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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (Feb. 10, 1899)
Ein chk ists-sen I humoresie nach einer russischen Jdce oonBalesia Buchwald. ,.Btuderherz, wach aus —— ich glaube, ek, ist Zeit aufzustehen,« rief Kamsolin seinem Stubengenossen Piratow zu Der Angerufene erhob beide Liver, nni sie schnell wieder fallen zu lassen. Jnnigste Freundschaft verband die beiden Studenten, die nicht nur das Zimmer, sondern ihr Geld, Wäsche, leider, also im ioahrsten Sinne des Wortes Freud und Leid miteinander theilten. So besassen zu z. B. ausser ih ren Alltagshosen zusammen ein Pack Pa—radebeinlleider,deren sie sich abwech selnd bedienten. Da Keins-illa lang nnd dünn, Piratow kurz und breit war, erscheint jener Umstand merkwür dig« wenn nicht gar unmöglich. Aber der menschliche Geist und namentlich der der Schneider hat schon großere Schwierigkeiten überwunden. DieBein kleidet hielten eben genau die Mitte, so dass sie Karnsolin etwas zu kurz und weit, Piratow ein wenig zu lang und eng waren, eine Unregelmäßigkeit. iiber die sieh philosophischer Gleichmuth binwegsetit Doch irn Leben der Kame raden gab es verschiedene Momente, Momente fürstlichen Neichthums, wie es ihnen schien, wo sich jeder im Besitz eines neuen Rocken eines Ueberziehers aus vorziiglichein Tuch befand. Aber schnell, wie die Sachen gekommen, ver schwanden sie auch wieder in dein Ra cken des Leihamtsx nur die Munde beinlleider bildeten das eiserne Jnvens tar ihresHausschayeg und. da sie an der Wand hinnen, den itandiaen Schmuck des Gemachg, so dasi ihr Schicksal we nzgstene gesichert schien. Die Grundlage in dem Zusammen lrlen der beiden Freunde bildete die Gerechtigkeit und darum wechselten sie mit ihren Schlafstcitten ab. Sie dat ien ein Sofa und ein Bett tu ihrer Verfügung lfrsteres war selbst fiir Piravow zu lurz nnd zeigte so indis tret seine Federn, dasi auf ihm zu schlafen wahrlich kein Beraniigen war. Jin Vergleich zu ibni stellte sich das Weit als ein Priinlinöbel dar. aus dein leine Federn lieraugluaten schon des halb weil eg teine besaß. Heute schlief stamsolin auf dein So sa. Da seine Beine lang von dem Sofa lrrabbauinelten und die Federn sich ti in sein Fleisch Gebohrt hatten, war er iein Wunde-C has-. er nach einer un ruhiaen Nacht tue-ist erwachte. ist ireeite noch einmal den Freund. Als Fielscr sich erinuiiteri hatte, fragte Kam lo in: »Wie steht es mit dem EratneiL Vriitermeii?« »Ich steige hinei::.« brummte Pira two »Ich mich. aber dir Ztiefell ! ! « »Stiefcl! Hin! Das ist hier die Frage!« Vor dem Aufstehen galt es nämlich erst dieFraae in erledigen, wer das ein zige Paar Stiefel, das sich im Vesiye der Freunde befand, anziehen sollte. Es war das ein schlechtes Paar Halbstieseh mit schief getretenen Abs sähen und getrennten Gumntiziigen — kurz ein Paar Stiefel, das sicher Aus ficht hatte, auf der Straße liegen zi-. bleiben, wenn man es dort niedergelegt hätte. Immerhin hatte es den schät zenstverthen Vorzug. ein Paar Stiefel in sein. und dem Menscher-, der sich darin aus der Straße zeigte« hatte man tein Recht, vorzumerfm daß er ohne Stiefel einherqinae. Ueber das seltsa me Berhältniß, daß zwei erwachsene Menschen zusammen nur ein Paar Stiefel besassen, hätte man ein langes nnd breites schreiben können - — jeden falls waren die triftigsten Gründe da siir vorhanden. Aber es tann auch per sichert werden, daß es Zeiten gab. too jeder von ihnen ein Paar Stiefel besass -— sogar ganz neue. »Ein welcher Adtheilung gehörst du.« fragte Piraten-, sich behaglich in seinem Bette dehnend. »Ja der dritten,« entgegnete Kam iolin. der gar teinen Gen id befass. sich behaglich auf feinem Sofa zu dehnen toesjbalb er es nackt unterließ. »Nim. da ich zu der ersten gehöre, ist die Sactfie klar " entgegnetescliratowz »erft gehe ich — - dann dul« »Und wenn du mich im Stich läßt!