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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (Dec. 16, 1898)
— getrn n. Makoiles Weihnachtssest Von Andre Theuriet. Der Tottor v. Makoise war unver möhit geblieben. Er verabsäumte nie, sich damit zu briisten, so ost er mit alten jetzt verheirathete-n Freunden zusammen war, und mit lnlb tronischer, halb mit icidiaer Miene riihrnte er sich vor ihnen gern, wie wunderschön er sich das Le ben eingerichtet habe. Jn der That be kundeten die Maßnahmen, die er zur Sicherung seine-J- häusl chen Glückes ge trossen hatte, einen praktischen, berech nenden, vorsichtigen und sogar etwas iclbstsiichtiaen Sinn. Er toar Land arzt und wohnte bei seiner Schwester die an einen Großaenndbesitzee in der Gegend des Plateais von Langresz ver heirathet war. Tie Familie roar tin-. derlos, und sonach hatte ker Dottoe Den Spettatel einer liirmenden Horde von Vätgen nicht zu fürchten. Er hatte es also einzurichten gewußt, daß er die Annehmlichkeiten des . anti iienlebens nenoß, ohne von einen Schattenseiten etwas zu verspüren, und er konnte sich daher wohl rühmen, er habe sür die Ruhe und Glückseligkeit einer alten Tage in kluger Weise dor gesorgt. Gesund, nicht zu beleibt und auch nicht zu mager, war er noch iin vollen Besitz seines Haupthaar-es sind seiner sämmtlichen Zähne; er toar gut zu Fuß, hatte gute Angen, einen tüchti gen Appetit, nnd dieses vollständige Wohlbesinden machte ihn in seinem rei seren Alter zu einem libensioürdigen nnd fröhlichen Gesellschafter- Er konn te deshalb mit gutem Grunde noch aus eine lange Reihe glücklicher Tage rech nen. — Bis zum Alter von sechzig Jahren ging alles aut; aber in demselben Jah re, wo er sein 12. Lustrum vollendete, starb sein Schwager plötzlich Er war die Seele und der Eckstein des Hauss haltes gewesen. Seine Wittwe, die ge wohnt gewesen war, ihm alle alltägli chen Sorgen zu überlassen, wurde durch diesen jähen Todesfall ganz aug dem Gleichgewicht gebracht. Jhre Gesund heit wurde dadurch in dein Maße be einträchtigt, daß Herr von Marmse ge nöthigt war, eine Hangbiilterin anzu nehmen. l Diese aus der Bouraogne stammende· Haushalterin war den Vieriigern nahe, sah seuerroth und lurserig aus wie ein Weinblatt im Sei temoer hatte kraus e, schwarze Haare, eine vorstehende Stirn und zornig blictende braune Aeualeåti. Wegen eines Nichts-; qerie h sie in Horn, si.hrte das- riroße Wert, hatte eine losr Hand und war iiiitiier zum Widerspriii-) aeneigt; dabei ein braves-— Märchen iiiiv eine auggeHeinncti Vorhin Sie iatie bei dein Pfarrer von -aiiit Loisp ge dient und verstand treffliche Gerichte dn bereiten. Jlir Gebe- ctene war aoldeii und tnusperia, ihre Braten aerade rich tig gar und in den süßen Speisen si: ch te- sie Ihrer-gleichem dergestalt, dan ne twsz rez heftigen Wesens den Dotter einer schwachen Seite gefaßt hatte. Denn er liebte einen guten Bissen. Nach einem Jahre starb Mariisenes Schwe sters an einer abzelirenden Rranthe it Der alte Junggeselle sah sich nun in deni großen Familienhause in den öden Zimmein ganz allein. Da begann er wahrzunehmen, wie eitel seine Berechnun en ewesen waren Nachdem er lange Zeit hindurch die nn getrübte Heiterkeit seiner reiseren Jah re gerühmt hatte. sah er, daß jeder Abend mehr grauen Nebel alg goldige Sonnenstrahlen mit sieh bringt, und daß die Einsamkeit der Lebensabende rauh und lühl ist fiir Leute, die sich ge wöhnt haben, nur an sich selbst zu den ten. Jeyt wo Schwester und Saitos qu fehlten wurde er schwersölliger; esnes Tages verspürte er in seinen Zehen ein beginnean Gichtleiden und nahm wahr daß er schwerhörig wurde. Das verdarb ihm die Lust zur Geselliateit, unsd er wurde :insiedlerischer. Inmit ten dieses Zustande-Z war Jean v. Ma rkise, der einst so Lebenszlnstige, er, der sich so laut rühnite, das Leben am rich tigen, guten Ente angefaßt zu h.iben, bald so weit gekommen, dasz er init dein Zrediger Salomonis sagte: »Weh’ « ern, der allein ist! Wenn er fälli, so ist tein Anderer, der ihm aushelse.