»..——--«— Ein weltgeschichtliches Drama Von Johannes schen-. Gotssetzungd Dei-weil war der Reichstagssaal der Schaut-la tumultarischet Trennt Der Prii ident, der Tscheche Strobach, fühlte den Prasidentenstuhl unter sich glühen, daß es nicht zum aushalten war. Er stand aus, wand sich wäh rend des anarchi chen Hin- und Her redens, welches ich an das Erscheinen der bewaffneten Arbeiter knüpfte, noch eine Weile Divischen dem Bureau und der Thüre herum und verfloß dann auf -—— Nimmerwiederlehr. An seiner Stelle übernahm Smolta den Vorsitz. Der Reichstag erklärte sich permanent. Spät in der Nacht gelangte eine Abordnung des Reichstags nach Schönsbrunn und sie wurde fo huldvoll empfangen, daß man glauben muß, der ute Ferdinand sei zur Stunde, als die - eputation ihm aufwartete, noch nicht von der Ermordung Latours un terrichtet gewesen. Nachher wurde er wohl erst davon in Kenntniß gese t, denn er«erlies3 ein ge harnischtes chreiben hartnäiligen Widerspruches an den Reichstag. Nachdem dieses Aktenstück verfertigt trat, machte sich der Hof reisefertig und verließ zur siebenten Morgenftunde unter dem Geleit einer Brigade von Kerntruvpen Zchöndrunn. Auch diese Ftveite Flucht schien wiederum nach « irol aelien zu wollen: allein in Wahrheit fand sie am H. ihr Ziel in der miihrischen Stadt und Festung Ol miitz. Man muszte den Staren ein Pfand allerhöchsten Vertrauens gebett; sie hatten sich schxn so sehr um das Haus Lothringen - Habsburg verdient gemacht! Inmitten einer slavischen Be völlerung das kaiserliche Hoflager aufschlagen, hieß den Hiiuntlingen der Slaven sagen: Ihr sollt künftig in Oesterreich die erste Geige spielen. US gen Wien, doch bevor Windisch Fürst Windsschgtiitz. Der Bluthund beginnt feine Arbeit. Der Färst von Windischarätz, war vor der Abreise des Hofes noch mit dem z Austrage betraut, die Wiencr Revolu- « tion niederzmverfem Das war u. A. auch dem Reichstag in dem laiserlichen Schreiben mitaetheilt worden. Am 8. Ostober erschienen die beiden Tschechenhäuptlinge Rieger und Haw lirzek, fliichkig aus Wien angelangt, - auf dem Hmdschin bei Windifchgrätz i und brachten demselben die erste ve siimintere Kunde von dein zwei Tage zuvor in der Donanstadt geschehenen. Windischarätz machte die meisten in Böhmen stehenden Truppen marschier grätz seinen in Marsch gesetzten Trup pen zur Donau folgte, begab er sich nach Olmiitz, wo man ihn feiertichst zum Feldmarschall ernannte. steifelsolzne hat während der An wesenheit des neugebaclenen Feldmcm fchalls am taiserlichen Hoflager derGe danie, den guten Ferdinand in den Stand zu setzen, ungestört von Unter schreibungs- und anderen Regierungs miihen der Blumenzucht sich widmen zu lönnen, bestimmtere Gestalt gewonnen. Es gab Leute am Hofe, welche dem-kai ser sein märzliches »Ich lass’ nit schie ßen!« nie verziehen hatten. Am 19. October nämlich erschien ei ne Tags zuvor von Sr. Majestöt un terschriebene Proelatnation, worin der Kaiser »mit seinem fürstlichen Worte den Völkern Oesterreichs alle denselben aeivährten Rechte und Freiheitem ver biirgte, sowie die vor der Oetobertevo lution vom Reichstage gefaßten Be schlüsse bestätigte und schließlich seinen »sesten Willen« ertliirte, daß das an gesangene Versassungswert vom con stituirenden Reichstage fortgesetzt und vollendet werde. Tettveil man aber den quien »nur and dermaßen in der constitulionellen Fisiel zu den Völkern Oesterreichs spre chen ließ, schickte sicii der neue Feldmars scholl an, mit Zinnonemnäulern zu den Wienern zu reden. Freilich waren noch zwei andere Ve biirden da, welche nzit und neben dein Minister Krauß Und neben dem Blick-ass tage reaierten, was das Zeua hielt: der arn 7. October cingeseszte Gemeinderath und der Studentenaugschuß. Die Weltgeschichie hat wohl schwer lich noch ein solches Beispiel heteroan ster Verwaltung einer Stadt auszuwei sen. In Wien selbst befand sich ein kai serlicher Minister — vor den Mauern Wiens ein kaiserliche-.