Mc cehensineisheit meines out-eis. Von E.Alberii. Es sind nun bald vier Jahre her, daß ich eines schönen Morgens um neun Uhr vierzig Minuten den Zug bestieg, der mich von Pasetvall nach Berlin führen sollte. Mein Onkel Gottlieb, ein ausgezeich neter Mann, unter dessen Obhut ich susgewachsen war, hatte mir unter al Zerhand guten Ermahnun, en das Ge leit ans den Bahnhos gege n, und die Lokomotive setzte sich bereits in Bewe g, während er mir noch immer zu .·nvieu, Anker-! nvikus Bot Aakm takes meine Lebens-des it« nicht, s hör Das Vergiß vor A ern meine »Le« nimisheit« nicht!« Ich war damals zwanzi« Jahre alt und noch nie in der haupt tavt gewe sen« Im Tage vor meiner Abreise hat te mich mein Onkel zu sich getusen und mir die folgende »Musik« gehalten: »Mein lieber Alster-, ich werde alt! Wie Du weißt, besitze ich ein saus, da u eine Jahresrente von fün zehntau send Mark, einen Neffen und Rheumas iismuiL Es ist mein Wunsch, Dir Alles zu hinterlassen, was ich mein eigen nen ne, den Rheurnatisnrus natürlich aus genommen, vorher aber möchte ich, daß Du Berlin sähest, um Deine Erziehung zu vervollständisen Du wirst mor « gen rnii dem ersten Zuge abreisen und so tanne dort bleiben bis ich Dich zu rückrufe." »Unterhalte Dich, unterrichte Dich, aehe in Gesellschaften. Da Berlin aber eine Stadt ist, in der man in steter Kriegsbereitschast leben mus. habe ich mich entschlossen, Dir selbst die Waffen mit auf den Weg zu geben. Nimm die ses Buch. Ei ist die Frucht langjähri qer Erfahrungen. Deine Jugend wird darin die Mittel finden, sich gegen die Fallen und Fußangeln mit denen dasi Berliner Pslaster besäei ist, zu schüsem Ich habe in diesem Buche meine Le bensweisheit, d. h. alle Beobachtungen zusammengestellt, die ich irn Laufe mei ner langen Praxis iiber Menschen und Dinge Lammelte . Sobald Du Dei nen Fu aus den schliipfrtgen Boden der Hauptstadt gesetzt hast« so thue lei nen Schritt, ohne meine Lebensweis heit« um Rath zu fragen. Nimm das such und Du wirst mir ewigDank wis- i m — i Jetzt wissen« vie, meine herren, war um ich um 9 Uhr 45 Minuten in den Waggdn stieg und weshalb mir das-? Echo noch lange nach meiner Abfahrt die dringenden Ermahnungen meines Onkels Gorilieb nachiru·a. s Wie man sich denken rann, schlug mein Herz recht stark, alg ich zum ersten Male den Fuß auf jenen gefährlichen: Boden setzte, auf dem mein miß trauisches Auge unwillkürlich nach ver borgenenFußangeln augspähie. Nichts-. deswiveniger beruhigte ich mich un schwer, besas- ich doch in der »Sei-ens Ideisheit« meines Onkels Gottlieb einen! sicheren und uniriiglichen Führer in dieser ice-sen, unbekannten Welt Die Woche war kaum verflossen, als ich, Dank den von mir mitgebrachten Ein ehlungsbriefem Einführung in fden d alon einer Dame der Gesellschaft an I Unter den anwesenden Besuchern de inertte ich einen jungen Mann von aug nehmendäefälligem Wesen und einneik mendem euszern. Jung, wie schon ge sagt, von feinsten Umfagöformein geist reich, wie die angetniipfte Unterhaltung mich bald belehrte, gefiel er mir außer ordentlich, und auch ich schien ihm nicht unsympathisch zu sein. Noch ehe der Abend zu Ende ging, waren wir die de sten Freunde von der Welt und verabre deten uns, am nächsten Tage gemein schastlich zu frühstiicken. Zu Hause angelangt, erinnerte ich mich jedoch des dringenden Anrathens meines Onkels Gottlied und öffnete darum seine ehrwürdige Lebensweis beit«. Einer der ersten Abschnitte ivar «Ireunde« überschrieden. Er lautete: .Freunde. — - Mißtraue den Berliner Freundschaften Lafse Dich nicht von dein zuvortrmmenden Wesen Unbe kannter einnehmen. Fliehe vor allen Dingen die Personen, die sich unter der Magie eines efiilligen Aeußeren Dir bei der ersten hegegnung an den hats werfen. Es sind gewöhnlich Ausbeu ter, die Dich anpuinpen wollen« Als mein neuer Freund am nächsten Tage nach