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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (Jan. 27, 1899)
liunll. wissensch-n eint Geweer per Weltlnmger. Von Wilhelm Thal. Seit vielen Tausenden von Jahren lebt die Menschheit von einem Vorrath Sticlstoss, der niemals erseht2 worden ist; und nicht allein die s enschl)e.t, sondern auch alle über die Sirt-oberle che verstreuten Thierarten. Gleichzei tig vermehrt sich die Bevölkerung unse res Planeten vollständig und mit ihr der Consurn unserer Hauptnahrung des Brodes. Schon seit langer «eit hat die erschöpste Erde von der Sizil senschast Leben und Nahrung fordern müssen. Die künstlichen Dungmittel haben ihr jene Stickstosfelemente gelie fert, deren sie bedurfte, um ihre Kinder zu ernähren. Doch selbst dieser Dirn aer macht einen beunruhigenden Fort» schritt in absteigender Richtung- Die bestimmte, uns von der Natur zur Verfliqung gestellte Quantität Stiel stosf ist nicht unerschöpflich, ganz im Gegentheil Schon hat dcr beriitimie Cbeiniier Professor William Lsrozsteg erklärt: »Die Festsetzung des Stietskof fes ist eine Leiseiszsraae iiir den Fort schritt der cidiliiirten Menfmuei!!« Und er siigt hinzu, das: diese Frage in einer daldigen annnit actosi wissen müsse, wenn die weiße Rasse nict;t ihr ileteraewicht in der Flut-it Verlieren nnd vor-. den Rassen txcrtiikit werden iroile lei denen das Bedenk-Tod niiiit die Basis des Leben-z tilde-t Daås iit dass gestellte Problem, und Jedermann wird anerkennen, das-, es ein höchst midniges ist. Die Menicti l;eit befindet sich lhatsiichlicii inr schrect lichsten Dilemma: entweder must ti: in ziemlich nalier Zukunft vor Hunzier sterben, oder die Wissenschaft niusk il;r ein ganz neue-«- Erniilsrunggsystem lie fern. Lln Stelle der im Hinschivinden kiexirisienen Vorräthe musz man liinsv Eiche Zusammensetzunan aufbrinaem die geeignet sind, im menschlichen Lr nanigmns die Rolle in spielen, die die Producte der Erde viz jetzt darin ge spielt haben « Man weiß heute, dat; die Lunas die Eier, das Mehl, das Fleisch, mit einer-: Worte alle Nahrungsmittel lmit Aus nahme einiger an Zahl recht unbedeu tender Elemente) aus Kohle, Wasser stoff, Sauerstosf und Stittstofs beste hen. Die Verbindung des Sauerstof ses und des Wasserstosfes bildet das Wasser-; der Sauerstosf und der Stils stoss die zu athmende Lust, und die Kohle wird in der Form von Kohlen säure die Hauptnahrung der Pflanzen welt. Diesen fast unversieabarenQuel len wird die Wissenschaft die Mittel entlehnen müssen, mit denen sie die Menschheit ernähren will. Die eben aenannten Gase, diese vier Faktoren des animalischen Lebens des Erdb-.ills, können mit den Mitteln, über die man heute versitgt, zuerst leicht isolirt und dann sixirt werden« Warum sollte man nun diese Milch, dieses Fleisch, dieses Mehl, diese Eier, die der Erdbo den und die Thiere uns nicht mehr in genügender Quantität zu liesern ver mögen, nicht fabrilmasiig herstellen lönnen? An dem Tage, da das letzte Beefsieal verschwunden ist, tvird die Chemie l:ereit sein, uns eine vom Standpuntt der Chemie aus identische, verdauliche und nährende Speise zu liesern. Wird dieses künstliche Beei iteat dasselbe Aussehen, dasselbe Vo lumen, wie sein Vorgänger, das dem Rind oder der stuli entstammende Beessteat tsabrn’ Das missen wir noch nicht, und eigentlich ist das auch sehr unwichtig. Die Hauptsache ist, daß es die Kräfte des-— Menschen totenerheruel len, die zumLeben nothwendiae Wärm: erzeuaen tann, und zwar unter densel den Bedinaunaen, wie heute. lind daruber besteht nicht Der qesrinaite Zweifel. Alle Elemente ohne «.