Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, September 23, 1898, Sonntags-Blatt., Image 11

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    spräche
Wenn »Dir die eFreude zu trinlen beut,
III-u einen lkerzslzasten Zug für heut’.
Wlllll Du den Kelch Visi- zurn Grunde
ceniesiem
So wird Dir die Hefe dazwischen
fließen.
s- it- ·
Weiter lommt der Mensch, der dein
Himmel lachet in’e Antlitz,
Als wer grämlich sitzt und mit Gedan
ten sich asddarmt.
Laßt uns tödlich sein; denn zur Freude
sind wird geboren
-.—..-·
Der konisToL
Von Fr. Coppee.
Als Lucien de Hem seine letzte Hun
dertsranesnote orsnr Rechen deg Ermi
iero hinwegziehen sah nnd sich vom«
oulettetisch erhob, an rein er di:
Trümmer seines kleinen Vermögens,
die er siir diese letzte Schlacht zusam-·
mengerasst, verloren hatte, fnhlte er ezj
toie einen Schwindel iiber sich kommen«
und glaubte, er würde einsnllen .
Mit benomnienem Kopf und zittern
den Anieen wars er sich aus den rundl
an den Wänden des Spielsaals siih
hinzkbenden Leder-Dioan. Ein paar;
Minuten lang lsetrcchtete er wirr den
versteckt gelegenen Saal, in welchem er»
die schönsten Jahre seiner Jugend der-,
gendet hatte, sah er die iviisten Kopfes
der Spieler in der grellen Beleuchtungl
der drei mächtigen Reslettoren, hörte«
das leichte Klinke-ern des Golde-Z erns;
dem Tuch und scgte sich, daß er rui-;
nirt, verloren sei-Er rief sich in Erin-;
nernna, daß zu Haus-, in einem Schuh-s
fach seiner Koitrnxode die Ort-onnaan
pisiulen lagen, deren sich ter Gen-kais
de Lein in der Qlttnane von ;T;.7i«tch.1,«
daman noch als einfacher Kapitän, so
trefflich rekisnt hatte. Dann siel er,
von llIZIeriniiJiznsr gebrochen, in einen
tiefen Schlaf. ;
VIII er mit am Gaumen tleizinder
Zank-se erli.«-.cl-«:k, tmiitntirtk sein Blick
auf der Wind-thr. rab, sein Schlum-»
mer tanrn eine selbe Stunde qednnerL
habe. ler »in-fund ein indianische-z
Bedi?rinisi, die friiclke Neitltlieft zu erth
n.en. Ich-Leider fes- sstisferdlzitz stirte
ein Viertel vor Mitternacht Während
er skili erlob nnd die Arme reckte, cre:
dachte Lucien, daß deute Weihnachten
war. liin ironischeg .-jri-«allgfpiel sei-.
nes liiediicttnisseö zeigte ihm sich plötz
lich als gar-z kleinen Knaben, wie er
vor dem Schlafengehen feine Schulr
chen in den Kamin stelltest-)
Jn diesem Auaenbliel nannte sich
ihm der alte Dronsli eine Säule
des Spielllubg, der typische Pole, isi
seinem verschniirien und mit Knöpsen
sesäeien Kapuzentock und murmelte
ein paar Worte in seinen seh-nunm
grauen kleinen Kinnbakt
«Leihen Sie mit doch ein Fünf
ftancssiiich mein Herr. Seit zwei
Tagen bin ich nicht aus been Klub
ewichein und seit ebenso viel Tagen
ist die «Siedzebn« nicht gefallen . . ..
Moiieren Sie sich iibet mich, wenn Sie»
Lust haben; aber ich lasse niik meine»
band ablmcken wein nichi seit, Schlags
12 Uhr, die Wahl bekansiominif «
Lucien de Heni zuckte die Achseln;
er time nicht einn al so viel in Der
Tasche um diese -teuet. die die Habi-!
tue- des Ortes »m; Oundeetsoussiiick
des Polen« nannten, zu entrichten. Erz
gina nach dem Brriimmer, eiariff Peli«
urd hut und stürzte mit der fiaft einez
Fiebernden die Tier-de hinab. J
Seit vier Uhr -—- dies tvar die
Stunde, seit welcher Lucien fich im
Klub rohes-alten batte war reich
licher Schnee gefallen, die Straße «
eine ieniljch enge Straße im Centrum«
von aris, mit hoben Höufern -- war
völlig weiß. und kalte Sterne funtelteni
an deni tiefblauen himmel. ·
Der aiigaebeutelte Spieler fröfteltek
unter feinem Pelor-erl. Olitie Unter-J
lafz die verzweifeltfteii Gedanken in·
seinem Hirn wälzend, wandelte er der-—
hin und beschäftigte sich im Geist mebrs
und mehr mit den Pistolen, die daheim;
in der Fioniinode seiner ivar:eten; aberj
nachdem er ein Stiick gegangen ways
bielt er plöylich vor einein rührendenx
Schauspiel, das sich ihm bot, jäh an· (
Auf einer steinernen Bank, die nach-;
aller Mode neben der moniiiiientaleni
Tisoröffnung eines Palaltes angebracht!
