Roman von Jules Terminen (9. Fortseyuntz ) »Und tret giebt Ihnen diese Sicher beitik sragte Richelien mit halbem Lä cheltn Cyrano verbeugte sich nnd versetzte mit klarer Stimme: »Monseigneut, das Vertrauen, das ich zu Ihrer Gerechtigkeit babe!« »Um an dieselbe zu appelliren, müs sen Sie mit zunächst sagen wessenSie angellagt sind!'« »Das würde ich sehr gern thun, aber . . ." »Nun, aber?« »Ich müßte es erst selbst wissen» ,Wabthastig, mein Herr, es ist ein wenig kühn, zu behaupten« »Monseigneut, es ist die reine Wabebeitl« »Sie Isollten nicht wissen?« »Ich abe keine Ahnung. JmAugen Zick, da ich mich, wie es jeder gute Edelmann thun muß, im Palast des Königs vorstellte, um ibm meine ehr erbietige huldignng darzubringen ha ben sich Soldaten, die ich sent siir Ban diten halten muß, aus mich gestürzt und zwar zwanzig gegen einen . . Richelieu wandte sich nach dem Pa ter Joseph nm und wars ihm einen fra senden Blick zu, während der Mönch, sich zu Cyrano wendend, sagte: »Sie sind den ausdrücklichen Beseblen dec Königs ungehorsam gewesen!« «h?« rief der junge Mann ver bunt »Ja, Stel« »Nun, da wiire ich doch tteugieria...« Nonnen Sie vielleicht behaupten, Sie kennen das Edikt des Königs über die Duelle nicht«-m ,,Nein.« - »Aber Sie erkennen es doch an?« »Gewiß!« « »Nun, gerade vor 24 Stunden ha ben Sie dagegen gesiindigt!" Der junge Mann dachte plötzlich an die Begegnung des vorigen Abends ror dem Gasthofe von Boura-la-Reine, doch sogleich faßte er sich wieder und fuhr, sich an Richelieu wendend, fort: »Monseigneur, es giebt in der Welt drei Sorten von Leuten. vor denen ich die größte Verachtung hege: die Pe danten, die Feiglinae und die Raus bolde: doch ich bin der Meinung, wenn ein Mann von Ehre von einein andern Manne, der das Schwert trägt, belei digt wird, so läßt sich eine solche Ange legenheit nur mit dein Degen in der Faust regeln!« »Das ist also ossene Eitiviirtttigf« »Nein, Monseigneur, es ist im Oje getrtheil Gehorsam, denn der Ehre must jeder gehorchen.« Der Cardinal hielt es nicht Iiir nö thig, sich über diesen Punkt in einen Disput einzulassen und fuhr in nriide rent Tone fort: »Sie haben also das Schwert ge lreuzt und erkennen das ank« »Gewiß!" »Und Jhr Geaner war"«?« »Monseigneur, ich habe mehrere Gründe« Ihnen seiner-. Rainer-. nicht zn nennen. Der erste ist der· daß ich Ihn nicht kenne.« «Sie scheue-ti« «Od nein, .tnd übrigen-; ltnt dieser Grund keine Bedeutung, denn ich würde den Mann schließlich wiederfin den." »Um das Duell weiter sort»tuset,zettf« Allerdings würde ich keinen Augen blies zögern . . ." »Adal'« »Ich würde nicht «tisaern, sinnen zu sagen, Monseignenr: Wenn Sie meer erfahren wollen, wenden Si: sich an E den Spion, der tnich denunzirt hat; . doch was rnich onhetriift, so werde ich nichts sagen!" Der Pater Joseph ballte die Fäuste ; und rnurinelte ver stki din: »Sie find doch alle gleich; vom höchsten Adel bis zum kleinsten Landiunler olsene Ein-— pdrung!« Dann sügte er mit wildern Lächeln hinzu «Jch aber kenne dieser-. Gegner, nnd nicht mit dem Schwerte in der Hand » wird er nnilonrrnenx ich bewahre ihn s fiir den Henker-« H «Rtchelieu hatte die Ertfiirnngkn des « jungen Mannes in annt anderer Weile i aufgenommen; diese Offenheit, diese ! Frische mißiielen ihm nicht. und Lin rano fühlte das beraus. »Monfeigneur", beeilte er sich hinzu zufügen, »ich muß bemerken, daß lich das anaebliche Duell auf eine einfache Iechtübuna zwischen mir und dein Un bekannten beschränkt hat« »Eine Fechtübuna?