat zu wer den· Cis sei nur erwähnt, daß dUkch sie die Gemälde alter Meister Gemeingut der Welt würden, daß dem Arzte die "·.".liöqlichteit geboten wäre. zeumtheitss eischeinunaen in ihren verschiedenen» Stadien so festzuhalten daß sie fiir tiinstiqe Studien eine unscheinbare Un-: teelane bieten u. s. w. Wir würden Farbenessecte zu sehen betonnnen, die bis ietit tein Maler nnf die Leinwand in bannen vermochte, das herrliche Sttoti des Nordlichi5. das-s tiefe· Blau iegi südlictnn Meeresspiecielg, die Far lsersdrisxcht dir Tropen. A M Et! Die Farbenpliotog aphir. Mit dem Llnfsiinvnnah den die »Wie imrcutxie in der zweiten Hälfte diese-. Jikzriinnberts qenonnnen, ninn has-— Bestreben Hand in Dank-, DIE munter sure-, in der tsamera obsuirn entitnn sicnc Bild nicht nnr in seinen tlnirisscn isancljpattirnnnem sondern auch in sei net Fertienpracht baiiernd festzuhalten, Hi iirircn Die lsennnten Microscop-di iiiien LIMqu oder Lichtliilber neben nmr Fokin nnd Wesen dec- ntiqeljilde km iixenenstandes bis-« ink- tleinste Te tail wieder, aber das belebende Ele ment, das was dem Obiecte erft die Seele einhaucht, die Farbe, konnte bis jetzt noch lein Photograpb auf feine Platte zaubernx machte er die leftrn Linien, die feinsten Ebeniilalien oenu Jen, das Resultat war und olieb ein eintöniqes Grau oder Braun. Heuie verhält sich die Sache wesentlich an ders. Die Photographie in natürlichen Farben ift, wenn man diesen Begriff feinem wahren Sinne nach nimmt, freilich auch jetzt noch nicht erfunden, denn auch heute lann man noch nicht auf der entwickelten Platte die Farben direct fo feben, wie sie dein abgebiloesx ten Objekte eigen sind, aber man ist der Lösung des Problems nabe aetommen, indem man auf Umweaen die Platte mechanisch so bereichtet, daf; auf ibt das Bilddes Gegenstande-«- in feiner natürlichen Färbung erscheint. ' Schon vor mehreren Jahrzehnten war es gelungen, die Farlken des-» Boni nenfpectrurna auf eine Silberplatte zu photograpbirenzfreilich aelang es nicht« selbe dauernd fest.rudalren. In rer ; Parifer Academie der Wissenschaften ! wird noch ietzt eine solche Brette aufbe- i wahrt und ihre Farben lind noch ziem lich lebhaft, aber fie darf nicht dem Ta: » aeslicht aus· efetzt werden. denn sonst würden die k arben in tueier Zeit Ver-— l blossen. Diefe Bilder crliielr man, wenn man Silberolatten in eine Lö suna von Kupfetchlorid into tsiienchlas rid tauchte. Die Silbervlatte lief nn- i ter diefern Verfahren ini Lichte unter ; reichlicher Bilduna von Silberchlorid I duntel an. Copfrte man mit diefen J « latten sardiae Bilder. to erhielt man , tisch lardiquilder. wenialtens zeig ten sie annähernd die Ilaturiardey aber sie tonnten nicht sirirt werde-i. Aehn tiche Bilder erzeuate Poiteoin (lst;.'.) aus Papier. Er machke Salzoapier mittelst Silberlösuna li«1)tei:ir-i«::idlich, wusch es und setzte es in »Ein-r Jziim chloridlösuna dem Stich-e au-. Dabei bildete sich aus- dem weilten Uhlcrsiltser dis)lettesSilderchlori). L’eliitiioelie man endlich dieses Panier mit asroxnsanrem tiali und AupservitrioL f-) tonzne man ziit ihm transparente farbige Bilder ropiren. Ader auch ticie Bilder ver traaen das Tageslicht nicht, d. h. iie lassen sich nicht sirireis. nnd dann sind die Farben aiel matt-er als dein cri ainal. Professor Lippmann in Paris er tannte, daß ans rein chemischem Wege eine Lösung des Problems vorläufiz noch nicht erreichbar sei, deshalb ver suchte er aus andere Weise, dem erstreb ten Ziele nahe zu kommen Er präpa rirte tim Jahre 1891.) Glasplatten mit sehr seiniiirniger