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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (March 3, 1899)
Roman von Jules cermina. —-—.——-.--——-———.-..—-.-— lis. Forticuungns Mit diesen Worten steckte Jolivet die Pistoien in die Tasche und geleitete auf Cnranos Befehl Diane nach der Stadt zurück. Dann eilte et wieder zu sei nem Herrn, und beide sprengten in der Richtung nach Pontcsise davon. Jn zwei Stunden hoffte Curano Beau mcnt-sur-Oifc zu erreichen, wo er die Nacht zuzubringen gedachte, um am nächsten Morgen nach dein Dorf Printarrne weiter zu reisen. 4. C a p i t e l. Während unsere beiden Reisenden äu der Nacht nach Beaumont galoppieren, wollen wir in einigen Worten die zwei deutige Rolle des Pater Josele seine-n großen Protector gegenüber llarlezem Von seiner Bedeutung und deinEin fluß, den er nach und nach auf den Cardinal und den König gewonnen reraufcht. hatte sich der Wahnsinn des Ehrgeizes des Möncheg bemächtigt Und während er fein Spiel unter scheinbarer Demuth verbarg, zielt: er aus nichts geringere-Z ab. als auf die Cardinalswiirde, die ihn Richelieu gieichgestellt hätte. Zu diesem Zwecke hatte er Ludwig den Dreizehnten über redet, daß, um zu einem wünschens wertben Frieden rnit Spanien zu kom men, nichts geeigneter wäre, als keine Familie und sein Königreich derJung srau Maria zu weiden. Dieser Roth, welchen der König befolgte, gab zu sehr schönen Ceremonie in der Entbediale zu Paris Anlaß, und diese Feier ging unter deru Namen: Das Gelübde Kö nig Ludwigs des Dreizehnten in die Geschichte füber-. Gleichzeitig hatte der Pater Joseph als Vermittler einen gewissen Herrn von Pujol verwendet, der in Madrid lebte. und dem es Dank seiner einschmeichelnden Manieren so wie seiner vollendeten Kenntniß des Spanischen gelungen war, sich die Gunst des allmächttgen Minister-T des Herzog-Z von Olivarez, zu gewinnen. Als Gegenleistung fiir alle diese Den ste hatte der König beim Papst in Rom Schritte ethan, um siir den Pater Joseph di Cardinalswürde zu erlan gen. Richelieu. der von allern, was in den Kanzleien vorging, wohl unterrich tet war, bekam Wind von diesen Be mühungen. nnd da ihm durchaus nicht daran gelegen war, sich einen Rivalen Zu erziehen, so durchtreuzte er diese Pläne- .Der Pater Joseph mertte das ebenfalls-und-faßte einen tiefen Groll gegen vden Perinierninifter. Der Car dinalsstrat auch dadurch, daß er Chrano scheinbar eine Gunsterwies, den Plä nen der grauen Eminenz entgegen, und diese beschloß. alles mögliche aufzuwen den,-urn den Gascogner zu verderben. Kaum hatte Cyrano daher das Cahi net Richelieus verlassen, als er den früheren Capuziner Perchepin. einer seiner tüchtigsten und schlaueftenSpio ne beauftragte, ihm nachzuschleichen Wir haben gesehen, wie sich Perchepin diesetj Mission entledigte und lehren nun zu Chrano und olivet zurück, die gerade um Mitterna t auf dem großen Blase Beaumont anlangten. Entano blickte sich um und bemerkte beim Schein des Mondes ein Schild. Das war-die Postkalterei. welche von einem gewissen .Moisc.ni geleitet wurde. Aufs Enranckg Befehl sprang Isoli vet vorn Pferde und klopfte heftig an dieiThür. Einige Secunden waren taum«verflossen, als ein Fenster sich öffnete, und der Postlialter in eigener Person oie Reisenden in rauhem-Tone fragte: »Was giebt’5, was wollt Jhr2’ ,,Ersten"5«etwas zu essen,«' verse te der Gascogner,s»und dann Obdach iii uns und unsere Pferde.« »Es ist uns nach zehn Uhr verboten, Reisende aus unehmen.« «Das ist Sehr klug eingericht:t. doch Sie sind jedenfalls zu jeder Ttnnde verpflichtet, Postpferde zu liefern." »Merdings.« - -Alletbiiiait.« »Nun gut; fo nehmen Sie a:,i wir brauchen-Pferde und öffnen Sie uns!'