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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (Sept. 30, 1898)
1848. Ein weltgeschichtliches Drama Von Johannes scheu-. Wes-wo Einen solchen imaainären Reif, aus Dreck und Letten ge backen, soll ein legitimer König von Gottes Gnaden und nun aar der Kö- » nig von Preußen sich geben lassen, der den Se en hat, wenn auch nicht die älteste, och die edelste Krone, die Nie mand gestohlen worden ist, zu tragen? Jch sage es Jhnen rund beraus: Soll die tausendjahrige Krone deutscher Na tion, die 42 Jahre geruht hat« wieder einmal vergeben werden, s o b i n ich es und meinesgleichen, die sie vergeben werden. Und wehe dem, der sich anmaßt, was ihm nicht zukommt.« So fühlte, dachte und schrieb Fried rich Wilhelm der Vierte. Und einen König, trelcher so fühlte. dachte und schrieb, hofften die »Staatsmänner« T der Paulskirche zur-ersichtlich dafür zu stimmen und zu gewinnen, daß er sich ; die von ihnen aus »Drec! und Letten« gebackene Kaiserkrone würde aussetzen lassen! So dumm onnte doch nur Ider reichöprosessorliche Liberalismus ern. Um des Kaisers Bart. l «Nicht weil es, sondern ob gleich es ein Fürst ist.« Die Mehrheit der Fünfzehner-Com-s mission hatte den Antrag sormulirt: Es soll ein aus drei Personen bestehen des Bundesdikectorium bestellt werden zur Leitung aller gemeinsamen Ange legenheiten der Nation. Die drei Mitglieder sind von den deutschen Re gierungen zu bezeichnen und nach er folgter Zustimmung Seitens der Na tionalversammlung, welche jedoch über die vorgeschlagenen Persönlichkeitcn nicht in Berathung gehen dars, zu er nennen. Das Bundesdirertorium habe seine oberste Bollziehungsgervalt durch Minister auszuüben, welche der Natio nalversammlung verantwortlich seien. Die beiden Fractionen der Linien waren in dem Fünfzehner-Ausschuß nur durch Blum und Adolf von Triiksehler vertreten, beide Sachsen, beide zu Blutzeugen der Dernolratie bestimmt; der Eine Proletarier und Arbeiter von Geburt, der Andere Edel mann und Millionär, beide sind sür ihre Ueberzeugung so gestorben, daß nur höfische und liberale Jämmerlinge, nicht aber Männer von jeder politischen Anschauung den Märtyrern ihren Nachruhm bestreiten können. Blum und Trützschler brachten den Minderheitsantra ein: Die konstitui rende Nationalverfarnmlung wählt mit absoluter Stimmenmehrheit eins ihrer Mitglieder zum Obmann eines Voll ziehungs-Ausschusse5. Dieser Ob mann gesellt sich nach sreier Wahl vier Collegen zu. Der also gebildete Voll ziehungS-Ausschuß hat Deutschland nach außen zu vertreten, bat die Be schlüsse des Parlaments auszuführen, ist demselben verantwortlich, kann von ihm ausgelöst und durch einen neuen erseht werden. Run, am I7. Juni, hob die große Redeschlachi an, um volle acht Tage zu währen und gar viele Kämpfer zu Bo den zu werten. I Den ersten Preis im Redestreit ge- s wannen in diesen Tagen unfraglich Blum und Radowitz, einen zweiten Raveaux; aber das entscheidende Wort sprach Herr von Gagern am 24. Juni. Er that da seinen berühmten »kiihnen Grifs«, wozu ihm der Antrag von Meyer, in Gemeinschaft mit den Regie rungen einen »Reichsoerweser« aufzu stellen, die erste Handhabe geboten ba ben mochte, nachdem die Debatte in ihrem Borschritte gezeigt hatte, daß » zwar die Anträge der Linken keine i Aussicht auf Annahme hätten, daß J aber auch der Mehrheitsvorschlag der Fünfzehner auf keine oder wenigstens auf keine Majoritat zählen könne· Unzweifelhaft war die Wirkung der Rede Gagerrvs vom 24. Juni der höhe- und Glanzpunct im öffentlichen Leben des Mannes-. »Wer soll die Eentralgewalt schaffen?