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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (Dec. 30, 1898)
Osieuec Schreibebrief von Phi lip Sturmwan Beurt, Juba Sinn-wen -—---- OOIL W sp- sp s. s. Aus-« New York, den 14. Dec. Vö. Mk. hsvnorz Gestetn bin ich nach New otk änd in die z Civil dschön zurück- I gekomme önd Ich bin froh,daß ich net meh: mit die Dägos hkkUm ftruble groß; Monnie en ich net viel yome gevruwss I- »F« -. -; schösi gelangt, bist ich hen e Ut Dlel . -on dem Onkel sei alte Schild f IOSAO ,-·schlage änd hen em jede Cent davor be « ahlt, so sagt der Onkel: »Wel! John, Tun hacht gut gethan and weil Du for . Dich tei Profit net gemacht has t. sq « will ich Dir ennihau 50 Dollar or der Truhel geve. Well ich war ttellie ßdri « preisd, denn der Onkel is sonst net so liberal, bist ich hen ßuhn erpierienszd, xdaß se hier von e jede Fellob, wo von . dem War ritiitne thut, e Hiero mache. «, Die Aent änd die Jennie seie auch » gleich herunnergekomme änd denn hen « ich er ähle misse, bis ich mir ahimost « mei schahs ausgerentt hab änd se hen immer noch-- Questschöns geästc iind wollte alles wisse, wie es in den War zugehe that. Wo ich seinelli alles " gesa t hawwe, was ich wisse that,mein: « die «ennie: »John wir hawwe heit . Abend e Mietung in dem litterärie T; Clöb; da kannscht mit mir binaebc; eH -« macht immer e sein Jmpreschschiön. wenn man mit e Hiero von dem War dahin komme thut. Du brauchst net « B sage,daß Du Söttler marschi, schtell ich nur als einer von die Feitsters vor, denn werde se Dich alle slättere « iind Du werscht e seine Zeit hawwe.« Ahl reibt ennie, änßere ich, böt den Weg wie i auskuke thue, kann ich net gehe, so will ich erscht Dann-Zaun änd mit e neie Saht änd e Overioat - tause, so daß ich e dießent Appietenz mache thue.« Well ich hin denn auch los an die Bowerh hetunner änd bin an e Klei s- derschtohr aetornme, wo se e arossseg Sszein «Missit Parlors« vor hatte äno se hen viell seine Suhtö in ihr Shoh Window aehett. Wo ich mit noch die Suhts ankucke thu, kommt der Pro » preietor heraus änd saat: Lieder 7 Freund-, thue se nur hereinkomme, ich » seh schon was se brauche änd wenn se - in mei Schtohr e feine Suht net vor die Hölst krieae thue« was Se in annere Schtohrs bezahle misse, so thu ich en I « Jhne umsonscht aewr. Wo er e Saht ’ for mich auspiae thut. rimarkt er: »He misse wisse, daß Se in meine Schtohr kei kommon Schopguds kriege thue, list -" onlie fein zu Order gemachte Mode-, - wo die Koschtiimers net sitte thlite; ich . hen ehaut e Dosend Tailors, wo nix thue als Miesitg sor Koschtiimcrg mache, wo mer denn zum halbe Preis - hier imSchtohr verkause thue. Feinellie hat er e Roht and West ausaepiekt änd sagt: ,,Dieser Koht End West ware von ’ demAlderman von unsereDittritt geor dert. Er wollt e feine Suht ha;o.oe. bikohs er sollt am Jvenina e Spietseh mache im Risorm Clöh geaen die Ber ehwenduna im Eittie Governsnent an demselhe Morgen hen se en we Bndelns arreschted änd denn nach Sina Sina aeszandt iind weil er da sei Iuhs sor seine schwarze Suhts hawwe, . so hen ich en behalte müsse. Ort-tschi niillie hat er 815 Dollars aetoscht. :eh thu en Jhne vor 815 aewwr. Well seh ·- hen en angetreid änd er that auch gut sitte, so hen ich en 810 geossett, änd er seiusierte: «Se sollen en hawwe, kann Tich 33000 dran luhse. so kann its-auch ; i .0-) luhse and ich gleich en net mehr ;n mei Schtohr zu sehe. hetohs ich sühl .orrie sor den Alderman änd der "« uht thut mich immer an en rimeinde. ann hat er e Pähr Pänts ausgepickt sönd wo er die uss den Kaunter legt, hut er szeihe änd sagt; LULemal wenn ss die Pänts sehe, thut es mir e --s ich durchs Herz aetve«. Diese önts ware sor e junae Mann, wo hei ;athe trollt änd er hatte die Kollor