Li f W H--«. per-u seh-stets steinerne-. l Humareste von Paul GaxiloL i Deutsch von E H e r r ni n n n. l. Herr nnd Frau Bibonet· Besiner oer in ganz XI« rührt-liebst bekannten Schnitiioaarenhandlung »Ihr großen Scheerc,'« hatten ihr Geschäft aerlaufi nnd sich mit einein bescheidenen Vermö gen in’·g Privatleden ·-.uriickaezagen. Dieser pldtzliche Existenzidechset hat te bei den beiden tsheaatten eine sehr verschiedene Wirtnna hervorgebracht Frau Bibrnet isatte keinen anderen Wunsch, als ruhig und friedlich en id "renr tpäizklichen Herde zu sitzen; Herr Vibonet aber träumte nur nott- donRei sen nnd itlbenteuerik »thrbaftia, ich nat-se Lust· mir dir Welt ein wenig nnznfchenl Wenn tnir nach Paris aincienZ Was simsl In daru?« Ficziz Bibonet traute ihren Ohren nicht: »Id: niich Bari-Y« rief sie ais-; »Na tenlst Tn bin?« Und sie falteie irontm die Hände, wie mn den Himmel zu bitten, ihr-in Gatten den Verstand wiederzugeben Aber Eusebius lmttr seine Idee nnd er war nicht der Mann, sie ialeicbk nsie der feilren zu lassen. Er wartete gediildic, bis der erste Schreck sich aeleat hatte: dann ginn ei vorsichtig und geschickt wieder nun An ariss iiber. Nin ersente er das-: »Wenn wir nach Paris ninaen?« Dirch1 »Wenn ist«- net-b Bari-·- ninge ?« Frau Bibonet, die doo setinsiichtige Verlornen ihrer Axliirnnes sah, gab schließlich nach. nnd es ivnrde beschlas sen, daß Herr Bilsonet in den nächsten schönen Tagen nach Paris aeljen sollte-. Var seiner Abreis: innsrte er zaltl reiche ante Leiiren und tsrniabnnngen über sich ergeben lassen. Tag Einnain hatte nnr wenia gelesen; indessen einige lieine Bücher. in denen von den titc - fahren der Haiirtitart. von den ver schiedenerlei Fallstriden. welche die Schritte nneriabrener Provinrler dort bedrohten dick Rede writ, hatten den an ten Leisten eine große Furcht eingeilösit. Euseking versprach fein-r Frau. recht vorsichtig in sein nnd Jiieinandeni zu trauen. U Seinen Koffer in der einen, Schirm esnb Etvrt in der anderen .i·)ernd, schritt Herr Bibonet bei feiner Antunft ani dein Pariser Lftkijbnbcfe die innere-r Reihen der Drkschten ob nnd fudxte mit: den Augen einen Kutfrber der imeer i trsnen einflöftte Fotch Sein Ern 1 nren befriedicte ibn annz und qar nicht. Die Vntknbefeirsnfabrten lassen in die ferBesiihunq manchmal ettmg en toii«.-.:. sben übria, nnd on diesernALende schi- ’ nen ihm sowohl die Fnbriverte, wie ihrei Lenker sehr verdächtia. Er entschloft firtr indessen, in einen der Werken u: steinen. Er batte nrn einem vertäi«.iiet)est, be scheidet-en Ortes sprechen hören, in der Rue Tcsranne: rr rief dem Kutscher diese Abreise en. s »Wns, RneToranne?" ach oieser ru-( iäetz ,«eristirt nicht niel«rk« i Diese Ztrcfie irr-or rllerdinag nieder aerisfen nnd durch den Boulevnrd St Gernmin ersetzt morden: aber Herr W seinet, deng Diese tfinielheiten nijit be tsnnt waret-, firbite ein entschiedene-: Miketrauen Do burte nrcn sie n , diese Pariser. immer ateirb bereit, die Leute zu täufcben nnd irrerniijtsrein Er tereute seine Uebereiltbeit. nnd indem er feinen Koffer wieder erariff. schickte er sich an. den Woaen zu versatsen Diese Beiveaunq rrsar aber durchacm llfchk nach seen Geschmeide des Kui fchers. Er stiea rasch vrn seinem Vort. schob herrn Bibonet ohne jede Umstände ins Jnrere zurück. schloß besti- den Wa uenschlaes und saate in derbern Tone: »Ich werde Sie trotzdem hinführen . . . rter wenigstens beinahe. Sie wer den sich wohl allein zurecht finden!" Eusebiuc war nicht tapfer: auch hat te er Furcht seine Furcht. in zeigen, er ließ sich willia fahren und befand sic? nach Berlan einer Helden Stunde in einer engen Straße, vor der Tbiir eines Hotels von wenia empfehlendem Aeu In n Wir sind in ier Nile Sc1i11i-·Uere5,« soqie der Hin ich-r »Das ist in Jbrem Viertel. Sie meiden fim Vier nicht schlecht keijnkenk »Dir nein, cekrsiiz niei,l. mein .c)err!