Roman von Jnles cermina. (1l. Fortsetzung.) »Ich hatte mich nicht getäuscht, Sie sind allein,« rief der Fremde. Im»Wie Sie sehen, mein wertherNach: r.« »Der Schließer wird nicht vor der Mittagsstunde zurückkehren, wir ha ben also Zeit.« Mit diesen Worten steckte Nummer sieben einen Arm durch die Oeffnung, dann eine Schulter, und endlich lonn te er mit Cyranos Hilfe vollständig in dessen Zelle treten. Seine erste Sorge war, nach dem Tische zu laufen, ihn » nach dem Fenster zu traqen, schnell » dinauszutletiern und durch die Eisen- ; stät-e zu blicken; dann stieg er hinunter H unt-sagte: ! Entschuldigen Sie, doch ich mußtes neinen Zweifel aufhellenx dieses Fen- ; ster führt aus den äußeren Graben binaus.« ! »Gedenien Sie auf diesem Wege l hinanszuiommen?« fragte Corana I »Ein anderes Mittel giebt es jaj nicht!« ; »Aber Sie werden sich dabei die ! Knochen zerbrechen.« 1 »Ich bin im Begriff, mir einen l Strick zu verfertigen, denn ich muß um jeden Preis binauskommen!« »Haben Sie keine Hoffnung, eines Tages freigelassen zu werden?« »Ob, ich habe keine Zeit zu warten." f »Jbre Verwandten werden jedenfalls ! Schritte thun . . z »Ja, um mich noch fefter einzusper- ! ren; und doch bat die Stunde der Ra- I che seit langer Zeit geschlagen« « «,,Sie sind ganz in meinem Falle; · doch wofür wollen Sie sich rächen?« f »Für ein infames Verbrechen. Jch » will mich an dem rächen, der es began- 4 gen bat und, ob, der, die das Opfer ge- . worden ift.« 1 »Daß Sie fich an dem rächen wol len, der es begangen bat, begreift ich,'« fagte Cyrano, »vor-b das Opfer . . .?« «Sagen Sie das freiwillige Opfer, denn um ein Leben zu retten, um mir die Freiheit wiederzugeben. bat sie ihre Ehre geopfert.« »Das ift entfetzlich.« erwiderte Cy rano, »und ich begreife, daß Sie die Beleidigung rnit dem Blute eines fol chen Cleriden abwafchen wollen« »Ich würde sie alle beide tödten,« rief Nummer sieben, wie ein Besesse ner bin- und berrennend. »Jndeffen.«· fuhr derGascogner fort »bat diefe Unglückliche doch zweifellos nur im Uebermaß der Liebe, um Sie zu retten . . .« - «Nein," unterbrach der Gefangene, »denn die Elende ift meine eigene Sckxvefter.« »Und Sie sind Jbrer Sache ganz ge wiß?« f »Ganz gewiß, denn ich bade non Musketierem die mich nicht so naliej glaubten, gehört, daß Diane de Luce ; dem Marauisi von Einer-Mars ihre l Gunst geschenkt hat, um meine Begna digung zu erlangen.« Als der Gascogner diese beiden Nas- I men hörte, war —er jäh zusammenge- z zuckt, während Raoul von Lucc, -- : denn Nummer sieben war der Bruder Dianes — in bestiqu Tone fortfuhr: »Sie begreifen, daß ich vor Rad-e brenne, und mein einzian Bestreben ist« die Elende zu tödten.« Als Cyrano das Mädchen, Dem er in seinem Herzen einen Altar errich tet, in dieser Weise beschimpfen hörte, rief er leidenschaftlich: »Ich aber sage Ihnen, daß Sie in eine Falle gerathen sind, und dasz Fräulein von Luce noch immer Ihrer Liebe würdiq ist." »Woher wissen Sie das? Sie ten den sie also?« »Das ist meine Sache: doch ich bin . dessen, was ich sage, gewiß.« Zier-Qui zuckie die Achseln und entgeg ne e: . »Ich weiß nicht, aus welchem Grun de Sie diese Unglückliche veriheidi sen. . .« « rsahren Sie, mein junger Herr," erwiderte Giraut-, sich ausrichtend, , »daß die Gründe, die mich leiten, steig ehrenhaste sind, und beleidiaen Sie « Fikt- Wster nicht in meinem Bei: . em.