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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (Jan. 27, 1899)
Ren-alvea. habe ihn wie mein Leben geliebt, b’ um ihn getämpft und estritten, b' Vater und Mutter zu gebe be trübt. Unsiigliches tm ihn Mitten. Ich babe ihm Alles zum Opfer ge bracht, « Was an Glück und Rats mir sehne ben Jch HAVE fäk kkv geweint und ge Macht JU Unkkmeßlichem Lieben. Süß war mir für ibn der brennendfte Schmerz, Nichts däuchte niichSchande und Scha den — Und als er besessen mein aanzes Herz, Da hat er mich treulos verrathen! Eine Rudfahkt aus Tod und Leben. Skizze au Samt-m Von N. Theinert. Trotzdem ich in Pelzen steckte vons Kopf bis zu Füßen, fror ich erbärmlich irr dem über die eisharte Schneeirusie gleite-wen Schlitten. Vor acht Wachen noch in den Tropen in Singapur, wo ich fünf Jahre gewcilt hatte, und jetzi, Mitte Januar, im Nrrvweften Cana dask Kein Wunder, daß es mir schwer wurde, mii der grimmigen Kälte mich abzufinden Jch hätte den Besuch bei Schwager und Schwester auf denZonp mer verschieben sollen, wie es auch mein Arzt mir dringend angeraihen hatte, aber der gerade so lange entbehrie nor dische Winter hatte mich unwidersteh licb gelockt. Da war ich nun in dskr spärlich angesiedelien Wildniß auf dem Heimwege nach unserer Farin, die ich am Morgen verlassen hatte, um an ei nem Fesiessen theilzunehinen, zu dem ein etliche Kilometer entfernt wohnen der, befreundeter Nachbar mich eingela-U den hatte. ' In Träumerien versunken fuhr ich in der hereinbrechenden Dämmerung da lziin, als plötzlich das Pferd scheute, ei nen Seiten-sprung machte und stürzte. Der leichte Schlitten wurde herumge schlendert, prallte heftig aeaen einen über den Schnee herausragenden Baumstumpf, und ich flog von meinem Sitze. Zu Schaden war ich nicht gekom men und rasch aui den Beinen. Die alsbald vargenoxnsnene Untersuchung ergab, daf-, ,.A.jar« den linken Vorder fuß über-treten hatte, und daß die eine Schlittenkufe entzioeigegangen trat. Pferd und Schlitten unbrauchbar, und bis nach Hause noch gute drei Kilome ter ——— nctte Lage dass Jch schierte das Pferd ab und zog, den Schlitten stehen lassend, das hin tende Thier am langen Zügel hinter niir der. Das Marschiren in den dicken schweren Kleidern brachte mein Blut in raschen Umlauf, und die Kälte machte sich nicht mehr so fühlbar als vorher. Endlich trat ich aus dem Walde ber aus auf die heimische Lichtung, und mein lauter Anruf brachte Peter, den Knecht, aus dem nahen Stallgedäude Erhei. Als er erfahren hatte, was sich ereignet, fing er an zu jammern: »Was wird der herr dazu sagen. Ein halbes Dutzend-mal schon tat er nach Ihnen usgeschant und mir eingeschärft, mich bereit zu halten, abzufahren, sobald Sie kämen.' »Was ist denn los?« fragte ich. »Da sollen Sie denn in der Nacht hin?" »Zum Arzt, Herr, das Kind ifi trank aeworden.« Jch eilte dein Wobnbaufe zu. so rasski meine Pelzverrnummuna mir dis qes wahrte. »Gott sei Dank, daß du da bist, Frcd!« des-rüste mich Schwager Mai-. »Wir baden uns schon schwer getrag ftigt. Peter muß sich sofort auf den Weg machen, ick alaiibe, Annie bat die Diplitheritig.« Max mochte übertreiben. er mochte sich irren in feinerVoraussetzuna, mög lich aber wars immerhin. daß er recht hatte. Was blieb mir übria, als-.- zu dachten. Jedes Haar hätte ich mir einzeln auseeißen mdgen, als ich fad, wie meine Mittheiluna ihn berührte, den armen gekl. Er machte mir keine Vor würfe aber Verspätung und nachliiffi hatt KutLKrterki » iiiießicl)’åw verdient . e, er » a-, gro en ang an, auserlich ruhig zu erscheinen, aber daß gen nahezu verzweifelte, war unverkenn r. »Höre, Max«, versuchte ich zu its-s sten, »die Sache ist vielleicht nicht so schlimm, und es handelt sich um eine einfache Halsentzündung. Annie hat ja schen ein paar Tage über Schling beschswerden getlaat, war aber ganz munter und bei Appetit.