Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, March 31, 1899, Sonntags-Blatt., Image 15

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    Bollqemtåad
»Auf ich Sie bitten, meine gnäd’ge
« Jena«-"
»Um diesen Tanz?« Den hab« ich ichs-U
verspw en.
Uny Ballversptechen, wissen Sie genau
Mekn wetihek hete, werden niwi SI
brechen
Fiit beide Theile wiike es fatal —«
,.’.iiein, gniiv’ge Frau, ich wollte Sie
nur bitten —«
»Ach so s— Sie meinen fiir ein ander
mal!
Nun ja, vielleicht den Waizei hier, den
dritten?«
»Hu gütig, gnäd’ae Frau- - indeß —
allein —-—"
»Er ist besetzt? Sie brattchen’5 nur in
saaem
Dann iiinnt’ es der Galopp am
Schlusse sein ·—»
Nur dürfen Sie nicht unvernünfth
iaqen!«
»Hu iiebenswiitdiqi ——- Wären Sie so
Cim
Nnt einen Augenblick sich zu erbeben?
-;-Ie sitzen nänilxcv hier auf meinem
Hut,
Tm wolli’ ich holen. —- Dante sehr
»geben« M.
--..-....
Tier Rechte.
Novelle von SandorBariniatx
Die ganze Küste des Messenischcn
Golses entlang onl- eH lein schöneres
Iliiidklten als Janitia, die Tochter des
Schofhirten Anothog· Hoch nnd schlank
xzeweichse:, daecrkesicht von stolzem, listi
sischem Schnitt, ging sie wie ein reinras
Fig-, keusche Priesterin der- Altertbntss
in ihres Vaters Hütte ein und mis. Sie
besorgte mit vornehmer Geazie nie töq
licken Geschäfte des Haue-bauen trni
dein alten Bat-i die selbstvereiteten
Diesing-Im auf die Weide und löste iljn
liie nnd da tscn kset Bewachung seiner
Lsexdr ab.
Niemals tranterte si: mit den ande
ren jungen Mädchen und Burschen nach
den-. neben Kalt-malen um dort zn tun
zen isnd sich in der üblichen Weise zu be
lustigen. Sie nsor ein absonderliche
Ding. in dessen großen, blauen Augen
ein einentliiimlidk metallischer Glanz
scksinnnette, riet cui eine gewisse, ihr
selbst unbewußte Strenge der Anschein
ungen und ter- Uitlxeilg schließen liess»
Sobnld sie die tstönlichen Augendeitel
mit den braunen. an den Spitzen mi-: in
Gold getauchten Wimpern hob-nnd voll
anfblickte, umfloß sie eine Atmosphäre
von unnahbarenfzserbbcit,isie aber onreti
cui« nicht obitieß. eher reizte. zum-ist
die Männer. Janinn hatte eine Scheint
von Verein-In thut Schönheit um sich·
Wenn sie or den Festtagen in die Kixnie
Hing im lytkozintbrotlsen Gewande, das
reiche Haar wie ein Licio-in iibei oick
Stirne geschlungen und mit Tozetten
oder weißen Qliizetibliitben qeschmiickt,
dann folgten ihr in mehr oder minder
jsroßce Entfernnnc stets eine Anzahl
Jünglinge anj allen Ständew Aber
Icnina hatte lsiiren Blick des Interes
ses krssiitz sie schenkte Einem wie dem
Atti-ein« ohne Unterschied, denselben
tnoopem träumerischen Gruß.
Auch tie Blumen, die sie fast täglich
vor ter Hiiite sand. vom einfachen blit
tzenven Leiberrzrrseici bis zum rniilievoll
gebundenen Ginnsk beachtete sie nicht;
sie ließ sie ruhig von ilcrem Lieblingå
latntn Selene zssrzousen unt verzehren.
Nur Ancthos hol manchmal, wenn it
gerade titzn inm, die Blumen ans nnd
seltclt seine Tochte: ob ihrer Kälte nno
Gleichgiltigleit nein-n tsie Huldigungen
eritslommter Mäisnerherim
Janina lachte dazu. »Bln!nen tanzt
ich mir selbst pflücken, wenn ich sie will
Lsiiterchem nnd nach meinem Geichntani
Weekalls soll ich tnich bücken, um die
Gaben rniinnlichrannnen ouizuisebenl«
sagte sie einmal stol; und stieß mit dein
Fuße ein csllirlielistee Sträußchen vo:
das schnunpernde Maul ver niedlichen
Sesenr. «
..Na«:1-in!« polterte da detltllta »Soll
Dich niohl ein gnädieer Herr bitten,
allerbuldvollst ein aoldeneo Geschmeide
entgegenznnel,mcji«-!«
»O nein! Aber jedenfalls ist mein
Herz nicht durch Blumen zu acsoiniieit!«
antwortete sie bestimmt und wandte sich
ab. Da sauste eben die Kutsche des voi
nelmien Gutsbesitzers Tavlio heran. Er
neigte sich leicht, um Llnatlioo zu begrii
sien und sah Ineina. satt sie zum ersten
Mol! Mit einem klincl stand der Wa
gen still. Davliu sprang herab und
trat aui den bitten zu.
»Schicke mir ein halber- Dutzend scliiii
n» Schöpse aufs Schloß, ente- Alter!
