3mllchhenlinödeb VonKaerolfinMeram Beim Kugler - Bauern in der Gant war es· Da saßen die Knechte amSarn-" stag nach Feierabend in der Küche, auf« dem Herde theils, oder auf »der An richt'«, dem Hackstock und so weiter. Die ViehrnalÆd hatte in einem mäch ti en Kessel a Heuabfällen und Gri sxen (Kteie) ein »Trantl'« über dem Feuer für die traute Kuh und verwen dete auf die Zubereitung dieser Reton valefzententost alle Sorgfalt. »Mei,« erzählte sie den zuhorchendew Knechtem »wenn’s g’rad sehen tönnt’g, wie einen die arme, trante Blaß ansl schaut im Stall dreut. Zum DerbxxrmeiH ist’s, g’radaus zum Derbarmes. Und i laß mir’s nit nehmen, angehert ist dem armen Vieh die Krankheit worden« Seitdem i ink- Trantl alltvegs an Eß liissel voll St. Janaziwasser eini thu, da sollts sehen, wie die Krankheit im Bauch von der Bloß umfahrt, wie a Maus in der Falls Ganz hinten aus dem alten Stamm pla des her-dein aus der Hühnersteige, b en, aus ibren Pseisen schmauchend, der Sixt und der Harti. Einer derj Knechte, der Schellenkranz - Hans, war in der Stadt gewesen und hatte von dort einen Sack voll Neuigkeiten in«’5 ochtbal mitgebracht, und die beiden urschen rannten schon förmlich auf den Bericht. »Ja, mei Liebe«, sagte Hartl zur Ma d, »mit’n St. Jgnaziwasser, das ist fi- eine Sach. Selb hilft lei, wenn man beim Zurichten von dem Trantl tein Wort reden thut, nie ein Sterbens wort.« Etwas ungläubig schaute die Magd allerdings auf den Burschen, aber sie getraute sich doch kein Wort mehr zu sagen. Zufrieden mit diesem Erfolg, wendete sich Hartl nun an den Schellen tranz - Hans. ,,Alsdann red’, Mensch, was machen die Leut in der Welt draußt?" Der Hang bog sich erst weit vor, lan te ein brennendes Scheit unter dem Ke el heraus und begann sein Pfeif chen anzutenten (anzuziinden). Dann seßte er sich aus dem hackstock zurecht und sagte: »Ja, ’s Neuigste werd frei sein« ’s Deutsche werd abg’schasst im Land.« » ( - » x«-8 Dann entttand eine lange Pause. Ge-v dankenvoll stierten die Leute in die’ Gluth und man hätte meinen möge-U die Nachricht des hans habe gar teine Wirkung, wenn nicht der Si t plötzlich grauigesahren wäre: »Jetzt soll mi der eusel tloanweis holen« alle Stund a Stuck meinetwegen, wenn i Di ver-l ste ’n thu, Haus« bermale eine lange ause. Auch mit dem Ausspruche des Sixt beschäf tigten sich die Leute« denn nach einer’ längeren Zeit bemerkte Barth »Halt nits « it nehmen thöt sich der Teufel, mitn stucktoeisholem weil er Di früher oder spater decht als a ganzer beturnmt." s »Halt Dein' Kaulasien«, ärgerte sich Sirt. »Aber jes sag, Hans, was ist’s denn mit’n Deutschen abschafsen?« l »Ja, die Sach ist halt also«, berich tete nun der Hans-. »Ja der Stadt hucks i beim Bräuer und trint mei Bie, die Halbe zu zehn Kreuzer. Und nacha thut ma halt seine Ohrwaschlen aus, dasz rna ’wag hört und vernimmt. Und da ist so a Mensch gewesen und der hat den Leutnen erzählt, in Böhmischen drein wölln sie’«g Deutsche abschassen. Die Böhmen haben a zureigne Sprach un a so schön dunlt sie ihnen, daß sie den Leutnen nimmer erlauben, deutsch zu reden. Und ganz Wunders aus oan Gattung Leut haben ste’9 abgesehen.l Warum, sell hab i net außerbrachtJ Kurios genug ist’s. Aus die Anstreicher und Maler haben sie a b«sundere Tiictn in Prog. Denen derbiaten sie, aus deri Straßen Farben zu tragen! Und tnit der Sach muß es sei Richtigkeit haben, denn er hat’s aus ar Zeitung außer gleseru Drunter und drüber geht’s im öhmischen, drunter und drüber. Die Kinder sollen böhmisch ’tauft werden, und a neue Gattung Knödel haben sie austopst, a Rweschben lsweschtes ist mitten drinn statt’n Speck. Jn die