wusaepickt weil se zu die Kommer sichiön von sei Breid mätsche that. Böt Marnina, wo die Weddinq seie sollt, hatte die Breid ihre Komplexs chiön aetschiindscht. Well der iunqe s« ann ist West geaanae änd keiMensch nix mehr von em gehört. die Breid , an qehrorhene Herze aeschtorhe änd - se Vantg seien an meine Händ hänge ( . - ehliewr. Sie sollte 812 koschte, bot i e könne se vor 8600 hawwe. So uszere ich, T4.00 seien auch enoss, denn i u meinem Görl ihre Komvlexschiön : höte se auch net mätsche. »Ah! reiht«, uszert er, ich will se Jhne davor lasse, , enn es thut mich allemal steihe mache Inenn ich die Pänts sehe änd an die rme Breid denken thue. Denn hat er . ir noch e schwarze Qverkoat, wo un er Brüdern s40.00 werth sein sollte r 810 verkaust Eint- ich hin mit me: ne i · rainö bomr. ; Wp ich home gehe thu, hat 's zu s siehnete geschtatted and mei Overioat ; It wctt geworde. So thu ich ihn in der I Kisschen an den Rändsch hänge and I nach e Schtund war er trocke, böt er j ; at auch sei Komplexschion qe- 4 chändfchd geheft, denn infehted schwarz war er aanz grien geworde. l «·Well, ich hen gedenkt, ich sollt ver- I Maße önd thue mei Overioat nehme End bin wieder zu die Misfit Doktors-. -wo ich dem Propreitör e Vieh von mei Meind qegewe bawwe. »Well«'. sagt er, TJssse Se ma! den Overkoat sehe, was is denn der Mättet mit em?« Denn aqt et: »Es is nur gut, daß Se ti tout getomme seie, ich hen e Mistät gemacht and Jhne eine von unsere sei ne Chamäleon Overloats gegebe, wo ja nach das Wetter ihre Kollor tschändsche thue. Die loschte 85.00 mehr wie die lommon Overloats, bot hier hen ich e feine warme Ulster, wo Se for 815.00 hawwe könne. Er thut net so fein lude, wie einer von die sei ne Missits, höt is warm änd thut e Leisteim laste.« Well, was sollt ich c:-ache, ich hen den alte Ulschter genom me änd bin home, biiohs en Overkoat mußt ich hawwe änd der Chamäleoip Koat war ret sit, um zu e Dogfeiht mit em zu gehe. Bot ich hen mei Meind ufsgemacht, daß nexte Mal tei Missits mehr zu lause änd wenn se for den Präsedent von die Juhneited Schtäts gemacht sind Wo ich dem Onkel von mei Bar gains erzählt hab, thut er lache änd sagt: »Well, John, des is nochnet so schlimm, als was mir last Month ge höppend is. Du weischt, ich thue net viel um Klohz gewe änd den alteKoat, wo ich immer trage thu, hen ich schon sieben Jahr änd ich denk, ich thu en noch siehe trage, denn sor mich is er lange qut enoff änd ich bin so juhsd zu em, das-, ich in en annern Koat net termsortähel fiihle thu. Well, mei Al te änd die Jcnnie hen mich egal weg grbotherd, ich sollt mir e neie- Kont mache lasse, se müßte sich schäme, wenn sc mit mir ausgehe thäte, böt ich hen resjuhsd es zu thue änd gesagt: »Ihr l Weiber thut schon mehr Monnie sor : Rlohs juhse wie e Felloh schtiinde kann, s wenn ich denselben Weg schtarte wollt, ; denn könnten wir ßuhn unsern Schovp ! sichs-. Wo se ges-he hawwe, daß »Ich ; net wollt, hen se gedenkt, sie wolite s smart seie änd thue zum Tählor am s Korner, wo e guter Freund zu mir is l and mei Meschut hat, gehe and sage, s er sollt mir e seine Koat sür 840 mache s önd wenn ich sei Schopv passe that, ; sollt er mich rufe änd mir sage, es war ; e Missit änd er wollt en qern los sein and ich könnt en sor 810.00 hawwe. Die Jennie saat dem Tählor, wenn der Vatter e Barain schtreile kann. thut er en nehme änd hier bezahle wir Jhne aleich 830 drusf. Weil der Geora lacht änd saat: »Ah! reibt, wir wolle den Alte schon blaue Dunscht vormache.« änd wo ich nach e paar Täg sei Schtohr s passe thue, hollert er: «Stramper, s trei doch mal den Koat an, ich glaube ) der thut Dir sitte.' Well er that iitte « wie das Päper an der Wand änd er saat, es wär e Missit lind ich könnt en sor 810.00 hawwe. Well. hen ich ne tsentt, des is e Bargin schnhr änd sag »ahi reiht«, geb ihn die 810.00 and ziehn en gleich an. Jch bin denn zum Meil, um eins zu trinie änd der Meit sagt: »Stramper, wo haschte den seine Krat her?