Vielleicht morgen oder übermorgen oder
its-mit ed Tit paßt! tft liat teine lsilek
11 mä zahlen möchte ich aleich!« iaqte er,
immer irieder die Blicke zn Janina le
tend, dir ruhig dabei stand Dimlio
lcqte die verlangte sTucnnte dein Elter
lslitsiien vollständig in die Hand, alt-ne
nnr exnen Lrpton abzuseilschen lind
dann xsinn e! noch zur Kutsche, lnvite
iiizenlkändia ein tliines Fäßchen herab
und ließ eg Ilnc tlsos vor die Füße Fal—
len. - —
.,Jch lade da niicillia ein Tönnchen
norziiialtctim Atti-stim- - Wein bei mir.
den la Tir ich: :,ieclen Alteechenl —
Wird it gut thun!« Noch einen lan
sen beniuudernten Blick auf Janina,
ein geraden ehteibietiqerlstruß und Jer
Wagen ro te weiter
Ratt dem sich Anatlios von seiner Ile
bereaschuna erholt hatte, blinzelte er
sein sKind tiiig - lächelnd an. —
,,.Na bist Du it zustiedeuiP
»Ja ja,« sa te tie dann, ,«liebt mich
mie- Dai itt chsn von sucht Jeden
Falls schsnet, wie wenn Jhe mich hassen
.wlittset. wozu Jhr auch gar keine Ver
anlassung habt, da ich Euch nie etwas
zu Leide shall« wandte ihm den Rücken
und lies; ihn stehen.
. »Warum? Weil er Dir in guthcrzii
get Weise Wein geschenkt hat?! Wird
wohl die seltesten Schöpse Deiner Herde
wollen zu einein Gaslmabl oder so et
"was!« sagte sie kalt.
- ,.Vetstelle Dich nicht so!« fuhr der
Vater erbost einf. »Du weile ganz wohl,
daß. wir Dnvlle nun öfter sehen wer
Eins-h« ,
Natürlich suben sie ihn nnn öfte«
Tnvlio kam fast jeden Tag, bald In
Aus-liess auf die Weide, zu bei SIImM
da Janina mit den Esznäpfcn da mal-,
bald zu ihr selbst m die Hütte, um ihr
Luxde einen Auftrag für den Vater In
gebet-. Jcninn belmndelle Ihn mit ihrer
geivnlnlen Ruhe nnd Kalte; da er je
dodp niemals- ihr Zartgesiihl verletzte
nnd voll Rücksicht nnd Achtung war,
iscnenltr sie ibm bie- und da wohl auch
ein Liici eln. Davon in leltlsgek«es.1rs«.l,
mi(«iteTavlio einmal ein Liebegaestänn
ais-» Tai Mädchen hörte ilm fchmei
send c«1-.
s Tavira tvar dar-cis diese Anttvori
durchaus nicht intmnttsigh um so nn
niaer, da nun auch andere Ankseier der
iSel önlieit Janinae in denVorderqrund
traten nnd mir ibn rivalisirten. Da
Itrk : erst der jnnae Bauer Risi, der in
dem Rufe Immer-sen Reichthnms stand;
mir allen Kiiniten des Goldez Und Der
Sehnsucht unn: ark er »die seliisne Hir
tertaetier eln mehr oder weniaer zu
erreichen, als Dadiia Ein nervöses
Herzllopsen aber verursachte den Bei
den ein eng sprineslis in Urlaub »p
tesnzmeier tin-ani, sqtichischer Jä.1:,)
der in s irrer iiniiartn, der prächtian
Natiintiltrucht iter (8)rce«1entvi«ein
sie-II nasse-: Held nni tie Hütte JnatLos
itrizirte Entziielen d war der schitn le,
are-sce ziczsava in der reiben We st: nnd
der aliinztndnsrißen F«astunella, kirren
Falten rnalerisch um seine Kniee spiel
ten den zve izscrte er schief auf denkt-s Es
"aesetzt nnd dar schwarze Lockengerinqel
floß iinn iippiex um die Ohren. Ren rb
ihremrtige Sammetauaen blickten ans
iIeineni frischen Gesicht und die pur-pur
nen Lippen wußten dakBlaup vorhin-n
niel l;eranter«-:n:eden, wenn ec; walt, den«
Islatten Burschen selbst in s ter- Licht
yiIn setzen oder sonst ein Zus- zn errei
fMein ——
Aucis dei Janan suchte er sich is: lie
Elsuigtrtisrdiasier Wiss se einziischrniizen
und durch seine von allen Mädchen Tri
polis anerkannte Schönheit zu blenden
Aler er liieb ar: derselben Stelle wie
IDavsio nnd Eis-. Das Her-I der scho: sen
Janan wollte sich niht anstaun. « Jkste
ganze Lartli chkeit retschioendete sie an
die seiner-weiße Selene nnd der-n nn
schuldiaes ,kt.«iii!), meis« fand viel viel
eher Geizör ais die Satisteicheieien der
jungen Mannen
Ananias-, der im großen Ganzen et
was Respekt vor seiner Tochter hatte.
jetzt noch mehr, ais etedem. waate nsalil
hie und da ein drängendes Wort akaen
sie und versuchte sie anszuliorchen iiber
ilIre Gesnnang Ineaen die drei Bewer
ber »Hat nech Zeit Väterchen, ant Reit.
