Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, January 13, 1899, Sonntags-Blatt., Image 13
E Osiener Schreibebrief von Phi - lip Saitekampfer’s Vetter, E Juba Strampet. Was II Of I- s Iczsde New York, 28. Dec. 189«H. Mr. Editot! wie Leu met m New York fete doch twiek E jeder, wo in den War gewesen iJ änd titour los-um thut, thue se als e Hiero aniucte äno wenn et auch net e Mal en Aunz Pau der 4«ge[·tnellt«hak. Die atenni is rein trahsre and aymosi jede « oenin muß ich mit se nach ihre Clöbö änd oßeieties gehe änd denn thut se mich immer interdjuhße als »Ihr Kösin, wo dschiist aus dem War zurucks geiomme ig. Se hen auch en Verein, wo se »Sorosis« nenne thue änd wo nur Görls zu belange diir e. Männer thue se gar net bei ihre Mietings Eid mitte, nrx was Hose anhabe thut, dnrs bei sie hereinlotnme. Weil die hen e Moschiin gemacht, iaß se auch was von dem War höre wollte von einem, wo selbst dabei gewese mar, änd da die Juhneited Schtätes sei Weibsleit net in den War ßende time. so hen die Görls Zesagh sie wollt-: in diesem Käs ihr Iules breche sind e Mann zu ihre nerte Mietiug inweite. Die Jennie hat denn auch gleich ge blabbert, sie hätt e stösin wo erscht vor e paar Tag zurück von Portoriro ri iörned wär änd wo in so viel Mittels gewese wär, daß es e groß Wunner seie rhät, daß die Svaniards net Meisimirt aus- en aemacht hätten. Wel! die Görlg ware ßatisieid änd am Jvening tonssnt die Jennie äud sagt: »Joha, mora rnuschte mit mit in unsere Clöb »So rosis'«, die Görls wolle Einen hawwen, ·wo die Spaniards geseihted hat önd ihne von dem War erzähle kann« »Weil äußere ich, « enni, was soll ich denn die Görls erzähle?" Wie ich Schnapps verkauft hab? Denn von den War hen ich doch nir gefehe änd Sie Sbcniards, wo ich kniete that, were mohstlie gute Koschtiimer zu mir. »so man net seihte thut. »Never Mc nd, sa i sie, du werscht doch so viel Phan tasie in die große Kopp hawire, um e paar seine Shtories von BättelH and Feihts uffzumache7 Beßeidsz ich Alw « dir e Buch gewe,wo alles sein ehaut den 7 War drin schielte thut. Das lannfchte lese, dann tverschte schon en Eidia lrie » ge, was du die Görls erzähle niusikst. Die Görlss werde dich fein trietc Lkssd wenn du dich als e riellHiero rivrißente thuscht, so werde se dich auch liiie, ni se’s beim Hobscn gemacht hntvinep. Glut-dicht Du? thu ich se Liste; Tskeli denn thu ich schuhr komme End ich Issill en Schtorics uffdinde, daß es ihne asle iait überm Pudel lanse soll! Wen am zdenina dm ich denn nit iuit der Jenni los and wie ich in den Clöd lomme thu, deni ich, iet) soll ost platze. Jnstead von lange Dressez :,en die Gorls Paints änd kurze Stint-: angehett, so das; man ihre telöbg ssisz herusf an di-: Knie sehe tonnt. Sie den an die Tadel-.- gesesse alslinotist e Jede hat e Schteiu Bier vor sich schtehe ge dett änd e Cigarett in ihr Schnabel änd sie den in jeden Weg die Bei-H Ern mitäded änd es auch sein getonnt. Well Jennie hat mich denn zu dem Präsidmt von die Soßeietie introdjußd, wo r iiell prietiie Görl seie thut, sie lieu mir e Bier loinme lasse änd Cigarettesz iind ben sich bei mir hingesetzt Weil ich :: us: sage, die Gorls hen ich gegliche. Lief-, szuhn äsz ich tnei Sclsiein eniptie dehnen se geholleriz «Lizzie aleich noels e Schtein siir unsern Hiero, der wird wohl lange han«-we ditrseiitc ntisse!