« · «- »Er-fahren Sie Jhrerseits,« rief Rat-pl roth vor Zorn, »daß ich Nie « manden gestatte, sich in meine Fami lienaanelegenheiien zu mißlan «Oho«, entgegnere Cyrano erregt « IIpräetrtkeril-,«,.wean ich mein Schwert hier »Ein Duell? Nun, ich habe, wag tut braucan Mit diesen Worten zog er einen Dolch aus der Brust und warf ihn auf . ten Tisch »Was soll ich damit anfangen? ja, »wenn es noch zweie wären. « »Nicht nöthigc fuhr Raoul fort Jnd zog aus seiner Tasche zwei Wütfet Und . einen Becher. »Wir werden darum spielen, wer von uns beiden feinen Gegner etvolchen soll.« »Ach, Sie sind toll«, versetzte SU rc-no, der wieder ruhig geworden war. »Du weigetst dich Feigling «-« :Rein«, rief U zyrano und ergriff km t. Seh-M"a"?8ki«kås«d G e t te er ascngner die Bbtfel nnd warf sie auf den Tisch. »Wenn's sagte et; Jett sind Sie an fees s Raoul bemächtigte sich des Becher-L » schüttelte die Würfel, wars sie hin und erklärte dann crsit düsterer Miene-. »Acht!« »Sie haben ver.- oren!« »Nun gut«, versetzte der junge Mann; »ich werde bezahlen. Es ist besser, zu sterben, me entehrt zu lebenf Dann riß er mit bestiget Veweaung sein Wmms auf und sagte in iviideni Tone: »Stoßen Sie zul« ,,Rein«· antwcsrteie Ente-a die Arme kreuzentx »Keine falsche Gros;m:stlz«, entgeg neteNaoul,-Tiebabe::crwonnem1150 müssen Sie mich tödten, sonst entehrei Sie rni »Aber das ist ja« "’ IhnsinnT tief Cytano. »Keineswch, es ist Legit, also sto ßen Sie zu, over irh chiseige Sie!« Eine Flamme zudte in den Augen des Gascogners auf, nnd er ergriff den Deich; doch anst an auf Raoul zuzum ten wars er ihn mit rascher Bewegung nach dem Fenstxer xie Waffe aber prallte ab und fiel in die Zelle zurück. »Elende:« rief Rai nt ihn grin bend, »so sollst du selbst. . « Jn demselben Augenblick öffnete sich die Thür, nnd die beiden Gefangenen schen den sondern-sur in Begleitung einiger Wachen eintreten. »Im Namen des Köniaå«, begann hielt aber bestürzt inne. als er die beiden Gefangenen zusammen sah. «Beiniichtigen Sie sich des Gefange: nen Nummer sieben. und entwaffnen Sie ihn. Ich bedaure das Jhretwe gen«, fuhr er, sich zu Raoul wendend, fort, »doch Sie zwingen mich zu den strengsten Maßregeln, die ihr doppel ter Fluchtversuch übrigens zur Gensige rechtfertiat.« »Was Sie anbetrifft«. sagte de: Gouvernem, sich höflich vor Christo verneigend, »so sind Sie frei!«' »Frei!« rief der Gakcogner. » a, mein Herr«. erwiderte der Gouvernem, ein Papier entfaltend. »Ich habe soeben von Seiner Maiestkit dem König den Befehl erhalten, Sie sofort mit aller Jhnen schuldigenRiict ficht nach Samt-— Germain zurückgeleis ten zu lassen, und zwar sent der Be fehl hinzu daß-« Sie sich im Augenblick nach Saint- Germain begeben müssen." Cyrar o jubelte; er war also frei; doch plötzlich heftete fich sein Blick auf den Bruder Diones: ein unendliche-Z Mitleid erfcszte ihn mit dem Opfer der Hosintriauenx er dachte einen Augen blick nach, setzte sich dann mit ernster Miene auf den einzian Stuhl der Zelle und sagte, die Arme treuzend: »Ich werde nicht gehen-» Der Gouverneur sah ihn erstaunt an Und sagte: »Aber haben Sie denn nicht gehörig dasz es sich um einen Befehl des Kö nigs handeli?« zzax doch ich bleibe; wenn nicht. .'· ie stellen eine Bedingung?« »Ja ich wünsche, daß dieser Edel- ( mann, «erwiderte der Gascogner, aus Raoul zeigend, »mit mir gleichzeitig freigelassen wird. « »Aber das ist ja unmöglich!« :Weshatb?« »Er ist ein Staatsgefangenen und es geht um meinen ihpr »Ebensv. wenn Sie dem Könige un gehorsam sind.« »Nein: denn ich würde Sie imNoths fall mitGewalt hinausbringen lassen.« »Sie vergessen daß der Befehl des KöniaBSie ersucht, mich mit der größ ten Rüasicht zu behandelnk »Nun, mein werther Herr,« versetzte der Gouverneur in flehendem Tone, »bestehen Sie nicht darauf!« »Doch," entgegnete der Gascogner, den Kon schüttelnd, »ohne den herrn » rühre ich mich nicht von hier iort.