« Zweifellos machte das gute Au-: sehen Cyranos und der entschlossenc Ton-Eindruck auf den Wirth, dazu er verfettr. fein Fenster fchließenb: »Schon gut, ich komme herunterk« Bald wurde in der That die Thiir t.iöffnet, und Cyrano furanq rmn Pferde, um in das Gaftzimmxr zu treten. Der Wirth befand ficli bereite vori, und außer ihm ein junger Mensch von etwa 15 Jahren der sehr ärgerlich zu fein schien, daß man Ihn in feinem erften Schlafe gestört hatte. Der Posthaltet hatte inm befohlen, alles »in-einer Mahlzeit Nötliiqe auf den Tifch zu setzen, und der iunquuk-— fche entlediate sich dieser Arbeit mit augenscheinlichem schlechtem Wille-L M ach. daß du fortlornmft « rief der Wirth ärgerlich, «.aelie in den Stall und hilf W Diener des Herrn: zu et was anderem bist du ja nicht zu ge brauchen. « « Ohne zu antworten, verließ verstim fche das Gastzimmet und qan in den Stall, aus welchem Jolivet kurz dar auf zurücklehrte, utn ebenfalls seine Mahlzeit einzunehmen »Eu"er Gnaden kommen qetvifi iceit her s« fragte der Poftbalter inzwischen eh komme von Paris und will nach Seins-« .Sie scheinen ja Meise gend zu kennen; welche Richtung muß iä einschlagen, wenn ich Beaumont Mlasse?« »Es-er Gnaden brauchen nur den Weg nach Luzarches entlang reiten, dann ein Stück durch den Wald von Orrh, dann nach Norden. wo Sie die Landstraße von Senlig nach La Cha pelleen-Serrat wieder auffinden wer den.« e »Ich danke Jhnen,« versetzte Ch 1ano, Jetzt bedarf ich nur noch ein we nig der Rishe.« Mit diesen Worten erhob er sich, und der Wirth schritt ihm, eine Wachs terzc in der Hand haltend, voran, während Jolivet ihnen schläfrig folgte. Bei Tagesanbruch erhoben sich die Reisenden, sattelten ihre Pferde und schlugen die Richtung nach Luzarches ein. Unterwegs bemerkte Entom-, so vertieft er auch war. dasz sich Jolivet ganz gut auf dem Pferde hielt, wäh rend es seinem eigenen Thiere an Sicherheit zu mangeln schien. Es ftrauchelte mehrmals, und schließlich fina es an zu hinten. »Der Teufel hole das Pferd!« - rief der Gascogner; »diefer Roßmann hat mich betroaen!« Unruhig stieg er vorn Pferde und untersuchte die Füße des Thieres. Die Hufeisen traten heil, teine Wunde war «zu sehen, und die Beine schienen in gu tem Zustande· »Es ist vielleicht schlecht beschlagen," dachte Cyrano; »wenn Luzarches einen Hufschmied besitzt, so wollen wir die Sache dort untersuchen.« Glücklichertveise befand sich in Lu zcrches eine Schmiede. »Auf welchem Fuße hintt das Thier?« fragte de: Husichnried. »Aus dein rechten Vorderfuß!« Als Man Das Ulscll aogclkskslmcll batte, fand sich nicht die geringste Spur, daß das Thier verle t war, uno doch machte der Schmied nrano var auf aufmerksam, das-, das Roß eine Juschnittene Kötlse hatte. »Was mag das- nur fein ?" murmelte der Gascogner beforatx »gewisz irgend eine Verrenkt-ag? und doch hatte ich gestern davon noch nichts bemertt.« Als das Eisen nach allen Regeln der Kunst wieder anaelegt war, stieg Cy rano nieder in den Sattel; doch das Pferd hintte nach wie vor, so dafz der Gascogner genöthiat war es im Schritt gehen zu lassen. Mit Mühe und Noth erreichte man die Landstraße nach Senlis, und Carano bemerkte. daß das Pferd sichtlich miide wurde. Er mußte Halt machen um itsm Ruhe zu gönnen. Jolivet, dem das hinten des Thiere-«- sonderbar vorgekommen war fing an die angebliche Verren iung aufmerksam zu untersuchen. Plötzlich stieß er einen Schrei der Ueberraschung aus, und Cyrano sah, wie er mit seinem Dolche etwas durch schnitt. Was zum Teufel machst du denn da?« rief er ihm zei. »Sehen Sie," versetzte Jolivet näher tretcnd. ..Sel)en Sie, eine Strähne geflochtenes Haar; nun wohl, das war unter der Köthe eingedrückt.