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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (Oct. 7, 1898)
cKlüfte und OEbenen. Roman von Tierqu Mit-erg. MsortsetzuugJ »Und da dem sc ist, und ias nicht nosesn dars. daß Du mich so nehmen willst, wie ich bin. arm, gekrochen an Körper und Seele, gegenwärtig nur von dem einzigen Wunsch erfüllt, zu sterben, um Euch von meinem, Euch allen nurQual ui.bEnttiiuschungen be reitenden Leben zu befreien. so komme ich, um vcn Dir Abschied zu nehmen« Dich noch einmal inbrünstia zu bitten, mir alles Böse, was ich Dir angethan habe, zu verzeihen, mir ein möglichst gutes Andenken zu bewahren und end lich Dir, lieber Rochus. alles Gute zu wünschen, das imncer nur einemStesb » lieben zu Theil werden kann. »Ich lvill snein Schicksal tragen s— vielleicht ist Gott so barmherzig. mich bald abzurufen, mir bald die Ruhe Zu schenken, nach der ich allein verlange. So, Rock-us, das ist alles-, was ich zu sagen habe. Und nun lebe wohll« ; DerMann War bei Anaelicas häufig von verzehreuszcsemSchluchzen begleiteten Gesiilklsausbrüchen ausgestanden und hatte sich an’s Fenster aestellt. War es Rühruna. die ihn liber znannteB Oder hörte er aar nicht die letzten Sätze mehr? Wirtte nur die Jtenzenlose Enttäuschuna aus ihn? Es war unmöglich, in dieses Menschean tzeres zu schauen. Vielleicht würde er sich selbst nicht zu schildern vermocht, oder aus Bestaan cesagt haben: .3wei Gewalten streben in mir! Meine bessere Natur unterliegt deshalb und oft völlig der anderen. weil der Grimm iiber das mir seit meinerKind heit abholde Schicksal alles Uebriqe tödtet. Er, der Grimm, verhärtet mein Herz, verbuntelt mein Gemüth und schläfert die edlen Triebe ein Es ersullt mich nur ein Gedanke nur ein Wunsch. eine Sehnsucht: Erfolg! Vor ihm erblassen Liebe. Rücksicht und jed crede Wertbschdtzuna äußerer Dinge und Verhältnisse, Ansichten und Mei nungen anderer! ( l »Gebt mir Ansehen, Stellung und trateriellen Erfolg, und ich werde sogar den Drang in mir finden, ein Wohl thäter der Menschheit zu werden« Jedenfalls erlag er auch heute feiner ir-grimmigen, jeder Gefühls-wärme, Einsicht und Gerechtigteit aus dem Wege gehenden Natur« denn nachdem lengelica geendet hatte, stieß er, alle ihre zarten und demüthigen Worte um gehend, heraus: »Was sagtest Du denn Deinem Va ters Sprachst Du von meinen Forde rungen? Hat Deine Mutter teinenEins fluß auf ihn? Sicher hast Du alles höchst ungeschickt angesangen.« Dieser letzte Satz wirkte wie ein Dolchstoß aus Angelika. Wenigstens etwas Milde und Aner lennung hatte sie erwartet. nicht weil sie geizte nach Lohn siir gute That, son dern aus dem tiefempfundenen Ber langen nach Versöhnung und Frieden. Er aber hatte nurVorwiirse, und die zum Schluß gesprochenen Worte be wiesen, daß nichts Anderes als ein kühl zu prüfendes handelsgeschöst fiir its-n vorlag. In solchen Momenten grenzenloser Erniichterung begriff Angelicg gar nicht, daß überhaupt immer noch Fun- · ten des Mitleids in ihr aufgesprungen waren, und auch heute fühlte sie, daß sieh neben dem Abscheu die Empiirung I und neben ihr der Haß zu regen bei i minnen Und unter solchem sie fortrei- II seenden Gefühl, unter der Qual, ge- l gde immer von denen. von welchen sie in erster Linie eineSchähung ihrer Ab sichten erwarten durfte. wie ein unmitt diges Nichts behandelt Zu werden, läumte ihre Seele sich auf« und ibre Gestalt hoch ernrorrichtend, stieß sie init bebender Stimme hervor: »Ich kam hierher. um Versöhnun und Frieden mit Dir zu nehmen; i hätte sie gefunden durch ein einziges liebevolles Wort aus Deinem Munde. Jch schrie nach Brod. immer wieder nach Brod und empfange Steine! Wer