Ostenes Schreibebrief von Phi liz Saiietampser’s Vetter, Sohn Strome-. W I— If s. s. GGLJIJLM New York, 22. December 1898. Mk. Editor . Jch thu Ietzt wie der zu dem Onkel sei Saluhn tende änd der Onkel sagt er thut froh fein. daß ich wieder da wär. bilohs et wär teierd, sich den gan zenTag im Bußneß zu truble. Wo die alte Kostiimers gehört hawwe, daß ich wieder da sein that, leie se alle ge komme änd ich hen ern von den War erzähle müsse änd sie hen vlenti Mon nie geschpent, so daß der Onkel meinte, es wär doch e gut Jnveftment gewese, daß er mich hätt mit die Sohldschers gehe lasse. Well die von unsere Kolch tiirners, wo Ameriläns feie, die hen immer gelißend, was ich von die Vät tels zu erzähle hatte. böi die annern Michiiimers, wo von Dfchörrninie komme thate, die hen ihre Köpp ge schält änd ritnarkt, wir Leit thäte noch gar net wisse, was e riell War sein thät änd wenn wir feine Sohldschiers sehe wollt, so müßte wir nach Dschöp minie gehe, denn würde wir auch e Eidiii kriege, wie en Armie gedrilli werde wäscht Well die Ameriläns hen denn obdschelted änd aesagi, daß sie die ganze Welt biete könnte. iwen mit aus e große Effort zu mache änd daß ihre Sohkdschers die feinschie wäre, wo es gewe that. Denn hen se an zu Diipjuhte gefange änd dschenerällie hats noch e Feiht aeaewe änd die Ame riläns. wo rneiicht iunae änd schiarle Kerls ware, hen die Annern herausge schmisse änd dann ben se an zu vlohe gefange, da konnt man sehe, wer am beschte feihte könnt. die Amerilöns oder die Foriners. Well ich hen en seinellie gesagt, sie müßte des Feihte in rnsere Saluhn lasse, der War wär jetzt over änd wenn er es net wär, so sollte se ihre Kriegsschauplatz wo anners hin verlege, wie in unsere Saluhnz Pätrio tismus wär e schöne Sach. böt wenn uns dabei das ganze Förnitschur in Schtiicke gehe tbät, so tbäte wir es doch besser gleiche, wenn se net so arg patri otisch seie ihäte. So hen se den wieder ussgernacht änd hen geschtarted- War Geschichte zu erzähle. Sie den in die Kraud auch en alte Nuß gebett, net ei nen aus Lirnerick oder Carl mit e Stülpnase, wo es em dereinregne thut, bist e riell Nuß, wo aus e Taun komme thut, wo gar-sei Mensch net pronaurße kann. Der bat Denn gesagt: »Dschen telmen, bei e gute Sohldscher tout es net so sehr uff das Feihte, wie uff die Smartneß ankomme. E Sohldscher, wo smart is, kann alle Mal auch den deschte Feihter biete, wenn der e Bl « dead seie thut. Als wir im Jahre 1877 den War mit den Türkies hatte, den ich beim Redschitnent Preobrat schentsky geschtanne. wo eins von die beschte Redschirnents it die ganze Röschschian Armie seie ibut. Gegen das End von den War den wir vor der Fortrest Barna gelege, wo zu die Türkies belange that. Well zu feihte war da net viel. wir konnte nei in die Fortreß herein änd die Türties konnte net heraus änd so den wer da geschtan ne änd uns angekuckt. böi von geidte war kei Red, onlie daß se alle äg e paar Schotts von die Forts gefeiert - hawwem darnit wer net vergesse thate, T daß die Türlies noch in der Schtadt seie thate. Feinellie is den Bello die Zeit leidig geworde and wenn die Aut pohsis von die Türties nahe heran kame, denn hen se se ahl Keinds of Nämes gekahlt änd se Kauards ge heiße, bekohs, daß se net aus ihre For tresz hetauskotrme and seit-te wollte. Well amonast die Tarkieå den se Leii gehatt, wo die Röschschian Länguidsch öderschtände thate auch einer von die türkische Läneers änd wo der hört, daß se se Kauards heiße thate. that er i« it e Fläg of Tkuce ganz klods zu unsere Leins komme änd hollett. et thät eini gen Hotszinan von die aanze Absch schian Armie tschallendsche. mit cis-. zu feihte. Well, von die Kosacke, wo bei unsere Atmie ware, hen se qleich alle geossert, mit den Tiiriie zu