Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, October 28, 1898, Sonntags-Blatt., Image 9

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    «
i
Sonntags
beilage cies ,,Ilnzeiger uncl berolcl««.
th
J- P- Windelulp Heranzgcbcri Wand Island, Nein-, dkn Es. Lit- ist«
No— 9. Jahrgang M
»
HWVHWWMWWN
winn, w«llenscheli innl
» : Gewerbe 8
, WWWWWOZ
Seit der Rückkehr des kühnen Nor
s wegers Fritjos Nansen von seiner ver
wegenen Fahrt »durch Nacht und Eis«
nnd der mittels Lustballon unternom
menen Polarreise seines wagehalsigen
Landsmannes Andree hat sich das ös
sentliche Jnteresse in hohem Maße der
Erforschung jener unbekannten großen
Gebiete zugewendet, welche, rings um
, tie beiden Enden der Erdachse liegend,
.- abwechselnd fast ein halbes Jahr nn
’ unterbrochen sich im Sonnenglanze bi
iinden, um dann in eine eben so lange
« Nacht zu versinien.
is Jn den Nordpolcrgeaenden hab-In
Tit-je bisher unersorschten Gebiete in den
letzten Jahrzehnten eine fortschreitende
Einenaima erfahren. Der weiße Fleit
j rings uni den Nordpol, welchen die
) Karten aufweisen, wird immer lleknpr;
schon kann man für verhältniszmkiskiq
eserinae Kosten um die Hochsommerzeit
innerhalb weniger Wochen mit den
Vergniignngsdampsern eine sichere
. Fahrt unternehmen, welche nach Spitz
bergen und darüber hinaus ein be
nächtliches Stück in die Fluthen des
nordischen Eisnieeres nineinsührt, und
wenn sich etwa zu dem idealen For
schungstriebc einerseits, welcher immer
neue Expeditionen in die arctischeNasbt
siihrte und demVergniignngsbediirsnisz
andererseits noch die Aussicht auf
wirthschaftliche Schatze nnd Votthkklk
» man denle an Klondyle » als An
sporn gesellen sollte, so wird es nur
eine Frage der Zeit sein, wann der
Schleier von dein Geheimnisz des-Nord:
pols fallen nnd der erste Mensch seinen
Fuß aus den nördlichsten Punkt deg
Erdballes setzen oder zum ersten Male
ein Schiffsliel jene jungfräuliche Stelle
des Eismeereg durchsurchen wird, wo
der Nordpol des Himmelsgewolbesz im
Zenith steht.
Ganz anders liean die Verhältnisse
am Siidpol Wohl neben die Bettvo
tunaen iiber die Grstaltnnq deg Siidi
polargebieteg bis in das Alterttiurn zu
rück, zahlreiche Fangerreditionen in
derschiedenen Zeiten lieferten wichti::
sieographische Ergebnisse, aber die
eigentliche Südvolarforschuna Lenknnt
erst in neuerer Zeit.
St Es L
, Zins Geheimnis des Südpots.
Von Tr. Kurt Rudolf Krekiinet
Während rings um den Nordpol ge:
fchlosseneLandinassen oder auggedehnte
Jnselgruppen mit verstreuten mensrh
lichen Niederlassungen bis weit in die
Polarzone, ja, über den TO. nnd W·
nördlichen Breitengrad hinausreichen
- nnd dem Entdeckungsreisenhcn eine ge
wisse Möglichkeit eröffnen, sich Ikn
Nothfall aus der Eiöwiiste auch under
Preisgabe des ihn traqenden Schiffes
auf festes Land zu retten und von dort
seine Riicllehr in civilisirte Gegenden
zu versuchen, gähnt rings um ren
Südpol ans Hunderte von Meilen hin
ein unwirthliches, sturmbewegteg Meer.
Der Forscher, dessen Schiff hier ron
den Eis-nassen zerdrückt wird, ist ver
loren, auch wenn es ihm gelingt, eine
der im Südmeer verstreut liegenden
Inseln zu erreichen, denn von Cap
Horn, der unter dem 56. Breitengrade
gelegenen Stil-spitze Americas-, sind e
500 geoaraphisxhe Meilen bis zum Pol,
und noch diei weniger weit reichen die
unter dein 47. bele 534 Breitenqrnde
liegenden Südspitzen des austrnliichen
Neuseelands und Südasricaz in iene
Gegenden hinein. Die wenigen bisher
bekannt gewordenen Jnseln und Fest
landsstrecken sind jeder Vegetation bar
nnd gewähren ihm nicht die Mittel,
sein Leben zu fristen, wie auch die Aus
sicht, zufällig von einem Schiffe ausge
nommen zu werden« nur sehr schwach
ist, denn besaizrenehandelswege führen
dort nicht vorbei, und auch der Wal
fischfänger überschreitet in Erinange
lung von Beute nnr höchst selten den
60. Breitengrad· wenn ihm eine Eis
harre nicht schon vorher ein uniibers
windliches Hinderniß entgegensetzt.