« L .·»Bedenten Sie doch,« versetzte der unglückliche Beamte mit Thriinen in der Stimme, »daß ich bei Androhung f strengster Strafe den Befehl habe Sie f mit der größten Rücksicht nach Samt Germain geleiten zu lassen« ; ,,Ja, Sie verweigern mir «doch aber das, um was ich Sie bitte» - »Sie sollen vor zwei Uhr in Samt EtGeZmain sein, und es ist jetzt sastMit ag « ) ,,,Oh mit guten Pferden erreiche ich es schont« »Sie überlegen nicht, « fuhr derGou verneur fort, »daß der Edelmann, des sen Freiheit Sie fordern, meiner Ob I hnt, meiner Verantwortlichkeit anver I traut ist.« j »Ich entbinoe Sie von derselben.« i »Aber Sie haben dazu kein Recht.« »Das nehme ich mir,« fuhr Cyrino fort, »doch genug des Geredes; ich habe Ihnen meine Bedinguna gestellt: ent weder ich gehe mit demherrm oder iet bleibe in der Basiille, und wenn Sie versuchen, mich hinausbringen zu las sen, so schlage ich dem ersten, der mir zu nahe kommt, die Knochen ein.« »Ein entsetzlicher Mensch!««, mur melte der Gouverneur und suhr dann fort: »Nun, ich mu schon thun, toas Sie wollen; doch i sehe mich einer großen Gefahr au3.'« »Enolich!« »Doch Sie geben mir Hhr Ehren wort, sür mich zu sprechen « »Gewiß!« »Und Sie werden sich sofort nach Sankt-German be ebens« »Das versieht ich,« erklärte der Gascogner und sagte dann, sich zu dem Bruder Diones wendend: . »Gehen Sie, Derr von Late, Sie sind freil« Die beiden Wachen, die Raoul hiel ten, ließen ihn aus ein Zeichen des Gouverneurs os; mit einein Sah war er an der Thür, dann wandte er sich zu Chrano tun und sagte-. »Ich nehme die Freiheit an, die Sie mir gehen, weil ich nicht anders kann, doch wir werden uns wiedersehen,mein Herr.·' »Das hoffe ich!« »Und zwar früher, als Sie denken« »Wenn es Jhnen beliebt!« Dann wandte sich Chrano zu dem Gouverneur und fügte hinzu: ! »Haben Sie die Güte, die nöthiqen I Befehle zu geben, damit sich alle Thü I ren vor dem Herrn öffnen.'« »Ich wollte es eben thun!« ; Jn der That begleitete der Kerker T meister Raoul, der ohne diese Vorsicht « an der nächsten Thür verhaftet worden « wäre. Man hörte, wie sie sich öffneten » und schlossen, und als Chrano die Ge . wißheit erlangt hatte, daß sein Ge sährte das Freie erreicht, sagte er zu « demGouverneur, der unruhig auf seine - Uhr blickte, sich mit der ardfzten höf lichteit vor ihm verneigend: »Jetzt, mein Herr, siehe ich ganz zu Ihrer Verfügung-« »Ja diesem Falle haben Sie die Güte, mir zu folgen, err Cyrano, die Pferde stehen vor der — hür derBastille, und ich bitte, schonen Sie sie nicht« ,.Jn einer Stunde werde ich in Saint-Germain sein.« DerGouverneur begleitete seinenGr. sangenen bis zur äußersten Thür, wo zwei Couriere in der königlichen Liv ree aus ihn warteten; der eine hielt ein qesattelteJ Pferd am Zügel, mit einein . Satz schwang sich Cyrano auf dass-the, « nnd im Galopp sprengten die drei Rei ter von dannen. Was war nun in Saint-Germaiii vorgegangen, daß Cvrano, der am vo rigen Tage aus Veranlassung von » Cinq - Mars in die Baftille eingesperrt worden, am nächsten in Freiheit gesetzt isnv feine Anwesenheit im Schloß io gebieterisch gefordert wurdet Das müssen wir dem Leser ertliirenz doch zu dem Zweck willen wir ihn in Tie Jntriguen einweiben, welche am Hofe Ludwigs des Dreizehnten gefponneu « wurden, und in deren Mittelpunkt ei ne Zeitlang die Faroritin des König-H Fräulein von La Fayette stand, eine Nichte der Mutter des Pater Joseph und infolge dessen eine Coufine des Mond-ei Diese Dame war scharfsich rig und geistvoll genug, um jedem eZwiespalt mit dem Cardinal Richelieii aus dem Wege zu geben« aber trotzdem ließ ihr