Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, October 07, 1898, Sonntags-Blatt., Image 15

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    Itae via-te Blümchen das tnk
gabst am Meqe martett
Eine Blumensage. ·
Sobald der Sommer aus die Rüste
eht,
Und frisch dek Hegrbstwind über Sind-s
petn weht· l
Wenn schon verstummt ist aller Vög
iein Sang,
Und nun der Abend wird allmählich
lang,
Da blüht am Wege wohl und nah’ der
Htopvelnarbe
Ein stilles Blümlein zart, in himmel
blauer Farbe;
Auch blickst-z aus Gräben her, wie su
chend aus dag Land,
Jin Voltgmund wird es meist der»We
gewart« genannt.
Einst war das Blumenlind ein hüb
sches tunaecssljtädchem
Lustig, doch slatterhnst; -- das mußten
Dors und Städtch;n.
Bachs nur den Liebsten aus« der heiß
um Treue sleh’t ,
Und du«-als nichts mehr hals, inTrauer
von ihr geht. —- I
Nicht wieder lehrt der Bursch, undJahr«
aus Jahr vertan-L «
Der Dirne Jugend schwand. ——— es lam
tein andrer Mann
Und bittre Reue naht, daß sie den
schwer getränkt
Der ihr sein ganzes Sein in Liebe einst
geschenkt«
An Wegen und an Sie en. da weint sie
nun o ost,
Weil seine Rückkehr jetzt sie sehnsuchts
voll erhosst.
Und reges Mitleid tvar’·zs, das-z Cereg so
ehandelt.
Als sie das arme Fing zur Blume um
gewandelt
Noch immer schaut sie aus, so ganz sür
sich geartet. »
Weil stets »am Wea« sie still des sernen
Liebsten ,,wartkt«.
herrschaftlicher Motinnnq zu tier
miethete.
Humoresle von Harrh Nietsch.
uDiese-« Mensch, nein, dieserMensch!«
rief bei-r Reniier Arthur Hausen und
rannte trotz seines gewölbten Bäuch
leins aufgeregt in der Stube umher.
- »Was erregt Dich denn so, mein lie
ber Arthur?" sragte Frau Hausen mit
sonster Stimme aus ihrer Fensternische.
heraus.
»Wer könnte mich denn am ersten
April anders ausregen als dieser Dre
her, unser Hauswirth?« Er hielt da
bei einen Brief, den er soeben erhalten
hatte, in der erhobenen Hand.
»So hat er uns schon wieder gestei
qert?«
»Gesteigert?« höhnte der alte Herr
»Höre, was dieser Mensch schreibt:
» u meinem Bedauern sehe ich mich l
eseniithigt. die Miethe sür die von Its-J
nen bis jetzt innegehabte Wohnung um s
sechshundert Mart —— hörst Du. Bet
th, sechshundert Mart! s — zu erhöhen.
Falls Sie mit diesem Preis nicht ein- i
verstanden sein sollten, wollen Sie den
vorliegenden Bries gleich als meine
Kündigung betrachten!«
Es ist ein Siandeil, ein Verbrechen, l
eine Erpressiingi Weil ich diesemMen
schen beim Einzug unglücklicherweise
erzählte wie ungern wir Beide unseres
Wohnung wechseln, steigert er uns nun
seit drei Jahren jährlich um dreihun
dert Mai !«
»Arthur, beruhige Dich erst ein wes i
nig, die Ausregung tönnte Dir scha
den! So nun höre! Mir lani soeben .
eine Idee, eine gute Jdee. wie ich glau
bel«
Eine Idee?« fragte here Hausen
tnit erstauntem Gesicht. «
»Juwohl, eine gute Jdee,« wieder--i
holte Frau Hansen glücklich lächelnd.«
»Warum sind wir eigentlich all dieJalp
re wie Zigeuner in fremden Wohnun
gen und Häusern umhergezogen? War
um haben wir uns nicht schon löngstl
eine hübsche Van gelaust?«
Das Gesicht des Herrn Hanseti hatte
bei der Rede seiner Gattin einen Aus- l«
druet angenommen als sei der heiligel
Geist über ihn gelom men
,,Betlh, Engell« jubelte er jetzt, »für
di se Jdee betonimst Du die neue Sa
longarnitur welcheDu Dir schon lang-.
gewünscht hast! Natürlich, wir ziehen:
in unsere eigene Villa, wir toiinen es
uns ja leisten Sosort werde ich mich
aus die Suche machen, Betth, vorher
aber will ich es diesen Menschen« dem
Drehen noch ordentlich geben!« s
tfei stste sles an ten Diplomatentisch
und schrieb eijrig. (
»Höre, Evas ich ji«-m qeichrieben habe,j
Buin inqte der olie Herr, als er dieJ
Feder ougqcspitz-. heite. (
»Deine Kündiqnng zum ersten Oliv-I
bck habe ich acreptirt Sie sind mir’
damit nur zuvorqcicmmem heute- soll-«
ie meine Kündigunn an Sie abgehen,
da wir es in den iieinen, feuchten und
dunllen Räumen nicht mehr aushalten
können. Zum Schluß gestatten Sie
rnir noch einen freundschaftliche-r Rath:
Lesen Sie die Selbstvernmitung Ih
res ufrs nieder und engagiren Sie
Ii für dieses Amt einen Anitionaiori
DieseLeuie verstehen ja heianntlich das
«Sieigern« am besien."