x.-.---·
UWT Ucl Illi Ucid Uclfclllllllfsuullctl
und der Drang, den Erdball, dies-Stätte
seines Daseins bis in die letzten Winkel
tinnen zu lernen, sind mächtig genug,
um den Menschen, allen Gefahren zum
Trotz, entl) in diese Reaionen »Du trei
ben, und aeradc gegenwärtig Wo meh
rere Expeditionen theils- schon miter
,Wegs, theilsv noch in der Ulugriistuna
«.te»qrisfen sind, netksn wir einer neuen
Aera der Siidpnl.1rfoschnna entwen,
welche uns wertlioolle Vlnfsctpliisse iibcr
die antarctischen Gegenden zn neben
verspricht, die an Ausdehnung Entom
weit übertreffen nnd die arber ;11fa·n
nsenhängende Fläche auf der tsrnik sind·
über welche wir bisher nicht-:- wissen.
Durch mehr als 2000 Jahre nat die
schon von Ptolemäus ansnesprocnene
Vermuthuna non der Existenz eines-,
crosken südpolaren Welttheilee wie rkne
site Jdee die Geister der Geogralslen
Ist-herrscht Aus den Karten der Alte
nndriner Gelehrten finden wir diese
unbekannte terra australis antarctica
ebenso wie aus denen der Araber als
einen riesigen. den alten Welttheilen an
Bedeutuna gleichwerthigen Continent
rerzeichnet, welcher am äußersten
Rande der Erdscheibe, als welche man
sich damals unseren Stern vorstellte,
mit Asten und Astila zusammenhängt,
so daß das Weltmeer auf ihnen als ein
von Land umralnnter Binnensee er
scheint. Als sich dann Wien Ausgang
des Mittelalters der aube an die
Kugelnestalt der Erde immer mehr
Geltung verschafft-: und durch die erste
Weltumfeaelung des Portugiefen
tifiaaelhaeg zur unumstößlichen That
iache erhoben wurde, mußte man diese
Vorstellungen allerdings aufgeben und
di- Festlander zu rings von Wasser
rmaebenen Inseln degradirm Der
(k.:laube an das große Siidpolakland
erhielt sich aber mit tncrtwijrdiger Zä
tziateit, und die allzeit geschäftigePhan
tafie verlegte alle möglichen wunder
l-« ren Schätze und märchenhafte Reich
thümer in dasselbe, obwohl schon Ent
deckungsteifen des siebzehnten Jahr
hunderts wie diejenigen von Tasman
(1642) und von le Maire von Schon
ten den Nachweis brachten, daß ein
Haus oxa uotpz uuam «;uauzxua)an
lichteit seines Vorhandenseins bestehen
Hieb, nur unter so hohen Breiten tie
nen könne, dafz derselbe auf Jeden Fall
einfkiußetst nnwirthliches Land sein
nm e.
Einigen vom Glück begjinstigten
Seesahrern jenes und des folgenden
Jahrhunderts gelang es sogar, hier
und da wirklich Land zu finden, in
welchem man die äußersten Spitzen je
nes geheimnißvollen S1idlandes ent
deckt zu haben glaubte. Aber bei ge
nauerer Ausforschung schrumpsten
diese anaehlichen Festlandgstrecken jedes
Mal in Jnselgruvpen zusammen. So
erwies sich das Feuerland an der Sud-—
spitze Amerilas, welches aus den ke
tannten Erdalohen von Johann Scho
txcr als terra inventa, sed nondum
dstne coanita figurirt, als ein Ver
hiiltnißmäszig kleiner Archipel Drate,
l)5enitoz, de Kerguelem Bouvet und
tiele Andere sahen auf ihren Reisen in
jenen Breiten Landmarten. welche sie
siir die Grenzen des emsig gesuchten
Festlandes ansahen. Mit der berüher
tcn Umschisfung der Südpolarregion
durch Cool in den Jahren.l77fl und
1i·75, einem Wagestüct, welches sich an
Kühnheit dem Nansen’schen Unterneh
men getrost zur Seite stellen lann und
nlg geoqraphische Großthat in feinen
Okaelsnissen jene-Z weit übertrifft, ter
floß der Traum von einem Continent
von Ascen oder Llsrilas Größe aus irre
i:-er, und es brach sich die Erlennth
Bahn, das-, weit und breit dort nur
un ungeheures eistarrendes Meer stel:
J ausbreite.
