Der Todte von Hnrror Island. Zomzm von hilka MI. (9. FortsetzungJ »Sind Sie weitergelornmen?« flu fterte Schaller, »haben Sie die Sache gefördert?« »Bedeutend! Jch habe jetzt den Mann, den wir brauchen.« »Ah, den Lithographen Strohbach?« »Keine Namen,« mahnte Hähnchen mit mißtraurischen Blicken die Umge bung musternd. »Sprechcn wir nur von dem Lithographen oder von Win —- das ist fein Vornamr. — Jch habe ihn gewonnen.« »Ist es denn wirklich unbedingt nothwendig. noch einen dritten in vie Geschichte einzuweihen? Jch war der Meinung, daß Sie genügend im Hause des Justizraths bekannt seien, um den ganzen Auftrag allein auszu führen. So brauchten Sie das Geld, welches Sie von mir bekommen wer den, nicht mit einem anderen zu thei len — und ich hätte das angenehme Gefühl, daß nur wir beide darum wissen.« »Das Gefühl tann Jhnen bleiben. Der Lithograph, der nebenbei bemerkt ein Dummtopf ist, weiß natürlich nicht, woran die ganze Sache abge sehen ist. Er ist der Meinung, is ; handle sich um einen gewöhnlichen ; Einbruch ——— —-" j »Borsichtig — der Mann am j Piano.« s »Ist ungefährlich,« betheuerte s Hälmchen und fuhr dann in seiner s Auseinandersetzung fort: »Sehen Sie, s die hauptsckpoierigkeit in unserem Un- l ternehmen kann dieser Lithograph be- ( seitigen.« ’ »Wie ist das zu verstehen?« »Ich erkläre es Jhnen. Also Sie beauftragten mich, Ihnen alle Akten und Popierh Briefe und Aufzeichnun aep zu verschaffen welche sich« — Zähnchen ließ seine Stimme zu einem, nur dem dicht an seiner Seite sitzenden Hofrath verständlichen Flüstern nie dersinten —- «welche sich auf den Felkschen Erbschaftsprozeß beziehen und sich im Gewahrsarn des Justiz raths Gallus befinden. Gut. Aus meiner früheren Thätigteit bei Gallus ist mir bekannt, wo diese Papiere zu Luthenjind Der Doktor legt ihnen re großte Bedeutung bei und hütet sie wie seinen Augapfei. Er hat sie, Ak ten, Briefe und Notizen und was für Belege .sonst»nkch dazu gehören mö gen, eigenhandig in einen län lichen raunen Kasten verpackt undgdiesen sorgsam verschlagen Der Kasten be findet srch in einem eichenen, mit Holz brandmalerei geschmückten Wand schrank im Sprechzimmer des Doc russ »Aber ich sehe nicht ein, wie der Li tbograph -—'« »Warten Sie nur noch einen Augen blick. Gallus ist bekanntlich nicht sehr mißtrauischer Natur, aber sind es nun diese Akten, die er um jeden Preis schern will, oder die Nachlaß- und tündel elder, die er in diesem Zim mer vorubergehend aufbewahrt —« »Also Gelder auch,« unterbrach Schaller abermals den Sprechenden, »und auch in jenem Wandschrant?« »Bewahre, die liegen in einem Geld schrant, der nur nicht groß enug ist, auch jene Alten noch zu be erbergen. Aber Sie unterbrachen mich; ich wollte Jhnen erzählen, daß der Doktor etwa vor zwei Jahren sowohl jenen Wand schrant als auch die Thijr seines Pri vatzirnmers mit äußerst kunstvollen chlössern versehen ließ. Fu jedem dieser beiden Schlösser ind wei Schlüssel vorhanden. Das eine Haar besth Gallus selbst und braucht sie täglich, das andere —'· »Teusel, der Pianospieler,« preßte Schaller hervor, »seben Sie doch, wie der Schust die Ohren spitzt.« »Lassen Sie nur — der pault seinen Matsch. und es ist so seine Manier, beim Spielen seinen Kopf zur Seite zu neigen. — Das zweite Paar Schlüssel trägt die Stenographin des Justizrath beständig in der Tasche, ein junges Mädchen, welche das größte Vertrauen ihres Chess besitzt, und der ich ei theilweise zu danken habe, daß ich nach so langjährigen Diensten von » Gallns mit Undant belohnt und Knall und il entlassen wurde.