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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (Nov. 4, 1898)
Das zweite gesucht anA.Bnener.. Es war eine finstree Dezembernacht, der Wind umheulte das auf einer klei nen Anhöhe gelegenc Hurenhaus des Nitterguts Katarinowo, das meinem Schwager gehörte. Die Pappeln und jzochftömmigen Tannen, die das Haus umgaben, uchzten und stöhnten unter der Wuth des Sturmes. wie Menschen Hier einer großen Sorgenlast. Wir saßen im gemüthlichen Wohnzimmr am großen Familientifcbe und vergol dcjen Aepfel und Nüsse, vlauverten bei-: ter, tranken Tree und wanderten ao und zu an einem selbstgebackenen Pfef serluchen. Wenn ich sage wir, so meine ich damit meine Sch:rester, meinen zweitältesten Neffen, einen Knaben vor IS Jahren, LbirsSekunouncr des K. Gymnasiumsy der zu den Ferien nach cis-se gekommen war· und Meire Wenigkeitz die briosn jüngsten Kinder, liebliche, blonde Märchen von sieben und echt Jahren, schliefen schon läng«t friedlich in ihren Bei chen und träum ten von dem liebe-r Christlind das in wenigen Tagen seinen Einzug kalten sollte. Mein Schwer-er und rer älteste Sehn des Hauses, ein frischgebackener Lieutenant, der seinen ersten Urlaub bei den Eltern verlibte, waren zu einer großen Treibjagd auf ein zwei Meilen entferntes Gut, in unserer Prooiiz nennt man das »in die Nachbarschaft« gefahren. Wir warteten nicht etwa ans ihre Heimkunft, denn darin waren di: Herren unberechenbar. Auf di: Jagsden folgte bier gewöhn lich ein großes Essen uno auf dieses für die älteren Herren ein Soielclsen und für die jüngeren e«n fröhliche Tanz, denn meistentheils fanden sich zum Diner noch rerschie:ene Schüssel jäaer mit ihren Damen ein. Es lanr also ganz darauf an, wie sich Unsere Nimrode anrüsirtem wir hatten schon erlebt, daß sie sogar die frühen Mor genstunden dazu zu Hülfe nahmen. Meine Schwester wollte aber gern alles für den Christbaum vorbereiten, der am anderen Tage geschmückt werden sollte, um dann bis zur Bescheerung in den Saal gestellt zu werden« Des Tages störten uns die beiden kleiner Wildlinge, auch nxußte noch Kuchen gebacken und eingeschlachtet ire den, Und so kam es, daß wir bis tief bin ein in die Nacht saßen. Der Gute-näch ier machte die Runde, auf einer lleiien schrilltönenden Pfeife die Sandenzabl angebend. »Schon zwölf Uhr", sagte meine Schwester, leise gähnend, »ich teilt-, wir lassen uns ten Rest der Arbeit für morgen Abend und gehen schlaien." »Nur noch diese beiden Apple laß mich ergoloen. Miitterchem dann zieh ich Traht«, rief mein Reife eijrig »du dieses Wetter«, schüttelte er sich. ,,ch möchte jetzt nicht unterwegs sein.«« »Ich auch nicht«, pslichtete ich bei und trat an das Fenster, in den Bor garten hinaus-schauend. War auch k in Mondschein, so verbreitete der hochlie gende Schnee doch genug Heiligkeit, um die dunkle Gestalt des Möcht-E der in seinen Schaf-Hoch gehiållt und exe folgt von seinem Lsunze nach dexn Wirthschaftshose schritt, deutlich erleu nen zu können. Der Wind war zu einem förmlichen Orkan ausgeartet, er rüttelte an ren Fe istern und rer schwe ren eichenen hausthür wie ein zornigee Riese. der Einlaß belehrt Ein großer, trockner Ast brach von einer Pappel und schlug an die Scheisem daß diese laut klirrten; es dröhntY sauchte un: ächzte in den Lüften, und eine ausze scheuchte Eule liess plötzlich ihr schauer liches «lomm mit, komm mit« leben-— Aus einmal stand, wie hingeweht, ce: dem großen Reisenplatze dicht ror inspi nem Fenster eZnMann mit einerLaterne in der hand, er schien etwas u suchen, und mir war es« als ob er si bemü.)e, eine Spur aufzufinden. Es mußte der Jnjoektor kein, drr vielleicht Diebe verfolgt-U und ich ivun derte mich nur, daß bei dem Mel-en des Sturmes d"e Laicrne nicht erl.sch, f n dern ein ruhigeå. tell-es Licht ve biet tete, mit