Bromsilberemulsion und brachte die aetroctnetenPlatten der art in einem Rahmen an, daß die licht empfindliche Schichte in innian Cons tart mit einer Schichte Quecksilber lam. Es wurde aus diese Weise die Platte aleichsam in einen Spiegel verwandelt. Nahm Lippmann mit dieser Bottich tuna lebhaste Farben, z. B. das Son nenspeltrum. aus, so erlanate er im aewilhnlichen Wege der Entwicklung nach dein Trocknen Photographien, die im direeten weißen Lichte nicht nur prächtiae Farben zeigten, sondern auch haltbar blieben. Später getan ihn-. auch das Photographiren vonMi chsars ben. Freilich erfordern solche Aufga ben eine lange Belichtunagzeit, die Platte muß etwa 10 Minuten lana bei zzSonnenlicht exponirt werden, und dann ist es Unmöglich, die erlanatm Bilder von der Platte zu copiren resp. In verviellältiaen. So interessant audiEippmaninger sitt-ten ist, es erfüllt doch teinegwegg die Erwartungen, die wir in eine toikttiims Jaktenptwtogkaphie zu setzen berechtigt stim. Immerhin gebührt dem Manne das holte Verdienst, den Weg zeigt zu haben, Der zur endgültigen Rang des Problems führen kann, indem er sich von dem ritt-n .-),ovf, der die Frau duech die Chemie allein lösen, its-PUC emancipitte, und vie plmsitalts »Bis icnichasten zur Hülfe nahm. . « Einen weiteren Fortschritt « U qleichzeitige Erfindung von Psalm Farbenphotogkaphie bedeutete dieNt1 un i die des nunmehr verstorbenen COL goer’s J. W. McDonough. Bei beiden Prozessen ist es zur Erlangung guter Bilder absolut nöthig, sogenannte far benempfindliche Platten zu benutzen l Aber auch diese Methoden stellen nicht farbige Photographien im wahren ] Ruh-Time Kamera. Sinne des Wortes her, was man ers zielt, ist ein auf me anischem Wege hervorgerufene-Z Substttut, denn die Farben find nicht dem Objekte entnom men, sondern stammen aus dein Liba ratorium des Cl)emiierg. Wirtliche und echte Photographien in natürlichen Farben werden wahrscheinlich erst dann erhalten werden, wenn das Ob jekt mit all’ seinen Farben direkt nach der Ausnahme resp. Entwicklung auf der Platte erscheint. Diesem Ziele ist man durch ein neues vielversprechendes Verfahren noch näher gekommen. Es ist die Erfindung des amerikanischen Jngrnieurg Yon. Diese neue Aufnahme von Photogra phien in natürlichen Farben ist eine rein mechanische. Die Farben entstehen durch die bei der Aufnahme erfolgende eigenartige Zersetzung der Denn-silber schicht ans der lichtempfindlichen Platte. Die Herstellung der Ausnah men ist folgende: Es werden drei Aufs nahmen gemacht mit Hinznnahrne je eines FarbenfilterH, also einer farbigen Glasplatte, deren jede die Eigenschaft : bat, nur eine bestimmte Gruppe von s Strahlen durchzulassen. Die Yves’sche t Kamera lsiebe unsere Abbildung), die den Hauptbeftandtheil des Yoes’scheii ; Aromostopg bildet, enthält nebenein- s ander eine rothgelbe, eine grüne und ; eine blaue Glasplatte, den sogenann ’ ten Fitterschlitten Jn die Kaincra werden drei entsprechend faibenen: pfindliche Platten eingefügt. Er- wird zunächst eine Aufnahme nary tiins schaltung der rothgelben Otiaczscheibe, sodann der griinen und zuletzt der blauen gemacht. Man gewinnt dann Bilder, deren jedes einen Theil der Farben deg aufgenommenen Gegen standers enthält. Es lomint nun daran an, diese Ausnahmen so zu vereinigen, das-, sie dem Beschauer als etwas Ein heitliches erscheinen. Hierfür .ir be! dein Oder-Tarni Verfahren durch «in.