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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (Jan. 27, 1899)
Cyrano de Bergen-da Roman von Jules Lermina. (8. Fortsetzung) Sein Freund hatte ihn ehiirt, nnd derseye im Tone grii ten ertrauens: »F echte nichts, ambournac, ich ste site alles!« » n diesem Augenblick betrat ein Edelmann im großen hoftostiim die Mk . it einer Kopsbewegung deutete Jolidet aus ihn und fragte halblaut: »Wer ist das?" »Das ist der Großmeister der könig lichen Küchen,« sliisterte ihm Cam bournae u, während der Fremde mit Just-statt chkm S kitte näher nat und tn hochmüthigem - one fragte-. »Nun, ist alles bereit?« »Noch nicht, Herr,« stotterte der Koch »Im Teufel, was bedeutet dr13?« » ir werden gleich sertig sein.« be stätigte Jolivet, »wir haben höchstens noch eine Stunde zu thun.« Als er seinen Kameraden so bestürzt gesehen, hatte der brave Bursche es siir nöthig erachtet, dazwischen zu treten, doch er bedauerte das, denn der Groß meister hatte sich zu ihm gewendet und fragte, ihm musternd: »Wer ist dieser Mensch?« »Ein Koch,« erwiderte Camvournac zitternd. »Das sehe ich, nnd wo kommt er her?« »Die Zeit drängte, gnädiger Herr. und ich glaubte, ihn annehmen zu mussen.« »Ohne niich zu fragen-« »Es war im Interesse der Fiiiclien." »Das war unrecht gehandelt; ntan nimmt nicht so den ersten besten in die Küche des Königs aus« »Ob« ich stehe siir ihn, wie für mich selbstl« ,,DieseBiirgschast genügt mir nicht!« »Ohne ihn hätten wir die Zeit ver täumt.« »Um so schlimmer siir Sie; denn es ist hr Amt . . « ber er ist ein Künstler, Herr. ein Küchennieister ersten Range5!« »Kiinstler oder nicht, das kümmert mich wenig. Jch will hier leine neuen Gesichter. . . . Sobald das Mahl ausge tragen ist, werden Sie dieses Indivi dium sogleich sortschiclen." Jolivet machte eine traurige Miene, denn all’ seine schönen Pläne sielen ins Wasser, doch der Edelmann liimmertc sich nicht nile uui ihn, sondern sagte, sich zu dem iichenmeister wendend: »Was werden Sie Seiner Majestiit heut zum Mahle vorsetzen? ich sage Ihnen im voraus, daß der König gro sen Appetit hat.« mZuerst einen blauen Hecht,« versetzte Cambournac. «Gut!« »Dann einen setteii Kalbsbraten.« »Und weiter?« »Ein sasti e Taube!« ·Jst das a es?« »Wir haben noch einen gebratenen Truthahin eine Creinetorte, Käse Früchte und einen Kuchen-« »Das ist nicht übel,« meinte derEdels mann, «doch richten Sie sich to ein, daß beim ersten Glockenschlag . ." »Sie können sich daraus verlassen, herr," versehte Cambournac, sich ttes verbeugend, und der Edelniann wandte sich bereits sort, ohne einen Blick aus Jolivet zu werfen. Der brave Junge athmete bereits aus; man vergaß ibn: weiter verlangte er nichts; doch er hatte sich zu srüh gefreut, denn an der Thür angelangt, drehte sich der Edelmann um und sa te zu Cambournac auf der-. neuen Kii enjun en zeigend. »Sie haben mich verstanden, sobald das Mahl ausgetragen ist, vor die Tbiir mit diesem da!« Als er verschwunden war, sahen sich die beiden Freunde mit betrübender Miene an, und der Koch murmelte: »Arme: Jolioet!« Was den Lataien Cnrauog anbetras, so dachte er traurig« »Ich werde nichts sür meinen Herrn thun tönnen!« Doch sogleich richtete er sich aus, der Gedanke an seinen Herrn gab ihm die ganze Energie zurück. »Man-, Muth, Jolivet,·' sagte er sich, »zeige dich deines Herrn würdigt« Und zu einem lepten Versuch ent-· chlossen, fuhr er tritt lauter Stimme ort: «Camdournac hast du gehort’k« »Was denn?