« .S basen also diesei Mädchen?« Irr-aller rnit einein sorschenden 0 »Das gehdrt wohl nicht hierher. Es dürfte Sie meer interessiren. daß die Privatfelretärin des Justizraths — de Schwester des Lithogkaphen ist·.« «Strohbachs Schtvester2« MKeine Namen! —- Denken Sie daran. Und nun die Schlußfolgerung Der Bruder muß uns von seiner Schwester die Schlüssel verschaffen, denn jene Schlösser spotten jeden Dietrichs und aller Diebezkünstr. Er wird dies mit List oder Gewalt errei Schuller nieste befriedigt »Was haben Sie dem Lit ographen für seine «t seit verspr n?« fragte er. . « besahle ihn aus meiner Ta che. sie haben nur mit mir zu thun, rei Mfe ich. Sie werden zu dem er en noch etwas anlegen, die is es Wes . . - »Nun, aus ein paar hundert Mart soll es mir nicht ankommen. wenn nur alles glatt geht. Pas den« Zeitpunkt anbetrisft, an dem Sie damit vorgehen sollen, so bitte ich Sie. mir die Be stimmung zu überlassen. Ich· werde die günstigste Gelegenheit ausspinen:« »Gut, dann erhalte ich also eine Nachricht von Ihnen. wenn es so weit ist? —- Entschuldigen Sie einen Au genblick.« » Der Rechtslundige hatte erspatii, daß Williain Strohhach und seine Frau soeben eingetreten waren und in der Nähe der Eingangsthiir Platz ge nommen hatten. Er hielt es für besser, die Unterredung mit dembosrcth abzu brechen. « Schaller stand aus und verabschiedete sich flüchtig von hähnchen » Jn den Gesangsvorträgen war eine Pause ein getreten. Der Pianist machte sich eben fertig, ein Conzertstiict vorzutragen. er i warf die Seitentheile seines c-aloii- - rockes möglichst weit zurück. tleminte « das Pincenez fester auf den Nasenscttel ; und schüttelte vie ergraute Lockeiisiille i seines haupthahres, als wolle er die i musikalischen Gedanken aus tiefem Schlummer erwecken. Dann senkte er j die langen Finger aus die Tasten nie- I der-. Jn diesem Augenblick bemerkte er, daß Schaller sich zum Aushiuch rüstete. Er sprang aus und trat mit hoheitsorls ler Berneigung vor Schaller hin. »Verzeihen Sie, mein Herrs· sagte er, «ich sehe. Sie sind im Begrifs, uns zu verlassen. Würde es Ihnen nicht möglichsein, noch einige Minuten zu verweilen?" Der Hosrath war höchst erstaunt, ja sogar betroffen. da er nicht anders glaubte, als daß der Pianist sein Ge spräch mit Zähnchen ganz oder theil weise belauscht habe und nun irgend welchen Nutzen daraus ziehen wolle. Doch verbarg er seine Befürchtungen hinter jenem verhindlichen Lächeln und fragte: »Was steht zu Diensten, mein herr?« «Gestatten Sie, daß ich inich Jhnen oorstelle.« erwiederte der Pianth mit sonorem Brustton, .niein Name ist Cäsar Mandel, und ich darf hinzufü gen: ehemals Kapellnieister der Stadt theater in Klagensiirt Neichenberg unt-« anderen Städten. Correpetiior am Theater an der Wien. bekannt als Klaviervirtuose und Comoonist ver schiedener Opern und uniähliger Lie der. Jch glaube bemerkt zu haben, daß Sie ein gehildeter Mann sind --- man hat Blick siir derartige seine Un terschiede — gewiß, Sie haben sich in diese elende Tingeltangelhude nur ver irrt.« »Das könnten Sie, denke ich, von ] sich selbst in erster Reihe behaupten,« i bemerkte der Heirath verbinolich. »O, wie sehr haben Sie rechts Ja, verirrt, versunken — vergessen! Einst l träumte ich von einer anderen Lauf bahn. MenschenschiasaL Herr, Men schenschicksall Doch besser. wir spre: i chen nicht davon.Jch wollte Sie um eine : Gefälligkeit ersuchen, mein herr.