Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, December 09, 1898, Sonntags-Blatt., Image 12

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    III-End bis-« ßekgeraa
Roman von J n l e s c e r m i n a.
(’2. Fortsetzunad
»Frau von Grammont isi, nie Zie
wissen· die Vertraute dersöniqiin nnd
ich sie-he unter ihrem Befehl im Dienste
Ihrer Majesiiii . . . Gestern Abend
nun ließ mich die Gräfin rufen und
sagte zu mir: »Ich habe Sie nn: einer
Mission von höchster Wichti.1ieir zu ve
trauen.« . « Sie ilinaelie, sind eJ er
schien eine Assninc die ein«-n Sännling
in den Armen hielt . . . . ,G;.äfi;i«',
fuhr Frau von Grammont fon, »in ei
ner Stunde miissen Sie Jiescks Kind
der Herze-in von PontvallaiH m ih
rem Schlosse Verrieres in der Nähe des
Dorfes Massh übergeben . . . . ein
Reise-vagen erwartet Sie am PJgen
qitter . . . . was auch auf dein Wege ge
schehen mag, bewahren Sie Ihre Malt
blütigieit . . . . wenn man Sie (:«.Igrcisi,
so kümmern Sie sich nur um das Kind.
Sie werden von einer starken Eskvrte
beschützt werden« »Angearifsen?« . . .
»Was vermuthen Sie denn?« . .· .
»Nichts —- aber wer weiß?« Die Her
zogin hielt bei diesen Worten inne, sie
schien zu bedauern, zuviel aesa;.j zu
haben. — Gehen Sie, Griifin«, fuhr
sie, mich umarmend, fort . . . . »Das
Uehrige wissen Sie, Herr von Berge
rac.'«
«Wa5 aui der Landitraiie paian
ist«, murmelte der Gascoanek, »wirt
nicht lange ein Geheimniß bleiben . .
Da inan ein Interesse daran hatte.
Sie nicht an Jhr Reise-riet kommen zu
lassen, so müssen wir aus der Hut sein,
handeln wir also ohne Verwal«
»Sie haben Recht«. stimmte die Gra:
sin bei. »und nun hören Sie, was ich
von Jhnen erwarte. Eilen Sie fo
schnell wie möglich nackt Samt-Ger
main, fragen Sie nach Frau rrn
Grointnont, sagen Sie ihr. was Sie
gesehen und was Sie aethan halten«
’ »Dort) wenn ich antoininen werde,
wird es noch sehr früh sein. nnd die
Herzoain . . .«
»Die Herzoain wird Sie empfangen,
wenn Sie ihr dieses Juwel usderreiihen
lassen«, erklärte die Gräfin, zog aus
ihrem Mieder ein aoldenes Halslsana
an dein ein Medaillon hina, und fügte
hinzu:
»Das ist ein Paß, der Ihnen alle
Thüren öffnen wird.«
Chiana verneigte sich, dnnik fragte
er:
»Doch was wird aus Fluten nnd
dem Kindes«
»Kümmern wir uns nur um dar
Kind! Wie können wir es in das
Schloß Verrieres vrinaen lassen?«
»Das Schloß ist nur wenig: Minn
ten von hier entfernt«. unterbrach Cos
letie . . . . «an der andern Seite dei
kleinen Gehölzes, das fast an daeHaus
grenzt. . . Jcki Tibernehnte den mei
nen.'·
· Doch plönlich ließ sich ein starter
Lärm vernehmen, die Thür des Gast
hofes erdröhnte unter heftian Stößen
und Fußtrittem während laute Stim
men riefen:
»Holla, Wirthschast!«
»Zum Teufel, was bedeutet sags«
niurmelte Cyrano und lief aleichzeitia
zu dem Guckfenster, durch das ein
schwache-r Sonnenstrahl brach. Dann
öffnete er es und blickte aus den Begi,
wo er ein halbes Dutzend Männer in
Unifornien vor sich sah. Dieselben was
ren vom Pferde gestiean und vollführ
ten diesen Lärm, während ein sieben
ter ihnen von seinem Rasse aus zusah,
der eine Ofsiziersuniforni trug und
noch lauter als die Andern tciirir.
Chrano eilte schnell zu Frau von
Andigish zurück und flüsterte ibr zu:
»Den von Raininoise!«
»Der Gardehauvtmann?«
»Er selbstl«
»Dann ist Alles verloren!«
»Noch « nicht«, entgegnete Ehrano.
«Raniinvise ist Nrrtnannr. ich Gag
eogner. Schmuton aeaen Schlaulopf.