« Jet) lien denn eine sen die iiiijrls «irssie-l;, oh se net esräd list-ir, italt zu itiische «nit ihre kurze Statt-, not da lscn se aelacht önd geäußert, sie iriire sitt-nd dazu "—«nd länger konnte se ilite Störtö net weh re, bitohö daß se mit e lange Dresz net törne lönnie. So nach e Weil, als icii cbaut e Dosend Schteins herunner bat ie, sagt die Präsidentin· »Jetzt, Mr. Schtrainper, iliueSe uns von den War erzähle!" änd denn seie die Görls alle dicht an mich herangekomme. Well,« schiariete ich, ,,(Jlis:ls, ihr wißt wie der War schtarte that. Se den mei Redschiment auch gleich nach Ayuba aeoedert änd wo wer da ankom me thun, den wer gar lei Späniards net esebr. So sagt uniek Körneh ,.Jo n, ich alaub’ die Dunderwetter sein in dasanterior retrieted iind welle, deß wir hinter sie herlause thue, böi des thue wer net, wir werte hier bis se wiederkomme thue, dentschte net?« ,.Well Körnel,« äußere ich, »ich weiß net, ich dent wir thue se besser lionte önd zusasnmenschlaae.« »Well,« sagt ek, »Joha, denn nimm Dir emal k Mann lind ihn se höntr. Wir wolle so lange hier tämpe änd wenn Du se ge sunne heischt, denn laß michwisse, denn thu ich mit die Annete lorntne and wir thue se seit-te. Welt ich den'g net gegli elw da ich noch lause sollt änd met seit er cht recht net. Wir seie denn auch nur e paar Meile ins Land gelasse, dann hen die Buis arsaai, sie wäre ttierd and wollte net weiter in das vermuctte Eiland herein lofse änd es wär gar lei Judi, hinner die Schnö niardd lier ulause; änd weil es Ide nina war, so saf ich: »Ab! reiht, Benz, denn laßt uns ämpe, ich ihu auch net danach fühle, noch weiter zu lausc. Well wir hen unsere Köniins änd Hardtäel Itausgenomme tind e Söpper gesixi so — ut wir konnte-, änd in dem vetmuckte yusba werd das so ktvick dart, daß wer unser Sopper, wo es fertig war, im Dunkle esse mußte, böt das war ahl reiht, das Söppek that imDunkle besser tehfchte, als wenn wer hätte sehe könne, was for e Schtöff sc zufammengemixt hatte. Well wir hen den getreid zu schlafe, bist die Moskitos hen uns at)t molet uffgefresse, so daß an Schlafe unt net zu deute war. Wo wer n so in dem Ditfch neben der Schttaß iege thue, hör ich ahl ät vouz e Neuse von die annete Seit von die Schtraß kom me änd ich hen föfzpckted, das möchte Späniakdö sein« um unser Redschimeui fkökpreife wollte. So sag ich zu unsere Leit: »Pens, ich thue tiellie qlauwe, das; die Dagos komme thun. Wir wolle uns bicr im Ambnsch leae änd sehe wie viel von ihne es seie. « ind es net zu viele, so wolle wir se seihte,bd«t thut eich ganz schtill verhalte-, bis ich mei Gönn feiere thue, änd denn geht usf se mit Hurrah!« Well die Bens ware satisseid iind thue sich neben der Schtrass platt uss ’n Graund lege änd slairßlie ware wer alle in Heidinq, als die Späniards lcmme thate. Well, ich henn suhn ge sehe, daß da iei Tschsns war, sie zu scihte. Des ware ebaut 4 Nedschiments . änd Artillerie änd Horgmen ben se’ apch bei sich gebett, so en wir ganz« schtill gelegen änd se piisse Fasse änd ncchc halbe Schiund war ebaut die Hälst von se vorüber. Wie es nu gehäp pend is, thu ich selbst net mehrwisse, ob ich nörvus war iind mei Gönn getötschd hab —- in Falt, ahl iit vonz t ut mei Gönn losgehe änd thut mit sol Forß znriickschlage, daß mich der Bärrel an Kopp aeschtosze iind mich ahlmohst ge stönnt hat. Wo ich noch Stars sehe thu, höre ich schon, wie die Beus an Hur tah zu brülle sanae änd in die Spä niards zu seire so kwict se lade könne. Die hen gar net gewußt, wo ihne der Kot-v schtebt, sieben nach vorn änd bintc im DunkleMire eigene Leit todt qeschossr. Das Letscht was wer noch ge lsört hawwe, war, wie se »Yaniies« änd »Ameritanos« riese, denn hen se an zu lause gesanae iinsd nach 5 Minuts war keiner net mehr in Seil)t. Weil am nerte Morgen hen wir die Vescheernnq gesehe. Da sind ebant 