« verfeßte der Franziskaner in rauhem Tone, »o!), wir wissen, was wir davon zu halten haben-« Der Gascogner wandte sich zu ihxn and erwiderte: »Ein anderer Ausdruck wäre sar niet am Platze- Hvchchtwürdem und er Mann, der Sie unterrichtet hat« hat wohl jedenfalls nach·hrnzuaefiigt, daß auch nicht ein einziaer Blutstropfen geflossen tst.« .Jedenfnlls nicht durch Jhre Wall-; denn Sie schlugen sich wie ein Be essener!« »Ihr Spißel hat viel Phantasie-» »Sie behaupten allo, daß der Be richt falsch ist?« »Gewiß; übrigens können Sie Sei ser Crninenz ja lelbkt alles erzählen!« Warum wollen Sie nicht selbft lett « . »Man würde mich für parteilich I »Sprechen Sie, Joseph, ich wiinschc I es," sagte jetzt der Cardinal » »Meinetwegen, Monseigneurz man s hat mir folgendes berichtet: Nach meh ; reren Augsälien entwassnete der Herr Iseinen Gegner-, bemächtigte sich des ? Schwertes, das er seinem Diener zu J warf nnd verschob die Fortsetzung des « Duells aus spater.« ; »Aber das ist doch, soviel ich weise. . nicht die Handlungsweise eines Wahn-« sinnigen,« versetzte Richelieu mit nach I sichticqeni Lächeln. . ’ . » «-ie hörten doch, Moniseigneur. das-, dre Fortsetzung nur aufge choben :var." I »Nun, wir wollen nicht im voraus ,c·-.ntlagen; denn Herr Cyrano hat sich I Immerhin großmüthig benommen: » nehmen wir daher das Duell sür ein I tache Fechtiibung wie er sele sa t, Fund bestäti en wir ihm, da er ich I nichtgetäuecht hat, als er behauptete, « er würd-e srei ausgehen.« »Ok) Dank, Monseigneur«, ries der junge Mann, sich vor dem Kardinal verneigend, ohne sich um den Ausdruck kalten Zornes zu kümmern, der in die sem Augenblick das harte Gesicht des Franziskaner verzerrte. » Schon erhob Richelieu die Hand zu einer Abschiedsbewegung; da besann er sich eines anderen und sagte: » »Noch ein Wort! Sie erklärten vor ! hin, Sie kämen ins Schloß, um Sei - ner Majestät Jhre Huldigungen darzu I bringen; das ist sehr schön und sehe j gut; doch ist es auch das einzige Motiv, F das Sie nach Saint-Germain I siihrte?« I »Monseigneur...." » · , »Sie scheinen mir nicht ausdrucklrch zu diesem Zwecke hierhergetommen zu sein, und ich vermuthe stark, daß ein anderer Beweggrund Jhre Schritte ins Schloß gelenkt hat.« »Monseigneur", fuhr Cyrano mit ernster Stimme fort, »Sie haben er rathen; ich kam noch aus einein ande ren, triftigeren Grunde.« I Ueberrascht blickte ihn der Kardinal , an und versetzte, von der Veränderung I betroffen, die in dem Gesicht und I Tone Chranos eingetreten war: I »Sprechen Sie, mein Herr, um ioaiJ handelt es sich?« »Um die Ehre eines jungen Mäd chen-, eines Ehrensräuleing der Kö nigin, die man in der schändlichsten Weise angeklagt hat-« Die Züge des Priesters versteinerteu sich, er biß sich aus die schmalen Lip pen; sein Blick wurde hart und grau sam, und mit zischender Stimme ver i s letzte er: , »Ein junges Mädchen? nnn, wac toll ich dazu thun?« »Monseianeur, Sie miissen die Ver i leumder bestrafen.« »Wal)riiastig, mein Herr,« versetzte Richelieu mit trockner Ironie, »Sie vergessen vollständig, daß das Dinge sind, die mich im Grunde genommen ! recht wenig interessieren.« « »Wie, ein unschuldiges Kind zu be s schützen, das in der gehässigsien Weise » verleumdet wird. . . .