Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, November 04, 1898, Sonntags-Blatt., Image 9

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    S o nnt VII-W
beilage des ,,lslnzeiger uncl lsewlcl«.
.k-«1.·. Windle Demut-achts- mmud Jslnuty Nebr» ok» ;. Nov» New No. m Margaan m.
kunn, willenlos-n mal
Gewerbe
Wie ans so vielen anderen Feldern
zuiy Gebieten hat sich die Chemie auch
M! Myktlten Wittungstkeise der Hans
stau, m der Küche, große Verdienste
erworben. -
Sie hat eine ganze Anzahl Zusatz
s nnd Hilfsmittel fiit die Hausfrau ge
tchalffem vor Allem aber sind die Ver
ien te hervorzuheben, die sie sich durch
Entdeckung der Fälschungen an NU
:ungss- und GenufZInittelti erworben
dat. Die moderne Chemie schützt uns
nicht nur aeqen schädliche Einsliisie auf
miseren Geldbentel, sondern auch ans
iissere Gesundheit nnd unser Lein-n.
·" II- slt It
tklsemie in der Tiiictsr.
V on M. Teufel-L
Jn den alleriiltesten Zeiten haben die
Menschen wahrscheinlich, oder sich-r,
nicht gelocht noch gebraten, sondern
unsere genügsamen Vorfahren Ler
; zehrten alles Eßbare roh, und set-eu
salls bildeten die Früchte des Waldes
isnd des Feldes ihre einfache Nahrung
Allein dies wurde mit der Zeit anders-.
TDie Menschen entwickelten fich; sie
lernten mehr und mehr sich die Natur
dienstbar machen, und so auch aus dein
Feur Nutzen ziehen. Nun konnten sie
ihr Fleisch und ihre Fische braten,
manche Früchte und Beeren wurden
durch das Feuer erst genießbar, und so
dereicherte sich ihr ,,A-iichenzeesel« und
die Gerichte wurden wohlschmeetender.
ie Anfänge der Kochtunst bestanden
also darin, Thier-— und Pslanzenstoffe
durch Rai-thun Braten und stachen
umzuwandeln nnd aenießbarer »in Ina.
chen. Die Kochtunst wuche- dann mit
. r Kultur der Völler, es galt bald
ticht mehr allein den Hunaer in siil
en, sondern auch den Gaume-n zu
·itzeln; es kamen immer mehr Zuaaksen
md Gewürze dazu. llnd heute. . . .!
Allein so einfach die alte Kiiche
war; einen Vorzug hatte sie vor rier
l.eutiaen, die Leute wußten tveitiqst-s:iö,
was sie asien, was wir in vielen Fällen
nicht bestimmt sagen tönnen. Ihre
einfachen Gerichte waren rein, von un
seren zusammengesetzten ist manchmal
jeder Bestandtheil gefälscht. Ja, wag
tann denn in meiner Küche verfälscht
sein, wird manche Hausfrau ausrufen
Jch will es schnell sagen, wenigstens ein
aar Beispiele anführen: Es tann ver
salscht sein die Butter mit Tala oder
"Ochsenfett, die Milch mit Wasser, der
sEssig mit Schwefelsäure, der Fleischer
tralt mit Leim, dae Oel mit Fisdh
thran, das Weizen-new mit Kartoffel
starte, der Zimmt itiit gerasvelten Ci
narrentistenholz u. s. w. Der Chemiter
Htcat nun die Aufgabe, Diese Falkchtin
An nachzuweisen
, Allerdings ist die Macht des ist«-eint
ters größer in der anorqanischen Welt
tbei Erzen und dergleicheni, aber wo
Retorte und Probierglägchen nicht
i: ehr ausreichen da besitzt der Christi
ter im Mitroftov eine gute Waffe-, die
tbereits urzähliae Falfchungen an dac«
sTageglicht gebracht hat. Se- ist eiz
»unter dein Mikroskop leicht zu site-n
nen, ob eine Mehlsorte durch andere-J
Fehl verfälscht ist, weil die Startetiir
S « —
rchen der einzelnen Arten gan; ver
·iede:i sind.