« »Der König muß seinem MahleEhre anthun!« »Ja, und glücklicher Weise ist das Material dazu vorhanden!« ,,Iindegt du«-« »Gut-i ; ist das nicht auch deine-Nei nun I« »ja und nein!« ? as hast du dagegen einzuwen den?« EBOOK Gkkschke sind seht massiv; dn müßtest ein bischen Abwechselung, ein bischen Koteiierie hineindringen.« »Du hast recht,«aber wie?« Joiivet naht- eine schlaue Miene an, legte seinem Landsmann die hand aus die Schulter und sagte: . »Was meinst du zn einem schönen Kaibsbraten in Krebssauce?« »Nicht übel, aber wir werden seine Zeit dazu haben.« » «Oh doch, ich werde schon dasur sor gen; doch das ist noch nicht alle-si« »Was hast du denn noch?« »Nun ich setze dort Katpsen.« »Willst du d e etwa kochen, wo denkst Du hini »Nein, ich will die Milch herausneh mens« »Und weiter?·« »Dann werde ich sie mit Triiffeln be reiten, und unser Herrscher soll sich die Finger darnach lecken; weiter sage ich Dir nichtj.« Cambournac faltete bewundernd die Hände und rief : »Jolivet, du bist ein Kochgenie.« Doch der Freund fuhr fort: »Liebt der König die Stißigleiteii?« «Oh js!« »Das ist gut; dann werde ich ihm Speise meiner Erfindung zubereiten.« Nach diesen Worten machte sich der Gefährte Cyranos sofort an’·5 Wert, und Cambournac ging ihm fleißig zur Hand. Die andern aber dachten nicht mehr zu schlafen, sie sahen aufmerksam zu, denn Foltvet verrichtete wahrhafte Wunder. Tit hatte das feste Bestreben, sich auszuzeichnen, und als einzige Be lohnung verlangte er nichts weiter, als nicht fortgejagt zu werden, —- bis sein Ziel erreicht war. Eifrig ging er, ohne eine unnütze Bewegung zu machen, hin s und her, kostete hier und da und machte s sich dann an dem Tisch zu schaffen. an » welchem Camhournac eben einen Teig ; bereitete. So verging die Zeit, da hörte ; man plötzlich einen Glockenschlag Ju - diesem Augenblick rief Jolivet, sich die s Hände reibend: l ) ) s ! i i i i i i i »Wir sind fertig; der König mag koinmen!« Eben hielt der Großineister der kö niglichen Kuchen seinen Einzug, dosti wie qeblendet suhr er zurück, denn auf einem Tische hatte er eine riesige Torte bemerkt, welche in sich eine prächtige Auswahl von Leckercien und Kuchen vereinigte, während eine Lilie von kan dirtern Zucker auf der Spitze schwebte. »Wie, Tarni-away davon hatten Sie mir ja gar nichts gesagt!« rief der Edelmann, nachdem er das Kunstwerk bewundert »Za, ich wußte es selbst n: chi. ie scherzen!« »Oh das würde ich nicht wagen,« erklärte Cambournac und suhr, aus» Jolivet zeigend, fort: »das ist der- » Schöpfer dieses prächtigen Stückes-. « »Jn so kurzer Zeit hat er eH ver mocht. · .« »Wie Sie sehen!« »Aber das ist ja unmöglich. « »Für alle anderen ja, nur nicht iiir ihn» .doch das ist noch nicht alles» « Als der Küchenmeister die neuen Ge-— richte gezeigt, rief der Edelmann: »Aber dieser Bursche ist ja ein Künstler!« »Gniidiger Herr das hatte ich be reits die Ehre, Jhnen zu sagen." Jolivet verneigte sich bescheiden, doch « sein Herz hiivste vor Freude Indessen ertönte die Mittagsglocke zum zweiten Male, und der Edelinann sagte: ; »Canibournac, es ist Zeit, Jhren ’ Dienst beim König zu beqinnen.« Verzeihen Sie, herrs· begann der l- ave ann aus seinen Freund zei gend, »doch ich glaube, sitr heute wäre es richtiger wenn der, der die ganze »Auch die Ehre haben sollte?« Mühe Lehabt Fluch die Ehre haben sollte?