Abendllnndh tlus dem Tannenivalb cm Berge Tritt die Nacht im fammt’nen Kleid, kliasst et- anf mit ailldnen Springen Kolenti schnsieat um Stirn und Wan een Sich ein blitzendes Geschmeid. Metelnd ttäqt sie ihre Sctsleppc lieber Blätter Moos und Stein Beeitet leqnend rkte Hände Auf das dämmernde Gelände: ,,Träume nun und ichlumnete ein!«— Feierlich hebt eine Glocke Tief im Thal zu läuten an . . . Selig, wer zu dieser Stunde Noch mit fchuldlos reinem Munde Um den Schlummer beten kann. III III If Mein Töchterlein. Sie stirlt im letzten Abendlichi. Ich ite(ich’ ihr itber’s Haar « Da hebt sie von der Handarbeit Die Augen qrosr und klar. Wie in ein lieblich Wunder schau« Ich tief in sie hinein: Es qriith mich aus dem Fiinrserblict Schon hold das Junairäulein Anna .liitter. Ein itiskes steten-« Ding. Von Anna Wohle-idem .-....-—.— Autorisirte Uebersetzung ans dem Schwedischen. Die Flamme im Schlaszimmerofen flackerte lustig, nnd zuweilen tnackte es in den Scheuern so oaß eg wie ein rich tiger Schuß klang. Ec— war Fichtenholz. Das ist bil liger als Bietenholz und übrigens bei nahe ausgiebiger, wenn man es nur in recht lnottigen Ktötzen bekommt. Der Kasgier Granberg hatte seinen großen Le nstuhl herangezogen und saß mit der Osengabel in. der Hand da, geriistet, jedes widerspenstige Scheit Holz zurechtzuschieben, das es sich ein sollen ließ, den Versuch zu machen, sich von seinen Kameraden zn trennen. Hatte er dann das Ganze so recht ordentlich beisammen, sodaß hie Flam men in breiten dicken Zungen znsn Schornstein empcrleckterr, dann lehntc e: sich in seinen Sessel zurück, streute die Beine von sich und nicite halb ein, während er hie und tu eine tleine Con versation mit seiner eFrau ausnahm, tie neben ihm saß und stiatr. Plödiich tnarrte die Thüre. Jn der Spalte tain etwas Weißes zum Vor schein und mit einem lauten klingen den Lachen huschie ein weißgeileidetexi elsenähnlichesffiaiirchen durch dagsim mer, machte einen Satz und saß aus Frau Grauberg’s Schooß. »Mut, Liesel«« sagte die Mutter. »Was machst Du siir DummheitenT Sollst Du so aus Teinem Bett sorin ges-IS « »Unse! wiu man schlafen-; erriar1e die Vierjährige und beaanu hin und her zu zappeln und mit ihrem Papa zu balgen, der sie in Isie kleinen, bloßen, weichen Füße tuisf. Aber Marna nahm sie ihm fort« hielt sie vor das Feuer, um sie warm zu bekommen, schlug dann einen dicken Shawl um das ganze Mädchen und stellte sie aus ihre-u Scheer aus. — »So, Du Uebermuth'·, sagte sie. »Jeyt gehen wir wieder schön herein. Sage Pa a gute Nachtf· iesel wehrte sich aus Leibeitriiften Sie versprach, morgen artig zu schla . wenn sie nur ietzt vor dem Feuer dutitr. Aber das ball. sichtli Sie wurde hineingetragen, wieder nie dergeleat und Tilda anvertraut. die eine Straspredigt bekam, weil sie fort ging, bevor die Kleine eingeschlafen war. Ali Frau Grauberg zurückgelom meet war und wieder auf ihrem frühe ren Plah saß. sah sie ernsthafter aus als früher, und plkhlich stiesi sie einen tiefen Seufzer aus. »Was hast Du nun wieder fiir Sor gen?« fragte ihr Mann. Das klang so fchwet. »Ach, nicht«-! Aber ich bin immer so ängstlich, wenn Liesel barfuß über den kalten Boden läuft! Wir es hier von unten heraufziehti Darinnen hat man wenigstens Lappenterpiche. aber hier welche auszulegen, sieht so schlecht our-. Denke, Nichard«, fuhr sie fort, nach tern sie eine Weile nachdenklich in’ö Feuer aestaert hatte« »denle, wenn wir die zweitausend Kronen noch gehabt hätten· Da hätten wir einen Teppich und noch vieles Andere haben tön urn.