Sehen wir uns nun die Verfasctmn
gen, welche die Chemie an dac« Tages
licht gezogen etwas genauer an.
Eine Speise fiir Vlrm und ktteietk ist
das Brot« welches aus die Dauer wohl
niemand entbehren lann. Ein so riet
gebrauchter Artitel wird natiirlich amt)
viel verfälscht Sehr verbreitet war
»in früheren Jahren die Versalschuna
durch Alaun. Diese-z hat die Eigen
schaft, dem Brote, welches aus schlech
tem Mehl gebaelen wird, eine schöne
Farbe Und eine glänzende Kruste zu
geben. Jst der Zusatz von Atmen
groß, so ist das Brot sehr ungesisnd -
und lann besonders fiir schwiichlichz
Personen verhängnifwoll werden. Jst
tantreich wurden eine ganze Anzahl "
Mieter bestraft, welche um ein schönes
Aussehen des Brotes zu erzielen,
1
Nuvservitriol Zugesetzt hatten, tooostrcts S
aonze Familien ertrantten. Viel harxn t
loser, toeniasteni nur dem Geldbentel i
ichridlich sind die Versälschnngen durch Z
Wasser nnd durch Kartosselntelti. ikin
Bärten der feinen Brotteiche zu viel
Wasser ziiset3t, vertanit eben Wasser
für Brot nnd die Verfälschnna wird
mehr betrieben und macht meltr ane,
es man deuten tann· lsin Zusatz Un
Rattosfelmehl iit der Gesundheit nicht
schädlich, ist aber Bein-a
Ebrnso verbreitet als; ·Jtaitrtttta3
tnittel tote dar- Brct ist die Milch isno
sie wird auch ebenso, wenn nicht noclt
stärker verfälscht Lllltatan iit die
Verfälsclnng der Milrlsv niit Wissen
trotzdem gerade hier die Polizei sctsarf
einschreitet, die zu diinn liesunbene
tilch in die Ninnsteine schiittet und
, it Milchvantschet bestraft. Trotzdem
lbleibt der Brunnen die einträglictins
Kuh siir die Milchvertäuier. Die Tes
siilschunq der Milch ist ziemlich schwie
rig nachzuweisen, weil ibr Gehalt, anrti
der Wassetaebalt, vielfach wechselt
Gute Milch soll liaben 85 Procent
Wasser, 4 Procent Kösestosf, 4 bis 5
Procent Fett, 4 bis 5 Procent Milch
snckey lsz Procent Salze nnd 1s2
Procent Ein-riß Jch sage aber dabei
»ste- soll«, denn ich habe reine Milch di
""rctt von der Flnli untersucht, die ljsl
Procent Wasser hatte und doch nicht
tm cht war. Trotzdem ist in vielen
roh ödten ein Marintaltoassergeltalt
stimmt, und wird Milch, welche mehr
Wassergehalt hat, als eine Fälschuna
angesehen. Um eine zu starle Ver
diinnung der Milch zu vertuschen, wird
Stättemehl, arabischer Gummi, sogar
Seife angewandt. Zur Entdeckung der
llJlilchfälscher sollte die Chemie noch
stärker herangezogen werden, denn eg
ist die verwerflichste Fälschung, da der
Tod vielerKinder ihr allein ziigeschrie.
lserl werden muß
Noch melir wie die Milch selbst wer
den die Produkte der Milch verfälscht
Das; die Butter mit Elllöhrensaft und
dergleichen unschädlichen Siibstan,;en
gefärbt wird, betrachte ich nicht einmal
alr-, Fälschung da das Publikum
,,aelbe« Butter verlangt, auch wenn sie
infolge der Futter- nnd Witterung5
verhältnisse weiß ist. Offenbarer Be
trug ist dagegen die Verfälschung mit
Fett, besonders auch mit Margarinc.