·« a « »Nun nieinetwegen!« Daraus wandte er sich quolivet und rief diesem zu: Folgen Sie mir, inein Freundl« Das weiße Costiini des Kücheniun gen verschwand schnell unter einer qold besetzten Livree, und Jolivet srnqie, als er die erste Schiissel ergriff: »Nun, Euer Gnaden, und ums sie . eben sagten. . .« »Was denn « »Nun, Sie wissen doch; sobald das-« Malil ausgetraaen ist ver die Thiir .. :it liesem dn!« »Sprechen wir nicht mehr davon mein guter Freund; Sie gehören jetzt zum Dienste Seiner Majestät. « Damit wandten sich die bei den Essiän ; ner den königlichen Gemächern Zu 112..siabitel. Zeit der Geburt degDauphing sveiite der König wenigstens- einmal täglich Ern Gemache der Königin, von den Hof damen, und von dein höchsten Adel Frantreichg umgeben. Die Königin la aus einem Ruhe . bette, von hohen Kissen gestützt, und s verschwand fast unter den Fluthen von ! weißen Spiheih die sie umwoben. Um I sie herum standen unbeweglich neb-«n . Frau von Grammont die hübschen jun i l . gen sFrauen, die ihren Dienst bildeten und Ich bemühten, unbeweglich zu blei« ben, da die geringste Bewegung ihnen » streng verboten war. Aus ein von einem der ersten Cdel leute der- Hoseg gegebenes Zeichen trink den die Thüren weit geössnet, zwei Pa gen stellten sich wie Schildwachen an je der Seite aus, eine Stimme sprach die seierlichen Worte: »Der Königi« und Ludwig der Dreizehnte trat mit lang samem Schritt, vollständig schwarz g;: kleidet ein· Einen Augenblick blieb er aus der Schwelle stehen, entblößte aus Haupt und schritt aus dag Lager der Königin zu, die ihm ihre weiße und lange and reichte. Der König neigte sich un drückte einen flüchtigen Kuß daraus; das war ein Art einfacher Sti teite, denn natürlich wurde tein ver trauliches Wort dabei ewechselt. « Jrnmer würdevoll un ernst nahm der Köni an der Taxel Platz, während vier Ede leute um i n herum traten und sich anschickten, die Pflichten: LUH Dienstes zu erfiillein Dr König Ludwig der Dreizehnte war tein Schlemmer; ganz im Gegen theil. Vergeblich bemühten sich seine Köche, ihm die verführerischien Ge- I richte zu bereiten, der König rührte! kaum das eine oder andere an und führte die Gabel mit müder Hand zum ! Munde. Zwischen den beiden Reihen der Hos linge, die bis in den Porflur hinein standen, er chien die Schaar der soge nannten undofflziere, welche die sil- » bernen Schüsseln trugen und sie vor l Seiner Majeftät niedersehtem die sie mit stierem Auge betrachtete. Plötzlich, als das Mahl ziemlich zu Ende war, überflog Ludwig den Drei zehnten eine Art von Zittern, denn ne- s ben dem ersten der Mundoffiziere stand s Jolivet und hielt mit feierlicher Miene ein wahres Monument von Kuchen uiiv Leckereien in den Händen. Jn diesen » Augenblick trat der Kardinal, welcher s gewöhnlich das Ende des Mahles ab- » wartete, um dein König seine Huldi- » gung darzubringen, ins Zimmer, und ’ Ludwig der Dreizehnte rief ihn mit ei ner Handbewegung zu sich. Der Kar dinal schien über diese ungewöhnliche ; Vertraulichteit ein wenig überrascht und runzelte die Stirn, doch ohne ein Wort zu sprechen, zeigte ihm der König das Kunstwerk, das Jolivet noch im mer in Händen hielt. Der Kardinal folgte mit den Augen der von seinem König angegebenen Richtung, und wer ihn näher beobachtet hätte, konnte an seinen Lippen eine fast verächtlicheFaltc bemerken; dennoch verneigte er sich i,or Ludwig dem Dreizehnten und erklärte: »Ein wahreH