Haben Sie nur Muth!«
Daraus zog er Colette bei Seit-: nnd
sliisterte ihr jin:
« »Wir niiissen diese Leute auf eine
falsche Fahr-te lenken, meine schöne
Wirthin.«
Dann neigte er sich zu ihren Ohren
and sprach einen Augenblick leise auf
sie ein.
Während diese-—- Zeit wurde der
Lärm unten immer stärker. Und räc
Soldaten schleppten bereit-.- einen
Baurnstamm herbei, den sie aus« der
Landstraße gefunden. Als sie sich eben
anschickten, sich desselben wie eine-:
Sturmdocks zu bedienen, öffnete sich
plötztich die Thür, und Cuprian Ga
dois erschien aus der Schwelle; seine
kleinen grauen Augen blinzelten wie
die eines Nachtvoqels. den das Licht
überrascht
Sein breites. dsasses Gesicht zitterte
nervös in ängstlichem Zudem während
sein weißes Krchgewand reschmugt
nnd zerdrückt war, gerade als wenn it
sich can ere Zeit in einem Keller ausge
hauen ««tte.
»Soldnten!" rief er und erqinq sich
is Versicherunsen seiner Ergebenheit . .
»Ganz zu Ihren Diensten . . · Ihr er
qeieuer Diener, meine Herren!« stot
reere er. · ·
M der Anführer war inzwischen
supyierde fegen und sagte, den
Mär-d Ia is aussen-send zu sei
nes . iet
Wses M einnml diesen Kerl
»Ich habe verstanden«. erwidert- fie.
l
an! Dieler Gastwirth steht einzig in
der Welt da; denn er nimmt Gäfte nur
dann in sein Haus auf. wenn sie ihm
drohen, die Thüt einzurennen!«
Ein lautes Lachen folate diesen
Worten; doch Raminoite war nicdt der
Mann, seine Zeit mit Kleinialeiten der
Art zu verlieren. Wütbend kmd dro
hend ftiitzte er auf den Besitzer les
«Goldenen Kapaunen·« zu und schrie:
»Alle endlich kommst Du doch, Du
dreifacher Hallunte . Sofart wirst
Du mir jetzt saaen . . ·«
Jnstinctiv ftdttette der Gaftxrirtt):
»Ich weiß nichts.«
»Wa5?.... Du antwortest ja recht
schnell, Du Schutt . . .«
»Ich schwöre Ihnen, ich weiß wirt
lich nichts," erklärte der arme Gadois.
»Man hat sie doch aber hier vor
Deiner Thür mitgebracht . . . . Das ist
aewiß nicht ohne jedes Geräusch abge
gangen . . . .«
»Hät- habe nichts dabei arm-Im das
ichwöre ich . . ."
»Das glaube ich.... aber Du bist
Zeuge qetdefen . . . .·'
»Ich habe nichts gesehen. nichts ge
hört . . · .« I
»Mir aus mit dem Gesch:uän," schrie
der Hauptmann »Wenn Dir Dein
Leben lieb ist, so saa’ mir die Wahr
heit . . . . Wo ist das Kind-«
»Das Kind?« wiederholte der Gast
wirth wie ein Echo.
»Ja . » und die Frau, die so beglei
tete . . . ."
»Wie kann ich das wissei... da ich
nichts gesehen habe.·
Herr von Raminoise sianipike wit
tbend mit den Füßen auf und schrie in
höchstem Zorne:
»Aber woher kommt denn dieser
Tsimmlops?«
! »Woher ich tommeZ Aas dein Fiel
er . . . .«
Der Offizier wandte sich zu seinen
Gefährten:
»Wir müssen daraus verzichten, aus
diesem Esel etwas herausiubringen . .
Nechnen wir also nur aus uns .....
Durchsucht mir das Hans . . . .'«
Er unterbrach sich und tagt-, aus
Jolidct deutend: »Wer iit dieser
Mensch?«
Der Lasai des Gascogners schlief
noch immer, als ihn einer oer Solda
ten heftig rüttelte; doch der brave
Bursche antwortete nur durch ein dum
pfes Schnarchen
»Ein Betruntener!" crilörte der
Soldat.
»Laßt ihn seinen Rausch ausschla
jen,« sagte Raminoise nachsichiii und
itiate iooleich hinzu:
»Wer ist das Weib?«
»Das ist meine Frau,« . .. versetzte
Gadois.
Jn der That war Colette eben in die
Thür getreten.
