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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (Feb. 17, 1899)
Un zweiundeinkram Ramech Eine Episode der Orientreise von Direvandersam Die Reise des deutschen Kaisers nach Jerusalem hatte im Herbst des Jahres 1898 viele Hunderte von Toutisteu aus aller Herren Ländern stach Palä stina und Syrien gelockt. Zwar hätte ilch ein Jeder saan müssen, daß es bei dem bekannten Manqu an grossen Ho telZ äußerst schwieria und ,c"oens;il"5 sehr kostspielig sein :oiiroe., während der Anwesenheit de-. Kaisers und sei nes zahlreichen Gewiqu in Jerusalem zud den anderen von ihnen berührten Orten Unterlunst zu find:.1; ade: die Hoffnung, bei dieser außerordentlichen Gelegenheit den Qrieni in besondere zauberhastem Glanz »in) unter dem Schinpner ungewöhnlicher alte-rannt saltuna kennen zu les-Ist uqu tun-h für viele Beqüterten die voraussehen den bedeutenden Unbeauemlichleiten und Kosten aus. So hatte sich denn an alten Plätzen, die von dem Kaiser und seinem glän zenden Hofstaat besucht ts»rden. neb.n den Einqedorenen eine- bunte interner tionale Menge eingefunden, und das Lemnugen irgend weiten- Zwittertri ten an einem oder den-. angereu der «heiligen Orte« beizuwohnen, hatte mit sehr großen Strapazen tbeuer er laust werden müssen. Unter Demn, die es ermöglicht het ten. in Jerusalem zu sein, alr- der deutsche Kaiser dort weilte, befand sich auch der Baumeister Mattwerl mit sei ner hädschen jungen Frau. Für die von ihnen beabsichtigte Landreise vcn Jerusalem nach Naza reth und Damastus war eine Kara wanenausriistuna erforderlich-, die fin zwei Personen unverhältnißmäßig kostspieliger war als für eine größere Gesellschaft so daß dieser Umstand das junge Ehepaar betrog, sich nach ei nigen Theilnehmetn an der Reise um zuschauen Jn kurzer Zeit hatten sie in ihrem Hotel eine kleine Zahl von angenehmen Personen gesunden, vie sich ihnen an schließen wollten« und bei der durch den besonderen Anlaß der Kaiser-reife verursachten Anwesenheit der Leiter, beziehentlich der Geschäftsführer der angesehenften Reisebijreaug Europas war es leicht, vie nöthigen praktischen Ratbfchläge für die qweclmäßiae Aus führung des Planes zu erkalten, die dann schließlich einem der Büreaus ganz übertragen wurde. So brach denn am frühen Morgen eines der erften Novembertage eine kleine lustige, aus vier Damen und sechs Herren bestehende internationale Gesellschaft vom Jaffatbore Jerusa lems aus nach Nablus und Nazareth aus. Zwei intelligente junge Eingew reue dienten als Führer, zwei Zaptije hatten die Aufgabe, für die Sicherheit der Reisenden und ihres Trotses zu wachen; ein tüchtiger Koch hatte es unternommen, mit zwei Gehilfen für das leibliche Wohl der Gesellschaft tsjsie ilkres Gefolges zu sorgen: eine große Masse von Speifevorräthen aller Art mußte zu diesem Zweck auf mehreren Lastthieren mitgefiihrt werden die der Obhut der Küchenchefs im Besonderen anvertraut waren. Zehn Maulthiers treiber vollendeten den Personal - Be stand der stattlichen Karawanr. Die Reisenden paßten gut zu ein ander-, und es herrschte das beste Ein vernehmen unter ihnen. Alle waren jung, gesund und den großen Strapazen, die schon der erste Tagesinarsch mit sich brachte, völlig gewachsen, so daß Aussicht vorhanden war, daß die Reise einen sehr angeneh Inen Verlauf nehmen würde. Man wollte sich nicht übereilen, für die große Strecke bis Nazareth waren daher 6 Tage angesetzt worden; dort, in Tibe rias und am See Genezareth beabsich tigte man mehrere Tage zu rasten und sich dann nach dem nahegelegenen Mu zarib, der Endstation der Eisenbrshn nach Banns-ins zu begeben, welche-I loeitere drei Tage in Anspruch nehmen durfte. Ruinen, Schutthaufen und Scher ben aller Art wiesen