Wunderwert, Sire!' »An dem auch Sie ihren Antheil lsag ben sollen,« versetzte der König, dessen Gesicht sich plötzlich verklärt hatte. Der Kardinal hatte sich am äußersten Ende des Tischee niedergelassen, und auf den Befehl Seiner Majestät hatte ein Page einige Stiicke des berühmten Gehört-H vor ihn hingelegt. Während dieser Zeit ließ Jolivet feine Augen aufmerksam durch dastjles mach schweifen, denn er hoffte noch immer, die erscheinen zu sehen, die er suchte, Diane von Lucr; doch ach, sie war nicht da; jedenfalls hatte sie sich noch nicht von der schrecklichen Aufre gung erholt und hatte ihren Dienst bei der Königin nicht wieder aufneh nehmen können. Sie also suchte er ver gebene-; dagegen aber bemerkte er ein rothes Gesicht mit einem furchtbaren Schnurrbart und zwei großen blitzen den Augen, die sich erstaunt auf ihn hefteten. Zuerst erkannte er den Mann nicht, und doch hatte er ihn irgendwo ovrøgar nicht langer Zeit gesehen. Aber wo . Plötzlich aber entschlüpste ein leiser Schrei seinem Munde;er wußte, wer der Fremde war; eH war Herr von Ra minoise, derselbe, dem er in der Her berge »Zum goldenen Kapaun« so schmählich mitgespielt hatte. Die Angst, die der arme Jolivet in diesem Augenblick empfand, erschütterte s ihn dernraszen,dasz er die Riesenschiissel - schrä hielt und ein dünner Strahl der gezu erten Sauce auf das Wamms ei nes Herzogs floß. Da der König in diesem Augenblicke das Zeichen des Ausbruchs gab, so wurde der Vorfall nur von dem nächsten Mundoffgier r bemerkt, der ihm mit unterdrückte ef- » tigkeit zuries: »Du Dummkopi; mach daß du fort lommst, oder ich lasse dich in den Ker- » ter des Schlosses werfen!« ; Etwas verduszt drehte sich Jolivet ’ um und wandte sich der Thür zu, wäh: ( rend die Kü jungen ihm die so viel bewunderte üssel aus den Händen s nahmen. ! Schon schickte er sich an, nach der i Fliiche zu laufen, um sich dort im dun lelsten Winkel zu verbergen und in Ruhe über die Folgen dieses Tage-Z T nachzudenken, als er eine rauhe Stim- ; me hinter sich die Worte sprechen hörte: »Recht5 um tehrt; Befehl des Könige-Z« ! Jdlivet ivar so bestürzt über diese ; Worte, daß er unwilltürlich gehorchte, ’ die Schwelle einer lleineu Thür iiber - schritt und sich plötzlich in einem Gange befand. Er hatte teine Zeit, sich zu irr gen, wohin wohl dieser Gang führen mochte, denn sobald sich die Thiir hin ter ihm geschlossen hatte, hatten sich kräftige Fäuste aus seine Schultern ge legt, schüttelten ihn heftig und schlepp ten ihn fort, während die Stimme, die er bereits einmal gehört hatte, hinter ihm herdonnerte: ,,.f,)aha, Meister Jolivet, loir haben noch eine Rechnung auszugleichen!« 14. CapiteL Diese Stimme gehörte dem Haupt mann Raminoise an, und sobald oli vet verschwunden war, lief der Of iziek nach der Ehrentreppe, die Ludwig der Dreizehnte in diesem Augenblick bin abstieg. Der dicle Mann lehnte sich über die Nambe Und sah, wie der Kö nig zwischen zwei Reihen von Edelleu ten einherschkitt, während Richelieu ne ben ihm heraing und aufmerksam zu hörte, was sein Herrscher zu ihm sagte: »Gut, gnt," murmelte Raminoise mit leiser Stimme: ,,Seine Ma· stät behält den Cardinal bei sich; der ater Joseph ist allein; ich habe also volle Zeit, ihm alles zn etzählen.