»Sie weiß nicht mehr als ich, das
arme Kindl« bestätigte ihr Gatte in
überzeugtem Tone, doch Herr von Rai
minoise gebot ihm Schweinen. Dann
stellte er sichvor die hübsche Wirthin
und fragte sie in rauhem Tone, was sie
gesehen hätte. Doch ohne sich einschüch
tern zu lassen, begann Eolette eine sehr
lange Geschichte, über die der Ossizier
schließlich dermaßen ärgerlich wurde,
daß er in schrossem Tone rief:
»Und das Kind?'«
»Ach habe es aeseden!«
»Aha!« . . . Und können Sie rnir sa
gen, was aus ihm geworden ist s«
»Gewiß!«·
»Na also! sprechen Sie schnell!««
»Es ist entführt worden . . «
»Bon wem?« 1
l
(
»Von denen, die es iiberscsllen lia
ben . . . .«
»Sie sind Ihrer Sache aewißs«
»Sonst mühte ich ia an meinen eige
nen Augen zweiselnt" ;
»Seht aut ,sehr eut.« munter-Ue Ra: i
minoise, sich die Hände reibendx »in-m ;
wird zufrieden sein . . . .« »
Dann sprach er weiter: .
l ««Doch dieses Kind wa: nicht al- ’
ern . . . .« ;
»Es war in der That eine Frau bei ?
ihm . . . .«
»Und diese Frau . . .,?«
»Ist von denselben Leuten entführt
m MS . .
»Seht guc, Iehr aur:" Jahre cser
Hauptmann von Neuem
Mit schwerem Kopie hatte Gab-Dis
Diesen Dialog mit mark-ört. ohne auch
nur ein Sterbenswortchen davon zu
verstehen. Zerstreutblickie er sich·un:.
und rief plötzlich, znci wert ausgeriss» »
nen Augen, auf ein Fenste: «:ente·«id:
»Was sehe ichk.... Da . . . da!s«
Aller Augen richteten sich nach dreier
Seite, und man lonnte Eman our-h E
den Garten laufen leben« eine Frau in
einem Arm und ein Kind in Dem an- ;
dclcns
mann. »Man wollte uns irre führen
»Donnertvetier!« brüllte der Haupt- I
..... und ohne diesen Dusnenloof. . .« i
Doch er unterbrach fiel-: .
»Vorwäris Kisdert ..... wir :
haben sie!«
Wiiihend —- als hätte es sich darum
gehandelt, eine Redoute zu erwarmen
itiir te here von Raminoise voran.
Doz in diesem Augenblick ließ sich eine
Stimme vernehmen.
«hier«l·)er, meine Herren, das ist like
zer . . . .
. Eine Thüe hatte sich geöffnet und
ließ die Morgens-inne bereinströmem
Ue Soldaten sparen wie geblendet
l »Jolioet,« rief Colette, »Der-Hort ver
tiitti unst« »
«Bortoörts!« wiederholte Rarninoise
nnd stürzte, die Armen ans das Ziel ge- .
heftet, in der Richtung nach dem Gar
ten fort. Doch plötzlich sah man ihn .
verschwinden.... der Erdboden hatte
ihn eingeschluckt. und drei Soldaten
sol ten seinem Fern txsatrend vorn
Ke er her sich ein «oiiits-ende3 Geschrei
erhob . . . . Was war gescheng Wieder
einmal hatte Jolioet die Situation ge
reitet. Von dem Geräusch aufgeweckt,
hatte er es sitt llna erachte«, sich nicht
zu rühren, hatte aber dabei nicht die
aerinaste Kleiniatert Elbe-hört Bei
dem Schrei des Gaitioirtth der die
Flucht Cnranog ver-sein loae er nntrr
ten Tisch gekrochen, war ans den Hän
den qeaanqen und cis war ihm achtu
xken, die Fallthiir des Heller-J 3n ass
nen, die sich qerade der Nattentiiiir ac
aeniiber befand; in dirs-; Falltdiir we
ren die Soldaten sammt ihre-n Antiitx
rer bineinaestolvett.
Vier Mann waren Verichivandem
oder vielmehr fünf. denn Meister Ga
doig hatte in einer Beweaima des Mit
leide versucht, einen der Sold-tun zu
rückzuhalten und war bei der Gelegen
heit selbst mit LyineingerurielL
Schnell hatte Jotioet die Fallthiir
aus die Gefangenen zurückiallen lcssen,
bei welcher Gelegenheit er Ende-is Fin
ger noch ein wenia eintleminte. soc-s
dem Gastivirth einen lauten Schmer
zenstchrei entriß. Dann feste er sich
aerniitdlich aus die Keller-thür, gleich
sam als wolle er Besitz davon erareis
sen
schädlich gemacht batre. es blieben rni
nier noch drei, die. ziierit von dein
plötzlichen Verschwinden ibrer Kamera
den verblüfft· nunmehr das Uns-thö
rige von Jolivetsshatidiunadweise er
kannten und rnit gedallteii Fäusten ei
ne nichi zu vertennende Absicht rund
gaben . Jotivet tut-He wie fich ihm
die haare auf dein Rose-se straiibtem
und instinktiv streckte er die Hände nach
irgend einein Geaenftande aus, nur uin
die entsetliche Visioii. die immer nä
ber tain, zu oerscheuchen. Seine Fin
ger erfaßten einen Nord-. nnd irr die
sein Korb befanden tich gefüllte Wein
flaschen . .. Du lieber Gott« es giebt
Augenblicke. ioo .nan teine Zeit zuin
Nachdenken hat und sich der eigentli
chen Bestimmung der Gegenstände nicht
recht erinnert. So bekam oer erste ver
Angreiser, der ihni allzu naiie auf den
Pelz rückte, die Flasche aus deii
Kopf und diff, wis, kloan die-üb:igisn
wie Kanonentugeln und ierschnitten
mit ihren scharfen Eviitiern Hälse,
Nasen, Kleider und band-!