Frau Beten lächelte: »Du bist ein
Scholti« sagte sie nnd ab ihm einen
freundlichen Badeniireirä
Zwei To e später preis-. ie der Zei
iel: »Hier i i eine here chaftliche Woh
nun zuvermieihen. I äheres u. s. w.'«
an er Hausshiiru Herr Hausen be
trachtete denselben stets mit ohnmiich
tigem Groll, so wie ein unterdrücktes
Volk den in’s eigene Land gedrungenen
Feind betrachtet Unrecht hatte er da
mit nicht. Denn er war in seinem
sonst so behaglichen Heim nicht mehr
sicher. Ta täglich wurde dasselbe von
friedlichen Feinden gestiith und stun
denlang in Besitz gehalten, bis die
spionirenden Augen auch das klein te
Wintelchen durchsorscht hatten. Ls
war der reine Belagerungszustand.
Doch des unglücklian alten hertn
Noth wir noch dazu eine doppelte, denn
jeden Nachmittag vertauschte er seine
Rolle als Duldender mit der des An
greisers. Dann drang er in fremde
Villen ein, maß und berechnete, siiglce
und betastete, schaute, kletterte auf o
den und lroch in feuchte Keller hinab,
drang in das Heiligthum fremder Kü
chen und entweihte stille Schlafgemä:
cher durch fein lritisches Auge.
Er war ja auf der Suche nach einem
neuen Heim, nach der eigenen Villa.
Diese gezwungrnen Feldziige waren
ihm dag übelste aller Uebel, denn er
lonnte während dieser Zeit seiner eine
nen Burg. seiner sanften, schutzlo en
Gattin, seiner einzigen Tochter nicht
zu Hilfe eilen. Gar oft fand er bei M
ner Rückkehr die Gattin in Thräness,
wenn der Feind gar zu rücksichtslos ge
haust hatte, der Parletfußboden cui
nirt, die echten Teppiche beschmutzt und
der Korridor mit den vom Regen trie
fenden Schirmen überschwemmt war
Doch noch ein Anderes bereitete ihn-.
Sorge. Vor einiger Zeit war er uner
wartet früh von seinem Eroberunggts
zug wieder heimgetehrt, mit den Pia
nen von drei Villen als Beute. Da
traf er im Salon sein neunzehnjiihrii
ges Töchterleins im munteren Gespräle
mit einem fremden jungen Mann, der
bei seinem Eintreten ein höfliebe Ver
beugung machte und dann langsmri
verschwand
»Der Herr hat sich die Wohnung an
gesehen, Papa!« sagte dag- Töchterlein
unschuldig. »Mama hat sich ein wenig
schlafen gelegt, deshalb habe ich ihn
l)erumgefijhrt.«
»So, so!'« brummte ver Lilie, sagte
aber nichts.
Acht cLage spater fand er den jungen
Mann wieder in seiner-Wohnung, dies
mal jedoch in der Küche, und wieder
zeigte das Töchterlein die Wohnung
»Der Herr wollte sich nur erkundi
gen, ob der Herd auch Einrichtung zum
Kirchenbarken hat« lieber Papa!« sagte
Nelly harmlos und beugte sich tief her
ab, um ein Stäubchen von ihrem life-I
zu wischen. Als sie das Köpfchen wie
der in senkrechte Lage gebracht hatt:,
war es glühend roth ——— --— vom Butten.
Papa Hansen betoinplimenterie den
wißbegierigen Herrn hinaus nnd lie
gab sich nachdenklich in fein Zimmer;
ihm hatte geschieden als hätten die bei
den jungen Leute näher zusaisiiiirst ges
standen, als dies zur Befichtigung ei
nes mit Einrichtung zum Kirchenbaelen
versehenen Früchenherdes erforderlich
ist. Da er aber ohne Geivi heit keine
Anllage erheben wollte, schwieg er auch
heute. Zwei Tage später begab er sich
wieder zur gewohnten Stunde auf sei
nen Streifzug in Feinde-stand Als
er nachdenklich um die Straßenecle bog«
sah er an derselben einen jungen Mann
stehen, dessen Gesicht ihm iiiertwiirdig
bekannt vorkam. Derselbe musterte
eifrig die Straße, in der Herrn Han
sen’s Wohnung lag. Als er jetzt den
alten Herrn so plötzlich vor sich sah,
wurde er blutroth und wandte sich ver
leaen um. Bei einem Rückblick nach
seinem Hause sah der alte Herr sieraoc
noch, daf; ihm sein Tochterlein eifrig
mit einekii weißen Tuch nachioinktc,
was ihm eigentlich etwas sonderbar
voctam. Das hatte sie ja sonst nie ges
than! Warum nun heute gerade diese
lindliche Aufrnerlsaiiikeitk Doch da-.