mir fragte, mußte ihm meine Wirthin mittheilen, daß ich ausgegan gen sei, ohne eine Adresse zu hinterlas sen. —- Das var Ro. 1. Zu jener Zeit hatte ich einige schüch terne literarische Versuche gewagt und natiirlich auch einige Verse verdro chen· Meine Versuche um aßteii einen ungedriickten Band lyris r Gedichte und ein selbst vor meinen intimsien Freunden eheim gehaltenee Lustspiel Ein Hi «ter aber verräth ich leicht. Ich ipei nicht wie ei kam, a in eines schönen dends bat mich die Dame des Hauses, in dem ich mich befand, etwas auf meinen Dichtungen vorzutragen. efne Kleinigkeit, tur irgend etwas. Ich « Mirieigere mich· inan teht daraus, end lich gebe ich diesem angenehmen Drän gen nach. Mein Lustspiel und drei Sonette kommen zum Vorschein und werden dorgetra en. Meint get - riumph, Rom Innen te, states, stiirrnis r Beisa ! Ich gebe strahlend nach use. Olnf dem Tische harrt meiner, schon geöffnet, die undermejdliche «Lebenöiveiiheit« mei nes Vercell Gottlieh Das Wort Äskfemmenw grinst mir entgegen . IT »so-Klimme. ——— Glaube nie dem fatschen Losaeliudel dieser Welt. Jt mehr ins-i Dich leit, desto Ienigei .mu t Du von Dir halten. Das wahrt lBer ienst erregt nur Neid und Eifer sue-DR Das bedeutet also, dachte ich mit ei nem Seufzer, daß iTeine vollständigt Null bin. Arme Ver e! Nach dein Bei fall zu schließen, den . hr erhalten bt müßt Jhr ein recht trauriges ach werk sem s Adieu, ihr schönen. ehrgeizi en Träume und in’s Feuer mit den Osa nustripten! Es dauertenicht süns Mi nuten und sie waren in Asche verwan delt. —- Das war Nr. 2. Nach dieser Niederlage aus dein Ge biete der Literatur schenkte ich meine Aufmerksamkeit dem Finanzwesen Jch hatte gerade einen Bankier kennen gelernt und seßte tbrn einen von mir entworfenen Operationsplan ausein gndeh den er auch rnit«Wpdltv-Ien an örtr. »Die! II Mclllc Jsllh clllscgllklc er, »hesuchen Sie mich. Wir werden mit einander plaudern und ich will Sie bei der Gele enfeit an einem ausse zeichneten Geschii t theilnehmen lassen.« Am folgenden Tage griff ich schon nach meinem hat, um den Bankier zu besuchen, als mir ein Argwohn durch den Kopf schoß. Jch hatte ver essen, die ,Lebensweisheit« zu tonsu kiren. Oh. mein guter Ontel, oergieb mir! Da saß ich nun und durchstörberte mit un eduldiger Fand die Blätter meines Le enswegwei ers. Geschäfte . .. se schiiite . .. ah, da ist es "a! »Geschäste. —- Jn Geschäfte, wie in vielen anderen Dingen, ist in Berlin Mißtrauen eine der ersten Tugenden. Die Spekulation ist wie eine Gestalt mit einem Janusgesicht: Der Betrü ger auf der einen, der Betrogene aus der anderen Seite. Regel ohne Aus nahme: Wenn Dir Jemand ein Ge schäft vorschlägt, so will das sagen, daß es nichts wertb ist« da man Dir es sonst nicht vorschlagen, sondern denVerdienst selber behalten würde.« Als ich diese Zeilen las, segnete ich meinen weisen Onkel Gottlieb aus dem Grunde meines Herzen3; rettete er doch seinen Neffen vor einer drohenden Gefahr. Was den Bankier anbetraf. so vermied ich es nicht nur« ihn aufzu suchen, sondern ich drehte ihm sogar, als ich ihn aus der Straße erblickte, den Rücken zu, um ihn nicht grüßen zu miiss sen. Ein Mensch der vom Betrug leb te! — Das war Nr. s. Jch habe schon gesagt, daß ich zu je ner Zeit Zwanzig Lenze ähltr. Kann man in e nem solchen Ater etwas ani; deres thun als sich oerliebeni j »Sie« war so hübsch, so zärtlich und« so unschuldig! Nicht ohne Grund» glaubte ich annehmen u dürfen, daß" ich ihr nicht gleichailtig ei. Jhre Biictr. und einige verstohlene Worte beseitig ten jeden Zweifel. s Man hatte mir allerdings mitge theilt, daß ihre Mitgift sehr bescheiden sei. Was aber schadet das? Jch hisite vor mir selbst erröthen müssen, wenn ich mich durch eine solche Kleinigkeit hätte abschreeten lassen wollen« Morgen —- sagte ich zu mir » mor gen werde ich um sie werben. Doch