war, fafz ein kleines Mädchen von sechs
crer lieben Jahren im Schnee. Noth-«
diiiitia in ein zerluiiintes fchtvarzeisi
Kleid-lieu gehüllt, war es trotz der;
grausamen Kälte da entichliinimert, ini
einer Stellung, die eine erfchreckendeI
lsiiniioiiiia iiiidsftieoergedriicktheit aus-.
fprachx fein armer lleiner Kopf iindi
feine winzige Schulter drückten sich,«
wie zufriinisieiigebicchen in einen Win
tei der Mauer und ruhten aiif teni eisi-"
gen Stein« Einer Ver abgetrageneni
Schuhe, niit denen Las-— Kind beilei
det trat, hatte sich von ieinem herab
hängenden Fan gelöst iitsd lag traurig
vrr ihm. z
Mechanifch griff Lu ien de Hem nack;··
feii.er·Taft-e; doch eren so rasch fiel;
ihni ein, daß er einen Anzeiiblick iu
ror nicht einmal ein verqeffenez Zwan-i
zigiouaftiiet hatte finden und eemKliist
lciiner lein Trinkgeld lfatte aeben tön
nen. annsifcheii nölserte er sich, vonI
einem iiiiiinttioen Piitleidegefiiizl ers
griffen und hätte das Kind vielleicht
in feinen Armen mit sich genommen
iiiid ilxin eine Zuflucht fiir die Nacht
geboten, ---— da fah er in dein in den
Schnee lerabaealitlesien Schuh etwa
Glii:i,«entses blinken.
·. ist-d jeweils-ke- kiile l«..t insn Itsifei sie
Was-»e--t·t»«s «it schuf-. die us Its-II Des
streitig-text berstet
«
Er beugte fuh hinab. Es war ein
Laui5d’ort «
Eine darmherzige Person, gewiß
eine Frau. mochte vorüber gegangen
sein; sie mußte in der Weihnachts
nacht den vor dem schlafenden Kinde
liegenden Schuh gesehen und, der rüh
renden Legende sich erinnernd, mit
distreter Hand das glänzende Almo
sen fallen gelassen haben, damit die
verlassene Kleine noch den Glauben an
die Geschenke des Christtindes bewahre
und trotz ihres Unglücks das Vertrauen
und die Hoffnung aus die Güte der
Vrsrsehung sich einigermaßen erhalte.
Ein Louist das bedeutete fiir das
Bettellind lange Tage der Ruhe und
der- Reichthum3, und Lucien stand auf
dem Punkte, es aufzuwectem um es
ihm zu sagen, als er wie in einer
Hallucination nahe feinem Ohr eine
Stimme zu hören glaubte —- die
Stimme des Polen, mit feinem ge
dehnten, fetten Accent —-« welche ganz
leise die Worte flüsterle:
»Seit zwei Tagen bin ich nicht aus
dem Klub gewichen, und seit ebenso
viel Tagen ist die ,,Siebzehn« nicht
gefallen . .. Ich lasse mir meine Hand
adhaclem Irenn nicht seht, Schlag zwölf
Uhr, die Zahl herauskommt«
Der junge Mann, der einein Ge
schlecht ehrenwertker Vorfahren ent
s:ainmte, der einen berühmten militäs"
rischen Namen trug und der auf dem
Wege der Ehre niemals csestrauchelt
war, wurde dabei vrn einem schreck
lichen Gedanken erfaßt. Ein tolles,
tranthafteHVerlangen übermannte ihn.
Mit einem rasclten Blick versicherte er
sich, daß er allein in der Straße war.
Tag Knie gebeugt, die lebende Hand
vorsichtig augstredend, stahl er den
Lnuigddr aus dem herabgefallenen
Schuh! Dann eilte er in raschestem
Lauf iu sein Spielteaug zurück, war
in wenigen Sprijncen die Treppe hin
auf, stieß mit Der Faust die versperrte
Thiir des verruchten Spielfaaleå aus
i.nd trat genau in dem Augenblick cin,
als- ris Uhr zum ersten Schlage der
Tiliitterizischtisiiimde auilsvlte Er wars
reii Mit-sind aus dast- griine Tuch und
ries:
,,(-«ja«:i auf die Zik·b3ch;i!«
Die »Bist-zehn« gewann.
Mit einer Harttsdcxreguni schob
Laeiru li-: fest-:- Iind drekfiia Laus-H
littf tyietin
liithks genann.
lsr lief-, die zwei und sxedzig Luni-:
auf Derselien Fort-e. itiotlk tam vle
neuem.
Er Lea noch Wei, drei Mal Paroli,
innnei mit ken-. aleicltsen Erfolg. Jetzt
hatte e: einen Hauer Gold und Bank
ndten vor sich und besetzte das ariine
Tuch wie toll nach allen Richtungen.
»Douzaine«, »Rolr1nne«, »Nummer«,
alle Kombinationen aliickten lle war
ein unerhörtes-, tmnatiirlicheg Glück.