Weiter polwärtg blieb freilich immer
ncch ein Gebiet non etwa JTWJWI
rentscsfsen Quadratmeilen übrig, über
trselcheg jedwede stenntnifz mangelte
Erst 40 Jahr- nach South Reife Ver
suchte man hier weiter vorzudringen
und der Muth, sich in das gefährliche
Partei-J der dortigen Meere zu wagen,
wurde überall durch Landentdectungen
l·-elohnt, sowie man die Grenzen Deo
südlichen Polarlreiseg überschritt.
V:llinghausen glückte eg auf seiner
in den Jahren 1819 bis 1821 unter
nommenen Reise, als Erster innerhalb
des Polartreisep Land zu finden. Da
zwischen dehnte sich freilich oft auf
Hunderte von Meilen hin eine unüber
schreitbare Eismauer aug, bezüglich
welcher es unentschieden blieb, ob die
selbe auf festem Boden ruhe, oder auf
der Meeregoberfläche schwimme-. Erst
Wilkeg und Ron konnten auf ihren iu
den Jahren 1829 bie- 18453 unternom
nienen Expeditionen unzweifelhaft das
Vorhandensein längerer Rüstenstrecten
fiststellen, welche den Schluß auf die
Existenz größerer zusammenhängender
Festlandsstreeten geftatteten. Während
Ersterer die Küsten des sich über 50
Längengrade erstreckendem nach ihm
benannten Wilteslandes entdeckte-,
drang Letzterer tühn in bisher nie er
ieichte Breiten vor und befuhr die vom
TU· bis 78. Breitengrade sich hinziehen
den Küsten des Vietorialande5, wo er
bei einem zweiten Vorstoße im Februar
1842 unter 78.·'?0 Grad füdlicher
Breite dem Pole am nächsten lam und
hohe Berge, den 4570 Meter hohen
Melbourne und die beiden nach seinen
Schiffen benannten, thätigen Vullane
Crebuez 53770 Meter hoch, und Terr(sr,
3318 Meter hoch, entdeckte.
Es würde zu weit führen, die ein«-et
nen geographischen Entdeckungen jener
Reisen, auf welchen noch heute unsere
ganze Kenntnis-, der Siidpolargegenden
beruht, aufzuzählen, denn sie würdest
für den Leser nur Namen ohne Inhalt
und Vorstellung sein; eg genügt uns,
zu wissen, daß alle damals ausgefunde
nen Landpuntte drei große Gruppen
bilden, welche ungefähr den drei siidi
liehen Festländern America, Africa
und Australien gegenüber lieaen. Ob,
zoie schon oben erwähnt, zwischen die
sen drei tsompleren die großen Boden
sentungen des atlantischen, indischen
und stillen Oceans noch weiter gegen
Süden reichen oder ob hinter der Eis
barriere auch dort steh Land befindet,
ist noch bis zum heutigen Tage Ge
heimnis, da big vor drei Jahren keines
Menschen Fuß jene Küsten betreten hat
und überhaupt die ganze Siidpolar
forschung trotz der bedeutenden Ergeb
nisse der vierziger Jahre zum Still
stand sam.
Erst volle fünfzig Jahre später ver
suchten englische Walfischflotten aus
Dundee und HambiirgerSchisse, ferner
der liirzlich verstorbene Larsen auf dem
Schiffe »Jason« aus s Neue energische
Vorstösze von Siidamerira aus,wiil1—
rend der Norwcger Borchgreving von
der entgegengesetztenSeite, nämlich von
s Australien aus, gegen den Pol vor
drang Letzterer verdang sich zu die
sein Zwecke in Mclbourkie im Jahre
ist«-U als Matrose auf dem alten, fast
auk dienten Walfischsiinger »Am
s arctic« und erreichte am 16· Januar
s 1895 bei Cap Adare Victorialand, auf
i welchem er als Es ster wirklich landete
E und dessen Küste er bis gegen den 74.
Breitengrab besubr.
So weit die bisherigen Entdeckun
gen.
) Gegenwärtig wird eine lebhaste A u
tation zur Ausriistung von Südpolar
, lkxpeditionen betrieben. Es ist daher
die Frage wohl verzeihlich, ob es sich
kenn wirklich verlohnt, an die Ans
sorschnng dieser Gegenden beträchtliche
Opfer von Menschenleben und Vermö
gens-werthen zu setzen.