- FeldmarschalL bereit, die Stadt zu bombardärem Aber das Voll benahm sich bewundern-s werih. Obgleich dasselbe Herr der gan zen Stadt war, blieben oie Schätze der Bank, welche ein einziaer Mann be wachte, vollkommen sicher und an dem out-nicht bewachten Palaste des Win " diichfräawähkenv dieses Wien vom-. bord rte, wurde nicht einezzensterscheibc zerbrochen, nicht ein Mingslgriss abge risseni Fürwahr, ein großer Führer hätte mit dieser Bevölkerung Großes rollsiihren können. Jammer-schade um die vielen herrlichen Kräfte, die hier nutzlcs zu Grunde gingen. Gar nichts löbliches ist dagegen von de: ländlichen Bevölkerung in der Um gegend von Wien zu sagten. DieBaueru ließen ihren rohen Egoismuiz in seiner ganzen Rupkigleit sehen. Alle Vernu bungen Kudlichs unr- anderer, die Bauerschcst zu bewegen, sich zu einem .,Landsturni« zusammenzuthuu und dem bedrängten Wien Hilf-: zu leistet-, scheiterten kläglich. CL- toar ganz eitel, den Bauern auseinandesxzusetzen, wie unberechenbar wichtig es sei, Messe-unt szadt nicht der Säbelbrutalitäit verfal len zu lassen. »Was geht das uns ein«-« sagten sie; »wir haben teine Kliobot mebr und das and-te ist uns gleich«'. Jm deutschen Planperparlament wurde am 12. October durch den Oe-. - sterreicher Berger der Dringlichteitsam tag eingebracht, »die Versammlung möge anerkennen und erklären, daß der consiiiuirende Reichstag und die hel denmiithige BevölkerungWiens sich um das Vaterland woblverdient gemacht« fiel aber natürlich durch. Daraufhin beschlossen die beiden Frartionen der Linken, ihrerseits eineSympathiebezeu aungsdeputation nach Wien zu entsen den, und bestellten dieselbe aus den Herren Blum, Fröbel und Hartmann· Ob Robert Blum aus Hoffnung, ob aus Verzweiflung nach Wien gegan (.en? Man weis; es nicht. Wahrschein lich ging er im Oktober nach Wien, um den ungeheuren Fehler zu sühnen, wel chen er imSeptember in Frankfurt be cangen hatte, als er statt die revolu tionären Kräfte zu cntfesseln, dieselben vielmehr lahmlegen hals. Aber die Reue larn zu spät. Die wiener Okto berreoolution war schon allzusehr ver fahren, um noch ins richtige Geleise gr lenlt werden zu können. Und war isberhaupt Blum der Mann dazu, so eine Lenlung zu unternehmen und durchzuführen? Nein. Er ging an der Halblieit der ganzen Bewegung von 1848 zu Grunde. Tag arme Wien. Viele Köpfe an der Spitze und alle hth Die oberste Leitung der Wertheim aung Wiens war beim Obertommando der Bürgerwehr. Verschiedene Inha ber dieser-Stellen -—— Stressleur. Scher zer, Braun, Spitzhitl —-— waren seit dem 6. October dampsgeschwind ausge taucht und noch dampsgeschwinder wie der untergetaucht. Angesichts nun der herandrohenden Entscheidung schlugen die demolratischen Vereine zum Ober trmmandanten vor den gewesenen tai serlichen Oberlieutnant und jetzigen Li teraten Wenzel Messenhauser und am 12. October ernannte das kaiserliche Ministerium des Innern im Einver ständniß mit dem reichstäglichen Si cherheitsausschuß den Vorgeschlagenen wirklich zum provisorischen Besehtiger der wiener Nationalgarde. Die Wahl war so eine himmel scbreiend versehlte, daß sich eigentlich alle Pslastersteine von Wien hätten da gegen empören sollen. Der arme Mes senhauser ist die gutmiithigste, ehr lichste, uneigennützigste, blondeste Oe sterreicherseele von