-n zweiten Apparat ,..Kroniofton« tiieli" Abbildung) gesorgt worden. Die direlt zusammengehörigen Aufnalnnen wer . den hinten an einein Kasten To aung t i - ---- -—— u come-stos- von Ave-« hängt, daß sie in verschiedener Höhen lage zu stehen kommen. Davor sind in dem Kasten Spiegel, die entsprechend-n farbigen Glas-scheiden so angeordnet, daß sür die Beschauer die drei Bilder vereinigt werden. Ein-solcher Ausn rat gestattet nur einem eschaucr die Ansicht des Farbenbildes. . Um einein größeren Kreise »zugleich das Farbendild vorzusiihren, ist siir Projektions Zwecke mit dem Südwi ton ein aus gleichen Grundsätzen be rtitsender zweiter Apparat hergestellt worden« Zum Schluß ei noch der tiirziichen tirsindun des rnsessors R.W. Wut-d »m- irr « isten n Universität gedacht Lkei dieser handelt es sich um Wieder nahe ver Farben irr-M Ablenkimg der Lichtstrahlen, einer ethode, Die bis tser noch Æbrsucht wurde. d Rossi-mass Etßnduugm s » ) « r. - H o l fl ei ,Me»roleel)inksix Ganz zufällt-g has. ich vor einiqu Tagen zwei Erfindumen in Auin schem nehm-a kömmtf die auf rcuier Bdsis »Macht Und nach VIeinennTefiit « Utn von Vcdtutuna ins-»O ci: wohl Jverth sind, daanteresse des unterneh mnnaslusiigen Publicums auf sie hin zulenken· Beide sind geistiaes Eigen thum des Herrn John Roaqingeycicn Inania Buildina 620. eines uns Fach leuten als äußerst tüchtia und intelli aent bekannten Mannes. Die erste Er findung ist ein Flaschenverschluß, der ein nochmaliges Auffüllen von bereits gebrauchten Flaschen unmöalich macht, ein Problem, an dem sich schon Hun derte olzne Erfolg versucht, das Sach ocrständiae sogar als unaugfünrbar erklärt haben, das jedoch von Herrn Rogainger aufs Glänzendste gelöst ist« »Die enorme Billigkeit der massenweifen Herstellung dieses Artilelg aarantiu dafür, daß die Nutzbarmachung disser Idee sicks als höchst aewinnbrinaeno eri iveisen wird. · Die zweite Erfinduna ist ein auto matisch arbeitender Indicator, wie solche in Polizei: und Feuer-Departe( J wenig, Hotelg und Teleakaplzenftatio Mogol-may Induktion-. s ) nen in Gebrauch sind. Der Don Herrn klioaainaer ionstruirte Apparat zeich net scsii vor allen bisher bekannten da durch aus-, daß er Die anzuzeiaendeu Nuinmern nicht, wie bei den gewöhnli chen Apparaten in Puncten und Stri «chen, sonder sofort in Zahlen anqiebt, wag einmal viel iibersichtliclier ·s4. nnd Zweitens Jerttxsiimer volllotnm - ani schlieszt. lfin weiterer Vo dieses neuenAvparateg ist der, Da weis-on struction eine viel eiusa und da Durch natürlich anetl eine ist als- bei den bisher i kindlichen. , Geqenwärtig ist Roaginqer mit der Fertigstelluna e es Vibrationcste learaplzeiz beschäft« , der außerordent lich sinnt-ich J «et die colossale Leistungsfähigkeit von 500 bis UW Worten in der Minute aufweisen wird. L iel billigen-e ebrauch be -· -- st- , Eine überrasclxnde Entdeckung lohnte den tiihnen Forselninasreisen den Dr. Sort: Hediu, alI er den are ßeii westlichen Theil oer Wirste lwbi durch-wa. Dieses Gebiet iit mit Sand diinen V:teclt, die ein schnelle-J Fort schreiten unmöglich machen. Das Land ist völlig erstorben, tein Anzeichen oder Thiertrelt unterbricht die LUionsgtonie der qelben Sandberae. die oiö Alls ffufz hoch sind. Der Forscher war setbft in Lebensaefahr, und zwei seiner Bealei ter biifzten ihr Leben ein, da die tta meele ihren Dienst versaqtcn. Von Ithotan aus besuchte er dann noku mehrmals die Wüste, und hierbei stief-. er auf bearabene Städte. Er fand Ruinen von Hunderten von Häusern aus Pappelholz, die ohne irgend eine Spur von einem erkennbaren Plan oder vvn einerLinie utnherstanden. Tsie meisten waren nach einem und demfei ben Schema gebaut: es war aetoöhnlirv