200 Spöniards taput gewesen önd ennn Aemonnt os Gönng hatte se wegge worse iind ware gelasse. E Schtnnd schpäter tlmi unser Körnel mit sei Red scbiment komme iind wo er dic G’schicht siebt, teleataplsirt er nach Washinaton: War Detsartment: ,,.c)abe letzte Nacht mit den Truppen unter meinem Com mando die Spanier völlig geschlagen« Fiörnel Blobbard. »Weil, lien ich gesagt, KörneL wo ibn ich hereintomme? Ich lien doch den Feilit qewnnne; Sie seie ja gar net da acioeie »Macht nir, John,« änßeri er, »wenn Du ’H Maul net haltscht, netschte noch lortmarichalled Welt StörlT denn ben ich mei Mein uiige machi, lei Victoiie for die Julzneited Schtätes mehr zu gähne, wenn en An nerer den Cretit davor kriege tlynt.« Well die Görls hen denn e Reseluschön aepäßt, desz jede eine mich küsse sollt iind daß sie mir e Reward gewe wollte, trenn das Government mich net recht tiiete tl)ät. So hen ich 45 Risseg ne tiieqt siir den großen Victory, wo ich ezewonne hawwe —- in mei Meint-! —..-——— Am Bagna. Bilder aus italienischen Strasanstalten von K. Westhos. Mehr noch alH die zur llnterbrin gung und Verpilegung von Armen und Kranken bestimmten Llnstalten können die Gefängnisse die Anstalten zur Ver idahrung der Verbrechen einen Maß stab siir den Kulturzustand eine-J Vol leg abgeben. Als der internationale Gesananiszlongres;, dessen Ausgabe es ist, dac- beste Gesangnißshstetn festzu stellen, dass letzte Mal in Rom tagte, trar damit auch eine äußerst lehrreiche! Angstellung verbunden. Diese brachte unter anderem die Gesangnißzellen der j Etrasanstalten der verschiedenenstaai » ten zur Anschauuan In erster Linie» sah man niort die Modelle aus einigen italienischen Pönitentiarhäusern, dar unter eine unterirdische, nur nothdiirs- » tig erhellte Jsolierzelle aus dem fünf zehnten Jahrhundert; in allen waren durch lebensgroße Wachsfiguren auch die Jnsassen mit überraschender Natur« trrne dargestellt. Eine besondere Ab iheilung in der italienischen Ansstel lung zeigte sernet die Sträslinge eines-? Bagno, die, mit Ketten beschwert, unter den Auqen eines wachhabenden Solda ten tnatiirlich gleichfalls aus Wachs-) ihre Arbeit verrichteten. Bielsach ist die Ansicht verbreitet, daß derartige Strasanstalten nirgend tvo mehr bestanden, seitdem in Frank reich die Baanog, deren Name uns mo dernen Menschen gleichbedeutend mit Grausamkeit und Barbarei erscheint, abgeschafft worden sind. Jn de: That hat sich aber Italien noch nicht von ilu en loggesagt, und einige nähere An gaben über ihre Einrichtungen dürften faher wohl von allgemeinem Interesse ein. Ueberall machen die Strafgesiing nisse heutzutaae die überwiegende Mehrzahl aller Gesängnißanstaiten aus, was sich durch ihren geschichtlichen Zusammenhang mit dem Auskommen der Freiheitösttase als dem seit Ende des vorigen Jahrhunderts üblichen hauptstrasmittel erklärt. Die Alten hatten typhl Untersuchungs- und Selniltiaesananisse,v aber keinerlei Strafgesangnisse, die si nur annä hernd mit den jetzgreen An talten die er Art vergleichen lie n. Bis in das S. Jahrhundert hine n werden Freiheits Congreßmnn Ruhms und seine Israüm Jn der Geschichte des 56. gangresses wird der Fall Brigham H. Roberts eine wichtige Rolle spielen. Er ist un Besitze dreier angetrauter Frauen und wurde am 8. November in aller Form Rechtens in Utah, der hauptstadi des I Mormonenreiches zum Repräsentanten fiir das untere Haus des Bandes-Con- ’ gresses gewählt. Jn allen Staaten re invnstrirt man nun gegen die Bielwei.s berei Roberts im Allgemeinen und ge gen dessen Zulassung zu Sitz und Stimme im Bandes - Repräsentanten