giebt Dir das Richt. in einem solchen i Tone mit mir zu sprechen? Bin ich eine ’ Magd, eine Angeklagte? . ! »Ich habe sicher alles sehr un eschickt j angefangen! russt Du voll Ho n und mit einer Miene, als sei ich ein iölpel haster, mit Strafe zu belegender Dienstbote! Bis jetzt habe ich mich e fügt wie ein Sklave! Auch kam ii Deine Beruntreuung tein Wort über meine Lippen. Rur Doktor Gang machte ich zum Mitwisser, um ein stör teres Mittel. Dich zur Rückgabe des Geldes zu veranlassen in Anwendun Firwngm weil Liebe iiir Dich mirs »Aber nun ift’s knit meiner Geduld am Ende! Ich sehe, Du bist doch nichts Anderes, als —" »Nun?« schrie Leaardns wie besin nungslos und wandte feine volle Ge stalt zu ihr. Aber damit nicht genug.Er griff nach ihren Handarlentem um tlmnmette sie mit eiserne-n Druck und schüttelte die Aufschreiende wie ein zu entwurzelnves Bäumchen »Nun, nun, nun?« drang’ö roch mats, wie Feuer neicksürt aus feinem Munde. und die Augen iunkelten raub thietattien »Wede! Was bin ich sitt Euch, das elende Gefchmeiß amMartts ptckyf Du antwortekt nicht? Nun, to M ich Dir sagen, was ich von Dir halte, Du Tugendbelviwi Du bist in : meinen Augen nichts weiter als eine ! ) bevchlttiiche-—— ; I Während er zu dein lestenWorte an- - l setzte, schleuoerte er, sie lassend von sich ; und so gegen die niedrige Fensterwanixl I daß sie pinabsiiirzte und mit dem Koos regen die Mauer prallte. Aber nur siir Sekunben blieb die Blute-we liegen. Mit einein Schrei. wie er wohl selten aus dem Munde eines menschlichen Wesens qedrunxiem riß sie sich in die Höhe und achiesid oie Worte: »Das, das. von Dir!« Hervor sirßend erhob sie sich bis zum Fenster, riß eS biijschnell qui tchwan sich zur Brüstuna empor und-vers wand-— sich hiriabstiirzend — in der ie e. Und dann noch ein Schrei ein Ochrei aus seiner Kehle und ein Blick in ben hof wo mit zerschmetterndern Schädel, umgeben von rasch und voll Entsetzen herbeiaeeilten Menschen oieieniae lag um mit sich zu nehmen den Frieden, die Ruhe and Versöhnuna. If B f Um dieselbe Stunde sasi Afta Gaarz mit selig oerziiettem Angesicht en ihr-m Schreibtisch und schrieb an Heinrich Booe den täglich-allerdin« heimlich —- abgelzenden Brief. Jlfr Herz war so roll von Glück, iiir sie schwamm alles, was sie umgan in solchen Resenfarben, dasi auch sen Zei len sich dieser Uebermutb mittheilte. Sie hatte Heinrich Bode, entspre chend aller Verliebtrn Drana. sich Ro senamen beizulegen, Spaß aetausi und war darauf gelangt, weil ihr Heinrich mitgeth ilt hatte, dass seine Jroszinui ter eine gebotene Spatz sei. Das qrisf die lustige Asia auf »Dann ftannnst Du ja aus einem edlen. berühmten Geschlecht und mußt in Zukunft auch so tituliri werden, Heinrich!« hatte sie qesaat. »Ich werde Dich, wenn ich quterLau ne bin, immer nein aeliebter Spitz nennen! Das paßt auch zu Deiner ge orunaenen zyiaur und es liegt etwas Liebes darin, nicht wahr, Heinr: ch? Mein lieber, teliner Spatz! Klingt kais nicht reizenv?« Heinrich hatte Asta daaegen die «Sonne« sietauit und dazu ein Gedicht geweckt das Aiia allerdings nicht ganz übel fand, das ibr aber noch Ver anlassung gegeben hatte, HIEnrichBooe zu rathen, doch noch bei Platen, chetbe oder Schiller Nachstunden im Dichten zu nehmen: »Eser ich in der-Frühe mich nnd schaut in Gottes Tag, Dann sucht rn.in Ruck die S "nkeits spenderin. die - anne! Und legt« ich Abends mich zur Rub’, Sucht ihren Abglanz ich km Voll mondslicht, Das strahlend durch die duntlenNLitte bricht! Jetzt icheert mich nicht« wer brobenLich ter spendet Jch schan’ Gestirne anderen Manie an. Zu denen sich mein Herze wendet! Sie rub’n in Deinem Anaesicht, sie bilden meine Sonne, Sind Leben, Lich: mir nnd die höchste Wonne! Drum, jüngst am Beraesranlx vrr die Welt Und über mir die Hehre, die ich cis Zeugin lud. Hab« ich, mein Jüßes Feind, getauft i . »Meine Sonne!