iiberall in unüber: sehharer Masse auf frühere Kulturen hin, die dort bestanden hatten und vergangen sind, und an viele tniipften sich geschichtliche Erinnerungen, die sieh bis in längst vergangene, um Jahr tausende hinter der Gegenwart zurück liegende Zeiten erstreckten. Baumeister Maßlverk tonnte auf die Unterschiede der phönizischem griechischen, römi schen, arabischen und christlichen Bau ten aufmerksam machcm ein schweoii scher Historiter hatte geschichtlicheSpe zialstudien für feine Orientreise ge macht; ein amerianischer junger Ar ihiiologe und Kulturbistorier fand aus Schritt und Tritt interessante Stu dienobjekte; ein Wiener Arzt war eth nologisch und anthropologisch gründ lich genu vorgebildet, um auf die cha rakteristi chen Merkmale der unendlich : lich verschiedenartigen Völkern-new die « sich verboten. aufmerlsam machen zu können; ein englischer Geistlicher war sogar mit den orientalischen Sprachen etwas vertraut und freute sich, wenn er gelegentlich einzelne Worte und Sitte « der arabtschen Begleiter verstehen konnte; ein ustiger pensionirter deut scher Maine endlich erheiterte die Ge mächern wenn das Gespräch einmal intStoelen erieth, durch feineschnur sei-. deren Its-h am umrlchöptlich W. s Von den Damen war vie eine Ma lerin und and überall werthvolle Mo tive fsr Stizzenlmsx eine andere besorgte das Photographieen, womit fch allerdings auch mehrere andteMit teiscnde seht lebhaft beschäftigten, den-I nicht weniger als fünf Apparate ver schiedener Fionfttultion waren vorhan den So fehlte es denn nicht an Unter bnltuna nnd auch der Vetteln mit den Führern, den Polizeisctdaieii und den Hinweis bat viel Zerfttenung Das Zeltleben übte auf Alle einen großen Reiz aus-, wie alles Neue nnd Ungemol;:.te, aber als ftatkeRegengiisse niedergingen, die nicht nur den Boden l retsumpste7:, sondern auch alles Reis igepiick die Kleider und namentlich die iZelte völlig dutchnäsztem da hörte krei tlich dieser Reiz bald auf, seine ak sprüngliche Wiktung auszuüben, aber Hauch das schlechteste Wetter vermochte nicht die Stimmuna der Reisenoen zu « beeinflussen »eazareth, Tiberia5. Rai-ernann-» der See Genezareth weckten alle Erin nerungen an das Wirken Christi, und das neue Testament wurde oft zuRathe gezogen, um die Frage der Fixirung der darin angegebenen Stätten wieder einmal zu erörtern. an denen der Heiland den Evangelien zufolge ver weilt hat. Jeder Reisende denkt ja xrsenn er an Ort und Stelle gewesen ist, diese Fragen abschließend beant wortet zu haben; jeder glaubt um so genauer, Jesus und seine Jünger auf allen ihren Wegen genau verfolgen zu list-nen, als die Bolkstypen, die sich den Augen darbieten, so genau den Bes sek,reibungen der Evangelien und den Vorstellungen entsprechen, die wir uns zum Beispiel von den Jüngern Christi machen. daß wir uns bei der Umsich sigkeit der dortigen Zustände beinahe Suriickversetzt glauben können in die Zeiten Christi. Die Archäologen aller dings sind über die Lage der Orte, die durch die Evangelien bekannt geworden und durch die Leaenden der Kirche seit anderthalb Jahrtausenden Du »beili gen« aestempelt worden sind, heute trotz sirgfältigster Untersuchungen ja noch ebensoverschiedener Ansicht, wie ihre Vorgänger es seit den Zeiten der Kreuzziige gewesen sind, —- uno dies gilt ja auch von aller-. heiligen Stät ten in und uxn Jerusalem. Nach längerer Rast und Erholung von den bisherigen Strapazen, die sich als viel großer erwiesen hatten, als man geahnt hatte brach die kleine Ge sellschait von Tiberiaz von Neuem auf, um die Weiterreise nach Muzarib an I ster und dessen Frau zu reiten. zutriten Die beiden Führer, der Koch und die Zaptijjes waren stets in der Nähe der Reifenden, während der Troß bäu fig seine eigenen Wege