Man hätte denken können, die kleine
in den Fächern dez Roulettes hüpfende
elfenbeinerne Kugel sei inagnetisirt
vom Blick dieses Spielen-, dem sie
gehorche, behen· Nachdem er geknmal
pr-intirt. hatte er die paar eenden
Tausendfranco : Billets, feine letzten
Hilfsauellen, die er am Beginn des
Abends verloren, wieder zurück. Jetzt
begann er zwei bis dreihundert Louis
auf einmal u lesen, und, unterstützt
vcn seinem Fadeldaften Gliick, gewann
er bald das ererbte Kapital, das er in
so wenig Jahren verschleudert hatte,
zurück und noch mehr als das. Seine
Bermogenglage war wieder eine gun
stiae aervordeiL Bei seinem Eifer, am
Spiel theilzunehmem hatte er nicht ein
mal seinen schweren Pelz abgelegt
Schon hatte er die großen Taschen des
selben mit Hausen von Banlnoten uni
Goldrollen isollgepactn nicht mehr wis
send, wo er feinen lssetvinnsi unterbrin
gen sollte, stopfte er setzt Gold und
Panier in die Jnnen und Aussen
raschen seines Rocke-, in die Täschchen
seiner Weste, in seine Hosen, in seit:
Cigarrenetni, sein Tasck:entuch, lurs
in alle-, was zur Ausnahme dienen
konnte. lind immer nnd-« spielte er und
gewann, aewann wie ein Rasender!
wie ein Tinnlner! l5r warf aus gut
Glück, wie es- der Zufall gab, mit
einer Gifte der Eickjerheit nnd der
Geringschätzung Händel-all Luni-Z ans
die Tafel.
Nur das-, ees ihn-. fretø wie mit einein»
«iliiheiiden Eisen im Herzen bohrte!»
Der Gedanke an das lleine im Schneel
schlafende Bettellind, das er bestohken
hatte, Verlies-, ihn nicht.
»Sie nian noch dort sein! Sicher.
sie ist noch dort!.... Jch will jetzt
gleich . . .. sobald es Eine- schliigt . . ..
ich schwöre es mir . .. von hier weg . ..
zn ihr . . · ich will sie schlafend in meine
Arme nehmen, will sie zn mir brin
en und in meinem Bett schlafen las
sen . . .. Ich werde sie erziehen lassen,
sie ausstattem lieben wie meine Toch
tir und fiit sie sorgen, immer nnd hie-«
an's Ende!«
Aber die Uhr schlug Eins, dann ein
viertel, dann ein halb, dann drei vier-«
tel . .. und noch immer saß Lucien an
dem infernalischen Tisch·
Endlich erhob sich, eine Minute vor
wei Uhr, Plötzlich der Banlkalter und
sagte mit lauter Stimme:
»Meine Herren, die Bank ist ge
s«
sprengt . . « Genug siir heute.
Mit einein Satz war Lucien ausge
svrungerr Die Spieler, die ihn um
ringten und mit neidischer Bewunde
rung anblicktem rauh bei Seite schic
bend, verschwand er eiligst, stürzte die
Treppen hinab und lief bis an jene
Steinbanl. Von weitem schon bemerkte
er das kleine Mädchen beim Schein
einer Gaslatetne.
»Gott sei Vanil« rief er aus. »Sie
ist noch dal«
Ek trat näher und faßte sie bei veeY
Hand.
»O, wie lalt sie ist! Arme Kleine!«
Er nahm sie aus, um sie fortzutra
gen. Der Kopf der Kleinen fiel nach
rückwärts, ohne daß sie erwachte
»Wie fest man in diesem Alter
schläftt«
Er drückte sie an seine Brust, um
sie zu erwärmen und wollte sie, vonl
unbestimmter Unruhe erfaßt, auf die
Augen küssen, um sie ihrem dumpfen
Schlummer zu entreißen, küssen, so
heiß, wie er kaum eine angebeteGeliebte
geküßt haben würde.
Da bemerkte er plötzlich mit Schau
dern, dafz die Lider des Kindes halb
geöffnet waren und die gläsernen,
unbeweglichen, erloschenen Papillen
zur Hälfte sehen ließen. Von einem
furchtbaren Verdacht erfaßt, hielt
Lucien seinen Mund ganz nahe an den
des kleinen Wesens; kein Haucht
Während der Louisd’or, den Lucien
der armen Bettlerin gestohlen, ihm«
geholfen hatte ein Vermögen im Spiel
zu erobern, war das obdachlofe KindI
gestorben, gestorben vor Kälte!
Die Kehle wie von grausamster
Angst zusammengepreßt, wollte Lucien
einen Schrei ausstoßen --——— -— da er
wachte er bei der Anstrengung, die er
machte, ans seinem drückenden Traum
auf dem Ledersofa des Milbe-, auf dem
er turz vorMitternacht entschlasen trat«
nnd auf dem ihn der Kellner, aus Mit-s
leid mit dem Ausgebeuteltem ruhig?
hatte liegen lasse1:, als er als Letzter
gegen fünf Uhr Morgens das Spiel-.
bang verließ.