« s Der hosrath faßte mechanisch in die Z Tasche, in welcher er seine Börse tru . ’ Doch als hatte Cäsar Mandel diese Bewegung bemerkt, fiiate er schnell hinzu: »Nicht auf materiellem Gebiet liegt der kleine Liebesdienst. um den ich Sie bitten will, er ist idealer Natur —derKunstverständiae erweise ihn dem Künstler! Verweilen Sie hier und ich spiele Ihnen die Ouverture meiner reuen, fast vollendeten Oper vor. Sie heißt: »Das verlaufte Weib«. »Das verkaufte Weib?« lächelte Schiller, »ein anziehender Titel.« ».biiren müssen Sie die Musik — hö ren, in sich einschliirsen! Mit Herzblut ist jede Note geschrieben —- das Abtei to, ich habe es selbst verfaßt —- o, Er innerungen führten mir die Feder. — Das verkaufte Weib! herr, diese Oper isi die Sentenz meines Lebens, sie ist auch mein Schwanengesana.« Cäsar Mandel eilte, obne eine Ant wort abzuwarten, an das Instrument und bald quellen unter seinen Fingern die Töne hervor. Der hofrath mußte sich heimlich en gestehen, daß er schon schlechtere Musik gehört und begegneten ihm auch in den Motiven alte Bekannte ans Wag ner’schen, Verdischen oder anderen Opern, so erkannte er doch, dasz der ! -« ianist des herrn Dechert unbedingt l Hätte künstlerische Tage gesehen haben e. Plötzlich eklitte Cäsar MandelsVok trag eine jähe Unterbrechunq. Bruno Dechert, der Beherrscht dieser Vet qniiaunasstätte, war mit zotngliihem dem Gesicht hinter den Stuhl seines Kapellmeiftees getreten. und ein un fanftet Rippenftoß brachte den in höhe ren Shpären schwebenden Maestro wie der in das Jammertbal desDechertjchen Restautanis zurück. «Sind Sie wieder ’mal toll gewor den, Mensch,« rannte der Wirth ihm zu, »was spielen Sie denn da für Zeug zufammen, das ist ja arauenvall anzu hören und vertreibt mit meine Gaste. Schnell. wag Lustiaes, was Vet Hnüqiei wobei man sich was denken ann." Und Cäsar Mandel, aembnt dem Befehle seines Brothettn diwlings zu gehorchen. intonirte seufzend einen Walzer. den damals ganz Berlin fang, pfiff oder auf dem Leierlaften hörte. —- Das Publikum war schon nach den ersten Tönen wie elektrisirt. Man ftand hastig auf, schob Ti che und Stühle beiseite, und die iergläfer schwingend, beaann alles in buntem Durcheinander iu tanzen. «n toller Tuntenheit tanzten auch Htrohbacb und feine iti Ehehälfte mit, die un te: Decherts eituag vorher des Guten zu viel ethan· Der Zofratb war beim Ausbruch des tollen Lärms eiligst geflohen, ohne sich bei dem Componiften der « Oper »Das verkaufte Weib« für den gehabten Kunstgenuß bedanten zu tön ; nen. 11.Capitel. Als Susanne an einem der ersten Tage des December früh morgens ihre Wohnung verließ, um sich nach dem in der Kronenstraße bele nen Dureau des Justiztaths zu be n, lgesellte sich ihr an her Ecke der Hans querftraße ein Mann bei. dessen nblick tra sei nes freundlichen Grußes ihr f tlich unangenehm war. Mit litchttgem Gruß wollte sie an ihm vorüber, er aber blieb hartnäckig an ihrer Seite und sagte mit süßlicher Freundlichkeit: »Erlauben Sie, daß ich Sie ein Streckchen Weges begleite, riinlein, ich hätte ein paar Worte mit hnen zu reden.« »Aber ich wüßte wirklich nicht« Herr Hähnchem was wir beide miteinander noch zu sprechen hätten," entgegnete Susanne und beschleunigre ihre Schritte. Doch der Rechtstundige ließ sich nicht abweisen. »Ich denke, die alten Gefchichten zwischen uns sind derges sen," meinte er gemiithlich schmau zelnd, »ich weni stens trage Jhnen wirklich nichts me r nach — wahrhaf tig nicht!« »Was sollten Sie mir denn nachtra gen? Vielleicht, daß ich meine Xlicht that und den Herrn Doktor lluö auf Jhre langjährigen Betrügereien und Veruntreuungen aufmerksam machte?