der Welt gewesen; aber einen schlechterm Ober-komman danten Wiens unter den obschwebenden Umständen zu finden war schlechter dmas unmöglich. Windischgrätz tras am 19. October von Olmiitz her in Lundenbutg ein, wo er zunächst sein Hauptquartier aus schlug, um von dort am folgenden Tag eine Protlamation »An die Bewohner Wiens« zu richten, worin er bekannt gab, dasz er «mit allen Vollmachten ausgerüstet sei, um dem dermalen herrschenden gesehlosen Zustand ohne Zeitverlust ein Ziel zu setzen«, und schließlich die Hauptstadt sammt Vor stiidten und Umgebung in Belage rungszustand erklärte. Er forderte die scfortige und unbedingte Uebergabe der Stadt und vollständige Entwassnung der Bevölkerung. « -- -«- ne "LUCOkoD ck UND Mc Knienle VE « nerale in aller (««,'einächlichteit ilire itjltasinahmen zur völligen Einschlus s snmq Wiens trasen und zur Ausfüh runa brachten, herrschte drunten an der Leitba in der Stimmung und in den Operationen der unaarischen Armee das lläalichste Schwanken. Rossuth —— - so erzählt ttiöraei --- er öffnete die Berathuna iiber die Frage, ol- und wann die tlnaarn nach Wien eine militärische Unterstützung senden sollten mit einer daraus berechneten Rede, die Uebergabe der Landesgränze zu Gunsten des belagerten Wiens als eine sürUnaarn moralisckxNothwendig teit, jeden Gedanken an deren Unter lassung als einen unehren asten hin zustellen »Noch steht ten —- so Eile et« seine Rede — noch ist der ut seiner Bewohner, unserer treue der reaktionären Feldherrm ungeer chen. Allein ohne unsere Hilsemussen sie dennoch unterliegen, denn sie kam pfen einen zu ungleichen Kampf. Da rum lassen Sie uns eilen, meine Her ren, eine Schuld abzutragen, welche uns, eingedenk dessen, was wir unsern Brüdern in Wien verdanken, geheiligt erscheinen muß. Wir müssen den Wie heischt dies von uns.« Kossuth schien, . wie sich in späterer Rede zeigte, trotz s dem erst noch ,,niihere Nachrichten von Wien abwarten zu wollen; als aber statt deren immer nur der Donner des groben Geschützes von der Hauptstadt k)crüberdrang, da hieß es endlich, es sei keine Zeit mehr zu verlieren, und die Vorriickung begann am 28. October. Es trat zu spät und die rechte Zeit schon verloren. Der Velagerer Wiens hatte derweil sein Hauptquartier nach Hetzendorf rerlegt und erließ von hier am 23. Oc tober abermals eine Proklamation, in ! welcher der Stadt nnd ihren Verthei digern eine Unterwersunggsrist von 48 Stunden gegeben und im einzelnen blutroth auseinandergesetzt war, was der Herr Fürst unter Belagerungszu stand und Standrecht verstand. Am 23. October begannen vor Wien die Kanonen mitzusprechem Die Ge schiitze der Belagerer scheinen zuerst von Otiatring her gegen die hernaiser Li nie gespielt zu haben. Ein heißer Kampftag war der 2t3. October-, wo den ganzen Tag über aus der ganzen Linie von Nußdorf bis St. Marx aestritten wurde. Am Abend des Tages hatten die laiserlichen Trupp-en iie Brigittenau und den Prater in ih rer Gewalt, hatten die Vertheidiger Wiens in die inneren Vorstadte zurück gedrängt. stsii Ver-dünnem gegen die Angriffs-« nern zu Hilfe! die Ehre der Nation er- « Jn Wahrheit, nur die Verleumduna bat die Tapferkeit der Vertheidiger Wiens anzutasten gewagt. Der hier vorhandene Kämpferstofs hat sich trotz der höchst manaelhasten Organisation nnd aroszentbeils unznliingliehen Füh rung als ein guter bewährt· Aus die sem October-Wien hätte ein großer MannGreßes zu machen vermocht trotz alledem. Aber, ach, wo war in jenem October, wo war überhaupt im Jahre 1848 ein wahrhaft groszer Mann, ein Ntmmer-Ein«3 - Mann? Niraendss Niemand in Frankfurt, Niemand im ganzen