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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (Feb. 24, 1899)
-i""muenllerz. So mancher, der vor Sehnsucht stirbt, Um Huld und rothe Rosen wirbt, Erlangt doch nichts mit Ach Und Oh, Als einen Kranz von Haberstroh. Ein anderer, ein gesetzter Mann. Sagt, was er will und wag er tann, Er bietet redlich Brot und Wein Und holt dafür ein froftisg Nein. Der Dritte tommt, den Strauß am Er pfeift nnd winkt nur ivoblgenth Die etnften Freier lacht er aus Und führt die schöne Braut nach Haus-. Du wunderliche-«- Frauenherz, So tiihL fo hart wie tlirtend Erz, So warm und weich, wie Abends spät Die Sommerluft durch Rosen geht. O Frauenherz voll Wonn’ und Weh. Du räthfelhafte, duntle See! Wer forfcht dich ang, wer wägt nnd mißt, Wie treulos und wie treu du bist. F. W. W e b e r . —---0..«-.. - — steter Reh-Ideen Von Willh Scharlau. »Von soir, inessieuro!« -- Lieute nant von Brenten betrat mit einem überaus fröhlichen Gesicht das Kom mandeurzimmer des Regimentshauses. Es ging ihm ja auch ausgezeichnet, besser noch wie sonst schon, denn ein von den Anderen start in Zweisel ge zogenee Urlaub steckte in der Tasche. Zwar hatte der gestrenge Kommandenr drei Tage ihm abgelnapst, aber das wußte ja der schlaue Mensch im Vor aus und hatte gleich mehr beantragt. Hätte er die noch mehr belominen na, na. er höttc sich doch vor drei Ta gen llrlaub nicht geetelt. »Tag, Brenten, Sie bereiten sich nsohl zur Krie« satademie dor?« meinte Oberleutnant egcn. »Sein Sie nicht so laut; in Jhrer Haut möchte ich im Augenblick nicht gern stecken.« »Nami? «--— Weshalb denn nicht? — Jst heil und ganz sauber.« «Kornhart sucht Sie tvie eine Stett nadel. Bei dem geht’g auch nicht nach der Melodie. »Ich grolle nicht«; im Gegentheil!« »Was ist denn log? Weshalb grollt denn meine nlte Liebe?« »Wissen Sie, er sucht nach dem, der ihn in die Zeitung und damit in den Mund der deute gebracht hat« »An verflucht!'« --- Brenien schnitt ein Gesicht, als hätte er auf ein Psess sertorn gebissen. »Seh’ Einer mal an! —- na wir hat ten ja ganz recht, als wir meinten, Sie wären der Zeitunggmensch gen-es sen. Er hat Einen nach dem Andern sich vorgebunden, um das herauszukrie gen. Ich glaube, Sie haben ihn nie derträchtig damit geörgert.« Jlleuszerst verbunden siir das mir allerseits bewiesene Wohlwollens Jst ant Ende besser, ich drücke mich. Wo ist er denn jetzt?« »Na tvo soll rr sein? - Hier natür lich. Er nimmt eben an, daß Sie den heiligabend Jhres Urlaub-— noch du zu benutzen werden, Jhre Weinrech nung aus den Schwung zu bringen« Wird Sie hier absangen wollen« »Ja eigentlich s- s- - Aber es ist ain Ende auch ganz gut, wenn ich mich inul ausschlafe. - — Guten Abend zn wun schen!« »Von soir, inonsteur!« und »daß sich Ihr Bu sche nur nicht gar zu sehr er schreckt! rissen ihm lachend Einige der Kanten-sen nach oft--- m ----- ·-..- .-...t.i ..-.:« k ØUII Ollsulls tut-I «qut sur-« »Du in dem Augenblick als er die Thiir öff nen wollte, that sie sich ans und der Gesitrchtete stand vor ihm. Jetzt heißts der Gesahr muthig ins Auge sehen, dachte Brenten, dem nicht ganz wohl wurde. Er sieht ia böswillig grimmig aus, aber er meint es nicht so schlimm. Nur ihn nicht erst zu Worte kommen assen. »Er-ten Abend, Herr Major. Ich siirchtete schon, Sie wären gegangen; morgen bei der Abmeldung hätte ich mich wahrscheinlich nur einschreiben können, nnd —- ich wollte Ihnen doch gern noch etwas Wichtiges sagen.« »So ——- so! —-— na dann kommen Sie inal erst wieder mit rein. — - Was Sie mir aber sagen wollen, das hat am Ende no ein bischen sseit Ich suche Sie niiin ich auch Sagen Sie mal, Freundchem kennen Sie den Verfasser von diesem Wiscb hier?