« fragte er. « würde es bedauern, wenn es als ein rincip gälte, daß die Regierungen in dieser Sache gar nichts sollten zu sagen haben; aber vom Standpunkte der Zweckmäßigkeit aus ist meine An sicht wesentlich eine andere als die der Majorität im Ausschusse. Jch there einen kühnen Griss nnd sage Ihnen: wir müssen die provisorische Central getnalt selbst s ssen.'« .-» -- Das war eine Eindamqu di Stnsn welche von die er natii so « angenommen war e. Der Redner kgch nun Mr die Einst-cis und ggen · ene Dreiheit der ell rend fuhr dann fort wir der Mehrheit nach Einen, ist ein Itzt-er Mann gesun der der sten Stelle werth . hat. Ei gibt keinen Privat A mann, der unter solchen Umständen das Amt übernehmen könnte. Es wird auch keine Ausgebun des Princips der Souoeriinität der ation darin ge sunden werden können, wenn etwa meine Meinung, wie sie es wirklich ist, die sein sollte, daß die hochstehende Person ein Fürst sein müsse; was auch Sie (zur Linken gewendet) einräumen können, nicht w e il es, sondern o lk g le ich es ein gürst ist.u Dieses der oltssouoeränität ge schickt gemachte Compliment erregte ei nen ungeheuren Beisallssturm. Am folgenden Tage wurde dann das Gesey über Errichtung einer pro visorischen Centralgewalt zur Abstim mung gebracht. Es bestimmte im We sentlichen: Die oollziehende Gewalt soll die Obetleitung der esammten be toassneten Macht der ation haben und die völlerrechtliche und handelsle litische Vertretung Deutschlands aus iiben. Diese Gewalt wird einen un- . verantwortlichen Reichsverweser til-er tragen, welchen die Nationalversamm lung wählt und welcher seine Befug nisse durch von ihm ernannte, aber oem Parlament verantwortliche Minister betbätigt. Mit dem Eintritt der Reichsverwesung hört der Bundestag zu existiren aus . . . Das ganze Gesetz gelangte mit 450 Ja gegen 109 Nein zur Annahme. Fiir die Demokratie ist die Annahme derselben insofern eine große Nieder lage gewesen, als der Nerv des ganzen Entwurses, der Zusatz zum zweiten Paragraphen: »Die provisorische Cen tralgewalt hat die Beschlüsse der Na tionalversammlung zu vertilndigen und zu vollziehen«, mit 277 Stimmen gegen 261 durchgeschnitten worden war. Die große Wortschlacht um die pro visorische Centralgewalt ist schließlich nur ein Streit um des Kaisers Bart gewesen. Macht war ja am Ende we der bei der Nationalversammlun noch bei der Reichsverwesung Mutter Ohnmacht hatte also am 25. Juni eine Tochter geboren, welche Jmpotenz hieß. Johann, der Reichsverweier. Die »neuestePariserEmeu te« darüber ganz ver g e s i e n. Am 29. Juni, Nachmittags 3 Uhr, war in ver guten alten Neichsstadt am gelben Mainftrom wider einmal Fest glockengeläute, Freudeaeschåihlnallen und Lebehochrufen, kurz Judelspettalel öchfter Potenz los: — tser Crzoerzog ohann von Oefterreich war soeben in ntt Paul zum Neichsverweser ge wählt worden, mit 436 Stimmen. Der Erzherzog Johann hatt-, wenn auch in zahmster Weise, aeleaentliid die Rolle eines Frondeur aeaen die Franz Metternichtigteit gespielt. inzvesondne mittels eines kleinen gean den Ober polizisten Sedlnitzly gefubrten Witz lriegeL, und er war von seinem Bru t-er, dem Kaiser-Tartuffe Frank, bit teklieb gehaßt w:rden. Daran grun deie sich sein Ruf als «libe:aicr«' nnd deutschpatriotisch gesinntekltrinz Lief ier wußte man von ihm nur nom, daß er durch sein höchst wahrschernlich ak fichtliches uspätlssmmen in Wagrain den Verlu ver Schlacht verursach hatte und daß er dann späte:, im Sep tember 1842, an der Bantetttafel heL Königs von Preußen am Rhein den (iit;rigen5 halbinythischen Inst) aus gk acht habe: »Nein Preußen und tein erreicht Tein großes einiges Deutschland-, iesi wie seine Berges« Doch halt, man wußte noch eth-: von ihm, nämlich daß er im Innre « 1828 ein ,,Mädchen aus dem Vol!