« »Well, saq ich, es war e Misfit, der Geora baten mir für 810.00 verkauft. Jch zieh den Koat aus« das er en sehe kann, er treid en an and er thut ihn auch fein sitte. So sagt er: »Das is e Barain, schnhr enoff, ich that Dir aleich 815.()0 dafiir wieder aewe.« So äußere ich: »Well, Meit, 8500 kann man net immer so 3 leicht mache. ich hen doch net viel J- st ior den Koat önd du tannscht en site VII-M hawwe.« Der Meit aiebt mir die 81500 änd nimmt den Koat, ich eieb mei alte Koat wieder an änd wo ich home komm, erziibl ich die Wein leit, wie isie ich QMJO gemacht hätt. » Well, mei Alte is ahlmost gesähndet « and die Jennie hat e Gesicht aemacht wie en Ass. Böt ich war 82500 aut os Vocket bei die fnblisch Tricks von die ; Weiber. So schlimm is es bei Dir ! mit Dei Bargins noch net aewordr. ) Jhs John Stromver —- .-—-«— gesinnt Eine Weihnaehtggesetnchte von Goswina von ’ Berlepsch. Ein alter Part mit herrlichen Bäu nsen, nahe bei der Stadt, doch so still seitab, als läge er stundenweit von ihr entfernt. Vorn gegen die Straße zu steht das Schlößchen, blaßgelb getüncht, ziemlich verna lässigt. Die hohen grü nen Jalousien ind das ganze Jahr ge schlossen, denn der Besi er, ein reicher Junggeselle, der das »in wie es da ist, geerbt hat, lebt oorkiiufig noch auf Reisen. Da tam vor nicht ganz Jahresfrist ein Brief von ihm aus Paris, mit dem Befehl, daß der große Pavillon rück wärts im Parte instand zu seyen sei für einen Künstler, einen Bildhauer, der aus unbestimmte Zeit seine Wert stiitte dort aufschlagen werde. Als in den alten Eichen und Silber Pappeln die Stare jubilirten und Beil chen auf den stillen Gründen blühten, traf der Angetündigte ein. Man hatte sich etwas anderes unter diesem Künstler voraestelltl Ein jun aer, nicht eben ele ant aussehender Mann mit einer vo gestopften Reise tafche in der linken Hand, zur Rechten ein blutjunges Weibchen, großäugia, blaß vom rauhen Märzwind, der sie in ihrem dünnen kräctchen wohl emp ind lich angeblasen. Der Haus-wart geleitete die beiden, nicht allzu respeltvoll, nach dem Som merhause. Welch eine Herrlichkeit von Bäumen! Welch eine Stimmung! Die Beiden sahen einander mit glänzenden Auan an. Er lachte still und drückte ihr die Hand, an der er sie wie ein Mädchen führte. Ein Säulenportitno empfing sie; verwitterte breite Stufen führten hinan, zwischen denen Gras büschelchen sproßten. Dann hohe Flü aelthüren; dahinter ein lustiger, leerer Saal. So, da war man also und wollte nun bis auf weiteres hier hausen. Er setzte den prall gefüllten Reisesack einst weilen nieder, während der Diener die hohen Fenster öffnet, die Holzladen ausstieß. Ueberall schaute die herr lichste Natur herin, Ruhe, göttliche Stille. Etwas wie ein Erinnerung-Z hauch von längst verllunaenen senti mentalen Freuden träumte hier. Aber nirgends in dem weiten Raume war ein Möbel, ein Stuhl, . aus dem die junge Frau sich hätte niederlassen kön nen. Und sie war· müde von der Reise, —- sechsunddreißig Stunden Schnell-sag von Paris hierher! —,,Komm«, sagte er kurz entschlos sen die Reisetasche an die Wand schie bcnd, ,,setze dich daraus, bis wir hier unterhandelt haben.