Auf den ersten Blick und namentlich
dann, wenn man zunächst nur den
greifbarem pecuniären Nutzen in Be
tracht zieht, niird man die Frage kaum
zu besahen geneigt sein. Reichthümer
sind dem vegetationslosem satt iiberall
zriii Schnee und Eis- bedeokten Boden
keinesfalls abeugewinnem denn die
Verhältnisse liegen in dieser Beziehung
as.·rni anders als aus der iindlichen
kalbtngel Während beispielsweise
der Geireidebau hoch in das nördliche
schweren und Norwegen vie Zum TO.
Lircitengrad hinaufreicht, hören auf der
s siidlichen Halblugel schon auf den
s Faltlands Inseln unter dem öl. Brei
s tengrade die Gefäfmslanten aus; stau
J oenartige Gewächse lornmen noch P
J Grade weiter vor, von da bis-Z zum 63
; Grade aber vermögen nur liTnxsnerliche
! Gräser zu gedeihen. Darüber hinaus
sind nur noch Moose, Fleshten und
ktllaen zu finden, und auf Viktoria
iand entdeckte Borchgreving nur mit
Liliiihe eine Spur von Begetation.
Etwas besser ist es mit der Thier
weli bestellt. Die Walfische freilich
» soelche in den nördlichen Meeren im
E mer seltener werden und neuerdings
i den Walfischsahrer nach den Meeren
der fudlichen Halblnael locken, verir
en sich nur zuweilen in so hohe Brei
f ten Dafin sind eI grosze Roboenar
i ten, der Seeleopard und der ceeele
lvbant tMähnenrobbet welche in .--i,ro
I i.en Heerden vorkommen und der der -
tu en Thierwelt ihren eigenartigen
Ohnratt er verleihen im Verein usi: den
ir: ungeeählten Millionen vertretenen
igioszen Volarvögelm ten bis: - Fus;
I tmhen Pinguinen Namentlich ans
l
den Inseln ist daher der freie Boden
» fast allenthalben mit einer dicten
! Schicht Guano bedeckt, welcher dereinst
» recht werthvoll werden dürfte-. Ob der
? Boden endlich mineralifche Schätze
, birgt, ist begreiflicher Weise gänzlich
; unbekannt.
H ie weniger aber :n diesen Gegenden
e-. nniärer Gewinn zu holen ist, deno
; wichtigere Fragen hat die Wissenschaft
Tlsier zu lösen. Nach allen bisherigen
Erfahrungen ist der dortige Sommer
tnrchschnittlich um volle 10 Grad ter
lsandcrttheiligen Thermometers Hishi-er
als unter gleichen Breiten dcr nördli
ilrn HalbtugeL Ueber die Verhältnisse
Im Winter wissen wir nichts Genarte5.
Nach den Einen ist er milder, ach der
Winter der Nordpolarländer, nach
Anderen aber mindestens ebenso t-:lt,
nienn nicht tälter als dieser. Sollt-:
sich die letztere Annahme bewahrheiten,
so wäre dies eine gewichtige Stütze sür
die Theorie, welche die periodischeu
Eis-reiten mit der Präression der Tag
und Nachtgleichen im großen platoni
schen Jahre von WXXJO Erdeniahren in
Verbindung bringt, Dank welcher ge
genwärtig auf der südlichen Halbtuael
der Sommer um ein Beträchtlicheg
tiirzer ist als der Winter. Auch die
Theorie der Gebirngildnnq und de
Vultanigsnus erwartet wichtige Auf
schliisse von der Erforschung der Sud
lolaraeaenden Das Gleiche gilt voi;
ten erdelettrischen Forschungen und
dem antarltischen Polarlicht )der Siid
licht, iiber welches noch wenia bekannt
ist, das jedoch nicht unbedeutend vom
Nrrdlicht abzuweichen scheint. Kurz
um es giebt eine Menge wissenschast
licher Probleme, welche hier ihrer Li)
lin: nä her gebracht werden können.
Gnsienkehrer der Rattuu
Wenn der Mensch irgendwo an G
rechtigteitsaefiibl zu wünschen übrig
Läßt, so ist Dies in seinem Benehmen
gegenüber den verschiedenen Thieren
der Fall. Es sei damit nicht behaup
tet, daß er die Thiere im Allgemeinen
zu schlecht bebandle, aber seine Nei
pnng wie seine Abneigung bethiitiqt
sich nur zu häufig an falscher Stellen
Dabei ist das Empfinden der einzelnen
Menschen noch überaus verschieden und
unberechenbar: dem einen sind Mäuse
nnd Frösche nnausstehlich, der andere
nimmt sie mit Vergnügen in die Hand
nnd duldet sie in seiner Umgebung.
