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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (Dec. 2, 1898)
Der Todke von Hnrrnr III-land. WMW--v-i— Roman von hilka MIL (t5. Fortsetzung-) Unter diesem frommen Wand schmucksaß Frau Johanna Strohth auch heitre Abend, kurz nachdeckk sie «.·--sn itirern Besuch bei Geheimen ) Busch ,«,uriigelehrt war. Sie trug die graste Stahlbrille, welche sie schon seit Jan ren beim Arbeiten und Lesen brauchte, nnd stopfte verschiedene Löcher eines ioollenen Strnivseå, wobei sie iich eines pilzsörmigen Holzes bediente Ihr Gesicht drückte Sorge nnd Mit-n merniß aus, und von Zeit zu Zeit inb ein leiser Seufzer ihre Brust. Dann sielen ihre Blicke, von nnsiiglicher Traurigkeit ersiilIt, aus die Thiir, Die zum Zimmer ihrer Kinder führte. Hinter der ginge lebendig genug .1n. harte streitende Stimmen begegntken einander in den sniedrigsten Aug drücken. Vertoiinschnn en nnd Dro hungen, und Fausts läge auf ten Tisch· das Klirren der Teller, nnd zorniges Ausstampsen der Fiisze aus den Boden dildeten die Begleitung es tsnerbaulichen Textes. Das Strohhach’sche Ehepaar war in einem regen Gedankenaustausch le arissen, und die arme Alte wußte zu gut, aus wessen Kosten spater wieder der ehrliche Friede geschlossen zu wer den pfleate. » »Warum hast Du mich gehiratxieL wenn Du nicht einmal Brot schaisen lannst,« zeterte eine hohe weibliche Stimme, die sich der deutschen Spra he nur unvollkommen und mit stark enn lischemAccent bediente, ,,hättest »sich drüben lassen sollen in Amerika, da war ich eine Laby, verstehst Du mich —- eine Ladn und konnte Chamvaciiier trinken. so viel ich tvollte.'« »Ehe schöne Lildn,·« schrie der tJi thoaraph, »an der Bowern wärst Isr zn Grunde gegangen, wenn ich Dun nicht aus dem Schlamm qeioqen hätt-. Sei froh, das- Du einen Mann bete-su nzen hast, Du ——— Du -—-« »Einn! Mann? Ein deutscheö Vieh, das mich verhunaern läßt. Hir, ich lonnte mir die are aus-reißen, Tus; ich mich betölveln ließ -—— ich, die schiine Maggie Broivn, deren Hände die vor nehmsten Männer gedrückt haben. O, ich Närrin --— ich Närrinl Was lsin ich denn jetzt? Du, Du Schutt, sieh Dir meine Schuhe an, teine Sohle« und die Zehen sehen durch das Leder, und meine Kleider —- Lumpen, zer rissen, beschmutzt ·—— und dabei nicht einmal ein paar Groschen im Hat-set Du Müßiagänger, Trunkenhold an ner und Betrüger —- toas hast Du ins n:ir gemacht?" «Schweig!« brüllte Strohhcxtr »Schaut oder ich schlage Dich zu Boden. qWer hat denn die Strah bachs u Grunde gerichtet? Wer trat denn ihre schöne Form, ihr Vieh, ihr Geld. ihr Haus verlumpt und per trunken? Wer hat uns so weit ge bracht, wie wir jetzt sind -—- wer, its-nie ich. wer? Du --— Du elndes irisches Weibsbild. Du und ganz allein an Wenn ein Deutscher aus Erden FI» hölle fahren will, geht er hin und liei rathet eine Jrische, sagen sie drüben Mir ist's gut helommenl Bin ich ein Trinter —--- von Dir hab ich’s aeler::t; ein Müßigqünger — Du hast es nnlit anders gewollt; vertommen mir in Schmutz und im Elend das ist trin Wunder hei einem Frauenzimmer wie Du bist. Gesiillt Dir’s nicht mehr Sei mir —- laus in’s Wasser, es wird tei nen zweiten Esel geben wie mich, iser Dich davon zurückhielt, als Du voi der Brootlyner Brücte herunter-sprin aen wolltest —- damals, als der seine Franzose Dich im Stich saelasten hatte-« »Der Hund!