« Cyrano erkannte dieses Mittel, mit dem man das Hinten eines Pferdes hervorbringen lonnte, und verstand so scrt. Doch wer hatte diese teufliiche Idee gehabt? ——— Das Pferd hatte von SaintsGermain bis Beaumont nicht gehinlt; es konnte also nur ein fchlech ter Streich des jungen Burschen aus der Posthalterei fein. Dieser Gedanle war siir Cyrano eine gewisse Erleichte rung, um so mehr, als das Pferd seine alte Schnelligkeit wieder annahm, und bald sah -r zur linken Seite jenseits der Thcne die Thürme des alten Schlosses Pontnrme sich nbzeichnen. Er lsatte das Ziel feiner Reise erreicht. Der alte Heirenfitz mußte dereinst start befestigt gewesen sein, doch infolge der verhältnißmiifziaen Ruhe der Ge arnd hatte man die frühere Vorsicht außer Acht gelassen, und so war die alte Zugbriieke von einem einfachen Pfahldan.m aus Holz ersetzt worden. Cnrano zog an der Kette einer Glocke, die einen schwachen Ton von sich gab« und nach einigen Augenblicken hörte man einen langsamen Schritt sich der lelir nähern. Ein Gitterfenster kam zum Vorschein, und in demselben sah Cnrano den kahlen Kopf eines alten Dieners erscheinen. »Was wünschen Sie?'« fragte der Greis-. »Ich bitte um die Ehre, Frau von Pctxtarme meine Hitldiguna darbrin gen zu dürfeti!« »Meine Herrin empfanat Niemanw »Saaen Sie ihr,« versetzte Satan-» sich aufrichtend, »daß der Baron Cy » rano de Beraerac sie zu sprechen » wünscht.« ! Unter der Wirtuna dieses Namenz ; verneigte sich der Diener und erwiderte ( in höflicherem Tone: Ich werde die gnädige Frau benach ! rictitigen!« Bald daran wurde die Thür geöfi net, und Cyrus-o sprengte in ten Schloßhof. — — —- « Frau von Pontarme war am Hofe Heinrichts des Fünfzehnten eine be rühmte Schrånheit gewesen, und auch fast noch waren Spuren dieser Schön bcit auf ihrem strengen, von veißen Haaren umrahmten Gesicht zu den-er ten. Sie bot rem Befucher einen Sessel nnd fragte: »Darf ich erfahren, re Baron. « wag mir die Ehre Jhtes esuches ver schnittn- · »Gnädige Frau,« versetzte der Junge Mann ehrsurchtöroll, »ich hätte miri nicht gestattet Ihre Ruhe zu sitt-en trcnn ein dringendes Jntetee mich nicht nöthiate, eine Dante p: Schen, der Sie in Ihrem Hause uasisreund, schast erweisen.« »Sie können Frau von Andignh im merhin neni.en.« »Ist der Tini wollte ich non Vers Gräsin sprechen.a »Sie werden sie sehen, denn sobald sie Ihren Namen getht hat der a ich nir nicht unbekannt aeblieben ist, hat sie mich aebeteu, Sie zu empfanaen wichtend sie ihre Totlette ein wenig in Ordnunq bringt. « Während sie noch die letzten Worte sprach, öffnete sich die Thür, die lslondc Giöfin erschien, erröthend und lä chelnd, und ries, Chrano beide Hände ei«.taeqenstreckend: »Wie, Sie hier?« »Ja, anädige Frau. Auf dem Weqe iach der Llrnrec qlaubte ich hier Halt machen zu müssen, um Sie zu benach r chiigen, oaß eine vielleicht nicht un nrittelbare aber doch nahe Gefahr da unschuldige Wesen bedrohen könnte, dessen Rettung Sie sich geweiht haben.« »Wir, der Kardinal hat entdeckt?" »Riche!ieu kennt Ihren Aufenthalt noch nicht, doch seine rechte Hand. . .« »Der Pater Joseph? Sollte er mei nen Zusluchtsort kennen?« »Das glaube ich nicht, gnädigeFrau; doch durch seine Spione wird er’s er schren. Allerdings hat sein Spion meine Spur verloren, und nur eine einzige Person weiß um das Geheim nisz meines Besuches.« »Diane de Luce," versetzte die Grä fin lächelnd. »Sie selbst, gnädige Frau, und sie isi ebenso wie ich der Meinung, daß ihre Verfolger Sie entdecken könnten« »Dvch wohin soll ich mich denn » flüchten?« l »An einen Ort, wo niemand daran denlen wird, Sie zu belästigen, und darum rathe ich Ihnen, zur Armee zum General von Andignh zu eilen, unter dessen Befehlen ich dienen werde.« .Wag fällt Jhnen ein, Herr von Ev rano?-« ries die hübsche Blond-irre »Wie soll ich meinem Manne die Anwesen lxeit dieses Kindes ertlären?