Ein nebligeLZ Dezember : Friihroth
leuchtete durch die Scheiben der Fen
ster. Lucien entfernte sich, versetzte
seine Taschenuhr, naan ein Bad, früh
stiite, begab sich dann nach dein Rekru
tiiungsbureau und unterzeichnete dort
eine ireiwillige Dienstvervflichtung fiir
das erste tlieginient der ,,tstmsseurs d’
thrique«. -
Heut ist Lucien de Dem Lieutenant;
er lxat nur seinen Sold, aber er kommt
damit aug; denn der junge Offizier
fijhrt ein sehr geordnetes Leben und
riibrt nie eine starte cu. ist scheint
fis-ar, dass, er Mittel findet, noch Ers
sdarnisie zu maclpem neulich hat einer
seiner algierischen Kameraden der in
einer bergigen Etrafze vcn La Kang
einige Schritte hinter ihni herging.
geseken wie er einer lteinen Maurin,
die unter einem Thurbugien eingeschla:
fen Far, ein Almosen anv; cr liatte dic
Fridiszstretion gehabt nachzusehen, was
Lucien der Armuth geopfert hatte und
nsar äußerst überrascht von der Gene
iositat des armen Lieutenantss gewe
sen.
Lucien de Heut hatte dem lleinexi
Mädchen einen blanlen Louizddr in
lie Hand gesteckt.
Menschen non qeflern und morgen.
Von E. Biß-Bleiw.
OZM .
Blau bei-nie sich dasMittelmeer, blau
spannte sich der Fkixhlinaghimmel dok
iibet, an Dem in hellen. durchsichtigen
Tmnftfireifm vetitteut ,«fchön Weitek«-s
Wölkchen hingen. Sie zarten nicht da
hin, srsnbekn schienen still zu stehen und
Inabnsen in lanafamem Aufxösunggs
»prozef; beständig ab. Wie Flecke ver
mischten sie sich, und das Himmels-blau
rarb intensiver. Und iiber das blaue
Wasser floan unruhiae Möven - - ihr
streißes Gefieder blinte sichern anf wie
die Zehauinirinchen der Welle-» ;
Reaelniäßiei, in breitem. tröqeinHer .
analeiten liefen die seichten Worten auf;
den flachen Strand. der mit Millionen.
cibaeplatteter Riesel bedectt ioar. Wenn
»die Wellen euriidebbteik rollten die«
Steiiifcharen iltnen naiti init einein
dumpfen, einföriniaen Ultassenlaiii,
eileich dein Stiminenaewirr eins-r lar ’
ixsenten Menschenmenae. l
So rollten seit Jahrtausenden die
feiich alönzenden Riesel den Witwan
nack- teirer von ihnen hatte sictens
oder Kanten tie waren einander ziiiii
Tierioechselii ähnlich: alle flach, alle ab-«
aertindet. nur die einen etwas arosier
oder länaer als die andern. -
Wenn sie von den Wellen mitgerissen
nsiirden glaubten die KieseL sie reines
sich selbst nnd rühiieten sich ihrer Beine ·
annccsreiheit Unl- wenn iie rollendJ
aneinander schlugen so nannten sie die i
sec- Geriiusch eine ihnen verlieisene er J
liabene Sprache So lebte die grofke
Gemeinde der abaevlatteten Kiesel iixi
Walzn il,rer Selbstitiindiateit iend Be
rseutiinn, rollte auf und nieder, wie eis;
dein Meer aefiel. und erbaute sit a;«:«
eignen, in Posanten Choraeniiirinel «
Liln ter Miinduna des Stroiiiesz, der«
roiii Telfenaebirai hernntertain, lag«
ein Stiick alitzernden, tanticen Beii ,
lrvitallg Das deini Gewitter im Ilnf
rolir der Elemente von seiner Höhe ter «
abgerissen word-n. So aerietti deri
Kriiiiali ein Strand unter die flachen
Riesel, nnd seitdem verzehrte er ficti oorl
Sehnsucht nach Beraeinsamleit, nach
Unendlichteitkstille und friedlichem
Jsoliertsein. Er sont die große llap ,
pernde Vielbeit unt sich her erbäriiiiich
- Die die andern nach den Willen des
Meeres zu rollen, trar nicht nach feinern
trotziaeii Sinn Mit feinen Ecken nnd
Kanten brbrte er sich ein. um seinen«
Platz zi: behaupten. nachdem ihn eines
mächtiae Woae weit hinaus aufs Land
aeiriorsm Da laa er still in verbitter
tem Stolz nnd iiibrle sich nicht von der
Stelle.
Aber die Kieiel verachkten ihn —
nseölialb ullte er nichts Und warum
warf er alcißende Ltchlfunlen, wenn
die Sonne auf ibn sit-ten? l
»Ein wiindetvcller Berakryctalli Wie«
mag er hierher Mitten feint« Damit
i
hob ihn eine junge, hell aeileidete Dei-s
nie auf.
»Sckrei() einst-dicht übe-: seine mitth
nmszliche Wanderschast,« schlug lachend
ihr Begleiter vor, ein kräftiaet Mann
mit sympathischem, aebräuntem Gesicht
und« lnrzgewinncnken Armen, aus de
nen klarer Verstand nnd Gemiithstiefe
sprackm.