« »Ja, getriß, und wenn sie sich ietzt vertiilxlt, so ist es meine Schuld. weil Ich das Geld verschleudert habe. Da meinst Du, vermuthe ich«, sagte Grau lserg und wars ein Bein iiber dag andere. »Jnnner mußt Du gleich so böse werden« wenn man unrein Wort sagt.« « »Ich bin ja nicht böse, Liebe. Dazu habe ich wohl iein Recht. Im Geqkkp theilt Du hast ja Ursache, mir böse zu sein.« Frau Graubera ließ ihre Stickerei in den Schoosz sinlen und stiitzte ihren Ellenbopen aus die Lehne des Fau teuills bres Manne-L »Nein, Richard«, saate sie mit vers änderter Stimme. »ich war wieder dumm und häßlich. Aber Du woll test ja wissen, woran ich dachte. »Ich verstehe nicht, wie ich so daherschwatzen kennte! Du mußt mir ietzt eine ordentliche Strafe geben. Ja, das sollst Puck l Sie nahm seine band und schlug sich damit selbst auf die Wange. Aber ie Schläge wurden noch und nach zu Lieblosnngen, die er ihr ans kreiem Willen gab. Sie war ja so sii , wie sie da vorgeneigt saß und ihn so warm ansah, mit ihren großen dunklen Augen Es war jedoch weder das erste noch dag- letzte Mal. daß er ihr Vorwürfe wegen der zweitausend Kronen ver: zeihen mußte, die er bei einer unglück lichen Getreide : Spekulation verloren halle. Bevor er bei der Dampfmiihle der Stadt Kassrer geworden, war er Buch halter bei derselben Firma gewesen« wodurch er einen recht umfassenden Einblick in die Geschäfte gewonnen hatte. Ec- war ihm oft in den Sinn getommen, fo im Geheimen selbst ein kleines Geschäft zu probiren, und als er endlich mit Hilfe seiner verständi gen Frau ein wenig von seinem Gehalt erspart hatte, begann er, seine Träume zu realiiiren. Jm Anfang, so lange er in tleinen Partien einlauste und unter der Hand verkaufte, ging es ganz schön. Vlber dann wurde er weniger vorsichtig, svelulirte zu iiberrniithig, und eines schönen Tages hatte er so wohl seinen Gewinn wie das kleine, zusannnengesparte Kapital verloren. Der Tag, an dem er mit dieser be-« trübenden Nachricht heim tam, war nicht anaenehni. Seine Frau gerieth ganz aufzer sich. Ihr heftiges Tempe rament, das sie im Allgemeinen nur schwer« zügeln tonnte, brach rückhalt lok aus-, und er lsetam melsr bittere Worte zu l)ör:n, als im Laufe ihrer anaen bisherigen Ehe. »Er hatte es sich iu. den Kon gesetzt, sie an den Bet telstab zu bringen. Er dachte weder an Frau noch an Rind. lfr ließ sein Weib arbeiten und sparen, Vormit tags Sprechstunden geben und bis ITllbendg nähen und sich plagen, damit er dann Alles-, was sie hatten, in einein leichtsinnigen Spiel zum Fenster hin-« Iaug warf, von dem er nichts verstand, einer Vettiigerei. die überhaupt tiefes ilich verboten fein sollte.« Als er endlich ausgereat nnd Ver zweifelt iiber solche Beschuldigungen trinen Hut nahm nnd fortging, da lief sie ihrn nach, ging neben ihm her, fragte, wohin er wrllte nnd flettte ihn kan, wieder mit nach Hause zu lam -men. l ilnd als sie ihn daheim hatte, half sie ihm aus dem Rock, hängte seinen hut auf nnd warf sich ihm schluchzend um den Hals. Sie wollten gar nicht mehr an das Unglück denken. Sie versprach ihm, tmu hig und vergnügt zu bleiben, und er gelobte ihr, nch nie mehr auf Säc es tulationen einzulassen. Und Vl sollte vergessen sein. Aber wie es nun war, tamen doch hie und da kleine Erinnert-neun wenn auch nicht nnmes sc- direkt, wie der Seufzer über LiefePS bloße Füße, so doch hie und da verstohlcne Anspie lungen. Man hatte jetzt weder zu die sem, noch zu ieneni die Mittel. Wenn Herr Grauberg wagte, fich darüber zu verwundern, daß mehrere Tage ver gehen konnten, ohne dass man einen i«rdentlichen Braten betam, lautete die l!)lnttvort· «Lieber, wir ntiissen versuchen, so viel als möglich zu sparen.