Idast ich mich entscheide! Kenn« alle Drei
Inach nicht recht nnd tvill abwarten! Sie
schen nur etwoo Eidald haben Wo
IDeiIenige, dem sie insmaelt, mag aelIen,
id, rerliere r sit-;- an ihm!« gab sse It
de mal zur an ttvart
I Besondere N si laa dem alten Hirten
sehr am Herzen; Tavlio war ihm einw
zu tsaritelsnn Aber der schmucke Bauern
l-os, Zie stattlichen Rinderherden, Tier
sprieldertlichiReichthum Nissg nnd der
gesunde, crnsihaste Bursche selbst gesie
len iknn iiber alle Maßen aut.
,.Nisi, weißt Tu,!ltisi wäre der Recht-.
siir Treits« preßte er einmal mit lauert-—
dem Blick heraus, als sie zusammen den
Scusen die Vlnssze tauschen, da morgen
grosse Scksur bevorstand
I
Miit leidet an unaaisitehlicher Ge
fctnnacklosigtiit!« gab Janina spöttisch
zurück nnd itellte tchälernd die tleine
Eetene in ten Wassertrog. »Er trägt
blanseitiene Buntchbafen wie ein Sul
tan und dazu gemeine Zaruchia lrobe
Schnabelichulket toie ein Knecht. m iit
tein Bnaer nnd ist tein Herr und weis-,
nicht, was-— er mit siir.er like-it und mit
seinem Gelde anfangen iolli"
»Das könnte itnn seine Frau bald
beibringen, denn er bat ein eint-S. flin
inntes Geeniitb!« antwortete blitzschnell
der alte Amtth Aber Janina hörte
ihn nicht mehr- Sie lief-. Seiene laufen
unt-· fah Kaiova entgegen, der eben den
Weg vom Dorf-.- tseriasn. Anathos folg
te iltrern Blick. »Der Tagedieb!« mur
nteite das Mädchen entlkulicstisch
»Ein Gerte iit er, der nach dem
siintisltaften Tripolis paßt und stirbt zu
ung.«
Janina lächelte. Nun wußte sie,
MS der Vater wollte! Und auch er
glaubte .:.n wissen, wonach ihr Sinn
stand.
Alc- i«er Frühling inm, verließ Ana
thas mit feiner Herde dieEbene nnd zog
in eine des. iurwttmren Mulden derBer
ge. Seine Tochter begleitete ihn; aber
er tvae mürrisch kuriiberx er hätte ice
biet lieber ichch erlassen, da er fürch—
tete. tviibrend ihr-er Ihn-elenden mä?
te fut- einer der Bcivsrber von ihr c -
wenden und iie vergessen! Es aab doch
ncch nsancheg ltiiblchc Mädchen drunten
am Meer und Nisi wollte nun baldigft
eine Frau its- Haus-! Tiber Janina
ließ sitt; nicht zurückhalten Sie tvar
voll Frohsinn rmthtnktcrleit und freu
te iich itiikmiich auf die Einsamkeit vers
Gebirges, wo sie nun wochenlang nichts
hsren sollte als das Blöcken der ggde
.qu das melanchollschestebeul der a
II k. ·
i Jn ver ersten Nacht am neuen Orte
—- Anathos und dir Thiere schliefen
schon liesz tier aufsteigende Vollmond
Janiua den CIshlas nixht finden. Der
kuiilclstreäße Silxrsn drang durch das
Zeit und loclte sie hinauss. Mit nack
lten Füßen schritt sie über die Steine
»und kletterte rincn Felsen hinan, von
no sie einen vollen Blick in vie Tiefe
hatte. Da isuteu lag Les-. Mondlichl wie
Vlli-ibrsler ans den Olivenwiilderm die
)Wc-sser irisiitrn it: seirem Glanz, ivie
Hisuntle Grsisensier ragten die immergrü
»n.«n Lorbeer-bannte empor-.
I lSine heiße Sehnsucht schwellte dein
El Jiiiitchen rlöllickx das Herz, gepaart rnit
’er.niuth wer-n sie an ihre drei Be
we ber dachte! Keiner von ihnen war
ganz nach ilkreniSinm keiner machte ihr
der-I Herz tlcpsend. Nur Kasava mit
seinen Glis-hangen nnd seiner lustigen
Keclkeit gefiel :l««r. tloer ist die Lieke
denn nur ein bloßes Wohlgesalleii?!
Ein Stein löste sich unter ihrem Fuß
tin-) trsllerte Den Felsen hinunter; nn
uiitielbar 11.!chher, ihre Gedanken sti5
read-. rrscboll ein Hilferuf. Janiiia’s
Herzschlag setzte aus vor Schreck. Aber
Dann nahm sie txllen Muth zusammen
und ries: »Wer da?«
»Ein armer Bursche, der nicht mehr
weiter taan vor Wehl« klang esi ganz
untre-.