« Aiias Brief lautete: »Nun fchiltst Du mich. Du böser Spatz, daß ich Montaa nicht geschrie ben, aber wir hatten Wäsche den gan Zen Tag, und gegen Abend, denle Dir, batte ich noch mehr Sehnsucht nach Ruhe nnd Schlaf, als nakb meinem künftigen Gebieter. Gewiß, das ist unbegreiflich, aber die Sache glich sich. im Vertrauen gesaat —- ioinin« bitte, einmal pnbdrcht zu mir heran und lege Dein br an meinen Mund — infofern wieder aus, als ich. mein - liebter Span, die ganze Nacht von sie träumte. Mir träumte, ich reiste mit Dir durch die weite Welt. und alle schauten, wohin wie kamen. nn- nen aieria an. Auf meinem haupt laiz . eine Diamantlrane und Du s—- über diesen Gegensa konnte ich die ganze Nacht nicht fort immer-, HeinrichBoyel —- battefr immerdar eine ellenlange Meeriebauinvieifenspitze im Mande, api- der oben ein Dromebar nefchni t r. Das war aber io unverhaltnl mäßig groß. daß — «Doch nein! Meine Mutter sagte mir schon als Kind stets: »Aha Gaarz, thu’ mir den einzigen Gefallen und er zähle mir nicht immer Deine dummen ; Träume!« —- Seitdem ich nun Dichj kennen qelernt dabe, theueriter Spatz. haben sie freilich einen höchst intelligen ten Karalter, — Du hattest eben eine Probe davon, —aber ich will Dich doch nicht länger quälen und jedenfalls erst einmal in Transparentichriit cie alten Worte vor Dir aussteiaen lassen: baß ich Dich nämlich namener liebe, mein Heinrich und mich arenzenlos nach Dir sehne! Ueber die Familie Gaarz ist ol gendes zu berichten: Unter Kar at gftern mit Kreide einen Teufel auf ie bete gezeichnet und ift nachdem er eine längere Zeit davor aesianden hat« in höchster Crittäuschuna zitMama het anaelaufen und hat gefraat. od er noch nicht tin-e HWer mein liebes Kinst Jch ver stehe Dich nicht « »Der Teufel, Mann-! Ich habe ihn » doch an die Wand aemalt.« ; .3anelohnuna für diese natürliche jeder Spidfindigleit abholde Interpre « tation des Sprichworts date ich ilnn dier Kiisse auf seinen fchnussigenMund gegeben, deni fiißen Kerl. — «Papa ist schrecklich abaelsetztz in do riaer Nacht mußte er wieder zweimal aus« dem Bett und Hatte schwere Kran lenfiillr. Aber nie, daß auch nur eine Klage aus feinem Munde kommt, und Du, Heinrich« deute Moraeu fah ich, daß er einer alten Frau. die ihn ton iultirte, noch ein Zehnrnarlsiiicl oben drein in die Hand drückte. —- Mama fragt jedesmal, wenn ich den Empfang eines Brieer von Dir melde, wie es Dir ziehe. Und wenn ich dann Deine verrätyerifchen Schmeicheleien wider hole, fchmunzelt sie über das ganze Gesicht. »Dein armen Ernst aelit s nicht aut. Nachdem er sich rnit den Eltern ausge sprochen und Papa auch mit Nina Telae aeredet dat, werden täalich Plane gemacht, wie die beiden trotz der ein getretenen ungiinstiaen Ver«iiltniile ein i Paar werden tönnen Der jung ge Telae hat Ernst auf seine Zuichriii Nackt ftehendes wörtlich aeantwortett »Ich würde, geehrter Herr, mich sicher außerordentlich aeelirt di rch »h ren Antraa fühlen, wenn nicht meine Schwester bereits gebunden ware. Ich l aad mit ihrem Einverständnis ilns ,a ! work Don Efobar in Paris. J d bade « die Ehre Fu zeichnen Ihr u i. w« Z Nina daaeaen erklärt, daß sie diesen j Menschen einen alten widerlichenSur n: er, nicht ieken aber ihren Bruder " durch ihre Weigeruna ins- Elend zu I brinan auch nicht iiber’g Herz bringen i könne. Papa soll rathen, helfen, ent scheiden. den Bruder umitimmrn. Auf «’ ihn dringen sie beide ein. Ader wag soll der arme Doktor Gaarr markan »Hiitte Nina’5 