« Damit zog er aus der Tasche ein Zeitung-blau und wies es Brenten hin. Die Angehori en der eisernen Bri gade spitzten die hren, denn freundlich war der Ton Kornharts nicht. Ob er ihn sehr schütteln wiirde? - — .Kanonensieber von Willn Schar lau. So kann Jeder heißen. Geschrie ben muß es aber Einer von denen na ben. die damals dabei waren, als ich tie Geschichte erzählte. Kennen Sie diesen Deren Schaulau? Oder sind Sie etwa — —«—--?" »Aber Herr Major, deshalb gerade wollte ich Sie ja sprechen,« erwiderte hastig Brenten, dessen Herz denn doch eine wie er sich nachher gestand, et was abwärtsigeBewegung machte. »Ich wollte Ihnen sagen daß ich das ge schrieben -- - --—— »So —- so — Also Sie sind dieser angenehme junge Mann, der einen bis dahin nrch unbescholtenen Menschen in die Zeitun bringt! Sehr angenehm —— in der hat sehr « «Grlauben herr Masor — --« »Ach was, nichts erlanbe ich. Jetzt hören Sie einmal aesiilligst i,i was ich Ihnen zu sagen habe. —- as mit dem die Chose mir erzählen wollen,i das ist ja blon Geflnnler. —-- Munk· lpitzi —— Vor vierzehn Tagen stand es in der Zeitung, odsr noch länger ist«-. Ihrr. Da hätten Sie Zeit genug ge l-abt, ming zu sagen· Aber daß mir Yerst mein alter Kompagniechef aus dem Feldzuge her einen Kondolcnzbrief mit dem Fetzen da sclfsiclen musi, das ist ein Standal - Freilich iiber den Brief habe ich mich riesig gefreut, na nnd dem haben Sie’g auch zu danken, daß ich nicht deutsch mit Jhnen rede· Sagen Sie selbst mal, meine Her-s ren von der Bri ade, ist’s nicht ein Standah daß die-set Dach-s- liier mich so in den Mund der Leute bringt?« »Na ob,« meinte Hauptmann Kraft« die tüchtigstc Kraft der Brigade. Er? hatte an dem Augenzwinlern des Pia-s jors gemertt, daß der Zorn eigentlich schon verraucht war. ,,Fragen mußte er vorher unter allen Umständen-« l »Ja aber, dann hätten Sie mir es» doch nie erlaubt, .,)err Major«, toarf Brenlen mit ltäglichem Ton ein. i Kornhart achtete aber der Zertnir , schung nicht, sondern sagte kner »Die-E jetzt immer nur in die Zeitung gewin men wes-en Avancement oder Orden; das schändet nicht. Verlobungen, Kind tausen und so was habe ich ja bis jetzt » mit Gottes Hilfe glücklich vermieden.«! »Na, na!« warf Kraft ein, »vor zwei Jahren gelang es Ihnen doch, in die Zeitung zu tommen, ohne Avanrement Mk DREI-« .. « i suec mai-« onqu slcy mit Ualv lu- i chendem, halb grimmigem Gesicht zu der lachenden Korona urn s ,Sie meinen natürlich das ver daminte Käseblatt - dieGeschichte, als ich mir die Unterossiziere vornahm und ihnen das versluchte Geschiinpse ver bot. Na ja —- und daß ich ihnen da sagte, sie wären auf einem Erkerziers platz und nicht im Reichstag, und hät ten sich dementsprechend zu benehmen. Herr Gott fa, ich hatte mich ein bis chen vergaloppirt, und -—- Ich gebe ja zu -—— Natürlich ich hätte es ja ein bis chen leiser sagen können. Aber das entschuldigt diesen jungen Herrn hier doch durchaus nicht-« »Nein, sicher nicht, Herr Major,« sagte Brenlen ietzt in bittendem Tone ,,und ich sehe vollkommen ein, daß ich vorher ersi hätte fragen iniissen.« »Ein bischen spät kommen Sie frei lich zu der Einsicht.« Brenlen sah den Blick nicht, den der Major den Kameraden zuivari. sonst wäre ihm sehr viel wohler geworden. »Uebtigeus sagte man mir, daß stei tungen fiir solche Sachen sogar bezah len. -——«baben Sie denn für denSchinar ten auch etwas betommen’?« Brenlen wurde verlegen, nickte dann aber mit dem Kopf. · »Na nun aber schlägtg dreizehn!« ries der Maior in heller Entriistuna aus« »Dasiir kriegt der Mensch auch noch Mammon! »für solch Geschreibv sel -— wie viel denn, wenn ich fragen darf, sehr verehrter Herr Schriftstel ler? Die Frage ist wohl sehr indis-: !iret? Sie werden ja ganz roth; - na. dann sagen Sie s mir draußen! Do mit schob Rotnhart seinen jungen Ka meraden zur Thüre hinaus und schloß sie hinter sich. Als sie nach wenigen Minuten wie der eintraten, schmunzelte der Maior und strich sich den langen Schnurrbari, während Brennus Gesicht wkeder nach Urlaub und gut Wetter aussah. ,,Wclleu Sie einen Augenblick her «.biirenl — - Dieser junge Mann ist zu der löblichen Einsicht gekommen, dasi er ein ganz gräßlich-es silteg Etel sei-, — sein Ausdruck, nicht mein:r « und shat mir erklärt, er fände die Sühne, die id) ihm für seinen Frevel auferlegt habe, nicht nur sehr gelinde. sondern wonnig. — « Na nun tönncu Sie reden. iVerurtheilter!