Gesicht des jungen Mannes lentre seit-e
Gedanlen wieder ab. er dachte eifrig
darüber nach. wo er denselben schon
gesehen habe. Heute lani er nicht so
ioeit· Als er am Droschtenplazz einen
Wagen besteigen wollte, entdeckte er,
daß er seine Börse zii Hause gelassen
batte. Er mußte also wieder umlen
ren. uni sich das fiir seine Streifziige
so unentbehrliche Requisit zu holen
»Die gniidige Frau schläft, das
Fräulein ist mit einein jungen Herrn
iin Salon.« erklärte das Dieiistiiiad
chen auf seine Frage. Er hätte gern
mit feiner Frau noch etwas besprechen
wollen. »Das Fräulein mit einein
jungen Herrn im Salon2« brummte er
leise vor sich. Was ist denn das fiir
eine neue Einrichtung? Hin, hiii!«
Vorsichtig näherte er sich seiner Wob
iiung und öffnete leise die Thur. Ein
halblauter Schrei tlang ihm entgegen,
zwei Gestalten fuhren hastig vom So
pha auf. Ploszlich ii urde Heim Hari
sen auch Klarheit uber das bekannte
Gesicht, auf welche-:- er sich vorhin nicht
besinnen tonnte. Hier sah er es uner
wartet wieder vor lich, dasselbe Gesicht,
welches er nun schon zum dritten Male
in seiner Wohnung fand.
Mißtrauisch näherte er sich dem jun
aen Herrn.
»Wenn ich nicht im. habe ich nun
schon lzum dritten Male das Vergnü
aen?«
»Ich bitte tausendmal unt Verzei
hung. mein Heut« entgegnete das »be
iannte Gesicht« mit tanitet Stimme,
Lober ein Auftrag meiner Mutter fuhr
kte mich wiederum bet· Jch sollte ang
Imessem ob ihre Möbel auch im Sakon
Platz haben.«
I »Und ich habe dem Herrn dabei ac
hotfen, Papachent Er hatte nämlich
kein Maß bei sich, «fiel das Ti.ichterleinl
mit wenig angebrachten Eifer ein.
»Ich finde Deine übergroße Dienst
willigteit nicht sehr schicklich, Nellni
Ein anderes Mal überlasse derarJiges
derMama oder. wenn diese schläft« dein
Mädchen! Ihnen, aber, mein Herr,
werde ich morgen einen genauen Plan
unserer Wohnung zustellen, damit Sie
der Mühe enthoben werden, Jhre last
bare Zeit der so häufigen Vesichrignng
meiner Wohnung opsern zu müssen.
Kann ich Ihnen heute noch mit etwa-S
dienen? Nelln, Du sannst gehen!«
Schmollend entfernte sich diese naa)
höflicher Vernegung gegen den Frem
den
»Verbindlichsten Dant, mein Hei-W
stotterte der junge Mann etwas verle
gen, »aber ich war gerade sert’a und
will Ihnen nicht länger lästig kalte-L«
»Sehr angenehm!« meinte Hans-n
mit etwas motanter Betonung. Daraus
entfernte sich der junge Mann .nit drei
ausgesucht höflichen Verbeucungen
und Hansen begab sich kopfschüttelnd
mit merklichem Mißtrauen in sein Him
mer.