Bruder keine Vor- s mundsrtchte, wäre die Sache leicht; I Nina ----- die doch von Ernst nicht lassen . Umriss-würde dann aeaen ihres Bru- « der-;- Willen sich mit meinem Bruder , trauen lassen und ihm nach drüben sei-— ? aen· —«--— Heute soll entschieden werden· « ob Papa oder Ernst nach Parie- reist. Etwas will die aute Fee Taiiie Ader lron auch sitr Ernst thun. aber va- ist damit gewonnen? Ich sorae mib lebt Ernst’s wegen, iind höre. Mensch, Ue liebter und treuer Spatz. diese tleine Nina ist wirklich lese siisreste Geschöpf, das je aus Erden einberwandeitr. Gestein hat sie Frau Siiold na.«,ae macht, wie sie neh- und wie sie spricht und die Miene, mit der sie nach Narren haaen abreisen wird s—— was nämlich nun vor sich icht ——: Links einen Kö ter im Arm, rechte das lleineMödchenk - Statt des Hörers hatte ie ein Sophalissen genommen und lie dies laut und tliialich hellen. ——- Wunder wlll Und dann weinte die Kleine und Frau Säble Kopf wackelte, und ticle Tbianeii rollten ihr über vie Backen »Ernstbast gesprochen welch eine Traail ist dass Die Frau qiebt alles lim, ihr Haut-, ihren Besiu. ibr ganze-« Gliåel, macht ihrer Schwester Platz. »Pada, der treue, unermüdlichetttapm will heute Mittag dabei sein. wenn iie abreist. Er wird uns erzählen, isie die beiden anderen stch dazu verhalten haben! Nicht wahr, man tanii sich in dergleichen gar nicht bineinversetier«. Das ist auch wieder Dottor Gans Wert! Wo hat er nicht seiiie hanc-! Helsend, schlichtend, tröstend, schen durch sein Kommen beruhiaeiiv. ist e: ein Segen der Menscltenl Aber weißt Du auch, mein kleiner heinrich Bonn daß ich unglaublich stolz aus ihn bin nie wieder werde lachen löiinen, wenn diese Perle einei- Menschen einmal von uns aehen sollte? —- — — »Uh bah! —- Wer wird In derglei chen denken! Ich babe ibn und die Mei nen und Dich, mein einziaer Heinrich. und teine Werte giebt esDir zu sagen, liiitli ich bin und wie dantbar dem chöp er. .Und nun einen langen. zärtlich-en Kuß von Deiner Asta —- von Deiner s Sonne! deuMchrisn Eben laden uns T diit Donnerstag nächster - eheM zur Weit von Nellu nach Kalt s ein! Das wird lultia. Wie und kommst wirtlich nichts-—Ilatiirlich Du tommstl Die Sonne besieblt es. »Ich mache den Brief noch einmal aus« zitternd am ganzen Körper taum im Stande zu schreiben. Deiite Dir: Unsere Mitbewabneriu Anaeliea Kar del bat sich bei ihrem sriiberen Verlob ten aus dem Fenster gestürzt und ist den Eltern entseslich verstümmelt als eben ins baut gebracht. Papa ist in einer maßlosen JusreaungM Er se viel von dein Mckristelstiaen Miid lten.2lch. Heinrich, wie gut ben wir es Athichlst chwill heute recht inbrünstig Gott dasttr danken-« -. -- Doktor Gast-I war eben von unten kinausgetocnmen. Als et um ein Jn strument zu holen noch einmal wah ; tend seiner Besuche wieder ine hnuz « zurückgekehrt war, hatten sie Angelika-s eLiche aus dem Wagen qenobem Er lehnte sich tiefergrissen in seinen Schreibsessel zurück und suchte feine Gedanken zu ordnen. Das war nun nach allem Meinem Denten und Bem then —- das Ende. Und das war die k olge der himmel fchreienden Lieblosia eit verer, die nun unten die sände tanaen und sch mit der Reue abzufinden hatten. dLe ihnen an ver Seele fraß. Ja, es war die grenzenlose Oede ihres Innern. die Zweifel iiter hat« was sie sich undLegardus schuldig war, M thea in den Tod Weben e. Wie Gaarz unten von denLeuten er sabren, hatte Legardus erklärt, seine Braut sei sehr aufgeregt gewesen und habe sich vlöhlithe das-, er es zu hindern vermochte. aus dein Feniter gestürzt. Es lag darin nichts Unwahrscheinli ches. Gaarz freilich vermuthete noch twas Anderes, und zwar das, was wirllich