seihte, bot der Körnel hat den besten Läncer von dem ganze Redschiment ausqepickt änd hat em gesagt, er sollt dem Tükkie sei groß Maul schtoppr. Der is- denn auch gleich in full Gallop auf den Tütkie los. Wo er ebaut auf 50 Schritt an en heran is, thut der Türtie sei Pisto! auf en abschieße, bot mit die aite Hug pifteleö, wo die Tütkies hatte, konnt man aus 10 Yards kei Barndohr net bitte änd die Bullet bat nur e Loch in die Lust gemacht. Jm nexte Jnschtant ware se auch schon anenanner änd hen mit die Länees zu seihte geschtartet, böt es nahm noch kei Minnit, da war der Nuß schon von sei Horß deunner änd kaput Der Türkie lacht. daß wir es in unsere Leins höre konnte-. denn thue er von sei Dorfe schprinae änd dem Nuß beide Ohre abschneide änd is in die Foriresz ritom. Welt am nexte Tag thut er wieder komme sind die Kosacke ivaee gar net siehst-sit halte. sie wollte alle ufs em der Körnel sagt das wär net kais Find tht wieder einen auspicke, - wo en feil-ten sollt. Böt es war die « The M . Der Türkie thut eeshi alt B lseiem als ob er ten Ko sähe- wollt änd äs ßnbn als se Wesen ware, war der Nuß auch schon wieder herunner änd der Türtie is mit seine Ohren wieder nach Vorna zurückgcritte. Well, Bett-Z. so is das 14 Täq gegange, alle Mahl is der ver sli.rte Türkie herausaetomme hat eine von die Kosacke abgemurtit iind is- wie der kornr. So sagt der Körnei. es wär gar tei Juhs mehr, daß se mit ein sechte thäte änd hat Order-s aegetr-e, daß keiner von die Kosackc es mehr treie sollt. Wo der Türtie das gesehe hat. is er srech geworde. Hat die Kosarle Kauards geheiße, böt die hen en net aemei:.det änd seien schtill qew.se. Wir hatte damals beim Puck-rat schenskn’schen Redschirnetst e kleine isuetliae Schneider bei Kommissärir Dir-aiment Weil der Feilod war lei 4 Fuss hoch änd sei Aerm make so lang, datz se ablmobst uff die Erde hingen. VII er war e first Klsiß Tählox an: weil er immer unsern KHrnel sei Such gemacht hatte, so bat Der em e Pius-, im Kommissärie - Divartmrnt arge-re. Alle Ida, wenn der Turm mit dem Kosacle feihte that, is er in die vor derschtr Lein geschtanne and alle Mal, wer-n ter Türtie den Nuß astillt lct, hat er aetörßd, wie e alter Teuper. lLllts seinellie teiner von die Kosath mehr deiaukptomme that änd der Tiirtie sie Kauards heiße that. bollert ei: »in it e Schand, daß in der aanien Arm-Te net : Mann is, wo dem Kerl das- Maul schtcsrsve thut.« Der KörneL wo dac- ge hört hat, lacht änd saat: »Wel! Zwar-, hast Du net Lust. mit dem Iiirtie z seihte9" .Schulyr Körnel änd ich werd en auch kille, gebe Sie mer nur e Sorg e Lärm, änd e gutes Pistel«. Der Stor nel hat ät sörst gedenkt. der Fel’o that dichoie, böt wo der Jtoan mßisie that, e: wollt den Türlie feihte Lin: so schilt-: war, daß er en tille könnt, sagt der siörnek »Weil Jwan trei es, tot ich saa dir gleich Guddei. des werd tak erschte and das letschte Mal seie. daß Du rfs e horß site tbuscht.'« Wo die Beus aedött hawcoe. das: der klesne pucktige Töblor den Türtie seihte wallt. seie se im ganze Kämp zusam mengelofse, um das Schpechsokel zu setze Sie hen en usf «n Dorf; gesehn die Stirrups for en aesittet äno den en e Pistol änd e Länce argen-e. Er tat uss den Gaul ausgesebe. wie en Aff uss ’n Kameel änd wo se ibtn die Länie rietsche, war se zu bewtvie iind er konnt se net böndle· So sagte er: »Laßt nur die Länce änd gebt mir e Besenschtiel, der thut’s auch." Die Beus ben net gewußt. was se davon denke sollte, böt se ben en en alte Bese schtiel gegewe änd damit is er ufs den Türtie los. Wo der den ruckligen Tab lor komme siebt, wollt er vor Lache ver plaße änd rufst: »Komm man oer Du Aff, Dich will ich ßubn iinische8'« Ta mit seiert er sei Pistei. Wo der Schuß fällt, thut der Tablor in sei Säddel