« lam es dumpf von ten Lippen der Fern-« »der elende Ve. röther. Er ist an meinem Unglück schuld. - — Aber wir sehen uns - sei-ei Andre Geksaut, wir sehen nng ivjssek und dann —-— rechnen wie mit »in ander ah. Während der letzten Worte m:;- ihr Ztinrme unsicher geworden. unk- islrsiz lich brach sie in lautes Schluchten «-·. «Heul' nicht," herrschte sie ibrM.1:in an, »der wird sich hüten und Dir in ten Weg tocnmen. Der Gauner hat Dich die Kastanien aus dem Feuer holen tcssen und verweist sie allein, Hast tür ihn gestohlen und geraubt. nnd er hat die Früchte eiciaehejiiin. Ja. io müssen die Frauenzimmer behandelt werden« das ist der Wem sie iikre zu machen —-—s Schläac iiit die Arbeii, Die sie leisten -—-— Schlkiar. Hörst Dn noch nicht auf, zu PlaiienZ« »Sieh mir Whiklm Williain, giev mit Whisken,« fchlnclute das Weib, »Ich muß itinlen —-— ich innii — lieder· guter William —- Wink-lenk« Das Schluchzen qina in conviiliivi ichee Schreien übte. Dke Litizogmvli tcnnte wohl diese Ansiille feiner bess: ten Hälfte« et ermabnie sie noch einige Male, ruhig zu sein und die Nachheer nicht zu alarmiren, nnd als die »ja-eine Maaqie« sich nicht von ihrem stät-ni fchen Verlangen nach Allein-l abbkin gen ließ, stand er auf und schleppte sie gewaltsam nach der Bellfiatl, auf die keßsie ziemlich unianft niederfallen lc . »Da lieq’ und denk« an den Andre,« brummte er dabei. Das Weib wimmerie leise und leiser nnd schien langsam einzuschlasein Williaxn Strchbach schritt eint-Je Male in der Stnbe ani nnd nieder nnd sprach dabei halblaut nor sich klin «ltliitzlich wandte er sich der Tlnir kn, lyinter welcher ieine alte ZU ntter n: it ,;itterndee Hand die llladcl führte, cff nste nnd blieb ans der Schwelle stehen« J »Alte, hast Du Geld?« sraate er mit " linseeer Stimme »Nu: nenig « erwiderte die Greis-n ’ aufschauend. ,Gieb lice, was Du liast — wenig 3 csdee niel iet) beauch’ est« »Weder Williom ich bitte Din nitnin Inir das Geld nicht ad. Der . Erste steht we der Thür, nnd der Wirth fordert seine Miettir. im hatte « mit die Paar Mcrk dasiir ziiriigelegk damit wir nicht wieder ans die Straße geworfen werden« »Unsinn,« stieß Williuni hervor nnd snlir niir seiner lnnaen, ndqezelzprten Hand durch dass überwin, lodiqe blonde hauptyaar, das ebensowenig Von Stamm nnd Biietle de iilirt m se n schier-, wie der tnrze Mart ,,linsirii! bis enn- til-isten sind noch volle keins-. Tage-, nnd bis-, dahin tdnnen w« schon Geld haben, diel Gelt-» »Willst Dn arbeiten-« fragte Ispic M i: tter resreut nnd setzte seufzend liinniz »Ach, wenn Du ec- noets tliöteitI Dn bist ein to gescliiettee Li:t«,0qrapl), denl nur wag Dn in zlnieeic n si. r schönre Geld teedient liait etze Du die da drinnen kanntest. klein Wislm Wiiln — wenn der Vater nnss ietzt sehen könnte er wiirde es nicht iiir möglich halten, tas- seine Familie-, iiik die er tief-T so eint nnd tresi siesurzkt tm, — in solches- Elend anstatt-en tei« Ue hielt en eti etnaenot er in: r.« ri itivnrte sie eine eUr itncrt nner ihrs-« crlit ,-h-ii:te nur diitter .-.n Boden und n nte an feiner Untitliitie. »Und totnnks dass nni tutiie,« icsnr Inn Strolilwch tort, ,,toiir’ es- nur Atnnttli nnd isntkelirnna ttiott zst inein Seinen ich triirde eilenme tntir ren treti zit Glich halten nnd das-.- vis cheti «.rbeit, dass meine siiten Hände iiderhatipt noch verrichten Winter-, vorn iriälien Morgen bis in die Nacht hinein tlntn nder sinnt und Streit nnd nnd das entsetzliche Tr inten -.1ch, thltk niein armer« verführter Junge-« ir.ir ilte aenen daran in Gent-de nnd Dein junges Leben wird ,ierftc-r nno rertoiiitet.« Heiße Ihrer-n entttriinsten den An Gen der Mutter istid irelen nnf den Strumpf nieder. de«- tie noch inuner in der Hand ltiett. »War- toll ich tln.·n."