; Einen Moment zögerte sie noch Und
ist-erlegte, ob sie nicht schnell den Vater
holen sollte. Ja, aber vorher mußte sie
doch wissen, toc der Berunglücku zu su
»ct«.-e:- sei. So ging sie denn dem Tone
nocls nnd lngte vorsichtig abwärts-. Ein
Stück unter ihr, auf einem tleinenFelLT
plateau laa der Jüngling. Der Mond
befchien eine schlanke, geschmeidige Ge
stalt. tin blasses-, licbets Gesicht, aus
dem ein Paar große, schtosrrrniithigeAu
aen verwundert zu dem schönen Mäd
chen aussehen.
Selene lMondqöttint selbst?« sagte
er, hingerissen von ihre-n thrblick Ja
nina lachte leise. »Mein Schäfchen
Tit-jene schläft sztion langes-« meinte sie
neckisctk ,Jch bin die Tochter res Hir
ten «.-sii«.1ttios:, Zaum-, wenn Its-r visi
teicht schon von uns irehört habt!«
»Nein. Janina!« antwortete er und
schaute sie unverwandt an, so daß sie
heftig erröthete. »Und ich«, sprach er
nach einer langen Weile, »ich bin Der
Schwammsischer tkiarzisz nnd toinme
von Sparti, wo ich meine Mutter be
stattete· Ueber Den Berapafz wollt« ich
zuriid an’5 «)«.eer, verirrte mich aber
und glitt zu allein Unheil noch auf
Sct,ieserges;ein aus und verletzte mir
den Zins-» tUtiihsam kroch ich vorxvärtsz
nnd seitdem eg nun Nacht ist, liege ich
hier! Ich hörte Euch seiifz::i, Janina,
nno ten Stein fallen uno da rikf ich
nni Hilfe!«
»Halt Jst schlixnn.e Schi"n:rzent"
fragte das Mädeler verlegen. Narzifz
besahte. Hasiia stieg Janina abwärts
und stand nach wenigen Minuten ne
ben ihm. »Wenn Jhr’s versuchen wollt’
aufzusteh’n, ich will Euch ftijtzent Viel
leicht gelangen wir doch zum Zelt, wo
ich nach Eurem lranlen Fuß sehen
will!« meinte sie mit scheuern Lächeln
und faßte nach seiner hand. Sie dach
te aar nicht an die Hilfe ihres Vaters.
Mit ihrer schönen, stattlichen Gestalt
stützte sie nach Kräften den schwanken
den Burschen; es wurde ihr schwer,
denn sie zitterte am ganzen Körper vor
Erregung und der Arm, den er um ih-v
ren Nacken gelegt hatte, machte sie zu
sanimenschauern.
Sehn-einend tasteten sie empor. Nur
einmal blickte sie in sein nabee Gesicht,
alg er bei einem Fehltritt laut stöhnte.
Da sah sie in die dunklen, mächtigen
Augen, die sie on’c— Meer erinnerten,
sah bleiche Lippen, die im Schmerz vi
e-rirten. Ein Sturm fazte die stille,
keusche Ijtädchenseele «Narzif3!« stam
melte Janina, und lehnte sich einen
Jlthemzug lang wie bewnfxtioo an die
Felswand
»Du bist erschöpft?« traate der But
sche erschroden· »Wir wollen rasten!«
Sie raiftc sieh auf und schüttelte den
Ki«pf, und mühsam gingen sie weiter.
Jm Zelt faul der Jüngling schwer oth
nkend aus dag- Fiell - Lager. Janina
badete ihm den Fuß im Bergquelltoasser
nnd verband ihn mit Diapalrna CPals
mensalbef und Leinwand, während Der
schlaftruntene Anatbog seinen Gast mit
Brot und Mastixschnapz erquickte.
Nach einer Stunde toar Narzisz ein
geschlafen. Auch der Vater leate sich
wieder hin. Nur Junina konnte an
teinen Schlaf denken Sie verließ das
Zelt, setzte sich draußen auf einen Stein
und starrte in den Mont. Als dieser
niederging, erhob sie sich toie träumend,
sliisterle leife »Nirziß«, unt schritt mit
gesenttem Haupt zu ten erwachten
Thieren.
Drei Wochen waren Anallios und
seine Tochter nun auf dem Berge, nnd
noch immer befand sieh Narzifz bei ih
nen. Wohl nur sein Fuß unter de:
sr.rgsatnen Pflege Janinlt·s so qut tvie
geheilt nnd er tonnte utnheraehen. aber
vom Weiterwandern war noch lein-:
Rede. So machte er sich denn nützlich,
tvo er konnte; er half die Herde bcwi
dien, schnitzte allerlei zierliche Geräthe
für den Haushalt und erzählte des
Abends von feinem miitffeliaen Hand
wert, seinen Meerfrhrten und Erleb
nissen.
Janina sprach nicht viel mit ihn-; sie
wich ihm beinahe aus-. Wenn er sie nicht
ansah, hafteten wohl des Oefteren ihre
Augen mit seltsame-i Schimmer an fei
nen Zügen; sobald er aber den Blick
hob, den warmen, göttlichen melancho
lischen Blick, ging sie erblassend hinwea.’