Neckend steckte sie den Krustall in des
Mannki Rocktofckst »Da —-— heb ihn
mir outs, er ocföllt mir mit seiner
Disrchfichtiqleit und feinen Kanten —
tre! sind die beiden Damen. die du so
eben ariifxtestW
»Die jüngere wäre fast statt deiner
meine Braut oeworden,« erwidett er
scherzknd
,.Wirklich?« Bestemdet sieht das
Mädchen den beiden Frauengestalten
nach, dann wendet sie sich dem Verlob
ten zu. Auf ihrem charaktervollen Ge
sicht liegt ein Schatten-, etwas Grü
lselnr«es, Fragendes ——- ihr feines Ohr«
bat die minimale Dosss von Wahrheit
ausaenommen. die der Neckerei beige
mischt war
,,'IL(15 beschäftiat dich innerlich, Ge
lie·l«te?« forschte der Mann. der ncic
feinen Fühlfäden jeder Reaung ihrer
Seele nachstrebt.
Jenes Mädchen war hübsch viel
leicht fchön Ader saae mir —- II
lebhaftern Erlenntnißdrana legt sie ih
re lange, schinaleRechte auf seinenArnr.
»Wie kannst du Interesse haben für
zrrei so völlia verschiedeneFrauentypem
wie ich und jene Fremde sie vertreten?
Welche Wandluna hast du durchge
rraelstZ Denn zwischen mir und jener
lieqt eine Kluft toll Verschiedenheiten,
im Lenkern Fühlern Aufsassen von
Welt und Leben. Bist du dir dessen
kewrisit5«
»Vollton.nren.'« Es- llinqt über
zeugt, durdrunaen und nimmt jeden
Zweifel. »Volllommen. mein Freund.«s
lfr nennt sie seiten Freund, wenn er
sich en ihre Zuverlässigkeit und ihre
Klugteit wendet. ,,Rwischen dir und
sei-ern blrnden Kind lieat nicht nur eines
Filurt .;rifc2lliqer, persönlicher Verschiei
bestreiten sondern rlrr revriisenrierik
den tloeihliclken Jdealhearifs ,2,n«-eier.J-x’eitis,«
alter: des veraanaenen rnd des- zuliinf I
tinerr Tag ist der Unterschied, der dui
lieirn ersten Blick berausaesunden -—t
mich mnsrtc der sprechende Beweis einer»
Thais-rein cufllifren.« J
lsin strahlende-J Leuchten erldellt bös
arudrndiireiche Lljiädchenaessch »Nun
bin ich kerlshiat,« ruft sie srohlockend,
und die aroße, natleiche Herzens-steu
»de Akth ihrer e;i":ristcn Persönlichkeit
etnsos uniridersteblich Kindlicbe5· »Je
’ne nndre war so konventionell nrädckerk
-»hast, so aanii Schablone Aus dem
sindiuidualitätslcsen pudvenhaften Ge—
ssrchtchen iatte kein fester Lin-a Platz —
’es konnte wohl an eine Avselbliithe,
aber nie an einer arrfren Geboten eine
hinreisende Beaeisteruna oder rvilo
aufslarnruende Criivdruna über «.nensch
lickze Ungerechtialeii erinnern-' ——
Zärtlrch s fest er seinen Arm durch
den ihren. ,, ag sind aeisticie Kund e
bungem die wir von der Frau der Leu
stunft erhoffen Schon sind einigeVor
ltiuferinnen unter nig. aber erst ganz
vereinzelt lind weil diese neuen Frauen
so selten sind, alaubt man nicht eher
an sie, ali- lsiel sie einein beaeaneir Jchs
lxabe in dir tie erste aefundem meiner
Ka:"eradin. die mir Freund und Ge s
liebte zugleich ist. Noch hänat uns
Männern ier altdemebrachte Jdealbe
griff an ron dem schief-innen demü
thiqen, unbewußt tnaendhaften Mäg
delein, dessen Beschränktheit uns ruhrt
und eine Art rnitleidiaer Liebe wenns
unter welcher die Nichtachtuna schlunH
i:tert. In das neue Ideal — die tlusge,.«
tieistia selbstständiae, bei-unt sittliche-i
soziale Frau, die sch ihre eianen Gesetz-If
schreibt n iisseu rvir erst hineinivadx E
seit-« I
i
»Und wie hast du jenen bedeutungs
dvllen Schritt oetbant Welches Er
eianiß ging vorher?« sraat sie neugie
rra. ·
lFr has-M nach ihrer band nndI
siihrt sie an seinen Mund. .,Erroarte,
keine sensationelle Geschichte, sorrstk
toirst dn enttausckht Das Ereiqnißt
war ein unbedeutender Zufall kleinel
Wirkungen, große Ursacheer Jene-s
Ultaiirktöchterchen wohnte mit ihrerl
Mutter in demselben Hotel in dem ichz
abgestiegen war, sasi rnir bei den Mahl-f
seiten schräq aeeeniider und erregte.