« sprach eine biete sicut, die Beistzerin, welche hinzulml Auf einen Wink non il.r bemächticie sich ein Hausdiener tin lieiietnibe des Herrn Bibonel. Dieser Unierwnrf ii.u dem Lilillen best Geichicks, Sag enllilnden issirler ner als er, Und ließ sich in ein Kunst-er fiikT ren, Ioo er eine sehr schlechte Worts oer brachte· Arn anderen Moraen war er no Möalsch noch iossunqslolen daz- Isle räulch ber Straße. die keiliindiae iln rrhe ichüchietten ihn ein. lfrii nnd dern zweitensriiisiiiick iiihlle er lich wie der ein wenia aelliirlt nnd er ivasqle es oi.ky,1s.geden. aber allein. Er baue ei-« nen zu großen Respekt vor den Ten« felsierlen von Patilem Er begab lich auf ten Bouleorro und bemerkte bald eine Kirche - Seini Gernrain des -· Pres; vor oeni Eins onge hielt ein Leichenwaaen nebst einer sagen Reihe von Traueekarossen. »Ein großes Leichenbeqängrriß,«« mai-neue ee für sich. Bei diesem Anblick fuhr Herrn Bibo net plöslich ein Gebot-le durch den Kopi «Patis soll herrliche Friedhofe besi Ien. Ich werde been Leichenwagen fol gen. Die Lebenden sind hier su belriis gerisch, aber es wäre entschieden this rick-(, zu fürchten, daß mir dieser Todte einen bösen Streich srsielen könnte. Er nirr mich zweifellos dorthin führe-L irr-hin ich neben wil ti- sugte sich, tap. mnn es ilnn innm tieriideln würde, wenn er diesem Lei chenbegängniß solgte, nnd er schloß sich den Personen an, die ani- ier Kirche tasten Der Zug setzte sitt-, in Bewegung. Sein Erstaunen war ums-« als er sc »i) dnsk einem sc- ist Ihnen Leiche-non qun so koeniqLejdtrngxende colqtem denn .(s-tnesehen Von einem älteren Herrn, der, Irrie er, schwan Gekleidet war, bemerkte lcr nur noch drei Männer in mein oder weniger dunklen Uli ziiqenx Die präritti uen Tronertnrossm waret leer, voll ! .·cL1:in leer » »Ein Homer, oem man qar wenig Jlshre erweist: iraent ein reicher Jung ’a»esel1e wahrscheinlich, aber ohne Fa ;niilie!« dachte er. ; Ein peinlicheg Gefühl beschlich ihn« liich da inmitten eines kleinen Trupp-: »zn befinden. Er hatte gehosst, sich in leiner größeren Menge zu verlieren. Nil-see schließlich war ja seine Hand lnnarstveise in leiner Weise tadelnss thettlt, und er schritt tapser immer wei ter hinter dem Sarae her. J Bald vermehrte sich indessen sein Uns lnhagen Jeder Einzelne seiner Gefähr ten nnssterte ihn mit einein hastigen Blicke, schien überrascht, ihn im schwar zen Gehtock nndtveiszer Kravatte zu sehen. hemmte dann plötzlich denSchrttl nnd verschwand hinter ihm. dergestalt« »daß er sieh bald an der Spitze des Zu ges befand. Es sah aerade aus, als oh er der nächste Verwandte aelvesen wäre. Zartsiihlend, wie er war, erröthete er bei dem Gedanken, einen Platz einzu nehmen der ihm nicht gebührte, und er bemühte sich nun, seinerseits zurückzu bleiden; aber die übriaen Personen wa ien damit durchaus- nicht einverstanden nnd tvetteiserten mit ihm an Beschei »renheit und Demut-, sodaß ihn schließ lich eine ziemlich große Distanz vcir Leichenwaaen trennte. »Nimm Sie, bitte. vor, inein Herr!' sagte der Ceremonienmeister zu Gusc hins. Herr Bibonet tvaate eg nicht, etwas einzuwenden oder zu widerstehen; es iwar nicht der Auaenbliet und der Ort mu. »thald ich auf tem Friedhofe bin, mache ich mich aus dem Staube!