Eines Tages sah Narziii einen tlei
nen Zug von Menfchen denBera herauf-i
kommen. Er meldete es Anathos, unt-s
ider Alte beschatten seine Augen und
Isrrschie hinunter. »Ei, das ist ja Dav
lio und auch Nisi tommt, Nisii« sagt-:
er freudig. ;
»Natürlich Nisii Er reitet bequem
auf einem Lilianlthier unt- läßt es sichl
svon einein alieir Manne führen! Und
lDavlirUg vornehme Persönlichkeit
sbraucht die Begleitung von zwei Die-;
;nern!« spottete Janina, die auch heran l
’geireien war. »Und driri see-e ich auch
;Apollon, den schönen Itajavu damit-(
Hieri« setzte sie hinzu.
T ,,J.1, ja, gewiß, er ist’:·! Er acht ans
»der Seite Deiner schönen Freundin
;-Xar1dra, die sich im sasrangelbm Staa
;te wie ein Trutlzahn spreitei!« wars
sszlnatizos höher-nd ein. Janina lachte
»und sprang dein Zuge entgegen, in dem
zsie auch noch Verwandte und sonstigel
Bekannte entdeckt hatte. Mit diisierenl
Magen sah ilzr Narziß nack» s
« »Wer laru denn aus den Einfall,s
»ung- zu besucheu?« fragte Janina, als-H
Isie unter diauem Himmel vor dems
-Zelte deisaininensaßeu, unt sie Alle mitl
Heinein köstlich-en Agrukniaerissskit bewir
thete.
s ,,.l"?aiar-a, Kajava!« erscholl eiJ ein
stimmig. Janina blickte demselben voll
m die blitzend-en Augen. ,,Naiiirlich,I
»ich! Ich habe acht Tage Urlaub, iomrue·
sin die .f)ei·.rmil) und soll wieder abziesl
heu, cis-me die schöne, stolze, biss: Janiuax
gesehen zu l)aben?! Ich hatte Sehn-— !
fscrhr uacix Euch und seht, wir Viele nochi
zum mir!« l
Tas Mädchen liiteltr. ,,Si«.wiit3er!«s
sagte ers und tätschelte Selene, die sichi
sziirtlich herandrängte. Und Daplios
wie Nisi beneideten ihn voll Eisersurht’
uin dieses Lächeln. Narziß aber erhob
sieh und ging mit bleichem Gesicht fort.
Er haßte diesen Davlio, der Janina
eine Kalkidasse töstlichen Weines ge
bracht, diesen Risi, der sie mit Fluchen
Iund siißen Kuluria lVretzelni beschenkte
und noch mehr diesen iibermiithigen
Kaiava der Selene ein schönes, blaues
Band um den Hals gewunden!
s Von den Hunden unilreist, sprang
die Herde rinas tun die Gesellschaft her,
die Thiere waren aufgeregt und unru
hrg von dem Lärm nnd Lachen und den
fröhlichen Bewegs;ngen der Anwesen
den; die verwöhnte Selene ward ob des-,
vielen und ast ungestümen Vewuuderns
ihres neuen Halbfannuclesj seler nnd
sprang im Galopp davor-« sobald sich
ihr Jemand näherte. Besonders Xan
dra fand ein Vergnügen daran, das
Thierchen umherzuhetzen Sie war
ntiszgestimmt, weil Kasava keinen Blick
mehr siir sie hatte nnd nur Janina sah,"
und sie wollte diese ärgern, indem sie
ihren Liebling quälte.
Selene aber sprang wie toll und
blind vrn irr hinweg nnd lief-; sich nicht
haschen. Sie sprrng von Fels zu Fell-J
glitt plötzlich aus und verschwand in
einein schmalen Spalt in die Tiefe Ja
nina sprang entsetzt auf und brach in·
Thrönen aus« als- sie Selene von unten(
heraus wimmern hörte. s
»Seid ruhig, liebe Janina,« tröstete
sie Risi, »ich scheute Euch ein anderes
Schiischen, ein schöneres mit langem,
weichem Vließe!« l
siajava legte zärtlich die Hand aus
die Schulter der Weinenden und sagte
mit warmem Blick: »Seht, wenn ich
nicht in Unisorm wäre, ich würde Se
lene herausholen! Ganz gewiß, ich
wiirde es thun siir Sachl« E
Da iiberschell die Stimme David-As
alle Worte: ,,Fiinfzig Drachmen gebe
ich Denn der Selene wi,ederbringt!«
und sein Btia suchte den Jüngling, den
sie hier oben bei Anatlzoås und Jauina
vorgefunden, und dein cr’-:s nur zu gern
vergönnt hätte, wenn er in der Kluft zu
Grunde gegangen wäre. Aber noch ehe
er vollends ausgesprochen, trat Narzisz
uiit einem Strick aus kein Zelt, eilte
dem Unglücke-plain zu, band das eine
Stridende ern seinen Leib, das andere
nur einen lxohen Bamnsta-mn, nnd war
iui Nu in den-. SValt verschwunden
i
Mit Händen nnd Knieen tsennnte er
zwischen den Felsen und arbeitete sich
hinunter. Nach einer langen Weise er
tönte seine Stimme, ein Befehl, vorsich
tia am Stricke zu ziehen; es geschass,«
und nun tcnn daz- blutiqe, sammernke
Sei-Zischen zum Vorschein. Zkttrnd les-!