« »Ich habe auch nicht behauptet, gnä tige Frau, daß Sie solch einen jungen Rettuten in das Lager bringen sollen. Sogar Ihre Anwesenheit ist dort un- « möglich: drch Sie werden in der Stadt in einiger Entfernung wohnen, und es wird Ihnen nicht schwer fallen. in der Nähe Ihren lleinen Schüpling unter zubringen.« »Ja der That « unterbrach Frau von ! Pentarme, »ich glaube meine theure l Freundin, der Rath des Herrn oon Eh rano ist gut. « Wohlan denn so werde ich reisen obwohl das allein reisen. . . . Oh s nenn Sie uns begleitetenf suhr sie, zu I Chrano sich wendend, fort. - »Aber ich bin ja mit Freuden dazu i tiereit," verseste der junge Mann leh « hast. »Oh, in diesem Falle fürchte ich . nichts mehr,« ries Frau von Andigny I erfreut. I Chrano verneigte sich bescheiden und I suhr fort: I I l »Doch es wird nöthig sein, daß Sie Ihre Abreise beschleunigen. Wären wir allein. so trauten-Sie zu Pferde reisen, denn Sie sind eine unerschr9 cken Amazone, dich wir brauchen siir dar Kind eine Sänfte und Maul-— thiere.«' »Ich habe alle-J, versetzte die Schloß lweirikh »doch zwei Tage werden nöthig sein, um den Wagen in Stand zu bringen« »Gut denn,'« ries csnranrx »zwei Jaae werden wir warten und während dieser Zeit werde ich mich rn einer Her berae der Umgegend aushaltenk .E,iue herberge?« ries Frau von Pontarrne; »darnit würden Sie mich beleidigen; Sie sind mein Gast.« »Ich nehme an, gnädige Frau,'« ent gegnete der junge Mann, sich vernei rend. »denn es würde mir leid thun, Jbre Gunst zu verlieren.« Am Abend des zweiten Tages unter l,ielt sich Cnrano mit den beiden Da men im Parterresalon, als der alte Diener der Schloßherrin ihn nxit leiser Stimme lcenachrichtigte, daß sein Dies uer ihn in einer Angelegenheit, die trinen Aufschub litte, sprechen wolle. Man ließ Joliveteintreten, und sein Herr sagte zu ihm: »Du lannst ruhig sprechen; ich habe leine Geheimnisse.« »Nun denn, Herr Savinien, am Morgen war ich nach der Waldlichtung ergangen, um ein wenig Lust zu schöpfen. Jch hatte mich niedergebeugt itnd war damit beschöstigi, Erdbeeren zu pflücken, als ich zu hören glaubte, ivie man in meiner Nähe mit leiser Stimme sprach. Ich balte mich iin Dieticht niedergetauert und lauschte. Zu Anfang drangen die Stimmen nicht zu mir, dann aber vernahm ich, daß sie vom Schlosse sprachen. Der eine machte den andern aus das Schloß aufmerksam. und ich sah dann, wie sie auf ein niedriges Fenster zei ten, an welchem sich lerne Gitterstiibe sesandern Plötzlich hatte ich sie aus dem Gesicht verloren, und wäre ihnen gern gefolgt, doch ich fürchtete entdeckt zu werden, als sie plötzlich umtehrien. — — »Diese Thiir scheint mir nicht besonders dick«« sagte der eine der beiden Männer, »wenn man eine Petarde anlegt, wird man schnell mit ihr fertig werden« ; Der andere erwiderte einige Worte, die ich nicht verstand, während der erste F sorisuhr: »Es bleibt also dabei: Für-s » Mann an die Zugbriicke, drei an’sFen s ster und ebensomel an die Thiir des Thurmes.« i »Das ist ein wohiiiskxikgue An i griss,« versetzte Chranix i-·--«— - t ———« »Oh. mein Gott,« rief die junge Grätin erblassen-d »Hast-en Sie teine Furcht, qniidige Frau,« entgegnete der Gascogner mit des ruhigsten Miene von der Welt; »die Schatten ahnen meine Anwesenheit nicht und glauben hier nur Damen ind deren Diener zu finden. Jch iiber nehme es, sie so zu empfangen, daß auch nicht ein einziger im Stande fein wird, tem Pater Joseph die Nachricht :hrer Niederlage zu überbringen Doch in nen Sie mir, gnädige Frau, wie viel Diener haben Sie, die im Stande wä ren, uns zu helfen?« »Ich habe meinen Verwalter, dann den Gärtner, den ich fiir nicht beson ders tapfer halte, nnd den Diener, den Sie qesehen haben.« »Ach drei im Ganzen, das ist ge n:iq! Haben Sie auch Waffen?" »,Oh qewiß' versetzte dic Sdlosi lsserrin, ,,daran fehlt es nicht Ein qaii .