wartete, der Brutzmscbtick sullt aus seine Hand änd er scknürzt von sei Gaul herunner iind rührt tei Knoche mehr. Der Türkie kommt an en her angeritte, denn lacht er änd schteigt von sei horß änd giebt sei Messer aiis sei Poetet urn den Täblor die Ohre abzuschneide. Wo er aber sei Händ in sei Pockek hat, fährt der Tählor wie der Blitz herum, giebt sei Pistol änd schießt en mitten dorch’s Herz, daß er mausetodt umschlage tbut. Denn nimmt em der Täklor das Messer weg, thut ern die Ohre abschneide änd bringt se zum Kämp zurück. Well, Beus, so’n hellob habt Jbr Euer Lebtag net gehört. wie der part- « lige Tiihlor ritour aekomine änd den Türtie sei Obre mitgebracht hat. Der Dscbeneral bat ät vonz an den Empe rer getelegriipbd änd wo er am nexte Tag en Aenser kriegt, läßt er den Tab lor rufe: »chn,« sagte er, «Du bischt . e braver Kerl önd Seine Mädschestie » will Dir e Rinoard aewe. Du bascht die Wahl, willsebte 500 Rubel oder « das St. Georg’s Kreuz?« So änßert der Jwan: »Dscheneral, wie viel is denn das St. Georae’s Kreuz ebaut werth? Nun, änstert der Dscheneral, des Metall is ebaut drei Rubel werth. »Mit reibt, Dscheneral, änsiert Iwan, denn gewe se mir 497 Rubel änd des Kreuz.« Da lacht der Dscheneral and äußert: »Du bischt doch e smarter Fet loh, Iwan, Du sollscht’s hatt-we, End der Jwan bat 497 Rubel lind das St. Georg’s Kreuz gekriegt. Da könnt Jhr nu sehe, Veus, sagte der Roß, daß auch der beschte Feibter net emal e pucklige Täblor biete kann, wenn er net so smart is. Damit thut er noch e große Whisike nebme änd is homr. Die Annern aber ben gesagt: »Er is reiht, es thut doch mebr uif die Smartneß wie uss das Feihte an komme«. Jhk John Strampser. v —— --.—«-—«— Jedermann kennt die Bezeichnung »Glücksschlvein" und den bollstbiiw lichen Ausdruck »Schwein baden« fiir »Gliick baben«, aber nicht vielen wird der Ursprung dieser merkwiirdiqen Berbinduna richtia belannt sein. Bei dem Fest der Wintersonnenmendc wurde von den Germanen ein Setz-wein gebraten und qeschmaust als das hei lige Thier des Sonnenaottes Frcyer, dessen Geburt und Wiederkehr man in diesem Feste beginn. Das Schwein des Sonnengottes, das ein Meister werk von Zwer en war und mit seinen goldenen Bot ten den Glanz der Sonne darstellte, zoa den Wagen des Gottes oder diente ihm auch als Reit thier; in begreiflichem Zusammen banae mit der Wirksamkeit des Son nenqottes wurde dieser sein Eber ein Sinnbild der Fruchtbarkeit Diese alte Bedeutung hat sich bis heute im Volke erhalten, obgleich wahrscheinlich wenige von denen, die ein Glücks schwemchen an der Ubrletie tragen, wissen, daß sie damit einem altheidni schen Glauben duldsam Ifür die Jugend. Uns Wiedersehn! Aus Wiedersektnk Kein Wort so weich, An Hoffnung und an Lieb so reicht Kein Gruß erklingt in herber Stund, So bang, so sroh von Mund zu Mund. Aus Wiedersehn! Du voller Klang, Du hoffnungsheller Wandersangt So töne denn im Herzen sort Berheißungsvolles Zauberwortt Kindesliebe Von der warmen Stube aus läßt es sich ganz gut an, wenn der scharfeWind die dürren Flecken an dem Fenster vor beisagt und der Schnee aus der Und straße vor Kälte lnirscht unter den Nä-: dern derWagen· Aber draus-en ists an ders. da beißt der Frost. da schnewet der Wind, die scharfen Eisnadeln ste chen, und wenn wie bei dem armen Jungen dort draußen die Hände unbe deett sind und oie Füße in zerrissenen Schuhen stecken. dann sind Schnee,Kiil te undWrnd gar schlechte Wandergesel: len. Er sah auch traurig aus, der kleine Mann. Aber mutig steckte er die rechte Hand tiefer in die Tasche, während er durch den hohen Schnee watete und über mancherlei nachdachtr. Wenn doch seine gute Mutter noch lebte! Seit sie tot war, schien der gute Geist aus dem Hause gewichen. und der Vater war