einem eigentliiitnlich gränu Schiiiimer, extra wie das weisslich-« licht. Jetzt richtete sich der Mann zu seine-: vollen Größe auf ind lkob rie Latern: mehr zu seinem Gesich i empor icik seid mir voll zulelrend. Jn der helle n Bei leuchtung erkannte ich keuxtih mein n Schwager, auf seinem Gesichte lag der Ausdruck einer fuichgbaren Angst, eine un eheuren Schmerz s und über sei-e re te Wange ricse te lcnjsam Blut ch wollte meine Schwester und meinen iessen herbeirufen, alter ich hatte lei: nen Ton in meiner Kehle, ich mußte auf einen Moment die Augen geichlosfei haben. um dies schreckliche entke ens starke Gesicht des sonst so fröhlkem ov vialen Mannes nicht mehr zu ie- e:1 n als ich wieder hi.blielte, wo er Ioeben gestanden, leer — Licht uns Gestalt verschwunden, wie von der Erde verschlungen. Unabweisbak hatte ich das GeiiilL den DeimtSehrenden ist ein Unglück be ie find bei dee herrschenden Finsternis auf den See gerathen unt dört ein edrcchem Der Schwaget sucht mit Hülfe der Waqenlaterne eine Spur Z nimdem die nach dem Lande führt. ie ich darauf lam, daie Rombinci tton zu machen, ich weiß es nicht aber sie durch uckte blitzschnell mein Ge ira, und ich Saite nur das eine Gefühl, so schnell wie nur möglich zu il) er Ret Buxåztå eil en. Juwemger als einer We uade war dank und hof alae M Wie ich ei möekich mochte, in io tu tLdie mitten in der s t- Entsinnst-ji se M des U wich ..«W te ists-st räthselhaft, aber mein Ruf, die betten sind auf dem See verunglückt, machte sie Alle willfähtig, Niemand fragt: mich, woher ich dies wisse, sie schauten in mein fchreckensbleichejs Antlitz und fügten sich ohne zu murren meinen Anordnun en. Mit Steinen, Leiter-. txnd Stri en beladen letzten wir uns Alle. der alte Gutsinspettor, metnNes : und ich an det Spitze, auf einen et.ig angespannten Leixettoagen und fahre-« in tasendem Galopp davon. Nach etwa zehn Minuten lag auf der echten Seite des Weges die leicht zugefrorene, fchneebedeckte Fläche des Sees ver, ode: vielmehr unter ung, denn der Wen lief biet auf einer Hochebene dahin, dieselbe fiel in einer Lange von etw 200 Schritt schroff nach dem See hin ab und war diese gefährliche Stelle durch eine Var riere geschützt. Die Fahrstraße war aber ier sehr breit und hielten sich die Kuts er in der Nacht gewöhnlich auf der linlen Seite, das wußte ich aus Erfahrung, war ich doch selbst oft genug bei Tag und Nacht diesen Weg, der gleichzeitig nach unserer Krzisstadt führte, gefahren. Es trar also nicht anzunehmen, dasz hier etwas rassirt sein konnte, meine Angst gilt jener Richtung der Straße, die hart an ten Ufer des Sees dahinsührte, verwün pelte Weiden bezeichneten zwar dieselbe, aber wie leicht tonnte man bei finsterer Nacht und Schneetreiben auf das tril gerisehe Eis des Sees gerathen, der an manchen Stellen, selbst bei großer Kälte, nicht völlig zufror. Um so ariißer war mein Schreck, als der Jnspettor, der unter seinem trei est Mantel eine Laterne vor dem Verlö schen schützte, plötzlich ,,HJlt« rief, von Waan heruntersprang, an di: Bar riere rannte, mit der Laterne raran herumleuchtete und uns etw..s zu.ief, was wir aber bei dem Brausen des Windes nicht verfiel-n lonnten; eiiix stiegen auch wir ab und stürzten ihm nach Die Barriere war total zertrümmerj und sich weit vorbeugend, leuchtete de: alte Mann in die Duzrlelreit hinab. Nichts war zu seh;n, wir ltörxen nur, wenn der Sturm eine Miiute ruhte-, das leise Anschlcgen der Wellen an das Ufer, hier mußte der See oiiei ein. »Der Sturm oder der cbgebr:chen: Ast einer Pappel hat die mcrfche Bar riere Zerstört". sagten nach einer Weile angesirengten Schauens und Lxufchenz der Jnsveltor, Jahren wir weiter.'