« i 8 -I I »Der Dsttoe fiihlte ein immer stät-e kkP VETFCUAØI nach Eingezogenheit Und klsM leme»Pkc11"xg-, gern einein jünqeren Kollegen ubertragein Zum Mjnkjkstm hätte er gewünscht. nur soch einige eine Patienten besucher und M tm Uebri gen aus Kon ulatiinen während ikigek Sprechstunden beschrönlen zu Wka Doch Micheline, die Hartshälter.n, woll te davon nichts wissen. - An einem Dezember-tage, den heili gen Abend, rosir er aus das Schloß Roulleg gerufen worden. Die Miit war schneidenb; der seit etwa acht Ta. gen vom Himmel gesallene Schnee lag blinkend und hartgesroren über Feldeka und Wegen; der Doktor hatte sich gege den Mantel seines Laniins geduclt, die 0fliste in Pantoffeln gesteckt nnd hielt seine Hände einem schonen, bellbreniien den Feuer entgegen; er txntte nicht die eringste Lust, unt-zuwier Von die-« fee Gleichgiltigteitstuude Miit-enn- er bittert, die für die Ausniertsnmteiten der Schloszbewohner von Ronlleo ein psiinglich war und sich ihre Genegttieit erhalten wollte. »So sind Sie nun einmal, Herr von Maroisel« ries sie cichselzucke , ,,selbst stichtig bis aus oie Knochen! s can denke nur: Sie werben das qanze Ihr hin durch von ihnen nzit Ausme umkeikm iiberhäust unb weigern sichthnen ge legentlich einmal einen Dinst zu ek tvetsen.« « Alten« ver-se te Mart-in »in-Ziem spiss Jch bin um« . .. usw wem ich bei dieser Hundetälte hinausgehe, liege ich morgen auf der Seite.« »Sie traut?« entgegnete Micheline lebhaft, rnit spöttischem Grinsen, »Sie jin-d verweichlicht, dac- ist alles-H! . . .« »Fostwetter ist nicht schän!« seufzte der - ottor. Ader er wußte nichts mehr einzuwenden und sah voraus, daß er doch nicht das· letzte Wort haben würde —-— Er sugtc sich daher, zog sich warm an und bestieg nach einem hastigen grühstiick seine Bichette, die aus dem ose stampfte. - Egior thatsächlich recht schön, wenn auch ziemlich kalt, und wäre der Doktor junger und durch das Hoden am Ka nsinseuer weniger oerweichticht gewesen, so hätte er an diesem klaren Dezember Nachmittage seine helle Freude haben toi.nen. Die Sonne schien leuchtend aus ten Schnee und gab ihm eine eigene Perlmutterscirbung; die Wiesen nnd Wälder waren mit Reis bestreut, der srcstgehärtete Boden ertönte träftig un ter den Hufen Bichettes, deren Röte-en in der eisigen Atnrsspähre dampatem und die ausfliegenten Firähenschaaren betupstcn den lilablauen Himmel mit schwarzen Punkten. Doch der Doktor war unempsänglich fiir die winterliche Prieste. Einmal allein aus der Straße nach Rouelles, tuckte er sich in seinem stanellgesiitterten Mantel zusammen, zog die Klappen seiner Mütze iibcr die Ohren und versank von Neuem in trübe Betrachtungen iiber die Nachtheile der Einsamkeit und die Langeweile des Al er3. — Ganz gewiß, dachte er bei sich, ich histte in der Jugend klüger daran ge than, zu heirathen. — Da es nun doch nicht ganz ohne weibliche Gesellschaft geht, so wäre es besser, mit einer Frau eigener Wahl zusammen zu leben, als fortwährend eine verdrehte und eigen sinnige Haushälterin um sich zu haben. Ja, ich hätte heirathen sollen. ——- Ich hätte jetzt einen kräftigen Sohn, dem ich meine Praxis übergeben, und welcher der Stecken nnd Stab meine-H Alters werden könnte. Jch glaube allmälig, dass ich mein Leben doch nicht zum Be sten eingerichtet habe. Während er diese triibsetige Litanei beliimmert und reucooll l)erunterbetete, war er inRoulleH angelangt, dessen wei ße, von den spitzen Sttsloszthijrtnchen iiberragte Dächer e: tauchen sah. Fünf Jltinuten später stieg er unter dein Poc tat dieses alten Herrensitzeg vom Pfer de, ter einem Vcchthose Und einem Schlosse zu gleicher Zeit ätxnlicti sicht. Wider