« Und warf er eine Bemertnna hin, ivie die, daß die Toilette seiner Frau vielleicht einer Renovirung bediirftig war, hieß es: »Ach, das ist nicht nöthig! Man tvei ja ohnehin, wie es bei uns steh ." Nie konnte er sicher vor diesen klei nen Nadelsti ·en sein nnv sie ermüde ten ihn un Weiblich, nrn so mehr, als er schweigen und sie in (,rgebung dulden mußte, denn ertlihnte er sich, ein Wesen daraus zu machen, wurden sie unter großem Wortgeschwall als bloße »Lavpalie" ertlärt und das Gespräch Lchlosz unfehlbar jedes Mal damit, da er zu estehen mußte, ein äußerst einpfindli er nervöser Mensch ,zu sein, der- die Geduld seiner armen Frau auf eine harte Probe stellte. Sie trnnte reuevoll nnd ireichmiithig genug Zsein, wenn sie glaubte, irgend ein Un recht gethan zu haben, aber sie war inicht so feinfiihlig, diese tleinen Nöt lgeleien als etwas Verlesendes zu empfinden Nach ihrer Ansicht waren es nur nützliche lleine Meinungen vor leineni Rückfall in den Leichtsinn nnd hochnothwendigeLlneiserungen zu neuer. Anstrengungen, »auf anständigeWeise« Geld in verdienen. I Aber diese neue Weise, Gelb zu ver dienen, war nicht so leicht gefunden, iobgleich Grauberg xvirtlich recht oft iiber ein Mittel nachgrüvclte, die 2000 Kronen intiictzubetvrnmen nno sich wieder als freier Mann zu fiihlen. Seine Stelle ais stassier war gewiß lerne Stlavenarbeit. Er hatte reich flich Zeit zu anderen "Ihe·it!gleiten. stslber wag fiir welches Das war vie sFragr. ifr dachte bald an Dies, bald ian Das. Aber entweder wurde seines iBeaueniliehleit zu sehr gestört, olderj sauch verlangte die betreffende Arbeit -zu viel Laufereien nnd Empfehlnnss Igern als dasz er sieh entschließeIH »tr-nnte, sich varnin zti bemühen. Eri strsar ein bischen gunächlicher Natur,» herr Grauberg. s Und so geschah Nichts und das Jahr verging. s ·- « « ! Frau Granberg läatte schon seit eini-» ger Zeit bemertt, tasz ihr Mann unsre-s Its-ähnlich düster nnd verschlossen war» Sie versuchte, ihn auszusorschem aber das führte zu keinem Resultat. Er antwortete nur« sie bildete sich so viel Ihvrheiten ein« ) Endlich hörte sie auf, zu fragen nnd schrieb sein verändeties Benehmen nndj Aussehen irgend- einem vorübergehen den Umvohlsein zu· Er pslegie selten ton so etwas zu sprechen, aber es witiie gleichwoshl auf die Laune ein« Eines Morgens jedoch jiberraschie er sie dadurch, das; er sieh noch wun deklicher als gewöhnlich benahm. Die ganze Zeit, wäheenv sie sich ankleide ten, sagte er kaum ein Wort und zum Fiijlsstiick verzehrte er nichts als ein kleines diinnes Bkcdschniiichen und ein paar Munde Kasser. Und das-, ob gleich er am vocherschendtn Abend lei nen Bissen genossen hatte. »Was ist Dir, Michael-W smgte sie unruhig. »Nichts-, :1ichis.-.Mach’ leineGeschich ten!« Und damit stand er aus und ging. Sie konnte nicht nmhin, sich zu beurt ruhigen, dachte an Kra kheit und 11ngltirkgfiille, und als sie sich zu ihrer Näherei setzte, konnte sie ihre fleißi gen Finger nicht in so raschen Gang bringen wie gewöhnlich aneilen er tappte sie sieh sogar daraus, daß ihre Hände im Schoosze ruhten. Es tvar bestimmt etwas-, wie es nicht sein sollte. Eine Gestalt hnschte am Fenster vor bei. Sie sah auf und erkannte ihren Mann. Er tam so zeitlich wieder nach Hause! Was sollte das bedeuten? Als er hereinkam, ging sie ihm bekümmert entgegen. Er sah so wunderlich aus, warf den Hut achtlos vrn sich, trank Wasser und fing an, im Zimmer anf und abzugeben. Endlich blieb er vor ihr stehen. ,,Christine!« sagte er, »ich bin ter loren.« »Verloren! Was sagst Du ..... Hast Du... .?« Sie konnte nicht weiter. Alles drehte sich um sie, und sie griff nach ihm, als sei sie nicht sicher, sich aufrecht halten zi: können. »Hast Du wirtlich....?