« dach te er. Er hatte seine kitechnnna ohne den scltwauaelieideten älteren Herrn ne maelzt, der ihm nicht von den Fersen tri.l«; er mußte noch der ajnzen Be gräbnis-, Serernesnie beiwohnen. » U Endlieh war auch das vorüber. Er lann nun aehen. Schon dreht er sich aus den Absätzen Um . . . ,,l2inen Magens-litt bitte, meinHerr,' surrte der schwarzgelleidete Herr. »Mir nrch eine kleine Fonnalitat Waxlen Eie mir gesalligst Jltren Namen sa nen-’« Bei diesen Watten aldnbt Bibonet ftch verloren. Seinen Namens Warnnn um Him melötoillenf Nun hat er nrch einen dö sen Handel aus dein Hals! Yluaen scheinlich hat man entdeckt, daß er den Todten qae nicht lannte, man hält ihn siir einen Jntriaanten. fiir einen Schwindler, und man will ihn siir seine Verniessenheit. einem Todten aus diese Weise dis- zum Grabe zu folgen, dar Gericht eitiren! . .. Der Schweiß verlt an seinen Zchlij sen 4 « isten Namen und Ihre Adresse, ioenn ich bitten dnrft« wiederholte der alte Herr mit höflicher Beftinimtdeit »Es- ift absolut iiotliirsendici. Jeti bin der Notar deg Verftorbenen.« tlnd er iiderreicht ihm eine Marte, auf welcher Eiifebius in feiner Beftiirziing niir mit Mühe dief: Worte in lefen ver man: Maitre Calin Nester. Ich werde feinem Leichendegöiiqniß inclir folgen, faate sich der arme Mann. Dieser Entschluß konnte allenfalls fiir die Zukunft von Belanq fein: für den Augenblick aber hielt er es für dass Bette, der Aufforderung des Maitre Calin Folge zu leisten, nnd er iiiitioor tete stotternd: »Bibonet, tfiifebii:r—, Tltentier, Ettiie Sainte - Pereg 175.« tsr faqte nichts non feiner Gebiirtg findt; er hoffte fo billiger davon zii tun-nen. Der Notar lriijelte ein paar steilen iii fein Notiibiich Punkte. verneigte si-.i«, iind ciinci wen. tfufebiiik tlitit di.sselt«e. oline viel Zeit .iii verlieren. Was würde ilini ni-:i iisutil gefcliclienk Da er Rieiiiandein feine Befürchtungen ceniertrauen konnte. ivui fein Kopf bald voll der fchlimiiiiten Befürchtun gen. Vollftiindia entiniitbicit. dachte er iiur noch daran fo rnfcjs als möglich einer Stadt den Rücken ein tel;ren, wo its-n auf Schritt iind Tritt den iirnften Gefahren ausaefett war. Getan hatte ei- feine Vorbereiuinqeis zur Akteife -1etroffen, iilrs er. aegeti sitt tllsr Abends ini Biiieau des Liotelg, tco er feine Rechitiiiia bealich, neuen ei nen Biiifträaer ic-nnte. der niii lnistei Stimme fraote: »denn Biboiiet. äiufebius. Nentier . . . Ein einqefchtiebener Brief . . . . haben Sie fo einen hier?« » »Da ift Herr Bidonet felbf,« erwi derte die Besitzer-in »Ab, fchöi . . . ltnterfchteibeii Sie . . . hier« bitte . . . Guten Abend« Eufebius drehte und wendete den Brief zwtfchen feinen Fingern. Er wagte ei nicht. ihn zu öffnen, fi) sehr fürchtete er eln llnaliiet. Schließlich Heda-nie er sich seiner Schwäche, zersißs den llmschlaa und las. i Geehrterherrl ; » ie tretan hiermit ersucht, sich mor aen Lkor iittaq, geaen 10 Uhr in einer As aeltaenheit inelbeSie selbst be. rifst ruf niiinein Vureau cinzusindenx Ihre persönliche Anwesenheit ist iinerläßliß. Genelxiniaen Sie, mein Herr, u.s.to. ; Der Bries tri:a die Adresse: Calin, Wotan tsine de Rceneg 208. l Herr Bibonei war änastlicsier als zu ,v-)r. Die Sache nahm eine böse Wen dana. Er konnte nun selbst nicht ein inal mehr daran denken, sich zu fliich i en; man war ihm auf der Spur mai · Imiirde ilm jederzeit wiederfinden! ; Was wollte man von ihm? Er liat te doch schließlich nichts Schlechte-J ac itbanl Er entschloß sich denn, mehr Lsneraie gii keinen· Er wollte seinele ’ reise ncsch verschieben und am nächstenl .Moraen Herrn (5alin aufsuchm ier miirde ihm alles riicilialtzlog einaestrk Il)en, sitt-, ihn-, wern nöthia, zu ffiisxenj zinersriu »in zu erreichen, das-, der Za-; äche nicht Folge neaeben würde. i 4. l Zum zweitenmal schlief er nicht. -—— Lange vor zehn Uhr schon befand er sich. in der Rue de Reniieg. Er trat in die! «Kanzlei, wie ein Ver.1rtheilter in sein! eGefängnifk Nah einian Minuten ge ’leitete man ihn in das Kabinett des lNotais. »Mein Herr, ick versichere Sie . . . glauben Sie mir . . . ich bin ein an ständiger N««ensch!« rief er gertnirschh indem er eintrat. »Ich zweifle nicht daran.