ging, um die für die Lasttbiere betten Wege zu suchen. JsmaiL der jüngere der beiden Füh rer, hatte es sich von vornherein zur Gewohnheit gemacht, mit dem Baumei Jlxiri war die eigentliche Führung übertra aen worden, und da war es nur na türlich, das; er sieh im Besonderen den Herrschaften anschloß, welche die An regung zu der Reife gegeben hatten. Die junge Frau Mahwerk vollends er freute sich feiner größten Gunstf ilkr gegeniibrr benahm er sich, als ob er ihr stammeroiener wäre. Stets war er zu Dienstleistunger siir sie bereit, obgleich sich das im Uebrigen mit sei ner Führerehre durchaus nicht ver trug, rnd es fiel ihm nicht ein, den ; anderen Damen oder Herren je irgend ein Kleidungsftiiek abzunehmen, wenn s e: ibnen zu warm war, oder ihnen sonst persönliche Dienste zu erneifen Dazu berief er dann stets einen der Mulckri3· Erblickte Frau Eise eine Blume oder sonst etwas, das sie haven wollte, so ritt er weite Strecken, um es Zu holen. Zu Anfang der Reise war er der Lebhafteste von Allen gewesen; immer heiter, stets zum Scherz ausgelegt, wußte er viele Geschichten zu erzäh len; aber allmälig ließ feine Munter keit nach, es fiel auf, daß er häufig in tiefes Nachdenken versunken dahin ritt, daß er die Aufmerksamkeit auf suchte, daß er trübsinnig wurde und den Appetit verlor. Dann bemerkte man wieder, daß er, wenn er iich un beachtet glaubte, lange Zeit seine Au gen nur auf die junge Frau Mai-Zweck heftete, und die andern Damen waren überzeugt. das-, sie es ibm angethan hatte, daß der arme Mann in sie ver liebt war. Das war kein Wunder. denn sie war von bestrickendem Liebreiz und entzückte Jeden. namentlich wenn sie, was meist der Fall, einen rotbseidenen italienischen Shawl als Kovstuch trug, aus dem das von blonden trauten Haaren gekrönte reizende Gesichtchen wie das einer sich eben erschließenden schönen Mädchenknospe bervorlugte. Am zweiten Morgen nach der Ab reise von Tiberias war dieses Kopf turh verschwunden Niemand wußte, wo es geblieben war. Alle Nachfor schungen waren vergebens. Bisher war nie auch nur die geringste Kleinigkeit weggekommen; alle Leute schienen durchaus ehrlich und zuverläs åg zu fein, wie dies auch von den genten versichert worden."welche die Leute engagirt und dir ganzen Reife vorhereitungen getroffen hatten. Dan ei von Fremden gestohlen worden, war nicht gut denkbar. denn Nachts wur den itets Wachen vor dem Zeltlager auf elli, und bisher war me etwas Ver iges vorgetomrnen. Unterwegs konnte es auch nicht gut verloren ge go en sein« denn da die Maßwerts niei an der the des Zuges ritten, wäre es . sicher merkt worden, über Mt hatte diese kleine Shawl von ang an die größte Beachtung Ic sunden, Jeder meinte, daß er der jun gen Frau entzückend stand. und er hatte schon auf der Schisssreife eine wichtige Rolle gespielt. , Jsmail äußerte seine Ansicht dahin, i dasz er bei dem Abbruch der Zelte aus Versetzen in die Matratzen und das Bettzeue oder einen der Koffer gekom men sei. s Das war möglich — er fand sich aber arsch nicht, als am Abend dieses Tages das Lager wieder aufgeschlagen wurde. CZ- war llar, das Tuch konnte nur gestohlen stin. An sich war der Verlust ein gering siigiaer; stir wenige Franken lonnte ein olcher Sbawl in Europa wieder gekauft werden; das Bewußtsein war aber nicht angenehm, einen Dieb um sich zu haben. Als die Abendmahl izeit eingenommen war, rief der Bari "rneisier Jsrnail herbei. der den Tag über wieder etwas heiterer als zuvor gewesen war. « ?:x:ail«, sagte Maßsverh »wir sind bisher clle mit Ihnen und Ihren Leu ten zufrieden gewesen. Hier liegt nun ein offenkundige-· Diebstahl vor. Sie sind der Führer dieser Leute und uns gegenüber verantwortlich fiir das, was fe thun. Sie sind uns warnt empfoh len worden: es würde mir leid thun, wenn ich mich genöthigt sehen sollte, dein Reisebiireau, der-r Sie und alle diese Leute dienen Kenntniß vrsn dem Vorfall zu geben« Jch werde dieses äweisellos thun, wenn sich das fehlende Etsch nicht morgen friih wieder vorfin e .