« l »Von solchen Verleurndungen tann » man sich nur durch den größten Stan dal reinigen, und viele Leute wurden aerade dann erst glauben, daß die Ver leumdung berechtigt ist. Vergessen Sie nicht, es giebt so viele böse Menschen« Diese Worten waren, anstatt Cyrus no zu beruhigen, nur neeignet, seinen Zorn noch mehr zu rei en, nnd er tief: »Um so schlimmer siir Sie,« ani wortete er. »ich werde allen zu beweisen suchen. . Er sprach den Satz nicht aus, sons dern legte die Hand aus den Griff sei nes Schwertes. »Schon wieder«?« versetzt-: Richelieu trocken. »Sie vergessen, mein Herr, das-, Sie vor rnir stehen!« »Verzeihen Sie mik, Monseigneur, doch ich tann den Gedanten nicht er tragen, das; eine Frau gehässigen Re deåi·ohne Schutz ausgesetzt bleiben o .« I i l i ) l I Der Kardinal unterbrach ihn mit einer Handbewegung und fuhr in strengem Tone fort: »Man hat hnen soeben gesagt, weshalb Sie ge angen genommen sind, doch dieser Grund war nicht der ein zige, es sind noch andere vorhanden-« »Noch andere?« fragte Cyrano er staunt. »Sollten Sie nicht,« saht Nichelieu nach kurzer Pause fort, «eine gewisse Persönlichkeit lennen, die sich neulich in einen Kampf mischte, bei dem sie nichts zu thun hatte?« Der Gascogner richtete sich auf, um Ein ruhigsten Tone zu fragen: «Vei Petitleassy?« »Ganz recht; Sie tennen also diese Persönlichkeil?« »Ich war es ja ietbstt« » ie gestehen es also?« »Ich thue noch mehr, ich rühme mich dessen!« »Das begreife ichs denn Sie haben dort qewisse heldenthaten vollführt, und ich wäre der erste, sse zu bewun dern, hätten Sie nicht gleichzeitig alle Pflichten des Unterthanen verletzt« »Ich, Monseigneur? weil ich eine Frau und ein Kind vertheidigt habe?« »Sie vergessen, daß Sie mit Sol daten des Königs zu thun gehabt.« »Was lüinmert mich das-? Sie trie ben das Handwerl gewöhnlicher We gelagerer. »Nehmen Sie sich in Acht, Sie ver schlinnnern hre Sache nur noch mehr, » und jedes rrt,- das Sie-aussprechen, l cntzieht Sie der Freiheit, die ich Ih nen gegeben habe.« Der junge Mann wollte noch immer in demselben Tone fortfahren, doch Ricljelieu gebot ihm mit einer Hand-Je wegung Schweigen nnd fuhr fort: »Ich glaube, Sie ipiirden der Mut ter Des Kindes einen großen Dienst ek weisen, wenn Sie mir mittheilen wol len, wag ans dem Kinde geworden ist!« Niemals-W »Bindet Sie ein Schwur?« »Ja, Monseigneur, und bis auf eine einzige Person« . · Doch Cyrano hielt plöylich inne, er erkannte, daß er ein Wort zn viel ge sprochen, besondere, als er hörte, wie der Minister eifrig fragte: »Wer ist diese Person?« »Nicht einmal Ihnen, Allonseigneur, lnnn ich sie nennen.« »Nun gut, behalten Sie Jslsr Ge l:eimniß,« sagte Riitielien und sum » dann sogleich fort: »Was Sie nicht das Recht haben » niir zu sagen würden Sie doch vor der - eigenen Mutter nicht qeheim halten. »Dazu miißte ich sie erst kennen!« »Sie haben also keine Ahnung?« » »Nein!« i Der Cardinal konnte eine Bewegung der Befriedioung nicht unterdrücken J »Und wenn ich Ihnen nun den Na- E nsen nennen gviirde?« »So würde ich Vielleicht doch noch zögern, denn der Schwur, von dein ich gesprochen. . . .« »Sie würden zögern? selbst« wenn diese Mutter die Person miire Richelieu hielt inne, und der junge Mann ahnte, daß er etwas Schrenii ches hören würde . »Wer sollte es sein?« fragte er mit e:stickter Stimme. · »Nun. dieselbe, fiir die Sie sich so lebhaft interessiren.. « Cyrano machte eine wilde Bewegung und ein heiserer Schrei entrang sich seiner Kehle. « »Aber das ist ja unniöglich!