gar hart gegen ihn, den elsjährigen Emil, und die ein Jahr jüngercSchwe ster. Früher war der Vater auch streng « gewesen« aber die Liebe der Mutter hatte alles ausgeglichen. Sie war so " gut und hatte ihnen so gern Freude ge gönnt. Wie oft waren die beiden Kin der an freien Nachmittagen zusammen hinaus vors Thor gelaufen, hatten Beeren gesucht und sie dann, ini Grü nen gelagert, fröhlich berspeisl. Sie waren dem Vater nur eine Last, res halb ließ er es gern geschehen, daßVer wandte der Mutter dasMiidchen zu sich nahmen und in die Schule schickten. Emil tam nur selten zur Schule, der Vater schickte ihn aus, damit er Ar beit suche und sich ein paar Groschen verdiene. Brachte er die abends nicht heim, so gab es Schläge statt Essen. Vor einigen Tagen war der Vater, als er zurückkehrte, ganz besonders böse und aufgebracht. Nachdem Ernil seine Schläge bekommen, hatte er ihn aus dem hause getrieben und ihn bedeutet, daß er nicht wieder dahin zurücktehren dürfe. .Da oerdiene dir was«, hatte er ihm zugerusen, indem er ihm die Schneeschausel nachwarf, »suche dir al lein dein Brot« Weinend hatte der Knabe die Schaufel aufgehoben und weinend wollte er davongehen, aber er tehrte noch einmal um, faßte die Hand seines Vatrs und sagte: »Nicht wahr, ich darf doch wiedertommen2« «Nein," hatte ihm dieser rauh erwidert, und mit diesem Abschied wanderte Emil in den schon duntelnden Abend hinein. Wohin nun? Er wußte es nicht und ging lange weinend weiter. Da hörte er das Lauten der Glocken. »Halte aus« sei brao!« klang es wieder in seinem herzem Er glaubte die Stimme seiner Mutter zu hören, und Trost und hoff nung zogen wieder bei ihm ein. Jetzt erinnerte er sich, daß die Pflegeeltrn der Schwester ihm öfters gesagt hatten, er solle sie aufsuchen, wenn er Rat oder Hülfe gebrauche, dort, das wußte er, nahm man ihn auf. Aber noch auf dern Wege dahin wurde er aus dem Fenster eines hauses angerufen. Zwei Kinder hatten den tleinen Schneeschipper gese hen. und da sie für die tommendenFest ; tage, —- s war zwei Tage vor Weib naehten —- den Teich im Garten vom » frischgefallenen Schnee gereinigt zu haben wünschten, hatten sie mit Er laubnis der Eltern den Buben herein gerufen und ihm die Arbeit übertra- I gen. Ein blantes Geldstück legte er, als er s bät abends mit seiner Schwester zu sammen saß. als seinen Arbeitsver dienst auf den Tisch, aber es wurde naß von den Thränen der Geschwister, als er seine traurige Geschichte erzähl te.—-—,,Der Vater wird doch gewiß wie der gut,« sagte Lina, indem sie ihren Bruder umarmte. »Halte aus,« sagten die Pflegeeltern, »es wird schon wieder besser werden« —- Und es wurde wie der besser, aber lange sollte es dauern. Emil war zum anderen Lage wieder nach dem Hause des reichen Hausherrn Roebel bestellt, wo er gestern denSchnee gefeat hatte. Es fand sich weitere Ar beit, das befcheidene und fleißiaeWefcn des Knaben gefiel, man hatte feine traurige Geschichte gehört, und als er am dritten Abend zu seinen Pflegeel tern heimging, brachte er die Trilli runa des Kaufherrn Init, daß er von nun an fiir immer in das Haus dessel ben aufgenommen werden ,solle. So hatte auf der Schneefchaufel, seinem einzigen väterlichen Erbteil, doch ein großer Seaen aeruht. Jiir verdanlte er die erste Arbeit im Haufe des Herrn Noebel und nunmehr die Aussicht auf eine gesicherte Zukunft. Emil aina nun wieder fleißig zur Schule und in feinen Freiftunden mußte er allerlei Arbeiten in dem großen Handelshaufe des Herrn Noebel übrnehmen. Da er aut und rasch lernte, bekam er Unterricht, und als die Schulfabre vorüber waren, trat er in das Geschäft feines Woltbäters als Lehrlina ein. —- Der Vater mußte schließlich-das Häuschen verkaufen und den Ort verlassen. —- Acht Jahre wa ren seitdem