Die Jnvasion der Wohnunngucher
dauerte weiter fort. Tiraillsrm
Scharfschützen und ganze Arrnifetnros
wechselten erfolgreich in dies-in Fett
zug mit einander ch. Die Tiralleure
waren die höflichen, bescheidenen Da
men, welche allein ers;«")ienen, die Woh
nung mit slühtigen-, aber scharfem,
alles durchbringendem ViiZt betrachte
ten und sich dann unte: Entschuldigun
gen und liebenswürdigen Komplimen
ten wieder zurückzogen Die Schatt
schiitzen dagegen kamen schon zu Hin-seit
oder Dritt, sie drangen niutlng und
riidfichtslog vor, ijderjchiisieten die ge
ängsiigte Hausfrau mit einem Hagel
von Fragen iibcr die Beschaffenheit ac:
Wohnung« Nachbarschaft, Haus-winkt
nnd alles mögliche Andere noch und
verschwanden dann ebenso schnell, mir
sie getocnncen waren Jn per Stärke
von sechs dic« acht Mann resp, Frauen
tselten war ein Mann dabei, der dann
gewöhnlich nur Ja over Nein sagte und
sich selir nützlich dorten-U rüatui die
Llrineecorpg an. Dies war dei ge
tiirchtetste Feind, denn er 4nb niemals
Pardon·
Der Feldzug hatte schon ziemlich drei
Monate gedauert. Eine iounderliiib
sche, inmitten eines herrlichen Partei
gelegene Villa war bereits getauft und
die eigene Wohnungssrage damit erle
digt. Leider wurde aber das Haus erst
am 1. Ottober trei, sonst hätte Hausen
es sofort bezogen, um den Wohnungs
suchern, die täglich lästiger wurden, zi
entgehen.
Da ließ sich eines Tages ein Herr
Felix Norden bei dem alten Herrn mel
den. Hausen blickte den Besucher ers
staunt an, denn dieser war Niemand
’anders als der standhaste Liebhaber
seiner Wohnung, den er schon dreimal
mit seiner Tochter als Führerin ge-·
trossen hatte Nach einer· Erzen, sent
lichen Einleitung, in der Herr Norden
dem Herrn des Hauses Ausschluß iiber
sein vergangenes, gegenwärtiges und
zutiinstiges Leben, sein Vermögen, sei—
»ne Familie, seine in Aussicht stehenden
Erbschasten und seine sonstigen Ver
hältnisse gegeben hatte, bat er um die
Hand der Tochter. »Ich liebe sie innig,
mit der ganzen Gluth meiner Seele,
Herr Hansen!« sagte er mit schioärme
rischem Tonsall und mit zur bemalten
Decke gerichteteni verziietten Blick. »Und
Nellh, dieses Engelstind, liebt miet,
wieder, ich habe die selsenseste Ueber
zeugung!«— Der gliielliehe Vater des
»Engelsbildes« war so verblüfft, das-,
er tauin Worte finden konnte.
» ,,Fiennen Sie denn meine Tochter ge
nauen-« forschte er zweifelnd.
»Gewiß, Herr Hausen, sehr genau
sogar!« sagte der jungeHrrr mit mann
lieber Bestimmtheit »Ich hatte doch
bereits sechs-mal das Glück, Jhr Frau
leiu Tochter zu scheu und zu sprechen.
als ich im Austrag meiner Mutter der
Wohnung wegen bei Jhnen eindringen
inusite."
i »Sechsmal? Jch m.iue, Sie nur
sdreiinal gesehen zu haben, mein Herr
—- Herr —- —«
) »Norden, bitte! Die iilrigen drei
Male haben Sie uns nicht --—- «
»Ueberraseht, ha, ha, hat« unterbrach
ihn lächelnd Hausen. »Aber, sage-u
Sie mal, junger Herr, haben Sie denn
iso viel Muth, es nach nur sechsmaligexu
Sehen mit meiner Tochter zu wagen :«
»O. Herr Hausen, Jhr Fräulein
Tochter ist ein so liebes Geschöpf, ein
»so edler, osseiier lslzarif.tter, das; dies
volltommen genügt. Außerdem bin
gen ja auch die ausgezeichneten Charak
tereigenschasten der liltern -— —«
»Nun, schon gut, Herr Nordeu!« li:
seltener Muth sollte eigentlich belohnt
werden« aber --« —« Der Eintritt des
Dienstmädchen-Z unterbrach den alten
Herrn. Dieses überreichte ihm einer-.
mit .,Dringend« bezeichneten Brief.
»Sie entschuldigen einen Aiigeiibliit,
Herr Norden!« »
I Der Brief war vom Oaugwirth und
enthielt das- Anerbieten. die Wohnung
zum alten Preise von 3000 Mart be
lassen zu wollen, falls Herr Hausen
dieselbe behalten würde. Der alte
Fuchs hatte jedenfalls Angst bekom
men. daß sie leer bleiben könne, und
Ibersuchte nun, zu parlamentiren.
Herr Hansen lachte erst höhnisch,
dann aber schien ein plötzlicher Einfall
seinen Geist zu beschäftigen, und ganz
unvermittelt saate er zu dem erschreckt
aus süßen Träumen aussahrenoen
Freiersmanm .
»Sie sollen meine Tochter haben,1
Herr Norden, aber nur unter einer Be- i
dingung: Sie machen bald Hochzeit;
und miethen diese Wohnung, damit
wir endlich von dem entsetzlichen, fürch
terlichen Zettel da unten befreit wec
den«
»Ihr Entschluß ehrt und entzückt
mich.« stotterte der überraschte Norden,
»aber die Wohnung ist zu groß für
uns und vor allen Dingen zu thcuer.
