Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, November 18, 1898, Sonntags-Blatt., Image 11

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    Wenn Excellenz bei net Toll-site tlt.f
Novellette von M. o. li. K.
—-.
Ernst, der Bursche des Lientenantxz
von Wendt, tvnr im Zimmer seines ab
tvesenden Herrn aus einen Stuhl ge
stiegen und bemühte sich, buntfarbige
Rotillonschleisen an die Pcrtiere festzus
stecken. Warum sich aber auch der Herr
Lientenant seit einiger Zeit nie mehr
um seine Schleifen trimz2ierte, die sonst
immer in den schönen, verschlossenen
Kasten gewandert traten, der schon so
rsiele hübsche Suchen wie zerrissene
Knnllbcnbons mit sinnieichen Versen,
Orden, welke Stränßchen uan verschie
dene buntfarbige Titustreisen, ja nxelit
zu vergessen, barg! Einsach fortne
worsen hatte er ki: hübschen Dinger,
als er gestern von den. Balle beim
Lonimandeur term, und nnr eine annz
behutsam auf das Bild seiner Eltern
:nf dem Schreibtiscb aufgesteckt. Dann
hatte er sich mitteri in der Nacht an ren
Flünel gesetzt nnt gespielt, nein so
schön, ordentlich zum Weinen weiss ge
wesen. Bedächtig Iviegte Ernst sein
blondes Haupt bin unr- her. Dann
inusterte er mit Stolz die Anordnung
der verachteten Schleifen, geraoe so
hatte es der Lientennnt vrn Ebers-rein
von gegenüber auch. Ernst hatte Lan
geweile; mit forschenkem Blick betrach
iete er das Klavier, hob den Deckel nnd
die Augen gen Himmel richtend, ver
suchte er zu spielen, ivie sein Lientenant
gestern Abend. Immer kräftiger, im
mer voller klingen rie Töne, big Die
Tkür sich auftliut nnd Eberstein mit
den Worten ereingestiiizt kommt:
.,Wendt, Alter, lsisi tu Verrnclt gewor
1ien?« Ernst erhebt sich. die Hände an
der Hosennaht: »Herr Lieutennnt sind
ans-negaan Irnr Klavier schtnntziq,
lsssrbe icli Klnrsier e.l«--.1ewischt.« - - »So
so,« Eberstein zieht fiel- vor Diesem
Ordnunggsmn zurück « — l
tät Or -
»Jancohl,« sagt unterdeß Lieutenant
»in Wendt, der in dem behaglich einge
richteten Salon der verwittweten Ex
:ellenz von Saldern, dieser nnd ihrer
jungen leährigen Tochter, einetn
blonden, jugendfrischen Mädchen ae
aeniibersitzt, »ja-schl, aanz wie iZie be
fehlen, Excellenz, alir erst die sinnli
tionvong nnd dann die Schleisesi.« i
»Erlt die Knallhonhonrs nnd dann
die Schleisen", wiederholt «F«rcellerr«z,
Eine ältere, vornehm, aber auch unend- l
lich gutmiithig aussetzende Dame, an
der alles rundlich zu tein scheint, von
dem behäbiaen Doppeltinn an dis- ju
ten kleinen beringten Händen. Erret
lenz ist erst seit eine-n halben Jahre
in Lauenburg, der gemiiiljlichen Mit
telstadt mit dem netten Landvertebr
und dem vornehmen Neairnent Wie
ost hat sie die kleinen Hände gerun
gen, bis der Entschluß in ihr reiste,
ihrer Einzigen, ihrer Lotte. das Opfer
zu brinaen unt tas friedlicheLanohaug
im Gebirge, das sie seit dem Tode id
ree Gatten bewohnte. mit dem ihr so
entsetzlich geräuschvoll und unruhig er
scheinenden Lauenburg zu vertauschen
Aber ihre Lotte sollte mit ihren acht
zehn Jahren nun auch ihre Jugend ge
nießen, tanzen und sich amiisieren.
Wenn der Gedankengang bei Ereelleni
so toeit gekommen war. entrang sich
ihrer Brust stets ein tiefer Seufzer-.
Hergeben loiirde sie ihre Charlotte nie.
wenn vielleicht so ein ganz Fremder
kommen würde, womöglich noch ein
Saujewind. und tret weis-, tvas allez,
,··u trauen war ja den jungen Män
nern von heutzutage überhaupt nicht
mehr, nein, würde sie stets sagen, nein,
niemals-! Viel zu gut war ihre Lotte
n.it den braunen, schelmischen Auan
isnd dem lleinen Griidchen am Linn.