Deutschland hatte sieh bie- da hin träumen lassen, daß einst so ein Tag kommen würde. wo die arosze Brummglocke des Stephansthurmes das Signal geben würde zum allge meinen Wiener Sturmgeläute »für die deutsche Freiheit« Das aber ist zwar nicht der klare Gedanke, doch der richtige Instinkt ge wesen, welcher die Wiener Octobcrrxk volution gemacht hatte, und dass die « Deutschen das bedrkingte Wien so ! schmacher im Stiche ließen, vermehrt die Anzahl, die Unzahl der trauriaen Beweise sjer die grassgriine llnreise der Völker thino 1848. Das Grsammtresnltat des I:8. Octo bere war, daßWindischgräiz an: Abend » sich alsJ Sieger fühlen konnte, wie er auch that. Die kaiserlichen Trnopen hatten die ihnen gestellte Ausgabe er i füllt. Sie befanden sichim vollen Be i sitze der Borstädte Landstraße-, Renn t weg, Leopoldstadt und Jäger-reib stan den also lxart vor den Wällen der inne l ren Stadi. In diesen Vorstädten nun begann, , als die Nacht hereinaebrochen war-, je « ne Gräucltvirthsckxift von Seiten dek « Soldaten, welche zu leugnen selbst in der Wolle schwarzgelh gefärbte Be richterstatter nicht unternommen ha ben. So ein Zeuge sagt z. V. iiber das gräßli(he, was in der Nacht vom 28. auf den 29. October in der Johan nagasse geschah: »Erst gegen 4 Uhr früh hörte das Plündern und Wtiraen mtf nnd fei- lcmkdntvn tmltht Zur-Hil niengezogecn Am 31). October führte n.an 57 Leichen aus dieser einzigen Gasse fort, die Leichen solcfser nicht mitgerechnet, welche das Militiir aus den Häusern geholt, über dem Walle auf den Feldern erschossen nnd atech daselbst begraben hatte. Der 28. October war ohne Frage der entscheidende Tag. Allerdings hatte ein großer Theil der Vertheidiger, tret che die innere Stadt, sowie die Vor ssiidte Wieden, Schottenseld, Nenban, Jesevhgstadt noch hielten, den Muth keineswegs verloren, obztvar Proviant wie Munition schon vom 27. October an sehr knapp waren, und Mobilaar den, Arbeiter nnd übergetretene Sol daten wollten nicht dulden, dasi man l ortx·W«1fferistr-ectuiig und Uebergabcl sprach-« · Jni Laufe des folgenden Vormit tags suchte die anWindischgrätz entsen dete Aoordnung den Fürsten in seinem Hanptqnartien Er ertliirte tntzab, er wollte eineWasfenruhe von 12Stun den bewilliaen unter der Voraussetz ung, daß lein Angriff ans seine Trup pen stattfände. , Zwei Stunden vor Mitternacht niechte sich dann noch eine Abordnnng desj- Gemeinderaths, durch ein Mitglied . des Studentenausschussecz verftärtt, ncch dem Hauptquartier des Feldmar schalls auf den Weg, um denselben die bedingungslose Unterioerfung der Stadt anznzeigem Sie langte spät in He«tzendorf an. Jhr Sprecher entle digte sich seines Auftrags, machte ans i··:ertsam, daß es wohlgethan wäre, die Truppen möglichst bald einriicken zu le·ssen, und richtete dann noch einige Bitten »ein die Herzensgüte des Fur seen«. Diese Bitten wünschten Gnade für die abgesallenen Soldaten, freien Abzug für die academische Legion,Paf se stir Alle, welche Wien oder Vetter reich verlassen wollten. »Nein, nein,« rief Windischgrätz aus« »das tann nicht seini« Er stieß sich namentlich an der streiten der vorgebrachten Bitten. Dann bedenkend, daß er noch nicht in der Stadt drinnen, fiigte er hinzu: »Ich werde alles thun, was sich mit Meiner Ehre und mit meinem Gewis sen verträgt«. Wie nichts-sagend diese Versicherung, konnten die Deputirten drraus entnehmen, daß Windischgräg ihnen dringend aufgab, dafür zu sor gen. daß solche Personen, die er als in erster Linie seiner Rache verfallen be zeichnete, ja nicht entkämen. Die Ungan kommen! SPKX kvttiijii Jst-, »Es-Ich Ihr kommt ——s zu spät! Am 30. October, im Laufe des Vor mittags verbreitete sich in der Stadt abermals die Kunde: »Die Ungarn lommen!