« »Bei solch ernster Sache sollte ich dich betrügen?!« rief Piratotv ges kränkt. Indessen dieses- Geiiihl tiefster Ve Ieidiguna bielt nicht lanae vor· Nach rein er ed überwunden hatte, stand ee e.ui. Und kaum hatte er das Bett ver lassen, als Kainiolin sich von dem Ti van erhob und sich mit Blitzesschnelle diniibcrichwana auf das Bett. »Auch ich will aenießen,« rief er und dehnte sich mit Energie; Piratan aber hatte den Schlüssel aefunden, ivesdalv der Freund ihn so liebevoll verhindert hatte, das Examen zu verfchlafen Pi ratow beaann sich anzutleiden Er that es schnell. da fein Anzua durchaus nicht lomplizirt war. Einen Augenblick zwar hielt er inne und betrachtete die in stil ler Maieitöt an der Wand hängenden Beinileider, überlegend, ob das Exa men ein genügend erhabenes Ereignis-, fei, sie daran theilnehmen zu lassen Auaenscheinlich mußte er diese Frage im verneinenden Sinne entschieden ha ben, denn die Beintleidee fuhren fort, die Wand in zieren, während Piraiaw feine Tollette beendete und Ia-— Gemach verlieh Nachdem Kaniiolin nach nächtliche-n Aipdtiicken auf dein »Br«ntns.öbei« dlei Stunden festen Schlaf-s Wunden hatte, machte er gekräftigt auf nn« kleidete , sich schnell an ——- bis auf die Stiefel. Dann trank er feinen The-, den ihm die Wirthin gebracht. blätfeite noch ei nige dicke, mit Wissenschaft durchtriiii·.— te Foliaiiten durch und begann dann ungeduldig im Zimmer auf und nieder Zu geben· Er that es mit auszeiordents lich leiten Schritten. da die Socken von zweifelhafter Beschaffenheit teinenLaut isoii sich gaben. Es schlug zwölf Uhr und Piratoiv erschien nicht. Es war zum Verzweifeln! Er begann zii über legen, was Piratoio zu seine-: Trento figteit bewogen haben konnte. Selbst verständlich schob er ihm kein-: bösen Absichten unter, sondern er stellte sich »die Sache sehr einfach vor. Wenn ein Mensch wie Piratom der nicht gewöhnt I war, gleich das erste Mal glatt durchs Exainen zu gehen, es heut bestanden hatte, war es nur natürlich, daß er sich mit seinen Genossen nach der Meipe ’,.Schanghai« begab, um das Ereigniß zu feiern und dabei des Freundes ver gaß. War er aber durchgefalli-.si· iro »für die größere Wahrscheinlichkeit sprach, so war es erst recht natürlich dasz er in Schanghai feinen Kummer begrub. Je inebr Kamfolin das alles erinrg, desto überzeugter war er, daf, es to » und nicht anders sei und er be rann nun ’seinen Verstand zu bearbeiten« damit dieser einen Ausweg aus dem Dilemma fande und ihm doch noch die Mdglichg teit, in das Erainen zu steigen, dereitc. Aber als die Zeit unerbittlich dahinflosz nnd kein eettender Gedanke Kainsolin ein Paar Stiefel bescheerte, begann sich seiner doch die Wuth zu bemächtigen Er war im Grunde ein gutinüthiger Mensch, aber wenn er bedachte, dasi kk das Eramen bis zum Herbe verschie ben müsse, erfaßte ihn griininiger Zorn sgegen den Freund. »Das in denn doch etwas zu viel,« sprach er ;u sich selbst· ,Jch würde mir wenigstens nicht erlau » ben, ini gleichen Falle so zu handeln-« Er rannte wie ein Tiger in seinem Käfig aus und nieder, dann warf er sich aus das Sofa, um sofort von der « ze: brochenen Spruanedet noch mehr an die Unzulänglichkeit des Crdendaseins erinnert zu werden. Er legte sich dann aufs Bett u. betrachtete in ohnmächtiger Wutb die sit-unerwi Endlich ließ sich im Haussliii die Klin Fgel vernehmen und mit einem freudigen «»Da ist er« sprang Kamsolin auf. Fest überzeugt, daß es der verspätete Freund sei und, nur die Tbiir ein we nig öffnend und den Kopf hinaiizstres (tend, rief er der Figur, die im Halb duiitel des Koirioorg erfchieien war, zu: »Das nennt man Gemeiniieii.