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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (Sept. 30, 1898)
CFlüer Und OCslienew Roman von Irr-nun Heilung. »W-» -—»-x- —---.-Vs III-etwang Jnae erhob das Haupt mit den tranken, schwermiithiaen Augen und aab Antwort; auch schloß sie sich, von Harder geleitet, ihnen an. »Der liebe Gott schickt Sie, mein hockwerehrter, gütiger Herr Doktor! Gerade —- Oardcr wird’5 Jhnen ge sagt haben —- wollren wir uns in un srrer Verzweiflung an Sie wenden! Wir wissen keinen Ausweg aus- der arenzenlosen Trübsal. Sie, Sie kön nen uns allein helfen! Ack. wenn Sie wollten! Bitte, bitte, verlassen Sie uns nicht. —« Der anfänglich ruhige Ton war all mählich einem erregten gewichen, die legten Sätze stieß das tiesbedriickte Ge schöpf leidenschaftlich und unter schwe ren Thtkinen heraus. Und dann nat-m wiedr Stjold in l einer versteckten Laube nahe dem Wege, in der sie sich niederließen, das Wort und sagte: »Eben habe ich eine Unterkedungmit meiner Frau aehabt und in dieser nun nuhr ohne Rückhalt aeprochm Ich bcbe ihr gesagt, daß ich mich neben ihr namenlos unaliicklich fühle. daß ich die Trennung wiinsclze und erselkne und » daß ich Inae ——« hier faßte Harder des Mädchens Hand —- liebe.« »Ja, noch mehr. Ich habe erklärt, daß wir uns, wenn fte uns nicht frei läßt, entfernen oder zusammen dahin gehen werden. wo es kein Wünschen, keinen Schmerz und keine Enttäuschun gen mehr aiebt!« Ein schmerzliches Hm —- Hrn — stieß Gaarz, der mit aesenltem Haupte auaehört hatte, heraus und starrte nor sich hin; und dann lebhaft, aber sanft im Tone: »Und sie, Jhre Frau Gemahlin? Wie hat sie diese Eröffnuna aufge nowmen?" »Sie sank zusammen, winkte mir mit der Hand, das Zimmer zu verlas sen, und schielte später zu Inge, die sich nebenan bei Frau Martinez befand. »Jn dieser zweiten Unterredung bat sie sich dann wie eine Furie gebardet, Jnge Ausdrücke entgegengeschleuder:, die nicht zu wiederholen sind, und schließlich erklärt, sie giibe ihr achtund vierzig Stunden Zeit, sich nach einer Stellung umzusehen, dann habe sie das Haus auf Nimmerwiedersehen zu ·.:r lassen. Was aus ihr werde, sei ihr gänzlich gleichgültig, sie weigere sich, auch nur einen Groschen berzugeben.—— Mit mir, der ich durch Jnge verleitet sei, der ich nicht wisse, was ich gethan habe, werde sie sich nach ihrem Abgang aussprechen. Sie wolle sich nicht ihr Glück zertrümmern lassen, auch meine Zukunft nicht auf’s Spiel setzen! Ich habe dann versucht, nochmals eine Be fprechung mit ihr herbeizuführen abe: sie hat sie verweigert. Sie läßt sich überhaupt nicht sehen, liegt im Bett, klingelt, wenn sie etwas braucht, uno hat nur insofern noch einmal von uns Notiz genommen, als sie heute Morgen Jnge diese kurzen Zeilen hat zuaehen lassen." Hier zog Stjold ein Blatt Papier aus der Tasche und überreichte es Gaum »Ich höre, dass Du noch nicht fort bist! Ich sordere Dich deshalb nochmals auf, mein Haus zu verlassen, und hoffe, das-. Du wenigstens in dieser Beziehung noch einen Rest von Ehrgefiihl be sitz-ist« »Und haben Sie darauf etwas er widert, Herr Sijoldi Was ist Jhr und Fräulein Jnges Entschluß?" »Nein, wir haben nichts daraus ge antwortet. Was sollen wir thun? Es ist selbstverständlich daß, wenn Jnce geht, auch ich das Haus verlasse.