« »Ja«, sagte er dumpf. Er lag ihrct Gedanken so gut. »Ja, das habe ich.« Und dann brach er los: »Ich habe wieder spekulirt, Geschäfte mit fremdem Geld gemacht, verstehst Du! Und verloren! Das habe ich! Wir sind ruiniri. Diesmckl ist ec schlimmer! Verachtest Du mich nicht? Jch bin ja ein wortbriichiger, ein unna türlicher Mann unt ein unnatiirlicher Vater.« Wie versteinert stand sie da und sah ihn an. So nach und nach kehrte doch ihre Besinnung wieder. »Wirst Du Konturs machen?« fragte sie starr. »Ja, natürlich, da er— leinen einzi vgen Menschen in der ganzen Welt gibt,. »der mir auch nur mit einein halben Pfennig aushelfen will. Jch bin getan-— t III-« lch habe gebeten nnd gebettelt nnd mich gedemiithtgt wie ein Hund. Siehst DU, Ich bin eine zu geringe «sierson.’ als daß man nach mir fragen sollte.«t El schlug aus den Tisch, verfluchte alle herzlosen Geizhiilse und sich selbst mit dazu nnd tritt-schie, er wäre nie» gebeten. Er mache nur sich nnd Anderes Lnnaliiksltiefi t i »Und dann ein Wort an die ,’5irrna,l nnd ich bin sertig.'· Er wand sich inI der verzweifeltsten tfrregnng »Wenn ich wenigstens eir paar hundert Kro-l nen hätte, unt sie den Wucherern in den Nachen zu weisen, wäre ich viel leicht fiisr den Augenblick gerettet. Aber nichts! Nicht einen Pfennig von irgend« Feinandenri Nicht Eine Hand, die hel fen will! Es ist zn weit getominen!« « Frau Grauberg hatte sich wieder ans ihren Platz geseyt Und stützte das Kinn in die Hand. Es- sah beinahe aus« als weite ihr Alles, was er sagte, gleich giliia· Ilni nnd ab ging er, mit gesenktem Kon nnd langsaineren Schritten als fri.her. Jedes Mal. wenn er da vor beiging, wo sie saß, zögerte er und sah sie an. Endlich setzte er sich auf oen Sessel neben fie. .,Chi«istine«, sagte er unsicher, Du willst wohl nie·t . . . . Du hast ja in der Bank . . . .« Sie sah tnit einein flaninienden Blie anf. »Nein!« stiesz sie hervor. » eh will nicht. Ich will nicht Liesel nnd mich in’-3 Elend stiirzen siir Deinen unver befierlietken Leichtsinn. Dir unseren tleinen Jtothpsennig geben« den ich inir mühsam erarbeitet habe, in der Hoffnung, einsilavier fiirLiesel betont wen zu können. Nein, danie! Da tanu ich das Geld ebensogut in's Meer wer fen. Mich und das Kind werde ich schon versorgen. Mach Du, wag Di-. willst. Aber die Wohnung gehört mir. ;daö weißt Du.« »Ja so«, sagte er la:.gfani, nach dein er eine Weise still dagesessen war und zu Boden geftcirrt hatte«, »ja so, Du weist mir die Thüre. Und doch war es Deinettvegen·..· Jch dachte, Du würdest das Andere ziiriickvetoim men, diese.... Ja so, Du weist niir die Thiire . . . .« Er sal, schlaff und stumpf aus« wie er da mit hängendein Kopfe sasi nnd zu Boden starrte. Es widerte sie an, ihn anzusehen. Sie war eine lraftvollere Natur als er nnd begriff die schweren Seelen tämpse nicht, die er ausgefochten, alt' die Demiithigungem die er erlitten hatte. Sie dachte nur daran, wie sie gearbeitet nnd sich gequält hatte, ta - aus, tagen-» ohne zu ermüden, träg rend er von seiner leichten Beschstis nng nach Hause gekommen nnd die gelben Tage niit den Zeitungen aus dein Sopha elegen war. Sie dachte daran, wie ie herumgewandert war und mit schlecht entlohnien Lettionen siir ihre freie Zeit oorlieb genommen hatte, während er sich nicht einmal her abließ, sich nach ein Bischen !Bttcl)siikt-.l rang umzusehen, wie sie ihn so oft gebe- . ten, sondern wie er statt dessen vornehm that nnd ihre ganze Wohlfahrt siir Dinge aufs Spiel setzte, von denen er nichts verstand« und blos um nicht arbeiten zu müssen. Und wie die Gedanken