« Boltshaufen wälzten sich mit dem Rufe: »Die Ungarn sind da! Eljen! Kossuth kommt!« durch die Straßen, die schon verödete Aula wim melte und wuselte wieder Plötzlich von bewaffnete-m Leben, die Arbeiter nah men ihre Wehr wieder auf, eine Bande von mehr oder weniger häßlichen Amazonen marschirte über den Burg platz, das Gewehr aus der Schulter, Studenten warfen sich auf Pferde, um auch in den Vorstädten, soweit diesel ben noch nicht von den taiferlichen Treppen besetzt waren, die frohe Bot schaft Fu verkünden und zu neuem Wider,tand aufzufordern. und an den Straßenecken erschien ein überschwäng liches Plalat, zu ,,eineni letzten glor reichen Kampf« auffordernd und den Schlußtrumpf ausspielend: »Es wird auf allen Punkten der Erde unser schönster Titel sein, zu sagen: Jch war ein Wieneri Jch war dabei!« Der Bürgermeister Messelbauser mußte nolens volens sein Amt nieder legen, weil er in der That den Kopf verloren hatte und Fenneberq, auch ein Geist zweiten Ranges, wurde an feiner Stelle gewählt. Um Mittag waren die Trnpven, die gebändigten Vorstädte hinter sich, auf dem Glacis aufmarschirt. War ihnen doch Tags zuvor der Ein-um nicht allein gestattet, sondern, wie bereits er wähnt, seitens der Bürger von Win dischgrätz erbeten. Aber das Signal zu ihrem Einriieken, das Aufhiffen der schwarzgelben Fahne auf dem Sankt Stephan blieb aug. Der Gemeinderath hatte dic Fahne geschickt, aber sie wurde auf dem Domplatz in tausend Stücke zerrissen. Der Gemeinderath sandte eine Deputation zum Burathor hin aus, um dein Feldmarschall Wien feierlich zu übergeben; allein hinter dei: Deputirten wurde das Burgthor wie der zugeschlagen und verrainmelt. So fort wurden auf den Basteien die Ka nonen gegen die Trupven los-gebrannt, die Sturmglocke auf dein Stevhan5 thurme schlug an und die tolle Heraus forderung wurde von den Trupp-en auf der Stelle angenmnmen Windischgrätz ließ seine schon zuvor in Bereitschaft gehaltenen Batterien spielen und das Boiiib«.1rdenient hob an, Nachmittags It Uhr. Die Stadt, insbesondere die Gegend um die Stall bnrg nnd die Reitschule her, wurden mit Bolltngeln, Bonn-ein litranaiem aliihenden Bällen nnd Raketen über schüttet. s, euer schan da und dort anf, das etösc war so furchtbar, als »Macht der jüngste Tag herein«. Die Sieger zogen ein. Die Straßen waren wie ausgestorben Nun ward es still. Die Nacht sank herab. Der Vorhang iiel nach einem großen Drama nnd die Oraie der Rache begann. Am 1. November blähte sich eine ko lossale schwarzgelbe Fahne auf dein Sankt Stephan. Der schwatzt-IM gs:-ldene Märztiauin Wiens, welcher zuletzt in dar- Octobersieber umgeschla:— gen, war ausaeträumt. Windifchgriitj friert Orgicrr Standrecht, Mord und Todtschlaa. Das Standrecht herrschte souverän in Wien und die Denuneiation wurde förmlich aufgeniuntert,ja prämirt, was ganz überflüssig war. Die Thätiqteit des Standrechts aina bis zum 9. Mai ran 1849 fort. Sie forderte als Re sultat eine Liste von 145 Verurtheiiun gen zu Tage, in welcher Liste das »er fchieszen« und »hänqen« mit ,,uasfcn. l(.iifen«', »fchroerem Kerker« und »C:l)anzarbeit« abwechselt. Vollstreelt wurden 24 Todes-urtheile. Wie viele Nesangene während der Kämpfe vom LU. bis Sil. October von der Solda teskta ohne weitere Förmlichleit massi liirt worden sind, wird wohl niemals acienmiifzia festzustellen sein. Ebenso n enia die Zahl der Opfer, welche un mittelbar nach der Einnahme derSiadt »aus höheren Befehl« vor den Linien fiisilirt worden find. Man schätzt, daf; in der Vertheidiauna