) . Msindllksb kSchwete Seelemvunden bluten ßet in des Tages Mathem Z- des Lichtes greller Pracht — Untkk Deinem kühlen Schleier di das traute Herz sich freier-, ngildet Wandelstetn der Nacht! — s- s Ttauernd nnd doch still gelassen, Wie ein tiefes Schwer-zerfressen Lächelt es aus Deinem Licht Wie aus fernen Weltentäumen Hin des Lebens schweren Träumen Hirn verklärtes Angehht -«« FrtedaSchanz. , —«———s--O(.-s- « ----— Im Mnrlczimmec I- humoteete Von H. d u P l e s s a c. -—.--——-—I szig Jahre, stammte aus guter Familie und vereinigte mit einem gefälligen iAeußeren einen guten Charakter, zu dem seine sicheren Vermögensverhälts nisse wohl oiel beitrugen. Nur einen Vorwurf hätte man ihm machen tön nen, nämlich den, dass er fast im Be- - griff war, sich durch tausend kleine An gewohnheiten zum Pedanten ersterT . Klasse auszubitden I Alles in seinem täglichen Leben war aufs Genauefte geregelt. Zur seit-en. Stunde stand er auf, machte zur elben ’ Stunde jeden Tag genau denselben .Spazier ang, um dann Punkt zwölf iUhr in einem Restaurant zu sriihftii- « seien. Die Kellner kunnten ihn genau; l ängstlich wurde ihm sein Tisch refer viert, und ohne daß er die Speisekar --te durchzusehen brauchte, wurde er be ,dient, denn er hatte Sorge getragen, im Voraus ein siir allemal zu bestim men, was er Montagg, Dienstag-Z und ja weiter essen wollte. Bei einer Tasse Kaiser las er dann »seine« Zeitung und knach Hause zuruekgekehrt, ruhte er sich »von den Anstrengungen des Vormit Pztags aus. s Darauf machte er Toilette, und Puntt fünf Uhr gings wieder fort. Fünsrnal in der Woche speifte er bei Bekannten in der Stadt, und zweimal ging er ins Theater: Dienstag ink Schauspieihaug und freitags in die Oper. Keiner seiner « etannten konn te sich erinnern, ihn je nach Mitternacht Poch aus der Straße getroffen zu ha en. Dieses geregelte Leben, was übrigens anz nach seinem Sinn war, hatte ihm feine leidende Gesundheit ausgezwun gen, denn wenn auch nicht trant, so war er doch öfter recht unwohl, und kzwar litt der Aermste an neuralkiischen Kopfschmerzen Alles hatte er schon dagegen versucht und schließlich war er der Rezepte und der großen Rechnun gen der Aerzte überdrüssig geworden und hatte sich selbst dies gleichmäßige Leben verordnet, in dem vor allem jede Aufregung ängstlich vermieden wurde. Sein genau festgestellteg Programm hatte auch insofern den gewünschten Erfolg, als der böse Feind im Zaum gehalten und sich jeht nur noch alle vier ehn Tage meldete und zwar mit einer so eigenthiimtichen Regelmäszigleit, das; Charles in sein Programm einfügen konnte: »Montag zum Diner bei Frau Valubert, Dienstag Zchauspielhau5, Mittwoch neuralgische Schmerzen . . So lebte er denn aus leidlich gutem ssFu mit feinem Feind, und wenn er Xde en vierzehntägigemBesuch auch nicht - ade mit Vergnügen entgegensah, so the er sich doch mit Philosophischer Ruhe und Ergebuna in dasllnvermeid liche. H- Itt I« Unglüctlicherweise fiel e5 aber der guten rau Valubert ein, diese-«- har inonis e Dasein zu stören. Sie hatte C rles Garnier gern und faßte den P an, ihn zu verheirathen. Charles setzte sich zuerst zur Wehre. Was sollte er mit einer Frau! Sein so schön geregelte-«- Leben mußte ja da durch in Trümmer geh’n! Dann aber kam ihm der Gedante, dasz es doch nicht unangenehm sein iiiiißte, sich bei seinen neutalgischen Anfiillen von einer wei chen Frauenhand die Siompressen aus legen zu lassen und ein freundlich theil nehmendes Antlitz statt des gleichgitti gen seines Dienero um sieh zu sehn· i Charleg Garnier war fiinsztnddrei—: Diese Betrachtung fchlug alle iibri gen in’S Feld, um o mehr, als Frau Valubert unter andern Einzelheiten noch erzählte, daß Frau Latone —— die junge Wittwe, die sie ihm bestimmte — ihren verstorbenen Gatten mit rühren der Geduld vier Jahre gepflegt hatte. Es wurde also verabredet, das; Charles Garnier am folgenden Sonnabend Frau Valuvert zufällig besuchen soll te, und ganz zufällig sollte dann gera de Frau Latour bei ihr fein. Die Aussicht auf diese Zusammen tunft beschäftigte Cltarleg aus das leb hafteste. Jn solchen Sachen tvar er ein vollkommener Neuling, und die Lie be war aus seinem Programm gestri chen worden« Am Freitag iiberlegte er Mund ber, welchen Anzug er siir den uch wählen, was er morgen sagen sollte. Dann fragte er sich, welchen Ein vruet er wohl machen und empfangen und was die Folgen dieser Bekannts sgaft sein würden . Das Mitta essen s meckte ihm nicht; der Aufsii rung von »Aida«, die er wohl schon zwan zig Mal gehört hatte, folgte er nur sehr zerstreut, und bis gegen drei Uhr Mor d lag er lvach und lvartete auf den f, der lange nicht tonnnen wollte. f I Aber schon-gegen sieben Uhr etwas ie er wieder und zwar von einem he - ti en Schmerz in der linlen Schläfe.l s war dab? Ein sAnsalll Am Sonnabends Bier Tage vor der übli khcehn Zett! Das war doch taum glaub i . Und doch war leider tein Zweifel mehr möglich, denn um acht Uhr saß der Schmerz auch in der rechten Schlä fe, und dazu verspürte er ein entsetz liches hämmern im interlops. Regel rnaßig und unaus örlich stach und llopste es, und Charles konnte sich lei ner Illusion hingeben — für die näch sten vierundzwanzig Stunden war er nicht zu gebrauchen, die waren siir ihn verloren! Kein Gedanke mehr, in sol cher-il Zustand zu Frau Valuberi gehn zu tonncn-- Frau Latour würde ja ein fach Kehrt machen Da faßte Charles einen heroischem Entschlusi Unter Stöhnen und Wim-! mern zog er sich an, liesz einen Wagen ! holen und suhr zu dein berühmten Ner-- i venarzt Doktor Chevriere. Er hattes die feste Absicht, sich durch Morphium,t Elettrisieren oder irgend ein anderer-i Heilmittel, sei es was es sei, wenn auch uursiir eine Stunde von fünf bis sechs Uhr, von den ärgsten Schmerzen zu befreien, um doch zu Frau Valubert gehen zu können. Acht Personen warteten schon im Vorzimmer des Arztes-, obgleich dessent Sprechftunde erst um zwei Uhr begann. Vergeblich versuchte Charlesf den Diener zu bestechen. Er schob ihm » siins Franken in die Hand, aber der; treue Diener lehnte ab —- unter zehn; Franken that er so etwas nicht. Warum» nannte er nicht seinen Tarilfl Charles hätte gewiß gern mehr gege en. So mußte er sich denn in Geduld sti aen und warten. Charles rechnete: »Mir acht Personen durchschnittlich ei ne virrtel Stunde, macht zwei Stun den·« Auf diese Art mußte er um 4 llhr heran tornmen und hatte dann ge rade noch Zeit genua, Um zu Frau Va lubert zu fahren. Durch diese Berech nung fiihlte er sich ein bißchen beruhigt, machte sich’;3 in einem Lehnstuhl be quem und überließ sich einem dumpfen Hinbriiten in möglichster llnbeweglichi leit. - .