«, eines Posthalters schöne and Einsamk Tochter, zu seiner rechtmäßigen Ehe ftau gemacht hatte- Das rein-next nzxii ihm unendlich hrch an, dass »lupiks:', lnweizerisch u reden, die qers-ljtljzi.lners. Deutschen. a sehr hatte dieMaiirei senwirthschafi so vieler seiner Fürsten dem Volke das sittliche Gefühl Ler trixri, daß es einen Primem welches ein ehrbares Büwertnädchcn mir-unne, wie ein Wunderthier beliauni;, ja ge radezu für einen großen Mann hielt. Das ist nun freilich der Erzberzog Johann in feiner Weise mir-seien Er war ein leidlich unterrichteter, wohl ; weinenden leichterregbarzr Stim ’ Innngörnensch, der selber an das glaub t-:, was er gerade lag-e» um das Gle- l faqie in der nächsten Stunde xn ver- ? ge «en. . Für Oesterreich, d. b. für der Haus Lvihringew ask-um« spielte der Erz kserzag seine-« all-e widrian iethicy gut. Abh- ·r Deutschland ist kein-: Reichs ver - ung ein grosse- Unaliick gewesen-. S « darinn, weil icon der oiflzicllen Zu Ton-Drang von Berlin he- dieklieichstp vertiefen-i des Loihrinaephaböours Pest et war, welche dem Ali rathen binsc in Vom-am wieder ie n ll - nnd den Weriickpvrrußi chen crickulatisw tu doppelt strammen Auftreten reizte. Warum denn nicht —- rnan isi ges-· zwingen- wiedec darauf weil-zuwin men — warum denn nicht wenn nun de einen Fürsten haben wslte um s rnu te, gerade den mächtigstem x den König von Preußen, lü . ren? Was konnte denn ein Johann i Ohneland ausrichteni Was konnte » ein Reis-verweset vollbringen, der ; vom ersten Augenblick an durchaus von J dem guten oder bösen Willen der deut F schen Regierungen abhängig warf I Summa:: Derr von Gasen-« der j liihne Greifen hat am 24. Juni von ; 1848 se?l egriffen und diese gan e « Greifere setzt einer Schmerlingetei ev ähnlich wie ein faules Ei dem anderen. Ja Wahrheit, man glaubte dem öster- « ; reichisckxn herrn Ritter und Bundes l tc sprasidialgesandten leibhaftig vor s stets zu sehen, nsie er, das ganze Reinen ; Gesicht, ein Hohn-ina, aus dem Dunkel : der Jntrigue hervor dem armen über s iölpelten Gaaern u dessen »lühne-n ; Griffe« die Hand führt Die ganze « ; Mehrheit, welche siir die Rächst-erwe- . I sung des Erzherzoas stimmte, lief am - scksmerlingischen Gängelbande. Am » ärgsten waren die weiland Burschen T schafter aus«-Preußen genas-führt« welche in gutem Glauben diese Mehrheit nu chen halfen. Ader was laa am Ende aller Enden daran. ob die Entscheidung so oder an ders fiel? Die Paulslirche war ja doch nicht der Ort, wo die Geschicke Deutsch lands und Europas entschieden wur den. Während in der Mainstadt Re densarten fielen, fiel in der Seinestadt der eiserneSchicksalswiirfelwukf. Wäh rend dort mit Worten um des Kaisers Bart gefcchten wurde, ward hier mit Eisen und Blut um das Sein ode: das Nichtsein der alten Gesellschaft ge- . kämpft. 