« traute der Vi tboeiravli nchtel,rttckned, »He iit doch Intn ern-nat meine Frau tctl ich sie todt schlagen Z« »Gott verlnite die Eiindel Sie iit Deine Fran. in, der-:- iit tie. Tit tntft es- » nicht anders entwllt odtvotl ich Deine - Mutter eint den stinken dir Dir m legen nnd Dich denn Andenken an Dei nen tttrz vortre. verstorbenen Vater on gefleht nnd beschworen habe-. dass Weid, don Deiner nniviirrici iit. nicht isnter nntei Dach i-- biinaeik Fabr nicht ] put, Willn, iderde nicht döie -- ch t mache Dir ja teinen Vorwurf, geschehen t iit leiker aetchclten oder es zitevt in viele nnaliicktiche tihets Mann nnd Tit-in dritten nicht nt einander nnn, da iisiene ich, ist es teils dir-:- deite « sie geln rechts nnd Dir ltntg eine Schei dttnq iit unter dieien ltnittänden schnell erlangt nnd dann Willix mein Sohn, ttseiis einziger Sonn. dont-. kann alles wie-Sei eint nsetden Du wirst wieder arbeiten und ein geachteter Mensch werden. ich fiitne den Haushalt " nnd itricke und itapie mich noch tiir ireintie Leute und dann« ein Schim nier fröhlich-r Hoffnung alitt itber das einaeiallnee rtiriielige Gesicht - — »dann wurde auch untere Sitianne wies sr zu »in-·- tomnien --- « » Der ttliie!« :iisserl«-r.t.ti Willisscri sie - stritti. .,B.karit.i-. iit iie denn one dein Hat-te geistnisnf Pol-, das itt das edle Leu, das ant« ltetie Rind. Weil sie jetzt Geld verdient. das Fräulein Sitte un d re irscht Hist uns theiten will · - »in-nn- leiht iie sich nicht ineiir telxett ein rette-—- sitttistertirtd!·« »Williain,J-’ »Dir tiigftF «.iei die tnreis n. YOU weißt es tvtierI »Adcr das ist hu D-.iisl.« same der Lithogtaph ohne den tsintours der Mutter zu beachten »Das-, ist der Tant, daß her Vater ti- rot dei Striszelyeiins «:eltracht, daß Du iie erwies- hast, als wenn sie Dein eigenes Kind toiire Sisochen vorn tsnd Suschen hinten« irnd das Beste war nicht gut genug siir den Rothtops. Na, das ist je t der Dank —---- Flügel hab’ sch -- ich tstiege, nnd das Gefieder ist ja auch hübsch und bunt genug —-- sitt so etwas gibt's ginug Liebhaber in Berlin!" Der Alten tvar ihre Arbeit entsun len, mit zitternd-er Hand hatte sie ih ren Stock ergrissen, nnd sich schwer aus ihn stützend, hintte sie bis dicht vor den roh und höhnisch lachenden Mann hin. Tie sonst so giitia dlictenben Augen der Greism ruhten zornersiillt aus dem Gesicht ihres Sohnes, und ihre Stim ine klang hart und scharf, als sie aus tiesx »Du schlechter, verlogenerMensch! Du besudelst das Andenten an Deinen Vater und trittst seinen letzten Willen mit Füßen. Hat er Dir nicht aus sei ———-l nem Steebelagek das arme Kind an s die Brust gelegt nnd Dich ermahnt, es zu beschüyen nnd zu lieben tnie ein Bruders- Und jetzt wagst Du eg, das brave, unschuldige Kind zu lseleidigen l nnd in den Sctnuutz zu ziehen, in dem Di: mit Deinem Weibe Dieb wohl siktslftsk - Nun, setzt ivilt ich Dir sa 'aen, weshalb Susanne sich nnd niir das Opfer gebracht hat, sich von uns loszueeisgen und ihre eigenen Wege zn gehen, weshalb ich sie in schlaflosen Nächten, die wir zusammen durchmeini haben hundertmal beschworen hat-e, es zu thun. -— Susanne durfte nicht ver- « aiftet werden durch das Gift, das sie in « linker Nähe init jedem Athenizua in sich aufnehmen mußte - sie sollte das ruinitende Beispiel Deineg aemntene.i, elenden Weibes nietst beständig vor sich haben. Das, das mark-, wag sie fort ttied, nnd trenn ich auch unter der Qual dieser Trennung zu Grunde ne lsen mus-, - ich feane die Stunde, da dass reine, unverdorbene lsteschöps diese Lsdlle zum letztenmal gesehen ln1t.« Geltendez liolsnvolles Lachen ertönte l ans- dein Nebenrauin, nnd im nächsten , Moment tauchte die Gestalt der titsche-i Z i i Utkaaaie vor der betroffen Hajime-ei elpenden Greisin ans. »Da halten wir sie doch endlich eins s mal ertoisit)t, die alte Here, die iitnner so fromm nnd still tliut,« san-je das Weib. ,,Vekteiiniduna! Dass ist es-, mit-J sie treibt unsere Ehe tvill sie zer stören. und ich wette, sie brinat es noch serti·q.