ste Janina es losz nnd übergab es den
Vater. Sie selbst huerte am Boden
und sah mit gesp: nnten tiigen und weit
geöfsneten Auan aus die Kluft Hin
nnterznblicken hatte sie nicht den Muth
Und wieder eine lanac, lancie Zeit, «
inb das todtblasse Gesicht von Narzisz
erschien über dem Felsen; mit blutenden
Händen schwang er sich beraus. Ert
wieg- jede Oitlse zuriicL Aber tauni’
war er einige Schritte genau-rein so
brach er tusannnein Sein trJnter Fuss,
vers-trete den Dienst, er iocir btutnnter »
laufen und wund. 7
Man hob Narzisg ans, setzte itni aus«
einen Stein und Janma begann, Don
tectworte stannnetnd, sosort ikyr Sams
riterwert. Davlio und Nisi bemühten
sich mit Anatbov um Selene, nnd ver
suchten durch jantniernde Angrnse dir-J
Mädchen von dem Jiinglina binweazn
leiten. Aber umsonst zanina he- tte
jetzt teinen Gedanken nnd tein Herz siir
Selene Sie tniete vor Nirsisz und
blickte dem halb Otincniicbtiaen bange
ins- Gesicht.
»Dein Fuss, Jtayisz, wie kenntest Dies
T einen Fus-, vergessen nnd disg Wagnisk
unternel)inen?! Du weißt, wie viel
corae und Miibe er mir machte, bis er
beil ward!« sagte sie mit zärtlichekn
Vortvurs. Narziß schloß die Augen s
»Du sollst von heute ab überhaupt
keine Mühe mehr mit inir stoben, denn
mit mir ist es nun dich so wie so nichts
mehr! hJch bin trank, schwer trank und
suhle Qualen, die nimmer schwinden
tverden!«
»Wo? Was sehst Dir? Was schmerzt
Dich?«« fragte das Mädchen etscheocke n.
Sie sagten »Du« zu einander und
merkten es nicht.
Da öffnete er die Augen nnd senkte
sie Voll heißer Trauer in die ihren:
»Das Hei-z, Jaiiina, dass Herz ist
krank!«
Ganz jäh stieg Jaiiina das Blut in
tic Wangen. Sie verstand ihn, und
senkte den Blick. »Ich kann und will
mich Tein Herz neilen!« sagte sie lei»e.
Nun trat Davlio heran, um die
Zion-spreche der Beiden zu stören. Er
war empört über die Giite Janinckss
gegen diesen hetgelciiifencn Fremdling.
»Hier, inein Bursche-, hast Du Deinen
Lohn!« redete er Nakziß an, ihm ver
ächtlich die Bantnoten hinhnltend.
Narzisz sah ihn verständnißlos rin;
er hatte ja die opferiiiuthigen Worte des
Gutsbesitzers nicht vernommen. -
»Was fällt Euch ein, mein Herrl«
siihr Janina aus, bleich vor Errequng
iind stolz den Kopf gehoben »Narziß
gab seiner Braut einen Beweis seiner
großen Liebe! Wenn diese edle That
einen Lohn heischt, si) habe ich ihn al
lein zii gedenk« «
Narziß faßte stürinisch nach ihrer«
Hand, die sie ilini zärtlich lächelnd über
ließ. Die ganze Gesellschaft war ver
blitfft. Aiicitth öffnete Den Mund,
iini zu sprechen, aber ein Blick ans Ja
niiia·s Augen gebot ilkin Schweigen
Die drei Beiverber schlichen Eian nach
dein Anderen heimlich nnd imitl·verbis
sen davon und fluchten dein heldenhasi
ten Narzisz iind der sclzBiien Janim
iiiilit ininosr.
Die uelsrigen vlieden uver Naan und
feierten in frölilicbster Stimmung die
Verlobung des- Paare3. Die Sterne
lslaßten schon, nnd noch immer klang
»Si:o« lLebe hoch) Sitt» Nar«iif-,« nnd
»Situ, Janina« durilx die Stille.
Alg Annilids zum ersten Male mit
seiner Tochter allein war-, machte er ilir
Vorwürf-. iilser iizre Wahlx der gold
fchwere Nisi nsollie ilnn gar nicht ans
dem Kopfe. Jnninu aber leuie den Am
um seinen Hinz und kiißie ihn. »Bitte-·
cben. der Aithurz meines Lieolinqs ließ
mich meine Verderber richtig erkennen:
Lliifi yat ein harte-z -c)erz, denn er hätte
Selene elend umkommen lassen nnd
dachte, dass niichstdelte Thier könnte ich
ebenso lieb hoben wie diese-Z; der schöne
Kaiava hat ein-- eitle Seele. denn fein
Wille inr gute-n Tbcii war geringer als
feine Liebe fiir seine Kleider: der ver
nehine Dnvlio bietet ziemäcblicli sein
Gelt- univ schiij Andere in’«:- Feuer,
denn er hat via-c kein Herz! Njczifz
aber, Viiterel)en, de-: liebe Narzisz l;.-.t
ein gutes Her-; nnd eine grosse opfer
frendige Liede zu mir! Mit ihn werd:
ich gliiellich werden, wenn er auch nur
ein armen Snnvcnunfisclser isi!«
Eine noli-ekle ,.81;Innt".
ums oer ivianignen Uejetze sur oav
sinnstgewerbe nnd die reproduttiocn
stünjte ist dchrunt-satz, das-, die Gren
zen innegehalien werden, die die spe
iielle, im einzelnen Falle gewählte Tech
nik dem Künstler zieht- Man soll fiel-·
die Eigenart des Iltatetials beachten,
mit dein man arbeitet, ttne sich nie:
malH an Dinge wagen, oie man mit
diesem oder jenem Material seiner
Natur nach gar nicht erreichen latth
Wohl soll man versuchen, alle Mög
lichkeiten, Iie eine Technit bietet, bis
aufs Letzte auszunutzen, aber sie selbst
soll immer noch erkennbar bleiben.