« Plötzlich war es unz, als ob ein langgezcgener Seufzer zu uns herauf dränge. »Es wird Täauwstten der Se: llagt«, sagte der erfahrene Jnsreltor rtrd wollte uns mit sich forttiekem abt-. schon lletterien nnd ruissixteri rzir rni: größter Lesengaefahr an dem mit Schnee und Glatteis bedccken lchrof sen Abhange hinab. Unsere Augen hatten sich an di: Dunkelkeit gewöhnt und trir lrniiiei ziemlich weit denSee til-erschauen Hier am Ufer eine ziemlih große, dunkle Fläche, offenes Waisen treiterhii s h man den Schnee leuchten, also Eis. J is hatte meinen Neion an der Hand ge faßt und se stanrsen trir und lauschte s» Ich hörte den ournvfen Schlag treinep Herzens, Fieberfr.st schüttelte mich un) ich fühlte ein hef-."aei Br.nn:n in mei rsen Augen. wohl theil-« v:n der An strengung die Dunkelheit zu rurchdrin gen, theils von den nur mühsam zu: riickgeoriingten Thriinen lerrührerid. Auf einmal schallte von rben b:rab ein lautes Hallo. Pferde-Getrappel und Schellengeliiute klang zu uns leruntr eine dröhnende Baßsiimrne übertönt: den Sturm: 0Zum Donn:rwelter, was giebt es? Was machen Sie hier mitten in der Nacht mit den Leut«n?" Es war die Stimme meines Schwa gers. gesund uno wol-behalten befand er sich auf dem hat-umge. Jch stieß einen iubelndn Schrei au: und verlor die Besinnu «g. Als Ich ertrad te schzen die golden: Sonne in mein tlitez Zimmer uns das freundliche Gesicht knieres altrri Hausckztez teugte seh über mich. Ein: furchtbare Gestirn - tsntiiindung baue mich Wachen hindurch an ten stand de; Grabes gebracht. Miilisam hat e.i mit in jener Schreckengn chi, aus rie Hälse tme meines Nef,en tin, die Leute n.1:s, olsen getragen und in den Schlittei meines Schwagers g-«betlet. ker mit sei nem Sohne auf dem Nachts uswer sich in heitetster Stimmuig insan und nun weidlich über rekriickie Weiber phantasien wettet-te Und flache iesto ärger, als er zu Haus sekne frau szst kais- todt vor Angst und End-Wen an ra . Die Meinigen vermieten es räc sickztsvoll über jene Nacht zu sprechen, nur einmal machte mit meine Schwe ster eine Andeutung, daß nach Aussag: des Arztes die Kran.heit schon läns . in mir gelegen habe und ich schon im Fieber gewesen sei, als ich mir einbü dete, jene Cricheinun gesehen zu haben. Tie Fahrt in der alten, stürmisckec Nacht habe nur ihren Ausbruch be schleunigL Als die Nachtigallen in den Flieders bitschen des Gartens- ihr erst.n, süßen Lieder anstimtnten. verließ ich, wieder genesen. wenn auch noch etwas bleich, das gastliche haus. Jch lonnte nicht bleiben, trotz der Bitten der Meinigen. Ein nervöser Schauer überrieselte miy jedesmal wenn ich über ten Rasenplasz ing, aus dem ieh damals hxneö geister gaste Licht gesehen, und wenn ich in das von Gesundheit und Irohsina strahlende Gesicht meines Schwrgers blickte, war es mir, als sei dies nur eine Muste. hinter der sich der verzweifelte, Einer-zerrissen Ausdruck darg, der es « . · er Schreckens-sacht verzerrte. ehre waren bergan en, ichhatte den Heere-Ists in- sernen sten naht mehr « besucht; meine Pflichten fesselten mich selbst an ein teautes Heim, in denen meine Lieben schon zu wiederholten Malen Einlehr gehalten katten. Da erhielt ich eines Winter- Tages eine DepejchU »Bitte sosort herzutomnien Lemtefl Es cwar der alte Jnspeltoe, der mikh r ef, be, rnit dem ich vor nun bald zehn Jahren jene abenteuerliche Nacht sahrt unternommen latte. Wir reisten Tag und Nackti. mein Gatte begleitete mich, er wollte mich nicht allein das Schwere tragen lassen; denn daß irgend ein Unglück gesinehexi sei, davon war auch mein sonst so optis mistischer Mann iiberzeni. Aus der kleinen Bahnstation emp ing uns am Abend des zweiten Ressrtagez ein ge bücktes, altersgraueg Männchen. »Lemte', rief ich, »was ist gewesen« wo sind die Meinigen?" Er konnte nicht sprechen, schluchiiesid küßte er mir die Hände nnd sah mich mit jammervollcn Blicken an. Auf der Fahrt nich dem Gute erfuh ren wir von dem alten Manne bruch stückweise das Furchtbare. Meine