« »Und auf welcher Grundlage haben Sie sich einen Vermittlungsversuch g dacht? Jch bitte, unterrichten Sie mich kurz und bündig. Sie wissen, daß wich nicht Mangel an Theilnahme und Be reitwilligkeit, Ihnen dienlich zu sein, Veranlaßt, sondern Zwang. Jch habe noch sehr wichtige Besuche vor. Es laftet schwere Verantwortung auf mir. Also. bitte —'« »Sollie es nicht möalich sein,« ens neanete Stiold peinlich betroffen und dieser Empfinduna Worte verleihend, »daß Sie lyeuke in der Spätnachrnii icgsstunde noch einmal oorsvrechen, kochoerehrter Herr Doktor? Sie ietzt noch zu halten oder Sie aar zu einer Niicksvrache mit meiner Frau zu ver anlassen, wäre fasi ein Vergehen. Auch läßt sich die Sache nicht mit kurzen Worten abmacheM Wenn Sie einver standen sind, werde ich meiner Frau eine diesbezügliche Mittheilung hinein schicken und auch noch eine Ausrede In es wegen finden! —- Und um kurz zu garn, was wir wollen: Wir wollen in Frieden auseinandergehen Wir wünschen nichts von ihr, nur allein zieht Jnge nicht. Sie bleibt, oder wir entfernen uns zusammen, falls meine Frau die Verständigung ablehnt!« »Ja, es wäre schon die beste Lösung —-« murmelte Gaarz sinnend und in diesem Augenblick noch ganz bei der Sache. Dann aber erschrocken seine Uhr betrachtend, erhob er sich. schüttelte beiden die Hand und nahm. seine Wie derkehr g en Abend ver-sprechend, eilig den Weg der das Id. . »Was willst Du n memetwe en ernsten darbei-W hub nke nach s Dpkms Fortgang an un egte gleich " sam ihre ganze Seele in den Blick, den sie zu dem Manne erhob, um den sie schon so viel erduldet hatte und den sie mit immer stärkerer Leidenschaft liebte. »Ich werde ihr,« entgegnete Harder und umschlanange sanft und tröstend, »nur die Worte ausschreiben: »Wir bitten Dich, bis morgen Vor ) mittag zu warten! Dann soll alles end giiltig zur Entscheidung gelangen.« »Dariiber aber werde ich als Motiv einen Spruch setzen, den ich sriiher ein mal aus dem Munde Deiner Schwester gehört habe. Ueber seinen Inhalt mag ; sie seht nachdenlem Wo zwei an einein Kranze wandert, ; An ihrer Liebe Roienbandem i Weiß selten einer« wessen band ’ Mehr Dornen in die Blüthen wand s Einen Augenblick dachte Jnge nach, als ob tie den Sinn der anspruchslo tiingenden Verse erst ersassen müsst. Dann sagte sie verstehend und ves pslichtend: s »Ja, wollte sie nur das beherzigenl I Man könnte. da sie alle Sühne aus uns laden möchte, noch eines anderen Dich- ’ tcrs Worte hinzusiigem Vom lingliick erst Zieh ad vie Schuld; Was uveig in. teuer in Geduld Dann gingen sie zusammen schwei gend in’s haus, nahmen auch· nachdem sce Frau Sljold Harder’sBries gesandt, fast stumm das Mittagessen ein und er warteten in dumvser Spannung des Doktors Rückkehr. Als er ziemlich spät, gegen sechs Uhr, endlich eintraf, work-, da die Jahres zeit vorgerückt war und der Herbst schon mit den ersten zerstörenden Schritten dek- Sommers Schaffen zu verwischen strebte, bereits dämmria geworden, und nur unvollkommen vermochten die bei den an der Eingangspsorte seiner Har renden die Umrisse der sich nähernden Menschen zu unterscheiden. ; in Anspruch genommenen Mann nun Da er nun aber eilig fast datttg schreitend, vor ihnen auftauchte, erJriff sie neben einem Gefühl der Befreiung und neuer Hoffnung eine tiefe Bescha mung. WarH nicht eine schwere Eigen liebe, ja fast ein Unrecht, diesen ohnehin durch seine Berufsthätigleit so maßlos auch noch mit solchen Ungelegenheiteu zu beschweren? So sehr ward namentlich Jnrie von diesen Eindrücken beberrscht, daß sie, da nun Gaarz sogar noch wegen seiner .Lterspätung lebhaft entschuldigende Worte aussprach den Ausdruck ibrer iEmpfindungen nicht zurückzuhalten « vermochte. »Sie danken uns?