«ln-: nahme, die den namhaft nützlichen Theil des Beefsteats bilden, werden in der künstlichen Zusannnensetzunq vor kommen, die bestimmt ist, seinen Platz einzunehmen Tsie Arbeit wird der maßen vor sich aehen, daß wir von ie nen schrecklichen Krankheiten nicht« zu fürchten haben, die so häufig von unae sundem und berdorbenein Fleisch er zeuat werden« tvie es unsJ gewisser-los Lieseranten vertausen. · Jst dieses Princiv einmal ausar stellt, so tritt die snntnetische Chemie in Steue. Nicht nur die imuptsächlickssten Nahrungsmittel will sie uns liefen-, sondern auch alle, die die raisiuirte Ci- » vtlisation den ersteren hat folgen las-— sen: den They-en Kassee,den Tabat,die l Ieise. Schon jeyt hat die tiinstliche V«1-·- s nille die natürliche Vanille io ziemlich l verdrängt Jn Betress seiner Reinheit i wird der tiinstliche Mostrich dem na- » türlichen bedeutend vorgezogen Die l Silicylsäure, die Zitronetisäitr-, die ! Weinsteinsiinre Ioerden direct neige-J stellt. ! In der Rede, die Vrofessok Williacn Erootes als tltrijitoeut der englischen i Vereinianng zur Jorderuna Der Wiss s senschasten aelsalcen crtliiit er, daß » dieser Bruch des tsjleimacwirtsts zwi- ! schen Production und Oft-sinnt des Ge- J treideo, von dem ioir dedroltt sind, im s Jahre 1931 eintreten wird. alsn in OR » Jahren! Der Stielstoiioormtli, im i mentlich in der Form Von Soda, ist durchaus nicht tlnerschöpfiiil). Die Stunde naht, da er geringer wird sind verschwindet clme daß wir andere Wege zur Erneuerung und sum Ersatz studen, als den ungeheuren atrnosnbii » ——. Inn n ta gg - ZH l att beiiage des ,,aneiger und öerolct«. J. P. Windolpl1, Herausgeber Grund Island-, Nebr» den 27. Jan. txde Jahrgang 19. No. 21. rifchen Räumen die uns fehlenden Quantitöten zu entnehmen. Von hier miissen wir den Stickstofs holen, dessen die Erde in Form von Dünaer bedarf, und diesem Ziele müssen die Bemühun gen der Chemiier von heute ab kniete en. Ein merkiviirdiqer Zufall wollte es, daß gerade in dem Auaenblicl. wo der ProfessorErootes zu dem beunruhiqen den Schlusse inni, daß das menschliche Geschlecht fein nitmerifches Maximum in Hinsicht der unaeniiqenden Nahrung erreicht l)ai, ein anderer bedeutend-er Gelehrter das Mittel fand, direct die Nahrungsmittel aus mincralischen Substanzen zu fabriziren. Professor Lilienfelg in Wien verkündete rer ac lehrten Welt, das-, er ein Miit-: l e fun ) den, künstlich Albumin zu erzeuqu , und nor-n aus Ideen Gegenwärtig ist das Einseisz sehr theilen bis auf eine kurze Periode in jedem Jahr. Jn der Form von Fleisch testet es Liber 1 Mart das Pfund, in der Form von Hühnereiern schwankt der Preis von 60 Pfennigen vig 2,40 Mart das Pfund, je nach den Jahres zeiten. Außerdem verringert sieh die Heupttugend des Eiweifz’ in erheblicher Weise, wenn Eier und Fleisch nicht ganz besonders frisch sind. Mit tünstlichem Eiweisz wird der Mensch nicht mehr, was das Fleisch anbetrifft, von lebenden Thieren ab: liängig sein. Er wird dieses Fleisch selbst i:n Laboratorium erzeugen, und zwar wird das mit solcher Spar samteit geschehen, daß die tägliche Er nährung eines Menschen nicht mehr als 30 Pfennige toslen wird. Das heißt, der Mensch würde in einen-. Jahre nicht mehr als ea. 120 Mart fiir feine Nahrung ausgeben. Diesen Jah ; tckvorrath tönnte man auf einmal eins . taufen und ihn in einem Korbe fort bringen, den man auf den Marlt rnit i.innnt. Dass tiinstliche Eitoeifz würde euch-niemals verderben, auch würde man nicht jenen ungeheuren Durst das nach bekommen, nsie ihn das- gesal.iene Fleisch z. B. erzeugt. Dieses tunstsiche Eiiveisi wird die Jdcalnahrnng wer den« die fiir alle Zeiten und zu allen Bedingungen paßt und außer Stande ist« Krautheiten tvie den Storbnt ler herzubringen. Man fragt sich natiirlich, wie das aus-.