« »Na, na, Fräulein Strohbnch, Sie bedienen sich sehr starker Ausdrücke. aber ich nehme te Jhnen weiter nicht til-eh im Gegent eil, ich will Böses mit them vergelten und Jhnen eine vor treflichr Nachricht bringen-« »Ich wünsche von hnen nichts mehr zu hören und bitte - ie, mich zu ver lassen.« »Auch wenn ich Ihnen sage, daß ich nicht aus eigenem Antriebe gekommen bin, sondern daß mich Baron bang d. Ricden geschickt hat« Susanne blieb plötzlich wie anqe wurzelt stehen. Sie fühlte, daß eine heiße Welle ihr zum Herzen stieg und dort ihr einen körperlichen Schmerz verursachte. Baron li. Rinden! Diesen Namen ron diesen Lippen zu hören hatte sie weniger erwartet, als deg immels (rinsturz. Und diesen erbarmlichen Menschen, diesen elenden Betrüger sollte der Baron geschickt haben, um ihr eine Mittheilung —— welcher Art sie auch sein mochte - —- machen zu las sen? Unmöglich! Nein, das —- das icnnte nicht sein —— das mußte Höhn chen zu irgend einein Zweit erlogen ha ben, sie iannte ja den Biedermann aus der kurzen Zeit, welche sie init ihm bei Gallus zusammen gearbeitet hatte. »Sie sind ja ganz blaß geworden, Fiäulein,« nahm hahnchen dar- Ge spräch wieder aus« »aber Sie brauchen gar nicht zu erschrecken, wenn Sie den Namen des Barons hören. Jm Ber trauen, er ist ganz in Sie verschossen, und wenn Sie ein klu es Mädchen sind —- und ich weiß, Sie ind nicht aus den Kopf gefallen —— so können Sie leicht Ihr Glück machen —- das heißt, wenn Sie mit mir hand in band gehen wol len!« . »Sie lügen!« rief Susanne so laut, . daß Vorübergehende stehen blieben und ihr und dem hageren Begleiter an ihrer Seite nachsahen. Aber sie vermochte sich nicht u beherrschen, zu grox war ihr Unwi e, zu mächti ihre ntrii stung iiber den unser chäniten Ber leumder. «Baron v. Rheden hat Jhnen keinen Austrag ge ben, inir das zu sagen,« vollendete ie. höhnckyn sah sie lächelnd von der Seite an. »Thun Sie doch nicht so, Fräulein Suschem als ob der Baron niir nicht anvertraut hätte, daß ihr beide im Thiergarten zusammengetros sen seid und daß er auch schon beim Schneidermeister Grün, bei Jhrein Wirth, ein- und aussehtk Jetzt war jeder lutstropsen aus Susannes Gesicht gewichen. Me nist hob sie den kleinen Musi- in wel m sie ihre hände verborgen, vor die Au en, um den schmerzlichen Ausdruck i rer Züge nicht gewahren u lassen und die tiese Erreauna, deren - ute sie plöhlich geworden war. Also doch nicht erlogen! Der ver ächtliche Mensch an ihrer Rechten muß te doch gewisse vertrauliche Mittheilun gen von R den erhalten haben, wie hätte er son von ihrer Begegnung mit dein Baron Kenntniß haben können. —- Dieser Gedanke legte sich wie ein Bleigewicht aus Susannes hirn und raubte ihr sür einnige Minuten die ähigkeit u denken oder zu überlegen. n namen er Angst, noch mehr, noch schrecklichen-, aus dem Munde des ties verachteten Menschen zu verneh men, stürzte sie vorwärts. sie hörte nur wie ini iebertrauin ihn von Reisä thuin, Mienen. Brillantein von - nein Leben in Mii- und Seiigkeii das ihr III Mitbe- etzshlen —- n winkte sit der lette- srast, Ue blieb, einer vorüberfahrenden Droschte und floh vor dem Rechtseonsulenten in den Wagen, der sofort anhielt. hähnchens Frechheit gin so weit, sie am Schließen der Thur Zindern zu wollen. Er steckte seinen spihen Kon in das Jnnere des Wagens und fragte höchst vertraulich: »Wann kann ich mir eine Antwort holen, Fräulein Sus chens Lassen Sie den armen, guten Baron nicht so lange warten.