Denken Sie. 3600 Mart, das wäre ja
die Hälste meines EintommenS!«
.,Lassen Sie das nur meine Sorge
sein, lieber junger Freund! Uebrigens
kostet die Wohnung nur 3000 Mart,
der Wirth bietet sie mir eben zu diesem
Preise wieder an. Die ersten zwei
Jahre bezahle ich, außerdem erhält
ja meine Tochter eine Mitgift, weiches
Jhr Einkommen um eirea 6000 Markt
jährlich erhöhen wird. Sollten Sie.
naeh znsci Jahren aber noch der Mei- »
nung sein, daß die Wohnung für Jhre
»Faniilie« zu groß ist,·« —— hier taehte »
der alte Herr, welcher das Wort Fi-: «
milie besonders scharf betont hatte
verschmißt, während Norden erst errö
thete, dann aber in das Lachen ein
stimmte-— »so können Sie dieselbe ja
ausgehen ind sieh eine kleinere niiethen. t
Also sind wir einig?« s
Der glückliche Freiergmann drückte’
deni alten Herrn gerührt die Hand und
sagte niit bewegter Stimme: »
»Sie sollen JhrenEntschluß niemals
zu bereuen haben, Herr Hansen!«
Fröhlieh sprang der alte Herr jetzt
von seinem Sessel, drückte aus den
Knopf des elektrischen Glocke und rief
dem herbeieilenden Mädchen zu:
»Ich lasse meine Frau und meine
Tochter hierher bitten. Dann gehen
Sie hinunter, und reißen Sie den Zet
tel von der Hanthiir ab: »Hier ist
eine herrschaftliche Wohnung zu ver
miethen!«
Ueber den Ursprung des -siictiers,
dieses fast beständigen Ver-leitete der
in China lebenden Lilienfchheit, find die
einheimischen Gelehrten, wie der Ost
ascatische Llohd augfijhrt, verschiedener
Ansicht. Einige schreiben die Erfin
dung dem siaiser Hfien Yiian l23700
v. ChrJ zu, andere dem ersten Regen
ten der Tschau -Dvnastie, Wu-:vang,
der mehr als tausend Jahre später
lebte. Fast jede größere Stadt imklieiche
der Mitte und gewiß jeder Bezirk des
Kaiserreichg hat eine besondere Forms
des- Fächer-L Der Klappfächer ist der
beliebteste Fächer des bezopften Vol
leg. Der große PalmblattsFächer mit
seinem start gebundenen Rande und
natürlichen Griffe, der alljährlich dor
nehmlich von Canron aus in großen
Mengen au geführt wird, ist vielleicht
der billigstc und derjenige, welcher die
meiste Kühlung bringt, doch ist er unbe
quem zu tragen, hält auch nur einen
Sommer aus« Bei Besitzern von TPees
Restaurant und Gasthöfen ist er ehr
beliebt und stets in den Gastzimmern
anzufinden, seien die-se in Zunftgebäw
den, Klöstern oder Privat - Häusern.
Der Falten - Fächer nimmt anderseits
nur wenig Raum ein« man tann ihn,
falle nicht im Gebrauch, in die Stuer
stiefel e: neg Gentlema n oder am Genick
in das tragenlose Jagizet des chinesi
schen Aulis stecken. Man findet ihn
deshalb in allen Provinzen des Reich
wie auch in den Steppen der Mongo
lei und den Hochgebirgen Thibetg vor.