« stieß sie geriibrt l leerauh .Wir, wir haben Jhre Ver erihung einzuholen, lieber bochverehr tcr Herr Doktor, und wir sind tief be schämt. daß wir Sie überhaupt belästi gen! So viel liegt schon auf Ihren Schultern! Aber glauben Sie, daß wir Ihre Güte in vollem Umfang schätzen, und nun, bevor Sie zu meiner Schwe ster gehen, noch einmal die herzliche. » dringende Bitte: Suchen Sie sie guts Z willig zu einem Verzicht zu bestimn en. in den sie ja doch willigen muß. Hat s Sinn, Todten gebieten zu wollen Möh lich aufzustehen und Arm in Arm ein hrrzuwandeln? Harder und ich können nicht mehr von einander lassen. Sagt meine Schwester abermals nein, dann gehen wir morgen in die weite Welt. und wenn uns Noth und Verzweiflung in den Tod treiben sollten! Wir wollen uns nicht wieder trennen!« Gaarz Gaarz hörte diese entschie dene und leidenschaftliche Sprache aus drin Munde dieses-s friiber ftetS so sanf ten und fchweiasamenWefeng und ward voll Theilnahme an das erinnert, was ibm vor einer Stunde fein Sohn fast in denselben Worten erklärt hatte. Noch fiand er unter den fchrueren, ihn be drückenden Vorftellunaen dieser neuen Wirrnifse im eiaenen Haufe und war doch seinem Worte zretreu aeblieben. »Wenn Menschen dieLeidenschast der Liebe beherrscht,« entaeanete er mit milder Einfchriinkuna, ,,haben ihre Au gen nur Sehkraft für einen einzigen Stern am Himmel, für ihren Gludgs ftern! Aber andere Personen haben doch auch Ansprüche auf Glück! Nicht waer Wenn Sie sich auf Fra u Skjold’5 Standpunkt ftellen, rniiffen Sie eir räumen, daß ihr nicht nur ältere Rechte yuftehem sondern daß ihrem Her-en auch ein furchtbarer Schlag versetzt wird! Was bleibt der Armen —··?«« Als eben Skjold den Mund zu einer Erwiderung öffnen wollte, ftiirrnte die kleine Anna gefchäfti herbei, urn ihrem »Papa« und ihrer » ante« gute Nacht u sagen· —- Das Erfcheinen des Kin eB in diefenr Augenblick wirkte gleich fam wie eine Entgegnung auf die uner widerte Rede, und wir mit hellen Strahlen lichtete es sich plötzlich in Gaarzens nnerem auf. Ja, ja, ier war die nknüpfung gegeben! P an mußte neue Liebe erfchließen. wenn die alte im Lebenstampf verblutet war. So brach er denn, die Worte vonStjold nicht abwartend, das kleine Mädchen aber fanft mit sich ziehend, auf. « «Seien Sie überzeu t, daß ich niern Pest-i thun werdet« fiifterte ·er noch tröstend beim Adieu, drückte beiden die Band und verschwand alsbald hinter den dunklen BosketQ . Ali Saat die zu Frau SlfolW Schlang fiihnnden einfantenZirn — mer durchschritt, fielen ihm Worte eisu die sein Vater oft gesprochen: « »Sage Deine Meinung und sagedre Wahrheit, wenn Du gefragt w·crst. Sonst aber beherzige, daß Schweigen Gold ist. »Es giebt nicht so viele Steine, als beide Partien brauchen, um sie dem« tingerufenen Vermittler an den Kopf zu schleudern.« So bewegte er denn festen Ent schlusses das haupt und klopfte an die Pforte, die nun schon seit Tagen diese so engverbundenen Menschen gleich zwei feindlichen Gewalten ge trennt hatte. »Wer ist’s?" tönte es- aus dem Dun kel des nach einem Anhauch von Rän cherrvert heimlich dustenden Raumes miide und tonlos. »Bist Du’s, Fran zisla?« »Nein, ich Eins, gnädige Frau! Tot tor Gaarz —!« »Ah, Sie, lieber Herr Dottori" drana’s wie befreit und gänzlich ver ändert aus dem Munde der Unsicht s baten. Zualeich entstand ein hastig : unruhian Taften nach dem auf dem Nachttisch stehenden Feuerzeua. Aber auch die Klinael ertönte. und wenige Augenblicke später hatte das Mädchen eine, ein mildeä Licht verdreitetide Lampe gebracht, und beide saßen sich argeniiber. Zunächst griff die Frau. nachdem das Mädchen geaanqen. nach des Man nes Hand Aber als sie sprechen wollte, versaate ihr die Stimme, und statt der Worte brachen unter bettzerreiszendem Schluck-sen wilde Thriinen aus den Ausru So aewaltsam, überströmend lam das Gesijhl zum Ausdruck, und so ehr lich und so heftig war dieser Schmerz einer zerrissenen Seele. daß selbsi dem viel Kummer und Qual gewohnten Manne die Augen sich feuchteten. das-, auch ihm im ersten Augenblicke die Worte fehlten. Dnna sagte er, sanft die Rechte der alten Frau streichelnd. weich und in nig: »Glauben Sie, ich sühle mit Ihnen, und um es aleich vorauszusendem ich weiß alles, Frau Stjod -—" »Und was saaen Sie?