Von I·52 Butterproben, die an einem
Tage auf einem Marlte getauft wur
den, konnten wir in 27 ssremde Fett:
in größerer oder geringerer Mischung
feststellen. Ein befreundeter C.l)einiter,
Herr Dr. (krhard, beschrieb mir einen
Fall, wo die Butter mit Kieselsteincn
verfälscht war. Diese wurden fein ges
pulvert, durch chemische Behandlung in
ein leicht löslikhrs Sililat verwandelt
und dies der Butter beigemischt
· Beim Käse geht die Versälsclumg
ins-« ungeheuere, manche Fabrikanten
iijllen in die Käsebottiche hinein, wac
i·icht Namen hat, und den Gestank, der
eng dem manchmal etelbasten Gemisch
i·:asch entweiht, nennen die Fein
schmecker pikant. Hier den Verfälsch
ungen nachzuaeheii, toiirde zu ineit
fuhren, nur sei noch erwähnt, das; ne
trsissentose Fabrikanten ihn, damit er
ron Fliegen verschont werde, mit arse
nitbaltiaem Wasser besprengt haben.
Der Kasse-e muß bei den Fälschern
aanz gewaltig herholten, und diese
Falschungen haben schon manchen reich
gemacht. Wer gemahlenen leaifee
taust, er maa Gesundheikstassee oder
noch so schön heißen. ist gewöhnlich von
vornherein schon betrogen, aber wer
die Kasieebohnen selbst mahlt, ist vor
Betrug nicht sicher. Gar viele Rasse-e
rot-neu sind niemals am Kasseestrauche
gewachsen sondern ans Cichorienivur
,««el und einem klebrigen Bindeinittel zu
,,.ttasseebohnen« aepreszt worden. Vor
einigen Jahren aber ging eine Nach
richt durch die Zeitungen, wonach eine
österreichische Firma »Kasseebohncn’
aus Kasseesatz, Siiaespähne, sie-nahte
nen Flassee und einem Bindemittcl sa
brizierte und diese seine Sorte nach;
Russland und Polen rein, nach anderen H
Ländern in Mischuna vertaufte. Un ;
aeröstete Kasseebohnen preßt man aus s
Jkkoaaeninehl in täuschend-er Echttseit
lJtur mit Mühe konnten wir eine vor
aelegte Probe von echten unterscheiden,
doch lösen sie sich im Wasser auf.
Natürlich kommen auch die lsltoto ’
ladenliebhaber nicht unaeschoren fort,
sondern die meisten Sorten haben eben
den Namen Chotolade, und ihre Ver «
schiedenlseit besteht vielfach darin, das-,
sie eben verschieden gesälscht sind. tin- s
tersuchunaen haben ergeben, dass Cho- I
loladeustsrten bestanden aus Hanunel
sett. schlechtem Zucker und Hüllen von
Makaobohnen Alle Ssorten von Mehl, I
besonders auch FiartosselmehL selbst
Erde und Säaespälme sind darin nah
gewiesen worden. Viele Ehotoiaden I
sind mit Oler aesälscht. Steht aber I
Gesundheitgchololade aus den Parteien,
so ist doppelte Vorsicht nothtvendi«1,
damit sie nicht das Gegentbeil von dem
ist, was sie sein soll, und der Name
Gesundheitschokolade nur andeutet,
daß sie der Gesundheit schädlich ist.
Zu Kassee nnd Chokolade gehört sich
auch ein Stückchen Zucker und dieser
ist, wag Fälschuna angeht, nicht zu
rück geblieben. Zu tvarnen ist auch hier
wieder vor dem Anlauf qepnlverten
Zucker-T Dieser wird am meisten vers
fälscht, weil er am leichtesten zu ver
säljchen ist, und von 100 Proben sind
sicher 90 verfälscht. Chemischc Unter
suchungen ergaben Fälschungen durch
Milch-Jucken Stätte, Gabe-, Mehl und
Sand.