dem dicken blenden Haar, dtssen Löcli
chen stets so unbescheiden in die Stirn
sich drängen wollten und dem fröhli
Ihen Lachen siir ein solches- Ungethuni
non Mann, der doch nur immer auf
sich selbst bedacht war, mochte er sich
ttellen wie er wollte. Später würde
rg ja vielleicht sein müssen, aber vor-i
läiesig behielt sie das Kind. Sieg
wollte schon altsvassen nnd zur rechten
Zeit warnen. Es war ja aber noch
gar keine Gesahr. Auf den drei bis
vier Ballen, die Lrtte innere-nacht war
ihr wirklich nichts ausaefallen, so forg ;
sam sie auch das Kind. das mit allen;
srötlich lachte und scherzte, tieobachtetz
hatte-. Da war der dicte Hauvtinann,j
vor deni mußte man sie:, in Acht net- l
men, der trat bestimmt anf der Jnadi
nach einer Frau. aber Lotte machte sich
aar nichts auk ilmr. wirklich gar nichts,J
oie tanzte viel lieber mit den jungen;
Lieutenants. die immer um sie berunrz
waren. Karl von Wendt an der SpitzH
Excellenr betrachtete rnit tvoblaefälli
aeni Blick den ihr aeaenübersitzenden
jungen Oftiiier, den sie sich zum Ar
ranaeur bei ils-rein Tanzfefn um das
Lotte so gebeten, erwählt. Sie tannte
feine Eltern von früher und ibr aefiel
sein offenes Gesicht, fein vornehnies ge
baltenes Wesen. tfr war nach und nach
öfters zu ihnen aelrsmmern machte aber
Lotte nicht den Hof, tote sie »in Anfanq
befürchtet, sondern unterhielt sich meist
mit ihr selber, über alle fie aerade be
schäftigenden Dinge. Lotte saf-, dann
still dabei und bat nur von Zeit zu
Reit: »Bitte, Herr von Wendt spielen
Sie mir roch wieder vor-« Wenn ers
lich dann ans Klavier setzte, warf fie»
ibre Handarbeit bei Seite. drückte sicbs
tief in dem altmodifchen Lehnstuhl nnH
Fenster, wo ibr strahlenbes Gesichtchen
von der großen Fächervalme verdeckt!
war, und lauschte, obne sich zu rühren Z
Karl von Wendt wäre. wenn ihn sein’
Vater nicht sum Offtzier bestimmt ge
egkt hätte. jedenfalls ein hervorragen
Muftlet geworden. Man sauste
mit ihm fühlen, wenn er seine meist
lchwermilthigen Lieder spielte, und»
selbst Excellenz sing an, mit deml
Kopie Takt zu nicken, wenn einmal ein l
lustiger Walz-r von dem Klavier her
iibrrtönte Heute Abend war Wendh
noch gar nicht zum Spielen gekommen.1
es gab ja so ungeheuer viel zu be
sprechen. Die erlte Gesellschaft, die«
Frau von Saldern seit dein Tode ih
reö Gatten, das waren nun 9 Jahre
het« Tab. Was war da nicht alles zu
bedenken. Seit mehreren Tagen ging
sie mit Zetteln umher nun jedes Mal,
wenn ihr etwas- einsiel, es sich schleu
mgst zu notiren. Zukoeilen gingen
die Zettel verlrien, dann war del-Kinn
mer groß. Ein Mensch wie Wendt war
wirklich ausgezeichnet zu gebrauchen.
Er wußte ja mit allem Bescheid- FWU
non Saldern holte ihre Zettel hervor,
uns zu sehen. ob sie vielleicht noch et
was zu besprechen hatte. »Ja, rich
tig, Herr von Wendt. Sie wollten doch
dem Kasinotoch noch eindringlich ma
chen, daß er rechtzeitig kommt nnd auch
das Eis nicht vergißt.«
,,Jawvhl, ich werde es ihm sagen,
trenn ich in·s Kasino tomme«, ver
sprach Wendt nnd betrachtete dabei mit
großem Interesse. wie unter Lottens
aeschickten tleiuen Händen eine KOM
lonschleise nach der andern entstand,
schwarz-roth, schwarz-weiß, weiß
roth. »Sie können sich schon im Vor
aus eine augsnchen«, meinte Lotte ganz
großmiithig· Wendt nahm lächelnd
eine schwarz-rathe In die Höhe. »Mus;
denn für mich gerade schwarz dabei
sein«, fragte er mit einem iorschenden
Blick in ihre braunen Augen. Sie
schüttelte ein tlein wenig verlegen lä
chelnd den Kopf, daß die Löckchen wie
der tief in die Stirn slogen, und wah
rend Exisellenz sich weiter in ihr-: Zei
tel oertieste, wurde das rotle Band eil
fertig Zerschnitten nnd ze einemPracht
erekutslar einer Schleiie verarbeitet.
Ob sie dem dicten Hauptmanne auch
eine geben iviirde, fragte sich M
Still-n Er mußte seine Ausnterksam
teit wieder Errellenz zuwenden, die sich
iibcr die Tischordnuna noch nicht ganz
im klaren mar. »Alsv ich betomme den
Präsidenten, der Oberst die Frau Pris
sidentin u. s. ni» das iit ja aanz ein
sact« die Jugend trnm sich exmagirrn,
wie sie trill. was machen Wir aber mij
Wiens-ene, den »in-ei älteren leiädchen
die sich doch need so ganz -;:-. isen jun
aen rechnen?«
»Von älteren Herren ist nur noch
einer«, iiberleate Wendt ..nnd meinen
Kameraden kann ich diese-Damen wirt
lich nicht zumuthen da- t«este mied ia
sein. eine nehme ich selber.« Frau Von
Saldern niate ibrn beivslirsitend iu,
lesöhrenr Cbariotte sich tiefer iioer ibre
Arbeit beugte, unt ihr enttänschtes Ge
sicht zu verbergen. Sie konnte sich so
selten ungestört mit Wendt nnterbal
ten, ans den Ballen kamen immerfort
seine Kameraden dazwischen, wenn sie
nicht schon von dein langweiligtn
Hauptmann mit Beschlaa beleat war«
nnd wenn Wendt bei ihnen mar. unter
lielt er sich ia meistens mit ihrer
Mutter. Sie hatte bestimmt gehofft,
er würde sür sie den iibermrsrgigen
Abend zu Tisch enacairen und nun
machten ihr diese greulichen Preußen
einen solchen Strich durch die Rech
nnng. Wendt sah nach der Uhr.