« . z ,,Unsinn, Maaaie sie hat es nixht s so gemeint.« »Nicht so aemeintl ,,.s»)ab’ ists-J nicht mit diesen Ohren gehört, wie fre Dir den Rath aab, Dich von mir scheiden zu lassen, mich aus dem Hause zu ji » aen?- llud ietzt erzöhtt sie Dir, ichl niiire ein aesiititerteg, elende-S Weib, das s andere schon durch ihre Nähe deraisle 4 te.« »Ja, das hals- issh aesaat,« rief dies H Greisrn mit Ncilfdrnet und Festialeii t ,,Datuued! llnd das liisit Du Deine-: s t l Ian sagen. Du Feialiua, Schmach » » lina! «ltsui,«l« u bist leiu Gentleiuau her lviirde so tin ai.tcp « Weib aus die « Strasie stusiesu wenn sie seine Zwar-, " eine Ladu, orleidiat!« »Ja· Mittter·Du tiktmuusrst Dich cui-Si nur Dinae, die Dich nicht-J atmet-ein« polterte der elende Sohn heraus-, »..h habe mit Magaie sit leben, sind mir irrsiillt sie so tdie sie ist verstanden-' ’ Wir aesallt fie!« »Dann lebe mit iln-,« uresite Frau Lirohbach dumpf hervor, »Ist-J Dis inr Zuchtlsautz endest!« Dir-J Ehepaar toechselte einen sei-net len Blut das letzte Wort mußte sie in aans eigenthiitnlicher Weise getrossen haben Maaaic sprana aus die Greisin zu und uurtlaunnerte ihren Arm mit eiserne-tu Griss »Was willst In damit sagen,« zischte sie, ,,hast Du etwas gesehen, tsimst Du etwas-; betveisen'."« «erse mich loH.« saate die alle Frau, Du thust mir loeli.« »Ich will Bir iveh thun, hiirst Du, ich will, tveil Du eine Suionin bist. Er trage Du sie Wi, WillirrnL mir antwortet sie nicht« Rede-. sprich qrstehe, mais hast Du aesrhenk« »O Gott, Du brichst mir den Musik« stitmtr die llnaliiktliche, die von der lusloien Fnrie bis in die Mitte des ersten Zimmers zie,serrt worden wir. « »Ich sraae nicht latiae.« ries der Lithoaraph mit heiserer Stimme, »ich drche auch nicht lanae, ich sage nur, dass ich jeden lalt mache der sieh un: meine til-irreleaetrtseiten tiimtnert oder zu anderen dariiber spricht." »Das wird si lnäast qethau haben. Was halt Du dem Doctor erzählt, zu dein Du ietzt immer hinhintst -— Da lann sie laufen, da tann iie ihr Bein brauchen aber nicht arbeiten« tnir irrt Hause helfen — was hast Du dem Doktor berichtet von uns-, oder dem blassen, liochtniithiaen Weibsbild, das Tich its-Z Krankenhaus hat drin-sen lassen?« »Ja, was hast Du acllatscht. «.’ll·e? Meine Frau hat ganz recht -— Du list eine Spiouin, vor der man sich in Atit nehmen muß." »Hör« ihn nicht, lieber (Sictt,« j.::’i inerte die Dulderin, »veraieb ihm, tnie ich ihm veraebe - - o web snein »Ur-n — mein Arm!« .3uri«iet, ihr elenden, erbärtnlicken Lllleuschetu zuriick von der schwachen eFrau - — oder die Polizei ist im Visi aenblict hier —-- ich ruse das- aanie Haus zusammen. - Mutter, Mutter was haben fte ntit Dir aemachn Liliiitterchen?« ,Eusehen - — Sugchen!« Mit aliidseliaern Auffchrei sank oie lyreisin an die Brust des jnnaen Mad ame-. das unbemerkt eingetreten war und nun die Arme weit aeöffnet hielt, se zu empfangen Mit feindseligen Bliaen starrten der Lithoaraph und seine Frau auf die Einaetretenr. welche der aemarterten Frau zn Hilfe tam, doch Ivaateii fie nicht, sie zu hindern, als sie die fast ohnmöchitae Greifin zu einem Stuhl tiihrte und sanft darauf niederließ. »Was ist hier vorgefallen?'« fraae ste dann, das Ehepaar Strohbach ver ächtlich musternd. »Ich glaube l.« nahe, Jhk habt Euch an der Mutter vergriffen Ziitrauen könnte man es Euch schon, obwohl es ungeheuerlich scheint, daß ein Sohn sich so weit okt aessen lann.« »Nein, Snschen, nein,« versicherte die alte Frau. »es war nichts von Be deutung. Und jetzt, da Du bei mir bist, ist alles gut und alles vergessen. « .Läßt sich die Prinzessin doch ein inal sehen, « nahm William das Wort, ich glaubte schon, wir wären ihr nicht mehr fein gen »Ich kam nickJt zu Euch, sondern zu il)r,« sagte Susanne mit rücksichtsloker I Offenheit »Und die noblen Kleider, die sie 1:«i·-«.gt,« ließ sich Maggie netnebnccn, »Im muß sich llnsereins natürlich ver ilerten.