Bei einem Kaufmann liefen eine
ganze Anzahl Klaqu iider schlechtes
Speiseöl ein, eine nns seine Veranlas
sung ausgeführte Untersuchung ergab,
laß dem Smiseöl ungefähr lstt Fisch
tlunn beigemischt war. Eine Hausfrau
llaate mis, das-, ilsr Essig Messer uan
Gabeln in unqetvohnt starker Weise an
preist Mir kam der Geruch verdäwiir
vor, daher setzte ich einem halben Wein
pmss voll Essig einen halben Eßlölsel
Cnlorlmrium zu, worauf der Essig stets
gleichsam in Milch verwandelte, so
start fiel Schwefel aug. Der Essig
war mit Schwefelsäure verfälscht
Also Butter und Brot« Kassee und
Zucker, Milch und Chotolade, Essig
und Oel, Käse, Fleischexttatt, Seni,
dazu alles, wag in geriebeneni oder rie
stampftem Zustande getauft wied, kann
verfälscht fein oder ist verfälscht Al
lerdings müssen die Fälscher sich von
Jahr zu Jahr mehr und mehr in Acht
nehmen, da die Chemie mit Brot-les
l
l
Brücken-ou über den Jrnjssci auf der Tratsosivirismcn (f-is(nvaim.
ziiag und Mikroskop ihnen immer mehr
und mehr auf Den Leib rückt. Dass
ift in Verdienst der Cyemie, welche-J
nich lanqe nicht hoch qenuq ungeschm
pen wird.
II- Ik Ist
csmngsivirisme Eisenbahn-.
Von J. Woehdc
Im Jahre 1893 wurde der Bau der
mittelsibirischen Bahn TomSl-Jrkuti-k
in Angrisf genommen, 1l D sollte er
beendet sein. Doch schon 1894 wurde
zine kürzere Bauzeit vorgeschrieben,
wonach die Eröfsnung dieser 1754
Werst langen Theilsikeete der Sibiri
sei-en Bahn bereit-I im Herost lkips en
erfclgen hatte. Am ST. Juli d· J.
hatte die Schienenlegung Jrkutsk er:
reicht, und am 14. September tunnie
die Bahn dein Verkehr übergeben wer
Lin trotz der maßlosan is!v·erigkeiten,
die sich oer Aussiiinrung des gewaltigen
Wertes lsnidernd m den Weg celkekft
hatten. Hunderte Vssn Wessr stilsrt die
neue Bahn durch unwegsamen Tit-nun
und Sumpf, wo inr Sonn-ice Wolken
Von Mücken, Niveauin unr- anderen
geflügelten Plagen-erstern die Islrtspitcr
zur Verzweiflung drein-sit Nie-di sel
ten trat auch Mai-get auLcsseuestnitteln
ein, deren Ergänzung su oen unend
lichen Emöden nicht so leiern zu Dem-til
sielligen war, so dass eine Wege-wonan
che Energie dazu aelkijmy die Arbeiter
eolonzien zu hilder und sie dann ann)
einigermaßen zusc-cmuerrzulialten
Der schwierigste TThcii ves- Baker
war die Ueberoriisltsua der von der
Bahn zu überschreitenden Flusse unz
Ströme· Diese ll-Js.---Lniis.si:nnen muss-—
ten recht-eilig vollen-es sen-« da tin-r
von der Nachsckyuv der Bau:n.:teri-.«:l:m
und Gerätne abikT :·«:;. DEe HEustellnng
des Materials dauerte um so längst,
je weiter sich der vorschreiiende Bau
vor- Europa eniserntr. Zwischen
Toinst und thuth muszie man an
sangen, skch mit Rohmaterialien zu be
l)elsen, die sich an Ort und Stelle san
den, vor allem das schwer zu besclmss
iendeEisen siir die Brückenvseiler durch
Holzlvert ersetzen.
Von sammtlntsen Bruan zwischen
dem Ob nnd erttitizst ist die iiber den
Jenissei die größte Der Jenissei ist
nicht allein einer der tvasserreitlrsteik
sondern auch einer dei· reißendsteu
Ströme in Tibirien Jzit den LULona
ten April bis- Juli und im November
niälzt er solche Wasser-nassen daher-,
das; in dieser Zeit von Strombaiiten
leine Rede sein kann, die sich daher aui
die Zeit vom August bis October und
auf die Wintermonate beschränken
lniissen.