« P ,,Vth,« entgegnete eiii Wider-Vase der iiiiclzi Piiaioiv gehörte, »ergebeniteii Tant« ttiiisisolin öffnete erstaunt die Jhiir nnd betrachtete den Hereinireteii den, welcher mit einer Reisetiisclie in der Hand sich neben ihn in das Zimmer sieltte. »Mit-Z ist den-i dass« rief endlich aninfoliik »Bist du es s -dt1, Nasen IesV-J« »Im-n ja. ist-!« entaeasiete dieser. »Ich beareife gar nicht« weshalb du «n:icl" beschimpsst.« ,,(5ntschuldige! Ich erkannte dich Hiietitk Ich alauvie, Piratow teure zu ,riiet! Und da bist du es, aerade du. Tsireki von deinem Tarse?« i »Tsirett ison meinem Dorfe -— ich, «Sl!atarjeiv. Ich fahre m wichtigen An aelenenl,eiten nach Troerj, habe keinen Anschluß und must vier Stunden in Moskau warten. Da tam ich zu ench.« lind der Gast stellte seine Reisetasche in die Ecke. zog den Ueber-siebet aug, setzte sias auf den Divan und machte er- sich bequem. so kreit es die Sprungfeder zuließ. Nasariew war ein Schultomerad ,von Kainsolin und Piratpw, aber wäh jrend sie die Universität bezogen, hatte er ein kleines Gut übernommen. Sein dunkles Gesicht war mit eine-n starken, schwarzen Bart bewachsen, was ihm iein sinsteres tlusseben gab, aber wenn »er lachte oder sprach. zeigte er sich alr der gutmüthige Mensch, der er war. Er begann Kamsolin über Piratow nnd andere Kameraden ausguiragern Tiber dieser antwortete se- einsilbia und zerstreut, daß ed Nasarjets auffiel. »Mir mal. ich glaube, ich komm-, zu nnaeleaener ;-.eit,'« rief er endlich. »Aber durchaus nicht ------ ganz nnd gar nicht,« versicherte Kamsotin. »Was ist denn aber lo3?« ,,Piratow ist an allem schuld - du weis-it ja, was das siir ein Schrift ist.'« s »Viratow"? Jm Gegentbeilt Mir schien er ein sehr ordentlicher Mensch« I »Du abnst nicht, was siir ein Lunep »das ist,« rief Kamsolin in wachsender »Erreaiina. ,,Sielle dir solch' eine Ge treinheit ver: Wir haben heute Exa nien s. den letzten Tag ——- er qing zu ierst und aber halt, Brüderchent jEin kapitaler Gedantel« » kliasatjetv beobachtete etwas ängstlich den Freund, dessen Geift ihm gefährdet schien. Denn Kamsolin stand vsk ihm und betrachtete seine Stiefeln mit ver tliiktem Gesicht. Und in seinen-. Blick lag solch eine Jnisiztteil nnd Aus schließlishteit, das- auch Nafaksew wie unter lssypnotischent Zwana feinen Kopf senlte nnd seine Stiefel toie etwas Fremde-Z zu studieren begann. i »Was hast hat« fragte er endlicl,. T »Ach nicht-! Aber sage, wie lange bleibst du in Moslau?« »Noch ungefähr drei Stunden« - »Penchtvnll! Und du kannit lzwei Stunden ohne Stefel bleiben?« » ch netttehelquk nicht —- - « » -u wirst g eich verstehen, Veiioers chent Tu siehst, ich vin ohne Stiefel. Wir haben nur tin Paar nnd die hat tikatom Er hat mich augenscheinlich vergessen unt doch nintz ti; heut ins Ex amen oder —- — Nun verstehst du noch nir!; t?« s ,,.th! Da willst meine Stiefel ha len, mit-? Tag lseistt na -- und ’tvenn du micr- aucti im Stirn läszt » Wie kannst du dir-J denken«." Wie Itväre das möglich? Du dilfst mir ans dieser Verquenyeit nnd ich sollte solche jweineinlieit begehen HI« »Jn diesem Falle — entssjnildige!« saate Nasatseto Dieser zog nun feine Stiefel herun ter nnd Kamsolin zog sie mir unge nidhnlicher Eile an. ,,Etnmg eng,« sagte er, »aber das schadet nichts-! std dir, mein Briideretien, leqe dich schlafen in anderthalb Stunden bin ich wie der zurück« Er reichte-dem in Socken zurückblei lsenden Freunde noch in; Fluge die Dank-, verlies- eilig das Zimmer und stürzte die Treppe hinab. Er lalfinte ein wenig --—- die Hühner anexen fühlten sich jammerlich bedrückt, aber tat-, erschien ihm nichtia. Er ioar gliicklich, die Universität zu erreichen, den Professor zu erwikchen und binnen etc-ei Minnten war seine Lage geklärt. Möglich, daß sein Geist zn sehr vor dem Arraer iider Piratotv benommen, nicht die gehörige Sammlung besaß -—— genug, er fiel durch! Tafiir also hatte inan sich den gan zen Morgen aufgeregt, dafür den ar