Es liegt etwas Unliinstlerifches darin,
wenn man Den Versuch .nacht, mit der
einen Technik die Wirkungen einer
anderen zu erreichen, ein minderwer
tbigeg Material so zu behandeln, daß
tet Beschauer beim ersten Blick glaubt,
ein anderes-, Ioertlxvollereg vor sich zu
haben Als der Holzschuitt durch die
Erfindungen der Atsierikaner undEngs
landes· zum ,,.t)-.1izstict)« Wurde, als die
Oelzfchneider sitt) also dnran machten,
statt derLinien Tiöne zu gerett, statt tnit
Etrichzeitkmung und Conturenfiilirung
auf farbige Lichteffecte auszugeben, d.
h. den Fiupferstechern Conrurrenz zu
machen, verlor er seinen kiinstlerischen
Charalter und verfant allmählich in
einen handwerksmäßigen Betrieb, ans
dem ihn erst die Riickkebt zu seinen ein:
fachen PrinciPEen wieder rettete. Wenn
jetzt die ,,Kiinstlerpbotographen« durch
bunte Platten und unsäglich ntiilseoolle
Bitt-tauchen Bilder herstellen, die wie
Aquaielle oder Pastelle aussehen feil
len, so sündigen sie wider den Geist
der Photographie. Wenn einzelne
stanzofische Fabrikanten, die Pater-ten
herstellen, aug gebranntem Porzellan
nicht nur FtiioeL Töpfe, Schüsseln,
V.iseti, sondern auch ganze Figuren,
Thiere, Menschenköpfe u. s. w. auf den
Marlt bringen, so pfuschen sie der Pla
stit in’H Handwerk Und so niiißte
ntan fiel: im Print-its auch gegen den
Versuch erklären, den eine Dresdeness
Dante, Fräulein otlara tsiipberger, ge
tnaebt bat: die In der Dresdener Gal
lerie befindliche »sixtinifcbe Madonna«
tttafaelg in Originalgröfze natb,;n
stirten!.:3u fünfjähriger angestrengter
Arbeit ltat sie ihr Wert vollendet, dass
ietzt in Berlin fiir einige Zeit aus
gestellt ist und cllgeineineg Aufsehen
erregt.
Jni Princip niiißte man siclk dage
gen erklären. Man kann das Gesiibl
nicht unterdrücken, das-, eine Nat-el
kiinstlerin von solcken Fähigkeiten nnd
solcher Energie sicherlich lnlinenden
Themata finden tönnte. Auf dein
eigentlichen Gebiet der Kunststickerei isi
noch unendlich viel zu leisten, und intn
man es int Grunde bedauern, daß ein
Talent wie Fräulein Ripberger sich
mit Nabel und Faden auf ein Feld
begiebt, das anderen Gesetzen unter
worsen ist und sich mit diesen Innen
tnenten kaum erobern läßt. Es kann
nicht die Aufgabe der Stickerel sein, das
Amt der Bildercopisten zu übernehme-U
ihre ganze Art weist sie auf anderePeo-s
Eleme.
Seht man jedoch einmal von solchen
principiellen Bedenken ab, se kann
nmn der merkwürdigen Arbeit der
Dresdenerin seine bewundernd-e Aner
kennung nicht versagen Denn es ist
erstaunlich, was sie geleistet hat. Wie
sie der Farbenharmonie des Vorbildu
nachzustreben wußte. Wie sie es ver
stand, die schönen Linien, die Plastik
der Gestalten und ihre lvallenden Ge
wänder wiederzugeben Und tme sie es
schließlich mit Ihrer spröden Tsitntil
erreicht bat, die heilige Stimmung des
Originals annähernd zu treffen. Un
aliinbiti prüfen wir manche Stellen, nie
ten schweren Brocatmantel des Sizi
tus und den leichten durchsichtigen
Schleier am Arme der Barbara, dann
besonders den Himmel des Hintergrun
des und die Augen der Maoonna nnd
des C"t)ristiiskindes, die uns so seelen
voll anbliaten. Aber es ist in der That
Alles gestickt, und nichts ist unter-: oder
überm-alt Die Cnpie ist in allen Ein
zelheiten ganz genau. Sogar die eine
Stelle des Originale-, die zu mannich
fachen Erörterungen geführt hat, ist
correct wiedergegeben Steht man
nämlich vor dem Rafacl’schen Meister-:
werte nnd betrachtet alle Stellen mit
der gleichen Aufmerksamkeit, so scheint
es, als habe dei- heilige Papst Sie
ins ----- sechs Finaert Das ist aber
weder ein Fehler des Malers noch eine
Eigenschaft deg- »gliicllick,ien Sixtus«
gewesen, sondern wir haben es hier mit
einer optischen Tauseiiiing zu thun, die
dadurch hervorgeruer wird, daß ein
Ilieil der rechten inneren Handfläche
dec-v Papstes seltsam beleuchtet ist nnd
dem ersten Blick dadurch ein sechster
Finger erscheint. Die Eigenthiinilichs
teit findet sicn anf Fräulein Ripbergers
Stieterei nieder-! Sie ist kier niiit ter
sicktirii, soniein hat siels in Folge der
etisoliiten Treue Dei Nachbildiinei ranz
Von se lljst ein-ge stellt
Dei Unterarund desVitdeiJ ist gr-.iiie,
ziemlich stark-« Leinwand-, ans der die
Kiinstlerin ,;:iiiäelkst die originaleirosze
Zeichnung ciigsiihite Das Ganze ist
dann iiiii de iiisctier zyilosella Seide, die
Vorher zieloclit nnd ekebleicht wurde, da
itiit die Farbe i nicht Verblassen, gestickt.