Jcn Sommer 1895 wurde mit den
Vorarbeiten zur Ueberbriietung des
Jenissei begonnen, hierauf der Bau
t«lan in St. Petergburg ausgearbeitet
und stückweise nach Kragnojargl ge
sandt. Danach wurde die Breite des
Stroms um etiba 110 Metr· einge
enat. Die Brücke hat eine Gesammt
länae von 915 Mtr., ruht aus fiinf
siins Strom- nnd zwei llserpseilern
und bildet sechs Spannungen von je
14:—: Meter.
Jm Herbst 1896 wurde mit dem
Bau der zenisseibrücle begonnen, wo
kei Holzcaissong zur Verwendung ge
langten, deren Versenkung mit Hülfe
von coinprimirter Lust betoertstelligt
n-nrde. Noch ehe der Eisaana im
Frühjahr 1897 den Arbeiten ein Halt
gebot, waren in dem voraufgegangenen
Wintek die Ufer-— und Sironrpfeiler in
der Hauptsache vollendet. Um die Leute
wie die Baumatcrialien Vor der bis
unf 45 Grad steigenden Winterläite zu
schützen und den Fortgang der Arbeit
zu sichern, waren freilich an den kälte- «
ften anen bis zu 200 Cubilmeier
Holz verheizt worden.
Der Sommer 1897 brachte eine sehr
schwierige Arbeit, die bisher beim
Brückenbau im rusfischen Reich noch ;
nicht vor-gekommen war, nämlich die I
Vertiefung der Sohle bei zwei Strom
pfeiLerrL lfs handelte fich dabei unt
eine Untergrgbung und Unterutaue
rung von meln als 6 Meter Tiefe,toa-:—
nun ohne den felnitzenden Mantel der
Egissond bewcrkftelligt werden mußte·
Die schwierige Frage der Ientilation
wurde dabei in der Weise gelöst, das-, -
zeitweilig durch einen der beiden
Schachte frische Luft zugeführt wurde,
während der andere Schacht die ver- «
dordene Luft ableite-te. Das Unter
graben und Untiertnauern wurde zu
erst arn Umkreise der Pfeiler, zuletzt in «
der Mitte der letter-est guggefitlkrt
Unter Anwendung eines von den! i
tsrbauer der Briicte eingefiiltrten, feltr
einfachen Sdftettts,da-3 bereits auf fiinf
andern Brücken der tnittelfibirifclten
Bahn erprobt worden war, wurden
die Etfenconftruetionen gu Ort nur«
Stelle geschoben, wobei ein hölzerner
Lcr flraa von ungewöhnlicher Groß-:
treffliclxe Dienste leistete. Derselbe
Librrragte um mehr glg Jst Meter die
Schienentöpfe und ltntte eine Breite
von 44 ;Us’eter, war alser trotzdem unt
Lisirlttigteii zu lewegetr Vertnittelci
dieses- gignsttifcdcn Ftrgng tonnten zu
gleicher Zeit je drei Spannungen non
tirt werden.
Von Den iibrigen Briictenbguteu der
ntittelfibirifcben Bahn mögen noctk die
iiher den Tom, die Bjelaju und dir
Ctit«t, letztere beide linlsfeitige Neben
fliisfe der Angarg, Erwähnung finden.
Tic 187 Meter lange Bielajadriiizte mit
vier Spanntveiten wurde am l. Ijiärz
d. J. begonnen nnd fclwn ant l. Juli
rsern Betrieb übergeben An der Stint-«
mitte, die bei 146 Meter Länge drei
Stsattnweiten besitzt, wurden die Caif
sonarbeiten am 15. März in Angriff
genottttnett, und bereits atn 22. Juli
konnte auch der Vertelir Tiber diefe er
öffnet werden.
q- -I- »
Fiir Herstellung von Vorrichttmaen,
bit die Bestimmung haben, bei Schiffes
tatastrophen den menschlichen Rot-per
iider Wasser zu hatten, spielt natiirlich
dass specifische Gewicht ver dazu ver
wandten Substanzen die wichtigste
Rolle. le meisten wird für diese-n
Zweit der iibliche stott, die Rinde der
Fiorleiche, benutzt, dessen specifisches
Gewicht l),:z4 ist. Eine andere seiir
leichte Substanz ist das Hollundermart
Init einem specifisch-en Gewichte von
»,0f), und schließlich Nenn-erbaute De
ren specifisches Gewicht l),1betii1«gt.