«. - Zwei Personen waren schon abge fertigt und hatten nicht mehr als fünf unddreißig Minuten aebraucht, da fuh ren Charleg und seine anderen Lei densgenossen plötzlich jäh zusammen denn die Thür wurde heftig ausgerissen und wie ein Wirbelwind stürmte ein Wesen in «S immer das nach demNau schen der sei enen Gewänder eine Frau zu sein schien, denn oon dem Gesicht war nichts zu sehn. Das war ganz und gar mit einem Spitzenfichu bedeckt, dags zwei kleine Hände krampfhaft zu sammenhielten. Die Dame setzte sich stöhnend, um wenige Selunden daran mit einem zweiten Stöhnen wieder aufzusprin-« gen, ans Fenster zu gehen, den Spitzen schleier loslassen und einen Marsch auf den Fenscherscheiben zu trommeln. » Dann kehrte sie zu ihrem Sessel zurück, »und dabei konnten die Wartenden nun Trecht deutlich sehen, daß der Spitzen-« shawl ihnen bis dahin ueidisch ein recht Ihiibscheg Gesichtchen verborgen gehal ten. Als- die Anwesenden aber glaubten. die Dame habe sich endlich beruhigt, da war sie schon wieder ausgesprungen und lief nervös im Zimmer aus und ab Charles vergaß alle öslichkeitgre gcln und meinte halblau zu seinem Nachbar: »Die Dame ist ja ein wah res- ,,perpetuum mobile«. Aus Mit leid iiir die andern könnte sie wirklich ein wenig anhalten.« Sie blieb auch richtig stehen, gerade vor ihm da sie seine Worte gehört hatte und sagte gani unvermittelt: »Mein Herr, wenn Sie solche Schmer zen hatten, wie ich, wiirden Sie sich wohl auch nicht ruhig verhalten tön neu. i Die Nerven, die isharics einen tlu jgenblict in Ruhe gelassen, hatten ihr grausameiz Spiel aber schon wieder be laonnen, nnd so entgegnete er denn ge reizt: ,,Gniidige Frau, was beweist th Inen denn, daß ich nicht ebenso leide wie Sie«.- « s »Mein Gott, ja mein Herr! Es ist ja i.!öglich, obgleich ich es taum glau be Jedenfalls steht so viel fest, wenn die Schmerz en Sie zur Mumie verwan )deln, so bringen sie bei mir gerade die lentgegengesente Wirtung hervor! th ssollie dcch meinen. daß jeder nach eige-· ;neiii Belieben seiiie Schmerzen tragen Hann! Wenn ich solchen Ansall habe, iso muß ich mir Bewegung inachen!« »Das ist wenig angenehm siir alle andern, wenn giiadige Frau sich in ei »neiii Watieziniiiier befinden!« llckz»Mein Heri, Sie find nicht sehr höf l .« »Gnädige Frau, ich weiß nicht, ob ich unhöslich bin; ich weiß nur so viel, dasz die nevkalgischen Schmerzen mir fast den Kopf zerspreiigeii und daß ich Ruhe brauche.« »Und ich weiß, daß ich entsetzliches Zahnreisien habe und daß ich init Be wegung machen inu .«« s »So lassen Sie ich die Zähne aus ziehen!« z »Ach — wirklich-« sagte die Patien iin mit ironischein Lächeln und zeigte dabei zwei Reihen Zähne, die Perlen glichen und iiin die es ewig schade ge wesen wäre, die Zunge anzusetzen. Und dann giiig der Dame der letzte, kleine Rest Geduld aus« iind sie sage spri: »Und Sie, mein Heu-, Sie tha ten gut, sich den Kopf abreißen zii las sen — viel verlieren Sie Licht datanl« I sc » Nach diesem kleinen Schatiniihesl trat Wassenstillstand ein . Die Dame init »den hübschen Zähnen erhob sich nur noch alle fünf Minuten, utn durch das Zimmer zu l ufen, und Charles ver troch sich gleich am vollständig in seinen Lehnfstuhl und stöhnte und f u te leise siir ich hin, urn sich dadurch rleich" terung zu verschaffen. Es schlug vier Uhr; nur noch ein Patient und dann war an Charles die Reihe. Da stand die Dame wieder auf und setzte sich ganz muthig aus einen Ses el dicht neben Charles.- Kaum hatte sie Platz genommen, da hieß es: »Mein Herr, verzeihen Sie — ich war vorhin wohl ein wenig erregt, aber diese Schmerzen! Nicht wahr, Sie verste hen mich —- und — und würden Sie wohl die große Liebenswiirdigleit ha ben, mich vor lIhnen zum Arzt hinein gehn zu lassen?