7 Ja, in denselben Tagen. wo in Frankfurt die große Wortschladt lärnite, tos’te in Paris die furchdare Thatschlacht des Juni und spielte auf der alten Revolutionsbühtxe der erste Art eines welthistotischen Trauerspiel-« dessen allerletzien wohl kein Jahrhun dert sehen wird. Der moderne Spartatu5, das Pro- ! lrtariat, schlug und verlor feine erste osfrne Schlacht. Die alte Gesellschaft siegte, aber um welchzn Preis! Das Stumglockengeheul der Pari ser Junitampftae war das Grabge läute des europäi chen Völlerfrühlings von 1848. Und doch —- feltsam zu sagen! — war die Zun engefechtgerhifzung in der Paulsiirrhe so heftig, daß das Unge heue, was während dieses Zungenge fechts in Paris oor sich gegangen, An fangs wenig gewerkhet, ja tauni beach tet wurde. Pauiskirchliche schentten dieser »neueften Pariser Erneute" nur sehr fkiichti e Aufmerksamkeit und hatten, im sochgefiihl ihrer eigenen nnendlichen Wichtigkeit, nur Sinn für »die erste große That« des deutschen Reichstages, d. h. fiir die Annahme des Centralgewaltgesetzes und die Wahl des Erzherzogs Johann zum Reichs Verwesu Traurig, aber wahr. die große Mehrheit der Nationalversarnrnlung hatte fiir dis, was im Juni in Paris und was irn Juli auf den Wahlstätten der Lombardei geschah, durchaus kein Verständniß oder wollte keins haben. Sie ging daher mit einer Selbstgefäl ligteit und Zuversicht, als oh die sämmtlichen Götter aller Religionen der Schwatzbude in Sankt Paul eine ewige Dauer verbürgt hätten, daran. die endlose Schraube der Gram-rechte und Reichsoerfassungsherathung zu drehen; ging daran mit einer Zuver sicht und Selbstgefälligteit, welche den Spottzorn des Dichters vollan berech tigten« auszurufem .Fiinihundert Narrenschellen Zu Frankfurt spielen die Melodie: Tas Schiff streiche durch vie Wellen Ter deutschen Phantasie Recht qaiEkvkie DerStaatkonntenichkhal ten,wa3 er versprochen Folge: Die Juni schlacht. Diejenigen, welche den Sommer von 1848 noch miterlebt, werden des eigen thiiinlich düsteren Eindruckj sieh erin nern, den die Botschaften von dein Be ginn, Borlcuf und Ausgang der furchtbaren dreitägigen Pariser Stra ssensrhlacht vorn 23., 24. und 25. Juni hervorbrachte-L Das Geführ starrenden Entsetzens findet seine ausreichende Erklärung varin, daß der Juni-Ausstand ein we sentlich neues Phänomen gewesen iftt der erste Seon eines moralischen Erd bebens, weil er das- fociale Schisma ver modernen Zeit zum erst-en Male völlig blank und vloß auf vie Weltviihne stellte, weil er aus dieser Bühne vie Ge gensätze von Reich und Arm, Capital und Arbeit, «zal)lungsfälyiger Moral« und hungernver Verzweiflung aller Phrasenverhiillungen enllleidei zu mörderischern Ringen gegen einander antreten ließ. » Der Besitz hatt-e nnd behielt Recht, weil er ver stärkere war. Wo die Macht, da ist das Recht, voeirl Dokto rin historim Die Juni-Rebellen wa ; ren geschlagen, folglich hatten sie Un recht. waren strafbar und wurden »von « rechtswegen-« bestraft. Der erste, wie zur Warnung voran- T geschickte Sto ver Ervbebengeburl ei ner «neuen ellschafi« wurde also von der «alten Gesellschaft« im Juni von 1848 glücklich pariri. Und nicht nur das. Denn nich-c allein vie »ver brach-ei eben Tendenzen« ver Sozia listen, pubern auch alle die im Früh ling von damals aufgele »Mei jheitseljmiireM wurden dur die mhei lige Allianz der Kronen tel und Kanonen mit Macht und feil-Elia s mit Recht Anniö WL in S ro men von Blut ersäuft. Wirklich er säusti Nein? Rein, denn man tödtet keine Jdee und eines Tages werden die Scheintodten wiederkommen und ein Wehe wird ausgerusen werden vom Ausgang bis zum Rieder ang, wie noch keines gehört worden, selbst in der «Ossendarung Johannis« nicht. Zweisellos ist der Sozialismus einer der Gährungösiosse gewesen, welche die rothe Blase der Jnsurrettion