Ueber die sorgfältiger gearbeitetenSor
ten mit ihren kunstvoll geschnitzten oder
durchbohrten Elfenbeiugrifsem dieCan
ton fiir den europäischen Verbrauch er
zeugt, geniigt zu sagen, daß man solche
selbst in den höchsten und reichsten
chinesischen Gesellschafts-Kreisen nicht
tennt —---- letztere geben nie viel Geld fiie
Fächer aus-. Sie mögen solche, die aus
Papier oder Seide berfertigt sind, ge
brauchen, Elfenbein oder Sandelholz
mag zumGriffe verwandt worden sein,
aber selbst dann ist die allgemeine Aus
führung der Arbeit in der Regel ein
fach, während der gewöhnliche Klapp
Fächer in China größtentheils augl
Bambug gemacht ist. das sowohl das
billigite sowie auch das dauerhafteste
aller chinesischen Häher ist. Die besse
ren Sorten von Fächern haben mitun
ter eiu Gehänge, das- aug Bernstein,
Nephrit, Elfendein u. dergl. fabricirt
ist. Die Zahl der »Knoehen«, wie
die Chinesen die Rippen eines Falten
xkachers nennen, in nicht wtuturn
gewählt; sechzehn, einschließlich der bei
den äußeren Stöcke, mag als die ge
trbbnliche Zahl aelten, obgleich manche
Fächer zweiunddreißig und selbst sechs
unddreißig »Knochen« haben. Der
Hangtscldau Fächer laug der Haupt
stadt Tscheliaiias) hat z. B. meist eine
große Anzahl von Rippen; er ist sehr
start und kann, clschon nur aus in
Oel getriinttem Papier gemacht, wie
man behauptet, einen Tag lang in’s
Wasser gelegt werten, ohne zu verder
ben. Doch erfreut sich dieser Fächer
leiner grossen Beliebtheit, und zwar
aus dem solaendern Grunde. Wie bei
den Chineien weis-; siir das Sinnbild
des Todes und der Trauer gilt, so
erachtet man schwarz siir ein Vorbild
moralischer Verderbtheit; man vermei
det daher dnntle Gegenstände Der
Hanatsrhau Facher ist ——— ein wenial
Gold oder Silbcrstaub der daraufk
aestreut ist, ausgenommen —- aber ganz
schwarz, daher wird er von den besse
ren Klassen nicht gebraucht. Der ge
wöhnliche Arbeiter nendet ihn jedoch
vielfach an und auch mitunter alte Per
sonen, wohl weil sie sich außerhalb des
Bereiche-z solcher Einflüsse, wie der
erwähnten, glaubet-« Jn Canton ver
frrtigt man ebenfalls schwarze Fächer
mit schwarzlaelirten Grissen, die aber
fast ausschließlich in’s Ausland gehen.
Weiße Seide, die stranim iiber beide
Seiten eines schmalen Fächerrahmes—
der rund, sechs-, acht- oder vieleckig sein
n.ag — gespannt ist, nird in höheren
chinesischen Gesellschafts-treffen fiir das
,,ron plus ultra« von Eleganz ange
sehen, vornehmlich wenn auf der einen
Seite des Fächers ein Blumenbouquet
oder eine Landschast gemalt und auf
der anderen eine hochpoetische Sian e
geschrieben ist, welche die Unterschrift
des Schreiberss trägt und an den
Freund gerichtet ist, sür dessen Erbau
ung sie gedichtet wurde. Ein solcher
Fächer bildet unter Chinesen ein Lieb
lir-gsgeschent, auch ist die Herstellung
derselben für Personen, die entweder
gut zeichnen oder Verse machen kön
nen, höchst einträglich Tier sog. Land
tarten-F«acher, oeri man vielfach in den
größeren Städten vorfindet, nament
lich in Peting und Canton, zeigt den
Plan solcher Städte, gibt ferner die
Namen der Straßen, öffentlichen Ge
bäude und oftmals sogar auch Zeich
nungen des ganzen Bezirks-. Da die
Entfernungen von Ort zu Ort ziem
lich genau verniertt sind, so wird der
selbe namentlich von Reifenden viel
gekauft, die auf tiefe Weise um eine
kleine Summe einen recht brauchbaren
tepographischen Führer enthalten. —
Mitunter wird auch ein wichtiges
nationaleg Ereigniß dadurch im gan
zen Lande verbreitet, daß es auf dem
Fächer abgebildet ist. Jn Formosa
wird eine eigentbümliche Art von
Fächern verferiiet; sie besteht aus
einem dicken mrrligen Blatte, welches
die Form eines Kegelg hat, dessen
Spitze abaefchniiten ist; auf dernBlatte
sind« Figurengruppeu oder Landschaf
ten mit einern heißen Eisen einge-J
brannt. Diese Fächer, die Erfindung’
eines armen Studenten in Tainanfu,»
der Hauptstadt For:riosa’5, der damit
riet Geld machte, waren einst sehr in
Mede, find aber heutzutage umnodern
gewoar UND werden mehr ais- Ori
tenheit denn zum Gebrauch getauft.
Fächer sind nämlich in China eben
sogut wie andere Luxugartiiel den
Grillen der Mode ausgesetzt Jedes
Jahr sieht eine neue Art; der Unter
schied ist vielleicht so klein, das-, ihn der
Augländrr gar nicht bemerkt, und doch
weichen sie in den verschiedenen Jah
reszeiten in Bezug auf Form, Größe’
und Material voi.einander ab; die,
welche im Frühjahr und Herbst ges
braucht werden, sind kleiner als die im
Sommer zur Anwendung kommenden.
than sieht eg« auch als ungehörig au,
wenn man u früh oder u spät im
Jthrc mit einem Fächer gejelxen wird
Sind auch teine Tage fijr ten Anfang
und das Ende der Fächerfaison fest
gesetzt -— wie solches der Fall ist in
HBetresf ker Somn.er- und Winterhiite,
»die von allen Regierunggbeamten getra
gen werden ——-, so würde man doch in
China jemanden auslachen« der einen
fffächer vor oder nach einem gewissen
xTage trüge.