geschehen war. Er hielt Lege-: dui sitt den indirekten Urheber ihres Todes. Aber welchen Nutzen hatte diese Betrachtung. da Tun doch einmal diese junge Blüthe dahingegangen war. Der Mensch hatte die Pflicht, sich dem Lebendigen zuzuwenden, das Todte hatte seine Rechte oerwirtt. Trauer und Erinnerunaöschrnerz toten te jemand urch den bloßen Willen nicht löschen, aber die Lebenden durften nicht darunter leiden. Das war ein Gesetz der Moral! Zunächst im eigenen Hause kasGliict zu fördern, war die Ausgabe! Für Atta war unerwartet rasch die Sonne ausgegangen, sie wurde das Weib ei nes zielbewußten, tüchtiaen Mannes. s Aber Ernst und Nina saßen in einem ; schwankenden Kahn und waren weit ab von dem Ufer, das zu erreichen sie ; etsehnten. Dabei ward Gaarz an Stjalds erin nert, bemerkte, als er nach der Uhr sah, daß es hohe Zeit geworden, und machte sich, zumal. da er nach einen Umweg durch die Stadt nehmen muß te, rasch und alle Gefühlseindriiete energisch von sich abschiittelnd, nach Hohenselde den Wen. Er sollte derFrau des kleinen Papierhändlers Engelbreeht ein Zahnaeschwiir aufschneiden und j trat rasch in den Laden hinein. Engel krecht, der noch ganz ersüllt war von dem wie ein Lauffeuer durch vie-Stadt aesloaenen Ereigniß bei stachelt-, hiekt , den Dahin-—an ihm die beite Kunde i voraussehend «—— vor Eintritt in die I Hinterstube zurück. i Od’-:« wahr träte, was die Leme sich zuzischeltem daß das Mädchen schon immer den Isiönnern nachgelau sen sei. und daß die Eltern sie nur« dein Hause aeiort hatten. Auch sollten beide den alten Kardel destoblen habe-i. Schreckliche Geschichten würden ers zählt. Gnarz schrat Fusamrnen nnd doch nat nach seinen Lebensersahrunaen das, was er hörte· nicht überrasan Es iii nichts so sein aesponnen, e tornrnt ans Licht der Sonne, das trat euch hier zu. Wie es möglich war. daß sich solche Gerii te, und noch dazu so rasch, unmittelbar nach Anaeliens Tode, aebildet betten, erschien rathsel T hast. Es wußten urn tiese Sache nur einiae veiichoieeene eVrlonen Nachdem Gaarz in seiner Antwort alles richtig gestellt nnd namentlisb sich Anaelieas annenonnnen heite« begab er sich zu der Frau, machte denEinsdknitL der ihr spaleieb Erleichteruna ver schasste, und schritt dann wieder durch den Laden auf die Gasse. Engellirecht stand vor der Thür und nachdem er sich bedankt hatte end auch noch eiiqueWor te iider schlechte Zeiten aetoechselt wa ren, saate er, aus ein paar aus der Gasse spielende bunte zeiaend· in dem alten, trockenen humor: »Das qornich so örveL so«n Hund to sinn. here Doltor. Verstand heblfn se as Menschen, veransat sind se as Kin der, eten und slvpen könnt te de ganze Dan, in de Schol brulen sie nich to nann, sörn hasstand un sör ehre Kin ner nich to sorgen, Geld öderhauet nich bi sit to drögen, ja un siildit de Stun, dese aitosetten hebben. warn von elte Friindem de Minschem betoltl Ja oat nich en Mär-m as Hund ud de Welt to sinns« Als Gaari der Sljold’schrn Villa sich näherte. stand schon ein Wagen vor der Thur. Eben hob der Diener tritt Hilfe des Kutscher-S einen Mist hin aus, andere standen daneben. Ganz schritt durch den Garten mit seinen lahlen, entbliitterten Bäumen und wars seine Blicke auf das Haus«-. Von den letzten herbsteeaen und Stür men start mitgenommen. zeigte es heute sast ein vertoninienes Aussehen. Die ursprünglich helle Farbe war ver waschen, der Mörtel adaedrdetelt. auch war alles rundumlier verwildert. Hohe Gen-Mr und Rosenstöcke senkten ohne Stiise die Mit-se zur Erde. die Beete ; wiesen das unruhige Maßen und Hun den nnd Lagert-laut und in dem Re benlzaui, in damals Gaarz hardee dctte aus tern Holzblcck siten und wei- . nen