- dem Theer erzielte Eitdeiß nahe haft sein nnd wie es der Magen über haupt annehmen tann. Diese Fragen gehören zum Gebiet der atornischen Chemie. Die Bestandtheile des Ci roeiß’ und des Theers sind ungefähr dieselben, nur die Größenverhältniise unterscheiden sich in den beiden Sub stanzen Das- Eiweisr besteht aus« Kohle, Sauerstoff, Stictstoff, Wasserstoff und « Schweer dir Kohle enthält dieselben . Elemente, nur init mehr Sa«.ierst.)st. Da alle Elemente deg- Eitveiß’ iiuZ un Theer vorfinden, so bleibt dein Eli-erni ter nichts weiter übrig, als sie in den gehörigen Proportirnen in isoliren. Professor Lilienfelg hat die von jinn befolgte Jllethode biet-her noch nicht de tannt gegeben; docts er hat liitoeisk er sengt und die Ectitheit desselben durch alle in der Chemie betannten Realtio nen diese-J Produttz bewiesen Wes die Walprtrafk anbelangt, so iuia man selbst urtheilen! tiin Wiirsel Liiweiiz « rrsn :3 lsZ Zentimeter Höhe enthält vier Mal so viel Nahrstofs als ein Rotelette ? rsrsn gewöhnlicher Gras-e und sechs Mal ’ so viel alis ein Brot von uer Wund. ! Soll nun daraus folgen, dng der bliensch der Zutunft jede andere Nsili rung .tnriidtocift, uni nur ans-schliesslich tiinstliches tfiineifk zu verzehren? til-. tnif; nicht! Sein Avdetit wird noch an dere Forderungen stellen, doch sicherlich tann der Mensch von keiner Nahrung, ohne Litel zu empfinden, solange leben, als von Eiweifz. Es verdankt diese selt same Eigenschast der Thatsache, daß es aan zahlreichen Elementen besteht. —- - -. - Das Petwlemussonapoh Zur (’7«Iaänzrtna ihrer Artilcl iider das Petroleurns Monopol brinat die Frenlsurter Zeitung Mittheilunaen auki einem Briese eines Petroleimi» Er puteurz in Votum (RI!i-,lanb), dem tic Artikel itst Feenntnisznahme iiber sandt wurden. Die Artikel, so hei sit es in dem Brief, erzählen eigentlich nur« was- man hier ikn siaulasus schon sci! Jahren wisse. lssz sei nnaeheuer nein, zu glauben. die Mussen würden einein Petroleumsjtonopol in Deutsch land entgegcnarheiten, selbst wenn sie könnten. Das- klltonopvl ist thatsächrich in den Händen der Stanbakd l50.; die Piste Oil iso. uiib«.-’1el)nliihe5 seien nur «i.ette Delorationsstiicte«; »in toni Inandiren habt Ihr ini Petroleumae schiist nichts mehr· Man spreche immer rvn ,,Russer.«, aber eine russische Petru lenmsFikma existire gar nicht nich-, seit J. Schibaeff u Co icn vorincn Frühjahr eine englische Altienge selt ichait geworden, ebenso wie Taginif. Butsaqosf etc. etc. Die großen leistunqs plang var dka Mai-all des vehemaligenlf thirmlrapiläng Plautus Die Plaza, deren Wiedergabe wir einer neuen rhotogrcxpl)ischc:1«!lttfnal)cn: entnehmen, war der Hauptsdduvhtz als atn 1. Januar dieer Jahres die Ueberqabe der Landesherrfchaft von Glle von Spanien cm die Beut-Ins Staaten stattfand Eine qeipaltige Volksmenqe hatte sich hier versam- l ::elt, als nach denksiiederlkolen ti-: spa nischen Flaqqe die Sterne nnd Strei fen zum ersten Male vom Dache des Palastes im Wir-de slaticråcm