vom Juni einporgetrieben haben. Dieser zu allen Zeiten stets wieder auss neue und in neuen Formen ge triiumte Traum vom »tausendjahrigen Reiche« des Friedens und der Freude mußte das Pariser Proletariat um so mehr berücken und bestricken, als »die drei Monate Hunger« , die es der Re pudlit zur Verfügung gestellt hatte, berumwaren, ohne daß die im Februar in Aussicht gestellte «gerechtere und ver nunstö emiißcre Organisation der Ge sellscha t« zuwegegebracht worden wäre. Je mehr diese Neuschöpfung als » eine Unmöglichteit sich herausstellte um so aieriger verlangten die nothlei- : denden Massen danach Die provisorische Regierung vom 24. Februar hatte wenigstens auten Wil- « len und snmpathische Worte sür das s Voll gehabt, die Exelutivlommission. welche von der am 4. Mai zusammen getretenen Nationalversammlung an « die Stelle von jener gesetzt worden« hatte nicht einmal mehr guten Willen und gute Worte Es war eine Regierung, d. h. Nicht regierung der Jmpotenz, durch die Freimaurerei der Mittelmaßigteit mit den gleichzeitigen deutschen Marzmini sterien aus die gleiche Linie gestellt. Die überwiegende Mehrheit des-Pro letariats wollte ernstgemacht sehen mit dem von der provisorischen Regierung im Namen der Nation garantirten ,.Recht auf Arbeit'. Aber die braven Vlulenmänner übersaben, daß das ,.Recht auf Arbeit« von Anfang an eine inbaltslose Narretbei gewesen. . · . Arme Blusen, der Staat tonnteEuch nicht balte.r, was er am 25. Februar versprochen hatte. (,.Die provisorische Regierung der französischen Republit verpflichtet sich, die Existenz des Arbei ters mittels der Arbeit zu gewährlei sten. Sie verpflichtet sich, allen Bür gern Arbeit zu verschaffen.«) Auf diese Utopie hattet Jbr Euren Hungerwech sel ausgestellt, mit dreimonatlicher Sicht. Er war setzt verfallen, wurde aber nicht eingelbst, konnte nicht ein gelöft werden. An Wohlwollenden, welche Eian sungsversuche vorschlugen. hat es übri gens nicht gefehlt. Aber es ermangelte den sämmtlichen Plänen prattischer Werth, denn vor allen Dingen konnte dadurch nicht bewirtt werden, was die Mehrheit der Nationalversammlung als Ausdruck der Bourgeoisie zunächst bewirtt haben wollte, und zwar rasch, nämlich die Entleerung der National wertstätten von ihren 100,000 Infol sen. Nicht etwa die Kosten dieser un fruchtbaren, von Anfang an unseligen Anstalten trieben zur Auflösung der selben, sondern es stachelte hierzu die ganz richtige Ueberzeugung, daß diese Wert-, d. h. Nichtwertstätten die ri gentlichen Bollwerte soeialistischer Tendenzen und die 100,000 Jnsassen so recht die schlagfertigen Streiter der »Utopisten« seien. Der herr Capital war demnach vollständig in seinem Rechte, wenn er von zornigem Eifer brannte, diese Armee des Sozializmus zu beseitigen und mit den National wertstätten abzufahren. Alle Meß braucher, Mißbraucher und Schma roher der bisherigen Gesellschaftsord nung waren hierin mit der hohenBour geoisie einverstanden. Zuvörderst freilich wagte man es aber noch nicht zu den Jnsassen der Nationalwertstätten zu sagen: «Weg mit Euch Wir werfen Euch ohne wei teres aus die Gasse!