Die neuem Detieatesse
aus den Speisekarten der vornehmsten
Htoelb und Filubhäuser Londong sind
die Kängaruschwänze in Madeira. Sie
verdrängen vollständig die bisher so be
liebten Oxtails. Dem Kängaruschwanz
werden Eigenschaften nachgerühmt,
welche es wahrscheinlich machen, daß
er in stütze eine: der aesuchtesten Lecker
bissen europäischcr Länder werden
wird. Der Schwanz des- Kängurug
ist unbehaart; er ist aber auch außer
ordentlich muslulög und fleischig. Das
Fleisch ist sehr saftig und ähnelt im
Geschmack etwa dem Kalbsleisch Jn
der Nähe des Rückenansatzeg befinden
sich starke Ablagerungen von Fett, die
dem Fleisch beim Braten oder Schmo
ren einen cigenthiimlichen Geschmack
verleihen. Die Nachfrage nach Kängus
ruschwänzen dürfte jedenfalls einen
ziemlichen Umfang annehmen, zumalt
der Preis dasiir ein verhältnifzmäßig
niedriger ist. Jn London werden
Exemplar-e von 5 bis 8 Pfund mit 21
bis 3 Schilling verkauft; das Pfundf
dieser neuen Fleischsorte wiirde sichs
demnach auf nur 4 Pence stellen. Die !
Einfuhr des neuen Artiiclg hat schont
ziemlich große Dimensionen angenomJ
men.
Der Retter-.
Der bekannte Anatom an der medi
zinischen Hochschule zu Canibridge,f
Professor Mr. Buxtl)orn, safz einmalI
spät Abends ganz allein in seiner-E
Wohnung, welche eine Reihe von vier
Zimmern bildete, an seinem Stadtt
iifcl). Plötzlich tritt ein Mann l)erein,
wirst einen raschen Blick durch das
Ziinmer, nnd da er Niemanden darin
sieht, schreitet er hastig aus den Pro
sessor zu Und sagt lurz und barsch:
»Wir sind allein, machen Sie keine Um
stände, geben Sie all’ ihr Geld her.
oder —« Und dabei machte er eine
sprechende Geberde mit der Hand, wel
che einen scharf geschliffenen Dolch aus
der Brusttasche des Rockeg zog. Dir
Professor sieht stumm den Fremden,
dann den Dolch an und beugt sich über
den Schreibtisch, alJ wollte er aus der
Schubladc etwas holen. Der Fremde
hält den Dolch gezückt über des Pro
sessors Nacken, um ihn wenn er die
geringste Miene machen sollte etwa sei
nen Revolver oder sonst el«.e Waffe
aus dem Schubsach zu ziehen, augen
blicklich niederznstoßen. Da plötzlich er
tönt ans dein Nebenziinmer, dessen
Tbür offen war, eine dumpfe Stimme:
,,Fiirchte nichts, ich komme Dir schon
zuHiilFe.«
Tsiess hören und mit einem ärgerli
chen a, Teufel, er ist doch nicht al
lein,« noch eiliger, als er erschienen
wur, davonlausen, war siir den Frem
den die That zweier Sekunden Der
Professor richtete sich langsam aus,
ging dann dem Gauner nach, aber
nicht, um ihn zu verfolgen, sondern
um zur Bewahrung vor weiteren un
Aebetenen Besuchen die Thüre hinter
ihm abzuschließen und setzte sich wieder
ruhig an seinen Stu.dirtisch. Als er
am andern Tag die Geschichte einem
seiner Freunde erzählte und dieser ihn
fragte, wer sein Retter im Nebenzim
mer aewessen, erwiderte der Professor
mit trockenem Lächeln: »Mein verstor
bener Vater-«
»Ihr verstorbener Vater?«
»Nun ja, denn der hat mir immer.
gesagt: Junge, lerne jede Fertigkeit,
die Du Dir nur aneignen kannst, denn
Du weißt nicht, wann sie Dir von
Nutzen sein kann, und wär’s auch das
Bauchrrden. Und da hatte ich mich denn
in meiner Jugend im Bauchreden ge
übt, das mir denn auch diesmal wirk
lich einen großen Dienst erwie5.«
—---.-.-.---—
Wie Rot-s zu seinem raubt-aus
kam.