Höll timmst, glatttveg in die Höll’, wenn DÄ nit böhmisch tannst, weil lei mehr die Sprach in Beichtstuhl gelten soll, und a Student soll verhungert sein, ties in Böhmischen drin. Jn luan Wirthshaus hat er ’toas ansriemen lbestellen) tönnt auf deutsch und nir geben haben sie ihn. Ueberall tverd’S Deutsche abgeschafft Bei uns tm Landt, hat er g’sa·qt. der Herr, g'nau so get-H mitn Walschen, wie drent im Böhmischen die Sprach, Illetveil weiter breitet sie sich aus und hast mi nit g’sechen, werd oam ·i·z Deutschreden da a verboten«4 « ··! z »He-in rravven mirs uver n Ouac z, auffi, wenn i mi b’fmn, in die Knödl a F ZwefchM Na, na, Leut, fell därf net - fein, daß folche unhoarnliche Sachen J auftemmen,« faate HartL »Und der Walfche«, berichtete der , Schellentranz - Hans, »der Walfche ift lei a bei der Such dabei, hat uns der Izu auftlärt. Mit'n türtenen Plentu ( olenta, türtifcher Weisen) fein f’ fo , wie fo nimmer zufrieden und fo breitenl - sie sich auf der deutschen Seite eser fo aus, wie die Böhmen im Böhmerland nd haft nii nit g’fechen, ift die Stadt raußen waltch.« i ,,Satra«. fluchte nun Hartl dazwi tchen hinein. »Satra, fell diirf nit fein! Sell dürfen mir nit zugeben. Leutnem de in an guaten Knödel n Zwetfchb eini thuan, de die beste Gab Gottes a fo ver fchandeln, denen is Alles zuzuirauen.« »O mei, o mei,« jammerte hinten uug der Ect- die alte Einlegerin. »O mei, « v mei, ’5 Limdl foll wieder tunlich wer « den, wie onno Neun. Daß Gott der darm, die heiligen Abläß sualfch, die fEszredtg walfch und der liebe Vaterunser f a. J sag’s alleweil, der Antechrist tummt, der Antechrist.« »Gott verzeih Dir die Sünd«, warf der Sirt erschrocken ein. »Der Walsa)e; soll lei lemmen und soll amal rüggeln bei inserer guaten deutschen Sprach’!« Mit’n llugn Finger soll er insere Kno-« del antupsen. »Ob« ’s G’selchte soll er abschassen, der Walsche,« grollte nun HartL RIEM- Ktapfem Rocken und schwarzer Plent sein insere vier Ele ment. Dis-s ist ins-: Gesuan da pur-I den mir tein Eingriff. Dös lost mi an Lacher, wenn ma mir sagt, der WalschU will bei ins berinnen a so austreten, wies Er tBiihniische imBölimenland,« böhnte II . « Da machte der Schellentranzihans ern ganz bedenklicheo Gesicht. »Geh’ amal außi in an Sunntig aus Soltauo«, sagte er. »Zelm sein die Brunnenschachtgraber. Mach’ see aus,s Deine Ohrwaschlen, und los’, ob D’ a deutsches Wort oernimmst.« Da wurde es aus einmal still wie in einer Kirche. Man hörte das Krachen« der Fichtenäste unter dem Kessel undl das Brodeln des »Trantels«, das Ti cken der Uhr aug der Stube und das Rauschen des Brunnens. « ,,Hunderttausend Teuse1!« begann der Hartl wieder zu fluchen. l Jesus Maria nnd Josef,« jammerte die alte Einlegerin, »und alle vierzehn Nothhelfer stehts ’n Hartl bei! Ra wei-! ter a so schiach sluachen!«« »Schau, Sirt, in Sunntig gehen mir außi aus Saltaus, mitanand,s wenn D’ a Schneid hast« »O mei, o niei,·« jammerte die Ein le»erin, »was wollH denn aus Saltaus’ in Gottes Namen." Da pflanzte sich der Hartl mitten aus dem Herde hoch aus. Das Feuer wars seinen rothen Schein über die mächtige Figur und das martige Ge-« sicht, in dein die Augen nur so funkel ten. »Was wir wollen aus Saltau5?« sagte er. »Mit’n Walschen thuan miar rasfen und ’n Deutschen wieder ein sehen. Sell wölln mir! Und Oes Man-. der, wenn Oes a Schneid habt«, sagte er zu den Uebrigen gewendet, ,,tummt’s mit. Hin Sunntig nach’n Segen geht's ant« ,,·3reili aeh’n s’ mit. Alle qeh’n s’ mit,« schrie nun Sirt. »A Zweschb in an KnödeU Pfui Teufel; So a Sach lassen mir nit auslemmen.