ein kleines Viereck in einein größeren, dag in mehrere Zimmer eingetheilt war. Pfosten von ti— —1(,) Fuß Laune die aus dem Sande hervorragten nna trocken wie Zündhötzchen waret-, lis: zeichneten die Lage dieser Häuten So ist der größte Theil der ehemaliqu Stadt unter den Sanddiinen beqraten und sie wird nur in einzelnem-zwischen kiiumen sichtbar. Auch einzelne lieber reste von Wänden in der Höhe von etwa It Fuß wurden aefunden. Sie le standen aus Pflöclen, die durch zusain menaebundene Gragbiindel gediwet waren, und waren mit einer Lelmt wand bekleidet. Die Lehmwände imd mit Wanddecorationen aeteomijcth die knieend-n weiblichenFiguren mit gefal teten Händen, an denen auch die utisr dem Kopfe zu einem Knoten oerishluu gene Haartracht ausfällt unt kärtijc Männer von arifchent Thous, wie lset ser actieidet, darstellen. Auch But-sc hafiquren, sowie Friese und sirciuze wurden gefunden Ferner tießcn sich Spuren von Gartenanlaaen erkenn-in ehemals iniifsen Pflaumen uno rlksri tosen da qewachsen sein« wo jetzt rieU ttosilcte Oede ist Die Ldtunci dkz Stiäthfetg Dag diese Ruineu tiuiqeljin liegt darin, daß an dieser Stelle eijifi ein Fluß vorbeigeslossen i1t, csejsen Vetsiechen den Ruin der ehemng ;:·.: bende Stadt her beiaeführt hat. bin Nebenstuß des stezinasdaria Hat hier die Obttgärten becvässett Und diesJJitity len qettieben, der später wie alle Flüsse jener Gegend tein Bett immer wo: ter nach Osten gesucht hat. Auch ein »Ur Fürst Alvkrt von Monats-. ter Wald«, durch den der Reifeiide hin durch mußte, ehe er zu jener Stätte lam, erzählt noch von ihm: seine Ue herreste sind nur noch »Diese Baum- - ftänime«, grau und ,;erbred;li(h wie Glas, Zweige von der Dürre wie Krr tenzieher in einander verschlungen, und vertrocknete Wurzeln«. Hediu hält die Stadt für 1500 Jahre alt. Da ihre Einwohner Budohiften waren, irqu sie vor der arabischen Jnvasion bestnnceti haben, die im H Jahrhundert statt: fand. « —-——.---—— Aug dem Mtrea der Spieler. stillten Honorius Ren-leei- Fnrit von Mo nnw, nnd sein Episternen-. In herrlicher Lage am Mittelländi schen Meere, etwa eine Meile nordösts lich von Monmo, ver Hauptstadt dec qleichnamigen Fijrstenth11n15, liegt an der Eisenbahnlinie IJcarseille:Mentone der klimatische Kurort Monte Carlo, berühmt oder vielmehr berijchtigt ali ,,Mecca ver Spieler«. Rouge et noir sowie Tiente et Quamnte iiben bker eine immer stärkere Anzieyunqglmft aus«-, denn in den letzten :- Jaliren hat sich diese elegante Billencolonie in ge radezu fabelhafter Weise vergrößert Die Zahl der Hotelg verdoppelte sich nnd electrische Tramtvays laufen nach allen Richtunqu Besonders das von ! Naturtvisfenschaften und betheiligi sich speziell an der Tiefseeforschung. Ge genwärtig hat er sich abermals eine » neue Yacht, genannt Fürstin Alice, fiir sei-ne Forschungs-preisen erbauen lassen. Dieselbe ist für diese wissenschaftlichen Forschungen mit allen modernen Er- ’ rungenschaften augstaffirt. Sie fiibri unter Anderen eine Gefriermaschine mit, um die der Tiefsee entnommenen Thiere und Pflanzen zu präserviren. Der Fürst hat nämlich in Paris ein eigenes Museum, wo er feine Sannzik lungen aus-stellt i Vor Kurzem weilte der Fürst is« Berlin, bei dieser Gelegenheit gab Maximilian Horden ein —-(— selbsta dend sinqirteg —-- Jntervietv über den IFütsten heraus. Da dasselbe den Spielerstaat treffend und satirischxex leuchtet, entnehmen wir eg für unsere Leser der Zeitschrift »Die Zukunft«. i Eis lautet: »Einem Psiffiqen kam der Einfall, den als Gast des Kaisers in Berlin treilenden Fürsten