dieser eines Tages durch die graue Erninenz den Rath ertheileii, sie möchte ins-«- Kloster gehen. Sie gehorch te und trat bei den Schwestern von Saint : Marie in der Nähe von Vorte Saint - Antoine ein. Uni den König abzulenlen, hielt es der Premierniini ster siir gerathen, dein Herrscher einen ! Gänftling zu geten,der vollständig san T ihm abbiitm Er warf seine Augen aus 3 Heriri d’Essiat, Marguis von Eing Marg, den Großftallmeifter Franls i t l reichg, der alle erforderlichen Eigen schaften, besaß, und dem es bald ge lunaeri war, sicb die Gunst Ludwigs des Treiiehiiten zu erwerben. Jn; vi schen hatte er es rerstandeii. sich die Liebe der Prinzessin Maria Skonzaga zu erringen und ging mit dem festen Entschlusse um, sie zu heirathen. Er theilte seine Absicht dem Cardiiial mit; doch dieser trar dem Plane schroff ent- s gegen und beeilte sich, auf oen Rath des Vaters Joseph, die Prinzessin Ma- : » ria mit dem Ebrig von Polen Zu der j mählem der um ihre Hand anhielt. aletzt fah Circes-Mars. den der-tönt — nicht mehr zu entbehren vermochte, das er nur ein Werlzeua in den Händen deg- Cardinalå irae und beichhßJelbst feine Flugel zu entfalten. Er begann den Cardinal zu hassen und suchte sich vor allem der ihm lästigen Vormund schast zu entziehen, und deshalb lieh er den Vorschlägen des Grafen von Seif ions ein geneigtes Obr, der ihm die Hand feiner Nichte, Fräulein von Longueville« anbot, wenn er sich init ihm in eine Berschwiirung gegen den Cardinal einlassen wollte. Doch der Tod des Grasen von Soiisons, der lurz nach der Schlacht bon« Sedan ein trat, vereitelte diesen Plan: trotzdem aber trat die Liga gegen Richelieu un ter der Führerschast des herzogs« von Bouillon immer enger zusammen, und auch Cinq - Mars » trat dein Bunde durch Vermittelung setnesBufenfreuni deg, des jungen Jacauei de Thau bei. Der Prernierminister wurde von s rie fen Jntriguen durch seine Spione, vor allemaber durch Marion Delornre, welche mit Cing - Mars Beziehungen unterhielt, genau unterrichtet, und von diesem Augenblick an wurde der Car dinal, der sich bedroht fühlte, der grim migfte ; eind des Günstlinas. Er ließ ihm n pivnieren und erfuhr auf die se ’Weise, daß Cina - Mars iiiit den geheimenGesandten des Königs von Spanien in Verbindung standz Eines Morgens, als Der statt-mai ir- bie Gemächer des Könias trat, fand er den Großstallmeister sin rette-Juli chet Untereeduna mit dem Juki-en Bei seinem Anblick stockte die umheul tung« und der Ptemierminister er kannte, dass von itnn die Rede gewesen war. « »Eure Majestät,« sagte er sich ver reigend, »ist vielleicht nicht in der Stimmung, etnsthaste Geschäfte zu be band-ean »Im Gegentheil.« erwiderte der-kö nig, »wir sprachen eben mit dem-deren Großstallmeister von wichtiqen Din gen-" «Vielleicht von dem Fluge einesFab len,« versetzte der Cardinal mit spöt tisch-m Lächeln. »Der Schatfsinn Euer Erninenz ist diesmal anfdern Jrrweae.« erklärte der Großstallnieifterz »err.lte Gedan len beschäftigen den König. und der Zustand Europas war der Gegenstand unserer Unterhaltuna.« »Der Herr Großstallmeifter, der ja in allen Dingen bewandert ist, unter hielt-. seine Majestät vielleicht von den Int- «»uen, welche der spanilche Hof in Paris angezettelt bat. « Cqu - Mars errötvete leicht, nnd der Tiger, welcher zufrieden war, sei nen Geaner verletzt zu haben. zog feine Krallen ein. »Ich wußte nicht,« fuhr er fort, »daß der Marauis von Cinq Mars sich so lebhaft fiir Politik interessirtx doch ich freue mich darüber.« ,.Allerdin«as,« versetzte der König lebhaft, »Henri urtheilt sehr richtig.« »Oh, Stre,« versetzte der Gitt-ftlin·q, sich verneiaenp.