« . »Meine Herren!« » »Jetzt sagt er nicht ,,messieurs!« rief Degen dazwischen. ! ,.9Jieinethalben auch »messieurs«! sich gebe die zehnte bis zwanzigste Flasche ,Wiltinaer! Wer giebt die erste bis kzehnte?« »New-te, meinen Sie,« brummte Hornhort »Ich gebe die erste bis dritte.« Er nö ierte sich seinem angestammten Herrschersitz aus dem lederbezogenen «Sosa, von tvclchern der ihn einnehmen de Leutnant sofort wie von der Spiral feder geschnellt in die Höhe fuhr. Das war so selbstverständlichf daß der Ma jor kaum dazu niktte· »Drei Hurrahs siir den Majori« rief der Hauvtiiiann Krast lachend; und »Gut-ah. -- hurrahs hurrah!« er tönte es aus den Kehlen der eisernen Brigade. Jm Haudumdrehen war die vierte bis neunte Flasche gezeichnet. »Nun aber teine Müdialeit vor-ge tchiiht!« meinte Kornharn der sich eine seiner mächtigen Havannas anziindetr. »Ich habe meine Schuldigteit gethan -- - thun Sie die Ihre· Immer noch besser so, als dasz Jhnen der Sünden lohn aus Urlaub immer in der Tasche brennt.« Als die Gläser aneinander klangen kund das erste allgemeine Profit ver j klungen war, sagte der Major, indeml er Brenten zunicktu »Das ist das erste» Gute, was Sie unbewußt verbrocheni haben, denn obgleich ich kein Agrarieij bin, Durst habe ich doch. Das Zweitez aber und bessere ist, daß ich einmal wie der von meinem alten KompaaniesChef von dazumal gehört habe; daß er noch. lebt, daß es dem alten Herrn qui geht.«t »Wer war denn der?« fragte eineij aus der Runde. » » »Von Euch kennt ihn ja doch Nie-; mand mehr. Ferzm niesi es und tuarl ein anz samo er Mann. Das heißt« im rieqr. Zu Hause hatte er Angstzj nicht als ob er verheirathet gewesenl wäre, -—— ging ihm wie mir, --—- An schluß verpaßt. oich meine, er hatte ngtnmel vor den Vorgesetzten Aller dinas nicht ohne gewisse Berechtigunan denn im Frieden konnte der alte braves Hauvtmann nicht drei Mann über den s Cliinnstein führen, ohne daß er nicht we- T nigstens einen davon drin liegen ließ.i Vlher eine Seele von Mensch; toollen « mal auf sein Wohl trinken. « Kind, ich lann leine leeren Gläsers sehen« meinte er dann zu dein neben i ihm sitzendcn Leutnant, der sich lachendi beeilie, dein Wunsch des Alten nachzikl tommen. »Und die vollen, Herr Major?« »Kann ich auf den Tod nicht ans- · stehen. —-- Profit! ——--- trinken Sie nial - ausl« »Da erinnert mich der alte Herzog. daran, wie ich theilweise in französiis sche Hände gerieth. i »Na nun?« —— »Wie denn dag » — — »Ist ja wohl qar nicht möa lich!« — —--- «--— So klang es durchein- . ander, und » »Zu: Feier des Tagesk tniissen Sie uns das erzählen, Herr« Major!« rief Brenlen. »Aha! —-— der Löwe hat Blut geleckt. - War- diese Schriftstellerei für eine ansteckende Kinderkkantheit ist heutzu tage! —— Natürlich wollen Sie die Ge schichte dann wieder schleunigstens zu Papier bringen« — Sehen Sie nur« meine Herren, diesen pslautnenweichen Augenaufschlag an --— bitte, der ge nügt. —— — Sie sind ein ganz areuli chet Mensch, Brenten, und wenn Si e nicht sonst ein leidlicher Kerl wären —-— Na ja ist schon ant, meinetwegen, — aber —- — um«-» —-.—-..—..——.