so innrem wuchs ihre Erbiterrung, bis sie schließ lich ausbrach, und sie ihm Alles sagt-, was sie auf dem Herzen hatte, nnd was sie von ihm dachte. Er könne gehen und sich weiterhelsen, so gut er es ver möge. Es würde ihm gut thun, ein mal arbeiten zu lernen. Sie siir ihr Theil wolle lieber einsam von ihrem lnappen Brod leben, als es mit einem solchen Jantrnermenschen, wie er einer war, zu theilen. Die ganze Zeit saß er schweigend da, ließ Altes über sich ergehen und sal) zu Boden. Das reizte sie noch mehr. Glaubte er vielleicht nicht, daß sie dat- so meinte, wie sie es "sagtc? Oder hatte er am Ende vielleicht lein einziges Wort gehört? link-lich verstummte auch sie, wen dete ihm verächtlich den Rücken nnd scsh durch das geisfsnete Fenster hin aus-. Dort draußen auf dein Trottoir spielte Liesel mit ihrem allerbesten Freund Hans, dem Buben des Nach bar-Schniieds. Sie stocherten das Gras zwischen den holprigen Steinen heraus und pflansten den Rasen in Gartenbeete aus Sand die sie sorgsam liingg der Ha isnrauer aufgeführt hatten. Ganz und gar von dieser in eressanten Arbeit arisgefiillt,1ingen sie nnrerdrossen hin nnd her, ji« niederhockend, um zu gra ben nnd sich mit ihrem Fund aufrich tend um ihn wegzutragen und wieder neuen Vorrath zn holen. Jhre kleinen Gesichter gliithen rrth doiAnstrerigung1 aber lachend nnd vustend arbeiteten sie: weiter. Da kam ein stäinniiger Bursche die Gasse herabniarschirt. Er sah sich weder nach rechts- n seh nach links inn, und gerade wie Hang sich anstichtete, stre: sie er vorbei und stieß an seinen Hut, so daß der dein kleinen Jungen vi niiiopfe flog, hinab ni dris- schmutzig-, Rinnsieinwasser Hang hob ihn auf und lief mit geballter Faust dem Bier schen nach, der sich iriiidrehte und la chte, ein paar Kraftirorte ausstieß nnd vei ter ging· Und dann lain der arme Hang mit Thränen zurück und Jreh e seinen nassen Hut zwischen den Fin gern Liesel stand grübelnd da und sah ihn mit nängender Unterlippe und einem betrübten Aug-Lenkt in ihre-n iiiedlicben Gesichtthen an. Doch Plötz lich erhellten sich die weichen Züge. Mit einein Ruck riß sie ihren Hut her unter, beugte sich hinab und zog ils-n iin Rinnstein hin nnd l,er. Und dann sah sie so strahlend vergnügt empor, während sie ihr-: schmutztiiesende, kleine Kopsdekleionna in die Lust hielt. »Es-than her, Haus« ,sagte sie, ,,Lie sel J Hut geradeso.« Das war aber doch zu stark siimsrau Grauverg, wie sehr sie auch von ande ren Gedanken in Anspruch genommen sein mochte. Sie lebnte sich lxastia zum Fenster hinaus-. »Wie kannst Ti: Dich unterstehen, Liesel?« schrie sie. »Gei,’ sofort bin ein zu Tilda, das-, sie den Hut wieder rein inacht.« Das kleine Mädchen schlug ihre kla ren blauen Augen so unschuldig fra gend ans. Sie schien nicht recht zu ver stehen, war- fie Böses gethan. Aber weiteren Bescheid erhielt sie nicht. Die Mutter schlug das Fenster zu und riegelte den Halen ein. Er wollte nicht recht zugehen, und sie stand da nnd riitteltedaran »Das ist ein süßes, kleines Ding«, saaie eine leise, miide Stinnne neben ihr· »Die theilt Freud nnd Leid mit Dem, den sie lieb bat." Frau Grauberq schwieg, ging von ilnn weg und begann ein paar Sachen :;;:i anderen Ende des Zimmere zn ordnen Sie lonnte es nicht aushal ten, neben ihm zu sitzen. Aber ebenso trenia konnte si-: ausgehen Sie wußte nicht, was sie vornehmen, wie daoAlleH enden sollte. Eine dumpfe erstickende Unruhe bemächtigte sich ihrer, nnd sie konnte weder ihre Gedanken ordnen, noch irgend einen Entschluß fassen. Wohin soElte sie sich wenden? Was sollte ans ihnen werden? Ihr Verstand blieb stillestehen. Sie siililte sich wie gelähmt nur rernichtet. Alt-er während sie so unktnrging nnd peistesabweseno die Stänbchen von der Jitcb Decke se·te, begannen die letzteni Worte ibreo Mannes in ihrem Ohr zu erklingen, wie ein eben gehörter oderV gedachter Satz es oft tlnin kann, wenn die Gedantentliätigkeit schlaff ist. i »Das ist ein sisszeg kleines Dinah Tie tlxeilt Freud nnd Leid mit beni,« den sie lieb l)at.