nseine Aufmerksainteit durch ihr goldil
aeg Haar und eine aelvisse Uehnlrchterts
mit einer reistrrlsenen Consine - - dies
Gehträrmerei meiner Jiinalinquahrei
Die junae Dame bemerkte. daß ich siei
teil-achtete, sc.r.dte nrir verstohlen aus-,
kennte-mir Blicke zu und naan irn Wtsj
sen jene nnizirleltexltatiirlichieit nn, dies
nnf lenssenwirlurm berechnet ist. Aus«
nkiqeborener Sehnsetfäliialeit zögerte
icn mieli Mutter iknd Tochter nor,·,11iteI-l
len nnd truitite uns den«-Zufall nlgBer !
iriittlei·. :
Dsii Geleoenlieit kas- Mädwlen ocniI
ich alle n.c«aliit«tn l eiblichei Vorzüqu
unter die olcnden USE-n acdichtek
kntte, in Wahrheit kennen in lernen,!
fand sich iibermstlsend schnell. Auf der
liest, am Sckalteix einein der poefielo
iestcn Verlelnedisntte der isodetnenl
Welt -- sein«-n lä« helft du? h hatte
einen tricksticein einaeschriedenen Rief, i
der mir postl Hund nacktaefchidi tder
den scllte, Au erwarten dessen Jnhmt
für mich von Weitls n-.ak Als ich ani!
belvukten Tone auf die Post tam,ss.1ß«
ani Schulter ein italienischer Beamte-H
der lein Wirt Französisch sprach, und;
du ich nicht italienikch rede. vermochten
wi. nicht« uns zi verständiaen Der
aufgereate Südländer stiric ntich an,
als l:ielt er mich fiir taub ciestiluliertel
wild, die Ilinftelenden fanden den Auf
tritt equtzlich, lachten. und ich gerieth
Bot Ungeduld und Beichiimung in net
vöse zornige Errequna. Zufällig wa-ei
ren die Majorin und ihre Tochter Zeu-;
gen dieser S(ene: trotzdem sie — wie«
ich wußte —- italienifch sprachen, la-.
men sie mir nicht zu Hilfe. I
Da trctcst du kerein —- eine mir völ-«
lig Fremde, tie ich nie zuvor gesehm
Aber du fielst mir sofort auf —- in dei-«
nem Midian-en dunkelaraven Rad
iak.rkostijni, auf dem Kopfe den kleinen,
rothen Matroienbut unter dem sich an
dec- Schlöer die Löckcben träufeltenl
Ein ittuefsierter Ausdruck erschien inl
deinem Von Luft und Beweoung ange-«
regten Gesicht. Du hörtest den Wort
wcebseL iisbetiahit mit dem praktischen
Blick der Frau, die Welt und Leben
kennt, die Sittecticn und erfaßtest de
ren Peiniichieit.«
»Du thatefi mir leid,« flüstert das
Mädchen u.schmie·qt sich zärtlich an ihres
»Mein lieber Kamerad! Nie werde
ich deine vornehme und doch so natür-l
liebe Unksefanc.enl)eit, deine fymp-ail)i-l
fche Stimme den«-essen. ivie du mich aqu
deutsch frag-trit: »Kann ich Jhnenz
vielleicht als- Dolmeticher behilflichk
sein? Ich spssche italienisch« Bon
diesem Augenblick an schätzte ich disk-J
deinen Muth und deine Frauemvijrde,»l
trotz sckcinbaien Entaeaenkosmmeiis.
Jet) fühlte: es trar toerktbätige Hilfs;k
bereiticksafi. die twer dem Geschlecht
stand. Wie mfclrraubt erschien mir im
Vergleich zu deiner Initiative die
r-«c"«r-cl«,enbafte Zurüchaltuna jener Ma-!
jorstrchteri Von iener Stunde an
tsmrb ich um deine Lieket«
,.Und nicht umsonst!« Strahlenden
Auges sieht sie zu dem Verlobten aus«
»Weißt du, wie du mich danach auf dies
Straße begleitetest? Draußen wartet-ej
nzein Zweirad: es erreate deine Bewun-;
demna, und so vlauderten wir zusam
men.« s
»Und dann fuhrst du davon, flintj
riie ein Pfeii --— es sah so araziiis und
anmutbia aus —«
»Das; du mich, gleichfalls zu Rad,i
von nun an immer auf meinen Aiisflii-s
een zu treffen wußtestt«
Sie lachten beide in Erinnerung je.-,
ner ioonnigen Promenaden am blauen
Meer euilana. Und die feuchte Seeluft
t:ug dieses frische, berzenssfrohe Ge
läclter bis zu der Bank. auf welcher die
Majorin mit ilxrer Tochter Platz gej
nonmen hatte. i
»Wir glijckliib die beiden aussil)en,«
leis-erste nach länaerer Pause die Tod«-H
ter niit einein Seufzen .