« Der Schildbof Saltau3, ein ehema lige-B herrschastiihaus, ist eine beliebte Einiehrwirthschast, auf dem halben Wege zwischen Meran und St. Leon hard gelegen. An Sonntagen ist die Herrenstube meist dicht gestillt mit Aus slii lern aus der Stadt, während das br te Vorbaus und die braun getiiselte Bauernstube dicht beseßt sind von Ar beitern der Passeirerstrasze oder auch des Brunnensch.1chtes, welchen dieStadtl unweit des hause-Z anlegen läßt. Die Arbeiter sind durchwe s Wäsch Tiroler nnd man hört in dieqser Gesell schast thatsiichlich lein deutsches Wort. Dass weibliche Element ist sehr schwach vertreten. Einige sonnenverbrannte Mädchen aus Südtirol nnd vielleicht auch ein oder das andere Dirndel aus dem Thale, nicht von bestem Rufe. Jn einer Ecke hockt ein harmonila spielen der ohnePause immer sortspielt Nach dem Takt dieser Weisen, sie ost auch mit Gesang begleitend« tanzen die Burschen entweder mit einander oder auch mit einem der Möde, wenn ei-« ner die nöthige Schneid und Stärke vor der anderen hat, um diesen Vorzug de hauvten zu lonnen Streit und Zank mögen vorkommen, sind aber zumeist schnell geschlichtet, denn der Wirth gehört zu jener Klasse der Thalbewohner, die nicht viel Um stände niacht, wenn es gilt, eine Tanz stube zu saubern. ,..stellnerin!« rnst er vortvmmenden falls, »mach’ die Thiir aus« i, der Hans nnd derSeptz möchten auszischnseiszen!« Als sich am Sonntag wieder das Vorhaus und die Bauernstube mit Ar beitern stillte, die Kellnerinneu mit den Weiuslaschen hin und her liefen und der Ziehorgelspieler mit seinen Weisen be gann, da schaute der Wirth ganz ver wundert aus eine Gruppe einheirnischer Leute, welche von der kleinen Kirche her gerade aus das Wirthshaue zulam.— Da waren ter Sirt und derHartL dann der Schellme ?""Ians, der lange Sein-, der Großtnecht des Kuglers Bauern, dann de: ,,lachende Much,« ebensalls ans dem genannten Hofe Knecht. Der hatte seinen Namen, weil er immer lachte. Als ihm einst der Ba der einen Zahn riß, da lachte der Mueh nach dieser Overation hell auf. Der hierdurch beleidiate Bader seagte, was es da zu lachen gebe; da antwortete der Milch: »Ha, ha, ha. da soll Dauer nit lachen! Ha, ha, ha, statt’n tranken Zahn linto hast mir an g’sunden rechts derwuschen!« L Dieser Gesellschaft aus dem hofes hatten sich noch zwei Holztnechte ange schlossen, welche meinten: »Die ganze Wochen im Wald sein, da möcht der Mensch halt an sein Kurzweil haben an an Sunntia!'« Ter Wirth grüßte die Antömmlinge, nicht ohne seiner Verwunderung tiber den seltenen Besuch Ausdruck zu geben. »Bei Dir hoaszt’"g jehern beim Ivals en Wirtb,«' meinte anzüglich hartl ie beiden holzknechte, schweigsam, wie schon diese Leute sind, zogen ihre Jap pen aus und hönaten sie an die Hirsch geweihe an die Wand und der Schel lcntranz Hans holte sich aus der Kü che einen Stuhl mit besonders dicken Füßen. Der lachende Mach meinte: »Ha, ha. ha’ Bin neugierig, tvie viel Löcher i heut in meinSchädel bekumm.«i Während die Kellnerin die Leute mit Wein Versurqtr. schritt der Sirt bedäch tig Durch Vorhius untStube und zähl e die Leute ab ,,Dreißig sein« mur inelte er, »und insere sein sechs, trifft auf oan siins G’rad z’recht.