-———·«— »»-s-. »Sollte vie Zeitung wirklich vie ——· na ich meine Jhr Gefchreiosel nehme-te und sogar noch honoriren —- fo nennt« man ja wohl berappen mit einem alt-I ten deutschen Wort —- dann —" und. der Major zeigte mit dem Finger auf die Flaschen und die feuchtfrZhlichc Runde. »Das- versteht sich von selbst«, rief Brenlen. Die Andern aber gaben durch ftiirmisches Bravo und auf au-« dere freundliche Weise ihrem Beifall« Ausdruck . »Nicht zugießen, mein Freund,«. brummte Kornhart, als ihm sein Nach-— ; bar mit der Flasche Au nahe la!n., »Warten Sie, bitte, bis ich ausgetrun: , ter. habe. So, bitte, jetzt thun Sie Jliren Gefühlen keinen Zwang an.«" Dann that er ein paar mächtige Züge aus« der lsigarre und begann Aus erzählen. s »Eiaentlich standen wir Beide bei· derselben Kompagnie, der der Haupt manng Herzogs, mein Freund Thien und ich. Aber er war als Führer des Patrouillenzugeg zum andern Bann lon lommandirt und so hatte ich ihnr die letzten Tage iiber taum zu Gesicht bekommen. Wir, das erste Bataillon nämlich, waren in Borpostenreferve, und diel zwei angenehmen Tage wurden redlichi benutzt und ausgebeutet« die Tage ·I,usn Essen und Trinken, die Nächte lzum .Schlafen. Alles in Vorrath. s Jch glaube, es war am 14. Oktolzes --- genau weiß ich es nicht mehr tit, ’eg wird schon stimmen. ! Wie lange ich bereits aeschnarcht hat ste, das weiß ich nicht. Ia, jungeri Freund, ich schnarchte damals auch« Ifchotn Uebrigens, lachen Sie nicht, ttrinten Sie lieber mal aug. Sie soll ten im Gegentheil froh sein, wenn Sie auch schnarchten. Mir hat das immer in Quartieren ein Zimmer fijr sich ein gebracht. Aug dem Fluchen gegualter fchlafloser Nachbarn habe ich mir mein Lebtag nichts gemacht. Na jedenfalls lag ich im tiefsten Schlummer, als mich Jemand amArm packte. «Du, borge mir mal Deinen Redol ver.« l l i l ,,Ach lliitinn! - Zttevolver vorne-i. Habe selbst teiueu.« »Natürlich hast Dei einen. — Na los! Crniuntere Dich, Du schwacher Geist.« »Aber Junge, ja ja! szch entsin: ne mich. Das alte Schieszeisen muß da irgendwo in meinem Koffer sein· Alter« ich aeb’ ihn Dir nicht. tieberhaupi. wag willst Tu denn damit-« »Da kanntt ihn mir doch borgen. JchA gehe nachher Patrouille und ——-« »Red’ doch nicht so wag. Das Ding mitnehmen ist der reine Selbstniord. Wenn die Kanone lot-gehen soll, thut sie’s nie und wenn man sie friedlich an der Seite hat, dann lnallt’s· Wenig ftens ohne Patronen Schweiß damit, das ist das Sicherste!« Thiem denn er war es, der mich ge: wceti hatte, lachte und machte Licht. ,,Wo ist er denn?« »Hu-he ihn Dir nur allein. Nach hei werde ich womöglich siir das Un glück, welches- das Ungeheuer anrichtet, verantwortlich gemacht. Föllt mir ga: nicht ein! Damals dem Bizespiesz in. der Eisenbahn, der ihn sich zu neugie rig ansah, ging er in der Hand log. und! dasi er Keinen von uns tras, ist ein« blaues Wunder gewesen« »Hier ist er!« rief Thien, der die im» Futteral steckende Waffe gesunden hat te. »Wo sind denn die Patronen?« - ,,.s)ab’ keine mehr! - weggeschmis sen. Das Ding geht aus Kommun do doch nicht los. Jch habe wie toll gedrückt, als der Atlioo von der Cha teignerie,Du weißt, der alte Köln-, hin gerichtet werden sollte. Pusttuchem nicht iiir viel Geld.« »Wahrscheinlich nicht entsichett!« »So! —— nicht euisichert. — - Weshall « gina denn der Satan gleich nachher los, als ich ihn nsieder umgeschnallt hatte und brachte mir außer dem Her-I löaserten Rattschoost auch noch beinahe« trci Tage vom Major ein?« »Na, tvenn Du leine szgronen hast« dann ——- Ja, da sind ja noch ein vaar.« »Da hast Du ja Deinen Willen«, knurrte ich. »Nun lasi mich aber in Ruhe und blas das Licht aus. Mor I gen kannst Du schlafen und ich nicht« »Ungesälliger Mensch! —- entschuldi (e nur die Störung. Jch bringe Dirl Das Ding morgen wieder-« Thien blies das Licht ans und ta "E-ete sich zur Tbür hinaus. Ich schlief ehr bald wieder ein. Da riß mich wieder Jemand ans ljiorphetts’ Armen, unerbittlich· So veckte nur mein Bursche, der da wuß e, daß kleine Mittel nicht zum Hiele ijhren. Natürlich war ers, nnd ich ourde auch sofort völlig munter, als» ch seine leuchendeStimme hörte: »Aus tehen, Herr Leutnant! --— Die Pa rouillenziige sollen sofort alle losge sen »Was ist los? --—— wir sollen losge Jen? -- Unsinn, das zweite Bataillonl st ja vorn.