· - zehnte fort, »mein Freund.« — so ke lzeichnete er Cina - Mars — ,,hat mir ganz treffliche Dinge gesagt.« »Das kann ich mir denken,« erwi derte der Cardinal mit unerfchiitterli cher Kaltblütigteit. »Und deshalb,« fubr der König fort, »habe ich auch einen wichtigen Entschluß aefafit.« Ludwig der Drei-sehnte hatte dass letzte Wort betont, um den Minister fühlen zu lassen, daß es sich um einen festen Entschluß handelte. »Er tann nur weise fein,« sagte Ri chelieu ehrfurchtsvoll. »Sie sollen selbst urtheilen, denn toir haben beschlossen. den Großstalls meister im Staatsrath Sitz und Stim ·uie einnehmen zu lassen.« »Die Jugend des Herrn von Eing Mars wird dort einen glückiichenCom trast zu unseren grauen Köpfen bit den,« erwiderte der Cardinal In tub leru Tone. »Das dachte ich mir auch,« fuhr ler König fort, »es lebt in diesen jungen Köpfen ein Eifer, eine Schnelli.iteit der Auffassung . . . .« »Welche den durch Erfahrung ge ivitzigten Politilern fehle:t,« fügte Ri chelieu bitter hinzu. »Nein, das behaupte ich nicht,« ent gegnete der König, »doch ich hoffe, daß er die Weisheit und Erfahrung unse rer Ratbgeber in gtucklislter Weise un terstiitzen wird« ,.Darum.« fuhr Lud wig der Dreizehnte feinen Günftling auf die Schulter tlopsend, fort, ,,geh’ mein Kind, und lasse mich mit dem Herrn Cardinal arbeiten der mir ge wisz noch viele Mittheilungen zu ma chen bat." Cing - Mars rerneigte sich und vers ließ das Gemach, nachdem er dem Cars bina! vorher einen triumpbirenden Blick zugeworfen. « Als Richelieu mit dem Könige allein war, sagte dieser in fast unrubiqem Tone zu seinem Minister: »Sie billigen n einen Entschluß,He-r Cardinal?« »Gewiß, Sire; der Herr Grofiftalli meister ist ein intelligenter junger Mann, den man nach und nach in die Staatsgebeimnifse wird einweilsen tönnen Denn so groß auch das Ver trauen ded Königs zu Herrn ion Eines-Mars sein mag, so weiß Eure Majeftät besser als ich, daß es untlugs wäre, ihm von Anfang an gewisse Staatsgebeimnisse mitzutbeilen." « »Henri"ist sicher,« warf der König ein. »Ich rede auch nicht von seiner Treue!« « »Es-brechen Sie deutlicher-F . »Mein Gott, Sire, der here Groß stallrnetfter liebt das Veraniiaenx pas ist in seinem Alter ganz natürlich.« »Sie spielen-aus diese Maria-r an?« sagte der König ärgerlich . »Nicht allein von ihr spreche ich,auch von denen, die bei ihr verkehren. Die - Spione Seiner vkatholischen Maiestöt - rieth alle möglichen sVertleidungen »Vpch, VW," sllqk VIII-Mit Alchi ? »Man behauptet sogar, mein Bru der, der König von Spanien, habe Ernisfäre in Unterröeten.« »Das ist sehr leicht möglich,« ver I setzte der Cardinal. . z »Ja, ja,« fuhr der König nachdenk Hs lich fort, »ich habe diese Gunst ein use i nig voreilig bewilligt; trotzdem herbe ich i Vertrauen zu Ging-Mark er ist zu s sehr mein Freund, unt mich zu ver s rathen, und deshalb wünschte ich, daß s er in die Staatjaeheimnitfe eingeweiht . würde. Haben Sie mir sonst noch et s was-heut vorzulegen?« »Uh. nur einiae unterschrittem . Sire.'· s Sie sprechen ja nor nicht mehr von 1 dem Cardinalstitel für den Pater Jo fepr Weshalb?« s »Weil dieser get-rette Diener tiirrer i Majesiät nicht lange genug leden wird, I um ihn zu tragen; denn seit dem - Schlagansall, ten er im letzten Mai in , Conipieqne erlitten hat, neht u- mit ; der Gesundheit des Vater Josele berg 1 ab, doch sein Geist ist noch derselbe ge i blieben. Noch immer wacht er mit derselben Sorgfalt über das Getriebe i Ihrer Feinde, und sogar in diesem Au « genblict sucht er die Fäden eines Com plotts in seiner Hand zu Jereinigem bei dein gewisse hochstehendePersönlichs . leiten betheiligt find.