« ,,Bedaure unendlich, gnädige Frau, ich bin durchaus nicht erzürnt über den kleinen Zwischensall von vorhin, wür de Ihnen auch sehr gern zu Diensten sein, aber es ist schon zehn Minuten nach vier Uhr. Um fünf Uhr habe ich eine sehr wichtige Verabredung, zu der ich durchaus muß. Seien Sie ver sichert, daß sonit —« »Meine Bitte hatte denselben Grund, mein Herr. Eine ÆFreundin erwartet mich pünktlich um fünf uk,:. Es ist etwas sehr Wichtiges. Sonst würde ich nicht noch einmal bitten. Es han delt sich um meine Zukunft —-« »Genau dasselbe ist bei mir der Fall, gnädige Frau, ich muß piinttlich bei meinen Bekannten sein.« »Sehen Sie, mein Herr, ich »mus; nämlich zur Erklärung sagen —« »Gnädige Frau, ich bestehe nicht auf Einzelheiten »Und ich will Sie Jhnen gerade sa gen. damit Sie verstehen, warum mir so viel daran liegt, ganz pünktlich zu sein. Es ist . . . es handelt sich —- nun ja, mein Herr — es handelt sich wahr scheinlich um meine VerheirathungR . »Gnadige Frau, auch ich werde er !,wartet vielleicht auch we en einer Ehe schli eßung. Jedenfalls oll ich die Be kanntschaft einer Dame machen — Sie begreifen also —« »Herr Gott« mein Herr, ich gebrauche zwanzig Minuten, um mit einem Wa gen von hier bis zur Godostraße zu lommen.'« »Nach der Godostraße will ich auch, brauche also genau so viel wie Sie, gnädige Frau!« »Sie haben mich zum besten, mein ! Herri« ! »Gnädige Frau, ich bin nicht in der Verfassung, mich iiber irgend wen oder irgend etwas lustig zu machen.« II 4 G Die lrante Dame schwieg und ver hielt sich einen Augenblick ruhig Sie zsah Charles an, schien nachzudenken, »und ihr Reihen schien sich zu vermin .t-ern. Charles fühlte sich jedenfalls ssreien konnte aber noch nicht so recht an die Flucht des Feindes glauben. iBisweilen hat die böte Neuralgia aber sanch derartige Ueberraschungen »in petto'«. Tser Patient vor Charles wurde hineingerufen . Die Thür schloß sich ljinter dem Kranlen Da meinte die Dame zaghaft: »Mein Herr haben Sie oft derartige Schmer »zen.« ! »Ach, gewöhnlich alle vierzehn Ta Jleer diesmal war die Pause tür s Zeen Höchstwahrscheinlich hat mich der Besuch, den ich heute Nachmittag ma chen muß, so erregt. Jch lebe still und gleichmäßig und fühle mich dabei sehr Intohl, und dies unerwartete Ereig niß —« s »Dann geht es Jhnen gerade wie ;mir. Es kommt Jhnen wenn Oie mich so unruhig sehn, wahrscheinlich höchst Iunwahrscheinlich vor, aber auch ich lie be die möglichste Gleichmäßigkeit in meinem täglichen Leben. Am liebsten immer dieselben Spaziergänge zur sel ben Zeit und einen Tag wie alle Tage, danach sehne ich mich am meisten. Und nun hat mich die Möglichkeit einer so vollkommenen Veränderung so erregt, man hat mir von dem jungen Mann so viel Gutes gesagt — lurz und gut, all das hat meine Nerven so aufgeregt. Sonst bin ich nie trant, und wissen Sie, selbst jetzt, eL ist merltviirdig ein wenig Ablenlung, Unterhaltung — ich fühle mich viel wohler. Das danle ich nur Ihnen, mein Herr!« s « »Ich musz Jlinen den Dant aus vol l lein Herzen zu riiagcden, gnädige Frau. s Alles habe ich probiert, kein Mittel ist I unversucht geblieben. Nur eins hatte ich noch nie angewandt: mich mit einer liebenswürdigen Dame zu unterhalten, Wahrhaftig! Meine Schmerzen sind wie weggetveht!« »Sie sind zu·galant, mein Herr. zu Jhrer Besserung beigetragen haben sollte.« »Alles haben Sie dazu beigetragenl Wirklich alles,« rief Charle5, der sich wie im Himmel vorkam, seine Schmer lzen so mit einemmal los zu sein, »das vergesse ich Jhnen mein ganzes Leben lang nicht! Welchen Dienst haben Sie mir geleistet! Ja der Herr, der jetzt den Vorzug haben soll hnen vorge stellt zu werden, ist witl ich zu benei den.