· »Das ist egal, die beiden anderen ruch. HerrOberst hat eben hergeschickt derr Lentnant Thien ist in theil er chossen. « Es war, als ob der Blitz neben mir :n die Erde schlüge. --— Thien ersehns ien! —— Natürlich dachte ich nur an die ses Biest von Revolver. welches ich Unglücksmensch ihm geborgt hatte. — Entsetzlichl Von ein paar Stunden noch frisch und vergnügt hier — wie lange war’s denn her? höchstens vier oder fünf, und nun — todt. Wie ich in die Kleider tam, weiß ich gar nicht. Jch stürzte zum Sammel olatz, wo ich schon den Regimentsads iutanten mit dem Befehl vorfand. ,,Sosort gegen Rueil vor Erster Zua vom rothen Paoillon aus, der zweite, den jetzt Berndahl führt, aus der Hanptstraße, der dritte längs der Seine. » Aber teine unnütze Knalle rei, läßt der Oberst noch ganz beson ders «um Schluß betonen, nnd — teine erlnsie.« »Sie wissen ja, meine Herren, aus der Regimentsgeschichte, wie es lam, daß Thien in Rueil daran glauben mußte. Er war das Opfer unseres Leichtsinn-s nnd übertriebenen Selbst bewußtseins. Da die Franzosen bis lang weder bei Tage noch bei Nacht standgehalten hatten, glaubten wir, das miisse so sein. Und als sie eines Nachts nicht mehr auswichen, geschah das Unglück, und ihn traf es. » Auf drei Schritt hatte er die tödtlichen Ku cytkelnl bekommen -- Der arme, liebe . er . Aver, ivinen »Vie, mir fiel doch ein Stein vom Herzen, als ich hörte, dasi mein Revolver nicht die Schuld trug.« Kornhart that einen tiefen Zug aus feinem Riesenrörner, so tief, daß er den Grund fand. Dann fuhr er nach ei ner Pause fort: »Natürlich verlief un sere Expedition, wie sie verlaufen muß te, das heißt, resultatlos. Wohin wir auch die Nase steckten, leuchtete es vor uns aus, und das lebhafte Gelnatter der Franzosen zeigte nur zu deutlich, daß sie gar nicht daran dachten, den Ort, durch den ich noch vor zwei Näch ten einfach durchgebummelt war, zu räumen. Erst an-. Nachmittag kam ich zurück und konnte wenigstens noch mel den, daß der Feind die nach Nanterr Zu helegene Hälfte des Ort-Z zur dart ernden Besetzung einrichtete. —- Wir lxsatten gesehen, daß einzelne Häuser be iestigt und Barritaden gebaut wurden. Man hat früher immer von der Rit terlichteit der französischen Offiziere, ihrem chevaleregtenWesen und wie man das sonst nannte, viel Aufhebens ge macht. Nun, wag wir bisher davon gescheit und gehört, hatte uns in der That keine große Hochachtung einzu flößen vermocht. Was sie sich als Ge fangene geleistet hatten, hatte uns eher anoetvideri. Selbstredend spreche ich nicht von ihrem Verhalten im Gefecht. Um so mehr erstaunten wir, alg noch an demselben leend ein Schreiben des Kommandanten der in Rueil befind lichen Truppen übergeben wurde, in welchem derselbe dic Auslieferung der Leiche des gefallenen Kameraden anbot. Der Brief schloß mit warmen Worten des Beileidsp und ehreuder Anerken nung für den Todten und auch die Mannschaft seinerPatrouille, die nichts unversucht gelassen habe, die Leiche nicht in Feindes-Hände fallen zu lassen. Doch ich erzähle Jtsnen damit ja nichts Neues-, denn das steht in der Regt mentsgeschichte. Run, das rann ich als Augenzene Ihnen erklären, daf; das ganze Verha : ten und Auftreten der sranzkfischen Osfiziere, als am nächsten Tage vie in trans. nnd dluinengeschnsücktenr Sarge gebettete Leiche uns übergeben wurde, tadellos war. Besonders zeigte sich der ,.Lientenant : Eolonel«, von dem auch der Brief war, als von wahrhaft rit terlichem Geist beseelt, und wir schie den von den Herren init tpr lleberzens gnug, daß es drüben doch auch noch andere Osfiziere gab, als die, welche wir bisher