Schwester und die beiden Richten, seht blühende Mädchen von 17 und 18 Jahren, traten zu einen Wohlthätigkeits - Konzert-, in dem meine ältere Nichte als brillant- Pia nistin mitwirtte, nach der Kresässtadl gefahren. Es war hartrr Frost, aber keine Schlittenbahn, und so hatten sie den Landauer genommen, in dem sie bei der Nachhausesahrt wohlverwahrt schlummerten. Tenn, wäre dies nicht der Fall gewesen. hätte meine ängstlich: Schwester nicht aestattet, dass der Kut scher, um den Weg abzutiirzen, quer iiber den See fuhr, rrenngleich er auh Tags zuvor mit seinem Herrn densel ben Weg im leichten Jagdwagen ge macht hatte Mochte aber nun doch die Eisdecke zu schwach gewesen sein, um den schweren Landauer zu tragen. oder mochte er, rom Schnee geblendet, die Richtung verfehlt und auf eine jeer Sellen gerathen sein« die selbst bei härtxstexn Froste wegen warmer unterirdische Quellen, nur eine ierhte Eisdecke tru gen, genug, mit einem futchtbarenKrath war diese plötzlich geb-ersten, der alt: Kutscher vom Bock gestlmdert worden« und Wagen und Pferde in tem Se; versunken. Als der alte Mann wie der zur Besinnung tam, saa rr beim fahlen Mondenlijte eire furchtbare Oeffnung im Eise gähnen und dar n ren ein schauerlichez Chaos von sich bäumenden und silagenten Pf:r)e leibern. So schnell er vermochte· trar der noch halb besinnungsrse Mann nach Haus geritt, um Hilfe herbe.zuholen, und mit meinem Schwager an rerSpitze, waren sämmtlicke Gutsleute zu der U·.giiick5 srätte geeilt Mit der Laterne in der hand, halb wahnsinnig vor Verzweif lung, hatte mein un liirtlicher Schwa ger ans dem äußersten Rande derB ach stelle dahinschreitend cine Spur seiner Lieben gesucht. Epurlos war n die Pferde und der schwere Wagen mit sei nen Jnsassen in den eigtalien Flutgezr des Sees versunken. Wie lange de: entsetzliche liame der edlen Thiere gedauert, Niemand hnnte es sagen, kenn Niemand war Zeuge des Eures gewesen. Zahlreiche Blutspuren verriets«en, daß sich die reinen Thkere in den Bemühen. sich berauszuarbritem an den scharfen Kanten des Eises ver wundet hatten. Wäre srfart Hise zur Stelle gewesen, reson ene Meischem die die Stränge der Pferde zersckniti ten hätten, diese und der Wagen mit den unglücklichen Frauen iräre zu ret ten gewesen; aber je tutchtbttrer di: Thiere um ihr Leben lärnaften desto mehr verwickelten sie sch .n di:S ränge und Riemen, tefio tief r rriietten s.e de i Wagen in die Fluthen des hier uner griindlichen Sees h;nab. Wir waren jetzt aus uniezem Weqe dicht an daJ Uer dtg Sees terinqe trminen Dsr alte Lenzie hette scknen Bericht beendet urt: starr und lautlos blickten wir aus rie w if;e, stille Fläche Plötzlich durchdrang ein Littschein kie Tunselieit, mit eintrn quiirus wie-. ich daraus tin »EH ist dir Herr«, s«gte ssnt "nig dr: alte Mann, »Aiend siir Abend aetn er mit der Laterne zur Unaliiitsiiätte, un seine Lieben zu suchen.« Wir ließen halten und v:n Lemte aesiihrt hatten wir bald den Lichtschein erreicht. Pldtzllch richtete sich dicht vor uns eine aebiickte Gestalt, die etwa aus der Erde zu suchen schien, aus, sie hob die Laterne in die Höhe, und ich schaute in das grainverzerrte Angecht nseines Schwazersk in rasselde Qesicht das ich vor nun bald zehn Jahren in jener grausigen Wirternacht sch n ein mal gesehen. Zug für Zug derselb: verzweifelte, entsetsessstarre Ausdruck in dem sonst so leben-Zikaden Gesichte, über dessen rechte Wange langsam ein dünner Streifen Blut rieselte, roche scheinlich hatte er sich beim Druck-drän gen durch irgend ein Dornen-Gebüsch die Wunde zugezogen. . Jch drtictte meine Dände aus me«n wildtlopsendes here und lehnte mit) halb betäubt an die Schulter meines Gatten, der. selbst tief erschiittert, aus den unglücklichen Mann blickte, der so anz jener Erscheinung glich, die igm o ost beschrieben. Beinahe ein Fa r