« » »Wer weißt Vielleicht stelle ich Ver gleiche an, die zu seinen Ungunsten ausfallen. Wissen Sie, mein Herr, mir kommt eine Jdee. Wir fühlen uns ja beide von denSchmerZJen befreit. Wie wäre es, wenn tvir den ottor imStich ließen —er läßt uns doch auch zu lange warten —- und den Weg nach der Go dostraße zusammen zuriictlegten, da wir doch beide dorthin nruss en Z« I »Aber gewiß, gnädige Frau, mit dem allergrößten Vergnügenl Jch fürckzlte nur, daß Sie mich noch von vorhin s r einen recht unhöflichen Menschen hal-11 ten « »Aber ich bitte Sie, durchaus nicht-( Wenn man Schmerzen hat, dann istf man wie verwandelt. Jch um Bei ür einen Jrrwisch halten, und do kann wohl keiner ruhiger fein als i ; Nicht wahr, Sie halten mich für recht erregt?« »Nein und nochmals nein! Jch halte Sie nur für bezaubernd.« »O, mein Herri« »Ich habe nur gesagt, was ich denke. Ach, wenn die Dame, der ich dargestellt werden soll, Jhnen nur ein klein wenig gleicht! Sie kennen wohl nicht zufällig eine Frau Latour?« »Wie sagten Sie?« »Frau Latour, eine junge Wittwe, der ich um fünf Uhr dargestellt werden oll.« s »Bei Frau Valubert?« ,,Jawohl!« »Aber mein Herr, ich bin ja FrauLa tour, und Sie sind ——« »Charles Garnier!« »Nun, das kann man aber einen glücklichen Zufall nennen! Da wäer wir uns ja gegenseitig dargestellt. Ge- s ben Sie mir Jhren Arm! Wir wollen : zusammen zu der guten Frau Valubert » fahren, und unterwegs können wir » plaudern.« ’ »Und uns verständigen, gnädige Frau?« » »Das wäre nicht unmöglich!« Charles Garnier stand auf, öffnete der jungen Wittwe die Thür, und Arm in Arm gingen sie zu Frau Baluberi. spiel! Sie müssen mich do wirli Beim Mond-Je -c: Bonatti-Ilio konne. Miiiiärhuinoresle von K a r l P a u l i ,,Fcrdinand Zippenziller!« schrie der Unterofsizrer beim Verles en der Mann schaften. « ,,Hier!« antwortete eine tiefe, etwas verfettete Stimme. Aller Augen richteten sich auf den Aufgerufenen; mochte der eigenthiim liche Name, mochte die fettige Stimme daran schuld sein, genug, sämmtliche vor der Frpnt Stehenden blickten auf einmal nach der Richtung hin, aus wel cher das fette »Hier-« erklungen war, nnd sämmtliche Hinschenden brachen gleichzeitig in lautes Gelächter aus. Das war aber auch eine Gestalt von ganz besonderer Erscheinung, die sich da präsentirte, man konnte es Keinem übel nehmen, wenn er lachte. Gegen diesen Leibesumfang war das bekann te Embonpoint, wie weiland Sir John Falstaff es aufzuweisen hatte, eine Mehlweise gegen einen Eichbaum Gut, daß der Waffe-work bei der Landwehr abgelommen, in so’ueLitewla geht doch noch etwas hinein! Viel ging aber in die Zippenzillerg nicht mehr, trotzdem die seine zu den weitesten gehörte, bei nahe plaszte sie. »Donnerwetter!« uiiselte der lange Lieutenant von Lieberstein, »den Kerl miissen wir zwei Glieder hoch auffiel len, sonst verdirbt er uns mit seinem Bauche die Front.« ,,Py—ra-—mi——»dal!« schnaubte der Premierlieutenant Falclenhabicht — er hatte die Gewohnheit, jede Silbe be gleitet von einer Athenisturzwelle her vorzustoßen, wobei er jedesmal nach vorn mit dem Kopfe niclte, »Kerl s-« wie ——- ei—-—ne—Ton-—ne schlant!« »Menschl« rannte ein Unteroffizier dem Glofsirten zu, »wenn man Sie mit den Riicken lang uf’n Meerezspiegel legt reicht hr Bauch immer noch in die ewigen chneeregionen!« Zippenziller ballte die Fäuste. ,.Zwölf Tage,« murmelte er, ,,zwölf Tage! sie geh’n voriiber!« Jetzt lam auch der Hauptmann lang sam herangeritten, er hatte während des Verleseng mit dem Mast-r gespro chen. Armer Zippenziller, noch war Dein Marthrium nicht zu Ende! Denn kaum war der Hauptmann seiner an sitig geworden, da tiefer auch schon: »Mohrentronnnelstocl, wag ist denn das fiir ein Stehaiisiiiaiins« und zu Zippcnziller gewendet, fuhr er fort: »Was sind Sie denn?