Wiens von den Vertheidiqern 5--—-6()()(«) gefallen seien. Der Gesammtvcrluft der Truppen ltt amtlich auf 56 Offiziere, 1142 Solda ten und 70 Pferde festgestellt. Zugleich mit Robert Blum war auch Fröbel verhaftet und ebenfalls zum Tode durch den Strana verurtheilt worden. Winidischqrätz beqnadiate ihn aber, wie es hieß und wie Fröbel selber alaubte, einer von ihm früher verfaß ten Fluasrhrift wegen, tvelche öfter reichfreundlich aussah. Daf-. Blum iu der Moraensriihe des 9. November-Z auf der Brigittenau die Todesluqeln mannhaft und gefxiszt empfing, wein Jedermann. Die deutsche Demokratie Fird ihres- Märthrers eingedenk blei en. DasVlavperparlament in Frankfurt war so starr vor Entsetzen dafe es aus s Feigheit nicht einmal wagte, eine par lamentarische Todtenfeier fiir Blum wirklich zu begehen Die Einsetzung des Ministerium-E Schwarzenberg-Stadton vom 21. No vember war die Einleitung zum eigent lichen Finale der österreichischen Octo berbewegung. Dieses Finale spielte im erzbischösslichen Palast in Olmiitz, wo derzeit die kaiserliche Residenz, zur achten Morgenstunde am 2. December. Tie kaiserliche Familie war versam n elt, der Hof in Gala, und um der be vorstehenden Haupt- und Staatsaktion die richtige .zeitgemäße Weihe zu geben« waren auseh die beiden »Siegeshelden« Windischgrätz und Jellacic. welchen ver etlichen Tagen Zar Mkolai eine Belobigungsnntc zunefertigt hatte, aus Wien her-beschieden worden. · Es Handelte sich darum, den imKrei se der Eingewe hten längst vorbereite ten Thronwechsel zu vollziehen. Kaiser Ferdinand hatte endlich unwiderruflich abgedanlt, sein Bruder, der Erzherzog J Franz Karl auf sein Nachfolgerecht ’ verzichtet und dessen Sohn als Kaiser Franz Joseph der Erste den österreichi schen Thron bestiegen«. Der neue Kaiser war am 1. Derein ber ,,großfährig« erklärt worden. Er zählte 18 Jahre! Von einer selbstständigen Regierung eines achtzehnjährigen Kaisers, konnte im Ernste natürlich gar keine Rede sein. Am 5. März von 1849 wurde eine Art von Verfassung siir Gesammt iisterteich oktrrhirt und am folgenden Tage daraus, nachdem während der Nccht Goldmart, Kudlich, Violand rind Füster aus Kremsier entwichen traten, dem Reichstagsschattenspiel soldatisch - barsch ein Ende gemacht. Später hat man dann, wie bekannt, dieses Phantom von Verfassung in die historische Rumpelkammer geworer und ist zum ,,torrelten« Absolutism1153, zur guten alten frommen Metternich ttgleit ohne constitutionelle Mentalre scrration zurückgekehrt Dabei mochten die Deutschdsterrei eher, falls ihnen das Lachen nicht über haupt vergangen war, fchadensroh Dar über lachen, daß jetzt auch den Herren Czechcn und übrigen Slavenbriidsern der »Dank vom Hause Oesterreich« ge zollt wurde, in Gestalt eines Fußtrit ter-, über dessen Wohlangebrachtheit kein Zweifel aufkommen konnte. « ckst das »was Potsdam jubelt. Narrheit überall in schönster Blüthe. In den ersten Novembertagen von 1848 gab es fröhliche Gesichter im Schloss zu Potsdam Nun der schwarz gelbe Gegenrevolutionstrumps mit sol chem Erfolg ausgespielt worden, wa rum sollte der schwarzweisze nicht eben fclls ausgespielt werden? Laßt den Marschall Drusf seine Schuldigleit thun! Was Se. Excellenz der Win dischgrätz konnte, kann Se. Excellenz der Wrangel auch. Krone und Voll in Berlin und Pxeusien hatte sich ja im März nur ein lsisichen mißverstanden! Jetzt, im No vember, fanden sie beide das richtige, ganze und volle Verständnis-, wieder, d. h. die Sirone befahl und das Volk ge horchte. Doch ehe eOJ so weit kam, gelangte « Jahr zu einer Blüthe, die heute nicht mehr verständlich ist. Nur einige Züge