Unzäbliae nützliche Spinnen müssen
es mit dein Tode büßen, daß sie es
nicht verstanden haben, durch eine ge
filligere Körperform das Wohlwollen
des Herrn der Schöpfung zu erregen.
Die Schlangen werden nun gar ent
weder geflohen oder getödtet, gleichviel
ob eg sich um eine gistige Viper, von
der vielleicht in der betreffendenGegend
rein einziges Exemplar vorkommt, oder
um eine harmlose Blindschleiche oder
Ringelnatter handeln soll. Es rann
den Menschen noch so eindringlich ge
sagt werden, daß die Spinnen sämmt
lich und die Schlangen größtentheils
uiitzliche Thiere sind; die bis zum Ekel
gesteigerte Abneigung der meisten
Menschen scheint nun einmal angebo
ren und unüberwindlich zu sein. Jm
Gegensatz dazu macht er andere Thiere,
auch wenn sie unverbesserliche Diebe
sind oder mit unharmonischem Geschrei
der ganzen Nachbarschaft lästig fallen,
Zu seinen erklärten Lieblingen. Der
Schulunterricht hat ohne Zweifel zu
tiinftig eine große Aufgabe dahin zu
lösen, das-, er den Menschen in ihrer
Jugend die Abneigung oder wenigstens
den Zerstörurgstrieb gegen Thiere oon
zweifellosem Nutzen benimmt. Eine
rclllommene Besserung wird sich darin
allerdings sehr langsam erreichen las
sen, aber einiges läßt sich bei gutetn
Willen auch jetzt schon bessern. Achtung
verlangen zunächst diejenigen Thiere,
die man als »Gassenkehrer der Natur«
bezeichnen könnte, deshalb, weil sie
durch Beseitigung gefallener Thiere da
für sorgen, dafz die freie Himmelsluft
nicht von einem Pefthauch des Todes
durchzogen wird. Dazu gehören z. B.
die zahlreichen Grab- und Aaskäfer.
liko wird niemand verlangen, daß man
die Berührung mit diesen Thieren
suchen oder auch nur sich gerne sich ge
fallen lassen foll, aber man soll sie
auch nicht muthwillig tödten. Man sehe
einmal eine Schaar der als Todten
gröber bezeichneten Käfer zu, wie sie
mit einem Eifer und einer Kraft, die
ihre Fähigkeit zu übersteigen scheinen,
'ine todte Maus vollkommen Von der
Erdoberfliiche verschwinden lassen nnd
in eine Grube senken, wo sie der tiinf
ting Käfergeneration zur Nahrung
die-neu wird. ohne as Auge und die
Nase des Menschen zu verletzen. Jn
den Tropen sind es andere größere
Thiere, die hauptsächlich dieses nütz
liche Geschäft Verrichten, die Hhäne und
der Geier, die ebenfalls als Lohn fiir
ihre nützliche Arbeit vom Menschen
Haß. Verfolgung und Schimpiworie
ernten. Die Beispiele aus dem Thier
reiche lassen sieh noch ink- bielfache ver
mehren. Es sei vergleichgtoeise nur
daran erinnert, daf; niemand an dem
Anblick eines Strafzenlehrerg oder
Canalarbeiters sein Wohlgefallen fin
det und daß doch jedermann die Nütz
lichkeit und Nothwendigleit ihrer Eri
stenz und Arbeit anerkennt. So sollte
ei- auch den Straßenlehrern im Thier
reich ergehen.
l :J: s- «
Eine für die Eisenverarbeitung tre
deutsame Erfindung ist von zwei belgi
schen Physikern Hoche und Lagrange
, gemacht worden. So unwahrscheinlich
dies zunächst klingen mag, fo ist das
Verfahren doch in feinem Endznseck
» dadurch richtig gekennzeichnet, daß eine
« Eisenstange durch Eintauchen in kaltes
I Wassek bis zur Weißgkutkz erhitzt wikv.