« »Jnl)al)er einer Bäckerei. Herr-haupt manu!« antwortete der Gefragte· ,,«.Itlfo Bäckerineister!« »Hu Befehl, nein, Herr Haupiinaini, ich habe studirt!« »Na, dann sind Sie eben siudirter Bäckertneistrr!« entschied der Haupt mann. ,,Donnertoetter, so sehen Sie aber auch ausl« BriillerslesGelächter machte irn näch stcn Augenblick alle Fenster des-z Raser nengebäudeo zittern. Man must Sol dat gewesen sein« unt zu wissen, wag ev« heißt, toenu der Hauptmann einen Witz macht; da toird nicht gelacht, da wird getviehert, gebriillt, und wehe dein ari nien Opfer, das die Ursache dieser Lu stigleit ist, er ist, bis ihn ein Anderer ablöst, das Stichblatt sätnmtlicher Ka sernenivitze, und Stafernentvitze sind nicht immer Panz sein . Zippenziller wußte eB, er annte sein Schicksal, er wurde blutroth und gleich darauf wie der aschsal)i, aber ci- begniigte sich zwi schen den Zähnen zu murmeln: »Das kann doch blos mir passiren!« Er wä re auch gar nicht dazu gekommen, et was anderes zu sagen, denn schon im nächstenAu enblick wurde tonimandirt: »Stillges?anden!« Reginienter fesselt das starre Konuuando »Das kann doch blos niir passiren!« war Zippenziller’s Lieblingsredensart, die er bei jedem kleinen Aeraerniß, wie es das Leben nun einmal unvermeidlich mit sich bringt, im Munde führte; daß er eigentlich ein vom Glück Bevorzug ter war, kam dabei gar nicht in Be tracht. Er war sehr glücklich verhei rathet, war Vater von zwei reizenden Kindern, gesund, reich, in den besten Jahren; das alles rechnete er nicht, abe daß er Zippnziller hieß, daß er, nn stattAftronomie studiren zu können, die Bäckerei feines Vaters übernehmen mußte, das machte ihm Kummer und am meisten seine Feitleibigleit. Diese verwünschte Fettleibigleitl »Das kann doch blos mir passiren!« dachte Zippenziller, und ein Grauen er faßte ihn, wenn er dachte, daß das zwölf Tage währen sollte. Die Kompagnie war zumAmbulanz dienst ausgerückt, und Zippenziller hat te das Glück, unter den Berwundeten zu fein . Zippenziller war durch einen Gra natfplitter der rechte Fuß lZerschmettert —- so lautete seinAnsweis, und der ihm angewiesene Platz befand sich ziemlich fern vom Verdandplatz unter einem fchattigen Baume in der Nähe einesGe hälzes. O, wie lag es sich da so wunderschön, die Sonne brannte glühend ——wie freu te er sich, daß er hier so schön ruhig im Schatten liegen konnte. während sich die Anderen bei der Hitze abquälen mußten! Er wünschte heimlich, sie möchten ihn gar nicht finden, er wäre am liebsten den ganzen Tag hier liegen aeblieben. Aber sie fanden ihn; kaum hatte er den Gedanken zu Ende gedacht, da war auch schon die Hoffnung dahin; denn in diesem Augenblick tauchten ein Un teroffizier und vier Mann vor seinen Augen auf. Der Unterofsizier war ein früherer Einjiihriger, der die Treffen bekommen ( hatte. Er hieß im ganzen Regiment der Sozialdemokrat, nicht etwa, weill er sich sozialdemokratischer Gesinnung verdächtig gemacht hätte, imGegentheil, ser war ein glühender Patriot, nein, sondern weil er in der Kantine glühend begeisterte Reden auf König und Va terland hielt —— nnd wer Reden hält, der ist Sozialdemokrat, hatte der Feld- ; webel entschieden, und seitdem hieß Ar- » min Großmann erst in der Kompagnie und bald im ganzen Regiment ,,derSo.