«« »Essendi, Alle verscchern. daß sie un slchuldig sind!« erwiderte Jsmail klein .rut. s »Das ist rnir gleich, was sie ver fichcrxr Schaffen Sie mir das Tuch! Nehmen Sie die Zaptrjje und unter ziehen Sie die Leute einer versisnlirnen Untersuchung! Finder der Ihm-il sich nicht, so wird, abaesebur darinn, daß· ich Ihr Reisebiireau von der Sache in Kenntniß setze, Niemand auch nur ei nen Pcira Baischisch von irgend einem von ans erhalten« Die ganzen Reiseconen waren unr Hcr mit dem Reisebiircau vereinbart I und geyahlt worden. Es verstand sich vcn selbst daß daneben noch ein reich l cher BalschE sch gegeben werden mußte-, der sich bei einer Gesellschaft von zehn Truristen und einer Begleitung von achtzehn Personen bei nahezu vierzehn iaqiger Dauer der Reise i; c Ganzen laui einige hundert Franken Lelansen d: rstr. , Eine solche Strafe wär-: nart uni ungerecht«, erwiederte anrail. »Wir leben in der Hauptsache von diesen Z (7itrc«einnahinen.« »Es würde mir auch von Herzen leid thun, Euch allen diesen Verdienst entziehen, da wir eben im Uebrigen mit Euch zufrieden gewesen sind.« »Wer sollte das Tuch stehlen? Wenn Jemand hätte stehlen wollen, so wärt rielWerthvollercs und iiir meine Leute Nützlichetes und Brauchbareres dage 1rcsen.« - ,Ganz recht, es ist auch rni: uner ljarlich.« »Glauben Sie, Essendi. es tann nur verloren sein!«· Ur Baumemer srsuroe namoenxnm darüber, er zögerte mit der Antwort. Ez- war tein Beweis iiir einen Dieb sicbl verbanden. und es war richtig, Gelegenbeit dazu wäre im reichsien Maße dagewesen; verschiedene werth volle Gegenstände, die der Eine und der Andere bei dem täglichen Ein- und Auskacken der Koffer verloren hatte, wurden von den armen Maultbierirei bein, die sie bei dem Abbrechen der Zelte sondern sofort getreulich abgelie sert. —— — Indessen —— Maßwert mochte nun nicht ohne Weiteres stack-geben Eine Untersuchung schadete nichtz.Kam nichts- dabei beraus —- so tonnte ja dann den Vorstellungen Jsrnails Reib uung getragen werden, dann war ek iicher, daß der Sbawl nicht gestohlen, sont-er nverloren war. Die Tage wa ren turz, man war wiederholt lang bis nach Sonnenuntergang unterwegs ge wesen, er konnte ja tbatsächlich ver loren sein. und es wäre wirklich un gerecht gewesen« die armen Leute so hart zu strafen. ! Jn Wahrheit batte er ia auch nie ernstlich an die Erfüllung dieser Dro I bung gedacht. »Es bleibt dabei«, saate er, »ich verlange, daß Sie jeden Einzelnen der IMutaiis persönlich untersuchen und »wir rnorqen das Tuch drinnen. Es ; wird, eL muß sich sindenwes ist ge ftoblen!« »Sie tennen den Charakter ter Orientalen nicht« Eisendil Unsere-dv tigteit, Mißtrauen würden sie starr-« töpsig machen, sie würden sich ausseh neu. ibre Pflicht nicht ersiillen.« ,.Dasiir sind Sie verantwortlich, daf: sie das thun!« erwiedrte Maßwert sest und bestimmt »Gut-. Nachtt« Langsam und sinnend aing Jsmail fort, setzte sich dann traurig nieder, , stilhte den Kopf auf die Rechte und dachte weder daran, den ian ertheilt-en I Austrag zu ersiillen, noch sich zur Ruhe zu begeben. Es war dunkle Nacht ge worden; verstohlen um iich blickend og er auk seinem Leibaurt einen weisen Gegenstand beraus. bedeckte ibn mit Küssen und steckte ihn wieder ein. Rasch erhob er sich dann. als ob er zu einein Entschluß gekommen sei, ging noch mehrere Male auf und ab und be gab sich dann zu seiner ärmlichen La herstiitte s Tee folgende Jan war der letzte der Reise. Man bosste, vor Duntelwerden die Oalnestation und den