s Scrostvekstciuvtich ist bei diesem Wun
i
l
I
l
der die Electricität im Spiele, die ruf
» folgende Weise wirkt: Die Wände eines
rechtectigen, zur Hälfte mit Wasser ge
si2llten Metallliibels werden in Ver
bindung gesetzt mit einer electrischen
Vatterir. die eine Stromstärte von 60
Ampere abgiebt. Auf der anderen
Seite wird der Strom in die zu be
handelnde Eisenstange geleitet vermit
telst einer Art von sange, mit der die
ls"isenstange an i rem Ende gefaßt
wird; natürlich ist diese Zange, durch
die der Strom hindurchgelit, mit einem
isolirenden Griff versehen. Wird nun
die Eisenstangc in das Wasser deg elee
—trisch geladenen Metalltiibelci einge
taucht, so entsteht zwischen ihr und oen
Wänden des Itiibeliz eine starke eleciri
sehe Spannung, durch die das den Wi
derstand bildende Wasser rund um die
tsisenstange so heftig zerfetzt wird, das-,
die Temperatur in etwa 2() Seeunden
l«-i«:» auf 1200s«-150l·- Grad erhöht wird
und die Eisenstange in höchste Gluts)
tusetzt, so daß sie zum Schmieden be
reit ist.
Yo Z
Bei den dicgjiihrigen Manövern in
Deutschland ist ein neuer englischer
Telegraph zur Verwendung gekommen,
der auch bereits in Siidweftafrica ein
geführt worden ist, der Oeliograpl).
Dieser Apparat besteht aus einem etwa
drei Fuß hohen Stativ, auf welchem
ein nach allen Richtungen hin beweg
licher Spiegel angebracht ist· Vor dem
Spiegel, etwa einen Fuß entfernt, steht
in gleicher Höhe ein InetallnerLichtstab,
mittels dessen man denMittelpunlt des
Spiegels in eine grade Linie zu dem
entgegengesetzten Beobachtungspunlte
lringt. Auf diese Weise lann man
einen Lichtstrahl nach einem entfernten
Punkt lenken, die englischen Erfinder
behaupten, bis auf 112 Krn, wenn das
Gesichtsfeld frei ist. Hinter dem Spie
gel befindet sich ein Drücker, mit dem
man gleich einem Morseapparat arbei
ten kann; dadurch wird der Spiegel
leicht bewegt, und man vermag mit
Sonnenstrahlen in Morfefchrift zu
schreiben, so daß man weithin genaue
und umfangreiche Mittheilungen ma- ·
chen kann. Steht die Sonne fo, daß
ihre Strahlen die Rückseite des Spie
gels treffen, fo wird ein zweiter Spie
pek eingesetzt, welcher eine Rückfpieae
lnna hervorbringt Jn Siidweftafrica
wird der Apparat jedenfalls von Be
deutung werden, da dort die Luft klar
und rein ist, aber ob er sich in anderen
Ländern bewähren wird, hängt nach
von neuen Untersuchungen ab.
Rechte der Gesellschaft.»
Das Auftreten des Gouverneurs
Tanner von Illinois in dem Streit
Von Virden findet in der Presse des
Landes nahezu einstimmige Verdam
mung. Jn der That widersprieht es
Gesetz und Verfassung Er kann die
Freiziigigkeit der Arbeiter nicht aufhe
ben, noch einem Arbeitsgeber das Recht
absprechen, sich seine Betriebskräfte un
ter den billigsten Bedingungen zu
sichern, ihm steht kein schiedsgericht
liches Urtheil über das Maß der Löhne
Zu. Indem er sich ungehörige Autori
tiit anmaßte, hat er sich gegen die
Rechte der Eisenbahn, der Grubenbe
sttzer und die von Bürgern der Ver.
Staaten ldenn das sind die Schwarzen
aus Alabama, selbst wenn sie aus dem
Ziehthaug kamen) vergangen. Er muß
eg sich deßhalb gefallen lassen, das-, die
Gerichte gegen ihn angerufen werden.
Aber die Gründe seiner Handlungs
weise, das ist etwas- anderes. E: mag
je-. sein, daß seine Motive nicht die lau
llrsien waren. Die N. Y. Vvltszeis
tung, ein sozialdemokratisches Arbei
terergan, nennt sein Verhalten ein
,,niedertra·chtigeg Demagogenstiict«.
Das mag dahin gestellt bleiben. Daß
es aber dem Mitgefiihl der großen
Masse des Publikums entspricht, kann
Nicht wohl in Abrede gestellt werden.
Dasselbe gehört nicht mit Unrecht den
« Kehlengräbern Und, wie oft zuvor
schon, wird auch hier die Frage ausge
worfen: Haben die Grubenbesilzer
Anspruch aus moralische Unterstütz
ung in den tltechtgansehaunngen des
Volkes-?