Der Wein floß in wahrer-i Sinne
des Wortes in Strömen. und verge
bens suchten die drei Männer zu vari
ren. Endlich stürzten sie, des stam
pses niudc, auf die Thür zu, während
Jolivet noch immer schoß uno ihnen
durch die Fensterscheiben seine seltsa
inen Geschosse stack-sandte
»heda, zuni Teufel, bist Du toll ge
ivorden?« rief Cyrano, der eoeii durch
den Garten zurüatebrtr.
»Ach, Herr Savinien, ich Habe so
große Furcht, so große Furcht . . .
»Aber wovor denn? Du bist ja al
lein? Und die Gardens Und Herr von
Raniinoise?«
»Die hälfic tin drin!« iaaie Jrsliret,
aus die Fallthiir zeigmd »und ter
Rest . . . .«
»Da unten. durch die Felder lau
fend! Und Du bast diese Wunder ter
Tapferkeit verrichtet ?«
»Was wollen Sie? . . . . Sie wollten
Sie verfolgen."
»haha,« ries Chiana lachend, »ich
sehe, Tu bist ein unverbefserlicher Ha
senfusz . · . Doch da die Luft rein iit, fo
wollen wir keine Minute verlieren.«
»Die Dummtiipfe baben ihre Pferde
dagelassen . . . Vorwärts. aufgesessen,
Jolivet, vorwärts!«
»Warteri Sie," versetzte Jolivst,
.,l)elsen Sie mir ein bischen . . .«
,,Wozii?« ,
»Nun; um den Schenttifch auf vie
Fallthiir zu schieben . ·. ich fürchte,
man könnte uns verfolgen . . .«
»Du hast Recht . . .«
Jn einer Secunde war der Schenk
tifch auf die Falltbiir eftellt und eine
Minute später saßen nrano und sein
Diener irn Sattel. ·
»Wohin geht’ö, here Saviiiien?«
»Nati) Paris-, mein Freund . . . nach
Paris. . . in Staatsgefchiifteii.«
Die Pferde fpren ten ini Galopp in
der Richtung nach Aparts fort.
· . i
Doch wenn er auch vier Mann nn
4. Capiiei. I
Gehen wird nunmehr Zsi Stunden E
zurück und erzählen mir die Ereignisse,
die sich eng an die Abenteuer Cyranos H
in! Gasthofe zum »Goldenen Kapar:n'« !
cnschließen Zu diesem Zwecke müssen !
wir den Ort das Milieu wechseln und T
uns von Petit Massy nach Snini- I
GermainæwLayz der Residenz des .
Königs-, begeben.
Es wcr am Morgen des 15. Zep
teniker. Die Morgenröihe brach durch
die Fenster des Schlosses von Guini
Germain und doch waren die Salons,
in denen sich ein-: Schnur von höflim
gen drängte, wie zu einein Feste ek
leuchtet
In einzelnen Theilen der Säle
lkerrschie ein lebhastes Treiben, man
lachte Und schwatzte ohne den geringsten
Zwang, lurz es herrschte eine allge
meine Freude.
Doch Alles veränderte sich, wenn
man sich den Gemächern der Königin
näherte. Hier ging man au denFnßs
spitzen und nahm eine ernste iene an.
Was aber ging nnr vor? Um das
zu erfahren, wollen wir zwei Edelleu
te belauschen, die sich mit leiser Stim
me in einer Ecke des Solons unterhal- !
« d
komme aus dem Louvtef stü
steIt der Eine.
»He-den Sie den Bruder des Königs
geiehens« fragte der Andere in etwas
militiösetn Tone
»Ja, Matquis Er wird in einer
Stunde in Saint- Gennain fein.«
»Er? ist gewiß in fürchterliche-.- Lan
ne.
,,·Zii?tchtektich ist das richtige Wort.