« sondern man ver suchte, sie zum Gehen zu bewegen, in dem man ihnen zwei Wege austhat. Entweder sollten sie sich für die stehen de Armee anwerben lassen oder nach der Sologne ziehen, um dort zu Ent surnpsungöarbeiten verwendet zu wer ten. Die Verwertung auf Latiums ungsarbeiten in der Sologne galt ge radezu für eine Anweisung auf den Tod am Sumpffieber jener Gegend, während die Soldatekei mit Sklaverei gleichbedeutend war. Na türlich mußte die Weigerung des Pro letariats, also feinen Drei-Monate hnngerwechsel honoriren zu lassen, den Grimm und Groll der Beurgeosie noch bedenklichsteigern, bis zu jener Höhe des Hasses steigern, auf welcher sie spä ter, im Juni, mit der Berichterstattung über die Nationalwertftätten den Erz ianatiter der Rückwärtierei, den Lob preiser der annisition betraute, Mon sieur de Zackern-. Zu diesem Excesse realtionärer Lei denfchaft hätte sich jedoch die National veriammlung kaum hinreißen lassen ohne die tolle herausforderung nnd Beschimpfung, welche der Soeialitmuö ihr am 15. Mai anthat, unter dem Vormund einer Sympathiebezeugung J für Polen die Mannschaiten feiner ver L schiedenen Sekten auf die Straßen ru fend. Ei zeigte sich aber hierbei, daß von Einheit nnd Plan in der Vor fchrtttspartei nicht entfernt die Rede war. Keiner der Führer traute dem ans ! dern, sie wollten sich nicht verstehen und verständigen und konnten demnach eins - ander nur paralvfiren. Ledru machen- » schastete gegen Blaue, Blane gegen . Caussidiere, Caussidiere gegen Vorbes. 2 Barbei gegen Blanqui, Blanqui gegen Alle und Alle wiederum gegen ihn. So kam es, daß die riesige Massenu monstration vom 15.Mai, die bei ihrem Beainn ein wahr it erdrückend im posantes Ansehen tte, in ein wüstes J Wirrsal aus einander barst, in eine ’ Hilfelosigleii zersplitterte, welche der Bürgermeer von Paris es ganz leicht - machte, diesen Tag der Gefahr in einen Tag des Sieges zu verwandeln, von welchem fiir lebende Augen der Unter gang der französischen Redublit von 1848 datirte. Ihrem Sterben freilich sollte noch ein schrecklicher Todestamps vorangehen. Ja, der 15. Mai war eine Heraus forderung, die angenommen werden mußte, wenn die alie Gesellschaft sich nicht selber ausgeben wollte. Denn neben Untergang oderGegenwehr schien j es tein drittes zu geben. Selbst starke j Geister und furchtlose Gemüther muß- l ten ja in den Nachmittagsstunden die- i ses Tages glauben, die ganze Hölle der f rothen Schreckens von 1793 sei wieder s losgelassen. Das Eindringen der s Vollsmassen in den Saal der Natio- « nalversammlung ries Erinnerungen an ähnliche pöbelhafie Seenen von da mals wach. Arme ausgepreszie Limone von Lamariine Die Besiegten vom eFebruar hatten Dich schon beiseite ge worfen, heute, an diesem 15. Maitag thaten es auch die Sieger. Jm Saal der »Paspetdns« trat nämlich Lamaitine der Menge entge gen mit den Worten: »Ihr dürft nicht l weiter, Jbr dürft nicht in den Sitz ungssaal eindringen!« »Mit welchem Rechte wollen Sie uns das verwehren2« rief ihm Citoyen Laviron entgegen. »Wir sind das Boll. Sie aber haben lange genug schöne Phrasen hergeleieri. Das Voll ist der s ««nen Phrasen satt und bedarf anderer inge. Es will zur National versammluna, um derselben seinen Willen tundzutbun.«' DieMasse orang ein, überschwemmte den Saal und das Chaos brodelte in demselben, wie es am Nachmittage von-. 24. Februar gebrodelt hatte. Umsonst strengte Bart-es ieine Lunge bis zum Versten an, das Voll beschwörend, ssch zurückzuziehen Jn das Geschrei: »Vive Barbes!