von Monaco aufzu fischen und Albert Honorius Karl, drin Gottes Gnaden Fiirst vonilltonaco, der auf dem Hundetops residirt; wo einst dem Herculus Monoecns ein Tempel ? mate, zu interviewen. Albert Honorius stark stand in Re nentennc.ltuna einem Spiegel gegen i.il«-er, in den er ab nnd zu einen tief erniten Blick warf. Ueber feinem-Ten Tit neue Nacht »Nimm Amt-L Garnier erbaute Fiasino ist innen und außen glänzend renovirt worden. Doch so sehr das Städtchen sein We sieht verändert, das Grog der dort ver leistenden Menge scheint lein Auge da fiir zu haben, es bildet die belannten typischen Spielergestalten. Wohl fin det man auch elegante und distinguirte Erscheinungen en derRoulette, aber der lIJlehrziahl der eingesleischten Spieler ist ter Stempel ihreg Lasters, gleich d : u Trinkern, auch die Stirne z::drnrlt. Am aussalligsten benehmen sieh die Weiber, welche aus allen europiiisihen Metropolen herbeigeeilt, hier Fortuna etwas abzuringen suchen. lSie lzeigen den bizarresten Geschmack in Toiletten und ihr Benehmen beim Spiel spriaii allen Sitten Hohn. 075 wäre im Stande das tiasino um ten Ruf zu bringen, wenn es überhaupt noch einen zu verlieren hätte. Die Einnahmen desselben fallen zum größten Theil dem regierenden Fürsten des-«- Ländchens zu. Gegenwärtig herrscht Fürst Albert Henoriug Karl. welcher 1848 geboren, sich 1889 zum zweiten Male verheirathete und zwar mit der Wittwe des Herzogs von Stiche lieu, welche aus der bekannten Ham burgerlPanliersarnilie Heine stammt. Der Furst hat eine große Vorliebe sin ster wehte die rotljweis;e, horizontal aestieifte Landegslaaae. Auf dein Tisch laq eine Brieftasche mit dem hitautenwappen in Silber und Roth. Eine echte Monarchenaestalt von er habenein Adel in den feinen, geistvol len Ziiaen »De:Ilen Eure Hoheit aac nicht da ran, in den Kreis der Kultnrstaaten einzutreten und Ihrem arbeitsamen nnd reifen Volk eine Verfassung zu ac ben?« Seine Hoheit gereihten. mild zu lä cheln. »Nein, daran denke ich nicht. Sehen Sie sich um in meinem Reich: da blüht des Biiraerg Glück in nie be niölttem Frieden; und dieses Glück gönne ich meinen Moneaassen. Uebri gens würde ich mich nicht fiir her-Ich tiat halten, auch nur den lleinsten Theil der Monarchenaewalt zu opfern, die mir durch Gottes Gnade anver traut ist und siir deren Gebrauch ich allein dem Höchsten verantwortlich bin. Jm enropäisehen Westen werden die Allerhöchsten Herren ja schon Dom-Bös bel in ihren Rechten bedränat. Und im Süden bin ich, auster dein Sultan und Niti von Montenearo eigentlich heute schon der einzige absolute Herr scher. Jch habe einen Generatgouveri neur, einen Staatsrath in dem sieben Comparfen sitzen, und einen Gerichts-» hof, dessen Mitglieder unabsesbar sind. Scheinbar ist die Verantwort lichkeit also auf Andere abgewiilzt. In Wirklichkeit bestimme ich Alles sel st und lasse mir nicht dreinreden. Nur um das Znllwesen kümmere ich mich.»«, nicht und überlasse es den Franz-z ..; Das mir nöthige Geld liefert der a-« sinopächter in Monte. — u Mit Uebrigen interessiren die Fj « ». mich nicht Mein-Volk bat lle was sein Herz begehrfj Mir das leibliche Wehl der Bevölkerung sorgt die Ad ministration des Ieux, die den Leuten so viel zu verdienen giebt. daß sie »sich mit der tummeriosen Lustigkeit ge putzter sternchoristen unter den-Frem den bewegen können. Was soll ihnen eine Verfassung nützen? An demokra tischen Einrichtungen fehlt es uns nicht. Wie vor Gott, so sind auch- nor dem Croupier Alle gleich Kein Un tersclxied des Elianaes nnd de: Klasse Das teuovirtk