Während ich bei ihm wac, hat et für
acht bis zehntausend « kancs tossbates
Porzellan und feines »Man zerschla
aen . ..
»Dieses Gatten sbteidt sich beschim
nset gleich!·«
»Ja, es ist teine Kleinigkeit, so
plötzlich von einem Dank-hin enttbtont
zu werden Versetzen Sie sim aII feine
Stelle . .
»An feiner Stelle wüßte ich, was ich
zu thun hätte . .
Der Manti, der, nachtäfsig tin eine ·
Söule netctmt, dieseWokte sprach. war
euch elegant, brimett, aitffallend
tchbn und etwa 20 Jahre att. Tros
th Sutgtosigteit, die er tut Sehr-It
tIug, richtet-n sich seine sttnmnen An
gen unaufhörlich mit einer qewissen
Angst nach den Gemächern der Ksni
MU.
»Das teyte Wort ist ja noch nicht
gesprochenc fuhr der andere Edel
qunn fort: »Und Gaste-n von Or
ltsans tann noch immer hoffen»
«Wie?«
»Nun, irenn uns statt eines Dau- I
piing eine Prinzefsin bestimmt ioiire?«
Ein nervöses Jucken verzerrte das
Geischt seines iungen Gefährten, und
er murmelte mit zitternder Stimme:
.Eine Tochter!«
Der Andere schien diese Aufregung
nicht zu bemerken und fuhr fort:
»Das ist die letzte Aussicht, die dem
Sohn des Bearners. dem Vorderstin
rrsias des Gerechten bleibt.«
Der Marauio liörte ihn nicht mehr.
Er fudr mit der Hand über die Stirn
iknd schien in tiefes Sinnen derloreii.
aUebrigens ioerdeii wir es ja bald
erfahren,' fuhr seiii Freund fort,
»denn die Spanierin . . .'«
Er hielt inne, denn fein Gefährte
hatte heftig das haupt erhoben und
saote mit dli enden Augen, die Zähne
zusammenpre end, in rauhem Tone:
»Die Spanierin?·.. Sr- von unse
rer Königin zu fdrechen?. .. Jaequis,
ich verbiete es Jbiien!«
»Sie verbieten es mir?"
»Ja!"
»Bei-eigen -Sie,,was Sie sagen ."«
»Ich bedenke nur das eine: dasi Sie
unebrerbietig von der Köniain Freiat
reichs sprechen.«
Jacaueg betrachtete den jungenMars
auis mit einer gewissen Ueberraschung
in die sich ein nachsichtiges Mitleid
mischte. Wohl zehn Jahre iilter als
fein Freund, verrietb sein Gesicht die
Energie und Entschlossenheit eines
Mannes in der Fülle seiner Kraft.
»Seit wann.« sprach er weiter,
»tarf man von Spanien nicht niehr
sprechen, wenn von der Tochter Phi
lirds des Dritten die Rede ist?«
»Seit seit . . ." stammelte der
Andere, »drch fraaen Sie inich
nichts . ·
»Ein Geheimnifz?-«
»Ja, das einzige, dar- ich selbst vor
einein Freunde, wie Sie es sind, zu
wahren mich berechtigt alaiibe.« I
Jacues verneigte sich und sagte
dann, dein Maraiiis die Hand auf die
Schulter legend, in sanftem Tone:
»Henri, dieser Herr, den Sie ers
warten, wird nur ein Sklave sein . . .«
»Wie?«
»Weniastens, so lange der Kardinal
lebt . . . Nach dem Vater der Sohn . . .
Nach Ludwig den Dreizehnte Ludwig
der Vierzehnte . « Ob.« beeilte er fich
hinzuzufügen« «ich weiß, wie der
dslichtet Sie dem Minister sind . . . So
jung, sind Sie schon ietzt dont seinem
Schutze Großftallnieister des Königs . .
Doch das darf Sie nicht blind ina
chen . .. Vergessen Sie nicht, dass der
Adel Frankreichs nur einen furchtbaren
Feind hat: Richelieu!«
»Sie haben es mir oft genug wie
derholt, mein lieber Jacaues den-·
noch vermag ich es nicht zu glau
ben . . . Uebrigens setze ich meine ganze
Oeffnung aus den König, der uns ge
boren wird . . .«
«Ein Kind!"
»Das bald unser rr sein wird!'·
Plöslich wandte ich Jacques um
und iriurnielte mit erftiitter Stimme:
«Der da ist unser wahrer Herrl«
Mit dein » inger deutete er auf ei
nen Mann, r sich in der Menge
»
emiernir. « » i
Dieser Mann war ein Monchz en:
Strick dienie ihm als Gürtel, nnd
Sandalen ilappien an seinen Füssen.