-.e«. Finsmer iit damit angefüllt« »Nun gut; ich siehe nach der Wafer ti-.iiiiner,« fuhr Chrono fort, »denn der Lliiqrifi wird zweifellos stattfinden, so bald die Lichter ausgelöschi sind. Jetzt, meine Damen. bitte ich Sie, mir das Schloß zu überlassen und sich mit Ihren Frauen in das abgelegenfie Zimmer «zuriictzuziel«,en!« »Wir geyorchen," versetzte grau von Pontarrne würdevoll, ,,doch," fubr sie an einer Klingel ziehend, fort, »vor!)er will ich erst meine Leute zu Ihrer Ver fügung ftellen.« Der alte Verwalter erschien, und Die Schloßfrau sagte zu ihm: »Bejacre, das Schloß wird zweifel los beut Nacht angegriffen werden; Von diesern Augenblicke an stehen alle meine Diener unter dein Befehl des Herrn Baron von «Bergerac, dern Ihr wie inir selbft gehorchen ioeroet.« Mit diesen Werten entfernten sich die Damen, und ter Gascogner sagte Jiihren Sie mich zunächst in die Waffenlarniner.« Der Verwalter bealeitete den Gasz evgner nach dein Arsenal, und Cdrano wählte dort mehrere Flinten und Spieße, ein mit Pulver gefüllteg Horn mir einen Beutel mit Kugeln aus« Dann stiegen die beiden Männer wie der hinunter, und Curano traf seine Verbereitungen zur Vertheidigung des Schlosses-. Der Verwalter belani nebst dem Gärtner die Wache bei dein von Jolivet bezeichneten Fenster, oiefer wurde an die TbEir des Armes placir: und erhielt als-Beihilfe den Diener.· dem Cnrano rnifztraute, denn er fand, dafz er eine tiickische Miene hatte. Was ihn selbst anbetraf, so war sein Posten » an der Zugbriickez er war allein, hatte » jedoch zwei geladene Musketen, seine . Pistolen. Munition und vor allem sein » ausgezeichnetes Rappier. das in seinen Händen zu einer furchtbaren Waffe wurde. Auf jeden Fall hatte er auf das Feuer in der Küche noch einen gro ßen Kessel rntt siedendern Oel ftellen lassen Als er diese Vorsichtsrnafzreeln exe treffen, und alle Lichter irn osse ausgelöfcht waren, stellte fich Cyrano bei der Schiefzfcharte, rechts von der Zuabriicke auf und wartete auf den Feind. Jolivet und der Verwalter thaten dasselbe auf ihrer Seite. Etwas nach Mitternacht sah der Gascogner plöhlich am andern Ufer des Flusses ein oder zwei Schatten auftauchen, die sich bis auf fiinf vermeinten Endlich bemerkte er auch einen-sechsten, der ein ziemlich großes Packet trug. Zweifel los war es eine Ralete oder eine Pe tarde, die bestimmt war, die Tbiir zu sprengen. Carano erfaßte eine der ne ben ihm stehenden Flkntm driictte auf den Dahn und zielte länaere Eieit auf ten zuletzt Getommenen. Ein Blitz durchfuht die Recht Ein Knall er t·c«1.te, der Mann öffnete die Arme nnd fiel mit dem Gesicht zur Erde. »Das wäre einer,« sagte Cnrano, welcher sah, daf; der Verwundete leine Bewegung machte. Zwei Schiisse ant rrerteten auf seinen Flintenfchufx, dann erljob sich ein wütbender Lärm, nnd die Angreifer stürzten zur Zugbriiete. Derjenige, welcher voran lief, wars eine Petarde, die er eben angezündet hatte, gegen die Thür. Der Gascogner hatte nur noch Zeit, seinen zweiten Flimm schuß abzufeuern und zurück zu sprin gen, um nicht unter den Trümmern der Tliiir erdrückt zu werden. Die Petarde brach mit einem furchtbaren Knall les, die Tbür trachte mit großem Geräusch in den Hof nieder, nnd die Angreifer stürzten vor. Cvrano zerschmetterte dem ersten mit einem Pistolenschusz den stopf, lelnrte sich mit seinem Schwert an die innere Thiir nnd erwartete den Angriff der vier Männer, die noch am Leben waren. Nur drei von ihnen griffen Zi,n mit erhobenen Schwerten an; der vierte, der wahrscheinlich verwundet war, tsatte sich anf einen Stein gesetzt. »Wie! ihr Schurke-at« ruf ihnen der kjasrogner zu, ,,it«,sr seid nur drei, um Cyrcmo de Bergerae anzugreifrii?