-, zialdemokrat«. Jm Uebrigen war er ein guter, aber toller Kerl, zu jedem dummen Streich bereit; dadurch hatte er es denn glücklich, obwohl er ein sstrammer Soldat war, bei den Vorge ; setzten so weit verscherzt, daß, als- er sich »zum Osfiziersexamen melden wollte, ihm sanft, aber energisch abgeraihen « wurde. Ach, und Offizier zu sein, war »der ganze Traum seines Lebens. Die ser Unteroffizier war ein Bekannter nnd Duzbruder Zippenzillerjö, deshalb sichhrie er auch gleich, als er ihn liegen ’sa : i »Was, Du verwundet? —- KerL Du ’simulirst! Durch Dein Fett geht ja keine Kugel durch!« »Menschenkind,« sagte Zippenziller, ohne aus den Hohn zu achten, «lasz mich noch ein bischen liegen, hier ist’5 so ges iniithlich-« »Geht nicht,« antwortete der Unter offizier, »wir haben keine Zeit, sonst herzlich gern, mach mal fix ruff uff di Bahre!« Seufzend bestieg Zippenziller das TransportmitteL seufzend hoben die Träger an und schleppten unter Strö men von Schweiß den Koloß davon. Dass behagte Zippenziller, nur die Sonne genirte ihn ein wenig; aber sie mußten ja gleich in den Wald kommen. »Auf den Weg durch den Wald srene ich ntich!« sagte er nnvgsrsnhtigeiweise zu seinem Freunde, »,,e—J itt sehr be anein, sich tragen zu lassen, während Andere inöcheltief im Sande waten!« Aber da kam er schon an. »Du bil ldest Dir doch nicht ein, das-. die Dich ldurch den Wald schleppen werden«-D Der Weg ist mindestens-J eine Viertelmeile lat.g!« schrie ihn der Unteroffizier an. Und wirklich, kaum waren sie in dem Walde angekommen, so hieß er den Trägern die Bahre niedersetzen nnd schrie Zippenziller an: ,,Runter!« »Ich lanse 11iil,st!« entgegnete Zip Peii,;iller unwirsch, »ich Vik: verwun: det!« »Was bist T-u?« rief der llnterosiis zier, ,,verwundet bist Du? verrückt bist Du! Leute, tippt’n uml« Schmapp! laa Zippenzillcr nach ac treulich auszaefiihrtem senmniundo im nächsten Augenblick aus der Nase. Die Leute nahmen die Bahre hoch, nnd wei ter innka . Mit hängenden Ohren schlich Zippenziller traurig nach. Eben hatte er vielleicht zum zwanzigsten Ma le »Das kann doch nnr mir passiren·« geseuszt, da schimmert etwas durch das ltsel)i)li, ein Pferdetops, ein Helm wird sichtbar, und zugleich rassclt ein furcht dares Tonnerwetter durch die Büsche. »Bomden nnd Granatern Millionen donnerwetterl Heißt dag Dienst ge than? Warum geht der Verwundete zu - u ?-!« Bleich stand die muthige Männer schaar und hörte mit innerlicheni Zäh negellapper das Urtheil des Gestrengen an, der kein Geringerer war, als der Höchstkonnnandirende des Ariiieekorps, "der gefürchtete General, Exzellenz I von H . I Drei Tage Mittelarrestl Dem ein Zjährigen Unterofsizier gellte es Ln’3 « Ohr wie die Posaune dei) jüngsten Ge richts —- das geht nicht« hier rann nur Frechheit retten; ob nun dreiTage oder vier Wochen, das war ganz egal. Kühn stritt er mit angesaßtein Gewehr drei Schritt Vor und meldet: : »Melde gehorsamst, Exzellenz- der Verwundete ist ans dem Transport ge storbenl« » Der General stuzt, zieht die Brauen ssusammen und fragt: . .Wo war derselbe verwundet?« l ,,Durch einenGranatsplitter der rech te Fuß erschmettert!« antwortete der UnterassZZien Die Brauen der Exzellenz löiten sich wieder. »Hm,« macht dersel e, »der tann allerdings- dcr Tod eintreten. Sind Sie instrnirt, wie Sie sich in einem solchen Falle zu benehnien ha ben?« ,,Zu Befehl, nein, Excellenz, ich er laube mir nur, die Leute selbst darüber ein wenig zu instruiren.« »So? Aus eiaenem Antriebs-' »Exzellenz werden verzeihen, aber irfstenn man mit Leib nnd Seele Soldat »Sie gaben einjähria gedient-J« ,,Zu efehl, Exzellenz!« ,,Qualifikation zum Offizier?« »Zu Befehl, i.5x3ellenz, es ist mir aber gerathen worden. vom Examen abzustehen!« »Warum?« »Exzellenz, darüber traae ich lcin Urtheil zu fällen.