zehnt voraus, hatte ich mit den uren meines Geistes die Person in der glei chen Situation erblickt, jenes Gebilde M zur grausigen Wirklichteit gewor Als im Frühjahr die Eisdecke des Sees endlich barst, gab dieser seine Opfer Heraus, mit ihnen wurde mein Instit-kehrt Seht-pages in der alten. Familiqu des Gutes beste-stet Ein eusiches Ityll Von Maueus Jotai (Pest). -—-» Aus dein llnaarischen til-erseht von heinrich Glücksrnann Anna Petrowna Dennoan war ein herrliches Mädchen. würdig des besten Mannes. der auf der Welt zu finden war. Und sie fand diesen Mann. wenn auch nicht auf dem Wege, auf dem sie ihn suchen mochte. Ein siotter Draaoneroffizier machte ihr den Hof, einer iener Schmetterlin ae mit Evauletten und Sporen, deren Name nicht werth ist« der Pergamen heit entrissen zu werden. Er täuschte das Mädchen und aina eines Tages weit mea, ohne vorher Anna Petroivna zzim Altar aefiihrt zu haben. Doch so weit konnte er nicht aehen, daß ihn die schöne Betroaene nicht hätte finden können. Sie forschte den Treulosen in de: Residenz des Zaun aus und schoß ihm am helllichten Taar. mitten inwie winimel einer lebhaften Straße, eine Finael in die Brust. Der Offizier starb nicht« er genas-. Die-L- beeinflußte aisMilderungggrund das Urtheil über Anna Betromna. Sie erhielt nur « hundert Knutenhiebe zu aesprochen. Wäre ihre Kuael tödttich aetresen. so hatte das Urtheil auf zweihundert aelautet. Wer in dem heilian Lande an der« Wolga mit der Knute aestraft wurde,« der hat fiir Europa aufaehört, ein Mensch zu fein. Wenn er nicht unter der Hand des Vrofofien ins Jenseits wandert. so schickt man ihn in ein ir-· difches Jenseits, nach Asien: dort lann er dieses schöne Leben fortsetzen, so lanae es anhalt. Ter schönen Anna Vetrowna wurde erklärt, dafi sie fiir den sehr problema tischen Fall. wenn nach den hundert Aniitenhiebcn noch die Seele in ihrem zarten Körper sei nach dem sreundti cken Koral aehen und dort bis an ihr Lebensende bleiben würde. Dort dürfte· sie auch heirathen. An Männern sei dort tein MenaeL Die srrundliche Festuna Kopal liegt aus der Zinne einer- anmuthiqen Bera riictens in Mittilasien und erbsfn·t eine so schone FernftchL dafi man mit sechs Kanonen eine aanie Kiraisenhor de weafeacn kann. Die Gsaend hat noch andere Vorzüar. So begegnet man dort auf gehn Litteilen in der Run de keinem Baum und keinem Strauch und kann drei Taae auf dem rstiieten des-: schnellfiisiiaen Kameels diese WIL steneien durchstreifen, ohne aus Irint trasser zu stoßen Tser nächste Ncchbar ist der mit Ruszlank freundschaftlich verbundetk Sultan Karatalv, Eint-ist mit Namen. Seine Gattin is. eine treffliche Mut ter: sie verfertigt höchst eiaenhiiizbig die Gewänder ikrer Kinder und zwar in einfacher Weise. indem sie die Ren aen non Zeit zu Zeit in ein aus dicker, fetten rotixer Thonerde bereitete-Z Bad sctzi und die Thonhiillen auf ihren Lei bern troetnen läßt: se- können sie we niasteniis von Müden und Geisen nicht gestochen werden. Jbr hoher Gemahl tröat nur im Winter einen vollständi aen Arie-na: in- Semmet ist er bin-· vom Gürtel abwärts beileidet und sei tet sich den Orden dei- beiliatn Ist-di . mir nur sc auf die nackte Brust. i Jn der Feituna Kehal selbst wohnen der russische Commandant und seine Soldaten, die hündisch eraebenen kirgi: fischen Diener und die Frauen ihre-r herren. Zweimal im Jahre setzt sich aus der Festung Jetaterin ein Rua berittener Kosaten in Beweauna. der den Be wohnern von Kohal Mehl. Brannt wein, andere das Leben versüßende Dinge und die Briefe brinat. Sie sind aler nicht völlig abaeschnitten von der Welt. Mit dieser reisenden Geaend wurde Anna Petrotona bedacht. doch mußte sie zuerst die hundertKnutenbiebe über stehen, denn die Frstuna Kot-at gievt man nicht umsonst. llnter den hiiben kann eine Frau sterben· Aber auch schon. wenn ihr der Protosi das hemd von den Schultern reisit und dem nächststehenden Kosaten tointt. ihre beiden Sande zu ergreifen und sie aus den Rücken zu schnallen, damit die Diebe leichter zu ertragen seien. daran schon. alaube ich, kann eine Frau sterben. Anna Betten-na. die mutbieie Anna Petrotona, stürzte vor Entsetzen in die Knie, verhüllte sich das Antlitz mit den Händen und zitterte wie Esvenlaub. Der Prosoß aiiff nach ihrem als tuch, sie schrie aus. als hätte sie gl ben l i dei- Essen berührt. und doch konnte das l nicht schmerzen ,Tarboqa!