« Bei diesem gesiirchteten Namen »ö gserten die drei Männer einen Augen blick, und der junge Mann benutzte die Gelegenheit um dem, der ibnr am näch sten stand, die Kehle zu durchbohren Die beiden Ueberlebenden stürniten lebhaft gegen den Gascogner an, da plöstich stieß einer der beiden einen Wutbschrei aus, denn Cnranv bette auch an ihm die Macht seines Schwer tee erprobt. Gleichzeitig jedoch fal) Erstarren wie sich der Verwundete, der sich gesetzt hatte, erhob und sich an fei- » net Wirt-se zu thun machte. Unterli tiirliap biiette er sieb; das war seinet Rettung, denn die Kugel, die derMann abgeschoffen, entführte ilnn nur seinen Filzhut. Plöblich stieß er ein Muth aebeul aus, sprang nach vorwärts-, und sein Rat-vier verschwand vollständig in » der Brust des einen seiner Gegner, — während der andere so heftig sein ' Ssbwett in vie Eichenthür bohrte, naß et entwaffnet wurde· « Cytano konnte ein Hohnlachen nicht Zurück halten nnd rief Ibm zu: · .,Eeqicb dich. Schutte, oder ou Inst tiei Tode-L« Der Mann wars feinen Dolch fort und stürzte ihm Zu Füßen, doch ohne sich um ihn zu lümmeen. sprang der s Gascogner auf den Verwundeten zu, l der eben sein Pistol wieder lud. Mit feinem Schwerte schlug ee ec« ihn-. uns den Händen, setzte iknn die Spitze des selben auf die Kehle nnd führte ihn Ju dem andern zurück Gleichzeitig öft ncfc sich die Thiie nnd Jolioet erschien. tFortfetznnq folaU Ver-aimen. Eine Geschichte in vier Korrespon denzlarten wird im N. Wien Tag-sitt tvie folgt erzählt: l. Posttartc: Herrn Fritz H» Privatier: Da CIO . .iei Mahnbiese unbeantivortet tie71..«, er suche ichs- Ste mittels oixfcr e orie svondenztarte, itmgehend d·..- Eucud von 1853 fl. 50 tr. in den«-einein Flot tnngsvoll Engel-bei ti» Weinlizsersi.:t. Z. Posttarte: Herrn lfngeldert fi» Weinlieferant: Ihre Forderng ist un verschämt. Sie baden an den Cham pagner-—Gelagen, die ivir Her kleinen Muzi L. und der großen Ella B. ga eer, als Gast theikaenontrnem Litenn Sie weniger getrunlen haben, als vie anderen, so werden Sie schon wissen, warum· Einen elenderen Zelt gibt es nicht. Die Rechnuna iit von den drei männlichen Theilnehmern in beglei chen. daher entfällt ani mich nur die Summe von 61 sl. 16 lit! tr» die zu Ihrer Verfügung steht. Achtend syritz H. A .Posttarte: Herrn Fritz D Pri vatier: Jhre offene Corrsinondenp larte, die Sie an meinen Gatten ge richtet haben. ist ,rnsiillin in meine Hände gerathen. Wie tönnen Sie schreiben, daß mein liebe-; Mann et was Anderes im Auge hat« wie sein Geschäft! Für den sind alle kleinen Mizzio und langen EllaJ Unit! Oder hat Jhnen das vielleicht Ihre Frau einceredet, die Fa immer onläsilich ih rer mehrftiindigen Spazieriahzten mit dein Husaren - Okerlientenznt Varozt Z. so Vieles ersiihrt? Mit Achtung - Claa K» WeinlieierantenzGattin it Vosttarte: Frau Clarn Fi.: Mein Mann hat mir Jhre iniame Corre -svondenzlatte überaeden Er ist von eEinem scheinheiliaen Gotte-se zu den Ehamvagnergelagen verleitet worden« Und nun zur Absertigurar Ihr Mann ti( to sicher der schuldiae Verehrer der iregwiiedigen tleinen Miz,ii. wie d:r Oderlieutenant R. nur ein durchaus ehrenhaften unschuldiaer Bekannter vors rnir und meinem Gatten ist. Atti hciit H» Veivatietoanltim Die Fort setzng der Eorretnannenttartemlitc schichte sindet demnächst vo: den-. Ein zelrtehter der Joievhitavt tt1tt, denn sowohl die beiden Herren. evie ihre Frauen haben sich czegenieilisr wegen tktsrenbeleidiguna angeklam. Zwei Tapezieeerie irlsngc. die in iser Ordnung eineg not-en Vea nten in Mc --trid eine Ardeiz zu ver: ihren hat ten, lasen auf einein Tische einen « werthvollen goldenen Ring mit einge i faßtem Brillanteix lieaen tsnd beschlos se:.. sieh seiner zu beitritt-litterar Diesen Inkranken führten sie iosort aug. Illi «;«e jedoch das Hau- verlassen wouten, vernichte die Gall-In des Beamten den Ring nnd alarmicte die Dienerschast Die zwei Burschen wurden abgefaßt uni- sorgsam durchsucht, iedorn rimetfv s- lg. Als man sie damit vedrvlne sie ins- Gefängnis-, Zu leine-ten gestand der eint, er habe den Ring verschluckt Nun iiri; man den Inder-i laufen un s sparte denjenigen. Jer in seine-n Jn ncrsten oen Schatz Laie-r in ein Zim nser ein, tvv er nun zahlreiche Brett: Und Abtiihrnnggniittej nchtnen mußt-. etticr vergebens, der Stian blieb unauf ii: ddar· Nun iocl ver ..