« rief er· »Nun ncm kann Sie ja davon über zeuaen«, entgegnete Richelieu mit uner klittlicher Kälte gab aleichzeitig ein Osichenind der Pater soseph ver schwand. Als hätte er sich allein befunden, ver I tieste sich der Cardianal wieder in seine Bapiere, während der jungeMann un beweglich stehen blieb; denn er war von dein, was er gehört und noch hören würde, wie zerschmettert Plötzlich wandte er sich uni, der I Franziskaner war eben wieder einge t;e·ten, und hinter ihm erschien Diane l de Liice. Z Das unglückliche Kind tonnte sich s lcuni einsrecht halten, iiiit gesenktem ! Haupte trat es näher. s Cyrano eilte ihr entgegen, sie erliob I die Augen, doch als er in dieses schöne i von Schmerzen und Sorgen verzerrte Antlitz sah, konnte er einen Schrei dei Entsetzens nicht unterdrücken Diane hatte ihn erblickt, ihre Lippen dssneten sich zu einein leisen Ausruf, itire Augen schlossen sich, sie wankte-, iiiid Cyrano sing sie in seinen Armen ais: sie war ohnniächtig geworden. »Eine vorübergehende Schiviickie«, sagte Richelieii trocken, während der Mönch in rauhem Tone hinziifiigtec »Wenn sie wieder zu sich gekommen ist, steigen Sie sie nur!« Nach diesen Worten wandten sich die beiden Männer der Thiir zu, die in duö Vorzininier hinaussührtr. Als Cyrgno mit Diane allein geblie ben war, trug er sie zu dem Sessel, den Richeiieu eben verlassen hatte setzte sie dort nieder, warf sich ihr zu iiszen, und wartete geduldig Endlich ii snetcn sich die Augen des armen jungen Mäd ehean iind einige Augenblicke sahs ie sich wie geistesabwesend uni. Plötzlich irurden ihre Blicke sester iiiid hefteten sich aus eine die Wand bedeckende Tci pisserie, während ihre Lippen rnnrniel : ten: i » »Deinen Sie nicht mehr; ich bin ja da, « Jbr Rachen ich werde die Feiglinge ’ immer-. » entfloh zihrein unde. »Dort sind sie, dort. . .« Der Hauch war so schwach, daß Cyrano keinen Tcn vernehmen konntet doch war er der Richtung des Blickes ’aesolgt. Jn seinen iiebergliibenden Fingern l,ielt er die eisiaen Hände Diones. Die Auqu des junqen Mäd chezis richteten sich ans ibn, und sie rie : »Sie sind erz, Sie?« »Ja, ich bin es, Diane, Ihr treuiter und zärtlichster Freund« »Mein Freund«, sliisterte sie leis e. »Ihr Freund und Jbr Vertlieidiger, denn ich weiß, daß die Feiabeit und die Verleuniduna Sie verfolgen« »Und Sie haben nicht qealanbt, Sa dinien?« »Ich sollte Sie auch nur mit einem s Argwohn tränten? Nieman nnd wehe i dem, der Sie antiaat!« J Das junae Mädchen faltete ties be- ; weat die Hände, ein Lächeln unend ! lichen Glücks umschwebte ibre Lippen, und iie erwiderte: « »Dant, mein Freund: Sie sind inei ner würdig. so wie ich . . .' Sie schwieg betrossen, denn ibre An aen waren von neuem auf der Poctiere haften geblieben. »Oh, mein Bruder«. mutmelte fie, »ich habe ja nicht das Recht . . " Damit sank sie in den Sessel zusam men, neigte das Haupt und brach in Schluchzen aus. »Diane«, rief Cnrano außer sich, züchtigen, die Sie verleumden. " Dass junge Mädchen schluchzte noch »Wenn nicht wahr, man verleumdet Sie, Diane, antworten Sie!« Das arme Kind blieb noch immer wie niederges ettert und kein Ton »Antworten Sie. Diane! Nicht wahr, Sie sind noch immer die keine, treue Freundin, die ich mit to zärtlicher Verehrung anbetete?s«' Mit böchster Anstrenqnna trieb sie das Opfer,s das man ibr -:.nferlcgte, bis zur Selbstverleuqnuna und ent wortete: »Rein!« »Nein?« btiillte Cvrano mit schreck licher Bewegung. »Ob, Savinien«, flehte sie verzwei felt, ,,haben Sie Gnade mit mir und todten Sie mich: befreienSie mich vsm Leben, befreien Sie mich von der Schinach!