lzause im Besonderen. Diese Woche fand in New York die erste organisirte Anti - Robetts - Demonstration statt. Noberts ist etwa 40 Jahre alt, war früher Grobschmied und wurde dann ov seiner hinteißenven Berevtsamteit einer der besoldeten Führer des Mor monenthitms. Aus seiner Hingabe an dasselbe macht Roberts nicht den ges ringsten Hehl. »Ich bin Polygamist,« sagt cr, »und ich war ein Polygamist, ehe das Bundesaesetz, welches die Viel ehe verbietet, verfaßt wurde. Seitdem dieses Gesetz in Kraft trat, habe ich mir keine weitere Frauen ansiegeln lassen, und ich kann mich nicht entschließen, jene Frauen, welche mir ehedem anne traut worden waren und die in guten wie in bösen Tagen mir treu zur Seite gestanden haben, nun zu verlassen, um einen Sitz im Congreß, zu weichem ich rechtmäßig erwählt wurde, in Ruhe und Frieden einnehmen zu können. und Gefängnißstrasen nur ganz gele gentlich neben der schon im römischen Recht enthaltenen Zwangsarbeitg- und Berbannungsstrase erwähnt; zur Sühne geringerer Verstöße gegen die Gesetze gab es nur Geldbußen oder törperliche Ziichtigung, erstere ließen sich aber gegen Zahlungsunsähige nicht vollstreelen und die letztere blieb ersah rungsgemäsz meist wirkungslos. Na mentlich gegen die Landstreicher und Gauner hatte man dringend einen bes- ; seren Schutz nöthig, und aus diesem Bedürfnisz gingen seit Ende deiz 16. Jahrhunderts, gleichzeitig mit dein Er- ! starten der Polizeigewalt, die Zucht-H bäuser hervor. Letztere sollten ursprünglich nur auf die minder schweren, polizeilich zu be ; handelnden Geseßwidrigteiten Anwen ’ dung finden; daneben gab es noch die Festungsstrase und die Ketten- und Kairenstrase, welche aus baulicheZmecke berechnet und eine Nachahmung der ir. südlichen Ländern üblichen Galeereu strase war. Galeeren hießen bekanntlich die grö sierrn Ruderlriegsschisse des Mittel alters, die meist durch Verbrecher (bei den Türken durch Christenstlaven) ge-. rudert wurden. Jede Galeere hatte 24 bis 26 Ruder aus jeder Seite, von des nen in der besten Zeit jedesdureh vier « bis- siins Mann bedient wurde. Die zu dieser Strafe verdammten Striislinge s sin Frankreich: Farcots geheißen) was ren ganz tahl geschoren und blieben stets angelettet. Gewöhnlich arbeitete nur ein Drittel der Ruder-er gleichzei tig, es kam aber vor, daß die äußerst anstrengende Arbeit zehn, ja sogar zwanzig Stunden ununterbrochen fort gesetzt werden mußte. Man stectte dann den unqlLickseligen Galeerenstriif lingen mit Wein geträntteg Brod in ten Mund; aus Jeden, der nicht orbeiss tete hieben die Aufseher to lange mit; Finiitteln losz, bis erunisanl. Dann ’ ward er losgetettet und ins Wasser ge- . worien. » Namentlich in Frankreich war es es schon feit Karl dem Siebenteii üblile aetvorden, schwere Verbrecher Zur Ru derarbeit auf den Galeeren zu verwen ten und dort anzuschmiedrn Gegen Ende der Regierungs-zei: Ludsviaz des lBierziehnten trat dann an Stelle der Galeerenftrafe das Baqno einrich:l bannio). Das Wort ift it.1lienrfch nnd bedeutet Badwmnit ursprünglich die Bilder dez Serails zu Konstantinopel cemeint waren, bei denen ein Gefang- ; nifz fiir Sklaven lan. Als man ins Frankreich die Sträflinge nicht mehrl auf die Galeeren brachte, sondern sie zu Hafen-— und Arfenalarbeiten benützte. übertrug sich der Name Bagno auf die großen maffiven Gebäude in der Nähe der Hafen. welche die Gefängnisse fiir jene Ströflinge bildeten Durch lönigliche Ordonnanx vomi Jahre 1748 wurden die Banns-Z in Frankreich als- förmliche Strafanwa ten eingeführt. Das Bann-) von Tou ton wurde 1749 eingerichtet, 1750 das zu