«sitatient" ver - mittelst der Röntaenstrahlen nntersustt werden. Wenn dann der Ring nicht - knni Vorschein lommt, dann Ioird wohl der andere Bursche. den ninn laufen hasv der Schlatter gesessen fein. s . F Prinzessin Victoria von Wertes ac » hört zu den Frauen, die stolz daraus find, ein regelrechten handwert erlernt « zu haben. Nur durch einen Zusatl ist die merkwürdige Thotsache vor Kur ,;em entdeett worden· Aus eine: un Iänast in London statt esundenen Auss ; stellung, zu der die ge chicktesten Buch binder Engtands ihre Beiträge getiefert hatten, wurden verschiedene trinstterisch teueqesiihrte Einbände einer volttein men unbekannten »Mit-, Mntiikews" mit Preisen ausgezeichnet Erst tön gere Zeit nachher verbreitete sich das Gerücht, dnsk die preisgetrönten Bi? chereinbiinde die durchaus setbststiindige Arbeit der ,,Prin«zeß Virtu« waren, oisk sich unter dein sinrplen Pseudonym ver borgen hatte, um sicher zu geh-en, das; man ihre Einsendunqen nur nack Verdienst teurtheitr. Jhre eigene Pfa mitie hatte bis vor wenigen Wochen teine Ahnung von dieser sonderbaren Tbätiateit. Die Prinzessin scheint überhaupt wenig töntgtiche Neigungen zu hoben. Erst vor zirei Jahren wur de sie nur durch die elierliche Autoritä! davon zurückgehalten, Krantenpsleae rin zu werden, siir weichen Beru; sie sich allen Ernste-Z vorbereitet a:-e. Nachdem ihr dieser Lebensplan verdor t«-:n wurde, wars sie sich mit aller Ener gie aus dieVuchbinderei und leistet Wir ) Erstaunen ihrerAngehiirigen annanr ziinliches in diesem handwerk. II Ist sit Eine wichtige Entdeckung wurde ver Kurzem in der vatitanischen Bibliott.et aeniacht. Der Abbe Cozza Luzzi, der Assistent der Bibliotbet, untersuchte die Staatgsrirtunten aus dein W. Jahr- , hundert und sand dabei die Urschrisk der ( Adhandlrrng Iron- Oatileo Salitei über die Gezeiten. Sie ist vollständssg in der eigenen Handschrift des groß-n Gelehrten geschrieben und am Ende mit dem Zusatz versehen: »Geschrieben in Rom iin Medici-Gnrten, 8. Januar 1616.« Galilei hat das Buch dem Cardinal Orsino, seinem Verehrer nnd Gönner, gewidmet- Tier Papst hat großes Interesse an dem Fund genoni Inen und läßt das Manuskript aufstr sten des Vaticans in chöner Ausstsrt tung herausgeben « ie Entdeckmn dieser Abhandlung ist um so wichtiqer, als ihr Jnhnlt iresentlich von den «·»u fichtcn Galileis iiber den betreffenden Gegenstand abweicht, die man aus m deren Schriften entnommen hatte. III sit » Ikafz die Visitenlarten in China nr alt sind tVeifz man, in trttropa aber lassen sie sich erst im lit. Jahrhundert nachtreisen,.1nr böufiasten in Venedig dass ja damals die glänzendstc nur für die feine Sitte tonangebende Stadt Europas toar Auf Grund neuerer Nachforschttngen aber gewinnt es den Anschein als cl; nach Venedig die Vi sitenlarten aus Deutschland gebrccht worden seien, und zwar durch drittsche Studenten. die in Padua studirten. Diese Studenten pflegten bei Beendi gungr rer Studien den Profef oren einen esuch abzustatten und toeixt sie den Professor nicht zu Hause trafen so ließen sie ihre Karte zurück- Diese Brauch, der so völlig unserer heutigen Sitte entspricht war in Jtalien etwa Neues, wie aus Briefen der paduani schen Professoren hervorgeht Kürzlich hat man in Venedig eine solche Visiten larte aufgefunden. Der padu Inisaxe Professor Giaeomo Contarini hatte sie am 15 Januar 1i)72 als Sehenå roiir digleit mit einem Begleitbriefe an ei nen Freund nach Venedig geschich. Die Karte triigt in der Mitte ein sarb ges Wappen mit der Unterschrift »Es-Mir me ronfort«. Ueber dem Wappen steht mit der hand geschrieben: ,,Johannci;· Westerholt Weftphalug Seribebat Pa tavii 4 martii 15 - — s3().