« Wo war das nächste Gasthaus, wo ein Ofen, ja vor allem ein Ofen zu be tommen, obgleich es dem Frühjahr ent gegenging, —- dann Bett, Stühle, Tisch. Es sollte ja doch ein kleiner Lliegender Hausstand gegründet wer en Hier? Ja hier — natürlich, Werkstätte und Wohnung Das Frauchen verfolgte stumm, mit rathendem Blick das Gespräch, von dem sie kaum ein Wort verstand. Er hatte ihr versprochen, sie nicht allein zu las sen in einer Miethswohnnng, während er den ganzen Tag hier arbeitete. DerHauswart bestrich die beiden mit den Blicken eines gemästeten Pfründ nrrs. Eine seine Gesellschaft schickte sein herr da herein!Nun, ihn ging sie nichts weiter an. Ein Gasthaus, ja das war in der Nähe, wenn man da hinten im Parte turch ein Pförtchen hinausging, gleich links; allerdings ein minderes, für ge wöhnlichere Leute. »Zum blauen Hu saren« hieß es. »Das werden wir gleich einmal aus«-. suchen. Das andere findet sich. Komm, Schust« Er sprach deutsch mit der kleinen französischen Frau, damit sie seine Muttersprache lerne. Sie verstand noch sehr wenig davon, aber sie lächelte mit ihren großen braunen Augen im mer so zu ihm aus, als wüßte sie dem Sinne nach alles vollkommen, was und wie er es meinte. Die Schlüssel wurden übergeben, zwei Riesenschliissel; der eine für den Pavillon, der zweite für das vordere Portal und noch einer, ein kleiner, für das bewußte Hinterpförtchen. Damit war dieBesitznahme geschehen und volle Freizügigleit gesichert. Seitdem hausten sie vergnügt, in idealer Freiheit, den Frühling« Som mer und beginnenden Winter hier. Cmil war eines größeren Auftrages wegen hergekommen. Daran und an verschiedenem anderen arbeitete er nun mit voller Luft, fein Weibchen bei sich. seinen guten treuen Kameraden, der alle Zeitläufe, magere und fette, so tapfer mit ihm durchmachte. Ja, sie war ein lieber Kerlt Das zeigte sich jetzt so recht im fremden Lande, in die ser ganz nahe an Robinsonverhätnisse streifenden Einsamkeit, wo sie erst lernte, Hausmütterchen zu sein« Sie wurde prächtig mit dieser Aufgabe fer tig —— freilich für seine Ansprüche. Die Husarenwirthin drüben jenseits der Parlmauer, an die der gemästete Herr Haugmeister sie gewiesen, half auch recht menschenfreundlich mit. Dic sorgte für jegliche Aßung, überhaupt für alles, was der Haushalt brauchte-. Sie und Frau Cecile wirthschafteten be rlich miteinander, trotzdem keine der anderen Sprache verstand. Ein-. zelne Worte und viel Mimil thaten vollkommen ihre Schuldigteit. Daneben saß das guteWeibchen noch emsig an ihrer Staffelei und malte Blumenstückr. Stillleben. Sie ließ es sich nicht nehmen, auch etwas zu ver dienen, trotz dem Proteste Emil’·s, der ron ihrer »Kunst« gerade so wenig, als viel von ihrer süßen Schönheit hielt; die hatte ihn einst so mächtig ergriffen, als er das arme Mädel in einer ver Malschulen zu Paris sich mühen sah, -—— weiß Gott nicht, wie sie naiv ge glaubt, ihre Malerei. Wunderbarerweise hatte Frau Cecile für zwei solche Sächelchen hier auch schon Absatz gefunden, heimlich, »incog uito" auf ihren Gängen in die Stadt, allerdings für welchen Betrag! Aber sie hielt ihn triumphirend in der gr schlossenen Hund« als sie heimtam; sie wollte ihn durchaus nicht zeigen, son- . dern sagte nur schmeichelnd, zärtlich: »Er-zute! C’ est pour — unser Klei ues.« Ja, »unser Weines-« --« sie hatte es Emil zulieb deutsch sagen aelernt das war jetzt der Dritte im Bunde, ob alrich es noch nicht da war. Sie schwatztem lachten, freuten sich über ihr Kind, als läge es schon dort hinter der spanischen Wend, wo die »Wohnung« ctablirt war, in der Wiege. Sie nann ten es auch bereits beim Namen. Achill bieß es, denn es mußte natürlich ein Knabe sein und schön werden wie sein Namenspatrom Wer die Paten writ den? Ha, das wußten sie selber nicht, —· Vielleicht einer der Kollegen, mit des nen sie Abends öfter in einem Gast liause der Stadt zusammenkamen, recht nemiithlicheLeute, sämmtlich ledig. Der eine und andere von ihnen besuchte sie auch in ihrem Gartenhause und blieb a la sortune du pot zu Gaste. Das aina nämlich ganz samog mit dem zu Gaste sein; auch dasiir war die blaue Husarenwirthin Zuslucht und Hilfe. O, sie hatten schon sehr hübsche Bom