« sagte der Notar. »Und ich bin glücklich iiher das, zwas Ihnen wider-fährt Bitte, nehmen lSie Platz. Herr . . · Und nun haben iSie die Güte, mir die Embfanggbeftii ltigung zu unterschreiben.« Ohne eine Antwort abzuwarten, öff »nete der Notar seine Kasse, entnahm derselben zehn große Banlscheine und» breitete sie geschäftömasiia aus feinem: Schreiltifche aus ’ »Hier sind zehntausend-Franks « sag te er; bitte. wollen Sie nachzahlem Einein Herr« j »Die zehntausend Trank-IV riefEui sebius aus; »was soll das heifzen?«· »Sie sind nicht unterrichtet? . . . Das gereicht Ihnen noch mehr zur Ehre! .. Der Baron Raben, mein leider ver Estorhener silient, wußte, daß ihn die Seinigen l)aßten. Er sah demnach vor aus, daß sein Leichenbegängniß unter sehr geringer Theilnahme verlaufen swiirdr. Um nun die treuen Freunde zu belohnen, die seiner fterblichen Exiilie bis ans Ende fol en würden, oder auch, um denen, die ieh dieser Pflicht ent ziehen würden, Reue einzuflöfien — genug, er hat jenen Personen, die sei nem Begräbnisse beiwohnen würden. testanientarisch eine Summe von vier zigtausend Francsg vermacht . . .. Ich »als Notar-, kann an diesem Vermächti nisie nicht partizipiererL Sie sind also Ihr-r nur vier, welche die von dein Ver storbenen auferlegten Bedingungen er J füllen. tlnd auf diesen Rechtsanspruch ihin übermittle ich Ihnen die zehntau send Fanto. s Herr Bibonet war von dieser Rede vso iiherrascht und so verblüfft, daf; ers momentan die Sprache verlor. Man hätte ihm allen Ernstes fiir einen Auto inaten halten können. Gleichwohl un terzeichnete er auf das Ersuchen des Notars endlich die dargelegte Quittnng, schob das Geld ein und befand sich einen Augenblick später wieder auf der Straße. tfr war wie betrunken. Die zehn Tausendfrancischeine sbrannten ihm auf der Brust. Er hatte «eine schreckliche Angst, daß man sie ihm stehlen könnte. Er suchte schleunigst sein Hotel wieder auf und wagte sich nicht mehr vor die Thüre, bis tu dem zAuaenblicle, wo er sich entschloß, nach «X’«’« zurückzukehren, um vor allem das tleine Vermögen in Sicherheit zu bringen, das ihm da so unverhofft in den Schoon gefallen war. i 5. Sofort bei feiner Ankunft »;cg er Frau Bibonet in fein Zimmer, wo er sich einschloß, um ihr das Abenteuer zu erzählen. i Aber sein geheimnisvolles Wesen war ihrer Magd, einer dicken, alhemen lund neugierigen Person, aufgefallen , Sie stürzte den beiden Ehegatten Hiach und legte dag Ohr ans Schlüssel lloch s ,,Hn:nnlis-.he Giittei« rief sie aug, Hals iie den Bericht des Herrn Bibonet hörte, »welch eine Stadt dieses Pa ,ri:«!« Und sie eilte davon und erzählte die Geschichte den Klatschbasen desZ Vier itelg, die auf diese Weise, nicht ohne sllteid und Bedauern, erfuhren, das-, ,man in der Hauptstadt allen denen, die mit einer Leiche gingen, zehntausend France aab. Einige der Aliigsten von ihnen sollen sich sofort nach Paris be geben haben, leider ohne eine gleich wunderthiitige Leiche gefunden zu ha ben. I cm Neunter-gewiesen Einst kam zum Papa WeanqeL delm . bekannten General Feldmcefchall, Berlin ein Nachtwächter nnd bat varn gelassen in wetten. cis war gerade -’·ike11iulsk· i Der «Ji1c1nioächter amtnlirt En sEkcellenz zum Neuen Jakite!« beginnt ter Hütet »der nöchtlicken Ruhe « »Dante, dank-, mein Schn«, spricht Papa WkanneL ,,1viinfche eg- dir gleich ; falls! Was haft du denn im vorigen k Jahre bekomme-P i ,,,Nichi«5 ExeellenzB »Na, dasselbe sollst du auch dies-mal » wieder haben mein Sohns« Sspeacky nnd ging von dannen. H this Haidamm hohen Kreisen. W e w - r. Untien Vsn L »Die Kaiserin war begleitet von der Hosdame Gräfin X,« so kann man häufig in der Berliner Zeitungen le;in. Verhaltnißmäßig gering aber ist die Kenntniß über denLientt und dieThä iigleit der Hofdamem und somit wer-— den