Mit geneigtem Haupte ging er da in,
die hönde »in den Aerrnein feiner
Franziskaneriniie verborgen. und
schien nichts zu sehen und nichts zu
hören.
»Die graue Eminenz!«
Ja, der Mönch. der iiber Frankreich
teirschi . .. der herr des Herrn - des
» Königs . .. während Ludwig deeDrei
zehnte in feinem Beichistuhl betei,
! wöbrend Richelieu in seinem Arbeit-«
ealsinei einen Plan gegen die Feinde
! des Reiches ersinnt, entwirfi der Pa
, ier Joseph diistere Projeeie, horche,
. spioniri . . .«
i Der Franziskaner war am äußer
; sien Ende des Satans an elan t, doch
! bevor er die Schwelle über chrii , dreh
i ie er sich um und murmelte, wäkrend
i er einen Blick auf die beiden Ede ieuie
; warf, mit grollender Stimme:
z «Rebellenbrui». Sie sprechen zu
;lavi,Messire Jaeques de Thou; ich
j werde Sie nicht aus dem Au e verlie
- ren . . . Und W Sie anbei , Mar
» qui- de Ums-Mars . . .«
Doch in demselben Augenblicke ent
stand ein dumpfesLJirnn Eine Thiit
hatte sich geöffnet die Iris-r zu den
Gemächern der Königin. eiine Dame
erschien in großem Galalosliim un)
das Band des heiligen Geist-Ordne
rm den hals. Es war die Herzogin
Grummean sie trsxa eine-: Neugelxoee
tsen auf den Armen nnd sagte zu den
Hofleuien in feierlichem Tone:
»Meine Herren, ich fereere Sie auf,
Seine lönigliche Hoheit Nen D-.mr’ii::
von Frankreich zu begrüßten
Es entstand ein lanaeis Gemeinska
pon beaeiseerten Rufe-I uuiet:nilel)i, eze
man aber infolge der Eiieiueiie entr.
nneeidniclir. Alle verneigten si.n,
dann usjlzerten sich mehrere Officeere
Frau von Gram-nom. Das-: Her-knu
niell erfordern, dass einer Von inne-!
dem Volke die Geburt riec- siönigsslixi
des mittheilte; denn in demselbe: klu
genbliel ektönte e.ne Sinn-net
»Mit allein, meine Herren, aeoiimt -
die Ell-e die glückliche Jlajlricbt en
verliinden·«
Alle traten vor dem Gtofiflnllmcisi.sc
zur Seite, und Herr de Eines-Mars cr
bieli ans-«- den Armen der Obeelwf ziei
fterin ein lleines .s.ovvein«ves Wesen.
Der iunqe Vlorquis war in lieftigster .
Aufregung er ziiierie aleichzeiiig sind :
strahlte. Jn dem Blicke deutet »auf
das Feind heftet-« lag etscniovxel Iait
lichleii als Llchluna.
Sein Freund ;’carai:e-«.- de that- be
.rachtete ihn mit wachsender liede
raschnnax doch Henri von Wams-stark
batte inzwischen seine Erregung be:
lämpst und schritt ietzt aus ein Fenster
zu. das aus einen breiten Balton hin
aussiihrtr. .
Vor dem Schlosse drängte sich eine
ungeheure Menschenrnenae: wohl zehn
tausend Personen waren anwesend
Alle diese Leute warteten seit dein us:
riaen Lebend in den Garten, oic aus«
nahmsweise allen ossen standen. ZU
das Fenster sich össnete. entstand tin
angedeutet Lärm, doch sogleich wie i. it
einem Zauberschlaae trat Ruhe ein«
Der Marauis »seiate der Menge einen
Hausen Spisen und Linnen nid rief
mit dannernder Stimme:
»Er- lebe Seine tanigliche .sJo-,eii,ver
Daiivhin.«
»Es lebe der Daudlsin can Frant
reich!« riesen zehntausend Etixn nen
wie aus einem Munde. Ema-Mars
aina mit dem Linde von einem Ende
des Baltonss bis zum andern und hoJ
es in seinen Armen empor, um eg- desn
Balle zu zeigen. Jieue Zuruse ertön
ten, dann schlrß sich das Fenster wiss- -;
der. t
Begeben wir uns nunmehr wieder '
nach einem anderen Theil des Palastes ;
und betreten wir ein große-« hohe-H t
Zimmer von ernstem Aussehen. An
den Wänden zagen sich Regale hin,
welche mit Büchern nnd Schriften bis
obenan beladen waren. Jn der Mitte
des-· Zimmer-z stand ein mit Karten·
Plänen und Peraarnenten bedeckter
Tisch. !