« Mit diesen Worten verließ er die Treppe, durchschritt in voller Hast eine lange Reihe von Gemächern und oc fan sich endlich in einem Vorfimmeiz in welchem sich Wachmannschaf en auf hielten. Ohne den Gruß seiner Leute zu beantworten,niiherte er sich der Thiir und klopfte leise an. Eine Stimme antwortete von innen, er trat ein und - befand sich im Cabinet des Ministeri. Ein in eine Kutte gekleideter Mann saß vor einem Tische und bedeckte ein Pergamentblatt mit schwerfälli«1er Schrift. Es war der Pater Joseph. Raminoise blieb unbeweglich stehen und wartete, bis man ihm zu sprechen erlaubte. Endlich erhob der Franzis kaner das Haupt und fragte in lebhaf ter Aufregung: »Nun, wie teht’s?« ,,Hochehrwi1rden,« stotterte Rai-ri noise. »Nun, wo ist er? sprechen Sie schnell!« »Ich weiß es nicht . . .·« Der kranziskaner stieß einen hei seren S rei aus, dannhestete er seine blitzenden Augen auf den Hauptmann und fragte mit zitternder Stimme: »Sie wissen es nicht?« « «Nein,« versetzte der andere, die Au gen zu Boden schlagend. »Wenn-hastig mein Herr, ich glau be, Sie machen sich über mich lustig?« ,,Wo denken Sie hin, Hochehrmijr den?« Der Pater Joseph hatte ihm beim lernå gepackt und rief, ihn heftig schüt e n : » »Ich will alles wissen, sprechen Sie! . . . diese Frau von Andigny?« »Ist verschwunden!« »Und das Kind?« »Ich wiederhole Ihnen; ich weiß nicht, was aus ihm geworden ist!« Es trat eine-Pause ein, dann siigte der Gardeliauptmann hinzu: »Ich will Jhnen alles sagen; doch l ich beschwöre Sie, unterbrechen Sie mich nicht; denn sehen Sie, ich besitze leine Rednergabe, und sobald ich den Faden einmal verloren habe . . Der Mönch zuckte die Achseln, dann lreuzte er die Arme und setzte sich. «Hören Sie, Hochehrwiirden,« be gann der dicke Mann, «sobald ich den Befehl erhalten« rief ich einige meiner Leute zu mir; unsere Pferde waren Im Nu gesattelt, und wir ritten im Ga lopp davon Sie hatten mir an- i empfohlen, vor Tagesanbruch in Petit- « Massh zu sein. Vom Schlosse aus er reichie ich Marth, das Gehölz von Ville d’Avray und wandte mich mit meinen Leuten dem Walde von Meudon zu . . . dort weiß ich nicht, wie es geschah . . »Sie verirrten sich?« »Ganz recht, Hochehrwiirden, Sie , haben es errathen! Ja, ich verirrte mich! . . . Es war ein unbegreiflicheg ’ Verhängniß!« »Nun, konnten -l;nen denn hre Soldaten nicht behrl lich sein, den « eg wiederzusinden2« »Allerdings, aber —«« «Nun?« »Sie wußten unser Reiseziel nicht!« . »Wie, Sie hatten es vor ihnen ges heim gehalten?« »Aus Vorsicht!« ,,Wahrhaftig, eine schöne Vorsicht!« »Gut-lich aber,« fuhr der Haupt mann sort, »fand ich unsern Weg doch J wieder.« » »Sie haben eine kostbare Zeit verlo ren!« »Leider!« »Nun kommen wir zum Schluß, sprechen Sie weiter!« »Als wir aus der Ebene von Beltzn angelangt waren« ritten wir schnell weiter; och als wir nach Miit-Mass» ’ kamen . . .« »War es heller lichter Tag . . .« ,,Woher wissen Stei« »Nun, das ist wirklich nicht schwer : zu etrcthenx doch sprechen Sie weiter; ? kommen Sie zum Schlusse.« »Wir sahen aus der Landstraße ei nen verlassenen Neisetvagen stehen. . ,,Aha!« »Die Pferde, der Postillon, die Eg. lorte, alles war getödtet worden« »Es hatte ein Kampf stattgefun den?« »Und zwar ein heftiger, Hochehk2 wurden, denn ans dein Wege lagen ei ne ganze Menge von Leichnainen . . ,,Weiter, Sie haben an die Thür des Gasthoer gellopst ?« In demselben Augenblick!« i Und Sie haben nach demHauptmann s Carresour gefragt?« »Das that ich erst später!« ,.Weghalb?