die folgenden Zeilen unseren Lese rinnen willkommen sein, weil sie ihnen nicht nur Aufklärung und Belehrung, sondern auch verschiedene interessante Einzelheiten bringen dürften. · Das Amt der Hosdainen ist ein Ehrenamt, für welches keine Bezahlung geleistet wird. Eis giebt eigentlich zwei Arten von Hofdamen, nämlich diejeni gen vrin persönlichen Dienst, nnd die vom g r o sz e n Dienst. Hof domen können nur jüngere Damen aus den ersten Familien des Landeö wer den, und ees kommt dabei weniger Lag Alter der Familie, als ihr Ruf in Be tracht· Ein nothtvendigeg Erfordernifz für eine Hof-danke ist auch noch Reich thnrn, denn allein der Aufwand für Toiletten, der jährlich gemacht werden musi, belänfi sich auf viele Tausende von Mark Die Hofdamen vom persönlichen Tienst haben freie Wohnung, Verpftesi gung und Bedienung, alles Ueberige aber müssen sie sich selbst stellen· Zu Weihnachten und zu ihren Geburts tagen erhalten sie vrn den Majesläten allerdings kostbire Geschenke, nnd es kommt auch vor, daß die Kaiserin ih nen einmal ein Stück zu ihrer Toilette schenkt, ein-a ein kostbare-:- Stück Gold brokat, goldgestickte Seidenstoffe, Pelz wert, Spitzen, Fächer nnd dergleichen, das Alles aber wiegt nicht im Entfern testen den Aufwand auf, den eine Hof dame bei gewissen Gelegenheiten ma chen muß. Kostet doch eine größere zeitlich-leih wie zum Beispiel eine-Hoch zeit im deutschen Kaiserhanse, jeder Hofdame 55000 bis 5000 Mark nur an Toiletten. Der Dienst der Hi sdainen, die be ständig um die Kaiserin sind, ist dabei keineswegs leicht, sehr oft sogar im höchsten Grade anstrengend nnd er schöpfend Der Dienst vollzieht sich täglich mit militärischer Ordnung, wisc wir noch sehen werden, nnd bei besan deren Gelegenheiten nimmt er die Thä-» tigkeit der Hofdamen Tag nnd Nacht in Anspruch. Die Vorlheile, welche die Hofdamet dafür hat, sind nur indirekte und kei neswegs- materielle. Sie hat die Ehre des nächsten llmgangeo mit der Rai skrin und den Mitgliedern des Kaiser hauseg, ist bei allen wichtigen Vorgän gen, bei allen Festlichkeiten dabei und bat die günstige Gelegenheit, sich mits einem der ersten Kavaliere des Jn-s oder Ausland-es zu verheirathen. Zu ihrem Dienst gelangen sie meist nicht so ohne weiteres. Das Kaiser paar sucht sich ans der ihm vorgeleg ien Liste ven Kandidatinnen die jun gen Damen besonders aus, welche zu» Hosdamen ernannt werden sollen. Dies Maiestäten setzen wohl auch, wenn eine Familie besonders ausgezeichnet und geehrt werden soll, selbst Namen auf die Liste, welche senst nur von dem Ober : Geremonienmeisteramt angefer tigt wird. Natürlich kommen nur Damen auf die Liste, welche sich um dieses Ehrenamt bereits bewarben haben nnd über deren persönliche Ver hältnisse und deren Familien man ganz genau unterrichtet ist. Die Hofdamen unterstehen in Bezug ans Anordnung des Dien tes und ihre Einberufung zu demselben der Ober hosmeifterein, dagegen in ihrer Eigen schaft als sogenannte Hoschargen nnd insofern es sich um ihre Unterbrin gung, Verpflegung, Beförderung aus Reisen und so weiter handelt, dem Hofmarschallamt oder dem königlichen Hausministerium Die Hosdamen vom großen Dienst sind nicht immer in der Umgebung der Kaiserin und wohnen nicht imSchlosfe. Sie sind nicht einmal in Berlin, wenn ihre Eltern oder Angehörigen nicht zu fällig dort wohnen. Sie treten nur bei großen Festlichkeitem bei denen sie ge wissermaßen als Dekoration wirken, ein, nnd bilden das Gefolge der Rai serin. Dagegen sind die Hofdamen vorn persönlichen Dienst beständig nin die Kaiserin, wohnen und schlafen im Schlosse, reisen niit ihr, fahren mit ihr aug, kurzum gehören gewissermaßen lZur Familie. lLiuaenblictlieti hat Nr deutsche Mai serin drei Hofbarnen vom persönlichen Tienst: die Gräfin Keller, Fräulein