« Jetzt erst fiel der Blick des-z GeneralH auf Zippenziller, der mit der Miene ei ner gekränkten Unschuld hinter den Trägern stand. Ein Lächeln glitt über das Gesicht des -Oisiziers, als er die · Jammergestalt betrachtete, zugleich aber auch ein inifztrauischer Blick zu dem Unterosfizier hin. Der General · mochte wohl jetzt den wahren Zusam- « menhang der Sache ahnen. aber nun war sein Zorn verraucht, sein Interesse « siir den schlagfertiaen Unteroffizier ge weckt. Deshalb lächelte er auch jetzt und sagte: »Na, siir die Träger war es ein gro ßes Gliick, daß derMann starb!" Dann zu Zippenziller selbst gewendet, fragte er diesen: »Was sind Sie denn?« »Ba·ckermeister,« erwiderte dieser be scheiden »Na, dann scheeren Sie sich doch in die Bäckerei. bei einem solchen Umfang thut man doch keinen Dienst mit der Waffe!« »Verzeihung, Exzellenz,« sagte Zip penziller pikirt, »ich habe auch eins-Eih rig gedient, ich habe studirt.« »Sie —« »Ja Befehl, Exzellenz!« »So!« der General grüßte flii"chtia, wars sein Pferd herum und sprengtr sort. »Minder« rief der einsiibrige Unter ossizier, diesmal sind wir noch mit dein blauen Auge dadonaekouunen, nun mal auspasfen, daß sich Keiner vor’mHaupt mann verschnappt, besonders Du, Zip penziller, denn ich set-e es noch kont »nen, daß Du reinfli.egff!« »Sollte mich gar nicht wundern!« seufzte der, »l)eute der erste halbe Tag und nichts als Eiliallxeun das kann eben nur mir vassiren!« Als sie auf den Lieroandplatz anta 1nen, und der Unterossizier zum maß losen Erstaunen des .s«-a!iptmannsj eben gemeldet hatte, dass Zistenziller aus dem Traneport versiorben sei, kam der General angesetzt wie daf-v Donnerwet ter. « »Herr Hauptxnann!« rief er schon von Weitem, ,,sorgen Sie doch dafür, das-, den« Leuten Instruktion ertheilt wird, was sie zu thun haben. wenn ein Verwundeter auf dem Transport stirbt! Jch halte das fILr fehr wichtig und im Ernstsall von großer Bedeu tung, Ich sal) da vorhin, wie der schwarze einjährigc Unterossizier seine Leute selbst darüber instruirte, aber das geniigt doch nicht, nnd es thun auch »das nicht Alle. Er scheint ein guter Soldat zu sein, habe ihm empfohlen sso bald wie möglich fein Offiziersexa men Zu machen Und was den dicken Bärlermeister anbetrisst, lassen Sie den Mann doch nach Hause gebeut Das ist ja ein Melslsacl, solche Leute können uns nichts nützen, die stillen nur dieLa ;arethe. Dante Ihnen, Sen Haupt mann!« Und fort war er. ,,·,’feldwebel!« schrie der .t,s·saupt1nan-r, »der Mann da, der dicke Backermeister, soll in seine Heimatl) entlassen werdensv (frcelleuz wiinschen e5.« I »Ja Befehl, Herr Harwtmann!« ent gegnete der Feldwebeb »und welctjssr tttruud soll angegeben werdean« »Ganz egal!« schrie der Hauptmann, »was weiß ich, schreiben Sie meinetwe nen: Auf dein Trankncsrc oerstorbez-i!« k W Maudommta. tsapvbtsjn cis-. ’Licl)tek TUkondschcin slimmeri auf allen ) Giebeln . . .. Horch, Dein Spielmann fingert die I gold’ncn Saiten, Jllnd ihr Hochtlang rauscht in verklär I ter Fülle: ! IJkaridnlinata. Weis-, im Lanbgnng schimmert ein sei-: deneg Schleppkleid, Streist des Springqnell’s thauigeg Marknorbecken. Ja, Du bist’s, hsldfelige Herzens-für tin — Mandolinata. Zäxtlich nah’st Du, windest die Götter arme Um den Hals-s mir, lispeln: »O Mißge liebtek« Und Dein Kuß haucht wonnig in meine Seele: Mandolinata. Da, im Glücksruufch packen mich rohe Fäuste «Wel)’, Dein Ohm’! Blindwüthig zer drischt der Zotnbold Mich von rückwärts. Klatschend im Tacte klingt es: ) Mandolinata. « E. E ck st e c n