lenaesellschasien aebabi, an Sommer und Herbstabendem den Tisch im Freien, wo Frau Cecile freilich stets die einziqe Dame war —— aber auch die einzig Betounderte und wie Bewun derte. Die Kollegen fanden sie alle einmüthiq sehr schön, von einer merk würdig fremden, jungfräulichen Schön- s beit. Es wurde Emil manchmal schier zu start, dieses Bewunderu, Betrachten, Versnnlenseim Dann blieb er eine, zwei Wochen mit seinem Weibchen swie verschanzt in seiner Einsamkeit, im stillen wartend, ob sie nicht endlich wieder hinaus verlange. O nein, sie nicht. Sie war vollan mit ihm allein zufrieden, und jetzt noch mehr, wo der Winter eingerüclt war und der weite Heimweg in der Nacht ihr beschwerlich wurde. Sie hatten von der Pferde babn noch ein gut Stück zu gehen. Jetzt war es bei der Lampe, bei dem brav brennenden Füllosen so traulich; die Laden geschlossen, der Theelcssel summte: ganz samilienbaft war es. Sie lasen. zeichneten, schwatzten. Er ciina wohl auch einmal allein geaen Abend fort mit dein Vorsatz, beizeiten beimzukommen Wurde es aber doch später, was leicht geschah, so fand er sicherlich, trotz allen Verbotes, sein Weibchen noch aus, seiner harrend, bei einer kleinen, mühsam gerathenden Näbarbeit. Ja wahrhaftig, er sab sie jetzt zum erstenmal so recht eiqentlich niik en —- arosze fürchterliche Stiche, bei deren Anblick ihn doch ein Gefühl der Rühruna eines komischen hausbackenen tGlückes befiel, über das sie beide lach en. Kurz vor Weihnachten hatte er in Anbetracht des Festes und anderer kommender Dinge von seinen Märc nas, für den er eine Brunnengruppe arbeitete, einen Vorschuß erbeten und umgebend mit einem liebenswürdigen Briefe erhalten. Dieser Reichthurn zur rechten Zeit versetzte ihn in die geho benste Stimmung. »Jetzt, Schatz, machen wir einen so lennen Christbaum!« rief er, sie um- i schlingend und mit ihr im Kreise sichs drehend. »Hier muß er stehen und da bleibt er -— bis unter kleiner Achill ihn . sieht —- was meinst du?« Sie blickte strahlend zu ihm auf und nickte. Er gab ihr sofort von dem Gelde, sehr viel, königlich. »Kaus, was du willst, was dir Freude macht. Wir müssen einen schönen Weihnachtsabend haben, einen glänzenden, sriihlicheni Sollen wir jemand einladen?« » »Non! Nous voulons -——« »Deutsch!« gebot "er, mit dem Zeige finger dicht vor ihren schönen seelen vollen Augen drohend. »Wie heißt’s?« ,,Al——lein.« »Bravo!'« Ein Kuß belohnte sie. »Der Bub, sag« ich dir, muß von An sang deutsch reden, und du mußt ihn verstehen lernen; es wird- ohnedies ein kurioses Deutsch werden« »Mon petit Achille!« sliisterte sie zärtlich. Ein Dienstmann schleppte die rietige Tanne herbei, die Emil mit kritischem Bli cke auf Form und Bau der Aeste ausgesucht hatte. Sie erfüllte den j ga1.zen Raum mit ihrem Dufte und dem Zauber ihres warmen Grüns. ! »Siehst du, »eg weihnächtelt«, sagt » man bei uns, wenn es um diese Zeit so i dustet«, belehrte er, als sie nunAbendH ! glückselig wie Kinder beifanunen saßen, Nüsse vergoldetem Aepfel an roth-: Bändchen banden, Sonne, Mond und Sterne, auch Cometen fabricirten — i denn dies Jahr war fiir sie ein Come- ! tenjahr; dann Lebtuchenmenschen, Rei- s ter, Bischöse, Frauen im Reisroct, Wi cteltinder, über deren Gesichter Frau Cecile sich todtlachen wollte, mit blin lenden, seinen Fädchen versahen. Eine Menge solcher Strähne hatte Ersil mitgebracht, silbe:ne, goldene, in allen Farben spielende, wie lauter Edelge stein. Sie heimelten ihn an als eine Erinnerung an die allersriiheste Ju gend, wo ihre poetische Benennung »Ebristlindlhaar« in ihm die wunder barsten Vorstellungen wachgerusen hatte. »Ist das Wort nicht merkwürdig lieblich? Liegt nicht Poesie darin?« Er mußte es ihr verdolmetschcn. Da ging ein leichter Schein über Ihr Ue sicht. »Ah, c est joli!