« . · Diese bodenlose Unverschämtheit gab dem Mädchen einen Theil ihrer That traft und Besonnenheit wieder. Sie klopfte an das zum Kutscher führende Fenster und rief ihm hastig die Adresse des Justizraths Gallus zu, dann wandte sie sich mit blitzend-n Augen und zornsprühendem Gesicht an den Elenden: »Fort! Befreien Sie mich von Jhrem Anblick, oder ich wende mich an jenen Schutzmann dort und lasse ie verhaften!'· höhnchen zog sich bei dem Wort »Schusmann« mit auffallenderSchnel ligteit zurück. Sufanne vermochte den Schlag zu fchließen, und die Droschte sehte sich in Bewegung. Die wirtsame Zurctweisung des ed len Rechtstundigen war aber au das Letzte gewesen. was Susannes er chiti terte Willensstärte zu leisten im Stan de gewesen war. Jetzt, da die Gefahr weiterer Belastigung vorüber und Su sanne sich allein nd unbeobachtet wußte, lehnte sie sichl in eine Ecke des Wagens zurück, und ein Strom heißer, lang zurückgehaltener Thränen brach aus ihren Augen und feuchtete das liebliche Gesicht. Sie weinte! Und diese Thränen er preßten ihr ein Weh, tiefer, als sie es je zuvor im Leben gefühlt hatte. Und sie empfand auch llar und deutlich-pas es war, das ihre Seele mit unbarm sherzigen Messerstichen verwundete, sie legte sich Rechenschaft darüber ab, wes halb sie die Mittheilungen eines Elen den, denen sie wohl sonst nicht die ge ringste Bedeutung beigelegt hätte, wie mit Keulenschlögen getrossen hatten. Susanne war Rheden gegenüber, rbtvohl ei ihr hart antam, abweisend, auch die leiseste Annäherung schross versagen geblieben, sie hatte so und nicht anders handeln müssen, weil sie sich vernüsntigerweise schnell denStan desunterschied zwischen sich, dem ar men, aus den Ertrag ihrer Arbeit an gewiesenen Mädchen und dem millio nenreichen Edelrnann tlar gemacht hat, « te. Dant ihrer Thätigteit war sie ge gozih aus der Gundlage nüchterner u lich hatte ie Gelegenheit, in Verhält nisse hineinzusehen, welche sie darüber belehrten, daß nicht die Neigun en, die Wünsche, das Berlan en der enschen ausschlaggebend sind,5sondern ganz an dere, mächtigen i attoren, und unter diesen nahmen Be itz und Gleichberech tigung und das Streben naF ihnen ieineswegs die unterste Ste e ein. assuns die Dinge zu prüfen, täg- ; Nein, Gott, der in diesem schmerzlichen » Augenblick in ihre Seele schaute,mochte T ihr Zeuge sein —- niemalo hatte Sus chen auch nur einen Moment zu hassen » gewagt, daß der durch einen Zufall an gesponnene Faden zwischen ihr und Rheden zu innigerer Verstrickung ihrer Schicksale werden könne. Das niemals, aber, indem sie den Mann floh und ’ eine Begegnung mit ihm angstvoll mied, hatte sie nicht dem Eindruck sei nes edlen Wesens, dem Zauber seiner ritterlichen Persönlichkeit widerstehen tönnen —- mehr und immer mehr hatte sein Bild von ihrer noch durch keine andereNeigung jemals berührten Seele Plah ergriffen. und jede Minute ihres Denkens und Empfindens, jeder Puls schla in ihr, sogar des Traumes un bewu tes und unlentbares Wollen, hatten ihm gehört. Nichts hatte Sus chen vertan t, als daß das stille, un nennbar sii e Gesiihl dieses·sorschenden Blickes verborgenen Glückes ihr zu ei gen bleiben solle. Und auch das war ihr nun grausam entrissen! Zwischen Baron Rheden und ähn Hchen bestand irgend eine Verbin ung, welche intim genug sein mußte, um den Baron sogar zu vertraulichen Mitthei lvngen dem Rechtsconfulenren ge enuber zu veranlaåern Diesem lenden, dem nur das echteite zu zutrauen war, in dessen Augen das eInteresse eines reichen, hochgesteltten Mannes für ein armes Mädchen na türlich nur Jagdlust auf ein ihm be gehrenstverth scheinende-Z Wild sein kennte, ihn alst hatte er zu ihr ge sandt, um seinen Absichten Gehör zu verschaffen! O, dag