Kost-to. gilt, wenn der Ruf erschallt: Rouge gagne et la couleurl Und Sie haben vielleicht einmal ge hort, das; selbst dem Marguis VonSa lisburh an der Casinothiir der Ein tritt verweigert wurde, weil er im ab getragenen Jacket erschien. Die Kulturvöller kommen zu uns, die Schwindsiichtigen, Bronebitischen« und Geldgierigenx wozu sollen wir ihrem Beispiel nachftreben. dessen All heilsamkeit mir nicht einleuchten will? Meine Unterthanen brauchen sieh nicht in quälen - das bischen Export Von lenwaaren und Parsumerien spielt feine Rolle ——, ihnen fällt. ohne daß sie sich anstrengen, Alles in den Schoß. Euer festlandisotter Constitutionnli5 mug ist ja doch nichts als eine Vergol detc Lüge, die ein Fürst von Gottes Gnaden immer nur widerwillig dul den wird. Fragen Sie in Licanbie, in Eze oder in der Residenz Monacm old die Leute sich nach einein Parlament sehnen! Ich betrachte mich als den Va ter meiner Lande-stimme von denen jedes meinem Herzen aleich nah steht i.i;d zu jeder Stunde ein offenes Ohr bei mir findet. Jch saullenze nicht. Sehen Sie: eben habe ich von hier , aus telegraphisch regiert: da liegt noch dng Brouillon. Es handelt sich nm eine Maßregel ausgleichender So cialpolitik. Bieher mußten die Frem den, wenn sie nach elf Uhr Abends weiterspielen wollten« nach Nizza fah ren. Ich habe angeordnet, daß ihnen « tiinstig die gnnze Nacht hindurch in Monie Curio Gelegenheit gegeben wird, sich im Trente et Quarante und in anderen nützlichen Spielen zu iilsen.« »Bei solcher großherzigen Besinnung werden Eure Hcheit gewiß geneigt sein, den edlen Plan des Kaisers von Bliuszland An siirderii?« ,,’lsersonlcch bin ich an der sZache nicht sehr interessirt. Ich unterhalre zwar eine Armee von 121 Mann, glaube aber nicht, daß ich in der Lage wäre, die Zahl zu verringern, denn die Leute sehen in ihren bunten Unisormen out aus und man würde am Ende sa gen, iel wolle knausern. Doch werde ich, wenn eine Einladuna an mich er geht, die Abriistunggconserenz be beschiclen Viel wird dabei freilich kaum heraustrmmen Ich Theile völlig die Ansicht Jhrcg Kaisers-: so lange die TUtenschheit nicht von der Erbsiinde er löst ist, werden die einzelnen Indivi duen nnd Völker einander mit allen Listen und Gewaltmitteln zu überwe theilen suchen. Diese Erwägung hat mich ja auch bestimmt, das Spiel in meinem Casino nicht zu hindern, trotz dem ich deshalb überall angegriffen und, höchst nngerecht, schnöder Ge niinnsueht besichtigt werde. Ists nicht verständigen den Spieltrieb, da er einmal vorhanden ist« in geordnete Bahnen zu lenlen und der Soeieth, der guten und schlechten Gesellschaft aller Welttheile, die Möalichkeit des raschen Prcsiteg und einer Nervener-« reauna zu bieten, die sie nicht mehr entbehren tann und,. wenn man ihr rie Prnntsäle sperrte, in dunstigen Spe lnnten befri« digen würde? Mein Volk lebt behaglich von den Lastern der tin-— deun ; nnd wenn ich mich iiber die Zeichen der Zeit nicht täusche, sind die Hatioelovijlter der alten nnd neuen Welt in ihrem politischen Streben non meinem System nicht mehr weit ent ternt.« Albert Honorius tarl tatte aeendet. .- - -. Im Feoalitiongtrieg, als der Rhein auf jener Stelle von französischen Sehildtoachein auf dieser Seite von schwiibisehen sireigsoldaten besetzt war, rief ein Franzose zum Zeitvertreib zu der deutschen Schildwaehe herüber-: »Filu! Filu!« Das heißt auf gut deutsch: Spitzbube. Allein der ehrliche Schwabe dachte an nichts so Arge-Eh sondern meinte, der Fraznose frage: »Wieviel11hr?« und gab gutmüthiq ««-.11r Antwort: »Halber vieri«.