« «iln·qlückliche!« »Di) ja, ich bin sehr uinttiieilict),—1tnd wenn Sie noch ein wenia Zimeiqung fijr mich besitzen . . .« In liestiqer Aufwalluna unterbrach sie der junge Mann, warf sich auf die Knie und rief: ,,Zuneigung? nein; die glühendste Liebe habe ich Ihnen qeweibt, und da rum leide ich jetzt so outsetzlieb, so qrausarn!" Tbtänen stürzten ibm aus den Au gen, und mit gebrochener Stimme fuhr er fort: ,,Oh, wie wehe Sie mir thun! . Ich träumte davon, Ihnen mein Le ben jin widmen, Sie zu meiner Gattin zu machen und stolz und aliicklich neben Ihnen zu leben . . . doch diese Liebe ha ben Sie vernichtet nnd das Vertrauen zu Ihnen ans immer zerstört . . . Oh Diane, Diane, wie unaleirklich haben Sie mich aemacht.« Das iunae Mädchen hatte sich halb erhoben und schien ihre Schmerzen vergessen zu haben· Von eile-m, was er sprach, schien sie nur die Worte der » Zärtlichkeit nnd der leidenschaftlichen I Liebe heraus zu hören. Eine Art lEnt zücken erglänzte in ihren aroszen An gen, eine schamhaste Rötbe tsedeitte ihre Wangen, Und ne murmelte: »Er liebt n:ich!« - Das war siir den jungen Mann ein I erstes und vollkommeneg Geständniß. und indem er sich vor ihr niederwxsrß ergriff er ihre weißen und kalten-Hände um sie unter glühenden Kiissen zu er wärmen. Plötzlich aber erhob er sich wieder und rief: »Nein, nein, es ist eine Coiiiödie. Eis will mich täuschen, meiner Lieb-, mei ner Ehre, meines Lebens spotten Sie sollten mich geliebt haben?« fuhr er mit schmerzlichem Lachen fort; »ach hen Sie doch, es ist Ia alles Lna nndTrna « Die Unglückliche glaubte, sich auf der Falter zu befinden, ihre Kräfte waren erschöpft; weiter tonnte sie das Opfer nicht treiben. Sie wollte alles sagen. . . daß sie das Opfer schmachvoller Winke geworden, wie sie alles ans sich genom men, um ihren Bruder vor dem Tode zu erretten, doch bei dem Gedanken . stockte ihr der Athen1, nnd wieder ein s mal wandte sie die Augen nach der Ta Pjsserie. Cnrano nahm diesen Blick wahr, nnd ivie ein Blitz durchfuhr es ihn, daß ci ivas Schreckliches, Geheimnißoolles oor sich ging; ja, die Blicke, die sie nach der Portiere war, bestiitigten es ihm. Ev mußte dort Jemand versteckt sein, der sie belauschte und die Worte, die ge wechselt wurden, mit anhörte. »Ich will klar fehen,« inurmelte er und zog, während er das junge Miid then mit seinem Zorn und feiner Ver achtung überschüttete, einen Vleistift nnd eine Notiztafel aus der Tasche »Diane,« sagte er mit lauter Stirn me, »Sie haben meine Liebe getäuscht; seien Sie verflucht, verflucht aus eivig1« Doch, während er dieseWorte sprach, schrieb er schnell einige Worte auf disk Notiztafel. . . . Diane sah ihm zu; wag bedeutete das-? Endlich begriff sie. Der junge Mann hatte sich ihr genähert, und während er seine Fläche fortsetzte, hielt cr Diane seine Notiztafel vor die Au gen, und diese lag folgende Worte »Ist es wahr? Antworten Sie mit einer Kopfbetoe ung!« Das junge t ädcben sah ihn mit ib iren großen Augen an nnd fchiittelte verneinend den Kopf. Cyrano hätte vor Freude bald anf gejauchzt, doch er dachte daran, daß er sich verrathen würde, und fuhr daher init tviithender Stimme fort: »Was den elenden Verführer anbe langt, fo werde ich ihn tödten!« Gleichzeitig chrieb er: «Verzeihen ie mir, das-, ich Jhnen gelaubt, als Sie sich selbst anilagten. . . Verzeihen Sie mir die Schinähungen, die ich aus-gestoßen habe, und die ich ietzt noch ausstoßen muß, um Jbre Spione zu täuschen. . . Jch bete Sie an, ich werde Sie retten nnd rächen.