war« elend, das war infam —- das glich einem rnit ro her Faust geführten chlag in ihr Ge sicht. Das war eine nie zu vergebende Brutalitäts Der chlag hatte getroffen, er hatte ihrer Seele zu wehe gethan, sie hlutete unter seiner Macht Und Suschens Thränen galten dem Tode ihrer iLebe, der Zerstdrung ihres so heimlich und so Sehegten G tiefe-. — ie Droschle bog in die Kronen straße ein, sie näherte sich dem Hause, worin sich die Bureaux des Justizraths befanden. So gut es ging, tilgte Su sanne die Spuren ihres Leids. Gallus durfte ihr nichts annierten, er durfte niemals erfahren, was in ihrem Her zen vorgegangen und welche schmerzli che Enttiiuschung ihr zu theil geworden war. Sie besaß in ihm einen väterli chen Freund, vor dem sie sich einzuge ftehen geschämt hätte, daß, wenn auch nur vorübergehend, ein Unwürdiger ihre Achtung — ihre Liebe besessen. Aber würde es ihr gelingen, feinem Scharfbliet ihre Erregung, ihreRiederi gefchla hett zu verdergeuf Las er nicht m fast untehldarer Sicherheit in den Seelen der Menschen, und nun gar —-—.———— in der ihrigen. mit welcher er sich so liebevoll und sorgsam beschäftigte, um sie vollkommener und filr das Schöne und Edle noch aufnahmefähiger zu machenf Susanne nahm si vor, Gallus während der nächsten · tunden wenig stens und fo weit es möglich fei, fern zu bleiben, sie durfte au darauf rech nen, ihre Absicht zu errei en und Gele genheit sich zu sammeln und zu beruhi gen zu finden, da der Justizrath, der oft noch spät in die Nacht hinein arbei tete, gewöhnlich erst gegen zehn Uhr sichtbar wurde. Also blieben ihr fast noch zwei Stunden. —- . f Sie erfchrak nicht wenig, als :hr ver . Bureauvorfteher, der Nachfolgerhähns I chenö, ein älterer, ruhiger Mann, nach T dem er ihren Morgengrufz freundlich erwidert, mittheilte, daß der Doktor s —- fo wurde Gallus auf feinen Wunsch mit Umgehung feines anderen Titels . zu Haufe genannt -—— sich fchon lange in feinem Sprechzimrner befinde und in Conferenz mit einem fremden herrn begriffen fet. Die Herren hätten sich, noch bevor dieSchreiber zur Arbeit an getreten, hinter der verfchloffenen Thür befunden, und nur auf einen Augen blich fei der Doktor erfchienen, um die Weisung zu geben, da? er durch nichts bis auf weiteres ge tört zu werden wünsche. Diefe letzte Mittheilung beruhigte Sufanne wieder ein wenig, hoffentlich dauerte dieUnterredung hinter der ver I fchloffenen Thiir noch recht lange. Sie nahm ihren Platz vor dem an dem breiten Fenfter stehenden Tifch ein, auf dem sich nebft vielen Papieren und . Brieffchaften auch ihreSchreibmafchine befand. .Sind Sie trank, Fräulein Stroh bach?" fragte der Bureauvorfteher kopfschüttelnd. «Jhre Hände zittern ice-, iund auch Jhr Gesicht ift auffallend «q y« »Ich danke Ihnen, here Reinhard, ich bin wirklich ein wenig leidend.« Es war teine Unwahrheit, die sie gesprochen. Sie litt, sie litt unfiiglich, und fie mußte ihre ganze Selbstbeherr fchung aufbieten, daß die Papiere, mit denen sie zu thun hatte, nicht feucht von Thränen wurden. Plötzlich -— sie mochte kaum eine halbe Stunde gearbeitet haben —— er tönten aus dem Zimmer der- Justiz, raths zwei Glockenzeichen. Susanne erhob sich schnell, sie wußte ja, daß die ses Signal ihr galt. Mit Papier und Bleistist versehen, eilte sie zur Thur, um sie zu öffnen· Doch sie war noch verschlossen, und Gallus eilte erst aus ihr iurzes Anpochen herbei, um den Riegel von innen zuruckzuschieben « sie-i Morgen, Fräulein,« sagte er, «nehmen Sie Plan, ich möchte Jhnen einen Brief dittiren.« »Ist es nicht besser, wenn wir rele granhiren?