v. Otersoorfs nnd Fräulein o. Basses witz. Diese lösen einander ab, aeinolm lich haben vzwei Von ihnen zusammen Dienst, während die dritte dienstfrei ist. Ertrantt eine der Hofdaiiien, so ioiro aug der Zahl der Hcsfdamen vom grofzen Dienst eine anghilssweise kuui persönlichen Dienst einberufen. Die hofdanien vorn persönlichen Dienst sind fast ausnahmslos unver f)eiratt)et, um sich ganz und gar iliren Pflichten ivirnnen zu können. Verhei rathen sie sich, so können sie nur im Dienst bleiben, wenn ihr Wohnort Ber-l lin ist, und der Gatte selbst im Hof-s Dienst steht. Den aus dem Dienst schei Ienden Hosdamen bleibt das lebhaste Interesse nicht nur der Kaiserin. fon Iern auch der ganzen kaiserlichenFamis ’ie erhalten, und von allen Voraänaen, velche die ehemalige Hosdame betreffen, iinnnt man in der Kaiserfamilie eifrig end mit Wärme Kenntniß. Betrachten wir nun, um den Diean der Hofdainen am Berliner Hofe ten ren zu lernen, das Tagewerk einerHos same roni persönlichen Dienst. — Die Kaiserin steht inc Winter um« sieben Uhr, im Sommer um sechs UTer aus Eine der dienstbabenden Hos Damen muß schon vor diesem Zeit-« puntie in den idjisnLide der Kiiise.! rin sein,i-1n sich, in i:berzencien, dass« Konnnerstan, Gardnnbicre into Kam-« nicrbiencr nnf Lcni Posten sind, Ins-z« im Winter die Zisinnjr dEk richtizep Temperatur lial)e;i, lurz, day-; alle-J is-« Ordnung ist. Die Hofdame erlkiilt schon in frii-; hesier Morgenstunde vom Cabinet Der Kaiserin, an dessen Spitze der Kain merhcrr nnd Obexlsofmeistcr eribeisr v. Mirbnch sicht, ein Vetzeichniß vers für den Tag geplanten Vlnbicnzens Empfäan Ausfahrten n s. w. Ylnsk diesem ,,Stnndenzetiel« ist ocnau Dei l i i i zeichnet mng geschehen soll Nach Die sem Verzeichnisz ich Die Hofban Be sprechunqen mit der Kammerer nnd der ersten Gardeicliiere,nc1ci) diesen-» Verzeicsinisz qiebr sie die Befehle siirl fis Divnonrfmfi Die Kaiserin erscheint fertig in Tor-s lette, und die Hosdame sriibstiickt mits ihr oder begiebt sich mit ihr zum gemeinsamen Friilituck zum Kaiser Dann macht die Hosdarne mit der Kai . scrin einen Gang durch die Kinder siube und notirt hierbei alle Befehl-: und Anordnungen der Kaiserin, soi weit dieselben nicht direkt an anwe sende Personen ertheilt werden. Sie notirt etwaige Bestellungen von Gar derobe oder Beschästigunggmitteln stir die Prinzen, denn solche Bestellungen werden bei den Lieferanten von der» Hofdame gemacht, die auch die gelie-, ferten Waaren in Empfang nimmt. Dann folgert Konserenzen der Hof darne mit der Kaiserin über die Tok letten, welche die Kaiserin noch an dem letreffendeu Tage anlegen will, unn· die Beratbungen über die Beschassnuzi der Totletten siir etwaige bevorstehende Festlichleiten Die Hosdame macht die Bestellung, eu. Lieserant sendet Waa: ren zur Auswahl, die Hefdame wähltl einige ihr besonders passend erschei nende Stücke aus« und legt sie der Kai serin vor. Nach der Entscheidung der Kaiserin bestellt die Hosdame die-Stoffe und fuhrt die ganzen Verhandlungen Auch bei der Anprobe, welche durch dies der Schneiderei lundige Kammerfrans erfolgt, ist die Hefdanie anwesend-, im etwaige Aenderungen den Bedienvv steten dec- Licseranten in Auftrag zu geben. . Die Hosdame ist anwesend, wenn der Olsertsofmeistey die Oberhofmei I sterin, der l!abini-tsetretär, der Hof marschall, Der erste Rück-mindsten die Lehrer der Kinder mit der Kaiserin beratlsen oder ihr Vortrag halten; sie hat nach ihren Notizen die Kaiserin an verschiedene Dinge zu erinnern, diec besprochen werden sollen, oder wiih rend der Vorträge Notizen zu mach-In iiber Gegenstände oder VerhältnisseI welche die Kaiserin besonders im Auge behalten will. Gegen zehn Ubr Vormittags tritt auch die tzweite Hofdarne in den Dienst. Sie übernimmt