tirtoarten dauerte sein Bei-Un langer als getoömttich. Die Haus-yet iin litt an den Nerven; sie langweiite sich und war froh, tun sie Den Dom-r bei sich behalten tr—mite, um'ihm ihr uirllichez oder eingebilvcteg Weh zu klugen. Sie uöii«ic«te inu. ihren Lan-h zu theilen; er ströulste sich nicht lange, denn Bichctteg Trab hatte ihm den Ma gen ausgehöhlt So kam es, daß er 5 sUhr schlug. als er wieder zu Pferde sten· ... lieu 5 Uhr in: Winter iit es dunkel bnd um den Weg ctbzuliirzem war er gerade in den bergigen Pfad eingebogen, ter den Hochwalv von Montavoir in gern-der Richtung durchschneidet Da hörte er hinter sich aus dem Gestein das Klappern von Holzfchuhem und eine laute Stimme rief hinter ihm her: »Hm-! Hei hem« l Aeegerlich drhte er sich um und un terschied im Dunkel des Wequ einen großen Menschen, der athemloä herun kam. »Sind Sie nicht der Arzt?'« fragte der Läuser, sobald er sich verschnauft hatte »Ja, erwiderte er in weniq liebens würdigein Ton, »min, nnd? Wir s nie-It es-« noch?« »Da-J giebt ei« daß ich Sie zu Der Forgette holen soll, die aehörige eins trsegqclriegt hat« ,,"Freund," brummte er, »die Nicht bricht herein, die Wege sind schlecht, nnd meine Stute ist miioe Sack «er Forgeii e, sie soll inuerg n zu mir kom i:ien!« --- »Sie kann riichä, Herr von Mctroise, sie ist viel zu lranll« s »Hm! Was fehlt ihr denn-Z« l »Sie sammelte Reisig im Nun de la Montiean gerade als ein starren den Waldrrseg im Galopp herunterlainx sie tam dabei in einem Geleise zu IIIL nnd die beiden Mater sind ihr ijber den Leit- gegangen« ,,Teusel!« rief sder Doktor, der in sci nem Entschluß wankend wurde. « «Wobnt sie weit von kkier?-« «Eine Viertelstunde, Herk, in ic Grand Combe.« »Vorivärtg denn!« sagte er seufzend ,,zeig mir den Weg!« ; Nach Verlauf von zwanzig Minutei erreichten sie den Grund von La Grano Concbe, wo, in bleigrauen Schatten ge hüllt, hohe Buchen auf dem schneebes deckten Abhange eines stischenholzschka ges ihre schwarzen Stämme in die Lüs te streckten. An einer Biegung des Jrsipfades aben sie ein schioachesz Licht Thirch die « itzen einer halb verfallenen dthyterliükte schimmern. l »Wir üno da,« wurmelte der Mann, »bl« ltt die- Wohnunq der Forgette.«· Der Doktor stieg ab, nnd sie traten in die Hütte. Der rauchiae Schein einke- Taglickp leg, das in einem Eidbanfen ftai, eiqte dem Doktor ein noch jugendliche-s Heid; ,.;erlurnpt, niit wirren Haaren nnd as - satbeneni Gesicht lag es stöhnend auf er nem Hausen Moos-» und Farren aus-Je sireckt. Vier Holzschläger waren aus die Kunde von dem llnalücksfall herbeige eilt, umstanden die Verwundele so nahe,« daß sie kaum zu sehen war, und ver hareten ebenso sehr aus-Neugier wie aus Mitleid in dieser Stellung. Jm Hin tergrunde der hätte, dem Lager der For-rette parallel stand eine Wiege aus Weidengeflecht, ist-»der ein andertha!b jahrigee siino weinte. Herr von Maroise trat zu der arinen Frau heran und besiihtte mit liiiter expend den abgeinagerten Leib, aber losl a)en die Wagenrader fortgegangen wa ren. Während dieser langen und ein gehenden untersnaiung iiefz oie Forget te fortwährend leise Klagetöne hören. Als der Doktor den Kopf wieder em porrichtete, weissagte fein (ktesichisaiiss druct nichts Gutes. »Ohne Sie oetästigen zu wollen, Herr Dotior,« fliiiierie der älteste von oen Hotzfauerm ,,steht es sehr schiecht Z« »Deine Beine sind gebrochen,« ant wortete Maroise ir demseiben Ton, — »aber das ist nicht das Schlimmste. Sd hat innere Berietzungeih uno das Blut kann sie jeden Augeiibiick erf"ticten." Sterbende haben ein seines Gehör, und Forgetteg scheue schwarze Auge-i hatten dem Dotter vielleicht schon von den Lippen .ibgelesen, wag für eine Un heilvolte Prophezeinung er vorbringen wollte, denn sie sagte mit schwacher Stimme: »Nicht wahr, eg« ist zu Ende? . . . . Jch fühle es . . . Mir brennt es in der Brust! . . . O Gott, mir wäre es schon recht, daß ich sort soll, hätte ich nur nicht meiner-. armen kleinen Ben gel!