kennen gelernt hatten. Als später der Sarg geöffnet wur de, nin festzustellen, welcher Art die Verwundungen Thien’5 gewesen seien, sahen wir, daß der Gegner dein Gesal lenen sogar den Degen gelassen hatte. Noch dazu den Degen eine-« französi schen Chasfeur ·0’Afriq«.1e, den er seit Wörth, wo er ihn erbeutet hatte, trug. Bis dahin hatte ich an das Unglücks lhicr von Revolver gar nicht mehr ge dacht. Jn diesem Augenblick aber fiel er Inir wieder ein, nnd unwillkürlich suchten ihn meine Augen. Aber ver-— geblich Der Revolver war nnd blieb verschwunden « Wahrscheinlich hatte n- sich driiben einen andern Herrn ge sucht. Als in La Celle über dein Grabe die Tranersalven trachten, dachte ich mit « ja, wie soll ich sagen? -- - mit grim migem Vergniiaen daran, daß nun mehr dort in Rneil dieser Satan von Revolvet seinen Unng weiter treiben Iviirde. Und ich war schlecht genug, ihm den tnöglichsten Erfolg zn wiin schen. Mein Vertrauen besaß er in«k der Hinsicht in vollem Maße.« · Kornhart hob den Römer und that k einen tiefen Zun, nachdem er mit ern-— i fter Stimme den Trintfpruch gethan: l »Den Marien des damals Gebliebe- .« nen.« t Dann setzte er ihn auf den Tisch und beschäftigte fich eifrig damit, die ausge- ; gangene Eigarre wieder in Brand zu.1 setzen. ! »Na und?« sp- Der jüngste: Dachs-, der bis dahin artig in einer« Ecke gesessen und befcheidentlich zuge-: hört hatte, wars, der seiner Erwartung ; mit piepfiaer Stimme Ausdruck ver lieh. Er hieß Hahn und war erft vor kurzer Zeit aus dem Korvs gekommen. It Der Major drehte den Kon langfanH« dorthin, woher dies »Na - - und?" ge-, kommen wer, und sagte ernfthaft:l« I . L ( 1 ! 1 I · ( ..Pfui, bäbncheiU So juna und fchon fo genußlich ——-- Merten Sie sich man I . muß immer dann aufhören, wenn esiq am besten fchmeelt.« El »Ich dachte nur Herr Maior,« : ftotterte der Kleine in tödtlicherVer- " legenheir. »Ich dachte! ja, ich dachte. Ich ge be Ihnen denfelben Rath, den mir ein . alter Onkel aufbrummte, als ich in die 1 Welt trat. »Junge!« fagte er — ,,dente nicht zu viel· Es giebt zu.leicht · ein Ungliicl.« --— Na, ich ntein’s nicht fchlimm, Kleiner! —- so ift’s recht trin tcn Sie mal aus.« f »Und der Revolver?« fragte Kraft. f »Alle Sie auch?« erwiderte Korn jhart. »Na, dann hören Sie auch noch »das Ende. —- Paris hatte lapitulirt, tvir rückten in Rueil ein« und ich durf te als Mitglied einer Kommission das kfranzösifche Lazareth in welchem auch noch einige preußifche Verwundete la ger-, Libernehmen helfen. ——- Natürlich war unfer erfter Gang zu diesen, die in einem großen, luftiaen Zimmer la-I !gen. Und wen erblickten meine Au "qen? « Meinen Revolvers -—— Das . lDina war zu unvertennbar, denn als· )ich ihn wuthentbrannt nach feineml zweiten Attentat in die Ecke geworfen hatte, war ein Stiiet vom Kolben ab geplant.« s Wiederseyen macht Freude, oaanen wir wahrscheinlich Beide, denn es schien mir bei Gott so als ob er mich jangrinstr. Sonst sah das alte Schieß seiten allerdingg ziemlich ramvonirti saus. Ich trat also an das Spind und wollte eben die Hand nach ihm aus strecken, als der uns begleitende srai zösische Zivilarzt mich am Arm ergriff »und ängstlich ries: »Donnertvetter, Leutnanh lassen Sie den Dreck lie en.« Das heißt, Hähnchen, genau so san ;tc er natürlich nicht. Nicht wdrt lich, denn er sprach, wie die Franzosen das allgemein zu thun pflegen, französisch, aber dem Sinne nach. «We;0halb denn?