gewissermaßen die äußeren Angelegenheiten: sie fährtj zum Beispiel irn Auftrnge der itaise rin nach iraend en ern der größeren Geschäfte, um dort Bestellungen oder Eintäuse zu machen. Ein Diener ist ertrankt: die Hosdaine fahrt irn Auf trage der Kaiserin nach der Wohnung, um sich nach seinem Besinden zu erlun digeu. Irgend eine bekannte Person lichteit der Hofgesellschaft ist gestor beu, die Hofdame fährt im Austrage der Kaiserin zu Leu Angehörigen, um einenBeileidsbesuch zu machen. Jrgend jemand hat eine eiliae Bittschrift an die Kaiserin gerichtet, die Hofdame fährt zu der Persönlichkeit, um sich nach den Verhältnissen zu ertundigen, um zu untersuchen, ob die in der Bitt schrift gemachten Angaben auf Wahr heit beruhen; vielleicht auch um se sortige Unterstützung und Hilfe ze bringen. chi- nnkwrp anhnmø kmm Inn-et dienst bereitet inzwischen die Radien zen bei der Kaiserin vor und ist bei Ertheilnng derselben zugegen. Sie sagt den Persönlichteiten, welche em Pfanaen werden sollen, wie sie sich zu verhalten haben, sie läßt sich von ihnen schon vorher ihre Bitten nnd Wünsche mittheilten, um darauf aufmerksam zu machen« woraus bei der siiirze derZeit, welche siir eine Lludienz gewährt wer den tann, dac- Hauptaewicht zn lcaen ist. Sie unterrichtet auch vor jeder Vludiens die Kaiserin iiber die slier siinlichteii des zu Embsaisaenden, iitrser seine Verhältnisse und iiber das-, was er niill. Während der Llrtdienren macht die Hosdanie endlich Notizen iiber dar-. wag die Kaiserin etwa bestimmt. Fahrt die Kaiserin auss, nm ein Institut zu besichtissem um einer Feier lictiteit beizuwobnen oder einen tiin tauf zu machen, so fiihrt die Oofdame mit. An allen Mahlzeiten der Kaise rin nimmt sie theil. Auch bei Festlich teiten sitrt sie mit an der Tafel, nnd nur wenn Fiirstentosel stattsindet, JJJ heißt wenn an einer Tafel nur regie rende Fürstlichteiten nnd ihre aller nächsten Angehörigen mit den Mije stäten speisen, nimmt die Hofdame an der sogenannten TltarichallsTasel Platz, an welcher die ersten Hirscher essen. Die Hofdame beaufsichtigt die Ver tvchrung, das Blut-variety das »ein packen der einen Werth von mehreren Millionen habenden Schinndfachem kelche die Kaiserin bei hohen heit lichteiten anlegt. Die Hosdame ver tritt auch die Kaiserin, wenn diese durch Repräsentationssstlichten abge« halten ist, in der Kinderstube, über-« wacht hier das Essen, den Unterricht, das Schlafengehen der Prinzen u. s. w. Die Hofdame begleitet die Kaise rin. wenn dieselbe Abends in hast«-Thea ter fährt, oder wenn sie irgend einer Einladung zu einem Feste bei einem Gesandten oder einer vornehmen Per son der Hofgesellschast Folge leitet Finden Abendgefellschaften bei .,ose statt, so haben die Hofdamen vorn Dienst nicht nur in großer Toilette itn Gefolge der Kaiserin zu erscheinen sondern auch mitzuwirken, dass Das Fest glatt verläuft. Sie haben, wer-n sie irgend welche Ungenauigleiten oder gar Versehen merken, sofort entspre chende Befehle an tsie Hcssfonriere oder Tiener zu geben, sie ·lnl««en die Pers-ts nen lzerbesholen zu lassen, mit denen die Kaiserin spretl;en will, sie haben ihr Tilngenniert Darauf zn richten, daß nicht nur die Bernflegnna der Gäste in liefter nnd reicljlichster Weise erfolgt, sondern daß die Gäste auch unterhal ten werden. Ev.nt!tell must die Hok Dcinte einen Gast, oder eine Gruppe Von Gästen die irgendwo oereinsanit steht, in ein Gespräch ziehen. Gerade die Erfüllung dieser Arfgabe ist durch-ans nicht leicht, sont-ern erfordert sehr Viel Feingefiihh HJietisiijenlenntniß und tijetoundtheit Man erzählt sich in Hoftreisen eine sehr drollige Aneldo e, die erst Vor ganz ltxtzer Zeit einer Hofdame begegnete, Die einen Gast unterhalten sollte. EO war an einem unserer mittel deutschen Höfe, nnd die zwei Dutzend Landtags-Abgeordneten waren bei Hof zu einer Abendgcfellschaft eingeladen Einer der ländlictzen Abgeordneten langloeilte fiel) anscheinend sehr, nnd eine diensteifrige Heft-Dame nahm sieh seiner an, um ihn zu Unterl)alten. Da bei entwickelte sich schließlich folgendes kurze, aber interessante Gespräch: ,,Sind Sie schen lange im Dienste nnserer LandeslzerrinEM fragte Det Abgeordnete. ,,Jatool1l, schon seit zwölf Jah ren!