vergangen. Die jetzt acht 1 zehnjährige Lan war noch bei den Pslegeeltern, derenhaushalt sie fiihrtr. Emil war inzwischen als Bucht-alter in dem Geschäft des Ferrn Roebel·an gestellt. Er besaß de en volle Zufrie lTelelrheit und bezog einen schönen Ge t. Eines Tages wurde heftig an der Klingel des Hauses gezogen und der Diener meldete einen Bettler. AufWei sung des Herrn Noebel trat Emil mit ; einem Almosen aus dem Büreau· Jm hausflur stand ein wild und trotzig aussehender Mann. Emil reichte ihm ein Geldstück. — Der Fremde starrte ihn einen Augenblick an, dann begann er heftig zu zittern. »Emil!« brachte er mühsam hervor, »mußte es so weit kommen! Muß ich von meinen eigenen Kindern Almosen erbittenl O, das ift meine Strafe, warum jagte ich dich aus dem Hause bei Schnee und Unwet ter in die Nacht hinaus.« —- Traurig « wandte er sich zum Gehen. Aber mit dem Aufschrei: »Vater, du bift’s wirk lich« hing Emil an dem Halse des ab wehrenden Mannes. —- Ja, es war weit gekommen mit ihm. Nach einigen Jahren des Wandefns war er durch schlechte Gesellschaft, Krankheit und Not immer tiefer ins Elend geraten; gebrochen an Körper und Geist hatte er sich endlich der Heimat wieder zuge wandt. Mittellos war er heute hier atsgetommem und die erste Bitte um eine milde Gabe hatte ihn mit seinem Sehn zusammengeführt. Emils Bitten und Thriinen erweich ten bald das harte Herz des Vaters. Auf dem Zimmer des Sohnes erzählte er tiefem die traurige Geschichte der letzten acht Jahre, und als Emil den Kon an die Brust des Vaters lehnte und sagte: »Vater, jetzt bleibst du bei uns, wir lassen dich nicht wieder fort,« da fühlte er sein Herz wie von Son nenschein erwärmt, ein Gefühl von Freude, von Friede, wie er es lange nicht gekannt, zog wieder in ihm ein, er drückte einen heißen Kuß auf das Oauvt des Sohnes. Groß war die Freude, als die an dern am nächsten Tage zu Lina gingen und sie den Vater wiedersah. Jn ei nem Buche lesend, saß sie am Fenster, als ihr Blick auf Bruder Emil fiel, der mit einem bleichen Manne nahte. Wie herzlich begrüßte sie ihn, wie sanft strich ihre band über seine abgezehrten Wangen! Und nun kehrte das Glück nieder in der Familie ein. Mit Emils Ersparnissen sanften sie das alte Häuschen wieder. Der Vater nahm fein früheres Handwerk wieder auf, arbeitete fleißig und als im Sommer der Geburtstag ter Mutter wieder lehite, da lnieten drei glückliche Men schen an dem Grabe des Verstorbenen und schmückten es mit frischen Blu men. Als Kater Murr etwas erleben w-llte. Kater Murr hatte den ganzen Tag hinter dem Ofen geschlafen. Gegen Abend stand er auf, machte einen gro ßen Buckel, gähnie und saate: »Jetzt will ich etwas erleben.« Daran ging er hinaus in die Küche. und weil ge rade auf dem Tische eine Schüssel Milch stand, stieg er hinaus und leckte die Milch aus. Aber ach. es tam die Magd und ließ ihren Besen auf des Katers Rücken weidlich tanzen. Da leite der stater etwas erlebt, jedoch es war etwas Unangenehmes. Er ging wieder hinaus und stieg auf des Nachbars Dach. Der Mond schien hell. und Kater Murr feste sich vor ein Dachse-ist« und hub an zu singen. Da öfnete sich ganz leise das Fen ster, heraus guckte ein weißbezipfel munter Kopf. und schwavv -— ergoß sich ein Strahl eisialten Wassers cuf unsern Later. Nun hatte er wieder etwas erlebt, aber das war auch et was Unangenebmes. So aing er von dannen und be schloß, seinen Freund zu besuchen, den Kater Schnurr, der aui der andern Seite der Straße in dem vier Stock hoben Hause wohnte. Er wollte den Weg gehen, den er schon oft gegangen, nicht unten über die Straße, sondern vom Dach in die Bäume, die rechts und lints am Fahr dainm standen, und von den Bäumen auf das gegenüberliegende Dach. Er rannte den Weg aenau; der war nicht