« rief der Art-ich woraule der anairusene Kosal aus Neid unt-l Glied nat. I Taf derurtbrilie Mädchen war be reit, mit allen zehn Näaeln ihr Brust-« tuch zu vertkeidiaen und kratzte wie eis ne wilde sie-lee. »Ernreife Ihre Hände und qieb Art-D daf: sie nicht beisil!'« Hieraus usnllarnmerie der Kosal mil; eisernen Fäusten Anna Veirosvnask zarte, weiche Lände, daß sie sich nicht; zu beweaer vermochte. Sie biß auch nicht« sondern ials dem Soldaten nur« mit ihren beiden arosien Augen in's» Gesicht Und in diesem Blicke lag ein Zauber, wilde Thiere zu zähmen, lag ein so gewaltiges Schmerz- ein stum mes Flehen, dass die barle Kosnlenseele schmolz unter der Gluib dieses Blickes-. Als der Piofoß wieder nach dem Klei de des-s Mädchens miss, das wie er starrt dalag. saaie ihm Tendng Will-re sie nicht an! Ich nehme die Hälfte der Strafe aus mich.« »Mit welchem Rechte. mein Söhn Geni« »Mit dem Rechte. das mir zusteht, wenn ich sie heirathe. Du weißt, der Gatte darf die Strafe feiner Frau tbeilen.« l »Tai- iit wahr. Entlleide Dich al-l so. Du wirlt et- aber bereuen« Tarbrsac entlieidete sich bis zumi Gürtel, ließ sich den Strick um beide Hände binden nnd io zum Balken em-i vorziebern während man ibm die Fü ße mit einer Kuael beichwektr. Der Proioit war wütbend. Mit beiden Händen schwand er die Kam-z biet- mit voller Kraft in und frag b:i iedem Liebc: »Nun. mein So n, ge liiftet es Dich nrcb nach dem Pchiinen Mädchen? Willst now immer ein lpiibs fcbeå Weibchen? Freuft Dich auf den RischzeitgtanziT Hast Dir ja ein nettes -ina ausaeiucht!« Anna Veirowna aber fah halb toabnfmnia. wie das Blut jenes Op iers niedertrovite, das die iziilfte ihrer Strafe übernommen batte. Jetzt wird gleich an iie die Reibe kommen· l Die Fünizia waren abaezalxlt »Noch zehn iiir das Mädchen!" brummte Tarboaa vom Strick herab. »Mi. biit wirilich ein braver Bur sche! Watte nur, ietzt aeb’ ich Dir vonk meinen beiten!« ! Und er aab ibm von den besten. · i Anna Vetrowna spaltete ieder Hier-, den sie feben und bören mußte, das Heri. J Es waren schon sechzia »Noch zehn.« brummte der Kosat Der Profon tam ietzt in bellc Wutix Mit dem Grimm eines wildm Thiere-J schlug et sein Opfer. das für tin-Min deren die ariißlicben Schmerzen ohne Webllaae ertrua. 9 Nur dreißia blieben noch fiir Annas Vetrowna Ter Kosat schaute von seiner Mar tersäule auf sie hernieder und sah fie, vor Anait sinnrerwirrt. vor iich hin-· starren. »Noch zehn.« röchelte er aus keuchen derprufi. « i i ! Man aav mrn auai dreie. : Doch fein heißer Atbem genügt «noch zu wiederholen: »Noch ,3ean.« i ’ Beim neunziaften Diebe tonnte er nicht mehr sprechen. feine Kraft ver liefk ihn, die Lluasn fielen ihm zu. »Nun. mein Sohn. willst Du auch noch die lekten Zehn fiir das schone N"·’iidchen?« Er konnte nicht mehr for:chen, doch mit dem Kopfe nickte er: »Ja« Da frrana Anna Betrotrsna von der Erde anf, rife fieb :nit eiaknstr Hand da-: Tuch von der Bruft· und inIein see es- auf Tatboaaks blutndtn Riieten breitete. deckte fie il«n mit dem ei.renen Leite, hielt die fchneetreiften Schultern den-. Peiniaer hin und fehrZe mit mit der Leidenschaft: i »Jet! lasse meinen Gattkn nicht zue Tode lslutenk Mir die Eibriaen!