Die schwierige Lage, in welcher sieh
häufig die Unternehmer befinden, ha
ben wir szuvor bereits gebührend bei
tr-nt. Die Leute können auch nicht wie
I sic- wollen. Aber die Frage ist berech
s tigt: Haben sie in ihrem Auftreten das
! Maß von Rücksicht gegen die bürger
s liche Gesellschaft genommen, das die
; selbe billigerweise erwarten kann? Es
l gibt ein, bisher noch 11ngeschriebenes,
s Gesetz von den Pflichten gegen die Ges
sammtheit, dag in diesen industriellen
l blävmpsen noch viel zu wenig be
achtet worden ist« Mußten die Gru
benbesrtzer den Lohnlampf bis auka
Vleusserste treiben, Landsknechte im:
rsrrtiren, um dem zugestandene-meisten
ungesetzlnäfsigen Gebahren der um ihr
Bis-then Hab und Gut und die Gr
weibsgelegenheit berzweiselnd ringen
den Kohlengräber unaefetzliche Mase
nchmen entgegen zu setzen? (Und ne
benbei drängt sich die Frage auf: wenn
sie die Kosten solcher Kriegssijhrung
tragen können, konnten sie nicht den
; Forderungen ihrer Arbeiter billiger
i Weise entgegenkommen?) Die Gesell
schaft steht Vorgängen dieser Art nicht
! mehr mit derselben Unersahrenhseii ge
’ geniiber wie zuvor. Die zahlreichen,
nur zu ost gewaltthätig endenoen
wirthschaftlichen Kampr auf diesem
Gebiete haben, weil häufig die Ge
saninitheit wider Willen als leiden·o-:r
Faktor in dieselben mit hineingezagen
wird, die Frage nach ihrem Recht, nach
ihrer Schutzhereehtigung dagegen rei
sen lassen. Jn den kleinsten Getrieben
mag man die alte Anschauung, dass
das Publikum in solche Angelegenhei
ten nicht hineinzureden hat, gewähren
lassen; in der Mehrzahl der Interessen
streitigteiten aber ist dar- öffentliche
Wohl mehr oder weniger betheitigi,
fallen die Folgen aus eine bei Weitem
größere Zahl als die der zunächst Be
theiligten. Jn Folge dessen ruht aus
diesen eine gewisse Verantwortliebtcih
die nicht iibergangen, bei Seite gescho
ben werden darf.
—
Aug der tsrtenntnisk dieser Veran:
wortlichteit sind Vorschläge und Gean
entwürfe hervorgegangen wie z. V. die
Schiedsgerichte, der Cooperatio - Ge—
danke und andere, wo aber diese von
der Gesellschaft vorgeschlagenen Mittel
nicht anwendhar sind, nicht ausreichen
rder gar verworfen werden, da hat die
Gesellschaft das Recht, auf andere
Weise Schutz gegen wirthschastliche
Störungen zu suchen, welche sie nicht
verursacht hat. Jm zwischenstaatlichen
Eisenbahnverteht ist dieser Gedanke
—
bereits durchgedrungen, indem von
Bundeswegen eine Autorität eingesetzt
wird, den Betrieb des Transporttre
sens ungestört zu erhalten, bis der
Streit beigelegt ist. Jn gleicher Weise
wird das nicht bei allen Differenzen
geschehen können. Aber die Wahrung
der allgemeinen Interessen, der SchUZ
der öffentlichen Wohlfahrt gegen die
gewaltsamen Störungen wird in der
Gesetzgebung des Landes in iri end
welcher Form Ausdruck finden müsein
Die Gesellschaft wird sich die Rücksicht
erzwinaen, die egoistisches Jnteresse
nicht anerkennen will.
Jn einem Blatte, von dessen sonsti
ger Tendenz wir solche Einsicht nicht
verinuthet hätten, dem gelben N. Y.
Journal, wird der Gedanke von dem
beschränkten Rechte des Unterneh
mers in folgender Weise ausgespro
clkenx Das Recht Jemand-es, sein eige
neg Geschäft nach seinem eigenen Be
lieben zu führen, datirt ans einer Zeit,
wo das Geschäft rein Privatangelegen
l«-eit war, wo ein Meister vielleicht ein
halbes Dutzend Gesellen und Lehrlinge
beschäftigte und ein Arbeiter, der seine
Stelle verloren hatte, in einer anderen
Werkstatt sofort wieder Beschäftigung
finden konnte. Jn unserem modernen
industriellen System aber, wo einzelne
Arbeitgeber Erwerbsgelegenheit für so
viele Familien bieten, wie früher die
ganze Bevölkerung einer alterthümli
chen Republik ausgemacht hätte, wo
umfassend-e Industrieen unter einer
einzigen Controlle stehen, so dafz der
darin Aufgewachfene von seinem Platze
ebenso abhängig ist wie der Pensivnär
eines Monarchen, reicht die Theorie
vom Rechte des Arbeitgebers auf will
kürliche Conirolle nicht mehr aus.