« »Das freut mich«, bemerkte darauf ler biedere Parlamentarier, »meine Frau hat ihre Dienstmädchen auch int iner recht lange!« Die Hofdame soll darauf ein seist oerblitfstes Gesicht gemacht nnd die Unterhaltung ausgegeben haben. Die Hosdame bleibt in der Nähe der Kaiserin, bis diese zur Ruhe aehen will und ihre Umaebuna entläßt. Erst dann lann die Hosdarne, est sehr spät in der Nacht, ihre Zimmer aufsnchen. Wie am deutschen Kaiserhofe, voll zieht sich iin wesentlichen an allen anderen europäisinen Hosen der Dienst der Hofdamen Die Unkersehiede, die vorhanden sind, bestehen in Kleinig teiten und fallen nicht incst Gewicht. Eine besondere Vorbereitung für den Dienst Itnd ein besonderes Kostiim bei Festiichteiten erhalten die Hofdainen nnr in Eltuleano L as das Herkom men der jungen Damen anbetrifft, so wählt die russische Kaiserin dieselben ganz nach ihrem eigenen Geschmack aus den Kreisen der höheren Ossiziere und Beamten. Eine Grundbedingung für die Ehrenstelle einer russischen Hof dame aber ist außerordentliche Schön heit. Die Bewerlerinnen werden in einem besonderen Institut auf kaiser liche Kosten zu Hofdamen herangew det und erhalten Unterricht in der strengen Hofetitette, welche sie später ·iii wahren haben Tie aue dein Institut kommenden Damen werden zuerst zu ,,Hofdarnen mit Jlbzeichen« ernannt. Dieses Abrei etien besteht and einein hellt-lauen Sei denbande welche-is das Altonogramni der staiserin in Gold gestickt zeigt nnd ans ier linlen Schulter der Trägerin befestigt wird. Bei größeren Festlich: teiten und feierlichen Gelegenheiten tragen diese jüngeren Hosdamen ein stostiinn welches ihnen ebenfalls auf kaiserliche Kosten geliefert wird. Es besteht aus einer weißen Atlas-kobe, welche von oben bis unten mit kost baren Steinen besetzt ist. Ueber der Atlas-rohe wird eineTunita aus rottzem Sammet mit langer Schleppe und wei ten Aermeln getragen. Auf dem Kopfe trägt die Hofdame einen altrussischen, diademartigen Kopfputz, den »Kaer schuck«, welcher ebenfalls: aus rothem Sammet gefertigt und mit Edelsteinen besetzt ist. Von dem »Katoschuck« aus fällt ein weißer, saltenreicher Tiill schleier bio auf die Schleppe Nach einigen Jahren erfolgt die Ernennung zur ,,.f)ofdame knit dem Pisrträt«. An Stelle des lezeicheng trägt jetzt die Hosdarne auf der Schulter das reich mit Vrillanten liesetzte Porträt der Kaiserin sind die Farbe der Tunika ist nicht mehr roth. sondern sniaragd grun. Man ersielrt auo dieser turzenSihils deruna,, welche Stelluna eine Hosdaine einnimmt und welche Dienste sie täg-« lieh zu leisten h:it. Was die Adiutan ten beimsiaisetz das sind die Hosdamen lxei der Kaiserin —- s—--—s--OOO-s- -———-— Tritte ’Täitfmunq. ,,F1iil)ting, Friiktlina. tienrer Freund, »Hm in meine Seele ein: Liebe in mein altes Heu! Frühling, Friihtinassssonnenfcheinl" ,,,,Friil)lin«a. jubeltt dn mein Freundst Der lacht nicht tut Winterzeit s— Doch zuweilen sieht man wohl, Wie das weite lalte Kleid Einer warmen Briie tviicht« Die im Winter fliicktiq weht: Von den leiten Winden lockert Sich das Weiß-: und zeraeht — Doch das ist der FrühlingsI nicht« Gibt nur Path. Dn armer Thor, Weichlich, slnu und unaestmd - Und Ver Schnee lieat tvie zuverl« A.Wohlmuth. ——-—-—-—0.0-—-———. -- «- Druckfehler ,,C.arl,« rief sie, ihn umarmt-nd »Du bist mein Hammel (Hitninel)!«