« Diane entfaltete entzückt die Hände-. und ihr sanftes Gesicht strahlte vor Dankbarkeit Und Liebe. »Was das Kind anbetrifft,« fulcr Cyrano in donnerndem Tone fort, »so werdenSie es nie wiedersehen; nie wer den Sie erfahren, was aus ihm gewor den ist.« Als hätte sie die Qual nicht mehr er ; tragen können, so wandte sich Dianc J langsam der Thür zu, und dort warf» ! sie halb von der Portieke verborgen, Ch s kano einen innigen Blick zu Dann ver- s schwand sie, während sich vie Tnä:, : durch welche Richelien hinauvgeganqen » toak, von neuem öffnete. »Nun, mein Herr?« fraqtc der Mini » ster, »1e sind Sie wohl vollständig unterricätth ,,» onsei neun die Operation · war hart, aber gsie ist gelungen; ich bin geheilt!« «Wirllich? Nun, wenn ich Jhnen ei nen Rath geben dars, so verlassen Sie Paris aus einige Zett. gerade die Ent sernung ist zur vollständigen Heilung solcher Wunden das bestel« Oh, Monseigneuy ich bin meiner so »Keine Unllugheit; nichts bricht schneller auf, als Herzenstvunden, und um einen Rückfall zu vermeiden, thun Sei, was ich Jhnen fage.« Der junge Mann begriff, daß dieser Rath ein tersteclter Befehl war. Man wollte ihn entfernen, er wußte zuviel von der geheimniszvollen Afsaire bei-Pe: tit-!1Jtassh. ,,’JJtonseigneur,« fuhr er fort, »ich hätte doch so sehr gewünscht-, bei Hofe Dienste zu nehmen!« »Das werden wir fpiiter sehen fiir den Augenblick fehlt es tin-.- nicht an Höflingen, sondern an tapferen Leuten, wie Sie es sind. . »Oh, Altonseigneur, Sie sind zu gü tig. . .« ,,Reisen Sie also zur Rheinariuee, Sie werden dort dem Könige nützlicher dienen und sich dort in kiirzefter Zeit ein Offiziersdiplom verdienen« Der Wille des Kardinal-J war klar nnd deutlich, er durfte ihm nicht wider; streben; ---— wenigstens-«- nicht offen. »Und wann muß ich reisen?« fragte er. »Schon morgen!« Cyrano verneigte sich und sagte sich mährend er das Cabinet des MinisterH verließ: »Vie- mnrgen kann sich viel ereigs nen!« Er wuszte nicht, wie wahr er gespro chen hatte. 16. C a P i t e l. Wir haben Jolivet in den kräfti gen Fäusten von Raminoises Leutka zurückgelassen Der arme Teufel wurde einen langen dunklenCorridor hinunter-gestoßen und hatte längere Zeit Gelegenheit, iiber die Vergänglichkeit des irdischen Glückes Betrachtungen anzustellen Man fuhr-te ihn durch lange Gänge und Höfe, bis man endlich in einem letzten Hofe Halt machte, der nach dem rings umher herr schenden Geruch in der Nähe der Kit chen liegen mußte. Jolivet, welcher erwartete, in irgend einen Kerker geschleppt zu werden, war im höchstenGrade überrascht und llictte sich unruhig um. Plötzlich bemerkte er Raminoise und erbleichie. Dieser betrachtete ihn mit grausa niem Lächeln, und unwillkürlich suchte Jolivet mit den Augen, ob dieser diis stere Hof keine Marterinstrumente ent hielt. Bei demRundblick, den er umher schireisen ließ, bemerkte er nur zwe Zchtiuael in Lin-see, irelme hinterHerru Von Ramincåse standen. Ein jeder dou ihr-en hielt in der Hand einen kräftigen Stock, Dessen Rolle ihm nur all31:gut bekannt war. ,,.yana, oa in fa oer Our-che. sagte Raininoise endlich, dessen Zorn bei sei nem Anblick wieder neu erwacht wein »Du also hast dir erlaubt, mich in ei nen schmutzigen Keller fallen zu las len?« ,,«.llionseigneur,« versetzte Jotioet in demuthigem Tone. »Du hast die getreuen Diener Sei ner Majestät mit Weinflafchen brin bardirt?