halt! Die «Lebensweisheit' lag geöff net dor mir, als ich diesen Sah ausge sprochen hatte. »Liebe und heirath. — Leimruthe« mit der die diinrmsten Gimpel gefangen werden. Fliehe die schönen Augen und das bescheidene Wesen eines rnit istlo sen Mädchens wie die Pest. Die e Art Ausbeutung ist eine der gewöhnlichsten in Berlin-F —· Ausoeurungx wag Wort stand dar Schöner Gedanke. mich aber wird man nicht ausbeuten, nein, mich nicht! Das Signalement stimmt übrigens roie in einem Steckbriesz Schöne Auge » Oh ja! (Seufzer). Bescheidenes esen. Sehr sogar. Ohne Mitgift. So ziem lich. Nun, da bin ich diesmal doch gut ldavongekommen Geloht sei mein On åeel Yottlieh und seine »Lehenåweis it«. Als ich kurz daraus in einer Gesell schaft mit ihr zusammentraf, den-les ihr meine vernichtende Kälte, daß ich ihren arglistigen Plan durchschaut hat te. — Das war Nr. 42 i Merkwürdigerweise zeigte ich mich an jenem Abend ungemein erregt und empfand Lust, rni an Jemandem zu reiben. Zusällig ptach man gerade ans begeistert von einem gewissenGra en, in dem ich von jeher einen Neben buhler gewittert hatte. Ein «Gras«, bemerkte ich irr-mich, ein schöner Gras! Jn Berlin sollte der Adel wie ein Schmuckkasten unter Bes sschluß elegt werdet-. (Diesen Satz Ehatte i kurz zuvor in der »Sei-ens weisheit« meines Ontels oelesen.) Mein Unstern wollte, da in jenem Augenblick erade der Gra hinzutrat «und meine eußerung hörte. Eine Herausforderung ein Degenstich is lmeine linke Schulter, den ich als An denken davontrug. « Das war Nr. 5· s Jch mußte sechs Wschtn lang das Bett hüten. Während einer solchenLe1. Jdenizeit hat man genug Muße, über «alles Mögliche nachzudenken Jch theil te die Ergebnisse meiner Betrachtungen einem Vetter mit, der mir eine Londo lenzdisite abstattete. s sich erzählte ihm Auss. . ueksi di iGe chichte meiner Bekanntscha t mit je lnein reisenden, jungen Mann« nor dem lich mich später verleugnen ließ. »Und Du hast ihn ni t wieder auf gesuchtk« sragte mein etter. »Das ·ist ja einer der angesehensten jungen Isaoalliere der Residenz. Sein Vater snimmt zudem eine der höchsten Beam Itenstellungen ein und hatte Dir durch Tseine Gunst von großem Ruhm sein können.« Dann kam die Geschichte meineiMw ’nustriytei. i uns-i te! Das ist gerade va «Then:a, it r das ich mit Dir reden wollte. Einer unserer ersten Verleger hat mich nämlich beauftragt, Dir ein sehr dortheilhaftes Angebot behqu Veröffentlichung Deiner Dichtung zu » unterbreitenk .- Hieran die Geschichte meiner Be ziehungen zu dem Bankier. « «Ein Finanzgeniel Sein letztes Ge schäft hat ihm Millionen eingetragen« Nun die Geschichte meiner Liebe. »Ein Engel, theurer Vetter. Die junge Dame hat soeben zwei-nachw derttaufend Mart geerbt und heirathet den Grafen . . ." «Meinen Gegner?" »Denselben. Uebrigens ein Gentles man vom Scheitel bis zur Sohle und Sprosse eines der iiltesten Adel-ge schlechter des Landes « I I Wahrhaftig das toar mir denn doch ein su starker Iabatl Ich griff Feder und schrieb in heller Wutb ol .genden Brief: Mein lieber Onkel Gottliebt Anbei fende ich Dir Deine Lebens weisheit" zurück. Jn drei Monaten habe ich durch Befolgung Deiner Rath schlä e einen Freund, einen Verleger, ein Vermögen sowie einen Engel von einer Braut verloren und dafür weiter nichts als einen Degeniiich gewonnen. Das ist u viel des Glückes für einen jungen Jannt Es würde mich freuen, wenn Du einen Anderen mit Deinem Meisterwerk degliicken wolltest Ich selbst habe daraus zu meinem Bedau ern auf meine Kosten nur das Eine ar lernt, daf; die Illusion eines der kost lbarften Vorrechte der Juaend ist. Je der Jahreszeit ibre Früchte! Dein treuer Nefie Alfred.