« Der Wirth roch Lunte, daß da etwas nicht in Ordnung sei. Still schmuns zelte er vor sich hin u. stie in den Keller hinunter. Er gedachte Ich in die Ge schichte nicht einzumischen. Erstens wollte er es mit den Thalleuten nicht verderben und zweitens war es höchste Zeit, daß die »Wälschen« einmal eine Verwarnung bekämen. Sie wurden immer kecker in dein einsamen Wirths hause, und die Stadtleute singen schon an, sich sernc zu halten. Sirt nnd Hartl hatten es sich mit ihrer Begleitung recht bequem gemacht an einem Tisch in der Ecke, als zwei Tot-risten bereiniamen, sich eine Weile umsahen im Raum, und dann mit ei nem »Mit Verlaubniß« an demselben Tische Platz nahmen. Nachdem sie sich Wein bestellt hatten, setzten sie ein je denfalls schon sriiher geführtesGespräch fort. ,.Nein,« sagte der Eine, »was man so in sich bit-einbringen kann, wenn es sich um eine Lieblingsspeise handelt, das ist unglaublich. Jn Pilsen, wo ich im ver aangenenSommer arbeitete, da habe ich aus einen Sitz dreißig Zwetscheninödel gegessen? Ter Hartl horchte hoch aus und der Sirt versetzte den Holzknechten einen Fußttitt, um sie aufmerksam zu ma eben »Zwetschlentn"odel,« sagte der zweite! Tourist, ,,dariiber steht nir aus. Wenn sie so frisch herausgebacken sind,« s ireiter kam er nicht mit seiner Rede. — Mit seinen langen Armen griff der; Hartl hinüber iiber den Tisch und pack-» te den erschrockenen Menschen mit festem Griff, trug ihn frei schwebend bis zur Thüre und warf ihn auf die Gasse. — Hinter ihm folgte der Sirt mit dem zweiten. « Das war das Signal. Ohne ein Wort zu äußern, packten die zwei Holz-; tnechte jeder einen Wölschen und trugen sie vor die Thüre. Dann begann auch der Großlnecht seine Arbeit, der Schel lenlranstans sprang mitten in die Tanzstube hinein, und hell auf lachend reinste sich der Much mit einem riesigen Steinarbeiter herum; ein Glück, daß ihm einer der holztnechte zu ilfe kam Die Walschen waren erst iarr vor Staunen, und dachten sast nicht an eine Gegenwehr. Tier erste Versuch einer solchen mißlang auch rundlich, denn die Passeirer hatten .tiihlbeiwe abge tnickt und das ist eine gefürchteie Waf se. Aus allen Fenstern sprang hinaus, was nicht hinausgeworsen wurde und in einem Zeitraum von einer Viertel stunde ivar der Platz gesäuberL Die zwei Tourisien flüchteten auf der Stra ße der Stadt zu, was sie nur laufen konnten und bald folgten ihnen die Wälschem Sie hatten einen Angriff aus das Haus versucht wurden aber bei einem Ausfall der Passeirer zu ruckgeschlagen Am Brunnentrog stand der Much und lachte aus vollem Hals: »Da, ha, ha! Irr-ei Löcher hab’ i' im Kopf und an Stich im Wadll Ha, ha, hat« Der Sirt suchte nach seiner Pfeife in der ganzen Stube herum und bemerkte erst nach längerer Zeit, daß er sie zwi schen den Bahnen gehabt hatte während der ganzen Rauserei. Die zwei Holztnechte hockten schon wieder ruhig hinter dem Tische und trauten Tier Großtnecht band sich den zerris senen ledernen Hosenträger mit einem Spagat zusammen und der Schellen lranz-Hans beruhigte die Frauenzim mer in der Küche. Der Hartl aber stand mitten in der Stube, stopfte seine Pfeife nnd sagte: »Ne, Idlche eausliche Sachen, Knä del mit Zwei chben, fell lassen mir nachher nit austemrnen im Land bei ins herinnen! A Specktnödel ist a gute Gottesgab Sell ist die richtige Kost fin a deutsches Gmiiath!« L WA- i Das verhängnisvolle Manne-L Aus der New Yorler Gesellschaft. BonMariug. Wenn Frau Arniida Money-Berg auch noch so mi.de war, konnte sie es doch nicht übers Herz bringen« ihr Schlasgemach auszusuchem ohne vorher mindestens zehn Minuten im Speise ziinmer gewesen zu sein. Wer daraus folgern sollte, daß die Dame etwa an Heißhunger gelitten, cder zu so später Stunde wenigstens noch Appetit aus diese oder iene Lecke rei gehabt habe, würde ihr grausam unrecht thun. Die Sache hatte einen ganz anderen Grund. Jn dem rißzimnier befand sich ein herrlich geschnitzter Schrank, welcher einen großen Schuß enthielt, das be rühmte Silber-Service des Hauses Money-Bag. Und vor dem blihenden Silber-Ge räth rerrichtete Frau Armida all abendlich ihre stille Adacht, die all mählich in