Nun hat man tiirzlich gefunden, das;
das Mart der Sonnenblume noch be
trächtlich leichter ist, als die genannten
Substanzen, da sein specifischecs Ge
wicht nur 0,028 beträgt. Die
Schwimmtraft des Horte-, zeigt ein
Verhältniss von 1 zu 5, das der Ren
tierlmare von 1 zu 1(), das Mart der
Sonnenblume dagegen vonl zu .-5,
das heißt das von ihm verdränqte Bo- -
lmnen des Wassers ist Unmut-dreißig
mal schwerer als es selbst.
Dir Londoner ginarciiiilkip f
Gemeinde ,
Von Gustav U rauft-.
Es ist eine offenkundige Tit-othele »
daf; die Hälfte der Politifclfsen Morde 1
isnd mit Sprengftoffen anggeiibteti f
Echandthaten in Sohn, im Westendef
Lcndong, auggeheckt werden. Anat-i
cisiften jeden Grade-H und jeder Natio- ;
nalität suchen und finden hier eine ·
ftetg offene Zufluchtgftätte Viele von I
iynen sind JFiuanimge, die in ihrem
Geburtglande ihr Leben vertvcrtt ha
tten. Aber im freien England wird
ihnen Hülfe und Unterstijtzung, und in
den ArtsländerVierteln London-H die
die Tummelplätze des Augivurfeg aller
europäifchen Länder sind, werden sie
ron ihren Landsleuten und Mitver
fchtoorenen mit überschwänglichan
Freudenbezeugungen bewillkommt.
Auch Lucebeni, der Mörder der Raika
rin Glisabeth war in den annrchisti
schen Kreisen Londoncs wohlbekannt.
Er gehörte während seines kurzen Lein
deiner Aufenthalt-, dem Cluh »Unte
noniie« in Verm Street, Trittenham
tsrsnrt :Rond, an.
Die Ltnnrchisten de-: Ostende5, unter
deren dnS gerinauisehe Element jäher
Ioiegt, sind im Grunde nur Feuern-e
ter. deren Ettateten in der Luft verpuf
fcn. Die wirklich gefährlichen Uni
stiir,;ler, die nicht davor Zuriickfchrecterh
ihre Fluche und Drohungen in die
That umzusetzen, find die Annrchistexi
im tvestendifehen Sohn, deren Reihen
dr-1nehmlich ani- luteinischein Element
- - Franzosen, Spaniern und vor til
len Dingen Jtelienein - zusammen
i.esetzt sind.
Das Ostende beherbergt die Passiv-c
«4;i«otingandn, die sich in Stirmähredcn
argen die Gesetze dieser und jener Welt
heiser schreit, - der-:- Westende die at
tide· die ihre Hände in Blut tau.tft.
Jn Sohn, diesem trüben und ge
leimniszvollen Stadtviertel mit seinen
ichinutzigen Schlupfwinteln, seinen
nicht allzu sauberen Cnfeg und Restau
innts, seinen verdächtigen Hotelg und
übelriechenden Lebensmittelläden be
kriegt sieh der Anarehist im Vollbewuszts
sein und im Vollgennß seines Privile
giuing als gesetzlich geschätzte-r Vertrie
ter deg organisirten Mordes. Hier
lsaust dieser meist zottig und schlauivig
aus-schenke Geselle, hier sitzt er in fei
Iicm Stgiiiiti:Cafe heim entnervenden
Qitsinth und mit der unvermeidlichen
Cig.1rette, hier lungert er an den Srrn
sieneeten herum, wo er Artigleiten mit
eepuderten Halbmeltgdamen ausz
rauscht, denen allein der Vorzug zu
Itieil wird, nicht von ihm gehaßt zu
werden. In gewissen Schentstuhen, it:
kenen sich allerlei internationaleg tjsje
siudel zusauunenfindet, ist er ein in
teressanter und heliebter Gast. Seine
Eturinreden gegen Gesetz und Ord
nung und gegen alle Einrichtungen Der
gesitteten Welt met-den hier mit wah
rem Heißhunger verschlungen nnd mit
schlechtem Bier und Schnapg hinunter
aespiilt qiatiitlich versäumt er nie-Si.