sehen, waren die Thüren angelweit « ausgerissen, ein trübseliaer Anblick, sast atschreckend Auch die Tdür der Van war niclkt geschlossen, ein talter Zug schlugGaarz beim Eintreten entgeaen und von uns ten aus dein Sorterrain ward eine heftig scheltende Stimme vernehrnbar. Gaarz «)örte noch im letzten Augen blick —- die Frau mit dem Märchen lindern Nun eben kam sie in einem Reiselleide die Treppe hinaus und bin ter ihr erschien die bedruckt aussehend Maad mit einem großen Handtorlxe, der noch mit sollte und an dem sie herumhantirte. »Ah Sie, mein lieber Herr Dotter-F stieß die Frau in aliicklicher Ueber raschung heraus, schüttelte Gast-i fast zärtlich die hand und M ihn ins Bor zismner, wo heute ein Frühstücksttsch gedeckt war. Große Unordnung herrschte in desn Raum. hier stand ein Koffer zur Ab holuna beriet, dort eine Schachtel,Pack apier, serritsene eZitunaen und Bind ztden lagen bunt uraltenderTisch zeigte ungeregelten Neste eines Mahles, der teppichlielegte Fußboden, wies er tstge Fuss uren auf. und im OfenL den man ii chlie n vergessen, glühten , . ( « eitlen. M die Thiir hinter ihnen ·ge schlossen und Gaarz auf Frau Stile einredete, sehe-sen ihr plösilich dieThtC nen stromiveise aus den Augen, und ihre Beweauna war so aeivaltig, oasz Quarz, eine Ohnmacht fiirchtend iie Kühen mußte. — .Triiilen Sie etwa-s Rum mit Ziis elerl hieri« sagte er. alles rasch berei tei:d, und reichte es ihr. Ader als sie eben mit lSprechen anheben wollte-, siiirmte die tleirie Anna, schon reisefer tig in Mantel und Carl-thun hinter sich den Hund, ins Zimmer und rief: »Ich soll sraaen, ab Papa undTante « nun hereintominen diirien ?" »Geh nur voran an den Wagen, j irein Annelen ich werde sie rufen!« I entschied die Frau. zualeich Gaarz’ ira ’ gendem Blick beneanend. Als die Kleine mit ihrem Begleiter sich entfernt hatte, sagte sie unter tie fein Athemholem »Bi5 ietzt konnte ich mich nicht über winden. Horder uid Jnae zu sehen! Ich ließ ilxnen aber melden — sie sind in Oarder’s Zimmer —-— daß ich iynen noch vor der Abreise Yldieu sagen wellte.' »So will ich mich denn.« hub Gaari sich erhebend an, »eiitiernen. verehrte Frau. Leben Sie wohl, und Lilie-. Sie ncch ausrichtiaiten Dank lisr vie reiche Gabe, die Sie mir aestun iu tommen »Hei-wir Sie liaben mich irritir lich beschämt-« »O nein, nein, ich bitte!« iiel Frau Stich-, die letzten Sätze umaetiend iait flehend ein, ,.l:leiben Sie, Herr Dot tor. Sie tomn2en ivie rom Himmel ne sandt. »Es wird mir. trenn Sie zuqe en find. viel leickter werden. Und wo en Sie mir die Liebe erweisen nnd sie iser bescheiden Z« Garn tz nicjie bereit-drum und en »g Als er in der Thiit noch. wie under iehens einen flüchtiaen Blick zukün warf hi) er, wie die jkrain die in die- 1 sen Tagen nnd Nachien Kämpfe be standen ohne Weichen. die mit ihrem Gott gerunqerh sich von ihm ebne ver-- ’ dei und itn dann wieder Jm Berge bunq und um Kraft anaeilebi eben bei sänftiqt und entschlossen das gegebene Wort zu halten, doch. rnii einem: »Nein. . rein, ich kann von ihm nicht hssm Ein « solches Opfer zu drinnen. übersteiqi menschliches Vetmöqenk endlich ksn Lnneheuren Sieg iiber sich iellsst dir-on aetw 91 fass-ingka zufonnneninx Fie, und das schluchiende Antkitzin den Händen oerbara »Welch« ein Märtyrerituxn iiben die kreisten Frauen,« flüsterie Gan-z un willliirlick. auch Anaelicas qedeniend. Ein tiefes-Mitleid rnii dem armenWeide erfüllte seine Brust. und saii über trätiiaien ihn die Eindrücke des heuti ain Tages. Jnge. Aber sie sprachen tritt-: und sie aingen auch nicht einher wie sonnMerp scken, sondern sie stiirgten herein, war sen sich nieder an den Schoosr der edlen Frau, die