« I « Der Onkel hat mich natürlich Icnterbt Ver senden-II Von Pauline Fürstin Met ternich - Sand-tm Nach rneiner Ansicht hat es nie einen muthigeren Mann gegeben, als meint Vater Moriz citat Sande-r war» Möglich. daß es noch mehr ebenso mu-’ tbige giebt oder gegeben bat, unmöglich aber, daß er übertroffen wird. Er tisar tax-ser, ja tolltiihn bis zur Verwe genheit. war ein Character in des Wor tes bester Bedeutung. Wahrheitslie bend, großmüthig, gütig siir seine Un tergebenen. Die kleinste Lüge oder Großthuerei empörten ihn, Beamte und Diener liebten, verehrten ihn troh seiner Strenae. Sie blickten zu ibm aus wie zu eineni höheren Wesen und gehorchten ihm blintsiinak Jch selbst aber fürchtete rnich ver ibm; iein ra fcheS Wesen. sein wildes Dahinjagen mit rasenden Pferden. feine Stentori stimme, die man aus die Entfernung einer Viertelstunde hören konnte, seine Riesenlrast« von der er aerne Proben zu neben bereit war s-— das Alles zu stmmen wirtte aus das Gemüth des Kindes beänastiaend und mußte dieses befangen machen. Mein Vater dagegen hat, wie er uns est erzählte, das Ge siähl der Furcht nie, weder als Knebe noch als Mann aelannt. Schon als dreijähriaesi Kind aab er den ersten Beweis seines tcpseren Wesens und einer unglaublichen Willenilrait Er spielte mit einein hunde, der ihn plöt lich so start in der. Finger biss« daß das Blut mächtig hervorauoll. Ohnei einen Schrei auszustoszem ja ohne ei-’ nen Laut von sich zu neben, packte er den hund fest· bis; ihm ein Stückchen seines Ohres ab und sagte. indem er das Thier beiseite stieß: »Wenn du mi biißem i di a beißen!« Mein Großvater. Vincenz Gras Sonder, bewohnte in Ofen sein eige nes, der hosbura gegeniiber gelegenes aus, das nach heute, wiewohl es längst Ciamthuni des Staates gewor den und vom jeweiliaen Minister-Prä sidenten bewohnt wird, unter dem Na men Sandor - Palais bekannt ist« Gras Vincens war ein sehr gestrenger Herr und ließ die e Strenge gar ost autZseinen Sohn oriz fühlen. Sei ne rau aber, meine aute Großmutter-, Anna Gräsin Sand-r, aeborene Grä n Szaparh, war ein Engel in Men chengestalt und wußte. da sie auch un «endlich klug war, stets zu vermitteln. l Zwischen dem Sandor - Palaie usw den-. Diener Theater —- Gebäuve b es einen VerbindungösGang Gra Vin cenz, der allabenblich das Theater be suchte, hatte den Befte ausgegeben. taß die Kinder tagtäglich vie Bitte vom-bringen hätten, ob sie in vie Lege lcsmrnen dürsten- Tiiglich aber lautete die Antwort: »Ich tann das ewige Betteln nicht leiden.« Der kleine Mo rii fühlte sich in ieinern Stolze ge tränkt und entfchlvß sich eines Tages, nicht meer mn die Erlaubniß en bit trn. Da aab ei denn rege mäßig Schlag 27 Ubr Abends eine Seene und es regnete Strafen out den iun en Tronto-L Aber ei halt Alles ni tö. Tretet ertlarte seiner Mutter: »Ich lasse mich leinen Bettler schelten, und sterbe nie mehr bitten. in’s Theater ge hen zu dürfen-« Und er hat Wort ge halten. Unbegreiflicher Weite hat der Großvater der Erziehung und dem Unterrichte seines Sohnes so wenig Beachtung gefchentt, daß mein Vater trog seiner ungewöhnlichen Begabung in der Jugend wenig oder nichts gelernt -I Tat «..w-ssreutale eultsrdsianickse Orest-en - Jesus Ziele-to Im set-e Inn time Him- was-es geder Z. Schnee-ers minqt in sei-»- sqhqiksspwm Iststks IIII Irr bestes-sit im Taqdcndel ertyqstsh auch esse Wie-je «- tedentknelim nut- vie-Name Ie- Ier ItiOtmet set trennte- - tote-statisc Ikide. s» r sieie Wald-Ia hat Its-tm- Online Name-is s can-I us Bilds-it- i es Ism- gr-. seit-im- Iasl sein seminis-tm Ists end-nun des swsesseirrl Its Inmitten Inte- Ip sie t Ier Ie. Ieise-. Inn- Ier Institut-n Mess- ans tliglii mirs-heitern ie Ies. hatte. Erst als Gras Vincenz gestor ben und Gras Moriz in seinem 17. Le bensjahre sein eigener here geworden war, suchte dieser aus freiem Antriebe das Bersiiunrte nachzuholen- Er ent wickelte dabei wie in Allem eine de wunderunqgwiirvige Energie Der deutschen Sprache in der Schrift tanrn möchti , lernte er in wenicren Monaten sc slie end und stnlaerecht