« . .. Unt darauf rrurden sie Mann und Weib. Gewis- liebten sie einander fehr, nnd sie leben ietit noch in der freundtichen Feftnna Kaval. I Foru minnen Folaende Erinnerunan aus Wen Sezeffions - Art-am die durch den letzeen fvanifch amerilanifchen Kampf in jin-. acncat ist. errätle uns ein Ver Einer Mate: T »Da-» Schicksal hatte mich, -—- ich war Sennann meines Ruchene -——— zu Anfang der sechziger Jahre zur ameri tanifchen Marine rerfchlaaen. Jn New Yort gepreßt, war ich anBord der »Wa!safh«, einer aroseen Fregatte ze kommen. und beileidete zur Zeit dieser Erzählung den Lskana eine-:- Unteroffi ziers und Bootsteuerå. Wir gehörten zum Blocade - Gefchicader vor Rekv Orleans, unt fette-n tkinaere Zeit lagen wir vor die-fein Hafen, fortwährend auf der Hut. harrend der Dinge, die da tomtnen sollten. Eines Abends larn ich mit meinernBoot. es war schon dun kel. an Bord. Das Ltrsmiratichifi hißt «L’aternensianale". die von unserem« Schiff beantwortet werden. Da er tönt die Tockamannszsuseif:: »Die Booifteuerer e.chterau·e.« Der erfte Of fizier theilt uns sieben Mann :nrt, rer Admiral habe befohlen. drei unter dem Fort lieaende Schienen die mit Baum wolle beladen waren. berauszunoletr und unser Schiff mit dem Anftrage be dacht. Gefahrlied war das Geschäft. Aber fchon der Ehre mean war Jeder von uns bereit, die Fahrt zu machen. »Wer will fahren ?'« Fraate der Linne nant. Natürlich weilte Jeder der Aus erwählte sein. ,Gut«, faate der erste Offizier. ..tvi·. loofen.« Eine unserer Wägen nat-m die Loofe auf. und Jeder zog fein Gliiet oder Unaliief heraus. Dar- Look batte mich getroffene Vielleicht wurde ich von den Kamera den beneidet. Der Ofiiiiee sagte: »Na, alles wi: Beide. Deutschlands Sohne. lolien ein Blatt in den Lor beeettani dek- Steknenbonnekz kinfiis cien. Lassen Sie Abt Boot minnen luden Sie eine tiimeiae Mannlchaits aus und den-offnen Sie die Leute wie ubtich mit Nevotverns » Ich erlaubte mir einzuwenden, ob ich nicht vielleicht ein anderes Boot net-is wen lönnr. dn das meinioe weiß und. lene weit zu leben fei. wurde aber ab-! lchliiaia beschieden Nun. mit lonnte ek- ia recht lein: ich entfernte mich, um meine Votlelxrunaen zu treffen. z Das gab ein Dränaenl Jeder wollte mit, Jeder wollte von mit ausgewählt lein. Es währte nicht lanae, so wae mein Boot klar tiie die Exvedition und lag in den Falleeew um den Lieutenont aulmnelsmen i Jch ging in die Ossizietsmelle, um meine Meldung zu machen. Auf dasl ,.(Je!ein« trat ich ein und fand meinen cfiiziee Init umaelchnallten Säbel in einem Gebetbuche lelend an. Die Mii i e in der Dant- bliels ich an der Thüt eben und wartete. bis et aeendet bei-· ben wilrvr. See-it legte er sein Buch fort, nimmt meine Melduna entgegen und- ruft den Steward. »Es-te Flasche Sherrn und zwei Glä ser.« Der Junge brinat das Gewüiisely-s te, der Lieuteuant oient vie Gläser voll. »Auf auteii Gelinoen!« Er stößt mit mir an, fein Glas zersprinat Ich werde niemals den Ausdruck ir: seinem Gesicht bemessen: nicht etwa Furcht oder Schrecken vräate sich darin aus« nein, ei« war eine Resignation darin zu selten, welche deutlich sagte, ich weiß, was; mir bevorsteht uuv habe mich darin aeiunden, mein Haus ist be stellt. ,,Sieward, ein unterei- Gl.s.ä3.·« Der Junge bringt es. es iii aefiiftt und jetzt erllinaen die Gläser bell, ohne in Scher ben zu gehen. « Jch wollte neben; mich hatte der kleine Zwischenfall ergriffen Da faßt der Mann meine Hand und sagt tief ernst-. ,,Boe-tsfteurer, ich habe heute Nacht im Traume — meine selig Mutter gesehen, sie bat mich so traurig angesehen, ich bit Ekerzeu:t, mir pas sitt ein Unzliick aus ritfer Fahrt, lassen Sie mich aber uiel,i liegen, bringen Sie mich an Bord.« Vergebens versuckte ich durch alle möglichen Einwendungen den Hienie uant zu überzeugen, taß der Zufall gespielt, das Glas schon gesprungen gewesen sei. Es nünte Alles nichts, er lsliev dabei. »Was ich weiß, weifz ich eben, aber lassen Sie mich nicht auf dem Plane.