zwar nicht srei von Fehl-rn, ja, mit manchen schwer erträglichen be hastet war, aber doch eine starke Seele und ern gerechtes Herz belass» wie weni ge Sterbliche, umtlammerten irre Kniee und brachten so zum Just-euch war- ihre zertnirschten und bantharen Gemütter den-rate. Und dann endlich. indem sie ihr thräneniiberströmt die hände tiiszten, sanden sie Worte: «Dant s-- Dant, Du Edle, Unver gleichlichel ----- « »Komm,« entgegnete die Frau saust, erhob das von Thriinen entitellte Ant litz und sasZte sanst ihres Mannes haupt mit beiden Händen. »Diesen letzten Kuß, mein Sarden mein Har der! Werde glücklich!« Nun sanl sie wie zerschmettert zu rück, aber sie küßte, sich ausrassend. ihreSchwester nicht« noch aab sie ihr die Lend. Sie nidte ihr nur mit ernste: Miene zu Aberd iesen steh siigenden. resignirten Blick gönnte sie doch der. die ihr ihr Glück mit spitzen Zangen oom Herzen gerissen, die nun eintrat statt ihrer in den Tempel, der siir sie der Ort aller Seligkeit hier aus Erden gewesen Und als sie sich eben gelöst, erschien Rina, reizend anzusehen. rn einem ! schwarzen, langschlepednden Morgen- » tleid, ein blinkt-weh seidenes Tuch tsm den süßen, dunklen Kons. in den bän den gelbe und weiße Rosen. llnd spie die Schelmin es bei Gaarzens darge stellt, so trinkt-. Der bund und das Kind standen vor der Thür. und den Hund nahm Frau Stiold in den lin ten Arm, und rechts trivvelte das klei ne, herzige Kind, und der Kutschen die T band an den Hut legend. nickte vom ( » Bock herunter, und dieVserde zogen an, i und unter einem letzten. schmerzt-er ’ zerrten Neigen des Hauptes verschwand » » in dein rasch dadinslieaencen Wagen « ’ aus Nimmerwtedersehen die Frau von « Hatder Stich-. —- s «Wollen Sie nich, bitte. ins haus treten?« bat Juge, dLe ungeheure Ve wegung abschuttelnd, sanft und giltig Gaarz und Rina. »Ja, wir bitten sehr!« ergänzte Stjold eindringlich-—- doch Gaarz lehnte »ab. « »Nein, nein, ich dantel Ich tomme in diesen Tagen, vielleicht schon mor gen, mit Jhrer Erlaubniß. Leben Sie wohl und eien Sie aliiellich, meine Freunde! as Sie erreichten. sast ohne Kampf, ist wohl beispiellott in unserer Welt der Einenliebel Adieu, Adlifca!« ckt it s r ni e m einem hers, minnen den Ausdruck. q »Und komm, mein kleines Rinchen « i ergänzte er sanst und zog das reisen e Und dann tamen sie. harder und ] i Geschöpf, dem noch die Thränen de s Illiittleidä in venAugen standen, mit si " or . E »Das ist eigmtlich nichts für unt-e ; fangene Gemütlic ; »Nun, mein theures Kind, hast Dr ) Nachrichten aus Paris? Nein! -— — ) Ra, na, nur nicht verzagt! — Dr I sahst ja eben. meine Rina. wie das ; Schicksal, wenn es aute Laune-n iJa Felllist das Unmögliche zuMZglichem ge ta t. I ina Telge erhob bei diesen ljoff nungsvoll llingendenWorten den thrii nenumschleierten Blick und ein reizen desLiicheln erschien neben den silbernen Tropfen, die sich herauidrängtem « »L-, wie ich Sie veredre uno liebe! ! stieß sie, sich eng an Gaart schmiegend wie ein Kindchen heraus und abermal trat ein solcher Ausdruck von Hinge bung und überauellender Dantoarte in ihre Jäge, daß Gaum von Mit , rung fortgerissen, seine Lippen aut :v ; weichen Wangen drückte. - l « If II Unten im Kardel’schen hause a. Marllplatz war’s still, ganz still, we nigftenö auf der linlen Seite. » Nachdem der Mann und die Fra ihr Kind begraben —--— die Gruft la draußen, war umschattet von ein Irauerefche, geschmückt mit vielen l -. bindigen Blumen und eingesricvig« mit einem kostbaren Gitter—natten « Bründe verlassen und sich für unge wisse Zeit auf Reisen beanen. eSrnem jungen Verwandten hatt der Mann vie Geschäfte iiberantwortei Sie lonnten die Blicke