men Piratorv geschinipfttt Dafür hat te esJ sich aelohnt, seine hübneranaen zu tränken nnd den Professor zu denn-eu l,-igen, der schon ins Wengehen begriffen gewesen war. Andererseits war Auf lliiraiia gut gewesen! Und da er nicht nur den Professor. sondern auch sich selbst til-erzeugt itatte, dass e-· nicht ge niiaend vorbereitet in das Eramen ge nau-ten war, machte er eine Beweqnnzi kni: der Hand, dre die Dache erledigt-, und begab sccti hinaus aus die Straße. Aber er bon nictst in den Weq ein, der Fu seiner Wohnung siit,rte, nein siir einen Menschen, der soeben einen Miß erfolg gehabt, gab es nichts Natürliche rers, als— daß er Trost suchte. Und wo hätte er ihn finden können cilz in Selmi:,«tiai ——- dan ganz dazu geschaffen schien, den Scheu-schen Stärkung. den Betriibten Trost zu spendet-ZU Zwar besas; Kamsolin seinen Kopesen in der Tasche, ober im tsJinterqrunde glänzte die Gen-Iisrbeit, das; Pirntoni noch ei:r wenig Geld besinen nriisse. den in Schanqlsai zu treffen er sur-er war· Aber eei trieb ihn aucn serner dein hin terlistigen Freunde die Wahrheit zu fa aen, was nirgend-J so gut gii:g. wie aus dem neutralen Boden des Schangbai. Als er in den groLem etwas dunklen Saal mit der niedrigen Decke und der Menge kleiner Tische trat, wurde er von einem obrendetäubenden Lärm em vsangen An drei zusaminengescbobe nen Zischen saßen die Freunde, beqriifz ten ihn mit lautem Hallo uno wintieu ibn zu sich berau· Erstaunlich war es nur, daß der, der ibn mit der qrösrteu Energie und lautesten Verzückung zu sich beronwinlte, Piratow war, der sich selbstverständlich mitten unter den Freunden besann. Alle waren durch gesallem eher alle befanden sich in solch aebobener Stimmung, solch srober Laune, nlie wenn sie alle zu Außerde tentlichem berufen worden wären· Vor ihnen standen leere Flaschen und Glä ser, sowie die Reste des bei solchen Fe sten unerläßlichen Gabelsriibstiicks. »Ist-eurer Freund Kornsolischth benann Mart-im dern Genossen iiber den Tisch binroexi die geöffneten Arme entgegenstreckend «s«g’, bist du durch igesallenst« Ramsolim der mit der feften Absicht hergetommen war, dem Verräther in bittersten Worten Vorwürfe zu machen Aamsolin umschlang zärtlich mit ei irern Arm den Freund, während er ent pegnetez »Durchqefallen.« ,Das ist ja prachtoosl Das Paßt vortrefflich,« jubelte es ini Chor. Kamsoltn setzte sich und den Freund von der Seite betrachtend, sagte ei-. »Und dennoch, Piratow -- dn hist ein Crzlnmpl« »Ich? Webhclt bist du so hart?« fragte dieser verwuifsvoll mit aufrich tigem Erstaunen ,.Weodalb? Dis fragst dn7 Und die Stiefel?« »Welche Stiefel ’« »Nun, unsere Stiefel! Ohne die ich nicht in das Czamen gehen tonnte3« »Die SticiellU Ach, ich Elenoer!« llnd Piratow schlug sich mit aller Macht siegen die Stirn. ,,Kamfolisch ta, ich hab’s vergessen. bei Gott« ich lkathl retaeisenl Aber du bist edel - — du bift aroftH Es war fo einfach! Kannst du dir denken, wie ärgerlich ich war, als ich durchfieR Kannst du be reifen, toie in meinem Kopfe alle-i unt durcheinander wirbelte? Und da ——-- als die andern nach »Schatighai« wanderten —- - nan. da gina ich halt mit den- Trofx nnd die Stiefel waren ver gessen Eilet wie bist du hergekom men".-’« »Mit-trink ist da und ich habe ihn beleidigt.« »Wi« Nasarjelr bei ung.« »Bei nnd nnd ich habe seine Slie felnl'« »Das ist ja herrlich!« »Er ist auf der Durchreise, muß bald fort daher lebt wohl.« Dagean erhoben sich laute Proteste nnd noch ehe Kamsolin sich erhoben hatte, hielten ihn mehrere an denSchnlv tern fest. Ein tleiner Wortlanipf ent stand. Da erhob Piratolv. der eine Weile in Gedanken versunlen gesessen hatte, sein Haupt. »Was-; thut"Nosarjew?« fragte er ernst. »Er schläft,« entgegnete Kilmsolim »ich babe ihn schlafen gelegt« ,,?luf.erordertlich,« sagte Piratow feierlich. ,.Einen Schlafean soll man nicht stören - weißt du das nicht?