« — Als hätte er ihre Worte verstanden, erhob der kleine Bengel ein lautes Ge schrei. » »Wer wird fiir ihn sorgen, wenn ich nicht mehr binjx . . . Wer wird ihm zu essen geben?. . .« Zugleich hefteten sich ihre weit geöff neten Augen ängstlich aus die Gesichter der an der Thür stehenden Holzfchläger, als wollte fie versuchen, aus ihnen eine Regung des Mitleids herauszuziehen; roch deren verlegrne Blicke wichen den ihren aus-, ihre Mienen blieben ver schlossen. »Aber man darf ihn doch nicht Hun gers sterben lassen!« futsr sie mit noch herzzerreiszendereni Stöhnen fort. — »Arm» Kleiner! . . . Mein armer Kleiner! Ach, ich ersticke! . . .« Ihr Haupt sank aus das Moos zu riiit, röthlichrr Schaum trat ihr vor den Mund, und ein letztes trampshafteH Jucken erschiiiierie ihren wunden Leib. Ter Doktor war wieder zu ihr herange treten, une- nachdeni er sie vrn Neuem schneigeno untersucht, miirmeite er: »Es ist 3u tfiide, sie ist hinüber!« Trotz feiner nicht geringenscldstsucht siihlte sich Der Tciior Den Maroise tief bewegt. »Dort einmal,« tlunertc er, »wer-Leut ter ist tork, Dac- Ftind kann nicht hier kleiden . . Ehe ich gehe, möchte ich wissen, rcer von Euch sich seiner an nimmt. . . Bedenkt, daß es nur sur tnrze Zeit ist« nnd nächster Tage wird es in: Jindelhausc zu Langers unterge drarlrt werden« Aber trotz dieser Aussicht rührte sich Niemand; die Blicke blieben zu Boden gesenkt nnd die Mienen unbeweglich. »Da der kleine Bengel doch inZ Findelhaug soll « bemerkte ein roth haariger Holzhacker mißtrauisch, »so ioiire es klüger, ihn sogleich dem Ge meindevorstand zu übergeben.« »Was mich betrifft,« erklärte der älteste der Holzschläger, »ich habe schon siins Kinder, die für zehn essen.« Die beiden anderen Holzschläger waren unverheirathet und versicherten hoch und heilig, sie hätten genug mit sich selbst zu thun. Des Weinens müde, beruhigte das Kind sich allmälig, und sein schläfriges Gesicht verzog sich eben jetzt zu einem teichten Lächeln. Trotz der erbärmlichen Umgebung, in der der kleine Junge ge boren war, sah er srisch und munter aug. Er hatte Augen, so schwarz wie Maulbeerem trause Haare, einen süßen YJtund und ein geioecktes Aussehen. Aber wir können den Burschen doch nicht im Ziiche lassen! dachte der Dok tcr bei sich; es ist das eine Frage der Menschlichleit und des Gewissens. »«ttotztansend!« sagte er, »ii)r hattet den Muth, das Kind dem Elend preisz-l ,—1.·.1eb-!n!« »Nann,« antworte-te des rothhaarine Holzschliiger in fpöttischcm Tone-, »wa runi, Herr Doktor, sollen wir armen Leute ihn fiitterns Sie wären weit eher in-. Stande als wir, ihn aufzus ziehen« »Schön!« rief der so herausgeforsi derte, von der Eigenliebe nicht weniger als vof Mitleid angefpornte Dottor, »ich nehme ihn und will fiir ihn for gen!« Zugleich schritt er geradewegs auf die Weidenwieae zu, hob den Kleinen in die Höhe und wickelte ihn in seinen Mantel. »So ist’S recht, Herr v. Maroife:« tief de: Holzschliiaei mit den siinf Kindern. »Da-J ist echte Barmherzigkeit!« fiigte der Rothhaarige hinzu, »Sie sind ein edler Mensch!« Ein wahres Konzert überlanter Lo beserhebungen be leitete den Dottot, während er sich au? feineStute schwang urd mit dem in feinen Mantel gehüll tea Kinde sich im Sattel zukechtsetzten Nachdem die Stimmen der Holz hacker im Dunkel verhalli waren, de qann der durch ihre Lobfpriiche in des Doktor-Z Kopf erzeugte leichte Rausch sich zu verflüchtigen, und er tehrte zu nüchterneren Betrachtungen zurück. Wie wird Micheline mich empfangen, wenn sie diesen Schreihals hört?. » . Ein hübsches Weihnachtggefchenli . . . . Jch glaube, ich habe eine Dummheit be qangens-— Jn dem Maße, wie die Entfernung sich verrin erte, beschleunigt-.