« Jch ging in mein Brot, der Osfizier meldete sich von Bord-, die Bealiieltviin schungen gingen spurlos am ihm vor itber, und ich muß fest-ben, an mir auch. »Setzt ab, laß fallen Riems, ruier an überall«, waren die Kommean von mir rein mechanisch aeaebe::, und dahin flogen wie, dem Ruhm, der Gefahr, vielleicht dem Verderben ent cscgclL Die Ruder waren betrickelt, damit ihr Geräusch in der stillen Nacht nicht gehört werd-. Scknaeigend waren wir schon eine gute Strecke aesabren, da sagte der Lieuteaant: »L:tssen Sie nicht so scharf rudern, um 1 Uer tcmmt d:r Mond aus, und zu unserem G:schäft n iissen wir Licht haben.« »Den Licutenant«, meinte ich, »wir brauchcn den Mond nicht, ich finde den Weg auch im Dunteln, und so duntel ist die Nacht heute grr nicht." Er Stiel-aber dahei, und wohl oder ikbel, ich mußte lange ohne zu rndern aus dem Wasser lieaen. So waren wir bald ruTernd. bald stillliegend, endlich bis in die Nähe der drei Fahrzenge gekommen, ohne das-, ung der Mond mit fernem milden Licht unsern Weg beleuchtet h;tte. Da lagen die beoehrten Prisen in friedlicher Ruhe, sie waren ja unter dem Schutz ter Feuerschljinde der-Forts. Der Schritt des Postens trar in der todtstillen Nacht deutlich zu hören. Vor- -» stchtig, ganz leise, lege ich an der Seite( des ersten Schuners ac, durch dessen Rumpf das Boot vor etwaigen Ska Lferblicten geschützt ist. Der erste Offi zier, ich und die beidssn fiir tiefen Zweck mitgenommenen Leute besteigen nun ge räuschlog das Deck. Der Osfizier mit einem Mann, die schuszsertipen Revol rer in der Hand, geten zur Kajiite, während ich Erer Mannfchast meinen Besuch mache. Lautlos vollzieht sich Alles. Die Leute sind getncbelt, ebenso ter Kapi tän. Das Kanten tes Revlverbalmi« ist eine beredte Sprache. Wir lassen die Anlertette geräuscklos in das Was set gleiten und durch den Strom ge trieben. schwimmt das Fahrzeug der See zu. Wieder besteigen wir unser Brot, um das zweit Fahrzeug losznrnachett, der selbe Vorgang vrllzieht sich zuer zwei ten Mal und wieder ist unser Tlun ron bestem Erfolg Bekrönt Auch das zweite Schiff tret t nach See zu. Nun noch ein Mal, und alle Träum deö Lieutenants werten zu Schand-n. Ter Motiv verröth unt- nicht. Alles geht seinen Gang. Alles ist in Ord nung, auch das dritteffahrzeug ist schon von seinem Anter frei und schwimmt, dem Strom folgend, d:von. Der erste Ossäzier sin vor mir im Boot. ich lasse anruterct, um aus der gefährlichen Nähe reH Fort-«- zu lam men. Da tritt der Mond hell und klar aus den Wollen hervor und releuchs tet uns und die verschwindenden Fahr zeuge. Ein Schuß tracht, der Posten bat uns gesehen. Ein Kanonenschust folgt. dessen unheildrohente Ladung iiber uns hinfliegt, ohne Scharen anzurichtem Ich seuere die Leute an; mit Aus. : dung aller Kräfte rudern sie, das Bot-etb fliegt förmlich Endo-n T« Du jagt oer Unczirrt »ou:·1.«n-;nrer, legen Sie das Boot-nahm« larn eii den letzten Schutter- wd the vergeii n, die nöthigen Kursbefehle zu Heben." »Herr Lieutenant«·, erlquiste ichLnir zu sagen, »der weiß ja wie er zu -..eu- · ern hat, er bleibt krch bei Ten anderen beiden Fahrze1sgm·« Aber vergeblich sind meine Vorstel lungen, ich muß noch einmal zurück. In die Nähe des F.;hrzeugeg gekom men, steht er auf, ruft dem Steuern tnn feine Weisuneen zu, da kracht wie der ein Schuß und ebne noch ein Wsrt zu jagen, in die Stirn getroffen fällt er hinteniiber. Jch fing den todt-n Ofiizier in meinen Armen auf. und ohne jedes qurnando ruderten die Leute mit Ausbieten ihrer ganzen Kräfte, um aus ter Schußtveite zu kommen Mein Wort fatte ich einaelöfh ich brachte den von Allen qeliebten und Yeachteten Mann an Bord. Der Gefal ene hatte recht behalten, die Mutter hatte ihren Sohn zu sich genommen. P c ul R i ch t e r.