inbrünstige Verzückung überging. Ach, wer von uns Menschen hat lei nen rtdatgöszem dem er Meihrauch und hrthen streut, wenn’s niemand sieht? Mit dem Familiensilber hatte es nußn allerdings seine eigene Bewandt ni . Ehe Herr Uriah Money-Pakt an der Börse den großen »Couv« in Betro leum gemacht und über Nacht Millio när geworden war, dachte an das Ser vice teine Seele. Frau Ulrniida und ihre Tochter Mi nerva waren sehr zufrieden gewesen, wenn sie nur von einfachen Telleen Gutes essen lonitien. Mit der ersten Million. die Papa Uriab in Sicheukeit brachte, änderte sich die Sache. Frau Money- Bergs-; befcheilene Gewohnhe ten schlugen in das Gegentheil um. Sie empfand ess plötzlich als heilige Pflicht, für den Glanz ihres Hauses zu sorgen und war überglücklich als ihr ein in der That prächtiges, vollständiqu Silber Service offerirt wurde, dessen einzelne Bestandtheil: ein allerdings mysteriös ausfehendes, abei um so iinponieten des Wappen trug. Es war ein Gelegenheit-skan und Frau Money-Bock griff auf der Stelle zu. Das Service befand sich kaum einige Monate in ihrem Besitz, als sie seinen Ursprung völlig vergessen hatte und fest überzeugt war, daß es schon seit vielen Jahrhunderten in ihrer erlauch ten Familie sein glänzendes Dasein ge fiihrt habe. Einiges Kopfzerbrechen freilich ver ursachte das ominäfe Wappen. Frau Armida wußte zuerst nicht recht, ob dasselbe von ihrer Seite herstammte, oder von der ihres Mannes. Die Wahl war auch nicht leicht. Herrn Money-Bags’ Vater hatte den ehrenvollen Posten eines errdebahn Konduiteiirå in Brooilnn bekleidet, während Madames Papa Briefträger in Philadelphia gewesen war. Mit der szeit jedoch besiegte Fras Armida alle diese Schwierigkeiten, in dem sie nur noch von unserem Wap pen sprach und jedem, der es hören wollte, rührende Geschichten von dem Familiensilber der VionehsBags er zählte. " Herr llriah, der auch als Millionär ein verniinftiger, einfacher Mann ge blieben war gerieth in Verzweiflung, sobald das Service aufs Tapet kam, und flüchtete, wenn er irgend konnte, in den fernsten Winkel Das Silber fehlte auf der Tafel bei keiner einzigen Mahlzeit, um jeden Abend in dem eigens dafür lonstruir ten Schrank untergebracht zu werden, der Frau Armidas größtes Heiligthum bildete. Nun begab es sich daß Fräulein Minerva Money-Bari bei einer fashio nablen Festlichleit die Bekanntschaft des jungen englischen Lords Arthur hollister machte. Mhlord .var echt, ziemlich begütert, nicht gerade übermäßig klug, aber recht gutmutbig Fräulein Minervas zuvorkommende Freundlichkeit vlieb nicht ohne Ein druck auf ihn die Millionen ihres Herrn Vaters vielleicht auch nicht, und so begann alles darauf hinzudeutem daß in dem Hause Money- Bag dem nächst ein glückliches junges Paar sein Verlrbungsmahl einnehmen werde von dem wavvengeschniiickten Fanii liensilber natürlich. Der erste Besuch des jungen Englän ders sollte durch ein großes Dis er ge feiert werden, an welches Frau Ermi da stolze Hoffnungen knüpfte. Wer weiß, ob die solide Pracht ih res Hauses und vor allen Dingen das wundervolle Familiensilber den Lord veranlassen mochten, schon an diesem Tage das entscheidende Wort zii spre chen? Schwiegermutter eines wirklichen und wahrhaftigen Aristoiraten, der zudem noch eine-«- schonen Tages Mar auis werden konnte! Welche Aussichten eröffneten sich da? Der Besuch in einem uralten Schloß ; voller Ahnen und Gespenster, und wo- ; möglicherweise gar die Gelegenheit, der; Königin von England, Kaiserin von Indien, präsentirt ni werden . . . Unter solchen Umständen war es Frau Money- Bag wohl zu verzeihen, daß: sie sich am Tage deg Dinerg in einiger