« »Aber im Laufe des Tages hat sich ihr Besinden beständig verschlimmert!« ries mein Schwager. »Jetzt fiebert sie heftig. der Hals ist start entzündet, und du weißt, wie schnell es bei der Diphtbekitis gebt. Wenn Annih stürbe —- es wäre auch der Tod meineeJ grau. Und jetzt keine Möglichkeit, Den ottosr schnell herbeizuschaffen!« »Wenn es so siebt, Veruhige dich", versetzte ich entschlcssen, »der Arzt soll herbeis« »Du willst ihn holen, Fied?« ftug er erstaunt. »Möwie wissen, wie du das machen willst? Wenn man zu Fuß nich der Stadt könnte bei Nacht nnd diesem Wetter, träte ich schon selbst qelmesenf » »Sei ynbesorgt«, lachte ich etwas e te. .cht , sc W tagt Ich M Lustigkeit-Felier xeniich ma die Fahrt aus meinem Rade und zurück komme ich rntt dem Doktor in dessen Schlitten.« Aus deinem Rades« erwiderte er. »Hm, möglich wärs, über den festge srvrenen steinharten Schnee Aber bei dieser Bärentiiite sotch eine nächtliche Fahrt zu wagen wäre Tollkiibnheit « Ganz und gar nicht. Du weißt jnicht, was ein guter Fahrer leisten kann. Zwanzig Kilometer! Bah, eine Kleinigkeit! Bin aechwinder in New burry als mit dem Schlitten; und was die Kälte anbelangt, so wird mir das Pedaltreten schon warm machen. Also, ängstige dich nicht unt mich." »Mein Frau würde es nie zugeben, sie kennt die Gefahr. « ,,,Nun so sage ibr nichts davon« Max überlegte eine Weile »,Gut« meinte er schließlich »ich will schwei gen, Klara soll nichts ersabren von dei nern Vorhaben Jch werde ihr sagen.;. wenn sie nach dir fragen sollte, du seiest müde von der Fahrt und sosort schla fen gegangen-" Er setzte sich an’s Pult und schrieb ein paar Zeilen, während ich in aller Eile das sür mich ausgetragene Abend essen verzehrte Damit fertig zog ich mein Rad aus der Kammer in der es « seit vierzehn Tagen unberührt gestan den hatte. Die Zlltaschine war erst ein pciarmal benutzt worden, sie war so aut wie neu und dac- Wert einer« bekannten Fabrik Ich putzte und dltej zehn LUiimsten daran derum und· wußte, daß ich irriclx jetzt aus die tiei stunctsfälfnateit des-— Etablrpssesk ver lassen konnte. Dann legte ich Iltotassinis au, ein dick wattirteE Wams- und darüber den Betst-ver Als ich die Bibaxtappe auf setzte und tie Qbrlapden unterm Kinn befestigte« trat der Schwarzen der in zwischen nach dem Kinde gesehen hatt-, gerade wieder in die Wohnstube »Es ist die höchste Zeit, daß du aus brichst, Irrt-E saale er voller Angst, »Annie liegt icn Fieber und phanta sitt.« »Ein schon seitig", versetzte ich. »Apropos, wo ist der Revolver, den du mir gestern gezeigt hast? Jch möchte ihn mitnehmen. ’s ist immer gut, eine verläßliche Waffe zur hand zu haben.« »Gewiß, gewiß! Nimm ihn nur. Geladen ist er. —- Und, nicht wahr, Fred, du sorgst dafür, daß Dottor Brorvn nicht zögert!« »Verlaß dich daraus, Schwager, ich bringe ihn unaesiiumt.« Damit hatte ich die Maschine vor’«5 Haus gestoßen, ein kurzer Anlauf, ein Sprung! und leise knirschend rollten die Räder über den harten Schnee. Doktor Brown war ein Freund der Familie, öfters schen hatte er uns besucht seit meiner Anlunit und ich ein halbes dutzendmal, bei Ta und Nacht, ihn begleitet nach New urry. Den Weg dorthin kannte ich also; teine Gefahr lag dor, mich zn verir ren. Zuerst kamen sechs Kilometer ossene Ebene. dann eine bewaldete hrchsläche mit sanft abfallenden Böschungem nachher die breite Thal sohle des Flusses, und von der diesen iibetspannenden Brücke noch drei Kilo meter bis zu den ersten Hänsern des Städtchen-. Jn zehn Minuten war die