« Jedenfalls-— raten meine Kleider Tsen Vorzug, sauber zu fein.« »Das modernc helle Jarlctt nnd der inut mit den schwarzen Stranstiedern — na, Dir scheint es jn recht gut Zu geben« »Ja, Gott sei Dank, es qeltt mir gut, weil ich arbeite, bei Euch ist, wie ich sehe, noch das alte Elend tein Wein ber! Komm, Mutters« fuhr sie dann fort, «lc-s3 nnH in Deine Kammer sei : lim, Mutter. Stiitze Dich cui n:ists- — . lielsser Ototl, wie mühsam Du noch E r.el;st. WilPs denn gar nidrt heiser- E werden mit dem Bein?« ! »He, Suspan auf ein Wort3« Der ! Lilltonravli winkte seiner Pflczie scbwester zu, mit ihm beiseite zu treten, ol-: diese schon die Schwelle der Sinn mer erreicht lraitL »Wer-J willst Du?« fragte Scssannc « iitr,-,. s »Da Ding so gut qel)i,« murmclik : Lilillimn Strohbach mit vertraulichem « Mienenzwintern »du wär’5, meine ist-. l nicht mehr als recht, wenn Du Deinem armen Bruder einmal unter die Arm-« areiten thatest·" »Du willst Geld?« »Nein Brot itti Haufe. Es aeht nn fehondbars schlecht.« »Warum arbeitest Ist nicht? Du bist ein neusten itaiter Mann, wenn es nich vielleicht in Deinem Beruf auaenbtiit lich leih-· Arbeit für Dich aibt, Leiste, die anfassen lernten, werde-n immer a: s.tcht.« »Du redest, tvie Du esJ verstehst Was-. tkabe ich nicht schon angefangen, ten ha be ich nicht schon riachaesraxit? Frauen zimmer finden leichter ein tlntertoni nien.« · »Schon ant. sich nerdiene auch mit-i die-. und muss mich einrichten. Hier hast Du einen Thaler. aber tanse tei nen Edition-J dasiir.« »Dann schön. Susic TIlin Ersten aebe ich Dir dass tsteld »;u:iiit, nnd isenn Du dann vielleicht nur-J hranchsi." ; «Las; nur, tueaen der Wiederbezah lnna brauchst Du Dir keine Soraen :n machen, und Deine ltjefölliateit icserde ich schwerlich in Anspruch net: instit.« »Na dann nicht« lielse Seele,« rief Ier Lithogradlx tvars den Thaler b: zur Zimmerdeele in die Höhe, fina ihn geschictt wieder ans und driictte ihn dann seiner Frau in die Hand. »Ho! Madeira schnell,« lachte er ,nnd was zu essen, mir tnurrt der !0i’iri1eit.« Die Frau wars sich ein gestrickte5, an t:.ehreren Stellen ·;errifseneH Tuch mn die Schultern uitd ging, den »Madei :a« herbeizuholem sie wußte, wag ihr Mann darunter verstand und theilte seine Leidenschaft für das gebrannt-: s Gift. t Susanne ivar indessen zur Mutter i itt die Kammer aetreten nnd schob ha stig den Rieael von Icnnen vor die Thur. »Welche Wünsche-W rief sie dabei one-. »Sie haben auch den letzt-In tttest rdn Scham nnd Ehre verloren nnd sind sent nicht besser als Tliiere.« »Dann» ist es unrecht, das: Du noch einmal in diese-J Hang ,iuriiergetoiiiiiieii l-ist,« jagte Frau Strobach. ,..s)attest Du mir nicht mit Hand nnd Mund versprochen, dass Du niemals-» wieder die Schwelle iiberschreiten würdest .'-« »Ich vermochte meinem Versprechen nicht treu zu bleiben. Mutter-. Was-te ich Dich nicht in ihrer Gewalt? lind Deine versprach-zum Briese blieben aus-« »Ja, ich schrieb Dir nicht, weil ich alaudte ers sei besser, Du hörtest gar nichts mehr vor nirg: was hätte ich Dir auch niittheilen sollen. was Dein Herz nicht tief bettiinmert hätte! Hier ereianen sich nur häßliche nnd irauriae Dinar. Susanne hatte sich auf die Fuhr-Tut niederaelassen, nachdem sie Hist nnd Jackett sorasam aus dass Bett nieder aeleat. Sie nahm jetzt beide Hände der Greiiin in die ihren und driictte sie zärtlich an ihre Lippen nnd ihre Brust. Dain schaut-: sie bittend ·;:i Ihr empor »9Jr’utter«, flehte sie, ,.