« Und die ganze Versammlung kam da rin überein, das: wer schläft, nicht sün digt, ras: er sich deshalb in einem glücklichen crbabenen Zustande befan de, auc- dein :lm voreilia zu reiszen,! Frevel wäre. Und Kamsolin von der tiefen Weisheit dieser Sentcnz liber 3euat, beruhigte sein ausgescheuchtes Gewissen und — — b.ieb. Ein stolzes Gefühl, das sie seit Wochen nicht ge kannt, nämlich zusammen ausgehen zu können, weil jeder ein paar Stiefel be-l ias,, beseliate Kamsolin und Piratow. i Der durch das Examen G sallenen bemächtigte sicl nun eine Glückseligkeit die von Stunte stieg. Als sie auf dem Höhepuntr angelangt war, erklärte der Wirth, nictit mehr weiter boraen zu lönnen Trotz dieser verblüffeziden Nachricht waren die Betroffenen dein Melancholie noch sehr weit entfernt — man iiberleate, was zu versetzen sei. Aber siehe da! keiner der Anwesenheit befand sich mehr im Besitze eines-Werth ;stlickes, jeder batte nur das Nothdijef tiaste am Körper Da warf Piraten mit plöglichem Ungestüm den Arm um des Freundes Schulter nnd ries: ! deine Stiefel diei s« Isind neu und aut. »Aber Nasariew«« i , »Nasarielv setiliift,« tlana es feierlich .in: Chor. ( I »Und wie tonime ich nach Hauses« ! l »Briidereben,« sprach Bimwa »durqu srrae dich nicht. Hier unser i»Fiid«H-.t·,en« brinat miet. narli Hause und dir unsere Stiefel »Zurück« : Wieder begrüßte ein unaeheurer Ju sbel tsieien Vorschlag Echneller als Kainsolin dachte, nsar er von den Stie feln befreit unt das wonniae Gefühl, einen entsetzlichen Druck auf seine Hilf neraugen los zu sein, durchrieselte «il)n. ------ Unterdes hatte Jeasarfew vonStunde izu Stunde aus die Rückkehr Kainsolins qensartet. Er war der Verzweiflung riabe, aber seine Gutmiitbialeit hatte zu der Erleichte ung, den der z luch lunter Umsta nden verleiht, noch nicht Irang die Hände. .aeqrissen Einen Zug hatte er schon versäumt ——- in einer halben Stunde aina dir letzte nach jener Richtung. Wenn er auch diesen oerfehlte er »Ein Königreich sur ein Paar Stiefel'· biitte er sieben mö «gen, aber es war ihm nicht einmal mög .lich, ein neues Paar gegen das noth wendiae Kleingeld einzutauschen, denn in Socken konnte er unmöglich auf die «denn, Straße aehen und jemand zu rufen, wagte er nicht aus Furcht, sich tödtlicher Liicherlichleit preiszugeben So safz er den man schlafend vermuthete, Miit bömn«.crnden Pulse-sc am Fenster .den auch chsarjew liebte. I i und starrte die Straße entlana, die Kamsolin kommen mußte. Endlich nahte sicb in der Halbdämmerung des Maiabends eine Gestalt aber sie war zu llein, um dem Treulosen zu arhoren. Dennoch trat es ei ne bekannte Seele-— der ileine Student, Fiichizchen genannt, Jhrt winkte er heran. ,.Briiderchen,« jammerte er nnd Hag te ihm sein Leid, ,,kaufe mir ein Paar Stiefel,ie1s bitte dich. « »Aber ich habe einenksoichtigen Ganq, der keinen Aufschub duldet, « war die Entgegnung »Was hast du? dir rutben.« »Ich muß aufs Leihamt, Nasarjewi Dringende Gefahr —--- »c’est la guerre!« Du lrseißt.« »Was willit du versehen?« »Ein Paar Stiefel.« ,,·L1er«ien"ofunge, aieb sie niir,« schrie Vielleicht kann ich Nasaijew mehr als er sprach. »Du reitest mich.« »Ok) sie passen?« »Ganz ulcich!« Mit fliegenden Händen reichte der strahlende Noserjew Geld durch das Menster und Fuchrschen ilnn die Stiefel —- sein cinener Paar. Als ,.«fiich5eben« in den ihn ae— spannt erwartende-n Freunden zurück kehrte und erzählte, wer die Stiefel er st,anden neiqten Ramsolin und Pira toIo die Häupter —--- »wie zwei gekniette SrvnneiirosenC spotteten die andern. Als aber das feuchtiröhliche Element wieder die trockenen Lippen nentr. ho itsen sie sub stolz und zuversichilich em ipsn »Hoch Nosarjeml hoch sein Paar Stiefel!