Breft und 1767 das zu Rochefort, denen zuletzt noch das Bngno zu Lo rient für Militärfträflinge folgte. Un ter Ludwiq dem Bienehnten und Lud Iria dem Fünfzehnten befanden sich in dieer beriichtiqten Strafanfialteii aber nicht bloß schwere Verbrechen sondern oft gennq Etsch politifh miß liebige und durch dic Willkür und die Ränke einflußreicer Höflinge dorthin gebrachte ePrfonen. Die Behandlung der unalticklichen Jnfassen sprach jeg licher Menschlichleit Hohn: auf die rechte Schulter nebrandmatlt. bei Tag und Nacht an Ketten geschlossen, mit unter auch noch eine schwere Eisen luael an» einem Fuße mitfchleppend, mußten die Sträflinge die niedrigften l ixnd schwersten Arbeiten verrichten. Die französische Revolution ließ die Bagnos fortbestehen, doch änderte der Code penal vom Jahre 1791 den Na men in ,,Peine des fers« (Ketteiistrase) um, und der Code von 1810 brachte die mildere Bezeichnung »Truvaux sorces« (Zwang5arbeiten); eH wurde auch eine » etwas menschlichere Behandlung der Gefangenen eingeführt, doch war die Handhabung der Disziplin noch immer eine außerordentlich harte und strenge. E 1882 wurde die Brandrnariung abge schafft, und unter Napoleon dem Drit ten die Zwangsarbeit in den Bagiios iiberhaupt aufgehoben und an ihrer Stelle das System der Straflolonien eingeführt Die Bagnoz wurden all mählich geräumt, das zu Toulon war das letzte, welches zur Auslsöiiiiig ge: langte. Man gebraucht auch heute in Frank reich das Wort »Bagno" auc- alter Ge wohnheit noch, versteht dann aber die Strafanstalten in dei! Roloniem insbe sondeie in Neutaledonien, darunter, in denen die Behandlung der Strhiflinge durchaus keine übermäßig harte ist. Je nach ihrem Betragen werden sie in fünf Klassen getheilt, uiid schon nach rier Jahren kann ein Sträfling bei tadellosem Verhalten in die erste Klasse gelangen. Diese Leute erhalten aus Wunsch eine sogenannte Conzession, das heißt sieben Hettar Lande-s niit ei nein Häuschen, diirsen sich ihre Ange hörigen nachtonimen lassen oder eine ; von den weiblichen Verurtheilteii hei-» rathen, und können dann als Grund-l besitzer gani gut leben, wenn sie fleißig ! find und verniinftiq wirthschallm s Das Königreich Italien dagegen hai » ncch die alten Bagnog beibehalten, » wenngleich die Behandlung der Stras linge darin natürlich eine mildere ge: worden ist. Sie entspricht etwa jener dei- früheren Vaugesaiigencii in Deutschland Dies ivar die Beieich nung für alle zu schwerer Zwang-er beit verurtheilt-Zu Sträflinge. insofern sie mit Bauten beschäftigt wurden. Der Titel der Baiigesangenschafr iit zwar aus den neuen deutschen S.rafgeset3eii verschwunden, doch können Sträfliiige auch gegenwärtig iirch mit Bauarbeiteii beschäftigt werden. Oie Meglenienss nnd fur die sammt lichen italienischen Bagnos im wesent lichen dieselben, es genügt daher, wenn nsir unsere Leser in eine dieser Stras anstalten führen. Wir wähjen dazu eine der grössten: den Bagno zu Lln cona. Es ist ja wahr, die Gefangenen haben sich alle ausnahmslos schwer ge gen die Gesetze vergangen, nnd nicht wenige unter ihnen sind verruchte Mis srthäter, die tein Mitleid verdienen. Aber ihr Loos ist doch ein fürchter liches. nnd iiber dein Thore eines sol chen Bagnos tönnte dieselbe Inschrift stehen, wie über der Eingangspforke zu Dantez »Hölle«, welche lautet« »Das eiate ogni speranza, voi ch’entrate! — Jhr Eintretenden. laßt jede Hoffnung fahren!