« Zuerst achtete sie tanm daraus. Aber je öfter der Satz ertlang, desto tieser grub er sich in sie ein. Schließlich konnte sie ihn nicht los werden. Er verfolgte sie wie das böse Gewissen, er nagte und nagte. »Das ist ein siistes, kleines Ding! Das ist ein süßes, kleines Ding!" Sie sah, wie Liesel ibren kleinen schnittzigen Hut empor streckte, sah diese strahlenden, treuen, blauen Augen. Ja, das war ein süßes, kleines-Ding. Aber was hatte sie damit zu thun. Wenn sie nicht Freud' und Leid mit dein dort drüben theilen wollte, so war das darum, weil er nicht länger ver diente, daß sie ihn lieb hatte, und weil sie es nicht konnte . . .. hier brach ihr Gedankengang ab. Sie fiihslte, daß sie sich selbst belog. Was hatte er denn so Fiirchtbare3» gethan, das nicht verziehen werden konntet Hatte sie wirklich keine Zärt lichkeit mehr fiir den armen, verzwei selten Mann, der dert stumm am Fen ster saß, den Kon zwischen den Hän den vergraben. Ein starkes Gesuhl der Zärtlichkeit 1-nd degMiileidep durchströmte sie plötz lich, nnd einen Augenblick war sie nah-e daran, herbeizustiirzen und diesen armen n:iioen Kopf zu liebkosen, den sie eben erst von sich gestoßen. Aber dann kamen neue Gedanken, und ihr Sinn verhärtete sich wieder. War Leichtsinn und Faulheit kein Verdre chen? War es nicht ein Verbrechen, die Wohlfahrt von Weib unt Kind aufs Spiel zu setzen? Nein, warum sollte man hier bleiben und zusammen schweigen« Dae war zn erträglich! Sie sal) ihn an, ösfuete die Lippen, wie um Etwas zu sagen, aber schwieg und Verließ das Zimmer. Zwei Minuten später kam sie wie ier herein, ging geraden Weges aus ibn zu, legte ein diinnes, branneii Büchelchen auf seine Knie nnd- wen: dete sich um, um zu gessen Er erwachte sogleich aus seiner Be täubung und blickte aus. »Nein, Christine«, sagte er und legte das Buch aus das Fensterbreit, »nein, danke. Behalte Dein Geld. Jch habe mir die Sache überlegt. Es ist schon am besten, wenn ich versuche, mich ledst durchszuschlagen. Wenn ich auch mei nen Platz verliert-, so tann ich doch noclj anderswo Arbeit finden. Ich werde niir schon helfen!« »Du sollst es aber nehmen, Richard-I« sagte sie· »Nein, ich danke Dir!« Er saß wieder in seiner früheren Stellung und starrte zn Boden. Einer Augenblick zögerte sie unentschlossenl aberdann trat sie heran nnd-setzte iiclj neben ihn. »Richard!« »Is«1« ,,Kiinnnere Dich nicht um das-, was ich vorhin gesagt habe. Jch war nich-. recht bei mir.« —— Sie stützte die Hant auf seine Schulter und lehnte ihrer Kopf an den seinen. --— »Glaubst Dr nicht, daß ich auch Freud und Leit mit Dem theilen will, oen ich liel habe?« »Willst Du das-W ; Er sah ihr in die Augen. Jmme1 heller wurden seine Züge, nnd es lan Leben in sie anstatt deg früheren schlas ’sen Ausdrucks. " »Willst Du lvirtlichs« Ja, ja, dass wollte sie! Zusammen lten, da: war ja doch die einzig« .lrt, zu leben! Sie konnte nicht ohn ihn sein. s Dann saßen sie wieder eine Weil Ischweiaend da, er mit abgewandten »Kopi, doch ihre Hand in der seine1 shaltena »Weißt Du«, sagte er schließlich mi innsieherer Stimme, »ich glaubte, eH se laus mit mir. Ich glaubte, Du habes mich nicht mehr lieb.