Ebene rcheilt nnd die Inssahrt begann. Schrote-er mußten die Beinmnsleln arbeiten als biiben aber der Fall der Läg-sehne war ein gleichmii iget und nicht steil genug, meine igleit erheblich zu veninaern. Auswärts, höher und höher! Der Wald nahm mich aus. Die schwebe ladenen Aesie der mächtian Tannen reckten sich über den Weg hinaus und zeichneien schwarze, schars martirte Schatten aus den weißen, im Mond icheine glitzernden und glänzenden Unterarund. Mir wurde warm; ich öffnete ein paar Knöose des Pelzrockes Und meine Hand berührte den Kolben des Revol vers. Warum hatte ich den eigentlich mitgenommen? Ja, richtig! Bei dem Feitefsen war von Wölfen die Rede gewesen, einer der Gäste hatte berich tet, daß nach Norden zu ein großes Rudel sich gezeigt habe. Mir war'3 auf einmal gar nicht mehr recht ge heilet-. Scheu blickte ich nach rechts Undl links, aber nichts regte sich. Stille, Todesschweigen ringsum, nichts ver-» nehmbar als das Knistern desSchneesf unter den rollenden Radem « Da! Was war das? Ein durch die reine, frische Luft zitternder Laut, aus den Waldestiefen kommend von weit ber. Und jeht wieder und wieder, wie das Klagen einer erwachenden, über die Wipsel binstreichenden Windes braut. Ich schaute aufwärts: unbeweglich, wie aus Stein gemeiszelt, ragten die Tannen himmelwärts, nicht das ge ringste Anzeichen einerWetteränderung wahrzunehmen Gott sei Dani, daß die Steigung bald überwunden, die Hochfliiche bald erreicht war. Dort, rechts vor mir, tauchte ja schon die verödete Rodun auf, wo vor ein paar Jahren no das niederaebrannie Gehöst gestanden hatte. Als ich meine Blicke über die in den Wald einschneidende Blöße flie gen ließ. drang von neuem der unheim liche Laut an mein Ohr. Näher als ;vrrhin, langsam anschwellend und wieder ersterbend Vom jenseitigen Ende der Lichtung tönte es zu mir herüber, aber zu sehen war dort nichts. Weiter sauste ich aus der Maschine und nicht länger beraan Die offene Stelle war nahezu passirt, zum letzten mal spiibte ich forschend drüber hin und diesmal sah ich etwas, sah vom dunklen Rande des Forstes dunkle f sanfte sich lösen und über den weißen rund keuschen. Einen Augenblick schien das Blut zu stocken in meinen Adern, die Beine wollten denDienst versagen, aber einen Augenblick nur, ini nächsten raste ich weiter. Wölfe! Rein Zweifel inebr, die dunk len Punkte waren Wölfe. Sie hatten inich gespürt, sie jagten auf mich los, sie seiten hinter mir der. Jch hatte schon Tüchtigeb auf dein Rade geleistet. aber so wie an jenem Abend war ich verlier sicherlich noch nie gefabren Die Streite war eben und hart die Räder schnurrten darüber hin init kauin derspiirdarer Reibiin Mir tain’sv vor, wie ioenn ich still iinde, und die Tannen der mir verspeist ten ioie Gespenster. Weiter, weiter! Mascher, rascher! Kein anderer Gedanke. Jch wußte. daß ich verfolgt werde, iino bald merkte ich anch. daß meine Verfolger niir auf den Fersen waren. daß der Zwischenraum zwischen uns sich verringerte, langsam aber sicher. Schon konnte ich sie hören: ein tur: ,e:s, heiseres Kettchen und Schnauer, das Trappelii der Pfoten auf der Schtieetruste. Jch bis; die Zähne aufeinander nnd firenate jeden Nerv an. Gern hätte ich einen Blick nach riietioärts geworfen, ader ich wagte es nicht. die Augen vom Wege adirren zu lassen. Nur Vorirsärtg mit aller Kraft! Aber die Thiere waren doch schnel: ler als ich. Mir zur Rechten tauchte plötzlich ein Schatten auf, eine spitzigej Schnauze, ein ausgestreuter Rachen, ausgerichtete Ohren. i Der Schatten wurde länger; zu den Ohren gesellte sich ein Hals-, ge ströulkte Schultertiaare und in regel iniiszigeni Takte eilig sich bewegende Beine. So blieb’«g eine Weile: wir flogen nebeneinander bin, der Schatten und ich, bis die Straße einenBoaen machte, dann schmolzen in dein Moment, da die Maschine deni Druck auf die Lentftange geborchend, nach rechts fich drehte der Schatten und der ietzt sicht bar werdende schcttenwerfende Körper zusammen. Jch sah die geifeinden Kiefer, die glänzenden Fänge, die zwi schen ibiien heraushängende rotbe Zunge, die unter zotiigen Brauen wie glühende Kohlen leuchtenden, mord gierigen Augen. Jch hatte tauin Zeit dieses Bild in inich aufzunehmen da sprang der Mag auch schon auf mich zu, aber raf schwenkte ich nach linke ab, und er sprang zu kurz. Mit einem schar fen Schnapp schlug der Rachen zu, keine drei Zoll von ineinein Unter scheutel Jch risi den Revklrer aus dein Gür tel, ließ die nach dein Sprunge ein paar Meter zurückgebliebene Bestie herankommen, bis ibie Schnauze fast inein Knie berührte, und als ich er kcniite, daß sie zum neuen Sprunge sich zusammenraffte, feuerte ich· Die Kugel hatte gut getroffen. Lautlos brach der Wolf zusammen, und ich raste weiter Ein Blick über die Schulter zei te mir, wie das nachsehende Rudel it den gesalleneii Fiibrer sich stürzte und fiir mich war eine kostbare Minute gewannen Aber viel mehr als eine Minute tot-? auch nicht. Rasch hatten sie auss geräumt, die hungrigen Raubthier-, und nur noch gieriger als zuvor jag ten sie wieder hinter mir her. Lange konnte ich es nicht mehr aus halten, das war mir klar, und die Verzweiflung begann mich zu packen. Meine Beine arbeiteten nur noch auto matisch, ängstlich schielte ich nach rechts und links in Erwartung eines zweiten Schattens. Aber keiner tauchte aus, das Reuchen und Schnausen drang schwächer und schwächer an mein Ohr, das Travpeln der Psoten war gar nicht mehr vernehmbar. Ah! es . ing bergab, erst jetzt wurde ich rnir he en bewußt, und mit diesems Bewußtsein hielt vie Hoffnung wieder; Einkehr. » Rascher und rascher rollte nun die Maschine. getrieben durch die Schwer krast, und meine erschäpiten Muskeln konnten sich erboten. « Jch näherte mich dem Flusse, der m seinem reißenden Lause der Macht des Frostes bisher getrost hatte. Schon hörte ich ihn rauschen und tosen, ich sah, wie hie Monbstrahlen in den mächtigen, von den Brücken-Jochen herabhängenden Eiszacken glitzernb sich brachen. Ich schaute rückwärts Die Wolfe hatten die Verfolgung nicht aufgege »«len, aber sie schienen erschöpft; ii er eine lange Strecke waren sie zerstreut, unk- die nächsten etliche bundert Meter von mir entfernt. Ich überflo« mit Eden Augen den jenseitigen Au stieg. jKonnte ich den glücklich überwinden, ldann war ich gerettet. l Btikgeschwiud schoß ich über vie Brücke, und dann fina ich an die Pedale zu treten mit aller Kraft, die ich noch besaß. Jn Strömen lief mirs der Schweiß über das Gesicht, undi meine Knöchel brannten, wie wenn sie» in geschmolzenes Metall getaucht war-« den wären. - Endlich --—- endlich war ich oben, und mich halb umwendend, gewahrte ich den vordersten Wolf gerade über die Brücke preichend. Wieder zog ich den Revolver und schoß- dreimal ralch nacheinander. Das Glück hatte mich begünstigt, auch dieser Verfolaer stürzte und wurde von den Kameraden zerrissen. Vor rnir tauchten die ersten Lichter in lden häufern Newburry’s auf. Jn der nächsten Minute war ich zwischen ihnen und sah menschliche Gestalten sich bewegen. ’ Das Rad rollte weiter, ich hatte vie Kontrolle darüber verloren. Alles schien sich im Kreise nm mich herum zudrehen Jch wußte, daß ich stel, ich tonnte nicht abspringen, aber starke Arme fingen mich c..ns und ich hörte ans dem mich umschwiirenden Stim niengewirr den tiefen Baß Doktor Bruan heraus. «Sie!