« Aneona ist nächst Venedig die wich tigste Sestodt des Königsreichs Jtas lien am Adriatischen Meere. Die in neuerer Zeit erweiterten Hafenbauten find sehr ausgedehnt, auch sind bedeu tende Wersten und ein großes Arsenal dort, sowie ansehnliche Festungswerke (Aneona gilt jetzt als eine der Haupt sestungen des Landes-L so daß es an Arbeit siir die Striislinge nicht fehlt. Die Einlieferung der zur Bagno strase verurtheilten Verbrecher erfolgt zu Wasser oder zu Lande. Im ersten Falle bringt man sie zu Schiffe dorthin und liefert sie in Booten an dem Was serthor des Bagnos ab. Wenn sie da gegen mit der Eisenbahn transportirt werden« so überführt man sie vorn --— Bahnhose in Ankona mittels eines ge schlossenen Gefängnißwagens nach ihrem Bestimmungsorte.—— zm Bagno werden den Neueingelieserten zunächst durch andere Sträflinge die Haare ganz kurz geschoren, es geschieht das aber in ganz eigenthümlicher Weise, so daß lauter Streifen entstehen Da dieser Schnitt auch später immer er neuert wird, so kann jeder Flüchtling leicht daran erkannt werden. Nachher werden die Ankömmlinge rasrrt ond gebadet und erhalten ihre Sträsiinqs kleidet Gleichzeitig bekommt ein jeder seine Nummer, unter welcher er fortan ausschließlich sigurirt, wohingegen sein Name im Bagno niemals genannt wird. Die zu verschärfter Strafe dcrur theilten Berbrecher bekommen schwere Ketten angeschmiedet und werden auch wohl zu zweien aneinander gefesselt. Zum Schlaer bringt man die Gefan genen in lasemattirte Gelasse von ver schiedener Größe. Je nach letzterer lie gen sie während der Nacht zu zehn, zwanzig bis vierzig in so einemSchlaf raum nebeneinander auf Holzprit schen. Sie behalten ihre Kleidung auch während der Nacht an; einem jeden dient seine Mütze als Kopftissen. Ent schlich ist zumal während der heißeren Jahreszeit die Lust in diesen Räumen, und die Soldaten der Garnison die zum Wachtdienst darin kommandirt werden, sind fürwahr nicht zu beneiden. Den Dienst in der Küche versehen gleichfalls Sträflinge. Zweimal in der Woche giebt es Mittags eine Nation Fleisch, sonst wird zu allen Mahlzeiten bloß ein Brei ans Reis mit Maigmehl berobsolgt Die Arbeiten, welche die Bagnosträslinge den Tag über zu ver richten haben, sind ziemlich mannigfal tig, aber ausnahmslos schwer und an strengend. An den Werften giebt es Balten zu schleppen, dann wieder müs sen sie mit Steinen beladene Wagen zu den Stellen ziehen, wo Ausbesserungen oder Neubauten an den Quais und Malen stattfinden und so weiter. Eine der schwersten Arbeiten ist das soge nannte Radtreten, wobei in einem gro ßen, innen ringsum mit Leisten ver sehenen Rade, das dem einer Wasser miihle ähnlich ist, drei bis vier Mann nebeneinaander fortwährend in gleich milßigem Schritt vor sich treten, wie wenn sie einen Berg ersteigen wollten, nnd so das Rad drehen. Man nutzt die auf solche Weise gelieferte Kraft leistung zu verschiedenen Zwecken aus; alle Stunde muß übrigens Ablösung stattfinden, denn länger hält selbst der rrsbustestz Mensch das Radtreten nicht aus-. Alle Sonntage findet in der An staltslirche Gottesdienst statt; zwei Striislinge verrichten jedesmal bei der . Messe den Dienst der Ministranten I oder Meßdienen während die übrian in Abtheilungen, deren jede von Wa chen umgeben ist, den Raum des Got teshauseg füllen. Die Sträslingc, welche sich durch fortgesetzt gutes Be nehmen heroorthun, werden im Hause des Gouverneurs zu allerlei häuslichen Verrichtungen verwendet. Man sieht sie auch wohl im Garten der Anstalt arbeiten, oder die Gattin des Gouver neurg im Rollwagen umherfahren, stets jedoch unter der Eslorte eines Soldaten der Wache. Jedes Bagno hat natürlich sein Spital oder Lazarett, in dem schon un zählige Sträslinge, durch die schweren Arbeiten körperlich