schreiben, daß seine Brief geradezu mustergiltig wurden. Er las sehr viel und hatte die Gabe, das Gelesene zu behalten. Französisch und Jtalienisch erlernte er in kürzester Zeit. Jm Clavierspiet er reichte er rasch eine solche Fertigkeit, das er Walzer und ungarische Weisen vortrefflich vorzutragen wußte, und wiederholt in den Saloni gebeten wurde, sich hören zu lassen. Als ihn die Trauernachricht von dem Abtei-en seines Vaters in Neapel erreichte. lehrte er schleunigst nach Un gern zurück. Der ihm von seinem Ba ter bestellte Vormund Tavernitus Ga briel Gras Maler-nd der des Grasen Vincenz Schwester Mathilde zur Frau hatte, ließ idn sosort grosijätrrig erklä ren . .. Wietvodl er sich nun wie etwa. ein von langjährigen Fesseln beseeiterl Sklave fühlen muste. zeugt es fiirs seine ungewöhnliche Tharatteestiirte,j daß er die ihm so iiib und unvermittelti aewordenefsreideit niemals mißbrauchts bat. Nie hat er etwas gethan, wasj seinem Ruse irgend-vie hätte schadeni oder seine soriale Stellung oder sein( Vermögen hätte erschüttern tönnen. Nie hat er gespielt, nie auch nur einenl Tropfen Wein aetrunren. Seine Gesundheit war geradezu phänomenal. Außer einem Schuri-ach der ihn im Alter von vier Jahren heim suckte. hatte er nie die geringste Krani heit zu bestehen. Ja er mer« so weit ich rnich erinnere, nie auch nur eine Stunde unpäßlich Mußte er das Bett hüten. zso toar es nur in Folae von Print-rü ’chen oder Verreniunaem die er sich uisziibliae Male durch Stürzen vorn Pferde oder aus dem Wagen zugezogen hatte. Er erlitt lieben Mal einen Bruch des rechten Beine-. zweimal brach er den rechten und einmal dezr linten Arm, iundundzwar zia Mal das Schlusieibein und wiederholt mehrere Rippen. Sein rechtes Bein wurde schließlich so schwach, das-, es dei Der geringsten Veranlassuna aus der Kugel tani und immer wieder eingerichtet werden mußte. Wie islt dies der Fall gewesen« weiß ich nicht genau. das aber kreis- ich. dass ei alle Augenblicke hieß: »Mit-a hat sich das Bein ausgelegelt.« Veinr «Ei:rrichten« verzeq er keine Miene. und wenn die Leute nicht fest genug airzogern sagte er ganz ruhig: aNur herzt-oft ---— ich bin ja nicht von Glcgc Dieses unglückselige Bein trug er jahrelang in eisernen Schienen· Bepeau in Paris-, Aslzlen Cooper in Lendan hatten »Ich-wund« und auch »Brand« befürchtet und wollten wie derholt zur Amputation schreiten· Ein alter Bauer im Gebirae bei Blumbach hat meinen Vater ganz hergestellt Graf Vincenz harte nie gestattet. daß sein Sohn reite, fahre oder jage. Tros dern ist dieser, wie ich alaube unbestrit ten, der beste Reiter und Fabrer seiner Zeit und einer der wrziitzlichsten Schü Ien arti-orden. Ali mein Vater nach seiner Heimtedr aus Neapel auf seine Besisung seina lam. nalsn er nicht nur die Zügel der Regierung. sondern auch die seiner Pferde sofort in die nd. Kaum dein Wagen entstiegen. eilte er in den Stall und aer den Be fehl, ein mächtiges englisches Wollt-lut Pferd, das ihrn in die Augen fiel, zu satteln. Als sein ehemaliger Crzieher HKosztarpvieh der noch inr hause lebte und sich. wie rnein Vater behauptete, ichpn nor ihm gefürchtet hatte, als er neben Jahre alt war. die Bemerkung wagte: »Das Reiten sei eine Siche, die erlernt werden muste, man tönte ssch nicht sc abne Weiteree aus ein seu rigee Pferd seyen, und der herr Gras niiirde gleich abarwerien werden,·' er-» hielt er die Antwort: uWer das Rei ten erst lernen muß, der erlernt es nie!