daraus-. Der Prinz von Preußen erschien als z Abgeordneter von Wirsitzz, nein» als « Prinz von Preußen am 8. Juni in der Nationalversammlung, bestieg in Ge neralsunisorm, mit dem Degen an der« Seite, die Rednerbiihne und hieß »die aus allen Provinzen und allen Stän den hier versammelten Herren herzlich nsillkommen«. Das hieß sagen: Wir, die Hohenzollerm haben euch gerufen und wir werden euch, sobald es uns gefällt, auch wieder sortschicken; denn m i r tominandiren und ihr gehorcht; so war, ist und wird sein der Brauch in Preußen —- »Mit Gott siir König und Vaterland!« Mit diesem Losungs worte des echten Preußenthums ging der Prinz ab und es gehörte eine tüch tige Dosis von Traumduselei dazu, nach diesem Austritte noch zu wähnen, in den Räumen der Singakademie oder im königlichen Scheuspielhause, wohin die »Nationalversammlung« später iibersiedelte, gäbe es ein so märchenhas tes Dingtoie eine preußische Volks IDllekclllllllL Die Linle der Nationalversammlung konnte sich schon im Juni überzeugen, daß sie nicht einmal im Hause, ge schweige außerhalb derselben, ihre An schauungen obenaus zu bringen Ver nröchte. Als am 8. Juni Herr Be rcndg den Antrag einbrachte, die »Ver sammlung wolle in Anerkennung der Redolution zu Protokoll erklären, daf; die Kämpfer des 18. und 19. März sich wohl um’s Vaterland Verdient ge macht hätten« ——- da malte Minister präsident Kamdhausen sofortdas rothe Gespenst in erschrecklichen Dimensionen ans die Salwand und in Folge dessen wurde der im Grunde ganz harmlos aemeinte und so zu sagen nur als Fühlhorn herausgesteckte berends’sche Antrag mit 196 gegen 177 Stimmen verworfen. Nach Beendigung der Sitzung gab es dann draußen wider liche Auftritte, an denen sich allerdings nicht allein die Vummler und Kraleh ler von Profession thätlich betheiligten, sondern auch zahlreiche berliner Bür ger aus- den Mitteltlassen, welche zu dieser Zeit noch sich einbildetem auf ihre ,,glorreiche Revolution« stolz zu sein, und in dem gemeldeten Abstim iiuzngsresultat eine Beschimpfung der selben erblickten. Mitglieder der Rech ten wurden beim Hinausgehen mit Schmähungen überhäuft, gestoßen uno geschlittelt und die Minister selbst ent gingen nur mittels studentischen Schutzes der Bekanntschaft mit den schlagenden Beweisgriinden der Menge. Zu der-artigen Travestieen der Re Volution vermochte es der berliner ,,Volksgeist« zu dieser Zeit allenfalls noch zu bringen, weiter zu nichts mehr. So eine Travestie ohne Tragweite und Ziel war auch der Zeughaussturm, ver-« . c.nlaßt durch die schon so lange schwa rende Erbitterung der Arbeiter g«e· en » das bürgerwehrliche Vorrecht der - toaffnung. Hätte das berliner Prole tcriat geschickte Organisatoren und tüchtige militärische Führer gehabt, so würde Berlin noch vor Paris eine Junischlacht erlebt haben. So aber war die Erstiirmung und Plünderung des « eug’t)auses, welche eine Menge svon Lundnadelgetvehren in die Hände vonProletariern brachte, die, maßen die Handhabung noch ein amtliche-Z Ge l)eimnisz, nichts damit anzufangen wußten —— nur ein pöbelhafter Pum uicuuuzp Jn Potsdam stand unbedingt schon im Juli, August und September der Entschluß fest, mit dem ganzen »revo lutionären Unwesen« möglichst bald abzufahren. Schade nur, daß die mili törischen Vorbereitungen noch nicht vollendet waren, und noch mehr schade, daß die Wiener Octoberrevolution zu erst störsam dazwischensuhr. Wenn das Märzfeuer da drunten an der Donau wieder so heftig aufloderte, konnte es möglicher Weise auch an der Spree wieder unter der Asche hervorschlagen. Also noch ein Weilchen Geduld; denn — sagte Friedrich Wilhelm der