s.d) deg- Libenlsg zur gebotenen Stunde
in: izlnarchistenclub einznfinden wo
ihm die Parole siir seine Thiitigteit er
theilt wird, die entweder im Proselni
tenmailun oder in einem »besonderen
Auftrag« bestehen mag.
Seit einiger cZeit hat die Anarthi
stengetueinde inSoho sieh unzweifelhaft
mit wichtigeren Dingen zu beschäftigen
gehabt, als einfach Rekruten zu weiden
und sich die Theilnahme zukünftiger
l————
Bombenwerfer zu sichern. Es ist eine
Thatsache, daß die anarchistische Ko
lonie sich neuerdings in außer-gewöhn
licher Aufregung befunden hat, Und
daß verschiedene Mitglieder derselben
sich ganz ungewöhnlich freigebig und
rerschwenderisch mit weltlichem Besitze
zeigen. Vor einer Anzahl von Mona
ten erschien Enrico Malatesta, der be
kannte Führer der extremen Abwei
lung der That, dem die italienische Po
lizei den Boden zu heiß unter den Fü
ssen gemacht hatte, im Londoner anar
clsistischen Feldlager, und es wurden
viele geheime Versammlungen abgehal
ten, in denen dieser erbitterte Feind
der gesellschaftlickjensOrdnung eine her
vorragende Rolle spielte. Bald darauf
wurde ein Attentat aus den König von
Italien begangen. Die junge Königin
von Holland war bereit-H vor zwei Mo
naten in das »Todesbuch« eingetragen
sich die ihm gerade in den Weg kom
mende lmgljkckkkche Kaiserin Elisalieibv
zum Opfer ausfindig war ukfpkjinsp
lieh der Auftrag geworden, den Herzog
von Orleans zu tödten. Aber ec
bxauchi kaum erst darauf hingewiesen
zu werden, daß die Ermordung Des
Herzogs jedenfalls nur eine Nunnner
in dem düstern Programm dieser gluts
dürftigen Rotte bildet, und daß, sofern
die Behörden nicht die größte Wach
sumkcit iiben und jede nur mögliche
Vorkehrunggmaszregel treffen, dieWelt
durch ein-:- Reihe von politischen Mor
den überrascht werden wird, die alles
bis-her Geleisteie in ers;h·reckender Weise
In den Schatten stellen würden.
- - ——x
Dic Sprache der Finger-neigen
Rechtgbändige und linkshiindige
Menschen kanr man obne Weiteres
meistens an der oerfchiedenen Ent
wickelung der Hände unterscheiden,
indem bei den Ersteren die rechte, bei
den Letzteren die linke Hand größer i ft
als ihr Bruder auf der ander en Seit-:
Diese Unterschiede sind aber nicht so
bedeutend, daf: sie sich in allen Fällen
leicht nachweisen lassen, dagegen gibt
das Messen der Nägel an beiden Hän
den merkwürdigen Resultate. sei ei
nem Menschen, der vorzugsweise die
rechte Hand gebraucht, sind die 7yinger
nägci an dieser stets länger als an der
linken, was ganz genau durch eine
Messung der Länge der «3eite·«:riinder
festgestellt werden kann. Ferner sind
auch die Nägel an der meist benutzten
.:,and merklich breiter als an de r an
deren, namentlicli am Dauuei n und
am Zeigefinger, wo der Uniershied
1s2 bis 2 Millimeter erreicht. Bei 100
Rechtghändigen wurde durch Ettlessung
diese Thatsaelke nachgew: est-n, triibrend
bei )Lin!:i l)a·ndige:i die Lliiiael d-r lin
ten Hand l)rerseii:3v du: cyiveg breiter
waren. Lljtan könnte alir nach diesem
Verfahren nost- an eine-. Leiche seststel
len, rle der Todte in seinem Leben
reit tg cder tinle liänoig konr, nnd diese
.Jiöglichleit durfte fur gerichtliche Ent:
scheidungen zuweilen Von Bedeutung
sein. Die Sprache der ,s,-iiigernjigel
sagt nncs aber nocd weit mehr. Je
schwerer di-: Handarbeit ift, die ein
Menseyzn leisten bat, desto größer
wird der Unterschied in der Größe und
Breite der Nägel beider Hände »in.