« ließ sich eine männliche Stimme vernehmen, die von dem in der Mitte des Gemachs stehenden Schreibtisch zu Gallus und Susanne herüberllang Suschen fuhr zitternd zusammen; ihr scheuer Blick flog hinüber —- dahin, von wo die wenigen Worte gekommen waren. Dann wandelte sie ein Gefühl nahender Ohnmacht an, dem sie jedoch, von einem plötzlichen Entschluß belebt und gestärkt, tapfer widerstand. Er war es, er stand nur wenige Schritte von ihr entfernt, der Mann. mit dem sich ihre Gedanken seit Wo chen unablässig beschäftigt hatten, dem alle ihre Regungen gehört, bis heute mor en noch in Verehrung und inni aer iebe —- seit einer Stunde aber in Zorn und Trauer. Da stand Baron v. Rheden, dem sie so lange sorgsam ausgewichen war, um ihm nicht bei der ersten Begegnung die Empfindun gen ihres übervollen herzens zu verra then, und jetzt, gerade jegt mußte sie ihm begegnen, da sie am liebsten weit vor ihm geslohen wäre, da sie sein Antlig nie wieder schauen wollte. Aber er sollte sie nicht schwach sehen! Nur das nicht, nur nicht ihn ahnen lassen, was in ihr vorging, was sie litt —- um ihn! Das war·s, was sie ihre Schwäche überwinden und mit entschlossenen Schritten zum Schreibtisch gehen ließ. Jegt erst, da sie ihm so nahe war, daß seine ausgestreckte Hand sie hätte errei chen können, erkannte auch Rheden sie. Bei ihm war die Ueberraschung eine ungetrübt sreudige und eine so große, alle Bedenken und Erwägungen besei tigende, daß Rheden ihr wirilich die band bot und ausrief: »Fräulein Schuld! Sie hier? Welche Ueberra tchuva!« Susanne trai, ohne eine Bewegung zu machen oder ihren ruhigen Gesichts auidruck im geringsten zu ändern, ei nen Schritt urüch Die hand. die sich ihUntgegenstrecltg sah sie anscheinend nr . »Sie irren, mein han« sagte sie talt. »ich kenne Sie nicht.« Nheden fuhr zurück. Eine Erwide rung schwebte aus seinen Lippen, doch er ließ sie unausgesprochem Er hatte verstanden- daß die junge Dame nicht gekannt sein wollte. Lächelnd kam Doctor Gallus näher. »Das scheint hier eine kleine Verwechs lun gegeben su haben," meinte er. »D« rte ichSie nicht «Iräulein Schulg« sagen, Baron? Rein, ich kann dem Vriiulein bezeugen, daß sie diesen be rtihmien Sammelnarnen nicht führt« mit ihrer Erlaubnis stelle ich den Jer thurn richtigf Und ehe Susanne Protest erheben konnte, war die Vorstellung ersolgt. »Baron Hans d. Rheden —- Fräu lein Susanne Strohbach." Rheden verbeugte si stumm, Su sanne neigte leicht das upt. i Gallus schien sich sür verpflichtet zu halten, der bloßen Namenönennung i noch eine Erklärung folgen zu la en: »Diese junge Dame besth m n vs sie Vertrauen, und obwohl ich gerade und i einzig und allein unsere Angelegenheit vor ihr noch nicht berührt habe. so dürfen wir ohne Rückhalt alles in ihrer- s Gegenwart verhandeln. Wirklich, sie ist eine seltene Evastochter, zumal was s ihre Gabe, mit Verständnis zu schwei gen und schweigend zu verstehen, an- s ; langt.« s »Dieses Talent ist äußerst schätzens werth,« antwortete Rheden; »auch ich « bilde mir ein« das Schweigen —- andei c rer zu verstehen.