« ; »Bo- allen «teine Ueberstiirzting,« . einpsghlxudwig der Dreizehnte, -»««oer i ehrwurdiqe Pater sieht in seinem Eifer überall Spione.« , I «Wahrhastig, Sire, es ist besser, i welche zu sehen, wo est keine giebt, als ; teine zu leben, wo sich solche besin l den. »Schon gutEnrr Cardinalz ich habe Vertrauen zu Ihrer Klugheit« Mit diesen Worten erhob sich der König mit gelangiveilter Miene, und der CardinaL welcher erkannte, daß tiie Auvienz lange genug gedauert hat te. verabschiedete sich und kehrte tn sein Cabinet zurück, wo er sofort den Pater Joseph rufen ließ. Einige Augenblicke später wurde die Portiere aufgehoben und die graue Eminenz erschien. »Mein Freund,« sagte der Cardinal mit leiser Stimme, »der Grofzstallmcii Yter macht Carriere, und wir müssen ihn um jeden Preis in seinem Laufe aufhalten· « »Herr von Cii.g- Mars eonspirirtf versehte der Capiixiner in düstereni Tone. »haben Sie die Beweise dafür?« »Ja, einer meiner Spione hat ihn in Wellschast von Fontrailles und ei ner spanischen Dame mit mehreren ils-· rer Landsleute gesehen. Das Stell dichein fand in einem Gasthofe von Boiira-la-Reine statt. Man hatte sich eingeschlossen· um in aller Gewinns riihe zu complottiren, und der Wirth hatte den Befehl, Niemandem Eff nen.« ,.Bah,« versetzte der Cardintit »er iirhtlich. »das Zeugniß eines gewdt;:iii chen Spions hat wenig Gewicht gegen eine solche Versönlichteit.« ,,Mögli..h, doch wenn dieses Zeiignifz von dem Wort eines Edeimanrkes be träftigt wird?« »Wer ist dieser Edelmann?« ,,Cnrano de Bergerac. ver ihn nicht vergessen haben kann, denn er hat mit unserm Manne das Schwert getreuzt und ihm seinen Degen sogar ans der Hand gefchlagen.« »Jmmer dieser Gascogner,« innr inelte Richelieu nachdenklich. »Jn,« fuhr der Capiiziiner fort, »ein tapferer Lampe, nnd eg ist besser, ihn sitt sich alr- geaeii sich zu haben. »Ich werde daran denteisx doch wo ist er?« »Jn der Bastilte, wohin ilin Herr von Eing: Mars gestern Abend aus Grimd e neg vom Könige unterieickisietex iHuiti beseth hat bringen tassen.« »Bom Könige unterzeichnets es wird schwer sein, i n frei zu mache-M »Man muß das - ifen schmieden, so lanxiSe es noch warm i t.« Sie haben recht; ich wet: e wieder zum Könige gehen nnd obwohl er heut Morgen nicht gut gekannt ! i sein scheint, will ich doch versuchen tsy a izocs Begnadigung durchtiifetzenA Der Pater Joseph ve: beugte sich schweigend und kehrte in sein chinet zurück, während der Cardinnl die Ein xfangsfäle durchschritt und sich den toniglicheri Gemächern zu: oandte. Lnd wir der Drei-sehnte war üver raschr, seinen Minister schon wieder eintreten zu sehen, entfernte mit einer Handh wegurig einige Hofiinge und sagte, als si: allein waren: E »Welch ernster Geaenstands iihr tZie I wieder zu uns. Herr Card nat,s tniideit I es sich um eine Jtedellion?« I (Fortfetzung folgt.) Eine Wettspmche. l Jm Naeember Ist-sit im Juli liess-) und End: Dezember 1900 oder im Ja nuar 13201 wird ein Band eines Wor terbuches erscheinen, dessen Inhalt iiLr die aanie Welt bestimmt ist. Der I . Worte, die txesez Buch enthält, kann " sicheknJeoei bedienen: freilich unter pewissen Umständen nicht überall. Un- « . ter denselben Umständen aber muß eit » Jeder dort, wo diese Sprache erlaubt f ist, sie auch anwenden. Mit dein Vola l pül hat diese Weltsptache aeniein, dsikz i auch sie ein Kunstpredult ist« Sie un s tetscheilet sich Cler wesentlich vorn Vo « lapiil, weil bei ihr nur die Worte seit stehen« Welcher Sinn oder welche M z leutuna den Worten beizuleaen ist, das ist völliq in das Belieben aller Derjeni gen gestellt, welche