gebrochen und auf das Siechbett geworfen, ihr Verfehltes Dasein geendet haben. Wenn dagegen ein Gesangener seine Straszeit glücklich überstanden hat, dann findet seine Los und Freisprechung unter gewissen Feierlichleiten statt. Alle Sträflinge müssen dazu in militiirischer Ordnung antreten; dann wird vor ihnen das Delret der Entlassung verlesen, welches den Besrciten zugleich ermahnt, nun mehr ein neues-, bessere-I Dasein zu be gcnnen. Eine eigenartige Einrichtung im ita« i liuiischen Strafanstaltszivesen sind ne ben den Bagnog noch die Verban nunggorte, nach denen man diejenigen Vetbrecher schickt, welche zur Probe zeitweilig aus der Hast entlassen sind. Diesem Zwecke dienen: die Insel Li pari, die Jnsel Jschia, die Tongain seln und die Tremitianscln im Admi 3 tischen Meer, und ein solcher Verban - nnnggort führt den osfiziellen Namen - »Domicilio coatto« tZwananohnsit3). ; Es wird kein günstiges tlrstheil über » diese Anstalten gefällt. »Wer ein i·.ial,« äußert ein italienisebes Journal, »diese Berbrecher sieht und ihr Leben beobachtet, wird sicher mit ganze-n Herzen jene Einrichtung verdammen. Anstatt diese ,,(Toatti« zu bessern, ge wöhnt man sie an Müßiggang und Laster, aus dem dann später das Ver brechen entsteht. Auf Lipari vereint täglich die Abendglocke alle jene ,,Coatti« lgeaen 400 an der Zahlt im Hefe des Kastellg. wo sie aus Namens rus antworten und dann in ihre Kam crer gehen müssen. Was sür Löcher sind diese Kam merni Die Mauern sind rauh und feucht und die Fenster ohne Scheiben: aus jenen Strohsäcken könnten eher Thiere als Menschen ruhen. Die »Coatti« bekommen ein schlecht gebacke nes Brot und süns Soldi (20 Pfennig) für den Tag. Es steht ihnen frei, sich außerdem noch im nahe gelegenenDörs chen so viel zu verdienen, als sie tön nen, sonst aber müssen sie von dem le ben, was ihnen die Regierung giebt. Viele jedoch, welche das Arbeiten ge nschnt waren, werden hier Müßiggan ger, und die, welche noch keine abgehär tcten Verbrecher waren, können es hier werden. Der italienische Staat ver ausgabt jährlich viele Tausende tiir W diese Einrichtung und erzielt gerade das Gegentheil von dem, was er beab sichtigt.« Alle diese Fragen sind für Italien aber um so wichtiger, als dort drc An zahl der jährlich veriibten Verbrechen leider eine sehr erhebliche ist. Noch vor nicht langer Zeit kamen nach einem Be richte des Ministers tez Innern im Durchschnitt 3000 Mordthaten auf das Jahr, 80,0()0 schwere Bari-undiskr gen, die in vielen Fällen vom Tode ar frlgt waren, sowie 4000 Raubanfälle und 5000 Einbrüehe Und Diebfiiihle. Nach dem soeben erschienenen ,,Stati ftifchen Jahrbuche für 1897« nehmen in neuerer Zeit die auf brutale Jn stinlte und Leidenschaften zurückzufüh renden Verbrechen, wie Tödtungen und Körperverletzungen, allerdings ab, dagegen vermehrt sich die Zahl der anf Habgier uni:l Verachtung des Gesetzes und der Ehre beruhenden Verbrechen, wie Diebstahl, Betrug, Unterschlagung, Fiilfchung, Widerstand gegen die Staatsgewalt, desgleichen die Ueber tretungen von Spezialgesetzen und Verordnungen. Arn-statische Rettmna Das Londoner Blatt »Evening News« hatte einen Ballon gemiethet, dessen Schifflein Mittwoch, 23. No vember, drei Mitarbeiter der Zeitung bestiegen, um durch die Lüfte eine Reife von London nach aris zu machen. Der Versuch ist mi langen. Das Luft fchiff kam gar nicht dazu, den Kanal zu treuzen. Als es östlich von Lan cing, nicht weit vom Meer, angelangt war, erhob sich ein so heftiger Sturm, daß der Luftschiffer es für das Beste hielt, zu landen. Die Gewalt des Sturmes machte die Landung