- der Dot tot Bichetses Trab immer weni er. Als er die Weihnachtöalocken von etni läuten hört-, ais ek hie Li te: von« Auleeive erblickte, verlangst-m e er deni Schritt seines Thieres mit einem Ruck. Jhm war es, als würde er dadurch, daß er Zeit gewänne, auch größeres Festigkeit erlangen, um den ersten An sturm der erregbaren Haushälterin er tragen zu können. Er suchte nach einem AuslunstsmitteL um die Erklärung allmälig anzubahnen. Wie ein Schüler, der heimlich die Schule geschwänzt hat, stieg der Doktor vorsichtig vom Pferde und stieß, immer das schlafende Kind auf dem Arm, mit dem Fuß ganz sacht den Thorweg aus. Einmal in der Nähe des Stalles, eilte er verstohlenerweise aus einen dunklen Flur, legte se.neLast,« in der noch warmen Backstube ab, ging dann wieder leichtfüßig auf den Hof hinunter und knallte mit der Peitsche» als sei er eben erst angekommen. Es war Zeit: denn Micheltne, die den Schritt des Pferdes gehört hatte, kam mit Licht herbei. ,,Sind Sie endlich da?« ries sie mit · wenig liebenswürdiger Stimme, wäh rend der Knecht die Stute absiihrtr. Dann sagte er ganz laut in seinem versöhnlichsten Ton: »Ja, ich bin es Michelinel . . »Wer-r und wahrhaftig«, versetzte die Haushalterin keisend, »für einen verständigen Menschen ist das eine ei enartige Zeit zum Nachhauseloinmeni Das Abendbrod wartet schon eine3 Ewigkeit aus Sie, und ter Brit-en wirds jetzt verdorben seini« ’. Mit einer wahren Armesiiiidermiene « gelangte der Doktor in das Eßzimnier. Ein schönes Feuer brannte im Ramii:, und dies erinuthigte ihn ein wenig, trotz der eisigen Ruhe der Haushalte rin, die um den Tisch heruinfegte und sich in ein unheilvertiindendes Schwei gen hiillte. Vor der Karriinöfsnuiig sitzend, wärmte er sich ten Rücken an der Flamme und überlegte gerade, wie er beginnen wollte, da fuhr Micheiine, tie ihn verstohlen beobachtete-, ihn diss lirh an: «Nun, wo ist denn Jhr Mantel?« »Mein Mantels . . . Er wird aus dem Flur geblieben sein, denke ich . . .l Jn meiner Zerstreutheit werde ich ihni trrt geiassen haben... Kein Wunder ishrigen5, denn ich bin nach ganz ver diitzt uber cin Abenteuer, das mir be gegnete, nachdem ich Rduelleg verlassen ht«i«ite.« E Wiederum ein schmollendeg Schwei sen· Micheline schien durchaus nicht be: gierig zu erfahren, was ihrem Herrn lugegnet irar, und dieser Mangel »in Interesse brachte Herrn v. Maroife ganz ani- dcin Text. v »Wie, meine Liebe,« sagte er mit einschmeichelnder Stiiiiiin, »Du bist so 9 « wenig neugierig . »Warum sollte ich neugierig sein-I« gab die Hattghälterin zurück. »Ich be miilke mich gar nicht, Ihnen Ihre Ge heimnisse abzulocken.« I »Aber es ist kein Gel)ein1nis3, mein Kind! Eis ist etwas-, das auch Dich an geht Denke Dir, als ich das Schloß verließ, bin ich zu einem unglücklichen Weibe gerufen worden, das von einem Wagen übersahrzn worden war!« s Darauf erzäjzlte der Doktor in einem i Athemzuge seinen Besuch bei der For- I gette, die Verzweiflung der Sterben ken, die Gleichgiltigteit der Holzschlä get und schließlich den Tod der Mutter I neben der Wiege, in der ihr verlassenes s Kind wimmerte. Dann hielt er inne und sah schüchtern u der Burgunderin aus, deren Jntere c durch die Erzäh lung erregt worden war, und die mit feuchten Augen zuhörte. ,,Selostverständlich«, sagte sie ach selzuckend, ,,haben Sie es ebenso ge macht wie diese rohen Holzhacker und haben es geschehen lassen, daß das ver lassene Kind weiter friere. Das sieht Jhnen ähnlich!« »Aber, sjticheline!« wendete der ver wunderte Dottor ein. »So bedenke doch nur, stindl . . . Diese armselige Holz hacker haben selbst kaum genug zum Leben!« I »Du lieler Gott«, versetzte Miche-l line, »die Holzfäller verstehe ich; aberi Sie, Herr, sind wohlhabend, sind oden«- s drein Arzt! Wie haben Sie eg fertig« gebracht, so ganz gefühllog diesen ar—i men, mutterlosen Kleinen dort zurück-H zulassen?