Von hier aus begab sich General-·avitän Castellanos nach den Feierli..k-:kten zum Transportschisf Rabat, das ihn zunächst nach Matanzas brachte. I Tun-; KatskrTuvtlaumg l f Ztndtthcntkr in Wien. Bekanntlich ließ der Kaiser Franz Josef von Oefterteich den Wunsch aus sprechen, daß das Jubiläum seiner :',(’)jät)rigen Regierung nur durch Wohl shätigleitsacte oder durch die Etrich tnng gemeinnütziger Werte gefeiert werden mögt-. Dieser edlen Weisung verdankt Wien eine neue Volke-dünne — -— das Fiaiferjubiläumstlienter, dessen Bild wir oben bringen. lic— wurde nuf derselben lslrundlane uns welcher schon E; Wiener Bühnen entstanden sind, aus gebaut. Dies Jubiläumsangebinde für den Kaiser ist außen in deutscher Renaissance gehalten, im Innern aber grifer die Künstler zu dem heiteren Rokoko. Die für den 2 December — - Tag des Regierungsantritt-J des Kai sers - —- aeplante Eröffnung wurde auf den 1(). December Derscs)obe11.Da seit Dem Tode der ziaiserin ekle Festligntei ten cerstmnmt waren fähigen Pcirolemnrassincrien in Bakn sind damit alle in englischen Händ-un nnd die Standard Co. nsird wiss-Jn, lrer die Hälfte mal l aller Aktien ljse Wi. Ebenso verhält egi sich mil der Firma Nebel lfs wird hier Dir-n dem Vertreter der Standard Oil Co. aan offen zuqestondem daß diese ltompag nie die Hälfte der Jiubelsktlltim ausac tanft l)ai. Das War noch dazu ein gutes Geschäft Denn vor sx Jahren standen die Nobel Antheilscheine auf pari mit 5()0l), heute stehen sie llmsmk Statt daß die Rassen dem deutschen Markt zu Hülfe kommen könnten, sind sie selbst still nnd wirksam moncpdli sitt worden« - ..--. . — l Frauen als Ersetzt-erinnern Jnteressante Ulusschliisse iiber dies Bethiitianng Der Frauen auf oein Ge lsiete der Erfindungen giebt eine Sta tistit des Patentamtes zu Washington, welches am l(). April 1790 gegründet wurde. Jm Jahre 1809 ivnrde das erste Patent an eine Frau verliehen, nämlich an Fräulein Marie Stieg, einer Deutsch-Anreritanerin, welche ein Ver fahren erfunden hatte, durch welche-« Stroh mit Seide, Baumwolle, Ztnirn nnd so weiter zu treben ist. Das erste Corsett wurde list-J Frau Marn Brusn patentiert Jin Jahre Hilf-J gab es H Erfindungen die Frauen patentiert wurden. Der tsrsinditnaz sinn der Frauen wurde in den strieag Ialsren Will-L Mini, 1870 Tl beson dre-I gereizt. 1870 wurden allein fiJ von Frauen ersundene Verbandappas - rate patentamtlich geschützt Nach der Statistik erfolgten von 1809 bis 188S klo, von 1888 bis 1892 280 nnd von 1892 bis Ende vorigen Jahres Um Vatenteriheilnngen an Frauen durch-— schniltlich im Jahre. Naturgemäfz ge hörten sast vier Fünftel der patentier ten Erfindungen der Bekleidiings-, Siochgeriitde , Miidelindustrie an. Den Schluß der Statistik bildet die interes same Bemerkung daß die meisten Va— tente nicht ans eignen Erfindungen, sondern ans Verbesserungen bereits be stehender Geräthschnsten ertheilt wur den. » .... - Feriquniinistei Iltqer bat Den naxh Den Philippinen abkminnanoirien Ossi,1.ieren erlaubt, Frau und Feinde-r mitznnelnnctk Nicht alle Qfsi.;iere wer den Davon sehr entzückt sein. si( si- di tsin Bostonet Statistik-zi- hat eben ten Nachweis geführt, daß oie qrdßte Verbrecherquote nach Bis-innig nnd Ne vada, 41953 und 3222 aus die Million, : auf Massachusetts, nämlich 253355 auf die Million, entfällt. Ninus-«- ist doch vor dein Ehrgeiz tiefer Bostoner sicher. i Wenn Zwei Evas im Varaoies q. rre I sen wären, wäre es auch ohne Apfe! bannt und