äußerst gefährlich Einer von den Journa listen, die an dem stolzen Aufftieg theil nahmen, mußte sich von einer Höhe von mehr als 80 Fuß aus dem Schifflein fallen lassen, dann als der Luftfchiffer und die beiden anderen Zeitungsmen schen glücklich aus dem Nachen gestie gen waren, schnellte der leichter gewor dene Ballon plötzlich mit solcher Wucht empor, daß der Journalift direit ins Meer getragen worden wäre, wenn er nicht noch rechtzeitig den Sprung in die Tiefe gewagt hätte. Bei dem Fall zog sich der kühne Springer schwere Verletzungen zu. Die Luft zu weiterer aerostatischer Reklame dürfte den drei Journalisten und ihren Auftraggebern für einige Zeit vergangen sein. Für netvösc Leute. Eine Pariser medicinische Zeitschrift empfiehlt als bestes Mittel ge en die Krankheit unserer Zeit, schleche Ner ven, eine sehr einfache Kur: Unausge fetzte Vettruhe. Dr. Mangui, der Lei ter der Jsrrenanstalt St. Anna, war der erste, der dies Mittel anwendete. Als er seinen Posten antrat, fand er, daß sein Vorgänger unbotmäfzige Gei steslranke stundenlang in heißen Bä dern hatte liegen lassen. Dies Verfah ren schien ihm eine Tortur; er ersetzt es dadurch, daß er die betreffenden Kranken im Bett bleiben ließ. Die guten Erfolge, welche er damit hatte, wurden bekannt, und der Nervenarzt Dr. Latour führte das Verfahren in seiner Klinik ein. Von dort hat es sich verbreitet und ist so beliebt geworden, daß es gegenwärtig in Paris bei Ner venkrankheiten mit Vorliebe angewen det wird. Ein General, der in Folge des Dreyfus-Processes vollständig net-« vös geworden war, sich verfolgt glaubte und kaum mehr noch auszu gehen wagte, foll durch ein viermöchi ges Verbleiben im Bett vollkommen wiederhergestellt worden sein. Wenig stens erzählte sein Arzt es. Dabei war die Kur, wie derGeneral sagt, sehr an genehm. Er durfte rauchen, seine Freunde empfangen, lesen, schreiben, essen, trinken, turznm: er war in sei ner Freiheit in teiner Weise veschrantt, nur durfte er das Bett nicht verlassen Der General behauptet, er habe Von 24 Stunden täglich mindestens 14 ver schlafen und sich in Folge dessen bald nngemein gestärkt gefühlt. Di. Kur ist augenblicklich start in der Mode, be sonders bei nervösen Damen, die ihren Abendthee jetzt in Gesellschaft ihrer Freundinnen im Bette einnehmen. Es werden bereits besondere Toiletten fiir diese »Bettliegerinnen« coinponirt. Nicht uninteressant ist es, festzustellen, daß diese »Betttur« eigentlich ein Rück fall in die gesellschaftlichen Gewohn heiten unserer Altoordern ist. Zu Ludwig des Vierzehnten Zeiten brach ten die vornehmen Leute, Herren wie Damen, überhaupt eine viel größere Zeit im Bette zu, alg wir es thun. Jetzt benutzt man das Bett eigentlich nur zur Abhaltung deiJ Schlafe5. Damals aber richtete man Schlafzimmer und Betten außerordentlich elegant ein, verweilte auch im wachen Zustand noch stundenlang im Bette, friihftiickte eben dort, empfing Freunde und Freundin nen, trieb Musik, Lectüre u. s. w. Je vornehmer die Leute waren, desto län ger blieben sie im Bett. Der König stand überhaupt erst nach dem Mittag essen, das damals um 1 Uhr eingenom men wurde während noch Franz der Erste Morgens um 9 Uhr »zu Mittag« aß), aus dein Bette auf. Aber schon von 8 Uhr früh crn leisteten ihm die be vorzugten Hofherren, welche das Rechi der »petiteg entrees« hatten, dort Ge sellschaft und halfen ihm bei der Toir lette. Bismarck wußte und konnte, was er wollte. Das unterschied ihn zu Nutz und Frommen der Deutschen von den heute in Europa und den anderen Erd thetlen am Lautesten gepriesenen Staatsmänverm