,·Nein, schon wieder so spät, ich bitte
sehr um Verzeihung, dafi icb so lange
gestört-«
»« a. weaen des Klavierspielk"3, Herr
von Wendt«, meinte Frau von Sal
dern nach einein letzten Blick ans den
Zettel
«Werde ich auch morgen besorgen
nnd wenn Excellenz gestatten, tontnre
ich übermorgen an dem wichtigen Ta
ge, eine Viertelstunde sriil«.er, unt noch
nach allem zu sehen.« Lottes Gesicht
nahm wieder einen etwas hoffnungs
rolleren Anådrnct an und als er bei
ten: Fortgehen ihreHand einen Augen
hlict in der seinen festhielt. leuchteten
ihre Augen und leise sagte sie: »Uebe:
morgen ans Wiedersehen.«
,,Ueberrncrqen aus Wiedersehen!«
sliisterte auch Karl von Wendt vor sich
l-in, als er durch die stillen Straßen
der verschneiten Stadt der sinserne in
ging. Er sal) noch Lottens erglühendes
Gesicht vor fich, als er ihr beim Ab
schied ties in die Augen gesehen, er
siil;lte noch das leise Beben der Hand,
die in der seinen geruht. Was wonl
ihr lieblicher, srischer Mund antworten
würde, wenn er sie einmal staate, die
einfache große Frage? Wendt seufzte.
Wenn er bei Excellenz selbst einen
Abend verlebte, verließ Frau Von Sal
dern nicht einen Augenblick den
Sosaplatz, und im Ballsaat mitten
unter den vielen heobachienden Men
schen würde er nie die passenden Worte
sinden. -——- ·—— -—- —- — —- ——-k- —
Halb O nnd der Koch noch nicht ek
fchienen Excellenz war schon in be
greiflicher Etregnng. Um 8 Uhr hatte
der Mensch kommen wollen« da sah
man einmal wieder, wag man für einen
Verlaß auf solche Leute hatte. Ob die
Pauline wohl schon die Lichter in dem
ausgekänmten Tanzzimmer aufgesteckt
hatte und ob die Liesa daran qedacht
hatt-, die Tischbrötchen zu bestellen?
Eifrig rannte Frau von Saldern hin
und her, sing hie-e, besichtigte dort Uns
vertieer sich ab nnd zu in ihre zu einem
fiattlichen Packet angewachsenen Zettel.
Lotte wischte in der Eßftube zusammen
mit der Jungfer Champagnergläsek
ausk- und summte dazu die Melodie ei
nes Liede-, das Wendj ihr vor einiger
Zeit einmal vorgespielt.» Um Ihren
Mund laq ein träunenscheit Lächeln
und nur wenn Frau von Salt-ern ganz
außer Athen dies oder jene-:- zn be
sprechen, kam, nahm ihr Gefecht einen
ernsten, verständigen Ausdruck an und
mit wichtiger Miene gab sie ihre guten
Rathschlä . »Der Koch wird ja gleich
kommen, Yiamachem so sehe dich doch
nur einen Augenblick, es ist ja noch so
lange hin bis zum Abend, lvir werden
wirklich noch mit allem sertig.« ———- »Ja,
du hast gut reden, Kind,« meinte Ex
eellenz seufzend, »du hast leine Veto at
wortung, wenn heute n: cht alles quir is-·:
das erste größere Fest, was- wie l;-· .er
aebenl Fiinszig Personen sind kei e
Kleiuiateit, wenn nun noch junae Her
reu absaaen, roird es überhaupt 1sit
dem Tanzen Iriäßia sein. Nein, solche
Gesellschaften zu geben ist wirklich ran
Undankbarste, was- es aicbt.' Es Z-. iu
geii, die-Jungfer rennt hinaus, ari
znmachen, hinterdrein, etwa-: langs
mer, aber nicht weniger iuteressirt,751(:-:
von Saldern i:r-:«o zuletit Lotte, ihr
Wischtuch, wiel ei ne Siegestrophäre
seh-denkend »Reimauu und Schnltze
schicken den Wein.« —— ,,(-3ei:«13n, schon,
bringen Sie ihn in die Sveisetaintuer,
bier diese Thür.« Der behäbiae Haut
tnecht macht sieh daran, behutsam sei-. re
Last abzuladen »Ob« nein, eg ist lief
ser, Sie tragen ihn in dac« Fremden
zimmer, da steht er weniger in Wege. «
Die Aavalkade begiebt sich in di· hin
teren Räume. Unterdeg erucutes Klin
gelu. Lotte läuft an die Thiir. Ah, der
lanaersehnte Kcehk
Mit einem Seufzer der Erleichterung
sührt sie ihn in die Küche und geht wie
der an ihre Arbeit, Frau von Saldern
selbst muß noch einmal ausgehen, um
Besorgungen zu machen.