Zug zu et ,reichen, der die Reise-wen neIchSOarrs.as-l » ins bringen sollte. s Das Wetter war in den letzten Ta sgen ungünstig, regnerisch geworden, Ider schneebedeckte Gipfel des Hermon hatte sich gelegentlich in dichte Wollent eingehüllt, die Gebirastetten des Liba ncn und des Antilibanon waren im sNebel verschwunden gewesen. Der herrliche Sonnenaufgang an dem wollenlrsen Himmel war daher eine -angenehme Ueberraschunq iür die klei ?ne Reisegesellschaft und ließ schließen, J daß der Taa schön bleiben und die an tstrengende Landreise"somit in jeder JBeziehung gut abschließen würde. T Jsmail schlich trübselia umber.Als Baumeister Maßwerl. der auch an die sem Tage wie immer der Erste gewe sen war, welcher im Freien erschien. . il«-n erblickte, da rief er ihm freundlich ZU: »Nun, JsmaiL wie iit die Unter suchung abgelaufen?« F »Sie hat nicht stattgefunden«, er »tliirte der Führer gedrückt. ; »Nicht stattgefunden?« eriviederte Maßwerl etwas überrascht und er reat. »Nein, sie war nicht nöthig. Hier ist das Tuch!'« und er zoa den sauber-; lich zusammengesalteten Shawl crust feinem Gürtel. ! J »Alsr doch! Run, JsmaiL lver bat .Recht gehabt?« ries Maßwert erfreut fund triutnphirend. »Wo haben Sie das Tuch gesunden?« »Ich brauchte es nicht zu suchen. Ich selbst hatte es an mich genommen nicht etwa um zu stehlen!« fügte er trauh hinzu, und seine Anaen bliyten auf. »Sie hatten es? —- Wie soll ich das-i )rersteben? Und nicht um zu steblen, i i hatten Sie es sich anqeeianet? Das ist ! mir unertlärlich denn allerdings eines, Diebstahles hätte ich Sie nicht für sä hig gehalten, Jsrnailt Also, was soll das alles heißen? Wie haben Sie sich überhaupt verändert, Jämaih in die-· 1 sen zehn Tagen —- Sies scheinen trank! Was haben Sie, saaen Sie? drang ers immer lebhafter in den schweigsamenz Mann, der vergebens init den Thränen; kämpfte, die seinen Augen Zu entrol « len begannen. »Ach, Essendi.«« sagte er endlich, dies Augen mit dem Riicken seiner braunent hand trocknend. »Ich kann es nicht länger aushalten; ich babe vergebeasj gerungen— heute gebt die Reise zu Ensj de—Sie haben mein Glück. mein Le-. , ben in Jbrer Hand. « i »Was fehlt Ihnen denn. Jsmail?« i antwortete Maßwert, ihn freundlich! untersassend und mit sich bis an das äußerste Ende des Lagers iortziebend; die Erscheinung des junaen Mannes. slbßte ibm Mitleid ein. s »Efsendi«, sagte der Surer schiich-: tern, wrllen Sie mir nicht Ihre Frau abtreten?« s Maßwer! ließ den Arm des Mank nes los und blieb sprachlos stehen. Den stops schüttelnd, brach er endlich in( die Worte aus: s »Mensch, sind Sie verrückt gen-or . den? Was sagen Sie anen meine Frau abtreten?« ] »Ohne sie kann ich nicht mebr les, ben —- das hab« ich in diesen letzten Tagen mpsunden!« ries er, die thriis nenseuehten Augen treuherzig undu« ossen aus Maßwert richtend. »Ich babez alles versucht, diese tiefe Neigung zu überwinden. Jch dachte mir, wenn ich nur irgend etwas besäße, was ihr ge hört und lieb ist, vielleicht könnte ich dann darüber hinweatcmmen und so nahm ich denn das Tuch, und es bat; mich seitdem nicht einei: Augenblick ver- s lassen. Oh, ich war so glücklich in sei nem Besitz-—aber—es ist alles verge-; bens, ich tann ohne diese Dame nicht länger leben!« Der Baumeister wußte nicht. was er zu dieser sonderabren Erklärung sagen sollte; Jsmail aber fuhr nach ei ner turzen Pause fort, indem er die Augen verlegen zu Boden sentte undi mit seinem Stocke die nöchstliegenden Steine wegschleuderte: » »Viel kann ich Ihnen ja nicht bie- i ten, aber alles, was ieb besitze will ich Jhnen geben, denn mein Geschäft wird - mir im Uebrigen genug einbringen, um meinen kleinen Landbesm iiemlich Iraseh zu vergrößern Ich habe zwei« garstvolle Kameele, die sollen Sie ha n « Maßwetl hatte sich nur mit Miin aezwungen, nicht in ein schallend-? Gelächter auszubrechen lonnte dies-— nun jedoch nicht länaer nnterdriicleni nnd rief: »Um zwei Kameele still ichs Ihnen meine Frau verkaufen?