««: Sprache und schwana sich aufs Psrrd. Das Experiment verlies nicht nur ganz glatt. sondern beiseite die Anwesenden in Erstaunen und bald in Bewunde« runa. Tser Reiter schien wie sest a-· gelt zu liben und tummelte das seid, als bätte er in sein-in Leben nie etwas Anderes aetban. Dann liess, er eine Starr-ge halten« sprana mehrere Male über dieselbe und bes( bt schließlich zum Entsesen Aller, den Sattelaurt zu lö .sen. Vor Aufregung zitternd voll kfiidrte das Stall —- Versrnal den Be ssebL und nun ritt der liibnste aller yReiter zuerst aus dem lesen Sattel. zdanm sich berabbeuaend, erariss er die ssen, wars ibn beiseite und sprang mehr mals über eine site Barriere hinüber und beriiber. Das ganze Personal stand mit offenen Munde. . . . Endlich stieg Gras Mai-is dem Pferde und wendete sich an den alten Les tarodics tnit den Worten »Du siehst, i bin siir das Reiten nebaren. Was bötte man mich denn da noch lehren sollen?« Vorn Pserde weg eilte er zum Wagen und eiate sich auch da als Meister. Vom uaenbliae ab, da er zum ersten Male ksrn Kutschenboa bestimm, war er auch der beZe Kutscher, der jemals ein Pfer de - Gespann aeleitet but. Mein Vater besuchte England und e:re te auch biet durch seine Meister scha t im Reiten Aussehen und Bewun derung. Nach vierzehn Taaen schon war er in der Sportswelt eine beruhen t« Persönlichteit. In Meltin Mow bran, wo die Pariereesaaden stattfan den, seste er durch seine Gewandtbem Kühnheit und sabelbaste Unerschrocken beit alle Welt in Erstaunen. Pre serdebändler dein-ten sich an ihn I- ran und boten ibm Pferde an, die Niemand zu besteigen wagte. Einer der bekanntesten unter ihnen, Namens Andersun. zeigte ihm ein prachtvolleo Thier mit den Worten: »Wenn Sie es dahin bringen, nicht aleim abgeworfen zu werden und das Pferd in Melton reiten, so überlasse ich es Jhnen um den Preis von 100 Pfund- Sterlånn.« Mein Vater nahm den Handel an, und das Pferd kam nach Meilen. Auf dem Rendezdousplahe angelangt, läßt Graf Sandor das Pferd abseits führen Und schwingt sich auf. Jrn selben Augens blicke bäumt sich das Thier hoch aufs und geht durch. Es rast dahin wie ber; Sturmwind; doch Möglich, in Folge; der unerreiehten Reitlunst meines Va-i ters, beruhigt es sich und Roß und Nei- ! ter lehren zum Saminelvlaie zurück, wo der zu Tode erschrockene handler fleichenblass steht. Mein Vater tornnit »in! Canter auf ihn zu unt sagt: .Da·e Pferd ift vortrefflich. Ich baute Ih Jnen, daß Sie ed mir verschafft haben. Morgen erhalten Sie Ihre 100 Pfund Sterling.« Der gute Anderson wendete sich hierauf zu den zahlreich versam rnelten Herren und rief: »Ah-It is not; a man. that is the devil!" (,,Da- ist« kein Mensch. bat- ift der Teufel!«) Als mein Pater sich anschickte, Eng lank zu verlassen. ianr er nach London-« Eines Taaeg fah er in der Beamt Street vor dein bekannten Bilder-laden Acker-now eine große Anzahl Neugie- j riaen Er trat näher. und zu seiner größten Ueberraschung int; er in der Auslaae eine große Zahl Bilder, einen Reiter un rothen Fraet darstellend, und darunter die Worte: »Melton Moro " brav — Count Sandcfs Exploitsh Ich besitre die gar-re Serie. I Mein Vater lernte in Wien meine Mutter kennen. Der unbändige wilde Mann fand Gefallen an dieser weih-H licbften aller Frauen· Jbre edle, ru hige, vornehme Valtung, ihr Geist, auch ihr hübsches Blend-re fesselten ihn, und. er hielt um ibre Hand an. Meini Großvater toirr anfänglich betroffen unr- sprach die Befürchtuan aus, baß die beiden so entgegengesetzten Chrrnc s tere nicht qu einander passen würden. . .j Doch meine Mutter erwiderte oie Reiså gnug des Grafen Mk!iz, und oie Hei-T ratb wurde beschlossen Vielen war es; ein Nötbsel. daß mein Vater zu einerj stillen, zurückhaltenten Frau, wie esj meine Mutter war« in beißer Liebel entbrennen konnte. Mir war die Lö s fnna leicht: eß kommt irn Leben ja oft vor, baß Menschen« die in ihrem Tem perament, in ibrem ganzen Wesenkv pruni-verschieben sind, sich wie entges genaesetzte Pole anrief-en Mein Vate:,j der außerordentlich klug war, sagte sitt-» das-, nur eine ruhige besonnene Frau zu ihm passe. und Ia er durch und« durch vornehmer Gesinnuna war, sehr; aut: Manieren liebte und auf ein di-; siinauirtes Aeuszere hielt· so war seines Wahl eine in