« siel die Fran, ihren Schmerz bemeisternd und sich jetzt mit einem leidenschaftlichen Ausdruck ensrorrichtend ein. Gaarz gab nicht gleich Antwort. Er sah, wenn ihm auch der Vorzug gewor den, daß hier mit turien Worten nicht zu wirken trat. Er konnte ibr nicht es.widern: Beschäme die Deinigen durch Größe! Verzichte nnd nimm als Lohn das unbeschreibliche WannegesiihL eine edleTbat vollbracht zu haben. So faßte er sich denn und sagte weise überlegend: »Ich meine so, anädiae Frau, und ich bitte. hören Sie mir iu· nachdem Sie es waren, die eine Meinung von. mir als Freund des Hauses forderten »Als Sie mich einst mit Jhrem Ver trauen beebrten und mir ertliirten. es habe das Glück in Jhrem Haufe keine Stätte. süaten Sie binzut Und doch nierse ich teinen Stein aus meinen Mann. Jch weiß, die größere Schuld trage ich! Wahlverstanden: das waren Jhre Marte, die mich, ich gestebe eg, ebenso riihrten, wie sie mir bewiesen, welche aerechte und milde Seele in Jbrer Brust wohnt. Später brls ich Ihnen, das kleine Mädchen zu Jhreen ich dars es Nihnen nicht versehn-einen «liegen die Verhältnisse so. Ihr Mann und Ihre Schwester werden sich nicht mehr trennen. Jhr Entschluß ?«t un abänderlich Jch bitte. bedenken Sie, daß, wenn auch ernste. unerwiinschte Stunden in Ihrer Ehe aeweten, Sie E eine lange Reihe von Jahren viel Glück i aenossen haben! Gönnen Sie nun auch ) andern —- nnd zwar den liebstenMen schen, die Sie aus Erden besitzen — diesen Antheil an Lebensfreude sin den Rest der Jahre. Veraessen Sie nicht, da Sie einst selbst jnnaswarenl Ihnen bleibt die Liebe des Kinde-U jenen der Rausch! Ja, ia, ich weiß. ich sordere viel! Es vermag einen solchen Verzicht einzugehen nur ein ganz ungewöhnli cher, selten veranlaater Mensch, ein Mensch von höchstem Sinn und edel ster, gottähnlicher Denkunasart. »Aber nicht wahrt Gut sein! Sich seiner selbst entiiußern! Welch ein Zauber umsaßt dieses Wort. welche Wonnen birgt es. Und iene, die heute grarnersiillt, bedrückt, bossnungslois, ja, mit todessinstrren Gedanken erfüllt, drüben in den dunllen Zimmer hartem welche Sonnen erschaffen Sie ihnen, . wenn Sie rufen: » »Seid frei und aliidlich. and Euer Glück zu fördern, foll iorrnxi einTheil meiner DafeinS:Auiaabe fein. »Glauben Sie nicht, dafi sie herbei stürzen, Jhre Kniee umfassen unthre guten, milden Hände mit überftrömens den Thränen benetzen werdens Wissen Sie nicht, wie sehr diese beiden Men schen Sie lieben, welchen ungeheuren Kampf sie bestehen, Sie fo tränken zn müssen? Wah:lich, aiebt’s einen Gott, dann wird er Jhnen diese That lohnen iaufendfiiltiq. »Ah, ich febe Thränen inJhren Au gen, ich fehe, daß meine Worte nicht ohne Eindruck auf Sie bleiben, meine liebe, verehrte Frau. So bitte ich denn, fo flehe ich Sie an: Verzeihen und feg nen Sie!« Er faßte ihre beiden hände und drängte sich mit der Allaewali eines hinreisenden Wesens in ihre eele, und als sie dann, stumm und iiill wei nend die band auf das zuckende Herz gepreßt, zurückfant, da alitt über die Mike des Mannes ein Ausdruck, Flz have sich ihm sen-se ein Himmel min net. · i « i Als Gaarz faft eine Stunde später das Gemach der Frau Stiold verließ und vergeblich nach den beiden Zurück gebliebenen sich umschauend, in den Gatten schritt war derAbend vollends hereingebrochen und ein scharfer Duft, des herbstes Nil-ein« und eine stahlhelle Lust, des HerbstesAngesicht lagen iiber den undewegten Winseln der gronen Partbäume und den dichten schon brei farbigen Schmuck zeigend-n