« s s »Das einzig Richtige war, den Jun ;geu zum Maire zu bringen, damit er ins Findelhaug aufgenommen wiirde.«» »Aha! Jch dachte mir gleich, daß das kommen würde!« unterbrach ihn die Ijähzornige Dienerin. »Die-z Kind ings Findelhaug geben, das ist so recht Jhre Art!« »Aber lzum Donnerwetter«, fragte der Doktor, dessen Antlitz sich immer nicht erhellte, und dessen Auge immer imehr erglänzte, in dem Maße, als die tEntriistung seiner Dienerin zunahm, ’,,sag’ mal, wag hättest Du denn an meiner Stelle gethan?« »Ich, Herr,« erwiederte Micheline mit slammendem Auge (sie hatte ihre Fäuste in die Seiten gestennnt und den Kopf mit heraussordernder Miene ihrem Herrn entgegengewendet), »ich hätte mich auch nicht einen Augenblick besonnen. . . . Jch hätte den kleinen Kerl in den ersten besten Unterroel gewiekelt, hätte ihn mit zu mir nach Hause ge nommen und hatte ihn adoptirt. Ihnen wäre ein solcher Gedanke niema S ge lomnien.« »So, Du meinst?« rief der Doktor und stürzte mit dem Ungestüm eines Jünglings nach dein Flur . . . »Warte einmal!« Mit drei Sätzen war er in der Back stube, wo das Kind noch immer mollig in dem Mantel schlummerte. Jn kaum einer halben Minute, ehe Micheline sich noch von ihrem Staunen erholt hatte brachte Herr v. Maroise das Kind m. triumphirender Miene herbei, legte es aus den Tisch und sagte, indem er den Mantel zurückschlua: ..Da, Micheline, da ist der kleine Kerl!« Micheline, ganz betreten, schaute mit geöffnetem Munde drein. Der helle Sclein des Feuers und der Lampe hatte das Kind geweckt, und so schön erschien ihm dieses volle Licht, daß es lächelte. Bei ihrer Neigung zum Widerspruch hatte die Haushälterin nicht übel Lust, Fsss von Neuem über ihren Herrn zu ärgern, der sie mit fpöttischer und doch zugleich sirahlender Miene ansah; je doch beim Anblick dieses kleinen Men schenkindes mit seinen schwarzen Au gen, seinem irausen Haar und dem sii ßen Lächeln erbebte ihr altjungferliches Herz. Eine Art Muttergefiihl regte sich im Innern dieser Burgunderin, die sich immer ein Kind aewiinscht hatte; ihre Augen senchteten sich, sie stürzte aus den Sohn der Forgeite zu, küßte ihn herz haft ab und begann dann vor Rührung zu weinen. »Es ist schön wie ein Christkindt lc"n!« sagte die .L« aus älter n und trock nete sich mit ihrem tattunenen Taschen tuch die Augen. »Ich werde bei ihm Pathe stehen, wir wollen ihn Noel (Weihnachten) nennen... Seine Er ziehung übernehme ich!« Dann gewann ihr naturliches Tem perament wieder die Oberhand, und sie fügte hinzu: »Ich tvill versuchen, a s ihm keinen Egoisten zu machen, wie Sie es sind.« »Schon gut! Schon gut!« sagte der Doktor ausgeräunit. ,,Zuniichsl mußt Du für ihn einen Brei zurechtinachem dann stelle ihm ein Bett neben dem Deinen auf . .. Wir wollen danach zu Abend essen und auf sein W:l11t:int·en. Das soll unsere Weihnachtsfcicr feint« Das Ende der Melk. Von Gotthold Schellenberg. Durch verschiedene Zeitungen ging in der letzten Zeit die traurige Nachricht, daß in etwa 400 Jahren der Menschheit der Athem ausgehen werde. Bis ra hiu werde nämlich nach Lord Kelvin5 Ansicht der auf der Erde vorhandene Sanerstoff verbraucht und dam.t thie rischeg und menschliches Leben ausge schlossen sein. Zur Ergänzung dieser Nachricht und zugleich zur Beruhigung ängstlicher Gemüther sollen im Folgen den einige ältere Vorsctiläge iiber Sen dcsreinstigen Untergang der Welt, d. l). der Erde oder doch weniistenz des Men schengeschlecht5 mitgetheit tv.r:cn. Jn streng wissenschaftlicher Weise ldszt sich zeigen, daß es einem jeden überlassen ist, die Tode-Hart selbst zu mahlen, Liie er sterben oder vielmehr seinen Nach tcmmen aufhängen will. Die interes scxntesten früheren Vorschfiige in Bezug auf den llntergzng der Menschheit sind: tssrtrintein Verdursten, Erstieren, Ver brennen. Wenn mnn dazu noch die