Was dieser Koch aber auch siir Wün
sche hat! An Krebsnasen, Amoretten
»und Liebigs Fleischextralt hatte sie
i wirklich trotz der vielen Zettel nicht ge
; dacht· Um zwei Uhr wird im Fluge das
ieinfache Mittagessen an einem kleinen
sTiich, umringt von Schüsseln, Gläsern
»und Silber, eingenommen Frau von
Saldern ißt wenig, jainmert aber desto
ausführlichen »Nein, Lotte, es ist zu
schrecklich, nun hat auch noch der alte
, i Her-me
IEberstein abgesagt, pas-, aus, ess- sind
jnicht genug Herren zum Tanzen Ob
lWendt wohl an den Klavierspieler ge
dacht hat’?«
Loite beruhigt nach Kräften »Komm
Martia, wir wollen lieber einmal ber
f iuchen, wie eg sich drüben tanzt, Irieda
— hat noch einmal gebiirstet," und freut-e
Istrablend zieht sie ihre Mutter in der-.
.grot3eu auggeräuniten Salon, schlingt
»den Arn-. um sie und Excelleuz mus;
Etvohl oder iibel einen slotten Walzer
mit ihr wagen. Plötzlich blickt Frau
»von Saldern mit Entsetzen au die Uhr!
»Um Gottegwillen, Lotte, schon drei
illhr, es aiebt noch eine Unmenge
I Schnittchen zu streichen, in den Stuben
- muß noch einmal Staub gewischt wer
; den nnd du mußt jetzt zuerst die Schlei
xsen an das grosze Schild befestigen.«
lExcellenz begiebt sich eilig in die Kü
ichenregionen, während Lotte ihre
ISchlrisen, eine nach der andern, mit
vergnügtein Lächeln auf dem Schild
ordnet. Eine flammend rothe steckt sie
verborgen in eine Ecke. Wendt verdiente
sie wirklich, wag gab er sich mit ihrem
Fest siir eine Mühe! Doch wer weiß,
vielleicht sreule er sich gar nicht einmal
darüber. Was tonnte ihm, dem ver
Iwähnten Liebling der Damen, an der
Itleinen Schleise von ihr jungem Dinge
; liegen? Er batte sie heute ja nicht ein
mal zu Tisch engagirt, wo er eo doch so
»gnt hätte thun tönnen Lotte will ihre
schwerniiithigen Betrachtungen weiter
fortsetzen, doch ein anhaltendes Länten
schreckt sie aus ihren Träumen. »Bitte
’lFmpseblung von den Fräulein von
l·ltrenßen5, und iie lassen sehr bedauert-,
heute Abend nicht tonn;.en zu tönnen,
iweil eine Taute, die iie lanae nicht ge
Isehem ans der Durchreise zu ihnen
’taine!« Viel hätte nicht gefehlt und
»dem wiire mit einem Freudeuschrei
dein Boten, einer drallen Lüchenfee,
iuin den Hals geflogen. Doch bezwang
; sie sich noch rechtieitisk murmelte etwas,
sdaLi wie sehrVedauern klang und stiirzic
zu Frau von Saldern in die Küche:
..Du, Manni, die Preuszeucs lonunen
! nicht.«
! »So, so,« meint Srcelleiu und sieht
Heinen Auaenbliet von ihren Schnittchen
Haus, »das ist eigentlich recht schade, nun
’hat man die ganze Mühe und nachher
nichts wie !Ilbsagen, im letzten Augen
«
btiä."
: »Kann ich dir etwas l:elsens« beeilte
; Lotte sicn zu erlundigen.
, »F a, in deinem Zimmer Staub wi
;schen, alles andere muß iet) mir doch
selber ntachcn.«
«t9ndlich ein halb siebent« rust Lotte
entziidt aug. während Etcellenz die
»uneibittliche Tliurtnuhr ins Pfeffer
-land verwünscht! Vor sieben Uhr ist
sie ganz unmöglich ntit ihren Vorbcreii
tungen fertig, das aante Büssett ums-,
»ja noch geordnet werden. dann bleiUt
Fihr nur gerade eine halbe Stunde Zeit
»zum Antiebein Wendt wollte gar
schon utn ein viertel acht Ulir da sein.
»Lotte lässt sich unterdes ilir weiches Lo
.etenhaar von der Frisense bearbeite:i.