«o!nai mit mir. Mein Ettibchen ist tlein, aber iitr unv- beide hat eH schon Blasi. Du gehst hier in Grunde. und ist-bin täg lich und stündlich deinetioeaen in Sor gen· Und sieh, es ist ia auch nicht ant, das; ich allein, so aanr allein bin. Auch mir rviitde manches dadurch er leichtert, wenn ich dich zur Seiteh nat te.« Die lsjreifin schaute sinnend vor iäch nieder, sie iil«erlegte, sie tanipftf mit sich. Ek- geht nicht« Rind· ec- d.1rf nicht fein,« entschied fie. Wie gerne ich nech das hielten Sonnenschein cinheimsen möchte, das mir ein Zufammenkeven mit dir auf meine alten Tage aewiihs ten würdet Du weißt ia, wie mein Herz Dir gehört nnd mich zn Dir zieht. Aber Suschsem ich habe eine Pflicht Zu erfüllen, und die hält mich hier fest. Es ift ja doch mein Sohn, ich tjabe ihm das Leben gegeben in Schmerz und Hoffnung — nnd Schmerz und Hoffnung sind es, die mich auch ietzt noch an ihn fesseln --— der Schiner-n daß es so weit mit ihm gekommen ift, nnd die Hoffnung, Gott möge ihn erleuchten und auf den rech ten Weq zurückführen Das eine aber weiß ich gewiß: wenn ich von ihm ging-, dann wäre fein letzter schwa chet Halt dahin, und das Weib tviirde ihn ganz hinabfiihren in Sünde und Verderben« «Mntter«, rief Susanne, mit Thra nen länipfend, »Du bist eine Heldin!« »Das ist jede Mutter. wenn sie nm ihr Kind kämpft, « klana es von den Lippen der Greisin zurück. »ich darf von nieii ein Posten nicht weichen, bis auch ich wie unser Herr nnd Heiland in seiner Jioth aneiner darf: eJ ist volloracht!« Schweian herrschte einiae Minuten lana in dein kleinen Raum die beiden Frauen hatten sich tiefbewegt inn Gieisin n-icde1, ,,nnn bitte Du mich ist-eh nicht 1nehr,daß ich mit Dir nel en stil«’« »Nein, Mutters· »Und nun, Kind, erzähle mir von Dir. Bi Du non-, in deiner Siman »Ja, beim Geheimen Justizrath Tutor Friedrich Gaum-, oder wie er siih viel li der schied Jthin nennen hört, Heini Toktor GallnT Ach, Mutter, das ist ein LljcantU Zu dem kann man nnr nimm-sehen, nnd jeder sollte streben, «» ihm ein toenia ähnlich zu werden· «E»ish einmal nn,« lachte Frau Strohbani, »ganz Feuer nnd Flannne! Dass bin ich ja von meine-n iibcrieqtem scharf pkiiseixden Suschen gar nicht gewöhnt Wie alt ist denn der Doctor sanL · »Nicht wahr, Stigghen,« begann die l i l Gallug Z« ! Tag Mädchen lachte ans. »Du bist ,-,iii- Diploinatin nicht geboren, Mut-« tei, Du stillst zu schnell n it der T.1iir ins Hatt-. Nein, Du brauchst gar keine Furcht zu haben, daß Deine Su saiiue ein anderes Gefühl fiir ihren istkef hegen könne, alg Ehrfurcht, wahre, tiefe Ehrfurcht, die ihm von al let-Zeilen entgegengebracht wird. Do: tor istallnxs ist wohl an die fünfzig Jahre-, sein Bart ist grau, und leider . isi er ein wenig verwachsen. Aber weißt l Du, Mutter-, die hohe Schulter, die be merkt uian schon am zloeiteiiTage nicht mehr, wenn man den Genuß hat, mit diesem geistreichen, so ioeitgehend un terrichtete-n Mann zu vertehren. Er ist iiiivei«l)eirat!;-et, und das begreise ich ’ ganz gut, das-· ihn leine Frau erobern tennte, er hat even teine gesunden, die ihm an Seele und Geist ebenbiirtig ge iresen tisiire.« »Ist er gut gegen Dich, Fliud?« »Er ist gegen alle LIJtenschen güiig,« iief Susanne mit leuchtenden Angen. »Solauge ihn Jiniand nicht aeteiiiseht hat vertraut er blind linas doch ebenso abweist-nd nnd streng rann er denje nigen behandeln, der ihn einmal hin tergaiigen.« »Worin besteht denn Deine Thätigs leit?« »Ich hin seine Stenographin« spe diine die Schieihniaschine, die er auf meinen Rath aus Anieriea bezogen hat, abei iih bin ihm dadurch besonders nützlich, def; ich die englische Corre spondeuz erledigen lann, da Doetor Gallus einige hervorragende Londo izer und New Yortei Handelkhsniser Vertritt.