Jebiischen. Ein holdes, sich sanft und demüthig siigendes Absterben. aber un Tode noch die Arme der Schönheit reichend! owschied der Sommer-: so war auch die Frau von ihrem einstigen Gliick ge schieden! Nun tauchten die beidenMenschen im Hauptwege auf. Friiitelnd hatte sich Jnge an den Mann gelehnt. Er hielt ihren in Zagen und Banaen zitternden Kopf, unt durch sein eiaenes Innecm sogen alle Schauer der Qual und jenes unruhigen Bangen-In das unzertrenm lich von verhoterner Liebe! »Nun? Nani« stieß Stiold stür misch heraus. »Wie ists. lieber Zärr Doktor? Bringen Sie aute t schuka« »Ach, was s:aa’ ich eiaentlich«? Jdr langes Bleihen sagt uns schon alles-! Nicht wahr? Sie weiaert——-?« «Kornn:en Sie! Treten Sie mit mir ins Haus zurück. Jch suche Zie! — Sie sollen alles hören und Sie sollen — jauchzen!" Ein siebetndes Zittern ging durch die Körper der beiden Hans-enden bei diesen legten Worten. Solche Sturmaesiilqle des Glück-Si entstanden in ihrem Innern. dasz sich gar in die Wonnen der Drean naskh Verzicht mischte. Durch Widerstand entzünden sich Brandfacteln, sanfte-S Gewähren lösckt sie wie durch Zauber aus. Als sie in Harder’33irnn:er sich nie dergelassen sagte Gaarz ernst, fast ge schäfråmaszia und sichtlich regen esne nach den vielen Erreaunqen bei ihm eingetreten-.- Abspannuna ansam diend: »Ich habe Folgendes abacrnaebt und besise Frau Stjold’s Dank-schlag daß sie nicht daran riitteln wird· »Schon übermorgen wird sie mit dem Kinde Bründe verlassen und nach »Dort wird sie sich zunächst in einem Hotel einmiechen und von dort sich an die Einrichtung einer eiaenanohnung machen. »Die hiesige Villa.mitsammt den Möbeln will sie Ihnen beiden überlas s sen. Wollen Sie nicht hier bleiben, se s giebt sie Ihnen anheim. den Besitz zu » l Ihrem Nonen zu oeräufzerin 1 ’ »Jhrer Frau Gemahlin Fortgan: s ? soll siir hie Scheiduna den ersten «.’ln- s haltenuntt bilden. Weiterez wird sie f mit ihrem Sachverständiaen iiberlef.e». l »Ihr Vermögen will Ihre Pause ; mahlin sofort theilen und Ihnen die « eine häiste überweisen. Sie schädt die Durchschnitts-Zinsen jährlich aus 20, 000 Mart, es würden Ihnen für Ih ren eLbensunterhalt also 1().000 Mark zur Verfügung stehen. .Jrgend welche Auseinanderseyuns gen oder gar Begegnunaen lehnt sie s aufs entfchiedenste ab. weniger nu-« » Groll, als aus der Erwägung, daß1 solche beide Theile nur zweifl-;- erre gen würden. Sie wird den hiesigen Adoolaten Grimm annehmen. ihn ge nau infiruiren und durch ihn mit Ih nen in Zukunft verkehren. biz alles geordnet ist. »Sie möchte Ihnen Zum Schluß noch empfehlen, auch Briinde so bald wie möglich zu verlassen, um dadurch jegli chem Gerede aus dem Wege zu geben. — Sie empfiehlt, zu erklären, daß sie sämmtlich ihren Wohnort u verändern beschlossen hätten und da Jhre Frau ( Gemahlin vorangereisi sei. » »So, das äre alles, was ich Jlmen l zu sagen habe! Jch hoffe, daß dadurch ’ Jhee Wünsche sich erfüllen. Noch ein-: Denken Sie nicht darüber nach, ob die ser Entschluß fiir Frau Sljold mit Kämpfen verbunden ist, ebensowenig würde ich Ihnen empfehlen, gegen die materiellen Bestimmungen Einwand zu erheben, oder nr die Zuwendungen auszuschlagem tasfen Sie nun alles sc. wie Frau Sljold es bestimmt »al, und beweisen Sie dadurch, dafz nichts von falschem Stolz und von irgend welcher Auflehnung in Ihnen wohnt, dass Sie vielmehr alles entgegenneh wen als komme es aus Mutterhand. s »Mir unter dem sicheren Gefühl, daß "ei- Innen, Herr Stjotd, dauernd aut neben wird, vermaa Ihre Frau Ge i« onlin, wie sie sagt, in Zutunst weiter zu leben. Sie bosst auch, dnsz eine Zeit tomint, «oo ein Verkehr wieder ange bahnt werden kann. So, und nun ver zeihen Sie, wenn ich