IJn ilir tönt die Freudenbotschaft nnd-,
Veeuseens kommen nicht! Wen wohl
Wende jetzt zu Tisch führen würdet Er
Ilonnte ja jeden Augenblick kommen
snnd so schnell wie ntöalich schlürfte sie
;in das Ioeiste starre Seidenlleid, mit
Ideen duitiaen Tiill und den Flatteer
Jsen oben am AusschnitL Dann wird
;oor dem Spiegel noch alles eine-e eilt
gen Prüfung unterzogen, Fächer und
Oanisschuh ergrissen und heraus stiirzni
»sie, an der ganz erschövst eintretenden
«(51«cell(n;. vorbei. die sich nun ihrerseits
Winter die mächtige Hand der Friscnse
beugt. Sie ist nun glücklich mit alte-it
fertig, die Lohndicnee Sind da. der Koch
sicheint alles nackt Wunsch Zu besorgen.
nur die Lomoen müssen noch acigesteszj
Itveiydm Ausatbmend leimt sie sich tu
ihren Stuhl zuriic und läßt die Fris
sciife, die ihre Ehre darein setzt, Greci-« l.
lenz einen möalichft modernen, tfoben
Thurmbem zu liefern. mit ihrenBre1cI!-,
eisen lclmltena unt walten. Druuseki
fes-est eg» J klann höchstens Wenik il
seit-i dexxl lkccellem mit Beruhigmc2.
Dieser leal indeL im Korridor eilig den
bescbneiien Mantel ob. Vor dem Sofe
qcl Tit ijptxlicheu Biirstenstricbe über dass
volle Munde Haar. Die Damen sehe-H
nei- itorli bei der Toiletie zu seit-H
Wendt acht in dris- Tanzzimmeh um.
dort mkk feiner Hilfeleiltuncten zu Lie-,
cinneu. Alleti ilt noch dunkel, nur in«l
Lotsents Zimmer-, dem lekten in der
Neide-. schimmert Licht. Wendt über--I
keckL w bi . et seine C«i1ritte lenken l: fl. .
da cis-re c; ritcxtßen i" c Flur ihre Mch
Stimme I
«Wn"2, der Herr Lienteuanj ist schon«
dei, dir- :n·-.1s-, im doch aleich mal set-exkl
ek-» ist in noch alles vecljrcxbenfinstcn
-».
(
. dumm«
Js: der Its-irr des Lanzziminero
tresscn die beiden Zusammen. »Wie
gut, das-, Sie schon da sind,« rief Lotto
mit steudestrchlendem La··chelii. t
,Eigentlich komme ich i-: Im zeitiq,«
meint er, ihre Hand in der seinen hal
tend und ihre süsie Gestalt nsit lang-gest
Bkiel betrachtend. !
,Nein, nein,« ertaeanet sie ein wer-Zy-l
verleaen, ,.tommen Sie nur wenigsten-H
mal mit in meine Stube. da ist schon
Licht, wi: müssen schnell die Tischordsi
nuna umarmten Mema macht sich nach
schön-« I
Durch die dunklen Stuben tappt er
hinter ihr her. Ihr kleines Zimmer
wird matt erhellt durch die sein-Porzel
lanlamve auf dem tltotokositxrieil«)iisel).I
Kleine Lellariine Kretonneiniilgel sieimr
liter. An dem mit Epier bezogenenFens ·
siek ih: erhöhtekSitzviak mit dem Näh-I
tisch und den sorgsam aeoleciten Bliej
men. Mitten drin das Bauer mit dein
aixiiuhiinftinq, vek das Köpfchen schon·
unte: den Federn verboraen hat. Lei
se tictt diLFiuetuclSubr an der Wand
Ils, I s i s- , -
ren Schreibtisch. »Sie miisien mir
wirklich schnell betten die Tische-ed
nunez noch einmal abzuschriibcin der als
te Geliejmratli und Vreusiens haben ali
eissaats
lsin Seufzer der Erleicliteruna ent
rinat sich seiner Brust: »Gott sei
Tani.«
Sie iielit lialb sraaend. halb sei-El
niisch zu ihm auf. »We« werden Sie
a(1e: jetzt zu Tisch siiliren?«' fragt sie
init titlzlenn gleichgültigem Ton.
,,'Eie, mein anädigeså Friiiileir.,
nur C-ie·« Er hat ihre beiden Hände
ergriffen. »Das-s heißt, wenn Sie-unei
wollen«
Eu- nickt tief crrötlicnd mit den
Ziel-i und stamnielt fast lautlos-: »Ja,
icii will.«
,«Loite, meine liebe Lotte, iviilst du
mich wirklich s« ruft Wendtz sie an sich
ziehend Die Antwort wird ihr er
spart, ihr Kopf ruht an seiner Schul
ter. sie schmiegt sich eng an ihn und init
einein langen Kuß schließt er ihren
Mund! Jm Nebenzimmer hört man
litcellenz inergisck nach der Jungfer
schellen, Thüren gehen, die Lohndiener
lomnien. um die Kronleuchter und
Lampen arznzilndm Lotic löst tieh
leise aus- Wendtr Umarmung· Er
inutliigtnd sliistert er ilir zu: »Heute
Abend spreche ich noch mit Deiner-Nut
ter.'· Seine Siegesgewißheit nie-In
auch ilir Muth Stumm driiett sie
seine Hand nnd weist dann lachend ans
die immer noch unveränderte Tischord
nun-gr.