Schlange zi: : Fintnstr Inbe qetoimnen. Its It· Anarchist Most feierte Das ZUjähriqe Bestehen seiner »F-reit)eit« mit einein Esest Es soll ein »Bombenerio!a« guoe sen sein sein, der keinen Schaden nn richtete. »J- sts It cslco be Merozw trennt sich von ihrer aeschastgtiichtiqen Mutter. bei dieser Gelegenheit erfährt man, dass diese qar keine belqische de Meinem sondern der Vollblut - Spröszlina einer Wiencr « i i Hokus-Familie ist. st- -t- st Heroigmug erscheint in :·)ers(i)ic. Jenen s Gestalten Mancbet wird Märtyrer i seiner Uebersenauna, mancher ein ! s Opfer seiner Pflicht, mancan stillt ans ; dem Felde der Ehre nnd mencher zer s l Fricklst seine Knochen beim Fusztsalls Pre . -IIIIIIIIssssssssssssssss I . Z sit-laue ums verstauchte-. Z s k I I Ossssssssssssssssssssssss Eine sehr bekannte Schauspielerin steht im Verdacht, daß ihr vor ihrem Auftreten ein Glas, auch zwei Glas Champagner oderCognac nicht unsym pathisch seien. Dann allerdings reißt die Dame durch ihr Feuer und ihre Leidenschaft Altes zur Bewunderung t-,in. Als das eine recht kleine Collegiu derKiinstlerin erfuhr, that sie den klas ssschen Ausspruch: »Wenn i so sauf’ wie die, spiel i a so schon«. Di- st( dtc Zu den Lieblinngeschäftigungen des Kaiser-I Nikolaus des Zweiter-i gehört bekanntlich die Musik« mit der er sich, ebenso wie seine Gemahlin, die frei-: Zeit zu vertreiben pflegt. Der Zar ifi ein sehr guter Clabierspieler· Weni ger bekannt ist die Thatfache, dafz der mächtige Selbstherrfcber aller Reußen auch dem Gesange ergeben ist und seit Jahren sehr intime Gefangsftunden nimmt. Er besitzt eine hübsche Tenor: stimme, die zwar keinen großen tim fang, aber einen sehr anmuthenden Felang aufweist und den Kaiser ins-be sondere in den Stand setzt, Romanzen gut zu singen. Während des Aufent halteg der kaiserlichen Familie in Li badia fand kürzlich eine intime Hof-— soiree statt, der außer den Mitgliedern der- Kaiserhanses auch die obersten Hoschargen und die Minister des Acri-— ßeren Graf Murawiew beiwohnten. Plötzlich erhob sich der Zar, setzte sich ans Clavier und begann zwei Roman zen, nämlich die bekannten »Stanee-3« von Flegier und das reizende Lied »Mignonne, viscei l’Avril« aus dem »Paffant« von Massenet vorzutragen. Der Kaiser sang mit innigem Gefiible und erntete natürlich großen Beifall. Er verneigte sich wie ein mit Beifall iiberschiitteter Concertsänger und sagte lächelnd zur Hofgesellschaftt »Me:ne Gegner sprechen niir in der Regel alle Eigenschaften ab, die sie selbst zu be sitzen glauben. Aber in einem Punkte bin ich ihnen doch überlegen Keiner rerinag eine Romanze mit so viel Ge Eiihl zu fingen wie ich.« Im amtlichen Theil des deutschen Reichss- und Preußischen Staatsanzei aers befindet sich ein längeres Verzeich nis: eines Ordenssegen5, der sich über verschiedene preußische Staatsangehö, rige beiderlei Geschlechts ergossen hat, nnd Unmittelbar hinter einander stehen da die Meldungem das-, eine Dame einen russischen, eine andere einen tür kischen Orden erhalten hat; die erstere — es ist die Gemahlin eines Zeituner l,-erausgebers in Berlin —-— erhält dabei die Titulatnr »Ehesrau«, die Andere —-s- die Gemahlin eines preußischen Majorg in Konstantinopel —-— die Be zeiclinuna »Eheaattin«. Es wäre des Schweiß-eg- der Edlen werth, festzustel len, woran diese feine Unterscheidung beruht nnd welches ’-!3r«cidilat amtlich disk-er einaeschätzt wird. Zum Beispiel: Ter Herr General r. Müller hat eine litemahlin Tser Herr :lteaiernnas:-ratn TUFiiller hat eine Gattin. Der Herr As s( ssrsr Müller hat eine Lebensaeiahrtim Ter Herr Kaufmann TIJtiiller hat eine lsliefran Der Herr Briehbinderineifler Lissiiller hest eine Frau. Der Herr Fa brikarlieiter tllkiiller lsat ein Weib. Und die bessere Hälfte des Herrn Dienst mennis !’