« Doktor Gallus merkte natiirlich nicht, dasz diese Antwort nicht ihm, sondern seiner Stenographin galt. Er nahm in dem kunstvoll geschnihten Lu therstuhl vor seinem Diplomatentisch Mai-, nachdem sich Rheden neben ihm-( und Susanne den beiden herren ge genüber niedergelassen hatte. Das sunge Mädchen, dessen Wangen Ist ioie in Fieberhihe glühten, beichästig e sich angelegentlich mit ihren Papieren. War es denn möglich, dasz dieser Mann irgend eine Verbindun mit diesem gesiiiikenen, ehrlosen Menschen, dem Hähnchen, haben konnte? Seine Augen blickten so llar und ehrlich, daß man durch sie aus dem Grunde seiner Seele lesen zu können vermeinte. So edelmiinnisch, so echt, so serii der Fä higleit, niedrig zu denken oder ar zu handeln, schien sein ganzes esen, daß Susanne eine innere Stimme zu vernehmen glaubte, die ihr zuries: »Glaube nicht« was Du gehört, wast Du gesehen hast — selbst das beruht osi aus Jrrthum und Täuschung — iiur dem glaube, was Du fühlst, was Dein herz Dir sagt, und Du wirst nicht irren!« — Doch da klangen die Worte höhncheiis in ihr wieder: »Hat der Baron mir nicht anvertraut, daß ihr beide im Thiergarten zusammenge trossen seid?« Sie preßt: die Zähne sest auseinander, und ihre hönde um klammerten mit krampshasieni Druck die Platte des Schreibtisches. Doch auch Ithedens Gedanken weil ten durchaus nicht bei den Auseinam ieisetzungen des Justizrath:. Jhiii war so eigenthiiniiich zu Muthe, daß das geliebte Mädchen, das ihn heute in dem schlichten Arbeitskleid, Init dem lunstlog ausgewundenen, tizianischss goldenen Haupthaar noch weit liebrei zcnder und legehrensioerthxr erschien als an jenem Sonntag im Thierga·:- i ien, daß sie ihn-. so nahe war und doch so unendlich sern —— geschieden von ihm vor allein durch die eisige Kälte, mit welcher sie auch heute wie der seine Annäheiung zuriickgeivieseii hatte. Hans suchte nach einem Grunde ih ier eigenthiimlichen Hanolisngsioetse und iam endlich zii einer schmerzt-allen Beantwortung seiner Frage. Wie, wenn sie ihn siiehen mußte-. weil sie einem anderen gegenüber bereits sich gebunden hatte? Es überlies ihn lalt bei dieser Erwagung, und schmerzbe wegi schloß er siir einen Moment die Augen. .Alser, lieber Baron, sie yoren Irr gar nicht«« rief Doctar Galluzz »et . war doch wohl ein Fehler von rnit, Sie durch meine Nachtdepesche schon siir den frühen Morgen zu rnir zu bit ten; aber ich tlzat es in der Freude meines herzesis, weil lvir ganz uner wartet einen Schritt weiter in un serenNachsorschungen gekommen sind." »Ich dachte soeben darüber nach,« entschuldigte Rheden seine Unausmerts sarnleit, »al) wir die Mittheilungen dieses Mr. Davis nicht am Ende über lchötzem Seine Ziele sind doch zum Mindesten gänzlich andere als die un serigen.« Der Doctor warf einen prüfenden Blick nach der Thür, um sich zu über zeugen, daß rr auch nicht vergessen habe, sie zu schließen. Dann nahm rr einen Briesbogen von sein Schreib tisch aus und ließ seine klugen Au gen aus dem geschriebenen Inhalt ru en. Mortsehung solgt.) ( -«.... »-.—k. Die Kaiserin-Mutter von China erließ kürzlich folgendes Decken »Halt loses Gerede über politische Dinge ret wirrt nur das Voll und bringt Scha den. Vor Kurzem sind deshalb durch Edict das «Kwan-pao-chii« und die »Shi-wu-pao« verboten worden. Neu erdingö verlautet« daß in Tientsin, Shanghai und Hankau Zutun en wie der wie Pilze aus der Erde chießen Sie schmähen, wie es ihnen gerade ein siillt, die Regierung, beunruhigen das Volk durch Verbreitung unwahrer Ge rüchte und fürchten sich vor Niema dem. Es ist höchste Zeit, daß man ib nen das lHandwerk iegt. Wir besehlen deshalb sämmtlichen Generalgouver neuren u. s. w» das; sie ihre Unterbe amten anweisen, streng dagegen vorzu aehen. Unter denseitungsschreibern be sindet sich der Auswurs des Literatur standes, die jedes Ehrgesiihl verloren haben. Es muß ihnen von den Localbh hörden der Procesz gema t werden und die Käuze Strenge desGe ehei ge en sie zur ntvendun kommen, damt die falschen Geruch e aufhören und das Voll wieder beruhigt wird.