-« fragte ich und ist-III spihn beaiekig an. I »O, das ist ein Ungeheuer, ein schreck liches Instrument Zuerst hatte ihn ein Moblot, dem ging er in der Hand llos, was ihn einen Finger kostete. llnd dann später entlud er sich noch einmal auf ganz unertlärliche Weise, was ek Inen Kollegen so alterirte, daß er völlig netvög geworden ist. Seit der Zeit hat ihn Niemand mehr ungerührt Wer ihn in die ,,la main« nimmt, hat sichs die Folgen selbst zuzuschreiben« .La main« sagte er übrigens wört lich, Kleiner. Der Satan hatten meinen aus Hin« gesetzten Hoffnungen voll entsproc7,-eii.t Wenn Sie sich das Ding bei Geie genheit mal ansehen wollen, tommen Sie zu mir- -Aber nur besehen nicht anfassen. -- Patronen sind ztr at nicht drin, aber das Biest bringt-J fertig nndl geht doch tos. -— » —— ; Uebrigens ist der Wiltinger recht a :,tt s mein lieber Brenken; wegtnlb Sie michl also Durstes sterben lassen wollen Ist mir uneriindlichA s — —---———O.-O——-——-—-——- « l Englands tostspteligfte Palaste. Man darf es durchaus nicht für tiebertreidung halten, wenn der stolze Sohn Alvions behauptet, daß unter den prunlvollen Heimstiitten der Vor nehmen teines Landes eine große An .zahl Paläste zu sinden seien, die nicht isiir so viele Goldstücke geianst werden stönntem wie nöthig wären, nm den jPlatz, aus dem sie erbaut sind, ganz dicht damit zu pslastern. Einige der ischönsten dieser «Pleasure - XauseLW repräsentiren in der That ein avital, dessen Zinsen allein genügen würden, die gesammten Kosten des englischen ,Ministeriums siir ein ganzes Jahr zu sbestreiten So hat zum Beispiell Mount Stewart bei Rothesat), eins der isechg Prachtpalaig desMultimillionärI «Marquig os Bute, mehr Fünspfttnd.i als ausreichend sein würden« um die Ienorme Fläche von 8000 Quadratnie tern zwei und ein halbes Mal damit zu ivedeckem Die Einrichtung jedes der I 150 Zimmer dieses Wundertverte5 der ;Banlunst wird im Durchschnitt aus 1:-.,()0() Psd Sterl. geschätzt« eine Sum :nie, siir die man schon ein Dutzend jhitdscher Vorstadthäuser bei London erstehen könnte· Einer der größten eng llischen Landsitze ist Lord Fitztoilliams !Zortsl)irehouse. Dieses lolossale Ge Hbäude hat eine Länge von 200 Meter; )die,Vorhalle ist 40 Fuß hoch und weist einen Flächenraum von klein« Quadrat: ssuß auf, in dem bequem sechs kleine Willen Platz fänden. Die Anzahl der iGemiicher ist so groß. daß der glückliche Besitzer dieses Riesenvalasteg ein hal bes Jahr darin verbringen könnte, ohne auch nur zwei Tage in ein und demselben Zimmer zu wohnen· Außer »Wenttvorth - Woodhouse« nennt Lord Fitzwilliatn ein Palais am Grosvenor Square in London und einen kleinern Landsiti in Countn Wicklow sein eigen. noten der Bank von England getostetJ .. Da das Einkommen Dieses be itischezi sdelnianneg sich ans iiiehr als-« 2000 Ni. pro Tag beläust, kann ei sich einen olchen Luxus schon acsi««.iiteii· Blen ieini «- Palace der Wohnsitz deij Her .ogs von Marlboroiiah, geiiisrt eben alls zu den schönsten nnd tosisrsieliasten Bauwerien in England Mit seinen .ahlloseii Ziniiiierin Kiirriddren und Erepien bietet dieser !IJionstre-Piilast ivei sich hassenden Lilieiischen die besi-: Vetegenheih unter eiiieniDciche zu leben ind sich doch während eines ganzen Utenscheiialtero nicht zu bedeqiieii. Uni ich eine Vorstellung boii der here-enden Summe zii iiiachen, die das Erbaueii ies aus Staatsinsteii siir den »Solda enherzog« errichteten Blenlieini- Pala tes einst verschlungen hat, ist eg nnr iöthiq, eine einzige Rechiiu iia in Be tacht zu ziehen, die iinliiiiast iiir Repa- s ratiiren bealichen ioiirde nnd die nicht veniaer als 301"I,(i00 Pid St. betrug, ileichbedeutend mit der Kleinigkeit von Z Mill. Mk Die jährliche Glaserrech iung allein beläiist sich nicht selten auf l000 Psd St. iind mehr. Zu diesen Bauten von sabelhaftein Werth gehört neriiviirdigeriveise auch eins der häß ichsten Häuser des ganzen britischeii Reiches-. Es ist der in seinem einfachen, inansehnlichen Aeußern fast an die Grenzen des Lächerlichen streifende Londonek Wohnsitz des Herqus von Oevonshire Von Picadillh aus gesehen, lönnte man den Werth des »Pal-.1is« nächstens aus 10, 000 Psd St schätzen, und doch dürfte es mindestens einen solchen von zwölf Millionen Mart re oriisentiren Vor seiner Verbeirathung waren die von dein Herzog bewohnten Raume und vor allen Dingen sein Schlasqeinacht in diesem unscheinbaren Gebäude ebenso anspruchslos wie un schön inöblirt; die lomplette Einrich tung des letztern bäte man bei jedem Trödlet siir 100 Mk. erstehen können. So wenia vermöhnt zeigte sich ein Mann, in dessen Besitz sich sieben Pa löste befinden, von denen jeder einzelne allein ihn als oielsachen Millionär kennzeichnet —————-O-.