« »Ich konnte doch nicht wissen . . . »So? Du mußtest nicht? Nun, mein Junge, ich werde dich für den Rest dei ner Tage lehren, einen Edelmuan vrn einem Wegelagerer zu unterscheiden und die zu respectiren, die die Befehle des Königr- ausführen.« Eine Vanl befand sich in dein Hofe, und Raniinoise fuhr, sich an die beiden großen Lniaien wendend, fort: »Bindet mir diesen Schlingel sofort auf die Bank!« Bevor Joliret noch eine Bewegung machen konnte, packte man ihn und legte ihn auf die Bank. wo er in Event gen Secunden dermaßen gebunden wurde, daß er sich nicht zu riihren ver mochte. »So ist es recht,« fulir Herr von Raininoise fort, »und nun bläut mir diesen Tölpel tüchtig durecl)!« Achtung, ich werde ench schon Halt gebieten, ivenn es Zeit isi.« ,,Eins,« befahl Jolivetg Verfolger, und der Stock sauste zischend aus den armen Teufel nieder, der ein Schmer zensgeheul ausstieß. »Zwei ...« Ein zweiter Hieb und noch längeres Schmerzensgeheul »Drei,« fuhr der unerbittliche Na tninoise fort, doch im Augenblick da der Schlag erfolgen sollte, trat eine weiße Gestalt zwischen die Lutaien nnd den Delineuenten. Es war Carnbon:nac. der Küchen ineister, der beim ersten Schrei, den das Opfer ausgestoßen, ans Fenster geeilt war und feinen Freund erkannt hatte. «,,Wie?« rief der Koch, sieh an »in-ni noise wendend, »Sie wagen es, die fem Manne eine solche Behandlung zu theil werden zu lassen?« · «Gewiß,« unterbrach R.nninoife. »Sie wissen also nicht« daß mein Freund zu den Köchen Seiner Mast stät gehört?« »Und Sie wissen wohl nicht, daß Jtns Freund es gewagt but. geaen die Garben Seiner Maiestät oie Hand zu erheben?« »Das ist kein Grund ilkn die Prii qelstrase erleiden zu lassen!« »Er hat meinen Leuer Weinslnschen an den Kopf geworfen.« »Ak- bol),« versetzte Camimurnac in verächtliche-n Tone, »wenn es weiter nichts isi!« ,,Ui:verlchämier Patron.« ries Ra minoise ivütbend. «Unverschämt, soviel Sie wollen; das hindert aber nicht, daß alle Ihre Leute zusammen einen Künstler wie Jolivet nicht auswieaen!« »So wagst du Tölvel von Soldaten zu f techen3« » iß wage ich das! Welchen WOI haben sie beans« Schlägs- aus M . : zntheilen und welche zu empfangenCiI l großer Koch ist mehr werth, als ein großer Genule « »Ah, das ist doch zu start,« rief » Her r von Raminoife. »Pactt mir diesen Tölpel und gebt » dein anderen seinen Rest: er soll unter dem Stock umkommen!« »Ein Hilfe, meine Freunde,« rief Cambournac mit donnernder Stimme nnd zog ein großes Messer ans dem Gürtel. Auf diesen Ruf stürzten etwa zwanzig Küchenjungen, Saucenberei ter und Geschirrspüler, die schon bereit gestanden hatten, in den Hof und lie ßen lärniend Bratspieße und ungeheure Messer erklingen während eine Art Koloß eine riesenhafte Pfanne über seinem Kopfe schwang Alle gruppir ten sich um Cainbournac. Dem Feinde gegenüber »Par« die Kanaillen.« rief Hiermi 1«oise, während er sein Schwert zog »R«cichen wir die Ehre der Küche-m« versetzte Cambournac. und einen Au genblick maßen sich die beiden Truppen mit den Blicken, ais wollten sie den schwachen Punkt des Gegners erfor schen. Eben wollten sie sich zu Mitben dem Handgemenge auf einander stüt zen, als an der Thiir des Hofe-S ein« königlicher Page erschien.« »Beser,--l der Königin,« meldete er, mit ernster Miene hervortretend. und , diess- drei Worte genügten. oen Muth der Kämpfenden zu dampfen. «Endlich iinde ich Sic. Meister Cambonrnac,« sagte er, sich an den Kjichenmeister wendend. ,,Doch was gehtJdenn hier vor, die Küche-i sind ja leer-« »Was- vorgeht«-.’