Außerdem sind abgevtattete Nägel fiir
barte Arbeit cl«.a1a!teristisct), denn das
Vlbplatten derselben gebt mit ihrer
Verbreiterung Hand in Hand; Daher
sind die Fingeinäael auf Der rechten
Seite geioökxnlich aucb Viel blatter alr
die der linle!1. Mit Recht werden diri
balb getoiitbte Nägel als ariftokratisch
oder wenigsten-«- al5 ein Zeichen einer
Vermeidung schwerer Handarbeit be
trachtet, man findet sie jedo t) piuch bei
vielen Naturvdlkerm Negern und Ja
vanefen z. B, teren Nägel sich gerade
in durcb die Feinbeit ibrer Ränder nd
ilfre sclsijngebdgene Gestalt auszeichnen
Diese Voller aber liefern ailich mehr
Arbeiten, die tslefeljicllichteii al 5 solche,
die straft erfordern Platte rder ge
bog-Im Nägel scheinen also nicht, wie
Von i:«.ancl)en Gelehrten gemeint :.1-rdc,
kliassenabzeichen zu sein. An Ton Hän
den der Kinder sind die Nägel Hirtenbu
lirb eingebogen und auch platt bei ber
sl iedenen terantneiten treten Verände
rungcn der neiget e«:, bei Scdiiidsuclst,
rioniscber Lungenentziindung rci
leaufucbt etc. Die tlntersu iede der
Lliiigel beider Hände bleiben aber auch
kenn noch erkennbar
.-— ,
Zur Reise des deutsan steifer-H
nach Palästsna wird ans Benrut ne
schrieben: Es ist nusgefallen, daf; den
deutschen Trudoen bei Gelegenheit der
«ltnlästina-Reise des Kaisers Tropen
nnzng vorgeschrieben wurde. Für Nei
sende tann nur drinnend empfohlen
werden, don October ab recht warmer
nnd wollene Sachen t11itzitnehtnen;
denn wenn es in den Kiistenstädten
Just Kaise, Blnrnt aucti noch anne
nelnne TageLTemperatnr qiebt, ist jin
Innern Palästina’s eine recht eindsinds
liche diiihle ooni October ab bewertan
Dasselbe gilt sirr Damascus nndBaJl
beei, die dedultend iiber dein Meere-;
spiegel liegen. Jin October beginnen
die Regen, die Stürme nnd die schlechte
See l)ierselbst, nnd ist es deshalb nur
dringend zu wünschen, daß ans der
Himmel während der ganzen Reise
Flaiserivetter bescheert. Das Wonnen
in Zeiten liat seine starken .ch;-:!ttensei-s
ten, besonders in Palästina: das Jas
fasieber nnd die Malaria in vielen
Städte-n dieser Provinz sind Itsrriichtigi.
Wen das Fieber erreicht, der möge das
beste thun-, nämlich das Land sofort
verlassen. Der Klintalvechsel macht sicb
dann sofort bemerkbar. Bemnt Usd
Kaifa sind scbr gesunde Städte und
bieten Luftderänderung auf dein Car
niel bezw. Libanon in deutschen Hotels.
Der lebhaftere Verkehr macht sich be
reits geltend. Von Konstantiriopel sind
die ersten Pluderhosen eingetroffen, es
cst albanesische Garbe. 4 •• • • ' • " J