« »Bist Du mit deinem Gehalt kirsrie dens« »Jet) laiin gan; gut damit angloui » meii und von meinen großen Schulden s ein toeniaegs abtragen« ’ Frau Strohbach schob ihre Brille init schnellem Tiiuit aus die Stirne. ihr ehrlicheJ Gesicht verrieth Bestiirzung. »Schulden?« stiesi sie hervor, »ich habe dich nicht re ht gehöit, Du hast Stint din?« O, so unendlich hohe, daß ich sie uie im Leben bezahlen tann, eH gibt auch eigentlich teine Müan in welcher i man diese Schulden tilgen könnte, und l das hier Mutterchen dac- dniiitne nol tsDene ing hier bildet niir einen schlich ten, schivichen Ersatz. « Ensanue hatte sich erhoben nie-s ha stig ein Zioanzigiuarlstiiä hekkvsac.i-’ ein, und während sie ietzt die Miiuie in die Hand der istreisin drückte-, iiher »so-gen sich ihr-! Wangen mit holdem Noth welches Freude und Zins-in in ihi aufaliihen ließ. Frau Strohbach wollte die ihr inac dachte Gab zwar durchaus nicht an nehmen, aber das jnnae Mädchen schmeichelte nnd bat so heharrlich, das; die alte Frau schließlich nach-sah nnd mit dein Versprechen, sich Erfrifchun aen und stärteiide lltahrunaginittel laufen iu wollen« das-·- LHoldstiia be hielt. »Du bist noch m deiner alten Weis Inners« fraaie sie, während sie dass Geld in ein Panier wickelte nnd sorg sont in ihrer ·«.lJ«’atmtze verbarg, eine Vorsicht welche Susnnne mit beifiilli eem Kot-bücken deariiszte. »Ja, Mutter, ich wohne immer noch Pienzlnuer Llllee H, aber ich werde wohl meine Wohnung wechseln müs sen.« »So, bist Tu niit deinen Wirthe lenien nnzusriekem oder weis ist ezi srnst? Du lobtesi doch letzthin dein Eiiibchen sehr, es sei behaglich, sauber, und Dn aenössest eine herrliche Ans sichi auf den Bistzowlserg?« »Mein Stäbchen besitzt auch heute noch diese Vorzüge, und der Schneider meisier Grün nnd seine Fran, bei de nen ich wohne, sind brollige Leute und brav obendrein, aber -—-— es isi eben zu weit nach dem Bitte-an, das in der Kronenstrasze liegi.« »Genii«qt Dir der Onnnbus denn nicht?« Doch schon hatte Snsanne sie Inn schl met-. nnd sliisterte ihr lachend- zu: »Ich habe Dich soeben bewqu Mut terchen. Es ist ja ein anderer Grund, der mieb ans meinem gemüthlichen Hean vertreibt.« »Ein anderer Gt’und? Om, hm — also ein Mann?« »Das ist so kurz nicht zu beantwor ten. Doch säume ich Dir ein, daß W J Du so ziemlich das Richttge getroffen hast. Ich will Dir alles erzählen Komm, lask uns hier auf deinem Bett nebeneinan er Platz nehmen, ich lege meinen Arm um Dich, nnd nun höre." »Was werde ich da zu hören betont men," seufzte FrauStrohba , ,,wenn’g nur nicht eine neue Sorge it." »Es war an einem der letzten Sonn tage,« erzählte Susanne ihrer Pflege mnttcr weiter, »der frisch gefallene Schnee lag noch aus den Straßen, als ich Lust .belam, einen tleinen Spazier gang zu unternehmen. Wenn man die ganze Woche im Bureau arbeitet nnd nur Altenluft zu schlucken bekommt, wird man am Sonntag von einer ges radezn lrantbaften Sehn acht ins Freie getrieben. So sehnsii ,tig wurde mir gegen Mittag plötzlich ums Herz· Mit drei Sprüngen war ich angetleidec und hinausz- Der Omnibus brachte i«ich unter die Linden, wo die Macht rsarade soeben mit klingendem Spiel anfzog, ich aber wanderte weiter und war bald im Thiergarten. Du weiß:, ich liebe nicht die abgetretenen Pfade, ich schlug mich daher ein wenig in die Vijsche Und befand mich bald auf einem Mächtigen Seitenweg in der Nähe des großen Sterns. Es war eine Lust, so einsam zu wandern, die Luft trustalls tlar und frisch, der gefallene Schnee iest gefroren und die Bäume von Mil lionen weißer Corallen besäet ——- so schien es wenigstens. Lange blieb ich allein, dann tam mir ein Herr entge (cll »Alt?