beschwerlich; vier Sätze und er wäre aus der andern Seite g:ivefcn. Am Dachrande taucrte er zum Sprun ge. Er sprang. — aber da soll auch ein Kater springen, wenn er pitsche naß ist. —- Platschl siiesi er mit den Vorderpfoten und dem Kopfe durch den Hut eines, der im Mondens ein lustwandelte, und larn für einen u- ! genblick terzengerade auf den Kovf des Manne zu stehen. stater Murr machte einen Sprung, aber mit dem Hute um den Leib, kam auf seine vier Pfoten herab und ftob davon. Der Hutdesitzer zog rrym noch ge schwind eins mit dem Stock über und ließ ihn laufen mit samt dem bate. Da hatte er schon wieder etwas er lebt, und zwar etwas recht Merkwürdi geg. Erst versuchte er den hut abzustrei fen, aber da es nicht ging, dachte er: »Auch aut, —- das soll ein Spaß wer den mit meinem Freunde Schnurr! Wird der Aue-en machen, wenn ich in einem Cnlinderhute zu ihm komme!« So schob und auctschte er sich durch die Gitterftäbe in den hof des Hauses, darin sein Freund wohnte. und schaute nach dem aus. Freund Schauer aina mit seiner Frau, der weißen Katze, hoch oben in ) der Dachs-inne spazieren und beide freuten nch einträchtian Genniteö des milden Mondenlichtes. Kater Murr tlimmte empor —- gut gina’s nicht in solchem Ausnutz, und fnst in einer Ecke tauchte er vor der . weißen Katze auf. Die war gar zart und schreckbaft von Natur, und wie sie die absonder liche Gestalt vor sich auftauchen sieht. vermeint sie, es sei ein Gespenst, und fällt jählings vom Dache herab. Darob ergrimmte der« braveSchnurr und fiel ohne Besmnen uber das greu liche Geschöpf her, das solches Unglück veranlaßt, würgte und Fauste es —- e: hatte ja keine Ahnung, das; dies sein lieber Freund Murr war. der durch ei nen Enlinderhut um den Leib so un kenntlich geworden war. Murr biß wieder —- was blieb ibm übrig? Sie verwickelten sich zu einem Knäuel, zau sten, bissen sich, schrieen und vurzelten endlich der weißen Katze nach in den IHof — nein, nicht eigentlich in den o f. Jm Keller schlief der Stiefelputzer. und durch dessen Fenster flogen sie ——— klirr, klirr! —- dem armen Burschen gerade ins Bett. »O weh — ist der erschrocken! — Fahrt aus dem Bett und hinaus aus der Stube! »Es könnte der Teufel sein, der nachts so über ihn gekommen ware,'« dachte er und traute sich nicht wieder in die Kammer zurück. « »Die beiden Kater waren aber auch nicht schlecht erschrocken und hatten jählinas von einander losgelassen. Jetzt saßen sie sich beide gegenüber aus dem Bette des Stiefelpuners, glotz- . ten sich an und knurrten. Dem Schnurr tam die Stimme wol belannt dor, und just wollte er etwas sagen, da trähte im Stalle der Hahn. Wenn aber der Hahn des Nachts träht, dann muß der Böse weichen, und so wagte sich ter Bursche mit Licht wieder ins Kämmerchen hinein. Hui —- wie fuhren die beiden da zum Fenster hinaus, und jeder machte, daß er nach Hause kam! — Die weiße Katze lag schon längst in ihrem Heu und schlief behaglich. Geschehen war ihr nichts. Zerzaust und zerschunden kam Kater Murr zu Haufe an und ging fiirs erste nicht wieder fort. Ewig schade bleibt es aber doch, daß die beiden Freunde nicht noch ein gutes Wort miteinander hatten reden tön nen. Darum sind sie Feinde geblieben bis auf den heutigen Tag — und we »cen einer solchen Kleinigkeit! Wer lann aber auch seinen Freund erkennen, wenn er in einem Cnlinder hute steckt und ein Kater isit Jetzt sitzt Freund Murr wieder da heim hinter dem Ofen, fängt ab und Fu eine Maus und denlt über das Er lebte nach. Manchmal steigt er auch noch aufs Dach, aber nicht um etwas Neues zu erleben. sondern um allen aus seiner Sippschaft, die es hören wollen« zu er zählen, wie es ihm ergangen ist, als. er etwas hate etrleben wollen. Sein ehemaliger Freund Schnurr darf aber nicht