« ties er. »Mensch, tvo kom men Sie ber? Sind Sie toll? Was siillt Jhnen ein, bei Nacht nnd bei vie ier Kälte?« »Damit -——- wir -— haben -—— Sie — nöthig sp— dabeiin«« tenchte ich müh sam. »Ich bin gekommen, Sie —- zu boten." Eine halbe Stunde später saßen Broivn und ich ini leichten iiiit weis samt-sen Trabern bespannten S lit ten nnv fuhren, bei-leitet von einigen iiiit Fackeln versehenen und bewaffne ten Männern zn Pferde, unserem Ziele »in Von den Wölfen war nichts mehr zu sehen, sie scheuten das Licht nnd den Lärm unseres Zuges. Ich brachte den Doktor. wie ich’-J versprochen, und ich brachte ihn gerade zur rechten Zeit. Annie hatte in der Tnat die Divbtlieritig und ver Arzt ikiisite all sein: Geschicklichkeit anspie teii,el1,e die älter tnan nett-inq. So tvar denn Veiiigfteiiis nieiiie furchtbare Rad-— f.:r-rt nicht vergeblich gewesen. Jtalteuiceliks Rachtleveth iAne den Erinnerunaen eines Polizei BecnitenJ »Das italienische Nachtleben wollen Sie sich noch besehen, Herr CollegaZ Das italienische Nachtleben, das in Neisebtldern und Roinanen so reizvoll geschildert wird. werden Sie hier und auch in den meisten anderen Stadien Italiens kaum verwirklicht finden. Denken Sie sich das pulsirende Leben Ihrer rößeren deutschen Städte um erniae ptunden bei Gass oder elektri schern Lichte verlängert, dazu einen Platz. wo sich die sogenannte elegante, jedenfalls aber niiißiqe Welt ionzen trirt und den bereits- zuni lleberdrusse gehörten Musikviecen einer mehr oder minder guten Militar Kapelle niöa lichst toeaig Aufmerksamkeit schenkt und sich desto eisriger dein Stadkklatsch hinaiebt, dann werden Sie ein ieni-« lich vollständiges Bild dieser- vielge priesenen italienischen Nachtlebens Halten. Wollen Sie aber einen iieseren. Blick in ein Stück italienischen Nacht . lebend werfen, dort dem Sie wohl me nig in der schönen Literatur, dafür aber desto mebr in den Arirriinalakten verzeichnet finden, so iviirde es mir nur ein besonderes Vergnügen sein, Ihnen dabei als Führer zu dienen.« Es tvar Polizei-Jnspettor M» der diese Worte zu mir sprach. Eine dienst liche Angelegenheit hatte mich zu ihm nach V. geführt und wir hatten, nach dem diese rasch erledigt worden war, gemeinsam in einer bekannten Birm ria soupirt. Bevor ich mein hotel aus suchte, wollte ich noch das Treiben auf der Piazza Grande besichtigem Meine diesbezügliche Aeuszerung hatte denAn laß zum freundlichen Anerbieten des Polizäanlpektors gegeben, das ich selbstver ändlich annahm. Wir trenzten den von einer bunten Men dichtgesiillten Korso bogen in ein eitengitßchen ein« durchschritten mehrere ähnliche Biroli nnd blieben vor einein altehrtpiirdiaen hause stehen, aus dessen mächtigern eisenbeschlagenen Thore eine berwitterte Holztasel mit get kaum lesbaren Ausschriit »Osteria« ing. »Sehen Sie, Herr Kollegin dies ist eine unserer herüchtigsten Schänken, die »Scala rossa". .,Schade. da sie bereits gesperrt is ." »Gesderrt? -—- Bah, lediglich zum Scheine! Die Stammgiiste kennen ihren Einlaß." Auch der Jntperior kannte inn. aus eine Drehung mit dem Ringe, der sich an der Thüre befand, öffnete sich ein kleines Pförtchen in dieser, durch das wir uns mit tnapper Noth durchzwiins gen konnten. Wir schritten durch einen dunllen Hofraum in der Richtung ei nes schwachen Lichtschiknrner6, der durch eine Tende, einen Leinenvorhang, der eine Tbür vertrat, fiel. Der Juwel tor schlug den Vorhang zur Seite und zeigte auf eine Stiege, die nach einein lellerartigen Raume führte. »Dies- ist die »Scala rvssa«, die ro the Stiege,« erklärte derJnspettor, »der Boltsrnund hat ihr den Namen von dem vielen Blute gegeben, das sie schon getränkt hat« Vorsichtig stiegen wir die steilenStu fen hinab. Lautes Stimmengewirr tönte uns aus der Tiefe entgegen. «Tre, sit-, nove!