Abschied nehme -—-- Nicht wahr, die Frau verdient Br rounderunak Einen stärkeren Beweis seiner Liebe wird einMensckz nicht« ben tönnen. Jch stehe staunend vor soLcher Herzens-größe, und es will mir sast undentbar erscheinen. dasz alles Wahrheit ist." Die beiden, durch diese Worte aus die höchsten hohen des Gliictes Erbo benen nickten nur stumm; ie wollten sprechen, doch ihnen fehlte die Sprache. Aber die glänzenden Perlen, die sich immer von neuem in ihre Augen stah ken, redeten mehr als aller Zunaen Laute und die Blicke, die den Doktor aus beider Augen trasen, belebrten ihn zugkeich. daß es noch dankbare und guter Empfindunq sähige, wenn auch Febkern und Jerthiirnern unterwor sene Menschen in der Welt giebt. III Nachdem Angelika Kardel Doktor Gaarz gesprochen und ihm ihr Herz ausaeschiittet hatt-. war sein erster Ge danke gewesen, nunmehr auch Senat dus über das Endergebni zu verstän digen. Sie hatte ej bis r unterlas sen. weil ihr die Energie zu irgend einer entscheidenden Handlung fehlte. Gans Anerbieten, statt ihrer mit Lenardus zu reden, atte sie dankend Ob lehnt Welchen « wert tonnte es lka n? Selbst wenn Legardus, was ganz undentbar erschien, seine bisheri aen Entschlüsse änderte, blieben doch ihres Vaters Verbot und unbeugsamer Widerstand Pietiit und Liebe erhoben ihre Stimme, trotz der Herzlosigteit, mit der man ihr begegnet war. Auch hatte ihr Doktor Gaarz bei den Erör terungen siiber die Zukunft in klarer Weise vorgehalten, was alles zu über winden fein werde. Zuerst der unver meidliche Bruch mit den Eltern und das seeleurnarternde Gerede rerMenar. Dann die materielle Seite. Wie wollte sie, als eine völlig Mittellose, leben; Leaardus besass nicht einmal so vi-:l, daß er die Tagegnothdurft befriedigen lonnte. Das-, sie aus den von Begat tus ihrem Vater entwendeten Geldern ihr Dasein stisteten, mußte Angelica bei ihren Aussassungen vollends wider streben. Und endlich: Bei Angelika-« ck"ntschlusz, Legardua nachtröalich zu bewegen, ihr seine Hand zu reichen. lsattk neben weiblirber Empfindung und dem immer ftörler seine Stimme erhebenden Pflichtgefühl doch auch die Rücksicht aus ihre Eltern mitgesprocksen. Sie wollte auch sie kenr Gerede nicht aussetzen. Aber auch diese Ruuiicht nriefen sie ab, und auch Legardns ver langte eine solche nicht. Kardels faßten die Sachlage unter aanz anderen Gesichtåpnnlten auf. Doltor Gaarz hatte in Anbetracht all der einaetretenien Umstande soaar eine anvisse Berechtigung zu einer solchen Auffassung nicht in Abreise stellen kennen. ,Nachdem Sie, mein theures Hinz-, hatte Gaarz seine Rede geschlossen, ,.nun ichts unversucht gelassen hat-en, Ihrem Gewissen und allen moralischen Anforderungen gerecht zu werden« meine ich, daß jetzt nichts Anderes- zu tin-n übria bleirt, als sich mit Legar dus endgültig auseinanderzusetzen und in Geduld abzuwarten, ivag die Zu tunst dringt. Und endlich wiederhole ich schon sriiher und -l;nen auch von meinem Freunde T aden Gesagtes: Sie haben die Achtung nnd Bewunde rung aller Gutaefinnten und Vorur theilssreien Das kann Ihnen ein Trost sein, mein theures Kind« I I O Gegen Ende der Woche an einem lalten reanerischen Vormittage machte sich Annelica aus« um Leaardits, den sie von ihrem Kommen unterrichtet hatte, den leßten Besuch zu machen. Was sie ihm zu sagen habe, hatte si-: nicht erwähnt. Co tvar besser, sie ließ ihn im Ungewissen, tarnit e: ihr nicht avoir-ich Ihre Absicht war, noch einmal mit gen-irr Wärme und Demuth aus ihn einzusprcchem Ahditte zu leisten, wenn sie ihn geträntt hatte, ihm Gluck zu wünschen siir sein serneres Dasein und ihn um ein nachstehtiaeo Andenten zu ersuchen. Ein aemischteo Geiirhl er füllte sie bei diesem