der Menscher nicht ertragen, sie fürchteten sich ro? den immer sich wiederholenven psrzge nach ihrem Kinde. Als ver Mann einmal. aedrängt or ieinem Innern, ein Gespräch trutOru ner angetnüdft. hatte er eriaizrern wc draußen die Welt dachte. welche Ge T riächte noch immer umherichwirrten Und wie wenig die Menschen anf seineLj Seite standen, das fühlte er genugsam ? Sie lamen gar nicht. oder es triev irr-; nur die Neugierde, und wenn sie spra-« chen. so drang lein Ton wahren Mit - leid-«- iiir ihn und seine Frau aus ihres Herzen. Nur eines einzigen Mensche ; Worte — hatten dass volle Gepräge le Wahrheit und tiefen ehrlichen Mitae fühle getraaen. Sie waren in einem Briefe enthal ten gewesen und er war zugleich mi einrm wundervollen Kranze abaegeber :rorden. Sie hatten geläutet: »Im den Augenblicken. wo ichsveth tdrperliche oder seelische Noth aus de Minschen eindringt. verändert ii H plötzlich das Lebensdild nicht nur surÄ den Leidenden, scndern auet1 siik dist Umgebung. T; »Es wird enger, weil jegliches An dire, das Größte und das Meinst-T einen nebensächlichen Karatter an nimmt. Es weicht zurück vor dem alle-II dernichtenden Schmerz. Und es tseucyzn dann auckz keine Fragen aui nach f sachc und Schuld, sondern nur I eine: mit welchenMitteln ist zu lindern, wie auszuhedem was über den Men schen das Schicksal verhängt? »An diesem Sinne nahe ich knick« als-I ein p reund der Verstorbenen, den von grenzenlosem Kummer ergrissemn El-. tern und sinde in meinem Jnnerns nichts Anderes als Mitgefühl und tiesste, innigste Theilnahme ( .Möge der einstiae Tages-streit ruhen gegenüber dem Ergreisenden.’ Beugen wir uns vor dem Rathlchlu s» eines unersorschlichen höheren Wille und seien wir in der Beaegnung e ner gemeinsam ungeheuren Trauer nichts Anderes als Menschen« vie im Ungliick einander stützend, tröstend und liebend die Hand reichen. «Jch sa e dies umsomehr, als ich allein wei , einerseits« wie schwer rg war, Angelika das Richtiae zu rathen, andererseits-, weil sie immer daran ieit hielt, daß ihre Eltern bezüglich ihrer Zutunst von den besten Absichten gelei tet ürden.« ndauf diese Zeilen· die Gaarz der zudem mit seiner ganzen Familie dern Leichenzuge gefolgt war, an Kar dei theils aus menschlicher T isnahme, theils ais der Erwägung ri tere, daß sie irnSinne der Dahirrfeeschiedenen sei würden, war der alte ardel die Trerz den binausgewantt und datte unGaarz » Tbiir geil-onst Und als er ror ilxm gestanden. hatte er Gaarr’ lspände er arissen und sie sprachlos, in ungeheuer ster Bewegng gedrückt und wieder gedruckt und unverständliche Worte geii stammelt. . Keines Predigero Wort. tein einzi aes Trosteoangeliutn bötte den beiden Menschen die Ruhe ihrer Seele sit-»id geben tönnen. Aber an diesen Possen — oefitigten sie auch nicht die Ren H - richteten sie sich wieder eniwt ur ..»«« ten neuen Lebensmutln An dem Manne brachen zeitweilig heihe Qualen aut. und die Frau faßte in den vielen lchlnfloien Nächten txiligx Entfchliissr. Und eines blieb: - Der Glaube« daß nicht alle auf dieser Welt sich dem großen ellen Haufen zu: « selten. daß es Auch noch edle, warm-s dem-e Music-U- Menlchen mit main » hatt menschlichen Empfindungen Zah nnd daß eine Nacheiieruna derer nicht The-them sondern Weisheit sei. Und noch eine andere eVrson hatte der Tod Angelea Kardelj ersann als halten sich« iolteknde Gewalten an feine Seele gebannt. Schon in der ersten Nacht nach den vorangegangenen polizeilichen Beet-ö een lnelt es Roelzns Leaardus nicht mehr in der Wohnung auc. Immer· sah er das blasse Geschöpf vor sich, wie es ooe seinen Worten auf ichtie und dann den entfeslichen Sprung html-than Mottfetung tolgt.) J