in dieserSpeache sich verständian wollen· Das Wörterbuckx von dem die Rede ist« stellt das neue Wörterverzeichniß für Teleararnme in vernbredeter Sprache dar. Ter internationalen Vereinigung der Telearaphenvertvaltunaen gehören außer China und einicen lleinen wil den Liindchen alle Staaten der Erde an. Eine Anzahl dieser Staaten. unter ihnen namentlich die Türkei. läßt au leicht ettlärlichen Gründen aus ihrem Gebiete Teleqratnme in irgend einer « aeheimen oder verabredeten Sprache überhauni nicht-in. In den sibrigen Staaten aber, welche derartige Tele grarnme zulassem bestehen gegenwärtig folgende Beeeinbarunaem Ue Leieqranune ourren armrirr, also in Zahlen abgesaßt sein.Besondere Bestimmunan hinsichtlich der Anerk nurth der Zahlen find nicht getroffen. Fünf Zahlen, früher im internationa-. len Verkehr nur diri, werden als ein Wort berechnet. Jm Uelsriaen maq der Ieleqranunabsender in Zahlen schwel aen, so viel er will. Dagean ist eH im Allqemeinen nicht gestattet. diese belie diaen Zahlen durch beliebiaeBu.t)itaoe-: zu ersetzen. Die in Telequ1.·n;ien ’gebrauchten BuchstaderiverbinJungen müssen richtige oder richtig gebildete, nicht willkürlich geschaffene Worte dar stellen, und diese Worte miisien entwe der der lateinischen Sprache oder einer lebenden Sprache anarhören, die ent weder ein Glied des aerrnanischen oder ein Glied dei- romanischen Sprachstarns Irr-B ist. Zum Beispiel: Ein deutscher Händler taust in Amerika Weizen Er telearaphirt nach Chicaqm Kaufe zehntausend Centner Weizen Diesen Sah drückt er durch das Wort ,,amo« aus, das, wie bekannt. ein lateinisches ist« Dann sagt er: lieferbar nltimo die seö Monat-T Diesen Sa driickt er durch das deutsche Wort »O irne« aus. Selbstverständlich müssen diese Aus driiae und ihre Bedeutung vorher zwi schen Teleqrammadsender und Tele arammempiänaer vereinbart sein,.Aus diesem Grunde heißt eine derartige Geheirnsprache bei den Erkennt-header waltungen amtlich eine »verabredete' Sprache«. · Da irn internationalen Verkehr ein Wort bis zu zehn Buchstaben haben darf, um als einfaches Wort bezahlt zu werden, so könnte Jemand, um oei dem angeführten Beispiel Du bleiben, auf den Gedanken kommen, die zwei Worte ,,amo« (drei Buchstaben) und »Birne« (fünf Buchstaben) alg ein Wort zu fchreiben, unt auf diese Weise d-.e Ge bühren für ein Wort zu sparen. Der Verwirklichung dieses Gedankens sieht jedoch die vorhin angeführte Bestim mung entgegen. »Amobirne« ift ein willkürlich geschaffenes Wort und des halb im telegraphischen Verkehr nicht zulässig. Aber wie keine Regel ohne Ausnahme, so auch diese nicht. Auch andere, nicht richtige Worte darstellende Buchftabenverbindungen sind zulässig, sofern diese Verbindungen als Han delstnarken austreten oder den lediglich aus Konsonanten zusammengesetzten Zeichen des internationalen Handels kodex —— es sind das die Zeichen, durch die sich Schiffe verständlich machen —— angehören. Diese durch Signale über mittelten Zeichen werden in! telegra vhischen Verkehr angewendet, zum Bei spiel, wenn ein Schiff vom Meere aus bei einer Telegraphenanftalt ein Zeles granrrn aufgeben oder wenn eine Tele graphenanftast ein Telegramm einem auf dem Meere liegenden Schiffe den Inhalt eines Telearannns tunc-geben will. Für diese Falle ist natürlich »in-h das Teleqranstn sedbst in den nur aus Konsonanten bestehenden Buchstaben verbindunaen te« Handelskrider gehal ten. Die Handels-matten und die Zei chen des Handelskodex sind jedoch Aus nahmen, die tut das Folgende nicht in Betrocht kommen Um Demn, die in verubrederer Sprache telexirutsbirem den »Bei-roth angemessener