« scholl es in jubelndeni Chor der »Ger(«sselien«. Aber weniae Stun den sföter wurde der lanae Kamsoliiz von zwei Kameraden nach Hause getra gen; er brauchte an diesen-. Abend über haupt keine Stiefel. hie Herrscher schlafen. s In einem ausländischen Blatte er Ischien tür lich, so wird dem »L. Ta )gehl.« ges rieben, ein interessanter klei sner Artikel, der in wenig dislreter IWeise Cnthiillungen in Bezug auls vie nächtlichen Gewohnheiten kaiser icher fund königlicher Schläfer machte. Da mach soll der deutsche Kaiser die Nacht jin einem schmalen Bette zubringen, das zsast eineni Fell-heite, wie es der alte Heldenlaiser Wilhelm der Erste zu be inutzen pflegte, ähnlich ift. Das Bett-; Izeug muß jedoch von feinstern Linnen fund die Steppdecke von schwerer Seides sein. Wie man schon oft gehört hat,j begiebt sich Kaiser Wilhelm ver Zwei-l te fiir gewöhnlich um 11 Uhr zur uheJ und steht um 5 Uhr aus; weniger be kannt dürfte es fein, daß der Kaiser ei »nen sehr unruhigen Schlaf baben soll." iDem Zaren von Rußlanv wird nachge-; sagt, er fürchte vie Nacht und vor allen JDingen die Dunkelheit Strahlenve elle muß ihn stets Umgehen, wenn er ich einigermaßen wohl fühlen soll und; so bleibt auch sein Schlafzimmer wäh rend der Nachtstunden elektrisch erleuch tet; das Licht wird nur ganz wenig durch weißleidene Schirme aediimvst. Außerdem behauptet man, daß der äu ßerst nervöse und sehr an Schlaslosrzp keit leidende junge Herrscher selten ein luxuriöses Lager aufsucht, ohne vorher eine Dotis Chloral zu nehmen. Trotz dem findet Nikolaus der Zweite meist erst gegen Morgen die ersehnte Ruhe, weshalb er auch in der Regel zu sehr später Stunde das Bett verlässt. Eines äuszerst gesunden und ,,hörbaren'· Schlafes, den er acht Stunden ohne Unterbrechung fortsetzt, soll sich König Humbeet von Jtalien erfreuen. der mit einer ziemlich harten Mairaße nebst groben Laken und Decken ohne irgend ein Federkissen zufrieden ist. Der Kö nig von Belgien dagegen liebt es, sich in einer Unmenge von leichten Daunen- » betten förmlich zu vergraben: er em-7 psindet nämlich vor dem kleinsten Lust-i zug eine wahre Todesfurcht, die ihn; selbst im Sommer veriolst und außer-« ordentlich ängstlich macht. Da Leopold der Zweite nicht gern am Tage arbei tet und auch kaum Zeit dazu sinden würde, ist er gezwungen, bis spät in die Nacht hinein seine Briesschaften durch zusehen. Die junge Königin von Hol land hat fast die gleichen Gewohnheiten» wie der deutsche Kaiser. Sie geht um1 11 Uhr zu Bett und erhebt sich sehr früh, um ohne Hilfe eine sliicht:ge Ini lette zu machen und auf dem Renner von Fleisch und Bein oder dem Stahl roß einen erfrischenden Riit durch deni Pakt zu unternehmen. Bei dieser ist«-f cursion trägt ,,On5 Willemintje« stets; eine echte holländische »Mante« aus-; rauher Wolle und von demselbent Schnitt, wie die Bäuerinnen in Fries land tragen. Nach der Rückkehr bringt man ihr eine Tasse Chokolade in das Anlleidezimmer und gleichzeitig erschei-( nen zwei Hosen, mit deren Hilfe eine sehr umständliche Toilette begonnen wird, die selten in weniger als zwei Stunden beendet ist. Wilhelman be sint ein wahrhaft monumentaleg BettJ das fast eben so breit wie lang ist und einen höchst pompöfen »Himmel« aus tveist, unter dessen duftigen Spitzen und Atlaswolken »die jüngste Königini Europas nicht ganz lautlos schlum-? mert. Die prächtigste und kostbarste! Schinfeimichiung ist vie des tückischent Saume Adduc Hsmivs Lager be-l steht aus Ebenholz, Gold und Seide,! und zwischen all’ dem miirchenhaftenf Glanz, mit dem sich der Großherr im! Schlaf umgiebt, ruht er sanft wie ein! Kind. Man behauptet von diesem! Schläfer, daß er entweder ein sehr ro-? busteg Gewissen oder gar keines haben» müsse. Auch Felix der Erste vonFranl reich ist nicht vergessen. Das Oberhaupt der französischen Republik legt sich all nächtlich auf zartfarbiqe Seidenkissen