« »Nun, ich will noch ein halbes zule aen, ein prächtigec schönes Fällen« Ei iendi!" Und. die Hände ringend und sic dann flehend zu ihm erhebend, fügte er hinzu: »Lassen Sie sie mir doch, ich flehe Sie an! und -— Jeder wird esl Ihnen bestätigen, dan das ein schöner Preis ift!« »Aber JsmaiL Mensch, find Sie denn gan von Sinnen? Sie sprechen ja wirklich von meiner Frau-» die ich erft liirzlich geheiraihet fJldei Was- ba ben Sie denn eiaentlich nur « Tr Vor stellungen? Wie lsnnen Sie auf solche Gedanken kommen? Sie sind ja ganz verrückt!« Nach und nach erschienen alle Rei fendem mehrere Mularis begannen die Zelle zufammenzuleqem andere fattel ten die Pferde; man disrfte nicht län ger zögern, man mußte aussprechen, eine lange und bei der eintretenden und lehr rafch zunehmendenWärme not-aussicht lich felir anstrengende Taaereife lag vor ihnen. Auch Frau Material war Ida und hanc schm- rckugm gen mit dei anderen Damen geplaudert, als sie nun, ihren rothen Shawl in ihres Gatten Hand bemerkend, sich rasch den Liesden näherte und schon von weitem rie : »Ah, da ist er eia endlich wieder, Schatz! ——- Wo haben Sie ihn denn eigentlich gesunden, Jsmail?" fügte sie hinzu. Maßwerk aber winkte ibr mit der bHand, sie möge doch noch zurück blei en. »Nein, ich bin nicht verrückt!" nahm Jsmail das Gespräch wieder aus. »Ich bin bei vollen Sinnen und weiß, daß, wenn Sie mir Jhre Frau nicht geben« ich das nicht überleben werde« »Auch einer rson dem Stamm der Aira!« murmelte der Baumeister. »Esfendi, thun sie es, machen Sie mich nicht unglücklich!'« rief Jsmail von Neuem verzweislunasvoll und ihn slehendlich anblickend. »Bedenken Tie doch, zwei und einhalb Kameele3« »Nun, « Hmail«, erwiderte«llti.is3n)exk, dem armen Jünglan sreundtich aus die Schulter klopfend, »schlagenSie sich die thörichten Gedanken aus dem Zinn! Kommen Sie, und seien Sie vernünf tig! Es ist Zeit, auszubrechen!" Während er sich rasch entfernte, und Jsmail ihm trübe nachblickte, sagte er zu sich: »Armer Junge! Also Liebes kummer war es, was ihn so elend gemacht und veranlaßt hat, das Tuch zu nehmen ———- und s— um meine Elsel Nun, das ist nicht zu verwundern, ver gucken sich doch alle Männer in sie.« Es war keine Zeit, seiner Frau jeät die Geschichte mitzutheilen; es gab a e Hände voll zu thun. So vertröstete er sie bis später unter geheimnißvollen Andeutungen. Alle neugierigen Fra gen über die Auffindung des Shawlg aber beantwortete er damit, daß er ver legt gewesen sei. Erst als die ganze Karawane in Bewegung war, und Maßwert mit Eise an der Spitze des Zuges nnd außer Hörweite der übrigen Reisen den ritt. erzählte er ihr, was sich zuge tragen hatte. »D: siehst Du, trag Du nun wieder fiir Unheil angerichtet hast! ---— Das wie vielte Herz ist das wohl, das Du in Deinem Lebe-. gebrochen hast, mein süßes Weibchen? -«—- Indessen nun ernstlich —- wie steht’s —- wie denkst Du über JsmaiPs Antrag —-— millst Du ihn ai;nei)inen?'« sagte er dann möglichst ernsthaft, während Else sich kaum vor Lachen lassen konnte. »Ich sinde da nichts Scherzhastek —-— soll kh iwei und einhalb Kameele nehmen und Tieh ihm überlassen?' Die ungewöhnliche sperrerren ver jungen Frau erregte natürlich die Neu- » gierde der übrigen Gesellschaft, und ob gleich Maßrverl den Wunsch geäußert hatte, sie möge lieber jetzt nicht darüber sprechen, larn ilzr die Sache doch zu spaszbast vor· als daß sie dieselbe unter dem Siegel der Verschwiegenbeit nicht den anderen Damen erzählt hätte, und bald hatte die ganze Gesellschaft diese komische Episode erfahren. Maßwerl bat jedoch, Rücksicht ans den armen Jsrnail zu nehmen, dem die Zerstörung seiner thörichten Hoffnun gen sehr zu Herzen ging, und der theil nabnislos und trübe abseits von allen Anderen mit dein Troß ritt unb—ise!n zweiten Dragornan Mahnrud die Füh rnna der Gesellschaft überließ. «Lassen Sie dem armen Jungen wenigstens Ihr Kot-stach schöne Frau!