« unterbrach der Kü cvemneistey vor Zorn noch bebend, »Herr von Raminoise will den tüchti, - sten meiner Mitarbeiter Prügeln lass sen.« »Vielleicht gar den Verfertiger der Speisen, die Jhre Majestäten so sehr bewundert baben.« »Ganz recht, diesen großen Künst ler!« »Nun wohl,« fuhr der Bote fort, »Ihr-e Majestiit schickt mich ausdrück lich, ihm, sowohl wie Ihnen, den Be fehl zu bringen, sofort vor ihrer erhaa benen Person zu erscheinen.« »Hören Sie?« versetzte Cambournac mit triumphirender Miene, sich an Ra niinoise wendend. ,,Allerdinas,«« entgegnete dieser, . »aber . . . .« l »Nun,« fuhr der Küchenmeister fort, ,,nian binde ihn unverzüglich los-; das ist der Befehl Ihrer IJiajestät.« Schon waren einiae Küchenjungen auf Jotivet zugestiirzt, dessen derzeit ieg Gesicht sich seinen Vertheidigern zu gewandt halte und in einigenSecunden war das Opfer von Raminoise frei. Man half ihm, sich zu erheben, und während dieser Zeit zoan sich Herr von Raminoise und seine Helfershelfer beschämt zurück. »Oh, ich werde dich wieder finden," sagte cr, während er die Thür des Ho fes überschritt, »und dann soll es dir schlimm eraehen.« Jn aller Eile ließ man nun für Jo livet aus der Garderobe oåe Uniform eines Mundoffiziers holen nnd die drei s Leute wandten sich dem Schlosse zu j Dort führte man sie in einen kleinen . Saloii, und der Page sagte, sich zu den » beidenMänncrn wendend: »Einen Au I aenblick; ich werde die Königin sofort vmachrichiiaen!« f Kaum hatten sie sich wenige Minu i l ten in dem Saal aufgehalten, als die Thür sich öffnete und jemand neugie ria den Kopf l)ineinsteckte. »Herr Saviniei«i,« rief Jolivei. »Ja, ich bin’åi,« versetzte Cyrano, in das Zimmer tretend. »Hast du Frau von Gramniont nicht acschenW » gch habe Ia qar nicht die Ehre, diese Dame zu kennen!« »Da-«- ift wahr, wo tiatie ich denn meinen Koszj ich aelie von Saal zu Saal, sie zu suchen und doch,« fuhr Ein-and wish-lich fort, feinen Die-— ner erstaunt ansehend, »was machst du denn da, nnd was ist denn das fiir ein Costiim. 7« « »Das ist die Tracht der Mundoffi iiere ihrer Maiestät!« »Du bist Mundoffizier?« ,,«5a, ich nnd Sie sehen mich hier in diesem Salon, lvo ich untere erhabene Herrscherin erwarte.« »Willst du mir nicht totniastens er klären?« »Gewiß, Herr Sardinien-. Sie mis sen, ich ivnrdc plötzlich ini Gasthose »Zum eisernen Kreuz« von anen ge trennt, nnd da ich Ihnen gean zehn big zwölf bewaffnete Männer feinen Beistand leisten konnte, so ,atte ich eine Idee» »Nicht rnöqlich!« »Ja. doch, Herr Sadinien; ich wollte ins Schloß laner und Fräulein von TInce von der llnanade, in die Sie ge fallen waren, benachrichtiaen.« »Du hast sie aesebeii?« »Nein, aniidiaer Herr. doch der Zu fall führte mir hier diesen meinen Freund zu.« Der Küchenmeister verneiate sich tief. »Mein Freund Cambournac, ein Landsniannx ich muß gestehen, dasi er mir im ersten Auaenblick eine schöne Furcht einiaate als er mir die Hand auf die Schulter leate. « »Hasenfuß; doch komm zur Sache-« «Also«, suhr Jolidet in sehr raschem Tone fort, ,,besaater Cambournac er kennt mich, theilt seine Börse mit mir, führt mich in die Küche ein« das könig liche Mahl will anbrennen: ich rette die Situation, und dank meiner kleinen Talente stelle ich soaar eine Torte het, die den Beifall der Königin findet Jhre Majestät wünscht den Vers n es zu sehst-« « ksoetseyuna Man « D. J Cyrano de Bergerac.