Gange: ein An hauch von Besriedilgung über die eno- « lich gewonnene K arheit und ein in in ihrem Innern hasten gebliebenes tie- s seo Mitleid für ihn. Als sie tie Treppe emporstieg, schritt ihr, von oben kommend, eine alte, un angenehm aussehende Person mit miß trauischen Auaen entgegen, die stehen blieb, sie schors nxusterte und in einem plump zudringlichen Tone herausstiesz: «Sind Sie das Fräulein, das oon Herrn Leaardus erwartet wird?" Anneliea nicltr. »Er läßt Sie sagen, daß Sie sichl man oben hinsetzen sollten. Er könnte 1 erst in einer halben Stunde da sein! . Unzsgnmeen Sie denn man mit. Ich s muß ausschließen-« s Dasnst tehrte sie wieder um. össnete s mürrisch die Ctagenthiir und schritti durch den helannten duntlen Korridor Anqeliea voran. Nachdem sie Legardus’ Gemach be treten halten« saate Anaelica, theils » von fihrein Interesse gedrängt, theils s um überhaupt ein Wort zu sagen: »Hm herr Legarduo jetzt eine Be- » lclzästiauna2 Geht er tchon siiih sort? » ’ Bleibt et bei Jhnen wohnen ?« »Ich weiß gar nichts von ihm!" entgegnete die Frau unsreundlich und gleichzeitig zwei schiefstehende Stiihle an die Wand rückend- Und zur Thiir aelend, schloß sie niit verletzender Ini periinenn »So viel ist aber sicher, Besuch von Frauencspersonen Paßt mir nicht in mein Loaii-. Das lonnen Sie sich man merken!« » Damit reriiesz sie ohne Grusi das Zimmer und ließ die Thiir ziemlich iiii- i sanft ins Schloß sollen. Anaelira Rai-del war leine Natur, ’ die sich mit Leichtigkeit iilHrAbiveicheip « des hinwegzusetzen vermochte, und so til-ten denn auch dieser Empsana und eine solche Beuriheilung ihrer Person eine aeradezu niederschmetternde Wir tuna aus sie aus. Statt sich niederzulassen, blieb sie sieben, stiitzie die Linie aus die Tisch tlatte und suchte zunächst in dieser Stellung Fassung zu gewinnen. Uiio während ihre Augen iiinherirrten, imi etwas zu finden, das iiiii Legardug im Zusammenhang stand, aingen ihre Ge danken ruhelos bin und her, ans die Vergangenheit, ihre Jugend. aus ihr ganz-ei Leben. Ei schien ihr in diesem Augenblick unbegreiflich daß sie Zernals hatte fröhlich sein, Far lusti ochen können. Fiir ihren VI ei war a s, was sich in ter Welt befand, in buntelstes Grau gekleidet Und wie grenzenlos einsam, sieudelog ver inaen ieTage im Haus«-! Ihr Vater r ehtete taurn ein Wort an sie, ihre Mutter war zwar einige Malt-I etwas weich-r armstn —- das natur liche Gefühl war vorübergehend zumj Durchbruch gelangt —- aber da Ange- s lica sich in ihrem Jnnern noch immer nicht aufzuraffen vermochte. sie auch I nicht so schnell vergessen tonnte, wie lxerzlos die Mutter ihr begegnet wan( vermochte sie nur durch ein sanfteg, · stumme-Z Wesen ihre Anerkennun da iiir an den Tag zu legen. Ihre tit ter aber sah darin Trotz nnd Auslehst nunq, und es trat eine Reizbarteit ern, « die sie argen den Schmerz ihres Kin des- vollends verhärtetr. · Jeder Mensch hatte doch eine hoff nung auf Erfüllung, sie hielt ihn am Leben, ohne sie mußte er verdorrenk Angelica jedoch richtete, statt von Erst wertungen beseelt zu sein, eigentlich; immer nur den Bliel -—-- auf das Erz-b Bis-weilen hatte sie sich schon in ihrer Zimmer ans die Erde geworfen und ! die Hände mit stehenden Gebärden zum J Himmel erhoben: Gnödiger. darni j herziger Gott« ich schieie zu Dir! Nimm ; mich hinaus zu Deinem Thron, bkfkkkk : mich vor- der Pein ’ Und dann war sie doch wieder ems tsorgesprungtn und hätte sich geißeln Rosen, daß sie so sündhaft nur an ihr Behaaen dachte, das; sie nicht alles anf iuendete, ihre Eltern zu versöhnen, sich las Leben sroh zu gestalten. Sie hatte einmal von Thaden aus sprechen hören, das; in jealicheni Un gliicl Keim-: zum