Mehrere Jahre schon hatte der kürz
lich verstorbene belgische Maler als
Miether in dem Hause gewohnt. Er
wollte es kaufen, aber die Mittel des
einstigen Millionärs und Rennstallbe
sitzers waren durch ein sehr lockeres Le
ben bis auf einen bescheidenen Rest zu
sammengeschmolzen Schon fürchtete
er, daß der Kauspreis fiir ihn uner
schroinglich sei, ja daß er sehr bald das
LandhaUS überhaupt werde aufgeben
müssen, als er eines Tage-I den Befrich
eines Unbekanntcn empfing, der ihn
ohne jede Einleitung fragte, ob er Viel
leicht 12,()()() Franks nöthig habe-. Fe
lieien Ropgy der nie verlegen, aber stets
in Geldverlegenl)eit war, erkundigte sich
sofort nan den näheren Bedingungen.
»Seht einfach«, erwiderte der Fremde,
»ich bin Notar und nebenbei eifriger
Sammler von Felieien Raps-Bildern
Nun finde ich, daß ich durch die Zwi
schenhandler sehr betrogen werde, ich
wende mich deshalb direkt an Sie. Hier
ist das Geld. Sie können es mir ganz
nacb Belieben zurückzahlen.« Nicht ein
mal ein Aceept begehrte der Kunst-«
sammler. ,,Jn drei Jahre«, erzählte
Dritten Felicitu lliops, ,,l)abe ich mich
Von meiner Schuld befreit, indem ich
diesem sonderbaren Winkeladvokater
unermüdlich neue Slizzen ichictte.«
—
Eiu Witzwort von Helmholtz,
»das wohl kaum in weiteren Kreisen be
Jtannt ist, theilt das »Wiener Fremden
blatt« mit. Er wurde einst in einer
Gesellschaft einer Dame vorgestellt, die,
hocherfreut, die Bekanntschaft des ve
riihmten Gelehrten zu machen, sieh be
mühte, ihm gegenüber ihre Vertraut
heit mit seinen Werken und ihr Ver
tständniß siir sie geltend zu machn. Sie
tsprach von seinem neuesten Wert, in
Hdas sie, wohl in Erwartung des Zu
sammentreffen-» hineingesehen hatte,
und sagte: »Oh, Herr Geheiinrath,
ich habe Alles darin verstanden, nur
der Unterschied zwischen konkret und
tonlav ist mir nicht ganz klar gewor
;den: vielleicht machen Sie es mir in
wenigen Worten klar.« — »Das ist al
lerdings ziemlich schwierig«. antworte
te Helmholtz, »vielleicht gelingt es mir,
es Ihn-en durch ein Beispiel klar zu
machen. Sehen Sie, die beiden Be
griffe sind etwa ebenso verschieden, wie
Gasthof und Gustav« —-— Ob die Das
nie nun eingesehen hat, wie sehr sie sich
blaniirt, ist unbekannt; aber das Ist
sicher, daß sie später, wenn sie wieder
mit dein Professor Helmholtz in Gesell
schaft zusannnentraf, es ängstlich ver
inieden hat, ihm ihre geistreiche Unter
haltung anfzudrangen
—
Mne schwedische Arrest-via
erzählt der Reise Feuilletonist der »Bo
hernia«: Schlimm ging es einein jun
gen Deutschen, der etwas schwedisch ge
lernt, in einer großen schwedischen Ge
sellschaft. Der junge Mann sragte ei
nes der vielen Fräuleins-: »JL- s ritla
all in Tnisla west?« tSind Sie Inein
syräulein ,scl)on in Deutschland gewe
sen«-U Die ganze Gesellschaft, beson
ders die jungen Damen, sahen sehr ver
legen zu Boden. Der junge Mann
konnte sich gar nicht erklären, welche
Unschicklichkeit er begangen hatte. Erst
später iintssine er in Herrenkreiseanus
tlärnng tsin wirklicher alter Schwe
de,V1ti«r oxn «·,w:i r:· j:-.::«,In
Sehwcdiimen, sagte: ,,Vesier Herr, Sie
haben uns da ein«-: bdse Geschichte ange
richtet. Während des dreißigjährigen
Krieges waren ja sast alle schwedischen
Männer in Deutschland Wenn nun
nicht hin und wieder die sehwedischen
Frauen ihren Männern nachgereist wei
ren, so wären die schwedischen Fami
lien aus-gestorben Wenn heute ein
kleiner Schwede geboren wird, so sagen
die Schweden von der Mutter, »sie ist
in Deutschland gewesen« So hätten
Sie also das Fräulein nicht fragen
sollen.«
«.....»-.
Uneoltegtal.
Sanitätsrath: »Nun, was ist with
rend meiner Abwesenheit vorgekom
men?«
Stellvertreter (junger Arzt): ,,-3wei
Patientinnen sind gestorben, darunter
Kommerzienrath Goldstein!«
Sanitcitsratht »Den hatten Sie mir
aber leben lasse-n sollen!«