« sagte sie träu. ne risch. Auch in ihrer Phantasie glanzte es aus — von anderen Gotdhiirchen.— Frau Oecile hatte me enien entni baum gesehen, überhaupt von deutscher Weihnachtsseier keinen Begriff Den sollte sie nun am ersten Christabend ih rer Ehe so recht bekommen lind dess halb verbannte Einil sein Weibchen an diesem Tag siir ein paar Stunden au ßer Haus. Er wollte alle-,- nisten und sie überraschen. Sie hatte obnedies noch einen heimlichen Gan-F in die Stadt vor, um eini e klein« Geschenle für ihn zu laufen n letzter Hei: lief-: er sie nicht mehr gern allein ausgehen Da iani ihr der Vorschlag aerale r-: zht Sie verabredeten, daß er sie zwischen sechs und sieben Uhr, wenn alle-; bereit, bei der Hrisarenwirthin drüben, in de ren Privatstube sie ost ihren meiß nahmen, abholen werde. Je t ging es an die Arbeit, Leiter aus, eiter ab. Jmmer reicher schmiiclte sich der Tannenbaurn. Etiiil sang und pfiff, obgleich der Schweiß Ihin auf der Stirne stand, knirschte auch ziele gentlich ein herzhastes »Zum Donner: wetter!«, wenn die bauinetuden Sä chelchen wieder einmal fast sci:".inilich, wie aus Bosheit, ihre Vorderseiic nach innen lehrten. Aber schön war-ist der Baum! Emil hatte eine ganz liudische auggelassene Freude. Der ers.e Christ baum den er als Hausvater schiniictiex Haha! Wäre ihm das vor einem Jahre prophezeit worden —- ausgelapfzt batte er jeden Es war eben sehr rasch ge gangen mit seiner Liebesgeschirhte, ei gentlich ein bischen toll —— aber Herr gott! keine Stunde bereute er’s. Und dann kam jetzt faktisch das Leben bil liaer. als zuvor Man lebte solider. häuslicher; man wußte —- waS auch nicht ohne war — den Werth des Gel des endlich recht zu schätzen! Und sie, das gute, herzige Weibchen, wie ruh rend ansprach-los sie ist —- imnier zu frieden, immer heiter, auch wenn es einmal mager hergeht, — ein tapferes Wesen, ein goldener Schatz für ihr! — Ueber demChristbautnschmijcken ver slog die Zeit Ubrigeng nur so. CI- war schon längst dunkel. Emil hatte bei zeiten die Blendlampen angezündet Jetzt sah er auf die Uhr. Alleweiters Schon halb sechs-! Und er wollte noch Ordnung machen. Feiertäglieh muß es aussehen, wenn Cecilc kommt, auch der Tisch schon gedeckt und mit den Blumen geschmückt sein, die er irr die sen Zweck in einer Blumenhandlung der Stadt extra bestellt hat« Ein Hei dengeld war dafür verlangt worden. Aber auch Fliederl Rosen! Maigtösi chen! — Hm!! Cecile schwärmte gleich allen Fran zösinnen für Blumen. Sie sollte heute damit empfangen werden, reich, wie ei ne Prinzessin von Geblüt. Jn Eile ing’s an die Vollendung. Ein neues amasttuch wurde über Den Tisch gebreitet, — das und die Ser vietten hatte er gekauft! Auch die fein gesormten Kelchgläjser zu dem griechi schen Wein, den sie o gern trank. Ein edler alter Mavrodaphne. Man war nicht umsonst bei Casse; man konnte sichetwas Luxus und Anmuth gönnen. Reichsein ist schön, ist lustig, hat seine Poesie! s Jetzt noch die Stuhle zum Tische ge rückt, zwei alte gemiithliche Armstühle, die er einmal bei einem Trodler ent deckt und gleich erworben hatte —— -—— so, nun war er fertig. Emil betrachtete zufrieden sein Wert. Brillant sah es jetzt aus, festlich, geradezu nob:l. Nun fort, sie holen — Doch halt, noch eines fiel ihm ein: der Christbaum mußte ja brennen, wenn sie kam, selbstverständlich Also gleich an die Jllumination. Er hatte sich zu diesem Zwecke seine Angelruthe mit einem Kerzchen hergerichtet. Eine gute Erfindung, es- aing behende da mit. Licht um Lichtchen strahlte auf-— da — da —da——von der Spitze herab, rundum, immer tiefer bis zu den brei ten Aesten, die schier den Boden be rührten. Der ganze Saal war schon voll Glanz, und noch brannten die Lichter nicht alle. Klinglling —- — — Wer läutete denn jetzt? Etwa eine Ueberraschung? Oder —- ein Gedanke fuhr Emil blitzschnell durch den Kopf — — — Er blies sein Kerzchen an der Angel ruthe aus und sprang mehr, als er ging, zur Thüre. »Wer draußen?