ueuestcx Mode des lfrskicteng nimmt, die übrigens in anderer Form —— Luft mangel in Folge Verlustes der Atmo sphäre —— auch schon dagegetoesen ist, so kommt man wirklich in Verlegenheit, welcher man den Vorzug geben soll. Beginnen wir mit dem Ertrinkeu· Jn staubigem Kreislan erhebt sich aus dem Meer der Wasserdampf zu den Wolken, die Wolken ziehen über Land, der Regen strömt nieder, und von den Bergeshöhen ergießen sich die Wasser ströme wieder in 5 Meer. Die Flüsse fi.hren aber dein Meere in Form von Sand und Schlamm eine ganz erheb liche Menge Land zu. So heißt es in Credner’5 Geologie, daß der Rhein jährlich 4, die Rhone 7, die Donau US der Indus- 446, der Mississippi sei-T (2l-;2, der Ganges :-3f;l),62.-( Tiltilliesnen Tonnen Schlanan kein Meere zufahren Nach Gunpn beträgt die-Anzahl der-Jah re, die zur Abtragung von 1 Mai. im ganzen Flußaebiet nothwendig ist, bei der Themse '»-:3,2, bei der Donau ZU, beim Mississippi «)l),1, beiiu Januteseg kiang 12,5, beim Ganges 7,l) bei der Rhone i),1 beim Hranal;o 4, U und beim Pogar nur 2,4. Fiir ganz England berechnete Reade einen Höhenoerlusi ion 1 Min.i11422HalrenSowerdeu durch diese Thiitigteit de: Wassers die Gebirge mehr und mehr abgetraaen, das-Meer daaegen zumSteigen gebracht. Freilich finden durcb vulkanische und tektonische Kräfte auch Hebunan des Festlandeg stati. Aber diese werden einmal ein Ende nehmen, wenn dieErI kruste, die jetzt zum Erdinnern etwa in demselben Verhältnis, steht, wie die Schale eines Eis zu seinein Inhalt, größere Stärke gewonnen hat. Er- muß daher einmal ein Zeitpunkt kommen, in nelchem alles Festland abgetragen nnd die Erde rings von Wasser hingeben ist. Da kaum anzunehmen ist, daß dieMen schen bis dahin so sehr Temperenzler geworden, daß sie ausschließlich vou Wasser zu leben gelernt haben, so wer den sie sich eben in das Unvermefdliche tilgen iniissen nnd Von der Bildsliiche verschwinden. Nun zum Gegenstiiel, zum Verdun sten. Es ist eine bekannte Thatsache, daß sehr viele Mineralien Wasser auf nehmen, bezw. bei ibrer Bildung brau eben. Jn großartiaem Maße ist z. B. die Umwandlung deg Eisenbde in Ei senoxydlhydrat auf der Jnsel Elba vor sich gegangen, wo der Rotbeisenstein von künstlichen Entblößunggstellen aus im Lauf weni er Jahrhunderte bis ties in die feste lasse hinein in Brauneisen-« stein umgewandelt worden ist; dabei braucht ersterer ein Sechstel seines Ge lvichts an Wasser. Einer der energisch slen undf feolg enschwersten derartigen Brr änge ist ie Umwandlung des Än hydr les in Gips, also des wasserfreien Calciumsulfats in das wasserhaltige, wobei erster-er ein Viertel seines Ge wichtes Wasser ausnimmt, ein Prozeß der, lolal durch gewisse Bedingungen begünstigt so rasch vor sich gehen cann, daß z B. die zu Bex im Kanton Wallis auf die Grubenhalde gestürzten Anhysss dritstiicle bereits nach 8 Tagen begin nen, sich zu Gips umzugestalten, und daß die Stollen, welche durch den An bydrit führen, durch Ausblähung des an ihren Wänden in Gips übergehen den und durch diese Wasserausnabcne sein Volumen bermehtenden Anhydrit gesteines fast unsabrbar werden und von Zeit zu Zeit nachgehauen werden müssen. Auch die Entstehung der sog. ererglöcher am südlichen Harzrandc ist eine Folge dieser Vorgänge. So bilden sich in der Umgebung von Ell-— rich durch Ausblähung des sich in Gypsz oerwandelnden Anhydrits dicht neben einander gedrängte bis 1,?I3 Meter hohe, im Jnnein hohle, also blasenartigeHii gel von schaligem Gips, welche einge siiirzi mit dein oben angeführten Na men lreztichnet werden. Bei allen die sen Vorgängen wird dass Wasser the misch gebunden und damit seiner son stigen Brstimmung entzogen. Wer also wasserschen ist und vor der vorhin geschilderten Todesart durch Wasser iibersluß zuriiclschreclh der kann nun annehmen, daß die Wasserbindung in den Gestcimn ixn Laus