Viele Industrien sind halb öffentliche,
oder fast ganz öffentliche Unterneh
mungen geworden. Den neuen Bedin
gungen müssen sich neue Theorien an
passen.
· ——.——
Geistige Ermüdbarteit.
Aus dem deutschen Naturforscher
Tage in Düsseldorf hielt Prof-Kräm
lin (Heidelberg) einen Vortrag »Uever
Messung geistiger Leistungsfähigkeit
und Ermudbarteit«, der im Hinblick
auf die angebliche Ueberbürdung der
Schuljugend von allgemeinem Inte
resse ist:
Wenn man ein Maß für die geistige
Ai strengung, die unbeschadet der Ge
sundheit jugendlichen Individuen in
den Schulen zugemuthet werden darf,
gewinnen will, so ist es erforderlich,zu
nächst eine Methode auszubilden, die
ins in den Stand setzt, den Grad der
geistigen Ermüdung mit Genauigkeit
oder wenigstens annähernder Genauig
keit festzustellen. Zu dem gesagten
Zwecke hat die ,,ästhesiv-metrische Me
thode« bisher fast ausschließlich Ver
wendung gefunden. Wenn man die
zwei Spitzen eines Zirkels auf be
bestimmte Stellen der Haut aussetzt
nnd nun die geringste Entfernung eri
inittelt, bei welcher die gleichzeitig auf
dirs Haut ausgesetzt-en Spitzen getrennte
Empfindungen hervorruer, d. h. wirk
lich- als zwei Spitzen empfunden wer
den« so wird man alsbald beobachten,
dass die Distanz der beiden Spitzen
beim geistig ermüdeten Individuum
eine erheblich größere ist als bei einer
Person, die geistig frisch ist. Die Er
gebnisse der mit dem Tasterzirkel ans
gestellten Versuche werden freilich auch
dringend ersucht, das Manifest nicht zu
durch den Einfluß der Uebung, welcher
der geistigen Thätigleit sehr zu Stat
ten kommt, bis zu gewissem Grade
modificirt. Die mit Hilfe des Taster
zirkels (verschiedene Entfernung der
Zirkelsrsitzen von einander) gewonne
nen Resultate werden von Firäpelin in
Form einer Curve aufgezeichnet, wäh
rend durch eine zweite Curve die gleich
zeitig zur Geltung kommende, den
Einfluß der Ermüdung bis zu gewis
sem Grade wieder aufhebende Uebung
Hur Anschauung gebracht wird. Mit
Hilfe derartiger Untersuchungen und
Registrirungen, deren Zahl natürlich
nicht zu gering sein dars, hofft suspe
lin allmählich das der geistigen Ermü
dung zu Grunde liegende sjjesetz fest
stellen zu können. Erst wenn solche
nach exacter Methode und in möglichst
großer Anzahl vorgenommenen Unter
siecbungen zu ganz bestimmten Schlüs
sen geführt l)aben, wird es möglich
sein, die fundanientale Frage aller
diesbezüglichen schulhhgienischen Maß
regeln »Wann ist der Zeitpunkt, wo
die eintretende Ermüdung eine Unter
brcchung des llnterrichts crheisiht?«
mit wissenschaftlicher Genauigkeit zu
beantworten Dabei gesteht Kriipelin
aber ,-»,:-;, dass, die Tasterzirlet : Unter-:
stictjungen nicht einzig und allein dem
besagten Zwecke zu dienen geeignet
seien, das-, vielleicht eine andere Me
tljdde noch genauere Resultate zu bie
ten im Stande sei.
——.—.»-—.
Den größten Theil der Schuld an
den Fehlern in der Arineeverwaltnng
-- nid auch Kriexxtsleitunq bat kag
tnlspellöpfige System Verurfacht, kei
welchem der Krieggsekretiir und der
Olseibefehlghaber einander in’«":7 Hand
werk pfnschen Jn einem fiir das Bo
stoner Journal geschriebenen Artikel
sue-i Gen. William A. Bancroft, der
1.nter Gen. Filzhuqli Lee lsen Posten ei
ter Brigade - Kominandeurs inne
hatte: Der Vetwaltungsappaeat der
Armee sollte seinen Mittelpunkt in dem
Kemmandeur der Armee haben, dem
ei» obliegen müßte, den Willen der
Vidininifttation durch einen in qeeignk
ter Weise zusammengesetzten Stab
auszuführen, der ihm direct verant
itizcrtlich ist und nicht dem Kriegsfetees
at.