Obwohl es schen heller Tag war, I
brannten die Kerzen der beiden Rande J
laker nrch immer. Ein blasser, voll-— ,
siändig roth celleideter Mann ging mit s
großen Schritten im Zimmer aus und s
ab, während eine tiese Angst sich in sei- l
nen Zügen malte. Plötzlich wandte er i
l
i
sich um, die Thür hatte sich geöffnet;
auf der Schwelle erschien ein Mönch.
Der Kardinal Richelieu, denn er wa:
ec-, stürzte ihm mit leuchender Stimme
entgegen und staate:
»Nun?«
»Monseigneur, es ist ein Sohn!«
»Ein Sohn!"
»Eure ungeheure Freude verklärte
plrsszlrch das Gesicht lktichelieus. Doch
die Reaction war nach der quatvollen
und schlaslosen Nacht zu start gewesen;
e: ließ sich aus einen Sessel fallen. -
nahm seine Mütze ab und suhr sich niii
der Hand über den siebergliihenden
Schadet Dann wars er sich nach hin
ten» uber und blieb eine ziemlich lange
Zeit unbeweglich. Seine Augen waren I
geschlossen, und er schien nicht mehr «·.u «
athmen.
» Der Mönch hatte sich zuerst unruhig «
rsber Ihn geneigt, und als er sah, dasi i
er unbeweglich liegen blieb, lies er nach
einem tleinen Mdbel, dem er einen
Becher und ein Fläschchen entnahm;
doch als er zu dem Kardinal zurück
tehrtr. hatte dieser wieder die Augen
geessnet und murmelte
»Wee hat doch noch gesagt. daß das
Ueberrnaß der Freude teine Schmerzen «
verursachtf« l
»Ein Tropfen von diesem Tranth
Monseigneur," sliisterie der Mönch.
Richelieu stiesz den Becher, den man
ihm hinhielt, zurück und sagte indem er
sich nuskichtete, mit glänzenden Auaen
nnd llnrer Stimme:
»Ich danke, mein lieber Joseph. . .
Die beste Stärkung ist die glückliche
gteuiqleii, die Sie mir iibekbtacht ha
en.«
Er hatte seinen Sessel verlassen und
begann wieder durch das Zimmer zu
gehen, doch ietzt mit schnellem und be
hendem Schritt.
»Getettetl« sagte ek, »was auch dem
Könige zustoßen mag, ich habe von sei
nem Bruder nichts mehr zu fürchten;
ich behalte die Macht!'«
f Feine Augen leuchteten, und et suht
or :
»O meine erken Höflinge, Sie sol
lenmich noch ennen lernen. . . . wehe
den Steigen, die es wagen sollten,
meine läne zu durchtteu .««
«St l1!« machte der Mdnch und hielt
einen inger aus den Mund. Zahl
teiche chtitte ertönten im Borzimmer,
und die Thiik wurde ausgerissen, wäh
ren ein Pa e meldete
«Vek K« ist« s
I Kapitel.
Ludwig der Dreizehntr eriitiieix
sal; wie immer lrantbait nnd i)'·e «
cus doch eine rngeirxitnilikiy IrölItik
tril belebte seine schwarzen Aqu
Etwa zwan qu Oliflinqe begieitrtrn il s.
Der Minister Ivar dem Hirticher erst
nennt genau e,n nnd dieser sagte, na is
drii er den arkinnl durch eine Hind
l Manna tseqriißt in feierlichem Ton-et
»Ein gxliirttiches Ereigniß hat ftsto
rsctlzogem nnd wir wollten Ew. Eins I
um in Anbetracht der treuen Dienitr.
die Sie unserm Haufe jeden Jan e.
weiten, iclbit xnyon itIiterririIteiI.«
Iltichetiets verneigte fikti, dann erlxoo
u ten Kopf nnd richtete einen fragen
cka Vliel auf Lndioia den Dreiietinten
»Ein Sohn its uns ges-m en Nr
«fulir der König fort. «
miser-Miain von der Freude iilser dir-se
Ruhms-I tiinckriifcm rief Micheli-in -
»Ei: I Somi, Ein-? Taci ilt ein 1210
ins titliict Iiir das. tör: igliklze Han- ni-. )
iiir die ZIitnnft dis( Landes
Doch Judniig der Drei-zehnte war
mit den Sessel des Cardinalg »zugl
iciyritts n nnd seuf« te, indem rr sich der
cui fallen ließ:
»Arb, ich bin :iiiide.«
Der Minister hatte sich an bis-se
Seilniibeit acwkihint nnd oft seinen
Nutzen dariqu ankern TsckI ai-. dis
Iesn Tcae icofiie sie ihm etwa-i Inein
rilg ein Mitleid ein, und ein veriiclit
liches Lächeln nmspielte seine Lippen.