dabei sein, sonst giebt’s Krieg und Kriegsgeschrei. als wären Fremde ins Land aetommen. Die Katzen und die Kätzchem die al ten und die jungen Kater sitzen auf den Dächern und hören voll Eifer zu, wenn Kater Murr erzählt, und zetern aus Mitgefiibl ganz fürchterlich dabei, — lassen sich’s auch gesagt sein, sisen gern Bill hinterm Ofen und schnurrren ihr ied. --· Wo aber ein vorwihiges Käterlein selbst hinaus will und etwas erleben, da tommt es meift mit ähnlichen Trauergeschichten heim. nebek Schafk- und Buch-km«.s sen im Mittelalter. s -----·.. Heute lernt jeder in der Schule schreiben, und in aller herren Länder resor«en slinle Prgsen das Geschäft des uchdrucks l ie ganz anders war es in dieser Beziehung im Mittel alter! Wir tönnen uns heute laurn ei ne Vorstellung davon machen, eine wie schwere Sache damals die Herstellung von Büchern war, damals, wo nur die weni sten schreiben konnten und nian die uchdructerlunst noch nicht kannte. Die Stelle des Buchdructs vertra ten imMittelalter bekanntlich sast aus schließlich die steißigen Hände der Mönche, welche nicht müde ourden, die wertvollen Bücher des Altertums und ihrer eigenen Zeit abzusäreiben Und welche Kunst des Schöns reiben-J lea ten sie dabei an den Tag! Die Bene diltiner, deren Regel eine solche Be schäftigun ausdrücklich vorschreibt, thaten es ierin allen anderen Mönchs orden zuvor, und aus ihren Schreib stuben sind denn auch die kostbarsten Schätze der mittelalterlichen Biblio telen hervoraeaangen; vorn neunten bis zum zwölften Jahrhundert waren die Benediltiner sast die einzigen, welche E die Wissenschaft des Altertums in Deutschland pflegten. Namentlich von ihnen wurde im Mittelalter unglaub lich viel Zeit zum Abschreiben von Werlen aller Art verwendet, und doch war in jenen Ta en der Mangel an Büchern sehr grosse. Es ist nicht uninteee ant, über die Art, wie die Mönche a schrieben, eini ges zu vernehmen. Die erste und nächste Schwierigkeit bot die Beschaffung der alten und neuen« fremden und einheirnitchm Ori ginalwerle, von denen die Tit-schritten angefertigt werden sollten; denn Bil cher waren in jener Zeit, wie ,1,esaat, nichts Alltägliches. Mehr als hundert Meilen weit mußten die Klöster oft aei nng ihre Bitte um leihweise lleberlas suna eines Buches eraelxen lassen. Unt bundertMeilen bedeuteten damals ganz etwas anderes als heute; waren doch · die Verlehrstnittel itn höchsten Grade mangelhaft und reschräntt, die Stra- s ßen unsicher und die Aengstlichleit und J das Mißtrauen der Menschen dahers s sehr berechtigt. Die Klöster trauten s sich ost unter einander sebr wenig, da , » nicht selten ausgeliehene Bücher nicht ( zurückgegeben wurden und Streitigkei ten der Rlosterbibliotlselen über das Eigentumsrecht aus wertvolle Origi » nale damals an der Tagesordnung . waren. s hatte man sich aber ein wichtiges i Buch verschasst —- ost genug mitMuhe und Not-, so ging es an das Ab- , schreiben. Das war stets ein saucm « Stück Arbeit, eine schwere Anforde rung an Fleiß und Geduld. Man schrieb aus Pergament, das m so vollendeter Weise aus Tierbäucen sabriziert wurde, daß die Urkunden, welche wir besitzen, es uns noch heute nach so viel Jahrhunderten, ost in blendend weißer Reinheit und in einer Glätte zeigen, die es nicht viel schlech ter erscheinen läßt als unser heutiges Papier. Das Per ament stand da mals noch hoch tm reise, und es ist bezeichnend, daß Kaiser Karl der Gro ße einem Kloster das Jagdrech: nur unter der Bedingung erteilte, man sol le die Oäute der erlegten Tiere zur Herstellung von Pergament ode: von Bücherdeckeln verwenden. Aus der Kostbarkeit des Pergaments erliiirt es sich auch, daß man bei Alsassung der gewöhnlichen, täglich vorkommenden Schreibereien, wie wirtschaftlichenNie