« unterschied man einzelne u e. «Sie find an der Bedenk tagte ver Jnfpeltor. « Sie waren auch an der Arbeits An fünf oder lsechs Tischen des großen: Souterrain otales hatten sich lebhafte Gruppen von Moraspielern gebildet. Die meisten Spieler saßen, andere stan den an den rohen Holztifchem einzelne hatten sich sogar in der Hitze des Spie les auf sie getniet. Die volle Leiden schaft, die das aufregende landesübliche Spiel bei den Jtalienern entfesselt, prägte sich in den erregten Gesichtern Alle-r aus« Der Wirth hatte Mühe, die s Anforderungen feiner Gäste, denen das laute Schreien rasch die Kehlen trockne te, nachzukommen »Stor Girolatno hat ein mächtiges Geschäft,« bemerkte mir der Jnspeltor, »er bringt hier mehr Wein zum Aus fchante« als die größten Alberghi. Da bei ift fein Tropfen gut und, fo weit Einen dies überhaupt verlangen rann leiht- Wollen wir uns überzeu eni »,Toi Sior Girolamo. un niezzo li rv.« Der Wirth blickte überrascht aus und machte ein Kompliment, so tief es sein Schmerbauch gestattete. Der Polisei beninte war ihm wohl bekannt; mit iiberraschender S nellifieit hatte er uns die Flasche em n die Ecke ge bracht, in der wir uns, um iein Aus sehen zu erre en niedergelassen hatten »Kein Au bedens, Sin Sirt-leimen tvir wollen hier unbekannt dieidenf sliisterie ihm der Jnspeiior zu. Der Wirth nickte versiiindnisvoll rniti dein Kopie und ging seiner Wege. Der Jnspeiior hatte die Gläser ge füllt. »,Nun was sagen Sie zu dem Tropfen?« »Ein vortrefflicher Wein, wie ich ihn selten in einem Gasthause getrunken habe. »,Nim ei nma wohl aus einem lkr trafiißchen sein, aber, wie erwähnt, ist das Renornmee Sior Girolamos aut. Seine Gäste loiirben sich auch keinen schlechten Tritnl bieten lassen Sie ha- I den in dieser Beziebunq einen feinen« GauineiU ! »Und aus welcher Al asse relrutiren sie sich-est I .Meisi mit- der desserenAweiter-klassi-i Ein aioßer Theil ihres Verdienstes Mindert in die Taschen Sior Gimlnsij ins-IS' i »und rnre Familiens »Miifsen leider dasiir entbehren, ost auch hungern. Nur von Arbeitern fre auentirte Osterien in der Art der»Sra la rossa« giebt es in jeder italienischen Stadt zu Hunderten. Man macht sich keine Vorstellung, welches Kapital die durch das Mkraipiel so gesörderte Trunksucht in Italien verschlingt Sie trägt zum großen Theile die Schuld an dem Elende, das unter der Arbeiterin völterung herrscht . Der Mann bringt nicht so viel nach Hause, daß die Sei nen nur von der Hand in den Mund ieden können, daher die entsetzlichenFoL gen der Streits, die wir hier in letzter Zeit zu beklagen batten.'« »Und Ihre Gesetzgebung bat sich die ser wichtigen Frage nicht angenom men?" »Leider nein. Wenn Sie die Ver handlungen unseres Parlamentes ver folgen, werden Sie auch den Grund be greifen, ---- die Trunksucht bildet teine sensationelle Tages rage. Jn jüngster Zeit hat man sich reilich nothgedrun gen auch mit ihr beschäftigen müssen, und ein Gesetz mit strengen Sinshe stimniungen gegen Trunkene und ge ivissenlose Gastroirtlx, wie ein solches in anderen Ländern bereits erfolgreich fingesiihrt ist, steht auch bei uns inAus icht.« Jn diesem Momente entspann sich an einem Tische ein ditziger Streit. Die Spieler sprangen auf, in der Faust des« einen bliytk ein Messer. Sofort stürzte; aver der Wirth, der den Zwischensall voraiiggesehen haben mußte, herbei, faßte den Llngreifer amizlrme und zerr te ihn, von seinem Schantburschen un terstüht, aus dem Lokale. Wes er ihm draußen mitgetheilt haben mochte, läßt sich errcthen. Der Mann mit dem Messer erschien nicht mehr im Lotole und die übrigen Spieler gruppitten sich wieder, als ob nichts geschehen wä re, um ihre Tische. »Sior Girolanto toar auf duqu unserer Anwesenheit ist es wohl zu ver danten« dass diesmal kein Blut geflos sen ist," bemerkte der Jnspettor. »Das leidige Messen das heimMoraspiele nie Fehlt, hat chon manches Opfer geko tet.