« sagte der Amerilaner. »Ich tönnte es ihm nachsühlen", siigtc er, die Hand aufs Herz legend und sie mit übertriebener Schwärmerei an blictend, bin-In. »Ma, nun fangen Sie nicht auch noch an. Doktor!« erwiederte Maß wert lachend. »Aber Sie haben Recht. Der arme Mann thut mir leid· es scheint ihm wirtlich sehr zu herzen zu gehen. Ein Extra-Trinkgeld und Ier rothe Shawl werden hoffentlich die Trübsal etwas mildern —- und -- ihii verhindern, denen vorn Stamme der Lisra nachzueifern!« Während des Ia es suchte Jsinail sich wiederholt Ma wert zu nähern. und einmal riti er an ihn heran, der Baurneister wußte jedoch allen weiteren Auseinanderiesungen auszuweichen. Als die Kararrane endlich in Muse rib anlangte, ier es bereits spiit ge worden. Mit größter Eile wurde nur das Handgepiick in den Zug gebracht, und Maßiverl bestimmte, dass die riifseren Reife - Effekten am nächsten age nach Dame-Zins befördert werden sollten. Jsmail hatte inzwischen wohl wahr genommen, daß fiir ihn nichts mehr zu hoffen war, und da er offenbar unter dein Seelenschmerz schwer litt, fa mochte er ihn nicht noch durch ein wei iereg Zusarnnieiisein mit den Reisen den in der Hauptstadt Syriens ver größern· Er traf mit Mahmud das Abtkmmem fiir dir Ueberfiihrung des Gepacks nach Damastus zu sorgen, und dadurch wurde der Abschied ver tiirzt und erleichtert. Der Baumeifter gab dem jungen Führer eine den über eiiigetornnienen Balschich weit übertref sende Summe als persönliches Geschenk iinsd aueh die Uebrigen belohnten ihn reichlich, indem sie ihm ihre Zufrieden heit mit ffeiner ausgezeichneten Füh rung aus prachen. » smail!« sagte schlief-lich Frau Ma erl zu ihm, als er an sie her antrat, uin sich von ihr zu verabschie den. Jch höre, Sie haben so rohen Gefallen »in diesem rothen E aer efunden; vielleicht macht es J nen k reade, ihn zu haben und ihn zurErin nerung an uns als Gurt zu tragen. Nehmen Sie ihn!« Das traurige Gesicht des armen Mannes leu te auf, und unterThrä nen uird Bet euerungen feines größten Dankes- ergxifi er ihre dein-:- tukd küßte sie inbriinttta. Der Zug wartete; er mußte rasch bestiean werden das Signal ek. tönte — und langsam fuhr er Von dannen. Noch lange stand Jsrnail und blickte ihm triibieltg nach, ehe er tief seufzend zu seinen Leuten zurückkehrte —--.«....«-. Durchschnitt-einkommen award J lmttttsverntögem Auf Grund der Einkommensteuer Veranlaauna iiir 1897 ——— 98 hat dag C:tatistische Amt der Stadt Charlot« tcnbura soeben für die 18 größten preu ßischen Stadte das Durchschnittseitr tonimen und das Dttrchschnittsrerxni.i aen der tn diesen Stadien wohnenden Steuerzahler festgestellt. Nach der Be rechnung sind Frankfurt u. M., Aachett und Charlottenburg die drei toohlhas bendstcn Städte der preußischen Mos narchie. In Frankfurt a. M. belaust sich das durchschnittliche Einkommen pro Steuerzahler auf 5000 Mart und dat Durchschttittsvcrmöaen sogar auf 198,000 Mart. Der aachener Steuer zahler hat durchschnittlich 1000 Mart weniger Einlommen als der in Frank surt a. M» und ein Durchschnittsoers mögen von 131.00l) Mark. Das Durch schnittstnrmögen der Charlottenburaet Steuerzahler tst bedeutend aroszer als das der Aachener· nämlich läsle Mark. Trotzdem ist das Durchschnitts einlontmen der CharlottenburgerSteus eriohler titn 100 Mart aerinaer al-; das der Aachener. Berlin tontmt zwar mit einem Durchschnitts-verworren