« fragte die anfhorchende Frau Eirohbach »Alt! Aber M utter, wenn einem jun gen Mädchen an einem so herrlichen Sonntag auf einem so einsamen Wege ein alter Herr begegnen sollte —- der-J iniißte sa gar nicht mit rechten Dingen »He-sehen oder ein Unglück bedeuten· Nein, alt war er nicht, doch auch kein ji nger Mann mehr, aber vornehm isnd intelligent sah er aus. Jch wollte an ihm vorüber, doch als er noch drei Schritte von mir entfernt war blieb er p ötzlich wie angewurzelt stehen, heftete seine Blicke auf mich, als habe er einen Geist gesessen und er mußte wirklich t-estig erschrocken sein, denn Leichen blässe bedeckte sein Gesicht. Als ich das wahrnahm, fragte ich ihn theilneh n end, ob ihn ein plötzliches Unwohlsein befallen habe, und ob ich ihm beistehen könne. Der Fremde aber schiittelte den Kopf, und ohne auch nur einen Blick von mir abzuwenden, lüstete er artig den Hut und sagte mit einer Stimme der ich eine tiefe lsrregung deutlich an hörte: ,,Vergeben Sie mir mein ungewöhn liebes- Benehmen, mein Fräulein, und auch die Freiheit, mit welcher ich sti! einige Augenblicke Jhren Weg behin derte. Eine seltsame Aehnlichkeit, die ic- in Ihren Zugen zu finden glaubte, die Aehnlichkeit mit einem Gesicht· welches ich soeben im Gedanken zu se len wähnte —- noch einmal, seien Sie .mir nicht böse -— es war ein Jer tlntm.« Er grüßte tief und ehrfurchtsvoll trat zur Seite und ließ mich an sich vorübergehen. Aber kaum hatte ich einige Schritte zurückgelegt, als der Herr wieder an meiner Seite war. Da er sich artig und tattvoll benahm, dul dete ich seine Begleitung, und wir gin eien zusammen wohl eine halbe Stunde lang. Sein Gespräch war angenehm anregend und belehrend, ich vergaß ganz, daß er mir ein Fremder sei, mit dein mich ein Zufall soeben erst zusam inengefiihrt, und plauderte lebhaft und riicthaltlos mit thin. Nur vermied ich es auf dass Peinlichste. irgend einen Gegenstand zu berühren, der meine eigenen Verhältnisse betraf, oder auch ihn: meinen Namen zu nennen. Viel leicht wäre ich auch noch weniger be fangen gueesen, nnd hiitte nicht sn sorgsam dar-auf geartfzteh mein Jncog nito zu bewahren trenn eH mir nicht unangenel:-in anfaesallen wäre, das-. i.«ein Beiteiier mich beinahe beständig rsrn der Seite hetr ichtete «nit Blicken ja du wirst « ti: Ein siir mög« ich hal ten Mutter i:«it Blicken die ein tie sec— thn eresis t nisten Trotz seiner lieben-:- würdig-n Konserbaiion wurde n:ir der Herr dort-s ein wenig unheim l?·«n, iinxi ich text steht zufrieden, als wir die (iti-.:rleite«iouraer Chanssee ers reicht l«atten, we ich mich init Anstand Veialsstiieden tennte »Ich das-te Ihnen, mein Fräutein.« sagte er sich verneigend, »für den rei senden Spaziergang den Sie mir an Ihrer Seite gewährten. Wenn er Ih nen auch nur einen lleinen Theil desJ Genusses verschafft hat, wie mir, so würden Sie den Wunsch hegen» ihn an irgend einein Tage dieser Woche zu wiederlwlen.« »Ich bedanke diesen Wunsch nicht hegen in biirfen,« antwortete ich, »du ich während der Woche nnausgeseßi tlriitig sein inufz.« »Gut, dann also niichsten Sonn tag.« »Wenn ich nicht in Berlin sein,« gab ich nach einiger Vorbereitung fiir die llrine Nohiliiae zur Antwort. »Lassen Sie uns also unser Wieder sehen ans den zweiten Sonntag von heute festsetzen,« bat er. »Da bin ich von einer Freundin ein geladen.« Er schüttelte nnnluthig den Kopf. »Sie verzichten also ans eine Wie derholung unserer Begegnung2« Und ehe ich ihm ein offenherziges »Ja« cr midern konnte-, füget er hinzu: »Ich begreife, weshalb Sie mich durch be harrliche Ablehnung bestrafen, ich ver säumte bisher, mich Ihnen vor nftel len. Jch bitte dieserhalb Inn Enfschub digung und hole es nach: Baron Hans v. Rheben.« (Forisehung folgt.)