Aufregung befand. Auch Fräulein Minervas Herzchen klopfte über-laut. als Lord Hollister seine große, ioeiße Rechte um ihr klei nes Händchen legte. Er sprach zwar nicht viel, und geist reich war es auch nicht, was er sagte dafiir fehlt aber keinem Worte der pi iante echt englische Accent, den die amerikanische Jeunessetoree in solcher Vollendung irotz aller Mühe auch nicht annähernd erreichen kann. Und nun ging es zu Tische. Frau Armida hatte sich gar nicht ge täuscht, das Familiensilber imvonirte dem Lcsrd in der That. Er ließ nicht mehr die Auan davon. ,,Al)a«, lächelte Frau Money-Bag, »ich dachte es doch, das überrascht, das: blendet ihn«, und feelcnvergniigt ers zählte sie die Geschichte von dem Ser vice mit dem stolzen Wappen ihres Hauses. Lord Holliiter hörte mit gespannter Aufmerksamkeit zu. Er wurde ab wechselnd roth und blaß, erwiderte je doch kein einziges Wort. Merkwürdig! Sollte er am Ende netdisch sein? Frau Armida achtete, im Bewußt sein ihres Triumphes. nicht wettet daran und nach der Suppe hatte Sei ne Lerdschaft sich genügend erholt, um eine allerdings nicht gerade glänzende Unterhaltung mit Fräulein Minerva zu führen, die sich sehr duldsam zeigte und srgar mit taubentrommem Lä cheln darüber hinwegsah, als ihtNach bar nach dem Punsch a la Nomaiue, au enscheinlich in völliger Selbstver ge enheit, mit einem bösen Blick auf das herrliche Tafelfclber einen ganz derben Fluch ertönen liest »Wie, mein Lcr lispelte das jun ge Miidchen erwartungsvoll »Sie wollten sagen —- — t« l »Ha! ha! Höchst dwaige DameJ Ihre Frau Mutter ——— —« : »Meine Mutter? Ich verstehe Sie nicht, Lord .5)ollister««, fiel Minerva! ein, deren eitler Seele eben noch die Morgenröthe tnosvenden Glücks ge leuchtet hatte, wie aus den Wolken ge fallen. « »O, o, bitte tausendmal um Gut-; fchuldigung, wollte sagen, daß Frau; Money-Berg höchst amüfant zu erzäh len weiß, habe mich nur schlecht aus gedrückt, muß zu viel Fisch gegessen haben, dann fehlen mir immer die rech ten Worte. Hoffe, von Ihnen nicht falsch verstanden zu werden« »Nein, nein«, sante nervös Fräulein Minerva. Ein ordentliches Gespräch wollte aber nicht mehr in Fluß kommen. Früh schon oerabfchiedete sich derLord, ohne das entscheidende Wort gespro chen zu haben, und das stolze Gebäu de, welches Fräulein Minerva auf ih ren Hoffnungen erbaut, wurde um so und so viel Etagcn kleiner. ; Aber Frau Money-Pan tröstete fi liebevoll: s Gräme dich nicht, Kind. Es wird noch alles gut. Der junge Mann ist »nur zu schüchtern. Man konnte es ja sehen, daß ihm etwas auf der Seele flag. Er getraute sich nicht heraus da .mit. Warte ruhig bis morgen, da hö ren wir sicher von ihm.« ) Frau Armida war eine gute Pro fphetin f Lord Hollister ließ am anderen Tag Hin der That von sich hören, und zwar s durch seine Advokaten, die HerrenOyer yund Terminen welche nachstehendes Schreiben an Uriah Money-Pay ge schickt haben: ,,Werther Herr! Lord Hollister hat uns beauftragt, zu Jbter gefälligen Kenntniß zu bringen, daß er gestern auf Jhrer Tafel ein Silbetservice in Gebrauch gesehen hat, welches vor zwei Jahren seiner Familie in Eng land gestohlen wurde. Seine Lord schaft hat nicht die Absicht, das Ser vice formell zu rellamieren, wird Jhnen aber, falls Sie geneigt sind, es ohne Umstände in- den Besitz des recht mäßigen Eigenthümers übergehen zu lassen, den seiner Zeit gezahlten Kaus preis mit Vergnügen zurückzuerstatten Jn jedem Falle muß unser Klient jedoch darauf bestehen, daß sein Wap Pen unverzüglich von dem Silber ent xsernt werde, wenn Sie dieses in Ih ’rem Besiy zu behalten gewillt sind. Achtungsvoll Over cko Terminer.