Er unterdrückte dasselbe jedoch sofort
ixnd frljmte mit ebtinrchtsvoller Stint
lich
»Darf ich die Frage ivaaen, ioie sich
die Köniain befindet -’-«
»Die Königin?« erwiderte Ludivia
in gleichaiiltiaein Tone, ,ich habe sie
seii aefterihiiicht gesehen«
»Dach Sie werden sich jedenfalls so
frrt zu ibr begeben, Sire. . . und
wenn Ew. Majeftiit mir gestatten wol
len, Sie zu begleiten Z«
»Nein, fpiiter,« versetzte der Könii
i;r«chläffig. »Ich bin zu müde und iiebe
mich in meine Gemächer zurück.«
Mit diesen Worten erbob er sich niit
istn Linstrenaungen eines bis aufs
aizfzerste erschöpfteii Mannes aus dein
Sessel; in seinem dlassen Gesicht und
seinen farblaien Augen war von der
früheren Begeisternng nichts mehr zu
iiserten, und aus die Schulter eine-Z
Pagen gestützt, verließ er das Cabiiiei
jitickietieii5. Die rothe Eminenz nnd
tiic qraue Eminenz waren allein. Der
Mönch sali sich vorsichtig um dann
neigte er sich zu dein Premierminister
und sliistertc ihr-i mit dumpser Stimme
«-,:ii
««Jlioiifeianeur, Sie müssen inetie
ioie se aus der Hut sein, nnd wenn es
siebt, sich die Vorniundfchaft über drii
Dauphin sicherm«
Der Cardinal richtete seine lebhaften
Augen auf das s:hle Gesicht des Mön
cheg nnd befahl:
»Sprechen Sie weiter, Joseph, sagen
Sie mir alles."
»Die Macht darf Ihnen nicht entge
ikeii, selbst im Falle einer Regentschast.«
,,Einer Negeiitschaft?«
«Einer baldigen Reqeiitfcheft,« er
ltörte der Mönch im Tone tiefster
Ueberzeugiing und fügte dann, die
Stimme senleiid, hinzu:
»Diese: Mann ist rerloren.«
Richelieu durchlief ein Zittern und
er murmelte:
»Der Todt«
Dann fuhr er fort, ais wäre eine
düstere Vision an feinen Augen vor
iiberaezoaem
»Der Tod wählt. er schont das nn
kedeutende oder tosbafte Wesen . . . .
er rafft nur zii schnell den fort, der fiir
das Wohl der Menschheit arbeitet. . ·
Ich habe Furcht, Joseph, daß Ludioia
der Dreizeliiite uns überlebt und in ei
nein Augenblick das zerstört, was wir
mii so vieler Mit e ausgebaut haben.'«
Doch Richelieu lie sich nicht lange von
dirffen Geraiiten beherrschen, sondern
rie
»Was ttnikok thun wir unsere
Pilichtt Säen rvir das Gute und
iiberlasseir wir’g der Zukunft, das aug
zuführen, wag wir iiniernommen ba
ben.«
Dann unterbrach er sich und legte
seine zitternde Hand auf den Arm fei
i«e5 Vertrauteii.
»Was ich will, das- tpissen Eie« mein
Freund; ich halte drei große Plane« nun
deren Ausführung die Ruhe und der
Ruhm deg Königreicheg abhängt· . . .
Ich werde nichteher ruhen, als bis im
sie ausgeführt, nnd der Tod wird mich
die wenigen Jahre, die dazu nöthig
sind, noch verschonen Der Spanier
drängt uns zu seer nach den Nieder
landen zu, ich werde also unsereGrenee
dahin erweitern. . . . Um jeden
Preis muß ist) einen Posten auf dem
Rhein errichten. um Frantreich den
Besitz des Elsaß zu sicherm um den
Kaiser im Schach zu halten nnd den
Fürsten, die jenseits des Rheineg heu
tchen und unsere Verbiindeten sind,
leicht Hilfe dringen u tönnen. . . .
Endlich »--- und das iszt vielleicht der
wichtigste Punkt der Politik ——— miissen
irie bedacht sein, uns bestänng den
Eintritt nach Italien ossen zu halten.
Was die Großen im Jnnern unt-Missi
so ist das ein Kornseld, das eine schöne
Zukunft bietet, doch es ist Unkraut dar
unter, das ich ausrotten werde-«
Der Pater Joseph hatte alles mit
lethaster Aufmerksamkeit angehört,
und als Richelieu geendet hatte, erhob
der Mönch das Haupt und fragte
,.Und das Volk?«
Der Kardinal zeigte ein seltsames
Lächeln und versehte mit schneidender
Stigimdee: «ch d· G h
» n mi te ro enangreie Ir
bene ich nie das Vom« L
Entsetzung sorge) » i