« Und er drückte ihre Hand stärker als er sellsst wußte, und hielt sie si fest, als wollte er sie nie und nimiue lrselassen Die Ihure irurde hastig oufgestoßizk nnd Lieseltam hereingesprunaen stol· nnd vereinigt einen Strohhut in jede jHands wingend. ; ,,Hr·.ni’5- Hut auch rein«, sagte sie I,,Tilda hat sie alle beide gewaschen.« »Da war jedoch Niemand, der weite Notiz von dieser freudigen Nachrieh nahm. Frau Graubere zog sie blos an sich uin daz- trausc helle Haar zu strei chetn. Und der Vater beugte sieh hin als und küßte sie «Liesel«, sagte er leise, »Du wirst set-an ein Klavier belommen, und wem ich sitnszehn Stunden imsTag arbei ten Inuß.« Seine Frau streichelte ihm lieblo send die Wange. Aber Liesel sah nur einen Augenblick aus. verwundert, wa dag bedeuten sollte, nnd da man ihr teine ausführlichen Erklärung gab wendete sie ihre Aufmerksamkeit wie der den Hüten zu. Die beschäftigten sie vollaus. Sie stand da und bog unt drehte sie hin nnd her. Und ein« zwei sdrei hatte sie einen ihrem Papa unt einen ihrer Manns auf denKopf gesetzt Tag sah lustig aus. llnd iihergliietlick ob ihres Einfall-s brach sie in ein schal lendeg Gelächter aus. Das war ansteckend Sowdhl Pape als Marna lachten mit· - - Ja, dag svar ein siißeg kleines- Ding! Kleine Verbesserung. Der Batterieclief hält ext- iiir drin gend eiedotein ins Laute des Sonntag Narlnnittaas den« Stall seiner Ratte rie zn besictitiqeik Zu diesem Zweck nnd nn: die Stdllwache in iiberra schen. wählt er den Umwea iiber den Kasernlwf nnd erscheint plötzlich vor dem riickwättiazn Stallvortal. Jst demselben steht der Geireite Lävple,in. Arme ein niedlicheø Stubenmädchen welches eben den Kuß des Geseeiten von Her-ten erwidert. Beim Erscheinen des Herrn Hauptmanns prallen die Beiden erschreckt auseinander. Siäpple reißt die Stalltdiir anf, brüllt mit ge waltiaer Stimme für die beiden noc; iin Stalle befindlichen Leute: »Ach una!« rnd erstattet sotann die gewich tiae Meldung, daß ins Stille »wicht Neues« sei. Inzwischen bai die nette·Kleine, vor dem staaenden Monden-Blick dee BatteriessGestrenaen rief erröthend ei, liaen Schrittes den Stallbof oerlasi en »Saan Sie ’.mal Gefreiter Lädtv le«, fragte der Batteriechef, »wer war denn eigentlich das junge Mädchen vor bin« ] ..M.eine. . . Schwester, Herr-Haupts mann!« I »So, so Jhre Schwester! ..... Sagen Sie ’.nal. Gesteiter Läpple sind 'Sie gegen Ihre Schwester immer to stattlich-P s Kurze Pasrsr. Ernst staaender Blick des Batteriechefs. Dem Gefreiten Liipple treten dicke Schweißtropfen aus die Stirn nnd stotternd entschlüpft ihm das Geständniß: ,.E«.«1tschuldiac’n der Herr Hauptmannf dees war eigentlich Mo« mehr a’ Böslek« —----...«» —.-—--. -. i i l ) l l t i t Dte Erhaltung der Zähne ist vorwiegend eine Frage der Reinlich-« leit. Eine regelmäßige Reinigung der Zähne verhindert die Bildung des soge nanntenZahnsteins und das Ansehen von Pilzen. Die Meinungen über die Art, wie diese Reinigung zu erfolgen hat« sind freilich noch immer getheilt; der Eine ist fürZahnpulvey der Andere iijr Zahnseifen, ein Dritter schwärmt für Mundwassen Bei dieser Verschie denheit der Augiassungen dürfte es von iJnteresse sein, die Ansicht eines hervor lragenden Fachmannes wie des Geheim Iraths Liebreich zu hören. die dieser in ldem unlängst erschienenen, von Profes sor von Lenden herausgegebenenHand buch der Ernährungstherapie äußert Das Hauptangenmerk bei der Zahn-« pflege ist auf die Anwendung eines gn ten Zahnpulverg zu legen. Ein sehr lscharf-ers Pulver, dauernd angewandt, Itann allerdings, zumal bei nicht gut entwickelten Zähnen, den Schmelz der selben angreifen; ein mildes Pulver wird selbst bei jahrelangem Gebrauch nicht schaden· Für