unf« entsprechenderWorte zu erleichtern, ist eine Menge Wort-r biichet oder lkodek im Verkehr. Bei den Amerilanerxx ist ein solch-Hi Wert, der ,,Baltirno-.e Export-Cobel--Ljooe«, sehr beliebt. Zu diesen Wörterbüctiem die durchmeq private Unternehmungen sind, hat sich ein in 1894 erschiene ites ,,Aintl«:ety.g Wörtervuch für Die Absassuna oer Telearamme in veraine deter Spra«i)e'« aesellt· das Den Be schliissen der Juternationalen Telegrsi phenlonserc-I,i· zu Paris gemäß von dem Jnternationatin Bureau der Te leqraphenverrvaltungen zu Berti beut beitet ist. Dieser »Amtliche Winter buch« enthält 218.280 Worte. Jede-« Wort zählt mindestens fünf und lioch stens zehnBuchstJben und ist durch eine Zahl bezeichnet-, so daß man statt ver abredeter Worte auch verrivrevetc Cbisiren setzen lann Dieses .,Amtliche Wörterbuch«' ist gegenwärtia aber nur aushilssweise im Gebrauch. Die Tele qrarnme in verabredeter Sprache viir sen ihre Worte sowohl oiesun Wörtcr buche als auch ir xend einein anderen sur diesen sicut-et vorhanden-n Worter buche entnehmen sofern die Wort: nur« her vorhin cr: Jälnten Vors Lytist eut sprechen. Diese Freiheit in ier Beeiusz unq verabredeter Worte hat jedoch ils-. zuträglichteiten irn Gefolge. Anker-er seits sind gegen das setzt vorhandene ,Amtliche Wörterbuch« aus Handels-» kreisen verschiedene und iumeist berei; tiate Ansstellungen laut aeivor en Das «Amtliche Wörterbuch« enthält bei soielstveise auch Worte die voppeloeu tiq ioirten lönnenx das aber ist sur eii Teleqrarnnt in verabredeter Zproche vie schwerste-Gefahr Mit Muasimt darauf nat me» ierzrc internationale Telegranlieiit.1nier.-nz beschlossen, ein aeaen das di-E;e:«:·a.s ne sentlich vermehrte-s und verbesserte-; amtliches Wörterverzeichnisi iuni ists brauch bei Abfassung vonTelegrammen in verabredeter Sprache auszustellen sDas Verzeichnis: soll die Adiassiin.r solcher Telearamine dereinsachen und erleichtern und soll auch größere Si cherheii bei der telegraplsischen Ueber mittelung herbeiführen Von einem Zeitpunkt ab, der wahrscheintich durch die nächste, 1901 in London stattfin dende Telegrapizentonserenz sestges»tzt » werden wird, dürfen nur noch Wörten welche dem gegenwärtig in der Aug arbeitung be risfenen amtlichen Wör ierverzeichni , entnommen sind, zurAd sassun von Telearammen in vernbre deter Odrache verwendet werden. Alle anderen Wörter, mögen sie den bis da hin benutzten Privatwörterbiichern cder dem bisherigen amtlichen Winter verzeichnisse entnommen werden, sind dann siir Telegramme unzulässig. Tag neue Wörterbuch wird sast dreimal so umfangreich als dag jedige »Amtlicr,: Wörterbuch« sein· Das leytere ent hält, wie schen angegeben, 218,28» Worte. Das neue daaeaen wird minde stecm wwxm Worte ausweisen. Kann seid irgend eine andere Sprache ask Wortreichtlntm mit der »Weltsprache« niessens Jedes Wort in dem Verzeichnisie bat höchstens zehn und mindestens süns Buchstaben Die Grenze nach Oben ist dazu da, um die Esebiiiirenrechnung zu vereinsachen und die durch Doppel worte entstehenden Mehrtosten zu ver meiden. Die Grenze nach Unten hin wieder·bezweclt, Verwechslungen mit den Zeichen des Handelstodex auszu schließen, flir wende die Berechnung derart erfolgt, das- bereitö vier Buch staben als ein Wort angesehen werden« Eine Fiitle von Wissen, Scharssinn und Fleiß steckt schon in dem seht en Verzeichnissr. In dein neuen Verzeschs nisse aber wird dieser Aufwand gliins sendet Eicenschasten noch erheblich til-erboten sein. — —-—.- s— Jede Kunstepoche hat ihre Ahas und ihre Arrieregarde: die erstere sit-s - dän die Borläuser, die leytere dieRaeIs a mer. Cyrano de Bergerac.