« » Das will ich Jhnen sagen... Zu erst wollte ich den Gastwirth auzsra gen, doch der Duinmkopf wußte nichts . . .. da bemerkte ich plötzlich draußen » einen Mann, welcher eiligst entfloh . »Nun, und dieser Mann?« «Trug eine Frau in den Armenk« »Frau von Andignh?« »Sie errathen aber alles; ja, sie war Fe- . . . doch er hatte auch ein Kind bei » ich . . »Sie haben diesen Mann doch ver : solth »Jch hätte es sehr gern gethan, und . schon stürzte ich in Begleitung meiner Leute nach, da plötzlich . . Raniinoise hielt inne; er drückte oic Fäuste zusammen, die Augen traten I ihm aus dem Kopfe, und sein Gesicht ’ nahm unter dem Eindrucke der Muth eine bläuliche Färbung an; endlich je doch beherrschte er sich nnd fuhr fort: »Da plij lich öffnete ein Elend-er, dein ich bis ahin nur eine sehr geringe Aufmerksamkeit geschenkt, eine Keller thiir; ich siel hinein, und meine Leute mit mir . .. Jch sage Ihnen dass ganz aufrichtig, Hochehrwiirden, ein Ande· rer hätte Ihnen ein solches IJtiszgeschick sicherlich verschwiegen; doch gerade diese Berrätherei ist meine einzigeistnti ; schuldigung.« »Dreisacher Dunnnkops,« murmelte i Pater Joseph. « »Es war entsetzlich,«suhr Ramiisoise fort: »Ich weiß nicht, wie lange ich mit meinen Leuten in der Dunkelheit ge san en blieb . . . Wir säszen ietzt noch dar unen, wenn uns nicht Reisende,die im Gasthof abstiegen, daraus befreit — i hätten. Mit vier Mann von sechs ’ ritt ich nach Verrieres . . .« »Und die beiden andern?« »Es waren leine Pferde für sie »Wie kam das?« »Der Bandit aus dem Garten, den ich verfolgen wollte, und sein Helfer-Z helfer, der uns in die Keller-thut hatte fallen lassen, hatten uns zwei ge»toh en . . .« »Nun, und tveiter?« »Als ich im Schlosse der Frau von Pontvallais angelangt war, fand ich nur die Dienerfchaft vor. . . Jch mochte noch soviel schreien und drohen, man schwor mir, man hätte weder eineFrau noch ein Kind gesehen Uebrigens habe ich das Schloß vom Keller bis zumGiebel untersuchen lassen, nichts zu finden Jch habe dann die gar-se Umgebung durchstreift vergebli j! und nun lehre ich beschämt zurück, um Ihnen das klägliche Ergebniß des gan zen Unglückszuges zu berichten.« — Eine ziemlich lan e Weile bewahrte der FranziskanerS weigen und schien nachzudenken, endlich erhob er sich und aate: da »Bei alle dem lann ich mir eins nicht erklären; ich habe Jhnen bereits von Carrefour gesprochen; wo war er?« »Auf der Landstraße!« ,,Todt?« »Ja, todt!« ,,·’5ahre hin,« sagte der Pater Joseph, ohne auch nur einen Schatten des Be dauerns zu bekunden, »aber Chante pleure?« ,,Lag im Staube, von einem Säbel hiebe todt zu Boden geschmettert!« »Und Quincamgoix?« »Auch er war todt.« ,,Also alle drei?« »Alle drei . . . Von ihren Leuten ganz zu geschweigen!« Jn diesem Augenblick ließ sich plötz lich eine schneidende Stimme verneh men. »Ich wäre doch neugierig, zu erfah ren«, sagte sie, ,,wem zu Ehren diese Schlacht stattfand?« Mit derselbenBetvegung prallten der Mönch und der Ofsizier zurück und be merkten den Cardinal, der aus einer ausgehobenen Partiere heraustrat. Richelieu ging bis in die Mitte des Rahmens-, sah dem Mönch fest ins Aus ge und fuhr fort: ,,Zweisellos können Sie mir das sagen, Joseph!« ,.Monseigneur,« verse te der Fran ziskaner mit zögernder timme, »ich weiß wirklich nicht. . »Das Leugnen ist unnüg,« unter brach ihn Richelieu, »ich habe alles ge hört und brauche nur noch den Namen der Gegner Jhrer Freunde kennen zu lernen.« Dann wandte er sich zu dem Garbe offizier und fragte: »Nun,Hauptmann, wer waren diese schrecklichen Sieger?