« »Und z hre Maßregeln dagegen?« »Gut-ei en sich fruchtlos. In unse rer Bevölkerung fließt siedendes Blut; wenn einer auch außer Stande wäre. ir« end ein anderes Verbrechen zu be ge en, zu einein Griffe nach deni Messer ist er im Zorne stets bereit. Weder Aussicht auf langjährigen Kerker oder Bagno und den folgernäßen Ruin sei ner Familie schreckt ihn davon zurück. Morgen vielleicht schon vollführt der Unseliae die blutige That, vor der ihn heute nur ein Zufall bewahrt hat. Ek ist dieg ein traurigesstapiteh das leider in unseren Atten in endlosen Fort sehungen erscheint. Wollen Sie nun vielleicht einen Bliet in unser lebender Verbrecheralbum werfent Der Weg ist zwar dahin ettvas weit« aber dafiir die Nacht schön. Auch diirfte auf die dum pfe Atmosphäre der Osteria die Lust uns gut thun.« Bei den intersssanten Mittheilungen, die mir der Jnspetior über die polizei lichen Einrichtungen der Quästur in V. machte, erschien mir der Weg nach der entlegenen Vorstadt, wo roir die Bettola »a! Pozzo nero« aufsuchen wollten, nur kurz. »Der »Pozzo nero« lschwarze BrunnenJ erklärte mir mein oführen »isi die beriichtigste Kneive un feres ganzen Polizeirayons, das Ren dezvouus der Gauner unserer Stadt» die nicht »Ammoniti« sind, das heißt« unter unserer speziellen Aufsicht stehen! und ihr heim nicht mehr nach dem Ave läuten, ohne gestraft zu werden, verlas sen diirfen. Freilich befolgen auch sie nicht immer strenge das Verbot, und beinahe jede Razzim die tvir in dem Lokale, allerdings aus Opportunitäts rücksichten nicht u häufig, machen, übrt uns einen o er den anderen dieser ögel in die hande. Unter diesen Ber hiiltnifsen werden Sie begreifen, daß ich Grund habe, das Lokal nicht dirett zu betreten. Dafür sieht mir aber ein bequemer Observationöposten zur Ver sit ung, den der »Gobbo« eigens einge ri tet hat, unt mit der Polizei auf gu l tem Fuß zu bleiben.« · « ft »Gobbo" der Schanttoirth?« »Ja wohl, den ich Jhnen sofort vor stellen werde.'· Der Jnspektor klopfte in lurzen Jn tervallen e nige Male an die Thüre der halbzerfallenen Hütte, worauf nian auf — dein Jlure schliirsende Tritte vernahm die Thüre vorsichtig ausgesperri wurde und ein buckliges, nommenartises Männchen mit einer a ten Stalilaterne ; in der hand erschien. Als et DM JU ! spettor erkannte, riß er mit sichtle be ;trofsener Miene die schmierige life vorn Kopfe. « »Den Jnspettor,« welche Ehre stammelte er. « »Meine Angst, »arnico«, mein Kom men ist diesmal weniger schlimm, als Du zu befürchten wohl Grund basi. Viele Säfte heute?'« ,,Ni t besonders, herr Jnspetim das Oe chiift gebt immer schlechter« der Verdienst der Leute ist gering.« »Nun ja, wir sind in letter Zeit et was schärfer in’s Zeug gegangen und baben Dir einine der besten Kunden ab gefaßt· Nichts desto weniger bleiben immer genug, die uns redlich zu schaf fen machen-« »Herr Jnspettor können sich über zeugen, dasz Alle anständigeLeuie sind.« »Ich kenne sie zur Genüge. aber die ser Herr möchte sich diese Sorte anstän diger Leute besehen.« Wir durchschritten einen engen, fin steren Haugsaang, dann eine fchmunige Kiiche nnd gelangten von dort in einen Verschlag, von oem aus wir durch ein gut mastirteg Guclloch einen Blick in das anstoßende Schänllotal werfen konnten. Ein interessantes Bild bot sich meinen Blicken: eine wahre Aus stelluna von Gaunertnpen war hier ver sammelt, vertomniene Individuen, de nen die Natur den Stempel des Verbre chen-: aus das Antlitz gedrückt hatte. Der Jnsvettor fliisterte mir eine Cha rakteristik der niartantesten Köpfe zu nnd ich war überzeugt, daf; tein Wort iidertrieben war. »Jet- dante Jl)nen,« sagte ich, als wir der Bettola den Niicten gelehrt hatten, »Sie haben mir thatsächlich ein hoch interessanies lebendeg Verdrecheralbum gezeigt. Als Polizeibeamter muß ich Sie um dies reiche Feld der Thiitigleit beneiden.