Vierte —- ,,Geduld überwindet Sauertraut«. Das Hinhaltungsministerium Pfuel brachte die Sachen in erträgslichen Frie den in den October hinüber. Jn der Nationalversammlung begannen die groß-en Redeturniere über den von der hierzu bestellten Commission vorgeleg ten Verfassungsentwurf. Hier that sich aber nun sofort die ungeheure Kluft wieder auf, welche zwischen dem wirk lichen Preußen Und einem constitutio nellen Preußen klaffte. Es wurde am f1.2. October durch ein Mitglied der Linken, Schneider, beantragt, in der an die Spitze des neuen Staatsgrund gesetzes zu stellenden Eingangsformel den Titel »Von Gottes Gnaden« zu streichen, weil derselbe wohl dem abso luten König eignete, nicht aber dem constitutionellen anstände. Der Antrag wurde angenommen mit 217 gegen 184 Stimmen, ein Resultat, welches draußen in Potsdam nicht wenigen Leuten große Freude bereitete. Denn d a r ii b e r, wußte man, würde der König nicht hinwegkommen, d a s müßte er als eine persönliche Beleidi gung empfinden. Wie richtig dieseRech nung, wurde drei Tage später deutlich kund, als im Schlosse Bellevue verschie dene Abordnungen dem Könige Glück wiinsche zu seinem Geburtstage dar brachten. Der Präsident der National Versammlung, Herr Grabow, sprach in seiner Anrede die Hoffnung aus, daß tsie neuen Institutionen die altenBande zwischen Dynastie und Volk noch fester lniipsen würden, und der König be niitzte seine Gegenrede, um auf den Be schluß vorn12. October ein-e sehr deut liche Antwort zu geben. ,,Vergessen Sie nicht, meine Herren, daß wir etwas vor anderen Völkern voraushabem eine Macht, die man dort (in Frankreich) nicht mehr zu kennen scheint, ein e angestammte Obrigkeit von Gottes Gnaden. Danken Sie Gott, daß Sie noch eine Obrigkeit von Gottes Gnaden haben!« Herr Grabaw sah in peinlicher Verbliiffung zu Bo den. Da rief ihm der König zu: »Hal ten Sie den Kopf oben! J ch habe noch einen starken Arm!« Zu einer Depu tation der Berliner Bürgerwehr sagte er: »Vergessen Sie nicht, daß Sie die Waffen von mir haben!« Entschiedener konnte doch wohl das glücklich wieder gestratnmte Vollbe wußtsein des Absolutismus nicht sich offenbaren! Doch die Nationalversammlung, die jeden Rückhalt verloren, ließ sich nicht beirren. Jn der Morgensitzung vom 31. Oc tober wurde mit 200 gegen 153 Stim men beschlossen: »Der Adel ist abge schafft«. Und weiter mit 208 gegen 115 Stimmen: »Die Führung adeliger Titel Und Prädikate ist untersagt«. Und ferner mit 196 gegen 140 Stim men: »Die Orden und alle Titel, wel ehe nicht ein Amt bezeichnen, sind auf-— gehoben«. Jn der Abendsitzung karn, während draußen aufgestellte Bürger roehrbataillone die Firakehlokratie nur mühselig im Zaunie hielten, ein Antrag von Waldeck zur Berathung, welcher verlangte, die preußische Regierung sollte mit allen ihren Mitteln und Kräften zum Schutze der in Wien ge siihrdeten Vollssreiheit einschreiten. Und dariiber berieth man alles Ern stes in Berlin zur selbigen Stunde, wo die Kroaten siegreich in dass eroberte Wien einbrachen; zur selbigen Stunde, wo man draußen in Potsdam derNach richt von diesem Einbruche sehnsüchtig entgegenharrtel Allah ist groß und die Narrheit ist seine Prophetin. lSchluß folgt«). —sp...-... Der Aufenthalt Kaiser Wilhelnis Venedig aus der Fahrt nach Palästan war nicht von langer Dauer. Nachdem er eine lurze Strecke auf dem Kanale Grunde gegondelt war, ließ er zum Ausbruch blasen ——— eg war ihm mit Schrecken eingefallen, daß er vergessen hatte, sich eine »Kanal-Uniform« bauen zu lassen. Er Verließ infolgedessen Venedig, ohne das übliche Dutzend pho kosraphischer Ausnahmen machen zu c. en.