neuen Glück enthalten seien. Solche Umwege liebe das Schick sal einzuschlagem das tiirifchauende menschliche Auge tönne eben nur bis-( an den Horizont blicken. Der Schöpfer aber sehe bis in die fernsten Gegenden der Zutunft und bringe so die noth wendigen, nach unerforschlichen Nach-— fchläaen sich vollziehtnden Lebensge aeniötze des Einzelnen in Einklang »Ja,« ilüsterte, gleichsam dieseri.iiik rede, als einer von fremdem Mund-. ausgegangenen. Antort ertheilend. das ermatterte Geschöpf, »das vermag ich tu verst-:hen! Aber wenn nun ein Mensch überhaupt vom Leben nichts mehr will, nichts mehr erwartet und nichts mehr ersehnt, auch nicht einsehen kann, daß sein Dasein irgend welchen Nutzen bringt, ist’g dann so unrecht, den Wunsch nach Abscheiden von dieser Erde zu hegen?« In diesem Augenblick hörte Ange lica. daß draußen die Flurthür ausge schlossen wurde, auch vernahm sie das Geräusch langsam sich nähernder Schritte und auch Sprechen zweierPer si«t.en· Und dann ward die Thür ge össnet, und Legardug stand vor ihr. »Entschuldig-:,« begann er in einein nicht unfreundlichen. jedoch unüber rascht geschästsmäszigen Tone« »daß ich Dich habt trat-ten lassen. Aber in der von Dir angegebenen Zeit bin ich jetzt iin Vureau beschäftigt, -—— ich habe vor läufig eine Anstellung in der Pferde eisenbahngesellschast gesunden und tsa mußte ich mir erst Erlaubniß zu einem Fortgang einholen »Ja, ja, icks weis-« Du mußt auch tie Zeit wählen, in der Du sortkaunit. Es ist ja nun auch gleich. Jch habe mich siei genincht ixnd stehe zur Vers sügiing. Bitte, willst Du nicht Platz nehmen?'· Legarduz' Ton war etwas weicher als sonst, in dein breiten sinsteren Ge sgcht erschien sogar ein, wenn auch rasch wieder kerschwindender Zug von Herz lichteit, der im Anfang ihrer Bekannt schast bisweilen in seinem Antliy »zum Ausdruck gelangt war und der inge liea an das vorhandene. aber nur ver steckte her-s ihres Verlobten hatte glau ben machen. Indessen hatten sich seineMienen, so urtheilte sie, vielleicht nur gelichtet, weil er von einer guten Botschaft zu hören voraus-setzte. Sie war nicht arglos mehr, das Le ben hatte sie in der tut-sen Spanne Zeit schon äußerst mißtrauiich gemacht. »Zunächit also, Rochus,« begannAn geliea, nachdem sie beide Platz genom« nsen hatten, und während der Mann mit verletzender Unaenirtheit seine in Uncrdnuna gerathene Kravatte löste und von neuem zu lnoten sich miihte, »mus; ich Dir die Mittyeilnng inadfem daß ich Deine Wünsche nicht zu erfül len vermag. Jch wollte thun, muss Da wünschest, aber mein Vater hat mir er tlärt, daß er mich verstoßen und ent erde: wird, wenn ich überhaupt mich jemals in irgend einer Feem Dir wie der nähern würde. So hat also eine Abtretung meines Vermögens nicht den eerinqtten Werth iiir Dich. Es würde, wie ich meinen Vater tenne, ein Stint Papier bleiben! tFortsetzLg folgt) Anat-nehme Entdeckung. Der Bräutigam kommt am Vormit tag in das Haus seiner Verlobten. Er findet sie nicht in derStube und wendet sich deshalv an Itailchem ihren sechs jähri en Bruder-, mit der Frage: »Man wo ist denn dein Schweins chen?« · »itlärchen? Die iit in der Rück-P »Was macht sie denn du«-« .Sie hilft lochen.« »Das ist nett von ihr. was giebtsis denn da Gutes beute?« » »Nuiztorte, und Kläre tnackt die Nüsse dazu rnit den Zähnen auf." i I I i »Ein neues vtämilches Wort hat ne prciat werden müssen. um das franzö » sitche »Autornr-dile« wiederzugeben. halten Sie aetällialt den Athem an, um das Wort aussprechen zu ton nen: »Snelpaardelooszonderspoormeg vetrvalrtttnta«. Wenn et auch noch i nicht en tltia acceptitt wurde, vorge schlaan i es wentattens tn einer Sitz una der tamtlchen Academie zu Ant Verput.