Fräulein siti 1tgrcier list sit) di zii eine
eigenirtioe Technik ersonnen. Stitk
desJ neiniilntiilien Plott iind Kreuz
stiazc, welch letzterer meist bei Gabel-Ins
nqeiimndt wurde und wird, iriililte si:
den Stitsiich und seine zittert den so
aeiiniinteis ,,D Decke hrten Hinieisti a,« . Hin
flntter, breiter Manier und mit sehr
Hirt-tin Ja .sen inint fette n Nis- iedd
chen in einer Nabel) ist das Bild lier
(iestetlt. Ost liegt iilsei er ersten Lage
noch eine zweite liiinner e, wenn e» » i
erkenn-« l;and-:iie, Gentiiien zn verni
siiien rker arelle Lichter zii dampfen.
Natiirlicti mußte Alles end derSprcielie
der Oclfarbe in die der Seide übersetzt
weiden, nnd dabei ergaben sich große
Schwierigkeiten Um ten feinsten
Schattirnngen und roloristischentltuan'
ccn des Originals nachzugehen zerlegie
sie sich die Farbe der einzelnen Stellen
in ihre Elemente, nicht gerade wie die
Neo-Jmpressionisten mit ihrer »mit
senschastlichcn, prikmatischen Farben
3crlegung«, aber sehr ähnlich wie deren
Vorgänger, der Jtaliener Giovanni
Segantini, an dessen Bilder man erin:
nert wird, wenn man nat-e an Fräu
lein Riphergeu Arbeit herantritt.
Nicht selten wurde auch, nin gewisse
letönungen nnd beseitderg wxikhe
Uebergänge zu erhalten, der Faden
getheilt und dann aus verschiedeiifar
bigen dünneren Fädcben ein neuer
Faden zusammengesetzt, der die »ar
wiinschte farbige Wirkung that. Ein
meitereg technisches RiffIneitient ist das
Drehen des Fa«s?ens, dass die Künstler-in
c-n«srsandte, nni den Raum zu wahren
und die Perspettive darzustellen; denn
der gedrehte Faden zerstreut dag- Licht!
Der ganze Hintergrund mit den in den
Wolken verschwimmenden Engelgkövsen
ist so gearbeitet.
lind trotz aller dieser complicirten
Manipnlazionen ist Fräulein Nie-ser
ger nicht in den Einzelheiten stecken
geblieben Das Ganze hat einen durch
aus eint-zeitlichen Charakter nnd zau
bert nng in der That etwas von dein
Eindruck Des unsterblichen Vorbildexs
berbeik Es wird mir versichert, daß die
Kiinstlerin wohl zeithnen, aber nieman
nieklen gelernt hat-e. Uni so erstaun
lieber ist ce, wie sie ihr ungeborener
nialerisclker Sinn hier sicher geleitet hat.
Aber nnn hoffen wir, das-. die »New-If
inalerin« nicht zu stolz sein ioird, die
sen nnlerischen Sinn und diesen Fleis-,
in den Dienst dep- eiaentlichen Kunst
aetoetbcsz zn stellen. Wenn sie das ttnit,
so haben wir ohne Ziosisel noch Gsnßcz
von ihr .;n erto.1rte. ! M. O.
----- v——-..O——«———-—
unnlauvigcr Thomas-.
Neulirh stel;r ich niit rinnt-»in Iieiiein
einein kleinen, deroen But-seiten voi: 4
Jahren, iin Diimnieifctxin am Fensissr
nnd zeige ihni die nach und tax-is tu
dortretenden Sterne.
«Wo kommen denn di: Stern-.- tier,
Tante28« fragte der Kleine.
»Die müssen die Engel da oben nai)
nnd nach anziinden«, antwortete ich
il:ni.
»Nee, das glaub ich nirlit«, sagte der
kleine Kerl, »der liebe Gott lässt die
kleinen Jungen nicht so hernmloleln.«
-——-.«-- OOO - s« «
Ju weiter Fern-.
Herr: Kommen kenn die Damen
noch nicht? · »
Dienen Nein. die haben erst ange
fangen, sich ,,Adien« zn sagen.