von 147,592 Mart pro Steuerzahler sosott hinter Charlottenbura, stent aber inBe.: zur-, aus die Hohe des Durchschnittseim tomtnens des einzelnen Steuerzahlierz unter den 18 größten preußischen-Städ ten erst an 15. Stelle mit einethtrch tcktnitts - Einkommen von 2748 Mi. Glenf qiinstia trsie in Elzarlottenburzk lieat dat- Verhaltttisi zwischen Dur-eli srhnitks : lkintnntmen und Dur-, sctmttts : Vermögen pro Steuerzahler in arosieren Gttctten nur noch in D::s: seldotf tJBOO T7Jtartlkirskom..sen,127.: 000 LIJkark Liersniiaetx Etlierseld lit, 200 Mart Editor-kniest 1.30.00« Mark Viert:t;s,iett), Knln UOO Siqaet Einkom men, !i".«,s.st Mut Uternsksrtent nnd Magdebuta (2,75» JJ-’.tr· Einkommen und st0,70« Mart Vermöaen). Lini sallend hoch stellt sktt dir-:- durchschnitt liche Einkommen (T’-..-ktt0’.tttnrtt ittt Ver hältniß zum Dursbsätnittszversnrartr (.S’7«i00 Markt in Etreslatr Jnt Uebri aett stehen start der III-irrte;r:ens·tellLug des Hi-.ttirttettt-n:.i:r statittisdjen Lini tes die 18 atöizten vteuskititen Stadte beziinliit der Bsoblltabetitteit ihrer Ein toohner in nackkiolqender titulie. Frant iurt a. M» Aschen, Charlottenbttri:, Drisseldors, Brcslau, Oberstle Stet tin, Königsbera« Kreield, Köln, hun nnrset. Danziq, Halle. Magdebura. Verlidn , Born-en , telltotta . und Dars man . — ctne ersöytiche cestitsste von einem vslichtvernesienen Oatnlsnr Hier Nachtwächter ersalilt der Olimbnr get Landschastz- nnd Iliiermaler Be ren Moos im weiten Bande sen-er »Erinnernnaen aus meiner J.e:gend." Desn PolizeiherrnSenator Arendrotli, tain einst in Ldren, daß das Unwesen der Nachtwächter-, aui Kosten ihrer Dienstpflicht sich oein Fremdenfiihrer Amt zn rridmen. sein ini Schwarme sci. Er beschlos-v deshalb. als ein zwei tet Hcrun al Raschid sich persönlich ton der Wahrheit solcher Zins-fasten zu über-terram Er leat also ein ihn vor Erlenner schutzendes Gewand an und redet als angeblicher Drangs-se einen ihm begegnenren llaedtmächter an: ««llb! meine liebe Freund sagqen er mir, wie ich lomrne ßu meine hoteL Alte Stadt London.«- —«»Je, nnn qoode Herr, dat is roiet von hier. aber wenn’t den Herrn nich or-’n Print-Feld an kämmt, so tünn iet ionen ja licht binn iciesen.« --— »Ab! — charmant!« sagt der Franzose, »iet werde aebden Ihnen ein auter Doucceur vor das.« —- Run die Beiden Fiel-en ab, und nnser Nacht möchten nachdem er sein Geld eint-san gen, bedankt sich und wünscht »Moti slapen Nachts· Arn nächsten Tage je doch wird er vor den Volizeiberen ge rusen und scharf ausgefraqt;»Seg mal. Petersen, is dat ioahk. dat Du det Nachts Dinen Posten verlässt-« — ,,Je.· minen Posten ver-taten? Ne, wohl weiser Herr de dat seat, de inkigt dat gottesliisterlich.« s- Peiersen!« sährr Abendrotlz aus« »nimin Di wahr, wat Tu segst —hest Du nich gustern Abend um halwin twols en Fremden na de alle »Stadt London« bröat?« —Dem Wän ter wirds doch schwul bei der Sache, er d. ebt seine Mütze versweislnngsvoll zwischen den banden und nimmt einen höchst weinerlichen Ton an: »Du lebet tht ia. dat is dat ene Mal west, aber nichliveiset herr -—- dat wör —- nehmen Se«t nich öbel ---— so’n besavnes Sioin, de tiinn nich op sien Beenen stabn, nn dat wör i.i mehr alo Christenpslicht, tsat’ck den to Hus bröchi.« Einer von mo- helle-. Dem « teien Nhätier« entnehmen wir folgen Anetdote: Als einst Mott ke in Nagaz war, ging er allem durch den Wald nach dem Dorfe Psäsers. Es war sehr heiß geworden und er verspür te grossen Durst, daher·trot er in eine Dorf chönke, um sich mit einem Trunk zu er ris n. Der Wirth setzte s zu Ihm Und raqte: »Woh! Kur ask in a goz?« —·— »Ja«, — »Der oltte soll Ia da fem.« —- »Ja.« —- »Wie schaut er denn auf-T« —- »Nun, wie soll er denn zussehenT Wie Einer von uns Beide .« «