sede- Beziebuna vortreff i liche und ich möchte sagen loaäsche. Bisz zu ibrern Lebensentse bat er meiner; Mutter eine tiefe. nnbearengte Buch-s rnna bewahrt, die sie aber auch wie sel-i ten Jemand verdient bat Meine Eltern hatten nur rioei Rin oer, meinen Bruder Leo, der im sriihen Kindeealter starb, und mich. Sie t,a ben sich iihr den Tod des allerliebster Meinen niemals getröftet Les und ich wußten allerlei Torturen ausführen urn unserm Muth unb unsere Geschick lichkeit zu erproben. Wir vollführten Alle-. roao mie anbefoblen wurde, aber der Muth war nur äußerlich. « m Jn nern batten wir namenlofe Ung t. Ein mal standen wir vor dem Jagbschlofse Gtmrmatb bei Baina nuf einer Wiese, um zuzusetzen wie mein Vater init sei-« nein besten und berühmtesten Sprin es Moineau Clare hindernisz nahm. - as äußerte ick plöslich unalurkseligerweisr.l .baß ich um keinen Preis ein Gleichetj thun wiirbe«. Mein Vater, biet bis-z renb. giebt sofort den Befehl: »Sehtz bie kleine Comtefse zu mir!« Der Stallmeister bebt mich rurn Entsesen meiner Mutter auf das Pferd. undi viermal springen wir über bie große fixe Barriere. Grrhartig —— aber ens set-list! Jch will rich: von den hundert nnd aterbnndert Reit- nnd Fabrzunititii »den. die mein Vater vollführte, ergöt: len. Sie sind zum größten Theile tm Sanbarsisllbum beschrieben, in Bil bern festgehalten und somit sattsam be-1 tannt. Alles-. war- bas Album brinHH entspricht genau der Wahrheit Graf Eduarb Clant-Gallas, meines Vater-Es bester Fremd, ber viele der Bratwur-« sttiae gesehen nnd manche selbst initaei macht bat, sagte mir bald nach dean Erscheinen bet- Wertes: »Man sollteJ es nicht glauben« aber er ist nicht ein? Jota Uebertreibung in dem Alt-um« Man tönnte im Gegentbeile behauptenJ basz Vieles untu der Wabrheit aebliesi ben ist." Jch glaube übrigens selbst, daß ibm Niemand in seinen unerhbrtenl Wagnislen je gleichgetontmen ist. l Sein Mutt- eiqte sich in allen La gert, auch Mem-den gegenüber. Eine Probe gab er hiervon, als im Jahre 1848 die Revklution in Wien aus e bwchen n-ar. Seine nnalaubliche so pulariiiit in die Schanze schlagend, tbat er Manches. wass- beniies. daß er. was man Furcht nennt, nicht kenne· Zel erinnere rnich genau, daß er mich eines Tages an leiner hanb durch vie von einer Menge schreiend-er und iohlender Menschen ersnllten Straßen der Stadt fiitsrte, nin mir, wie er sagte, beizni bringen« rast man sich niemals siixchten biirse. Auf tsem Michaelerplake ange langt, tos, ich weiss nicht aus welchem Grunde, eine ungeheure Menge ber santnielt war. ertönte plötzlich neben une- aus einer Gruppe iogenannter »Minder« ber Rut: »Es lebe die Nes «rulslit!« Flaum hatte er die Worte ver nomnien, versetzte mein Vater dem, »der re gerufen, eine so gewichtigephrseigq , ers-. der Schreier an der Kirchenthtir zusamemnsanl. Als die Menge ge wahr geworden, von wessen band die Ohrfeige gekommen, erscholl auch schont »Dorti Santorl Bravo Sandort« Erst irae-: Jahren, als ich schon erwachsen wor, ersckien mir vie Utierschkvckenhett neines Vateer in rollen-. Lichte, und die tijline That sestigte in mir di-: lieber zeugnng dass die Menge wie die Frau — eigentlich nur den liebt, der« ihr importirt. « · ·« Mein Vater war »laisertreu" un vollsten Sinne des Worte-. iir set nen Kaiser hatte er Alles geop ert, sieh in Stücke reisen lassen. Als er ersuh·r, daß die revolutionäre Regierung en Ungarn daran dente, die Sande-r scsen Gitter zu ionsiseirem sagte er ganz ru hig: »Sie sollen sie nur nehenen. Kaiser roird mir und den Meinen Hort ein Etiiel Dr t geden, daenlt wir sieht Hungers ster ent« » Jn Folge der zahlreichen Sturz-c bauptlachlied oder eines Stier-sey oen er in der Nähe von Linz erlitt, tor- er aus dem Wagen geschleudert worden und mit dem interlonse aus ein eiser neu Gitter au fiel, entwickelte sieh ein Gehirnleiden, das solche