« ,,Monseigneur, bevor ich die Per berge »Zum goldenen Kapaun« ver ieß, . habe ich eine Untersuchung angestellt. .« i »Und was haben Sie dabei ersah ren?« »Ich habe mir alle Umstände des Kampfes erzählen lassen, und man be » richtete mir, daß die ganze Gegner : schaft aus einem Mann bestanden ha - ben soll!« ’ »Wie? ein einziger hätte ein solches Blutbad an erichtet?« »La, es it sehr unwahrscheinlich . .« » agen ie. es ist fabelhaft. —- —« »Gem, Monseigneur, doch es ist so; ich gebe Jhnen mein Ehrenwort und kann Ihnen sogar den Zelt-en dieser Abenteuer nennen, der iese Thaten vollbrachte Es ist ein gewisser Chrano de Bergerac!« »Ich danke Ihnen; ich werde diesen Namen nicht vergessen!« »Wenn Eure Eminenz ihn auffin den wollen,« fuhr Raminoise mit triumphirendem Lächeln fort, »so len ne ich jemand, der Ihnen dazu behiilf2 lich sein lönnte.« »Wirllich?« »Sein Diener .. . er ist an sicherem Ort, und wenn er sich weigern sollte, etwa-Z zu sagen, so wird im Nothfall die Folter . . . .« · »Wir werden sehen, wir werden se hen Dochsa en Sie mir, diese Dame, die er fortschleppte . . .. ich ha-— be ihren Namen nur halb gehört ..... eg war ...« . »Frau von Audignh . . . Raminoise begriff plötzlich das-, er ein Wort zuviel ausgesprochen hatte, denn der Mönch warf ihm einen schreit lichen Blick zu. »Und daH Rind3« fuhr Richclien fort, »Sie vermuthen?« »Nichts, Monseignenr, gar nicht-:s,« stotterte der -Offizier. »Sie haben also nicht die geringste Idee?« »Nicht die geringste; doch wenn Eure Eininenz wünschen, daf; ich nachfor schen soll . · . Ein neuer Blick des Pater Joseph ließ ihn wieder einmal plötzlich inne halten· »Das ist nicht nöthig, Capitiin,« ver setzte der Cardinal mit schneidender Stimme. Doch sogleich fügte er hinzu: »Da hinter steckt jedenfalls ein Geheiiiinis3, das weder mich noch Sie etwa-Z angeht mischen wir uns-J also nicht darein. tso liegt mir im Gegentheil daran .. hören Sie wohl, daß Sie dag, wac« heut Nacht vorgegangen ist, nicht er griindenxSie werden es sogar vollstiin dig vergessen, haben Sie mich verstan den?« Diesinal hatte der Gardecapitön be griffen und sagte, sich verneigend: »Gewiß, Eure Emiueisz können überzeugt sein . . . »Schon gut, Herr von iteaniinoise!« Als sich die Thiir hinter dem Garbe offizier geschlossen hatte, ließ Richelien den halbernsthaften halb spöttischen Ton fallen, sein Gesicht wurde rt, seine Stimme drohend und, die rme treuzend, schritt er aus den Frau-MI ner zu und sagte: »Joseph- werden Sie immer meine Pläne durchlreuzen?« »Ich durchkreuze sie nicht, ich wollte siir Sie arbeiten!« » »Das ist doch zu stark! Gehöre ich etwa zu den Leuten, die man unter Bormundschast stellt?« »Gewiß nicht, doch trotz Jhres Ge nies, das ich bewundere, und dem ich demüthig diene, sehe ich Sie zögern, halbe Maßregeln gebrauchen, und des halb komme ich Ihnen zu hilse . . .« »Ich wünsche aber keine Hilfe gegen meinen Willen!« versetzte Richelieu; dann neigte er sich zu dem Mönche und fügte mit leiser Stimme hinzu: »Sie begreifen also nicht? —- Dieses Kind muß leben! Wer weiß, wasl mit seinem älteren Bruder geschehen kann; dann müßten wir diese Doppel geburt segnen, nachdem wir sie erst fiir ein Unglück gehalten.« ,,Verzeihen Sie mir,« rief der Fran ziskaner, »ich sehe in dieser Stunde, daß es trotz meiner Ergebenheit Au genblicke giebt, in denen ich mich un wiirdig fühle, Jhnen zu dienen.