« Acht Tage später befand sich das Un glücksiService auf dem Wege nach nach England. Die Money-Bags essen jetzt wieder von Meißener Porzellan. vorläufig ganz chne jedes Wappen. Der traute Zahn. Humoreste von M a rl T w a i n. Deutsch vonJuliusHalnL Unertriigliche Zahnschmerzen quäl ten den arme-n Potts, und so entschloß "er sich denn, als er den Schmerz nicht länger ertragen konnte, sich voll To degverachtnng zu dem berühmtesten Zahnarzt New Yrsrts zu begeben, um den vermaledeiten Zahn herausziehen zu lassen. ( Der Zahnatzt, der eine riesigePraxis hatte und das viele Zahnreißen unmög lich allein bewältigen konnte, hatte so eben nach eigener Erfindung eine ge nial ersonnene Zabnreißmaschine eige ner Construction zusammengestellt Ein Damrsmottsr bewegte die sinn reiche Maschinerie, deren-dauptbestand theil der äußerst complicirte Hebel war, der eine Brechstange emporschob, öff nete, ciusstreckte und zusammendrijckte, um diese tm nächsten Augenblick mit ei inem Ruck emporzuschnellen, worauf eine Sprungscder sie wieder an ihren Platz zuriirldriicltr. Diese herrliche Erfindung nun woll te Herr Slupp an dem ersten bestenPa tienten versuchen, der zu ihm herein stolperte. Und dieser Vechvogel war Niemand Anderes als unser Mr. Potts. Almungszlos setzte er sich in denMars terstuhl, öffnete der Aufforderung des Arztes gemäß den Mund sperranqel weit, und im nächsten Moment ertonie ein ohrenzerreißendeg Schnauben nnd Rasseln und Brausen. Etwas Unheim liches, wie ein langer, inagerer Arm streckte sich ihm entgegen und — fchwappg ——- fühlte er, wie dieses Et trasJ seinen Zahn erfaßt, ihn vom Ses sel reißt, hoch in die Luft wirft, an die Wand anrempelt, zweimal, dreimal, daß ihm alle Rippen brechen; ihn wic der in die Höhe emporwirbelt wie einen Gummiball, so dasz er bei diesem Luft sprung mit dem Kon ein Familien-· porträt durchlöchert und mit den Stie selabsätzen den Trumeauspiegel zer trümmert. Hieran umkreiste er in ra schem Drehen zwei- bis dreimal den Krt)stallleuchter, riß ihn glücklich mir nnd fiel dann auf den mit Schneid und Stechinstrumenten beladenen Tisch Dort blieb er ohnmiichtig liegen, worauf man ihn nach Hause trug und ins Bett legte. Zwei bis drei Stunden später trcckte ihn fürchterlicher Zahnschmerz aus sei ner Betäubung; denn die geniale Höl lenmaschine hatte ihm wohl zwei Zäh ne gerissen, aber der krante war ver schont geblieben. Mr. Potts wartete wieder einige Tage, endlich beschlon er, den ungebu digen Quälgeist selber zu entfernen. Er erinnerte sieh einmal gehört zu haben, die sicher-Ete, bequemste und schmerzlo geste Art der Zahnoperation sei folgen e: Man umwickelt den Zahn mit einem siarlen Zwirnssoden, befestigt an das Ende des Fadens eine Pistolenlugel, steckt die Kugel in die Pistole, drückt log, und bumms, fliegt Kugel sammt Zahn in die Luft Mr Potts fand diese Methode so Praltisch, daß er sofort zu deren An wendung schritt. Er nahm einen starken Hanfzwirnsi faden, Lesestigte ihn an Zahn und Ku gel, lud den -Reoolver, gings-km Fenster und --— der Schuß ging nicht los, denn Herr Potts 1Eil-erlegte sich, ob er schießen solle oder nicht, weil der Schmerz — oh Wunder! im selben Moment wie tveggewischt war. Er wartete zehn Minuten, zwanzig Minuten. Der Schmerz hatte gänzlich aufgehört. Na, meinte Mr. Potts, so lösen wir die Schnur. - Er machte eine Handbewegungx aber im nächsten Moment trachte der Schuß »und sammt der Kugel flog der kranke » Opahn n.it einer Anfang szgeschwindig leit von fünfzig Kilometer in die Luft Mr. Potig aber stürzte schreiend und zuckend zu Boden und blieb dort so lange liegen, bis seine Frau herein stiirzte und ihn auf den Lehnstuhl ans osfcne Fenster setzte, damit er sich in der frischen Lust erhole. Betäubt und noch halb Jesinnungs los starrte er zum Fenster hinaus und sah wie vier Männer einen blutiiber strömten Körper durch den Nachbar garten schleppten. , »Was Ist geschehen »Jrgend ein Stroleh hat Nachbar Dingus erschossen.