Die Zimmer strahlen schon in liell
stein Glanz, als Excellenz ihre Teilette
beendigt bat. tsin infriedenesz Lachen
liegt aus ikrenx Gesicht Sie iennt ja
auclt die ganze Celilechtiateit der Män
ner von lieutiutaae noch nicht. Doclt
ans Abend, ile die letzten Gäste sieli der
abschiidek haben und die beiden, Wendt
nnd Lotte, tsiitknd vor ihr stehen, wird
sie. trotzdem sie nun ann; von der Ver
selrlaaenheii. List i.nd Tücke des Män
iteraisschleeiitsz iTlerzeugt ist, ihsen festen
Grundsätzen untreu und sagt nicht
"»i.ein. nieinalks,« sondern mit zittern
der Stimme« »Um-lieu Sie blos-; mei
ne tzestte qliiellict).« -
Dei- Okrrgott z’Vihtasi-Ich.
«Fkt)1oc-ltii EH i
Zum grosa Hsrrgoct zVihlnsingc i
Sud arme Weiber tvmmi !
Und smnt mit Beut a und mit Singt-J
Sei Hilf in A sprach g nomina:
i,..D großer Herrgott z’Bil)lasing.1,
Hilf Du uns-L« baut se x1»’schria,
»Miar selber iönnet uns’re Manns
leut’,
Dis Riiapel nemmc ziai)!« —
Dom its-Der isch bei m Alta biieba.
T’Ma qrsib Ivia Ward-er mit
Des-H heni dia Weibrk net begrisfa
Von oi in, auf denn ma bat-It
«»J)r sind dumm g’nu(13!« saii end-»
I lich oina,
» Aar Herrgott ist o. Mtk
Und d’ Mann-sicut belset älle z’samma
Von ällem A’sang a I
Drum will e’ Ui’ cm Bootschiaq machen
M r went zuar liaba Frau !
H’ Ooi siedla gan, no wird uns-, g holsa,i
.T-enn dui ist wag miar au. ’««
Und iiiie sind mit ei’verstanda,
Und se hant S g Macht aso;
Osz g tzoisa hat, i tö t s net sage-,
Vielleicht ersahr e’ 's- noh.
—
« —- Des-hast Köchin i—als die Haus
frau die Küche durchsucht, ob sich nicht
ein Soldat darin Versteckt both »Im
meinen Fingerhut haben Madam noch
nicht ’keingeschaut!« «
———
Die alte Jungfer-.
VonFrancoisCovliek
Isietorisitte Ueber-setztqu vcn
Clotilde Achion.
I2--,I use-r an einem düsteren Novcm
bestem die Sonne zeigte sich deg- Mot
xzenv kaum eine Viertelstunde lang. Die
übrigen Zeit blieb es triibe Und kalt.
Vlllerseelem detentaq wie traus
rig klangen diese Worte!
Fräulein Tardif, die alte Jungfer
aus dem Dachstiibchcn, freute sich den
noch, als bei ihrem Ermachen ein Son—
must-kahl auf sie fiel.
Ilkiclleicht wird es heute noch schön,
dachte fie, um auf den Friedhof zu ge
lsci:.
Js: der Nachthaube und im Unterrork
besorgt sie ihre kleine Wirthschaft. Zu
erst wird Feuer angeinacht, dann holt
sie ein Töpsehen Milch, das der Por
ticr jeden Morgen aus die Strohmatte
nor ihr-e Thiir stellt.——Raiavoil, Jung
fer Tardifs alte Katze, sitzt aus den-Hin
terpfoten und starrt mit den grünen
Augen sehnsüchtig nach der Pfanne, in
der die Milch zu kochen beginnt.
Aber ehe Jungfer Tardis srühstiictt,
segt sie ihr Stäbchen nnd macht ihr
Bett-. Ek- sieht in den-. einzigen Raum.
den sie bewohnt, sehr nett aus. Ja, es
sind sogar einige Möbelstiicke darin, die
sich ein Saniniler bei einer Auktion um
keinen Preis wiirde entgegen lassen. —
Zum Beispiel das hohe nnd steisbeinige
Sopha aus grünem Sammet mit den
Bronze-Verzierungen nnd den Syhinx
Köpfen; dann der kleine Tisch aus der
Zeit Ludwigs Il4. Jungfer Tardif
ahnt dies alles nicht; sie weis-, nur-, daß
ihre Eltern diese Gegenstände vor ihr
besessen haben.
Alles in diesem bescheidenen Heim
verrath, daß Jungfer Tardif jeden Ge
danken an Koketterie ausgegeben hat.
« lelch sorglosc Unordnung in"derHäuL«
lächle-it des alleinsiehenden YJtadchengT
Hervorsiebende Schubladen die schlecht
schließen sind mit tausend Kleinigkeiten
angefüllt, und das ,,Devant« ans
grauem Haar, mit dem sich Jungfer
Tardif sogleich die runzlige Stirn be
decken wird, hängt an der Lampen
gioeke.
Dak- guleKind hat eben erst ihren Ili.
Geburtstag gefeiert. Aber klein. ma
ger, mit verweilten Lippen und hoh
leu Wangen macht sie den Eindruck ei
nie-J alten st«siiittercl;eiig. Nur die gro
ßen, irebmiithigen Augen erwecken noch
das- Bild entschnsnndener Schönheit,
nnd ler sanfte Bliel scljeini zu sagen:
Jel lialse gelitten.
Jlch ia, und Viel gelitten!