derschristen, Rechnun en u. s. w., sich etnes billigeren Ma erials bediente, nämlich der Wachstafeln. Das feine Pergament kommt übri gens in Europa erst etwa vom Jare 820 an häufiger vor. Bis dahin be diente man sich in der Regel eines ro ben, derben Materials, namlich eines dicken, unschönen Pergaments, das man fast für gegerbte Trerhaut halten tönnte und das einen recht tläglichen Eindruck macht. Was die Schrift selbst anbetrifft, so bestand diese bis zu dem bezeichneten Jahre aus einer Art Schrift, in welche sich allerlei Schnörlel und seltsame Buchftabenverbindungen hineinmischs ten. Später aber trat an die Stelle dieser Schreibsorm die römische Schrift. Das Abschreiben, wie es in den Klö ftern besorgt wurde, darf in der Tat eine Kunst genannt werden. Wie vie lerlei Thätigteiten waren dazu nötig! » Einige unter den Mönche-i verfertig-k ten das Pergament. andere besorgien mit großer Genauigteit das Geschäft des Linienziehens; besondere Uebung ersorderte aber das Abschreiben selbst, womit man die geschicktesten Schreiber zu betrauen pflegte; ebenso war das Bergolden und das künstlerische Aus schmiicten der Buchtitel und Anfangs buchstaben eine nicht leichte Arbeit. Arabesken und Miniaturbilder wur den überall auf dem Pergamente arge bracht, und oft mit wahrhaft feinem Geschmack. War die Arbeit desSi!-rei bens vollendet, so ging man ans Ein binden des Buches. Es wurde zwi schen zwei eichene Deckel sauber gebun den. Gewöhnlich wurden diese isrit Le der, nicht selten mit Metall oder El fenbein überzogem Geschah dies alles mit den Büchern, die zu weltlichem Gebrauche bestimmt waren, so verfuhr man noch viel lurus riöfer mit denjenigen, welche beim Got tesdienste in Anwendung kamen. Bur purn gesärbtes Pergament, mit stel dern oder olden leuchtender Tinte ge fchriebene Buchstaben und die pracht vollsten Einbände waren bei solchen kirchlichen Büchern nichts Seltenes, und viel Geld wurde auf deren Her stellung verwendet. Die Bedeutung der Klöster für die Herstellung der Bücher trat erst zuruck, als mit dem Aufblühen der Stadtfchu len um die Mitte des dreiiehnteuJahr hunderts sich auch die bürgertfche Ge sellschaft der Schreibtunst bemächtigte, und die Anfertigung von Viicherabs schriften nun anfing, von allen Kreisen des Volkes ausgeübt zu werden. Das ging so fort, bis die Erfindung der ; Buchdruiiertunft im Anfang des fünf I zehnten Jahrhunderts der Vetoielsiili I tigung von Büchern durch Die Hand i schrift nach und nach ein Linde schie. Die Entwicklung und der Fortschritt des menschlichen Geistes und der menschlichen Geschicklichteit iiifzt f:.-.s an nicht vielen Dingen so sicher messen, wie an der Art, wie die Menschen in den verschiedenen Geschichtsabsetmitien ihre Bücher hergestellt haben. Welch ein großer Unterschied zwischen der mitbe vollen Arbeit der schreibendeu Mönche des Ijiittelalters und der Vuchoructer unserer Tage! An der Table d’hote ist bereits der Fisch servirt, ein Gast jedoch, ein ern ster Herr, scht stumm vor seiner Sappe. Der Obertellner, um ichtig wie er ist, tritt herzu und fragt: »Die Suppe ist wohl zu warm, mein Herr?« Der ernste Herr röuspert sich und ent gegnet hieraus nicht ohne Strenge: »Im Gegentheil.« Das Roastbeex macht die Runde; aber noch immer 2at der Gast seine Suppe nicht ungerührt. »Lieben der Herr vielleicht Firestnppe nicht?·' sra t der Oberkellner. »Jn die sem Falle teht dem Herrn ohne Wei teres Bouillon zu Diensten.« Der ernste Herr beginnt mit den Fingern leicht aus das Tischtuch zu trommeln Und be merkt: »Ich liebe Krebssuppe ganz außerordentlich.« »Aber darf ich mir dann die Frage erlauben, warum ver Herr nicht essen?. . .. Die anderen Ge richte werden ja kalt.« —« »Warum ich meine Suvpe nicht esse? —- Jch habe keinen Lössel!«