-.————-— Von welcher Gemüte-satt war ver Urmenfcht Diese Frage hat Dr. Talcott Milli ains in dein letzten Bericht des Sinith sonian - Institut in Washington ans gewo:«sen Lnd be.1ntwortet: Eigentlich jedoch lautet die Frage dahin, rsb der Urmensch in seiner Gemüt-Mart einem heutigen »Wilden«, wenn man die An gehörigen der Natur - Bölter unter dieser durchaus unzutrefsenden Be zeichnung Ver-stehen will, zu vergleichen wäre. Nach Dr. Williams stand der Urmensch weit unter dem heutigen Wilden: er war eine friedlich glückliche Natur, die weder Krieg noch Kanniba lismug kannte, von einer iibertaschend primitiven Entwickelung die erst spä ter in Civilisation »au·5artete«. Dieser etste Mensch erfreute sich einer gerechte ren Auffassung des Göttlichen, als sei ne Nachkomnien Seine Götter waren Friedenggötter, der Verkehr war frei, die Gastlichkeit allgemein. »Die Erde war noch leer, giiiietlich und iung.« Für diese Aeußerungen liest der nam hast-. Dhithropolog Brinton von der Pennsntvanischen Universität dem Dr. Willicmg gründlich den Text. Auch er meint freilich. Iasz der Urmensch sich wenig mit Dem heutigen Wilden ver gleichen lasse, aber sehr zu Gunsten des Letzteren. Der Urmensch war ein roher Barbar; nicht Frieden, sondern fort dauernder Krng ans Habsucht und Nothwelxr herrschte aus der Erde. Mensch gegen Mensch, Mensch gegen Thier-, und Thier siegen Mensch. Pro fessor Brinton möchte die Auslassungen seines amerikanischen Fachgenossen höchstens ali- eine amiisante und hu moristische Stizze gelten lassen, ernst genommen sei sie gegenüber den Er fahrungen wissenschaftlicher Farschung wenigstens unrein Jahrhundert zurück. .—.-— .—.. Dem chinesischen Kasse tridmet der französischr Forschungs reisende nnd Anthropolog Paul d’ En ioy in der ««Revne Scientifiqne« eine sehr eingehende interessante Studie. Danach tiissen die Chinesen Liber hauvt die mongolische Rasse --— gar nicht in unserem Sinne, sondern fee riechen nur« Der chinesische Kuß setzt sich nämlich ans folgenden drei Be wegungen zusammen: ererst legt der Chinese die Nase aus die Wange der geliebten Person« dann folgt eine lange Eincrihmnng mit der Nase. wobei die Augenlider fest geschlossen werden« nnd endlich ertönt ein leichtes Klot schen der Lippen. ohne daßsjedoch der Mund die Wange berührt.-Diese Art deg Rüsseng ist« so zeigt d’Enjoy, in dem er sie vom anthropoloqischen Standpunkt dentei, ursprünglich ans dem Trieb, den Appetit zn stillen, her vorgegangen Die Chinesen aber halten sie siir die idealste Art, einer Person Liebe »in bezeigen« Eoiihrend sie den eu ropäiichen Kuß rol) nnd thierisch nen nen nnd meinen, das; ein Europäer« der in unserem Sinne küßt, einemMew schensresser ähnlich sehe. Als-«- die Fran zosen Cochinchina erovert halten« such ten dessenl Bewohner ihre Frauen rmd tJJtädctyen zu verhindern, sich den fran zösischen Soldaten in nähern, indem sie ihnen sag.en, dase. die Europäer« ihre Israntn umarmen nnd beißen. Und noch lsente drohen bi-: Einwohner von Lllnnnk ihren Kindern wenn sie unge wgen sind« mit einem ,«enropäischen stufe«. Selbst die Literaten Eltinas ha ben heute noch nicht aufgehört, den Jnrepäischen Kissi als eine brrttale, je oer Phantasie enthchkenden Geile nn «nselnn. -« Druckfehler-. CAUH einem Ro nan). Edgar lqnfchte empor und wars ;ausend Handlusse in das geöffneie Zch(u)szrmmer.