« mischte sich der wit tbende Rus: »Wir wollen Blanaiii! Blanqui aus die Tribiine!" und oer ar fiirchtete Verschwöter wurde aus die Rednerbiilzne hinausgehißt, hinausge schleudert so zu sagen. Da stand er nun leibhaftig, der Untichrist der tran zösischen Bour eoisie, der Beelzebud des Angstvhilisserthumk Jm Uebrigen ein kleines, sschmäckp ti es, trockenes. hageres Kerlchen mit lawarzem Borstenhaar, das diistece ntlih ivie aus elbetn Marmor Y hauen, schwarzbesalstuchh schwarz - bandschuht, den schwarjen Rock bis unter das Kinn zugetnöp t. Mit harter und schneidenderStimme sprach er: »Das Voll will, daß die Na tirnalversammlung beschließe« Frank reich werde seinen De .n nicht in die Scheide stecken, bevor Psalm ganz Po len wieder get estellt ei.« hieraus sor-« derte er, da stgch die » ersammlun aus der Stelle mit der «Wiederscha Klug von Arbeit« befasse, und redete les breiteren var1 Zu Ursachen des socia len Elend-. Citoyen S-L.I.. .··, skT dazwischen: »Darum handelt es sich «etzt nicht. Sprich von Polen, nur von olen!" Allein Blanqui säbrt weiter im au gcschlagenen Text: eine solche Kanzel, sein Evangelium zu predinen. bat er ja noch nie gehabt und er fühlt sich ganz behaglich daraus. Koaieudeo Gist Der Versucher tut die Grollenden undRache brütenden. Blanc und Baches sind in Verzweif lung. Das Volk die Führerschasr BlanunS anerkennen lassen, heißt so viel als jede Hoffnung aufgeben, das; die Bizurgeoi te doch noch mit der Re publit und Demnlratie zu versöhnen sein würde. Barbeö, welcher noch dazu än Blanqui einen Elenden. einen Ber räther sieht, einen Schust, der zur Zeit Louis Pkilipps der Regieruan »Ge lyeimdien te als Späher und ? nqeber« geleistet habe, wähnt ein Aeußerstes wagen zu Wissen, um diesen Blanqut zu itberblanauisiren und dadurch zu nullisiren, nämlich den in die Ver sammlung geschleuderten Antrag, den Bist-engen Marsch einer Armee nach olen zu beschließen, und als er be t; etlt, daß diese Ungeheuerlichkeit gar leiue Wirtung aus das ,,Volt« thut, so setzt er noch eine grössere daraus, indem er von der Nationaloersamrnlung sor dert, sie solle beschließen. das; eine Steuer im Betrage von einer Milliarde den Reichen ausznerieqcn sei Da, horch, mitten in seinem Deli rimn, vernimmt der Redner Trommel gewirbel von draußen. .Was ist dast« l »Der Generalmarsch.« —- l »Der Generalmrschs Wozu? Man ; s verräth uns! Mede- intt den Verra- s « thernl Die Acht über den« welcher Ge neralntarsch schlagen Instit« Die wüthende Menge stützt sich SUf das Bureau und tobt qeaen den Profi denten Buches an, von welche-n sie, und NVCI sank richtige vermuthet, daß et « den Befeh zum neralmarftkzstkthlgen g eben hat; an umringt ihn, man wirst ilim « Drohun enun Verwunschun en in’s Gesicht r behauptet seinen Satuhl um so tandhafter, als ihm. von draußen etoinmen, ein here Deaousee in die em Augen-blicke zuflüstert. Binnen ei ner Viertelstunde wird die National garde hier sein. Nur noch ein wenig List, umZeit zu gewinnen. und die Na tionalversammlunq ist aerettet.« Ganze Schuhe von rasenden Rolan den de: Dema ogie dränacn einander aus dieRedne üdne hinan und sonder hinab. Man sieht über der Balustrade derselben einen wüsten Knäuel von schweißtriefenden Gesichtern. tin-chitin telnden Augen, schäumendcn Lippen und geballten Fäusten hin und her sah ren. » m Namen des Himmels,« ruft der Prä Ident Buches dem Wühler Hulser zu, welchen er in seiner Nähe erblickt, «erliisen Sie uns von diesen Tollhauss szenen!« Der Angcrusene schwingt sich augen blicklich au die Rednerdühne und schreit mit tentotlauten in das zu einen Füßen wogende Eli 1953 hinein: »Burger, maßen die Nationalver sammlung keinen Beschluß fassen will. wohlan, sc- ertlär’ ich im Namen des von selnen Vertretern getäuscht-n fran zösischen Volkes: Die Nationalver sammlung ist ausgelöst!'