der Zeit einen solchen Umfang- annimmt, daß alles Wasser von der Erde verschwindet, so dass allgemeiner Wasserniangel die all gemeine Todesnrsache ist. » Während die beiden bis jetzt be trachteten Todesursachen tellurischer Natur sind, sind die folgenden los-mi schen Ursprungs-. Der Nordpolf-rhrer wird das-«- Ersrirren vorziehen, weil das wenigstens für ihn etwas weiter hin ausgeschoben werden kann. Aber auf geschoben ist nicht aufgehoben Das Leben auf der Erde bedarf einmal der Wärme. Tie Wärme wird geliefert von dein Erd-innern und von der Son ne. Nun tülilen sich aber natur-gemäß diese lseiden Wärmeauellen nach und nach ab. Wenn auch noch keine exakten Messungen über die Größe dieser Ab tiilsluna haben gemacht werden können. so unterliegt dieselbe doch keinem Zwei fel. Ihre Folge ist natiirlich ebenso eirieiselloiz dag- Thersnometer sinkt i. - mer tiefer nnd tiefer, nnd schließlich er starrt alles- Leben auf der Erde in Schnee und Eig Ta bleib« uns kenn nur eine Hoff n·.3nn, nämlich die, das-, eg vielleicht gar nicht so weit kommt, daß schon vorher die vierte oben erwähnte Möglichkeit dass Verbrennen einnetreten ist. Wenn nämlich auch eine Berlin-Jung der Um lcnsgzeit der liede tun dis- Sonne und eine damit Hund in Hand gehende An nöhcuina der Erde an die Sonne bis jet-: noch nicht mit Säc")erl1eit hat nach eensissen werden tönnen, so darf doch als- sicher angenommen werden, daß eine solche wirklich stattfindet. Man kann sont-r ils-Thiere Griinde dafür an fiibren lsininal geht es aus« derTbats sachk- lie1«vvt·, daf; die III-Este Der Erde sowohl wie die der Sonne durch die stets in großer Menge auf sie stürzen-: den Meteoriten vergrößert wird; die hierdurch vergrößerte Anziehungdlrait tseloirlt auch eine raschere Bewegung und Annäherung. Dann deuten man che Umstände daraus hin. daß derWelts ranm nicht absolut leer ist. Die ihn erfiillende, wenn auch äuseerst sreieMa terie muß den sich in ihr beweaenden Körpern einen Wiederstand entqegens setzen, der zwar nur tlein ist, sich aber mit der Zeit doch aeltend macht· Die Veriiirzuna der Umlausgzeit des Ko meten Eucke, die in den letiten hundert Jahren etwa 2 Taae betränt, alaulst man auf ein solches Widerstand leisten des Mittel zurückführen zu müssen. Auf den ersten Blick erscheint eg« son t.erl1ar, das-; ein wiederstehendeefl Mittel die Umlaufåszeit vertiirzcn soll. Denkt man sieh cber einen Planeten in seinem Laus plisthich aelxunniL so wird er di reti ans die Sonne siiirren Ein insta sannc Bremsen seiner Beweauna wird destzer eine lanasame Anniihernnq an die Conne, damit eine Steigerung der Ansichnnastrast der Sonne und damit eine Liertiirzuna der Umlausgzeit zur THE-tue haben. Ganz qleichaiiltia aber-, welches die Ursache ist, jedenfalls koni inen wir zu dem Schluß, das; einmal die Erde auf die Sonne stiirzt Wenn dann nicht schon vorher alles Leben auf der Erde bei der stetia wachsenden An iäheruna an die Sonne durch deren Glnth versenqt ist, so wird es jeden fallo ein Ende finden bei dem aroßen Kladdtradatsch bei dein eine solcheHisze hervorgebracht wird, dase der ganze Stoff oeraast wird. Welches ron den aeschilderten Ereig nissen nun Zuerst eintreten wird, und in welcher Zeit etwa, darüber wollen wir leine Entscheidung treffen. Wie bereits oben gesagt. wollten wir hier nur Vorschläge machen, die Wahl bleibt dens mehrten Leser überlassen -—v—-0-. » Scherzglosse. Ob ihnen das recht wär’. müßten die ) Frauen Sich alle in a l e ich e r Kleidung schauenW lssds scheint mir doch, das-, der Zukunfts staat Bei den Frauen wenia Freunde hat. A. R o d e r i eh. —«0.0— Spruch. Wenn dich immer quält Was dir roch fehlt, So wird dir zur Last, Was du schon hast. A. R o b e r i ch. —- Kindlich Vater (betmckj;jriihstilck): ,,Psui, ein faules Eil« Fri? en: »Nicht wahr, Papa, das hat ein anles Hahn Igelegt!«