« »Leider ist aber der Polizeibeamte auch Mensch und als solcher habe ich oft die Wahl meines traurigen Berufes bereut. Die Lichtblicte sind darin zu selten, um den fortwährenden Kampf mit dem Abschaume der Menschheit, in dem wir uns befinden, zu entlobnen.«« —- --- Mit dem Abschaunie der Mensch heit! Lebbaft gedachte ich dieses Wor ieg, als ich kurz darauf mit dem Jn ioettor eines jener Nachtrafes betrat, die in den Städten Italiens geduldei werden und ein abftoßendeis Bild menschlicher Verworsenlieit zeigen. Die Gaste relrutiren sirtiaakasesesikjefellss schaftollassen, vom verlommenen No bile mit liochtiingendem Titel bis zum verlumdten Lazzaroni t")erad; der Aus tvuri der Stadt iindet sich da. Was diesen Leuten von Wein und anderen Genüssen noch an Vernunft übrig e blieben ist, wird durch Spirituo en ichlechtefter Sorte betäubt. »Hier sehen Sie leine Verbrechen aber Bestien,« sagte der Jnsveltorz Pech antwortete ihm nicht sondern drangie hinan « die eniietsliche Atmosphäre, der elelerreaende Anblick erschien mir un erträglich. »Das ist abscheulich!« rief ich aus, indem ich aufathmend die frische Nacht luft einsog. »Echtes italienisches Nachtleben, das ich Ihnen zu zeigen versprochen batte,« erwiderte lächelnd der Jnspeltor. »Ich alaube, Sie dürften von der tleinen Probe genug baben.« Ja wohl, —— ich batte genug! J o fe f E r l e r. — Hosenfutter Juwelen. Seit Kurzem bezeigen die Töchter Albions eine ausgesprochene Vorliebe siir jene eigenthiimlichen veruvischen Steine, die sogenannten Jnca - Augen, die, in Vrochen, Ringen, Armbändern etc. gefaßt, sich ungleich mancher ande ren Kuriosität sehr hübsch und apart ausnehmen. Unter dem etwas unheim lichen Namen »Augaviel - Juwelen« lommen vie mit ven Jnca - Augen ver zierten Schmuctstiiele mehr und mehr in— Mode. Reisende haben dieseSteine häu sig in großer Anzahl aus Südamerila mitgebracht, aber noch nie ist man da raus gelommen, sie zu modernen Gold sachen zu verwenden Nachdem nun eine in der vornehmen Gesellschaft Londons sehr bekannte Schöne, einer Caprice iiachgebend, sich vor einiger Zeit einen ganzen Schmuck von Jnca Augen an fertigen ließ und förmliche Sensation damit erregte, hält man es jekt siir ein Postulat org guten Toneo, wenig stens ein Schmuelstiick zu beschen, an dem die seltsamen Steine prangen, die weaen ihrer dem menschlichen Augapsel ähnelnden Form einen so merltoiirdi gen Namen führen. Sie find gelb mit bernsteinsarbenen Lichtern durchseht und variiren in ver Größe von der hälste einer Haseanß bis zu der einer großen Erbse. Hin und wieder finden sich auch Steine, die in der Färbung mehr dem duntlen schottischen Rauch topas gleichen. Ein besonders schönes Jnea - Auge weist deutlich sichtbare lonzentrische Reisen aus. Da die Steine außerordentlich empfindlich gegen Nei bung mit Fremvlörvern lind. eignen »O die damit ausgestatteten Schmuck sachen nicht zum täglichen Gebrauch. —.—-—-—.—--——-—..-. « —— Kaidedekblüthe. Selbst der nn verwundbare Sieqftied hatte spika Ackillesferse — auf dem Rücken Ein galaniet Richtu- Richter: ! »Datf ich fragen mein Fräulein, wie ijui.g Sie sind?« —— Metitviitdio A« »Sie find die Treppe kinumemefallem wobei deun?« —B.: ,Beim Hinaussteigen.« --— Tiie Liebe ist dasjenige für der LUffienfcipem was die Sonne Mk Die Eies it.