· Jn demselben Augenblicke schlägt die Uhr des Saales 31s2 Uhr und damit tritt die Wenduna ein. So rasch, rund nett, daß allerdin s mit eßlichem An schein von Wahrs inlichteit behauptet werden konnte, der ganze lö. Mai sei von der Reaktion ausgeheckt und mit telst polizeilicher Künste ins Wert ge setzt worden, um der Bouraeoisie einen unwidersprechlichrn Beweis zu liefern, daß man mit den Socialdemotraten »ein Ende machen müsse«. . Zwar zersprenate Huber's Tolldrei stigtett sur eine kurze Weile die Mit lieder der Nationalversamnilunq aus IhremSitzungssaale, welcher der toben den Menge verblieb. die unter dem Vorsitze Lavirons den 24·. ethehruar pa :odirc-n, d. h. eine provisorische Regie rnnq von iocialittisaptommunistischer Mache prollarniren wollte. Allein der Ruf: »Die Mobilaarde loinmtl« warf einen panischen Schreck in die tuniulti rende Herde und staut-te sie nach allen Richtungen auseinander-. Aehnlirh ging es überall. Riraends lonnte die schlar schlagene Demonftration sich zur Jn xurreltion umwandeln. lieberall wich ie wehrlos vor dem eneraifchen Ein schreiten der Bürgerwehr und der Mo bilgarde. Auch ini Hotel de Ville. wo hin Barbes aeeilt war und wo er nur noch Zeit hatte, vom Perron zu den Vollstiaufen auf dein Greueplatze die irottlosen Worte zu sprechen: »Ihr richtet die Republit zu Gruiide!« Be wr es Nacht geworden. befand er sich als Gesange-irr im Fort von Vincen nea. Gleich ihm wurden noch an demsel ben Tage und an den folqenden zur Haft tacht Naspail. Sodrier, Hu ber, lanqui und andere Uubhäupt lingr. Etliche Naht-, wie drr Blanairi’ fche und der Club der Menschenrechte, wurden sofort geschlossen. Blanc wußte sich vor der grollenden Nationalver anirnlung, welche noch acn Abend des 15. Mai ihre Sitzunaen wieder aufge nommen hatte, von dem Vorwurf ei ner Betheiliguna an der veraeckten Be rnonstration siegreich zu reinigen· Ei nen noch schwereren Stand hatte Tauf sidiere. Es og nicht, wenn er sich rühmte, am ö. Mai verhindert zu ha ben, daß »die eine Hälfte von Paris die andere einsperrte und tertlich behauptete: »Ich habe mittelst der Un ordnung die Ordnung hergestellt«· Er wurde aus der Polizeipräfettur ausge trieben und durch den Bantier Iwane Chauvel erseht. Alles deutete vom 15. Mai ab offen nach rückwärts. So offen, baß vie verschiedenen Bruchtheiie der großen Reattionspartei es gar nicht mehr der Mühe werth fanden« zu verhehlen, daß die Beseitigung der Republit durchsuc nur noch eine Frage der Zeit und der Opportunitätspolitit sei. Der vor eilige Triumph der Rüdioörtgicrei ward zu einem tochenden Gift in den Gemiithern der Massen. Der Sozia liömus tani auf ten Gedanien, daß er ein Thor gewesen, von friedlichen De monstrationen zu erwarten, was nur mit Gewalt zu ertragen sei. Er sam melte, er wassnete sich. Und ais satanischer Versucher trat fkßk zu dem Grollenden und Racheer tenden der Bonapartismus und rannte ihm ichmeichlerisch in die Ohren: Jch will Dir die Reiche dieser Erde unter than machen, so Du mit huidigit. Ja, der zweite der Gährungöstoffe, welche die rothe Blase der Jnsurkeition vom Juni emporgetrieben haben, ist der Yonapartismus gewesen. « Tie Explosion droht. ,,Womitmaniiindigt,damit wirdmangeftraft.« Mit dem »Bonapaetismus hatte Frankreich gefundigt und mit dem Bo keapattismuisollte es gestraft wet n Die Verstiinmung nach jenem Mai tag weit eine ganz allgemeine. Der Royaltismuif NEMATan ver mm , we re n tgan der Lage M stet Mitm, der »in-neuee Nepublitan ismui war verstimmt, weil - es ihm nicht gelungen, vie Exetutiw