« Professor Contarini bezeugt ausdrücklich, daf; ihn der deutsche Student habe besuchen wollen und da er ihn nicht angetroffen so habe er eine Karte mit seinem War pen und seinem Namen zurückgelassen, was eine ebenso merkwürdige tote höflich-e Sitte sei. J VI s Einen interessanten Richard Weg nerfund hat man gemacht. Er stammt aus der Zeit wo der Banreuther Mei ster noch Theaterlapellnteister in Niga war. Als solcher hatte er nach dorti Sitte auch sein Benefiz. wozu es iiblrch war, Einladungen ergehen zu lassen. Wagner hatte an seinem Ehrenabend Belltniö Oper »Norrna« gewählt und erliesr zu dieser Vorstellung die fol gende. nunmehr aufgesundene Be ianntrnachung: " ·· · »Sonntag, den 11. Dez. 1837 zum Benesiz des Unterzeichneten »Norme" von Bellini. Der Unterzeichnete glaubt seine Verehrung fiir die Bürger der Stadt nicht besser ausdrücken zu tön nen, als durch die Wahl dieser Oper zu seiner Benefizvorstellung, mit der er den jungen musilolischen und für das Theater der Stadt Interesse habenden Talenten ein Beispiel und Ansporn zu geben hofft. ,,Norma« ist eine Oper. die mit sprudelndem Melodienauelt starle Leidenschaft und echtes Empfin den verbindet. Selbst die entschieden sten Gegner neu-italienischer Musik geben tvillig zu, daß diese zum Herzen sprechende Tonschöpfung ein Beweis von innerer schöpferifcher Kraft ist, die der modernen Flachdeit teinerlei Kon· zessionen macht. Da für die Einstu dirung und Jnsrenirung des Wertes Alles geschehen ist, so wage ich ed( furchte-voll das tbeaterliebente Publi sum dazu einrnlcztten und ich thue e-: in der freudigen Hoffnung, daß dek Eifer, den ich auf die Erfüllung meiner Pflichten in hiesiger Position verwend-, liebenswürdige· susgzisathische Zustiin tnung finden roird tga, den 8 «.-ember. Richard Wagner, Napels tneister.«' It- sd t ES hat sich schon manch einer den Kops darüber zerbrochen, warum de beriilsrnte Claviervirtuose Anderen-Mk einer der aeseiertsien Küntler seine-. Zeit, gerade der deutschen eichshaupr stadt so beständig den Rücken tehr«. Folgende kleine Leschichtn die als main verbürgt wird, rnag den·Schleier des Geheimnisses ein wenig lüften. Alp Padereivsli vor vielen Jahren in der Berliner Philharmonie concertirte, lzatte er nichts weniger als einen sensa iionellen Erfolg, woran übrigens, wie Eingeweihte versicheru, der Solist um zum Theil schuld war; rnan sprach von allerlei Differenzen zwischen ihrn uns dem das begleitende Orchester dirsqi rendern Hans v. Biilom Pademråsti war jedenfalls schon an sich nicht in bester Laune, als er nach dem Coiiexri einen »Waan dritter-» um beiinzusalsreu. Er zeigte sich sogar so zerstreut, das; er vergaß. dein Kutscher seine Adresse an zustehen, so dasz dieser sich eniitlzixt sali, ein vernehmliches »Wal) n?« . den Wagen zu rasen. Diese Franc vernahm ein Conrertbesucher, der, von den Leistungen-Paderewslis ebensalls nicht entzückt, mißmuthia die Zier-see betrat. Gerade tauchte des Virtuosen berühmte lanawalleude Künstlermähne am Wagensenster aus« »Zum Fei teur!« schrie der Fremde als Antwort aus des Kutscherg Frage so laut, das; Vaderewsti es vernehmen lonnte und sich»bleich vor Zorn in seinen Wagen zumaon ·Das hatte das Maß bei Vaderewsli voll gemacht. Am nörle sten Tage schon aab er deutlich zu ver stehen, das- Berlin ihn so bald nicht wiedersehen werde Cyrano de Bergerac.