« Dann fuhr er, sich fast vor demCar dinal niederwerfend, fort: »Jetzt verstehe ich! Wenn Ludwig der Vierzehnte sterben sollte, so müssen wir doch immer rufen können: »Es le be Ludwig der Vierzehnte!« »Endlich verstehen Sie mich!« mur I·:elte Richelieu. Joseph erhob den Kopf und erklärte mit blitzenden Augen: »Noch ist nichts verloren. Wir kön nen den Sohn unseres Königs noch 1riederfinden!« »Aber wie?« »Sie haben den Namen des Aven teurers aehört?« . I« »O « »Nun denn, ich kann mit leichter Mühe seine Spur wieder auffinden!·« »Sie wissen, wo er ist?« »Ja, in einem Gefängniß des Schlossest« ,,Ausgezeichnet!« »Sie brauchen nur ein Wort zu sprechen, und ich lasse Ihnen diesen Cyrano de Bergerac vorsühren.« Doch plötzlich wandten sich die bei den Männer um, denn sie hatten eben ein starkes Geräusch vernommen. Dasselbe karn vom Kamin, wo eben zwei gestieselte Beine erschienen; denen ein ganzer Körper folgte, dessen Ge sicht eine riesige Nase zierxr. Cyrano — denn er war es —- trat in die Mitte des Gemaches, zog seinen Hut und sagte, sich berneigend: »Man spricht von mir? da bin ich!« 15. CapiteL Die erste Bewegung des Möncheg war, nach dem Tische zu laufen und die Klingel in Bewegung zu setz n, doch mit herrischer Gebarde hielt r n Richelieu zurück. Er wars dem Gas cogner einen verächtlichen lick zu, in niit dem ruhigsten Schritt von dertsje t nach seinem Sessel, setzte sich und frag te im kalten Tone: »Wer sind Sie?« Der junge Mann antwortete ni t, denn als er den Cardinal etblick e, war er ein wenig verwirrt geworden, doch dieser Eindruck hielt unk- lan e vor; er faßte sich schnell, und schlos, fus- dieser Begegnung Nutzen zu zie )en. »Wer sind Sie?« wiederholte der Cardinal trocken. ’ Der Gascogner hatte seine ganze Geistesgegenwart wieder-gewonnen nnd « erwiderte: » »Wer ich bin, Monfeigneur? Jch glaube, es Jhnen bereits gesagt zu ya ben; übrigens nannten Sie selbst vor einem Augenblick meinen Namen!« »Sie behaupten also, ein Edelmann Namens Cyrano zu sein?« »Den eigner Person, Monseigneur.« »Nun, Sie gestatten wohl, dasz ich daran zweisle,« fuhr Richelieu in hoch-— mijthigem Tone fort. Der junge Mann richtete sich stolz auf nnd rief: »Ich habe niemals gelogen, Und wenn ich etwa-J behaupte . . »Jhre Manieren sprechen jedenfalls nicht fiir Sie!« Der Gascogner begann zu lachen nnd versetzte-: »Ah, Ietzt vegrerte ich. . Dann deutete er auf den Kamin nnd fügte hinzu: »Weil ich diesen seltsamen Eingang gewählt habe? Jch hätte es allerdings vorgezogen, von Eurer Eininenz in ie gelrcchter Andienz empfangen zu wer den, doch der Zufall hat es anders ge» wollt, und nur ihn kann ich zur Ent schuldigung ansiihren?« »Und wag hat Sie veranlaßt, sich in so seltsamer Manier bei mir einzu fiihren?« »Ich war Gefangener in diesem Schlosse, doch da ich iiir die sitze-the Lebensweise-, die man hinter Schloß nnd Riegel fiihrt, teinc Neigung have, sc habe ich den Weg iiber die Däiher eingeschlagen... Was wollen Sie, Ajionseigneurs Es ist eine Gewohnheit meiner Familie-, gern in Freiheit zu MEli kurz nnd gut, ich bin eine Zeitlang über die Isiegcl dahingeschki chm dann habe ich einen Lamm ent deckt . .. nnd so hin ich freik« »Frei?« unterbrach der Mönch mit rauher Stimme; »noch nicht!« Chrano wandte sich nach ihm um nnd sagte mit dem iiber,3eiigtesten Tone von der Welt-T .,Vei-zeil;en Sie, Hochehrwiirdem doch ich weiß genim wag-. ich iage.»« - Fortsetzung folgt.)