»Das Glück wird nicht lange dau
ern,« erwiderte die Mutter spitz. »Eure
junge, akademisch gebildete Mazeriin
die fiir reiche Anserilaner den Winter
über Bilder in Florenz soviert hat, sieh
von selbsterworbenem Gelde vier Wo
chen allein denn das Fahrt-ad ist
wahrhaftig keine anständiae Beglei
tnnat -- an der Ritiera rumtreibt,
wird niemals eine gute deutsche Haus
frau trerren die allein den Mann zu
beolticken vermaa. Wenn ich daran
soenke, wie dreåst und unpassend sich die-·
.Legie4!on damale auf der Vost an bis
sen a aeblichers Krösus herandräug
te —« « - (
,,kllieinst du nicht« Mania. daß ich
ihm mit meinen italienischen Kenntnis
sen hätte beistehen sollen? Du warst
roch als ,,chaveron« dabei.« unterbrach
sie die Tochter hastig In ihrer Stirn-s
me las etwas Anastvolles, als hätte sie
sieh diese Fraae schon tausendmal selbst
vorgelegt und sehnte sieh nach einer»
tmnvetenten Antwort. die tie beruhigen
und befriediaen könnte.
Die Frau Majorin richtete sich steif
rnd Ioiirdevoll aus. ihre Auaen beste-H
ten sich strafend ans ihr Kind. »Ich
bitte dich. Maadalene -- wag fällt dir
ein? Bedenke doch er war uns ja
nicht voraestellt.« ;
Gleichmäßig rauft-ten die Wogen
ten Strand hinauf. hinab: die stumpfe
Masse der trägen, abaevlatteten Riesel
rollte ihnen nach.
Ter Beratrvstall mir seiner Außer
aeriibnlichteit, mit seinem Glanz nnd
seinen Kanten äreerte sie nicht mehr- --
ren hatte das aliickliche LiebeSPaar
fercsam ausaehoben und als Drittens
im Bunde mitaenonimen. s
i
Der Werth einer Stimme. s
— i
Jn französischen Blättern tursirt au sp
geuviiellich folgende nette Aneldote von
dem berühmten Barytonisteu Faure,
dessen besondere Vorliebe fiir allerlei
Statnetten und Vronzen den Parisern
sehr bekannt ist. Als Monsier eines
Tages ang der Probe kam und seiner
Gewohnheit gemäß vor dem Schaufen
ster der Firma Varbedinne auf dem
Boulevard Poissounniere stehen blieb,
gewahrte er unter den auggestellten
Itunstgegenständen auch eine zierliche
Yronzestatue, diejhm so gefiel, daß er
ne gleich zu rausen beabsichtigte-. Ur«
betrat daSGeschäst und fragte nach dem,
Preise. Der Prinzipal lam selbst zum
Vorschein, als er den Sänger ertanrrs
te, und gab die gewünschte Anglunfis
Die für die Statuette geforderten 100
Francg schienen Herrn Faurc doch et
was viel zu sein, nnd unsclxlüssig ob
er das Ding taufen sollte, lief-, er sich
in eine Unterhaltung mit M. Pathe-«
dienne ein, die dieser auch bald auf den
Beruf oder vielmehr die Kunst seines
berühmten Kunden lenkte. »Ich möch
te Sie zu gern einmal ganz für mich
allein singen hören,« meinte d:rBronze
sabrikant und lud den Baritonisten ein,
ihm in das an ten Laden stoßende Zin1--"
mer zu folgen. »Ich sehe, Sie haben.
Note-n bei sich nnd hier ist ein gutes Jn-!
strument, wollen Sie mir nicht ein Lied
vortragen?« Monsieur Barbedienne hat
so liebenswürdig, daß der Künstler
nicht abzuschlagen vermochte. »Meine
Töne sind unter diesen Umständen aber
sehr theuer.« bemerkte er scher end und
folgte dem Fabrikanten lachen in des
sen elegante Privat-säume »Nun, wir
werden schon einig werden,« entgegne
te dieser, öffnete den Flügel und mackzäe
es sich dann in einem Armstuhl beque ,
entschlossen, jede Note des Sängers in
Ruhe zu genießen. Als der Gesang be
endet war, langte der Zuhörer nach
dem Notenblatt und vertiefte sich eine
ganze Weile in den Anblick der zahlrei
chen Punkte und Striche. Darauf
tlingelte er einen Gehilfen aus dem La
den berbei und befahl ihm, die bewuß
te kleine Bronzestatue einzupaclen Und
an Monsieur Faures Adresse zu sen
den. Dann wandte er sich an den er
staunten Baritonisien mit den Worten:
»Kommen Sie, bitte, zu meinem Kas
iirer, der Ihnen das Uebrige auszah
len wird. Sie haben mir 450 Töne
voraesungen, macht 450 Francsx die
Statue kostet 100, folglich erhalten Sie
noch 350 Francs. Sie sehen, Mon
sieur, ich weiß eine Stimme wie die
Jhrige schon richtig abzuschätzen.«
-..———....——
Der Wesen
»Mein Michel« « erzählte der Pre
mierlieutenant -—-— »ist ein Pracht
exesmplar von einem Bedienten. Seit
dem ich den Brennspiritus selbst in
Verwahrung genommen habe, sodaß er
nur noch die Reste unter der Kaffee
maschine wrakneiven kann, ist sogar
seine Rüchternheit eine tadellose. Nur
neulich mit meinem W e cl e r passirte
ihn-. eine Kleinigkeit. Diese biedkre,
im Dienst ergraute Uhr ging nämlich
eines Morgens nicht mehr und ich
hatte starken Verdacht, daß der leidende
Freundin mit einem zu lebhaften Jn
teresse Michels für ihr Räderwerk zu
Ausrede »Das war schon lange!«
paßte aber diesmal nicht her, deshalb
verschwand er schleunigst mit dem
Werken um ihn richten zu lassen. — Zu
meinem Erstaunen stand die Uhr denn
auch schon am nächsten Morgen wieder
an ihrem Platze, funktionirte famos
und schien sogar frisch lakirt zu sein.