nieder. aber ein wirklich eranickender Schlummer senkt sich nur selten auf die milden Augenlid-en denn das elegante, lmoderne Bett ist zu häufig der Sam .mel«vlat3 allerlei boshaften Gesinde:5, das sich ein Vergnügen daraus macht, I»Seine Majeftät« mit allen Spielarten ges-? sogenannten Alpdriiclens zu unter - ,a ten. ; Die Gefahren der IDisse. « n dem Buch von Margarethe von Posichi nger »Kaiser Friedrich« findet« sich, wie die ,,Straßburger Post« mit theilt u A. eine Stelle ans einer Ab handlung des Priizsem die er in sei nem dritten Stutiensemester verfaßte und die lantetz »Niemand lann es leugnen, daß man an den Höer tein wahres- Bild des Lebens und Treibens der Menschen qewinnt nnd daß das selbe nur durch fleißigen Umgang mit Personen aller Stände erlangt werdens kann. An den Höer ist inan von Leu-; ten umgeben, welche stets mit Höflich-; leit, mit Beobachtung alter herkömin s licher Formen nnd nur zu oft mit triH gerischen Schmeichelreden den Fiirften Fürsten entgegenkommen: dieGewohns eit führt allmälig dahin, daß man sich das Leben nicht anders vorstellt tsnd alle Menschen, mit denen man zu sammentoinmt. über denselben Maß stab messen will. Die Menschen sind aber von Natur nicht an solche For inen ewöhnt, sondern sie sprechen sich im ii fentlichen Leben frei nnd unum wnnden aus, und man muß sich friih daran gewöhnen, anzuerkennen, daß oft in einer rauhen und nndeholsenen Form ein sehr tüchtiger Kern von Wis sen nnd Wollen steckt. Die Welt ist einmal vrn dieser Art, nnd dieselbe isriindlich kennen zn lernen, ist Pflicht( der Fürsten, besonders in unseren Taaen.« s Die timmende Weltaudsteiluna des Jahres 1900 in Paris wird mit ihren 278 Hettar räumlich alle ihre Borqänqerinncn bedeutend älter-« slügeln Sie hat nicht nur den bisher von dein bereits abgebrochenen alten Jndustriepalast, den Cases, Theatern und Gärten an den Champg Elyseeps eingenommenen Platz siir sich mit Be schlag belegt, sondern wird auch die Esplanade der Invaliden, das Mars scld und den Trocadero hesetzen. Deg gleichen werden auch die Seinenfer von der Place de la Concorde Die zum Tro- I rudero zu Vlusstellun sztveelen mik tsc nutzi werden. lleberagl auf diesem Ist-I sigcn Gelände herrscht jetzt eine siebet-s hasie Thätiqleit, und Tausende vonl sleißigen Händen schaffen rastlos, um die zahllosen neuen Bauten, welche der· Aussiellungsplan vorsieht, auszusijls I ren. Zwischen der Invaliden-« und Al mabriickc wird der deutsche Ausste! lungspalast sich erheben, siir den die Aussiellunqebehörden einen entsvre chenden Platz zur Verfügung gestellt haben. Der Plan ist von Professor Thietfch in München nach dem des al ten Rathhanses in Lindau entworfen; die äußere Dekoration wird in deutsch mittelalterlicher Gothit ausgeführt werden. Auf dem Cours de la Reine werden sich der Palast des Zaren, die Ansstellungen der Stadt Paris, des Gattenbaues und der Economie sociale erheben. Der gegenüber-liegende Quai d’Orsay dagegen wird eine Reihe von Valäften aufnehmen, die von den ver schiedenen Staaten hergestellt werden, welche sich dem Gruppensystem nicht unterwerfen konnten sBoSnien und Rmnänien. Mexito und Japan, China und Brasilien). Die Bauten auf der Esplanade des Jnvalides kollen die in nere Ausstattung der Wohnungen dot fijttem dagegen dieAugftellunnganten auf dein Matsfelde links vom Eisfel thukm alle Industrieen, die der Befrie digung der Vetleidung6- und Nah rungsbediirfnisse dienen, die chemisch Jnduftrie und die Maschinen, Motoren u.f.iv. Das Gebäude beim Troeadno eisdlich wird die Kolonialausftelltimg aufnehmen. —.