Bis-.- zu ihrem vierundzwanzigsten
Jahr hatte sie gliiellich und zufrieden in
irrer Familie gelebt. Sie half ihrer
Mutter in der Wirthschaft. —- Wenn
Beide zusammen ausgingen konnte
man ihnen das Glück von den Anaen
lablesen. Wie oft erröthete Fräulein
lTardif wenn Vorübergehende iie be
wundernd ansahen!
Ihr Vater, ein kleiner Beamter, war
unendlich stolz auf sie; er siihrte seine
Tochter zuweilen in’5 Theater, wenn
ihm ein Kollege, der in den Mußestnns
iden Lustspiel-: schrieb, Freilarten grav.
Er besuchte mit ihr auch kleine »Stü
reen,« ja sogar Balle. Wie gemiithlich
war ex da! Das Dienstmädchen in
der weißen Schürze erwartete die Herr
schaften auf der Treppe, um ihnen
Mantel nndSchirme abzunehmen, denn
oben war fiir solche Sachen tein Platz.
Drei Etuben waren aus-geräumt, in
denen cnun nach den heiseren Tönen ei
nes- Filavierpe tanzte. Wehe den zu gro
sie-! Tänzerin sie stießen niii dem Kopf
gegen die Hängelainpe deg Eszzini
mer! —
EH war an einem jener »gemiithii
then Abende,« als Blanche Tardis, die
itale daran war. zu den alten Jung-—
fern ges.—.t;l: zu irerdxn rni« ihren
setz-isten Augen das Herz Lnrien Barres
ais-. einer- z;:«::aoenlie·itcnint:—, er
ehe-ite- Efz war ein liebenswürdiger und
einfacher Eljliann der oke Ist-einig be
reit-I iiliersci·sr?tteii hatt-: lind im Regi
nient in seh: gutem Ansehen stand. Er
srllte nächstens befördert werden. Sein
offenes nnd freies Wesen hatte Blan
che sofort siir ihn eingeuoimnen. Ein
paar Walzen oie Beide an jenern
Abend ziksarkusien zietinzt Latier-» wa
ren das- aanze Vorspiel ihrer Verlo
bung, die einige Tage darauf statt
fand. Der Ofsizier besaß nichts außer
feinern Gehalt. So mußte denn Blau
che’—s Vater sich quälen und arbeitete
für die kleine Mitgift, die das :iiiii1"ci
riskhe Gesetz forderte. Man fiiate sich
in LIlEleQ Die Verlobten Ioaren sehr
aliietlieh und oerolaudcrten manch
siiße Stunde bei der Abendlainpc. Der
Vater hatte sich in seine Zeitran ver
tiefi, die Mutter war über dem Stri
den eingeschlafen, nnd im lauschixiften
Eckchen saßen auf jenem Sopha mit
den Bronzeverzierunaen und Sphian
töpsen Blanche und Lucien stillschwei
gend Hand in Hand.
Als der Krieg erklärte wurde, durch
schauerte es Blanche — sie zittert noch
heute, wenn sie an jenen Augenblick
denkt -—, aber Lucien ist muthia und
vertraut auf Gott. Nach demAbschiedg
kuß aus die Stirn seiner Verlobten
flüstert er ihr in’s Ohr:
«Jn Berlin hole ich mir meine dritte
Auszeichnung.« Das war der Abs
schied.
SeinName wurde nie mehr aenaniit.
Dahin aus eioial
Blanche wartete, weinte, hoffte und
ver-zweifelte Es kamen keine Nachrich
ten. Nichts-, gar nichts! Der Geliebte
war zweifellos getödtet und mit In
lderäi Leichen eingescharrt worden« Aber
« Wo .
l Wäre sie reich, schön und durch dieses
romantische Unglück noch anziehendek
is -- Blanche hätte vielleicht vergessen und
seist neues Leben beginnen können. Jn
iiljrer Welt aber meis; man, daß das
leiicl nicht zweimal an die Thür
·tlopft. So siigte sie sich in ihr Schick
,sal. Tranrig nnd von Schmerz erfüllt,
’saß sie nnn zwischen Vater nnd Mut
ter. Sie alterte mit ihnen, sal) Einen
nach dem Andern dahingehen und
nun stand sie allein da » mit ein Paar
Tausend Fraan und der ewigen Trau
er im Herzen.
Dass ist »die alte Jungfer aus dem
Dachstiibchen«, die an jenem diisteren
Morgen eine Tasse Milch mit ihrer
Katze getheilt, sich das falscheHaar aus
gesteckt und ihre Traucrkleider angelegt
hat. Netzt gebt das abgemagerte nnd
vergrätnte slliädchen tsie Voulevardz
entlang, unter entbtattetten Väter-ten
desn Fis-ri«l«:·iijorzwarnaiir W tro i«.«t«c
Eltern ruhen« Nin Tier finsteren Strafg
Telasxsbie bleibt Manche var eine-n
tieinen Laden stehen, dessen Kränze unr
Blumen fast das halbe Trottoir ein
nehmen« Sie will keine Blumen, die
nach einigen Tagen vertoelit sind Antl.