« Eine matte Stimme: ,,C’eft moi!« Da stand sein Frauchen. bleich, elend — aber lächelnd; ihr Blick wie eine Bitte um Verzeihung »Was ist dir, Cecile?« rief er ent setzt. »Warum hast du mich nich: er wartet?« »Sei ruhia,« sagte sie in ihrer Mut tetsprache, »ich wollte früher zu Hans-: sein — bei dir —- —— ich komme direct aus der Stadt und bin —sehr müde5« Er umfing und fiihrte sie· «Ah!« — Der volle Lichterglanz fiel auf ihr bleiches junges Antlitz, — wie verklärt sah sie hinein. Sie drückte den Arm, der sie um schlang, und Freudenthränen standen in ihren Augen. Man soll nie auf Programine bauen! Statt nun zu bescheeren, jagte Emil durch den nächtlichen Pakt hinüber zur Husarenwirthin ,,Einen Doctor! Schnell! Einspannen! Fortl« —— — Er war wie von Sinnen und fuhr bombenartig zwischen die friedlichen Leute« die gerade beim ..fchtvar;cn Fisch,« ihrem Christabendessen, safzxsn »No, no,« sagte die Wirthin, »Don brennt’s?« »Bei uns — lichterloh! Meine Frau » ist elend. Kommen Sie nur glcrjy - i , « . i Sie that es. Und eine halbe Stunde später war auch ein Arzt schon da, der nächste in der Gegend, den man glücklicherweise s sofort gefunden· Mit einem Latern » chen wurde er durch den dunklen ver s schneiten Park nelcstei. Verwundert s trat er in die festlich glänzende, etwas absonderlich erscheinend-: Behausung. Sehr schnell war der erfahren-: Mann indessen orientirt. —- — «Seien Sie unbesorgt, Ihre Frau Gemahlin wird sich schon erho len. Aber Sie sind sehr erreqc. Wollen Sie nicht ein wenia ins Freie, um sich abzuliil)len?« sagte er träftend zu dem rathlosen Gatten. »T.hun Sie ed ru hig — auf meine Verantwsrtung!« Emil gehorchte. Was blieb ihm ans deres übrig? Er war aufzer fich, er machtedas verrückteste Jena. Da stand er nun im eDunkeln. die Zähne aufeinander aepref:t, die Hände eiskalt, geballt in den Tuscien Er verschlang den Sternhitncnel, die Baumkronen, durch die es allerorten flimmerte. mit aliihende.n Blick. Diese Ruhe, diese Stille hier! D Herrgott da droben, welche Gegensätze welche Him mel und Höllen von Wonne, von Qual, welch’ wunderbare, unaeahnte Abgrun de hat dies Leben! -—— Dort drin: nen brennt der Chriitbautn —niernand achtet seiner: —- da steht der Nun-enge schmiiclte Tisch für si-, das arme ge liebte Wesen —— und er, er rennt wie trunken in der Nacht herum. Nein, er hielt diese Stell: nicht län get aus; er mußte wenigstens an die Thiir gehen, lauschen. Atijinlos spähte er durchs Schlüsselloch. Sogar da drang die Lichtfiille von drinnen her aus. Jetzt — kommen Schriie näher —- das Lichtfleclen vir seinen Au en verdunkelt sich — die Tukir geht an — Sie prallen fast auseinander die bie dere Husarenwirihsn und er. Sie nimmt ihn bei der Hand mit freudigem Gesicht. »Ehre sei Gott in her Höle Das Kind ist da,« sagt sic. »Was-? Unser Achill —- imser Bub?" schreit er aus« ,,Machen’s nit so ein’ Lärntj« Er rennt blindlinqs an ihr vorbei, sie schier niederstoßend, um IenCnrisi baum herum. Da komtnt ihm verzwe tor lächelnd entgegen mit einem Etwas auf den Händen, das em Mensch hei ßen oder wenigstens einer werden will. — »Ich gratulire Jhnen — ein gesun des, prächtiges Kind!« Laut lacht der Vater auf; es ist ein schluchiendes Lachen: »Unser kleiner Achill!« d l»Nein, mit Verlaub, es ist ein Mii e .« Emil hört es aber nicht: er stürzt zu seinem Weibe, seinem lieben, tapferm Kameraden. — Cerile!« ,,Une fille,« sagt sie leise. »Aber ein Christkindl!