-. Das seen ne svslle Ine- von Psda.outen. Eine Expedition des Forschungs Reisenden S. H. Cavendish und des Zoologen Ein-ward Dobson, die soeben nach Patagonien abgegangen ist« er weckt laut »Frts. Zta·" in zoologischen Kreisen außergewöhnliche Aufmerk samkeit. Vor einiger Zeit, so schreibt der »Meine-bester Guardian«, erregte die Mittheiluna Aussehen, daß im Ge biete von Santa Cruz in Patagonien ein geheimnißvoller Viersüszler in Höh len lebe, die er sich in die Erde grabe, nnd aus denen er zur Nachtzeit her auskomme. Die Jndianer erzählten, es sei ein seltsames Thier mit langen Krallen und von schrecklichem Ausse hen, nnd es sei unmöglich, es zu tödten, weil sein Korper nicht von Gewehrfa zqeln, noch von anderen Geschossen durchbohrt werden könne. Diese Mit theilnngen wurden nicht für eine leere Fabel gehalten, weil vor mehreren Jahren der Verstorbene Ramon Lista, ein in der wissenschaftlichen Welt wohl bekannter Reisender, gemeldet hatte, er sei auf einer seiner Reisen im Innere-n von Süd - Patngonien aus einen Vier si szler gestoßen, den er trotz aller Be mühungen nicht habe fangen können, selbst verschiedene Schiisse hätten das Thier nicht zum Stillsteben gebracht, und es sei dann imGediisch verschwun den. Kürzlich hat nun F. Amealimo, ein bekannter Naturforscher in Buenos Anres einige weitere Einzelheiten mehr areifbarer Art mitgetheilt Dieser ge langte in den Besitz eines leider unvoll ständian Felleis, das wie er auf Grund »unter wissenschaftlicher Erwi annaen annimmt, einem Exemplar der Vierfiiszler - Art, die Lista sah, gehört l«,at. Er tzijlt das Thier fiir den letzten sVertreter einer für ganz aus«-gestorben kaehaltenen Gruppe, welche mit fern Riesensaulthier oder Meaatherium verwandt ist. Nachdem Professor Aniealimo s Bericht bekannt geworden Ywar, wurden von englischer Seite sker weitere Ertundigungen eingeleitet, und daraufhin erhielt man gxanz kürzlich iiberraschende Mittheilmkaen iiber das Vorkommen und die Lebensgewohnhei ten des Thieres, die von ten Judianern herrühren Herr Cavendisb hat sich bereit erklärt, eine Forschungs- Reise zur Aufsuchuna des seltsamen Thieres auszuriistem und er bat sich in ist«-m Zwecke mit dem Zooloaen E. Dobson verbunden Alle Nachrichten die das Britische Museum besitzt, hat man den Forschungs: Reisenden zur Verfügung gestellt, und diese haben sich unverng lich aus die Reise begeben, da auch zwei nicht-englische wissenschaftliche Expedi tiogen nach Padaaonien abgegangen nn . Das dankbare Rast-um« » . . . Gewiß, meine Herren, es gibt noch Dankbarkeit bei den Thieren. Die Geschichte, welche ich Ihnen jetzt e« zähle, wird Ihnen einen schlagenden fBeweis fiir meine Behauptung lie ern. Wie Sie wissen, war ich im vori aen Jahre zur Jagd in Asrita nnd hielt mich einige Zeii bei unserer Schutztruppe ins Osten aus« im Gebiete der grausamen Maktotoiö. Eines Morgens, ksrz vor Sonnen niifqana, weckt mich der Kcirawnneni fiihrer Abu Schabaudi Ben Sust. Er hatte eine Löwensiibrte entdeckt. Sie können sich denken. wie schnell ich ans sprang. Und richtia. Z-—-·Z Kilometer hinter dem Lager, stoßen wir aus einen mächtigen Löwen. der einem Rad-how ini Genick saß. Der Löwe briillte fürch terlich. Das Nat-how zitterte am gan zen Leib nnd sah- kreidebleich aus vor Angst Hilfeslebend fah eg nach mir hin. Schnell legte ich an, zielte, nnd schoß dem Löwen den Schwanz ab. Nun wissen Sie ja, meine Herren wenn einem Löwen ker Schwanz fehlt, dann ist er fertig. Er ist biamirt und kann sich nirgends mehr sehen lassen. Auch dieier Löwe verschwand schleu nigst im Urwaid. Das befreite Naja horn schaute mich bewundernd an, nnd als ich mit dem auten Ben Susf nach dem Lager zurücktehrie, aina es hinter eng her nnd blies sum Danke aus sei extn Horn das schöne Lied ans dem ,.Ti-ompeter«: »Es- nat nicht sollen feink« —— Der aberglänbische Delinquent. Detinquent: »Was-In ist denn meine-Hin richtuna?« - Getöngnißwärtert »Je denfallg am dreizehnten dieses Monats. ----- Deiinauent: Am dreizehntenii Das bat jedeckalls nichts Gutes fiir mich zn bedeute-if