Misztrauisch frug ich daher nach dem
Kostenpuntt »Kostet sich nichts!«
grinste Michel freundlich s-— »Was soll
das heißen?« rief ich. Heraus mit dep
Sprache!« ——-- ,,Oh«, betheuerte er treu
herzig, »kostet sich wirklich nichts!
Hatte Herrschaft von Schatz rneinigess
grad’ so ’u Wetter — haben wir ein
fach umgetauscht beide!«
Sie können sich denken, daß ich mir
den Burschen gehörig zu leihen nahm
und einige Klarheit unter seine noch
immer etwas verschleiert-en Begriffe
von Mein nnd Dein zu bringen suchte.
»Schleunigst fremden Wecker zurück
tragen — eigenen holen und richten
lassen! -——- so lautete mein Befehl. Mi
chel war gerührt, versprach Besserun?
und unbedingten Gehorsam. Nach ei
nigen Tagen tickte denn auch nie
Wetter —— diesmal bei richtige ——— as
seinem Stajnmckplaß ,,Kostet?« frag
Ich. «Kostet si ) nichts!« grinste Mi
chel wieder. »Kerl,«!« schrie ich ihn an.
’,,Was hast Du gethan ; beichte!« —
,Kostet sich aber wirklich nichts!« be-«
iheuerte er mit sirahlendem Gesicht.
»Hm sich Herrschaft von Schatz meini
ges Wecker schon machen lassen!«
Josen zu Haufe.
Ein Mitarbeiter des Pariser «Fi
garo«, der gegenwärtig Norwegeu be
reist, entwirft in seinem Blatte eine in
teressante Schilderung der Lebens e
wohnheiten des nodischen Dichterpgk
losophen, den er in Christiana besucht
hat. Jbsen ist im täglichen Leben von
einer solchenRegelmäßigkeit undPiinkt
lichieit, dass. man die Uhr nach ihm stel
len kann. Er bringt den Morgen in
seiner Wohnung zu, empfängt von han
zehn bis halb elf Uhr Besuche und macht
dann auf der linken Seite der Karl
Johann Straße, des großen, neuen
Boulevards, der vomBahnhof nach dem
Schloß führt, einen Spaziergang bis
zum Grand Hotei. Dort tritt er ein,
läßt sich einen Scot-« Whisky mit So
dawasser und Zeitungen geben und ver
lsxsingt zwei Stunden mit Lesen. Dann
geht er nach Hause zum Mittagessen,
hält eine kurze Siesta, arbeitet bis um
sechs und geht abermals in’s GrandHo
tel, wo ihm ein Glas Pilsener Bier und
andere Zeitungen erwarten. Um halb
acht begiebt er sieh nach Hause zurück,
ißt sehr mäßig zu Abend und bringt
die Vlbendstunden im Kreise der Seini
gen zu. Friiher nahm er im großen
Saale des lttrand Hotel Platz, da dort
aber mit seiner zunehmenden Berühmt
heit die Zahl der Gasfer, die ihn jedes
mal umringten, zu groß und zu lästig
wurde, zog er sich in eine kleine Verans
da zurück, wo er ungestörter ist. Dieser
Phantastifche Dichter ist im Leben von
einer beinahe bbilisterhasten Prosa.
Seine in der Näl);· des Königlichen
Schlosse-I gelegt-ne Wohnung ift groß
nnd mit einer qewisfen ausdrnclslofen
Ell-ganz augaeftattei. Acbfen lnin uns
lachelnd, mit ausgeflrecklen Händen
eniumcn, lieinnhe tolett netleidet: Lack
ftiefel, weiße slrovntte, hoch zugilnöpf
fer. schwarzer Rrck und ein Orden.
Gewiß ein eliarakterifiifcher Zna an die
fein »revolutionären« Schriftsteller,
das-; er kein grofieSOoffeft versäumt und
feinen Orden beftijndia trägt. been
ift ini persönlichen Verkehr vcn einer
beftrcknden etwas schüchternen Lie
bengwiirdiqkeit lfr spricht aeliiufig
deutsch nnd italienisch, aber nicht fran
zösiicln
0.0-——«-·.
Aue der guten allen Zeit.
Hauptmann: » . . . Was-, die Mann
schaft will nicht antreten, tveil sie ihr
Bier erft frisch hat einschenken lassen?!
Da muß wirklich einmal exemplarifche
Strafe fein! Wachtineifier, gleich
gehen Sie mit zwölf Mann hin: die
follen ihnen auf meinen Befehl «s Biec ·
austrinken!«