-.Itiiller ist einsam die XII-Lallen :l: :k: Ist LIBelcb aroszeg Elend unter den Ber liner Musikern herrscht, konnte man so recht arn Heilig Ulbend vor der »A-: lte sten Berliner Musikerlörse nun alten Dessaner« in der Vlrtilleriestra lie: olachtelr Sckiaarenloeise tanien die meist dürftig geileideten Leute nnr fiir die Feiertage, die Hochsaison der stla vierspieler, Beschäftigung zu suchen Viele hatten jedoch die Eiiechnnng otsne den Wirth gemacht. Der Inhaber des Nestanrantg hatte ein Entree von zetsn Psennigen eingeführt, die dann bei der Peche in Abzug gebracht wurden Das tsiesnltat dieser Maßnahme lvar gera dezn erschütternd. Mehr als Hundert dieser Armen mußten, nachdem sie sämmtliche Taschen nach dein verlang ten Nickel vergeblich durch-sucht, an der ,,Kasse« mittelsten Entweder gingen sie einen Belannten aufsnchen, um Dei ihm, dein Reiche-ren, einen Groschen auszutreiben, oder sie verz: chteten ans Beschäftigung nnd Lohn lvälsrend des-« Feste5. Der Beginn der eigentlichen Börse bei gefiillteni Lokal begann aus«-» diesem Grunde ain Heilig-Abend aufli erst eine Stunde später als sonst. Il- sk liin Reisender decs eben ans Ca nenne angetroffenen Postdainpfergs »France« bat einein Mitarbeiter deiz in Nantees erscheinenden «Pb,are de lit— Lotte« das Neuestc von der Teufels insel berichten können. Arn 10. Dei cember, sagte der Gewäbrzinanm lief die »Labrador«, der die Drensuß zur — Kenntniß mitzutheilenden Arten an vertraut waren, aus Pauillae koni mend in den Hafen bon Fort bestaan (Jnsel Martinique) ein. Dort über nahm der Aoisodampfer Cappy die Gerichtsacten und fuhr damit nach Ca yenne, von wo sie nach der Teufelsinsel gebracht wurden. ,,Drehsus at wohl eine lebhafte Freude darüber ezeigt?" forschte der Journalist. »Nicht im ge ringsten,« lautete die Antwort» »Er hat das wichtige Ereigniß kaum beach tet; denn seine Stimmung ist tief ge drückt. Wie könnte es nach vierjähri ger Einsamkeit anders sein? Seinen s Wächtern war streng verboten, mit ihm zu sprechen, und er hat sich auch das Fragen schon lange abgewöhnt, weil niemand ihm Bescheid ertheilen durfte. Jn der ersten Zeit seines Ansenthittes auf der Felseninsel beschäftigte er sich riel mit Algebra; jetzt ist er außer tande, irgend einer geistigen Arbeit obzuliegen. Er ist seht gealtert, geht ganz gebückt einher nnd sein Verstand hat sichtlich gelitten. Mehr vermag keiner von denen, die Dreyfus nahe kommen, über ihn zu sagen-« Es bleibt abzuwarten, ob sich dieser pessi mistische Bericht iiber den Zustand der Verbannten bestätigt » Jm Juni d. J statteten wir —-— so erzählt des »Tiiglichen Rundschau« eiti Leser s« Belfort einen Besuch ab. Auf einem Rundaange durch die Stadt ka men wir n. A. zu dem riesigen Lokoem der zum Andenken an die Verthekdi gnug von Velsort im Jahre 1870 an der Wand des ,,Ebatean« in Stein ans-gehauen ist. Da der Löwe sich in Ziemlicher Höhe über der Stadt befin det, so bat man Von dort aus einen biibschen Rundblick. Mit der Sorge fu«-r die Wahrung militärischer Geheim nisse ist eine dort angestellte Dame be c.uftragt, der nebenbei die Ausgabe von Liutrittskarten nnd der Verkauf bori Postiarten