die Zahnbürsten eignen sich am meisten die weichen «Dach«shaare; harte Bürsten schaden we niger den Zähnen, welche bei «der gerin fgen Geschwindigkeit, mit der gebürstet .wird, laum abgeschliffen werden« als zdemZahnfleisch welches durch den star len mechanischen Reiz leicht entzündet wird. Zu hüten hat man sich vor schlechten Bürsten, deren lose Borsten in den Magen gelangen und hierKatarrhe hervorrufen können. Sind doch sogar solche unscheinbare Borsten Ursache ei ner gefährlichen Blinddarmentzündung taeworden. Zeigt der Zahnschmelz sich bereits angegriffen, so sind-an die Stelle der Pulver besser Zahnseifen zu setzen. Jn diesem Falle geschieht auch das Abreiben zweckmäßig nicht mit eis ner Bürste, sondern mit einem Tuchh Von Wichtigkeit ist« daß man die zur Zahnpflege benützten Substanzen in ih srer Zusammensetzung und Beschaffen ’-l)eit gut kennt, weil die zur Mischung der Rahnvulver gebrauchtenMittel sehr häufig nicht den nöthigen Grad der « Reinheit besitzen, wenn sie z. B. von we? nig sachkundiger Hand hergestellt wexz den. Die Anwendung des Zahnpulvero igeschieht in der Wesie, daß man mit · einem Spatel oder Löffel eine kleine Menge auf eine Glasplatte zur Be nutzung herausnimmL Das Einwu chen einer feuchten Bürste in die Pul rerschachtel selbst ist zu verwerer da das Pulver feucht bleibt und zu anf « .menllebt, wag besonders dann stattfin l .det, wenn das Pulver» in Wasser lös ,licl)e Zubstcsnzen enthalt. Die Reini E gung soll Mbrgens und besondersdes - Abend-- stattfinden, damit die am Tage s I s isich einsammelnden Speisereste nicht stoährend dekNachtrulse schädlich wirken. Zu den Zahnseifen und Zahnpasten sollten nur die Kernseifem die vollkom men rein sind, benutzt werden; dieselben besitzen eine starle reinigende Kraft. ohne ätzend zu wirken. Leider werden gerade die besien Pulvermischungen häufig durch einen Zusatz von schlechter Seife verdorben. Zum Färben der - Pulver und Posten werden hauptsäch T.lich rot Farbstoffe, und zwarKarmin t sps l .dezw. Lonehenille verwandt. Beson pderg zu empfehlen seien solche Färbes nittel nicht. Ah— Entschuldigung-stieß Aus Paris schreibt uns: Ein wisse ger französischer Künstler empfing un liingst den Besuch eines vornehmen Herrn« der sich kurz zuvor sehr abfällig iiber seine Werte geäußert hatte. Durch ein sttiszverstiindniß wurde der Baron jedoch mit einein Händler verwechselt, von dem der Künstler nichts nrebr wis sen wollte, weil er sich von ihm über .vortl)eilt glaubte. Er gab deshalb dem ZDiener die Weisung, den- An emeldeten die Treppe hinunterzutver en. Das taeschah mit der Virtuosität, die dein Ivortresslichen Jean nnr reiche Uebung verliehen haben kann. Am anderen Taqe erst klärte sich dein Künstler der begangene Jrrthnin auf und sein Cnt setzen iiber den Berstosz tvar nicht ge ·1·inq. Er setzte sich sofort an den »Schreibtisch und verfaßte Folgendes: »Herr Bat-out Stellen Sie sich einen Schrecken nor, als ich soeben erfahre, daß iett insolae eines höchst bedauerli leben T’-’tis3oerständnisse5 gestern meinem jDiener den Befehl ertheilt habe. Sie »die Trevpe hinitnterzutversem als ban xdele es sich nni einen gewöhnlichen Hau -sirer. Glauben Sie mir. Herr Baron. shätte ich eine Ahnnna davon gehabt. «da«s Sie es gewesen sind, so hätte nichts aus Gottes Erdboden mich davon ab halten können. das Amt meinesDienerz zselbst zu verrichten.« t »..—....-. Wesens-h Sie (zu ihrem anaebeitert nach hause kommenden Gatten): Jolnn Wohn, Die hast mir doch anv meinem Geburt-Steige versprochen. Du wolltest nicht mrbr trinkent « TO JO trink ja auch gar nicht mehr — ich III mein gewöhnliches Quanlmt