« fügt der Doctor hinzu. Er kennt schon diese Bubenerroar tungen der Herren Eltern, besonders beim ersten, und nimmt deshalb jedes neugeborene Mädchen aeaen diese Un gerechtigkeit in Schutz. —- »8u dieser Stunde, beim brennenden Christbaum geboren, das muß doch etwas Beson deres werden — vielleicht ein weibli cher Achille! Wir leben in der Zeit der Frauenemancipation,« lacht er. —- — ,,Jetzt aber rate ich Ihnen, löschen Sie die Lichter an dem Baume und schaf fen Sie die dustenden Blumen hier weg. Sehr poetisch — ich mache Ih nen mein Compliment, aber momentan nicht dienlich. Die kleine Achilline und ihre Mutter brauchen jetzt Ruhe. Sie lönnen ja das unterbrochene Fest später noch seiern.« »Achilline — hörst du?" fragte Emil sein Weibchen mit einer Stimme« so weich, so zärtlich, daß es wie Flö ten und Schalmeien daraus klang. Sie hielt seine Hand. »Je snis si heureuse — si heureuse!« flüsterte sie. Der Doktor ging nachher noch iu Gesellschaft. Er erzählte das eben Er lebte, schilderte die zwei Menschen, ih re Behausung, die ganze Scenerie. -—— »Und da behaupten Sauertöpse, es gäbe in der Welt heute kein echies Glück, keine Poesie mehrt« schloß er. »Dummheit:n!« — — —-.—— Jn Barcelona kam dieser Tage Donna Maria Luisa Jingo, die Hel din von Punta Brara an. Sie weilte auf ihrer Zuckerrohr- undTabaksplaw tage Mauri (Cuba), als diese von dem Jnsurgentenckyzf Quintin Vanderas Lcstiirmt wurde. Die Bewohner wehr ten sich bis aufs Aeußerste: der Mann der Frau Jnigo und zwei ihrer Söhne wurden im Handgemenge getödtet. Ali-«- das Landaut von der. Leuten Ouintin Vandera’s genommen war, wollte dieser Frau Jniao dazu zwin gen, »Viva Cuba libre!« zu rufen, dozh sie schrie statt dessen: »Viva Espana!«. Der Rebellenstihrer ließ sie hart an, worauf sie ihm an die Kehle sprang lind ihm mit dem Daumen und Zeige singer ein Auge ausriß. Die Leute Luintin Bandere’s mißhandelten sie darauf auf das furchtbarite; man schlitzte ihr die Ohrläppchen auf, um sich ihrer Brillantgehänge zu bemächti gen und hieb ihr einige Finger ah, um sich die Ringe anzueignen. Dann skalpirte man sie mit einem Säbel, jagte ihr 15 Kugeln durch Oen Köroe::, der außerdem noch unzählige Pano nett-s und Decienstichwunden erhielt Man lies; sie für todt daliean. Von den Spaniern wurde sie zuerst auch- stir todt gehalten. Da aber das Herz noch schmack- schlug, so wurde sie in’3 Laza reth gebracht. Elf Monate dauerte es, bis sie die ersten Worte wieder stam meln konnte. Jetzt ist sie noch immer sehr krank und schwach. sit It- sit Lebende Pferde sind erst in verhält nißmiißiq neuerer Zeit ganz aus Bene dig verschwunden Jm Jahre 1287 wurde blos das Reiten in der schmalen Straße Merceria verboten; der Doqe Lorenzo Celfi (1361——186.3) hatte in der Nähe von Sau Giovanni e Paolo einen Stall sür siebzia Pferde. Im Jahre 1867 wurde das Abhalten von Turnieren verboten, und das Verbot mußte 1442 erneuert werden. StallUn gen scheinen noch 1580 im Dogenpalast vorhanden gewesen zn sein, nnd der österreichische Hosbeamte. der fiir den Einng deg Kaiser Franz in Venedig eine Karosse mit vier Pferden vorbe reiten !«ollte, ist mit Unrecht ausgelacht worden. sit st- sit In der Generalversammlung einer Actienacsellschaft leistete der Vorsitzen de sich verschiedentliche reizenoe Stil bliithen. So u. A.: »Meine Herren! Der Herr Revisor Müller ist durch den Tod behindert, hier zu erscheinen.« »Herr Soundso ist trantlieitsuip wohlseinshalber verl;indert, an der Sitzung theilzunehmen.« »Die Dividende gelangt bei dem stets hier anwesenden Banthause So undso zur Vertheiluna.« Derselbe Herr ärgerte sich eines Ta ges, daß in seinem Comptoir soviel ge friihstuclt würde und gab seinem Un willen in folgenden Worten Ausdruck: »Ich begreise nicht, meine Herren, wie man soviel essen lann, sehen Sie mich alten Mann an, wie ich hier bin, aeh’ ich den ganzen Vormittag auf einer halben geschmierten Buttcrsemmel.«