und Andenken an Belfort obliegt. Tag wunderbar schöne Wet ter hatte eine Menge Besucher herbei gelockt. Unter diesen- befand sich ein anscheinend fremder Herr, der ein mit schwarzem Leder überzogenes Kästchen bei sich hatte· Als er mit diesem unter dem Arme sich ans einer der höchsten dem Publikum zugänglichen Stellen befand, hörte ich, wie plötzlich die Dame mit lauten Worten gegen sein Verhal. ten Einspruch erhob und ihn zum so sortigen Herrinterkommen aufforderte. Während er sich sprachlos Vor Staunen hierzu anschickte, erschien die durch ein elektrisches Läutewerk herbeigerufe:te Wache. Sie bestand aus zwei Solda ten, die durch ihr Aenßereg »s- dieMiitze tief i:n Genick, die Arme bis an die Ellenbogen in den Hosentaschen und ohne Bewaffnung - aus uns keine-L usng den Eindruck machten, til-J ob sie den Fremden, der anscheinend ein Spion war und mit seinem geheimnis; vollen Apparate nnerlanbte Aufnah t·.«en machen wollte, verhaften sollten. Inzwischen hatte sich der Fremdling in die Lage hineingefunden und als man ihn berhaftete, öffnete er sein geheim nißvolles Kästchen und holte aus ihn: Zahnbiirste, Seife, Nagelscheere nnd Toilettenspiegel -Ie -s: :;: Jin Teatro Guillaume zu Brescia kam es zu einer höchst komischen Scene. Die Mailänder Dialecttruppe des Capocomico Ferravilla gab einen Schwank, in dessen Handlung ein Schauspieler, rer sich unter den Zu schauern im Parquet befindet, rnii ein greift. Aber kaum hatte der Schau-s spielt-r Milla, dem die Rolle im Zu schauerraunl zufiel, einige Sätze mit feinen Collegen auf der Bühne gewech selt, als ein Polizricommissär auf ilm zustiirmte. »Sie sind arretiri! Es ist Verboten, die Theateraufsührungen zu fiören!« »Aber wer find Sies« fragte der Schanspieler Wild -- »Ich bin der «l,?olizeis:onnnissär Pietrocola. Flammen Sie mit auf die Wache.« »Vie, bei dieser Flälke"?« - -».Keine Re densarten! Gehorchen Sie!« Tags Publikum lkatieznerfL aemeint, auch der Polizeicmnmifsär aehöre zu dein Schwaan nno halte herzlich gelacht. Vllkk man aber aewabr wurde, daß ec sivku um einen wirklichen Polizei-Cum inissär handle, der den Schauspieler allen Ernstes verhaften wolle, nah-n DaO aanie Theater für den Unschuldi gen Partei, nnd der Poliieicomrnissiir wurde Init Eschmeicbelworten wie ,,k5:fel«, »Dummkopf« n. s. w· über häusl. Da fis-anl- Der Beamte anf ei« nen Stuhl nnd riet unt Donnerstnnnre in den Saal hinein: »Stadtnäcl:.ler, Carabinieri. Soldaten, Offieiere leistet mir Beistand! Hier wird ein St nati beamter beleidigt!« Einige Carabi nieri waren denn auch sofort zur Stelle, nahmen den Schauspieler Milla in der Mitte und führten ihr zur Po tizeinsache ab. Hier klärte sich nun der surrtlrnn rasch aus. Sianor Milla tonnte ing- Theater zurückkehren und im nächsten Einacter, von tiirinischeni Beifall begrüßt, austreten. Der Seit-wand den der Polizeitonnnissär Pictrocola isni eine so nrtomischeseene lscreiclkerte ist eine Bearbeitung Von Sadallottks Lustspiel »Das l,:--.)e Lied« und trägt den Titel »Die Anf ratlnngen einei« Waiiijziehergk Die tsnlianer sind unzufriedan über die Aufhebung der OavanasLotterce· Este scheinen ganz zu Vergessen, das-, es E nea) viele andere Wege gibt, sein Geld schnell lag in werden. sk s q FFU,()()(),(«)00 sind in den Ver. Staa ten sur Figuguinnii im letzten Jahre aussgegelsen worden. Wenn man den Gesichtsaizsdruck mancuer das Zeug benützenden Mädchen und Frauen sieht, miifzte man es eine ntlich »wid cnni« nennen