verheerende Fortschritte machte, dass mein armer Vater zu Ende des Jahres 1850 un adeligen Cassino zu Wien den eriten Wahnsinngansas hatte. Er wollte dort Alles in Stricke schlauen und must te gebunden werden. Er tarn in arti lietxe Behandlung used wurde nach Prag in die Jrrenanstalt des Ost-Nishi die damals als die beste galt, transpor tirt. Sechs tolle Wochen wahrten die Iobsuaitszansiille, und es ist den Ieiergi ten unerllärlieh geblieben, date er da Hals den furchtbare-s Leiden nicht erle gei: ist. Seine triistige Natur hatte riuk aucli darüber hinweggeholsen; al lein- von dieser seit ab bis zu seinem Lebensabende hielt doch die geistige Itmnaetitunn an. Als er nach andert lults Jahren wieder zu den Seine-: zu riietlebrte« war er nur mehr der Schil rei«. dessen, der er einst gewesen! Er lonnte unter Menschen oertehren, uno wer nur wenige Worte rnit ihm weckt selte, iuertte nichts von seit-ern trauri gen Zustande; dei einem längeren des spräche aber fielen die Wiederholungen alter Geschirr-ten aui. Der Kaiser, der gesammte laiserliche hof, insbesondere ader die Frau Erz derzngiu Sophie und der Herr Erzher zog Franz Jtarl lFatten die echt verteid tiscke und treue dynastische haltuna ineiuecs Vater- wahrer-d der Iliedolu tionpzeir nicht vergessen und ließen trotz seines Zustandeo leine Gelegenheit vor ist-ergeben, ohne ihn zu sich zu rufen. In Tischl, wo er in- Soinnier weilte. wurde er immer gleim nach seiner Au luan zur Dostasel geladen Jrs ruh render Fürsorge und Gnade richtete ee die t-i-rtrestliche Frau Ergherzogin So vbie dann immer so ein. Vase leiu Fremder an diesem Tage der Hoslrrsel zugezogen wurde, damit Gras Sonder, wie sie iieti so liebevoll äußerte, »die Freude bade, seine alten Geschieden ungestört ereiihlen zu lönnen.« Es war ein trauriges, wahrhaft er fettiitterndes Bild« den einst so leben frohen, übermitthigen. geiftig glänzend veranlagten Mann in solcher Weife fei neni Lebensende entgegengehen zu fe: herr. Naets achtundswanzig Jahren tarn die Erlösung; er verfchied arn V. Februar 1878. Als fein Leichnam bei-n Eins-schen des Fruhlinqs zar ewi gen Beftattung von Wien nach Baina überführt wart-e, holten vier feurige Rappen den die fterhliehen Rette ber, genden Sara von der Eisenbahn-Sta tion Gran ad. Als der Leichenwaqen vor der Kirche angelangt war. nahmen die Pferde aus-! undetanntern Grunde Iteiffaug nnd raften davon. Der Gei fteogeaenwc rt tex- alten Kutfchers, der in jungen Jahren feinen denn fa oft begleitet tatte, war es u danken, das-, die Pferde argen das T r einerSeherL ne gelenkt wurde-r nnd hier zufammen brrxehem Nachdem die Einfegnung in Baina nettaefunden hatte. wurde der Sarg bis zur Fertigstellung der Gruft Kapese in Gnarmath provifortfeh bei gkf t. Ali der Bau vollendet und die Lei e feierliet tsarthin gebracht werden fallte, aefckah abermals Unglaubliches. Eingang anderes Gespann nahrn wie der Reißaus, unt nur mit größter In ftrenaung gelang es« die Noffe zu bän digen Alle feine Pferde wollten den Sandor in ihrer ftilrmifehen Art die letzte Ehre erweifen oder ftriiubten fich, ihn der Erde fiir innrer überarben zu laffen. Zukn Schlusse möchte ich noch hinzu fügen, das-, vie Tochter des Zauber wohl etwas von dessen Muth undEneis gie den Menschen und Eteignitsen qe geniibee geerbt haben mag, daß sie Ich aber immer schmählich vor Pferden qei fürchtet bat. Dieses leitete tmnki Geständnis wird snit de! nnvekg · liche Tahingelchiedene gen-iß um so eher verzeihen, iils ee die Wahrheit über Ul les liebte nni e:- überdies nicht leiden ’tonnte, wenn Frauen zu Pferde saßen. — sub Des Lebe-. — Seine Pflicht erfüllen als geriet Mann, it Selbttaewinntt — -em Nächsten hellen, so gut mag kann. Jst Gottesvientix »s Wet trantt und schwankt, und Nichts mehr wagt, Geräth in Noth« -— Wer völlig an sich tell-it versagt. Jst geistia todt. —