die Kränze aus Glasperlem die gemal
ten Stiesmiitterclpem unvergänglich
Liebeszeiehem diespnian ein- wir-»auc
uial aus die Gräber :,ri legen scheint
auch die mißsallen ihr. Sie hat einen
ganz besonders feinen Geschmack. Nach
dem sie lange gefeilscht hat —- xnan darf
ihr dass nicht iibel nehmen, denn sie
ist nicht reich —, lauft sie zwei Kränze
aus gelben Strohblumen, woran die
Verkäiiserin kleine Zettel befestigt init
der Arifschrift: »Für meinen Bater.««
»Für meine Miitter.« Sie hat beide
Kränze über den linken Arm genom
men und setzt nun ihren Weg fort, bis
sie endlich den Kirchhof erreicht. Sie
schlängelt sich durch die in Trauer ge
hiillte Menge, geht an den Gräbern
entlang. Vor denen ihrer Eltern bleibt
sie stehen und lear oie Kränze dann-i.
Blanckje spricht die Gebete vor sich hin,
die ihre Mutter sie als Kind gelehrt
hat. Nun steht sie aus und versucht, sich
Wieder durch die Menge zu drangen.
iim den Heimireg einzutreten Wie gr
iiiia und verlassen kommt sie sieh vor!
Die alte Jungfer denlt an ihre-n
Bräutigam, der seit sechsundzwanzig
Jahren todt ist . . . Ach, sie ahsnt nicht«
wo er ruht —-—s auf sein Grab laiiii ne
leiiie Blumen legen! .
Inmitten des Kirchhofe-?- befindet iich
cixie Saale mit der Inschrift: »Zur Er
innerung« Blanche aeht ruhig daran
larbei.
Langsain und ein ivenia vor-gebeugt,
geht sie wieder durch die finitereii
Straßen ihrer Wohnung zu. Unter
iveaxi lauft sie Brot nnd etwas Obst,
und vor ihrem Hause anaelangt.
iuelcte Verschwenduna -—-— einen Beil-«
chenstiausi für fünfzia Centinies.
Titachdein sie mit ihrer Katze gefriihs
stiiclt. stellt die alte Jungfer die Veil
chen in ein Glas Wasser. Sie b:tracl«i
trt den ganzen Taa die Blumen, die sie
nidn aus das Grab dee Mannes legen
toniitr. den sie allein aeliebt. Sie oth
niet deren siifien Duft ein« und so sei
ert die brave »alte Junaser« ihre »sa
lIerne Hochzeit« niit dem Schmerz!
Deutsche Brieftaubenvosien über
den See-im
Die Hamburg .- Aiiicrika - Linie
wird voiii nächsten Frühjahr ab ihren
Passagierdanipsern Vrieftauben siir
die Zwecke der lleberniittelung solcher
Meldungen mitgeben, die iiber Hader
rieii oder andere Ereignisse die Schiffs
fiihrer von hoher See an die Direktion
gelangen lassen wollen- Lsrs ist ja iu den
letzten Jahren mehrfach vorgekommen«
daß große Oreaiidanidfrr auf ofscnein
Meere an der Maschine Unsiille erlitten,
Tage lang Ver-schallen waren und alk
eiii Spiel von Wind und Wellen auf
dein Meere uinhertriebeu. Das Aug
bleiben eines iiiit zahlreichen Reisendeu
lesetztcn Schiffer- heunruhigt heut zu
Tage aller Orien, wohin die Nachricht
dringt. Eine Brieftaube durchflieg:
große Streiten in verhältnisiniäßig
kurzer Zeit; sie wird ideit früher die
Nachricht von einein Eschiffsiinfall ans
Land bringen, als ein Segler oder
langsam fahrender Frachtdainpfeiz der
das veruiiglijctte Schiff durch Zufall
getroffen hat. Die Zioeclinäßigteit sol
cher Maßregel leuchtet also-ein. Die na
mentnch von ecner franzomcycn wefeui
schaft Init Brieftauben angeftelltenVer
suche haben nun den Beweis geliefert,
daß ein fundamentaleo Hindernisz für
die Brieftauben, auch iiber die Sec,
deren endlose Fläche ihnen kein Erken
nungszeiehen bietet, ihre Heimatl) zu
finden, nicht vorhanden ift. Die Brief
rnnven können etwa Bello tm. iiber See
fliegen, da diese Strecke ungefähr der
Hälfte des Seeweges zwischen Europa
und Amerika gleichkommt, ist ein Brief
tanvendienst fiir den transatlantifchen
Schiffsverlehr möglich. Ein von Hain
burg nach Amerika gehender Dampfet
wir-) in den ersten Tk bis 4 Tagen deut
sche und dann in Amerika heimische
Tauben mit Briefschaften senden kön
nen. Da niemals eine Taube allein,
sondern immer eine Anzahl gemeinsam
mit derl gleichen Botschaft abgelasfen
werden, ist auch der Möglichkeit, dass
eine Tanbenposi verloren gehen könnte,
nach Kräften vorgebeugt. Es genügt ja
auch oft, wenn die Tauben ein unter
weng befindliches Schiff erreichen, denn
in den meisten Fällen wird dieses Hülfe
bringen können.
—.-.-—-—0-.-0
—- Druckfehler. Die Ordnung des
Pack-lassen von dein Bankier X. war mit
·
grogen Schim)äeriateitcn vertrittpr