« ,,Nachbar Dingus?« Mr. Potts, dessen Kräfte wunderbar rasch zuriicllehrten, griff nach Hut und Stock und eilte in des Nachbars Hans. Als er eintrat, hatte der Verwunde te soeben das Bewußtsein zurückerlangt und erzählte den Vergang: »Ich saß auf dem Apfelbaum und pflückte Aepfel, als plötzlich ein Schuß erdröhnte und ich, am Schenkel der wnndet, brrunterpurzelte. Woher der fScksuß lam, weiß ich nicht, auch habe sich keine Ahnung davon, wer der mör sderische Angreifcr sein mag-« : Ter Arzt machte sich an die Sondi Jrung der Wunde, und das Erste, was er sand, war ein starker Zwirnfaden, an dem eine Kugel befestigt war. Als der Arzt an dem Zwirnsaden zu ;zielien begann. stieß er aus starken Wi derstand, und der Kranke brüllte, als ob er am Spieß state. Daraus folgerte der Arzt natürlich, daß noch ein zweites Geschoß in der Wunde stecke und erklärte, in den An nalen der Arzneilunde sei noch kein so interessanter Fall vorgekommen; er werde der medicinischen Atademie dar iiber Bericht erstatten. Vor Allem mußte das Geschoß ent fernt werden« zu diesem Zweck schlä serte er den Verwundeten mit Chloro sorni ein, machte einen tüchtigen Ein zschnitt in die Wunde und —- o Stau Inen —· ein ziemlich großer Zahn wars, der zum Vorschein kam. Der Fall ward immer eigenthiim licher. Der Zahn konnte doch unmöglich als Kugel benutzt worden sein, sonst wäre er zerschmettert Berschluclt konnte ihn Herr Dingus auch nicht haben, wie wäre er sonst mit Kugel und Zwitn in den Schenkel gerathen? ,T-er Fall ist sehr nihsteriös,« sprach der Arzt kopfschüttelnd »So ein Fall ist mir in meiner Praxis noch nicht vor gekommen Kugel, Zwirn und Zahn müssen rein vom Himmel herabge schneit sein und Zwar — — Aber Herr Potts —- toas ist Ihnen? Sind Sie unwobl? Sie bluten ja!« »Ich s«—— ich, ich blute?« ,«Ja, Jhre Lippen sind ganz blutig.« »Ach das ist nichts-. Ich habe vor Kurzem einen Zahn verloren.« »So? Wer hat ihn gezogen?« ,,J—-—i—ich! Ach Gott, ach Gott. Jch will Alles gestehen. Ich habe ihn mir selber herausgeschossen.« ,,He1;aus — geschossen?!?!« ,,Ja.« llnser armer Mr. Potts wurde lon gen Mordversuchcs unter Anklage ge stellt und Nachbar Dingus schwur hoch und iheuer, er werde ihm, sobald die Wunde geheilt sein werde, höchsteigen händig auch die übrigen Zähne aus dem Munde schießen. Die zusammengerottete Menge aber wollte den Attentäier lynchen, als er in das Gerichtsgebäude abgefiihrt wurde. Als derUniersuchungsrichter sich nzii dem Misseibiiter allein sah, suhr er ihn wüthend an. »Herr, Sie sind ein ganz gemeiner Verbrecherl Verstanden2« »Ja, ja,« stammelte Mr. Potts ganz zerknirscht, »aber ich habe ja nicht ge wußt, dass Dingus auf dem Apfel baum säs;e!« »Ach, Schnickschnack, das meine ich ja gar nicht. Aber wenn man schon schiebt, so schießt man todt· Jetzt wer de ich grade so viel Schererei und Pla ckerei haben, als Iviirs ein Mord und bekomme nur halbe Gebiihren. Das ist ein SkendaL merken Sie sich das für die Zukunft und machen Sie ein anderes Mal Jhre Sache besser." —— Anf- dem Auffatzhefte einer höhe renTochter:»Das Kameel i dasSchiff der Wüste, fein Führer der Wind, wel cher ihm die Segel schwellt.« —— Eifersüchtig. Sie: »Ja-net Herr dort starrt mich schon fünf Minuten an.« —- Er: ,.Davon Hättest Du ja gar nichts bemerkt, wen IT ihn nicht auch angesehen hatt-Pf