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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (Sept. 16, 1898)
— same-ice sum-r « Humoreöke von Emil Peschkau. Der DirektorialsAfsistent Miiggen berger ging wiede: einmal so lange mit gefurchter Stirn, emsig feinen Hinter kon reibend, im Bureau auf und ab, daß sein Kollege Hcmbtok laum mehr das Lachen »verbeißen« konnte. Je t blieb Müggenberger stehen, und na . dem er Oambrot eine Weile angestarrr hatte, sagte er geheimnißvoll: »Was meinen Sic, Kollege? Sagen Sie mir offen und ehrlich Ihre Ansicht Kann ich eigentlich in diesem Anzug noch unter Leute gehen Z« Er hatte noch nicht zu Ende gespro« chrn, alsHambrol bereits einen lrarnpi haften Lachanfall belam. Beleidigi wandte er sich ab. »Wenn man mit Ihnen kein ernsies Wort sprechen kann —-« »Aber lieber Kollege,« unterbrach ils-n Hambrok mit dem ernflesten Gesidi, dessen er fähig war, »wer wird denn gleich so empfindlich fein! Ich mußte lachen, weil Sie eben eine koinifcheFra ge an mich richteten. Jch wundere mich längst, daß Sie, ein vermögend-er Mann, mit folch«’ einem Anzug het umgehen. Wenn Sie sich wenigsten-I die Knopflöcher alle-bessern ließen!" Miiggenberger nickie mit tragischer Mine. »Das sind eben schwierige Sachen, lieber Kollege. Die Knopflöcher sind ei ner der zahlreichen Mängel unserer Weltorbnung Sie halten nie länger als ein paar Tage. Von Den Hemd inopflöchern hab’ ich mich ja glücklich emanzipirt, indem ich nur große Kra vatten trage, aber Röcke ohne Knopf löcher giebt es leitet nicht. Und Sie kennen ja die Mieihfrauen aus Ih rer Junggesellenzeit her. Ich wage mich an die meintge nicht mehr yeran mag giebt aleich ein Gebrurnrne als wär s wirklich eine Arbeit die mit Goldstü aen bezahlt werden müßte. Da laus’ ich mir schon lieber einen neuen Anzug, wenns eben nicht länger geht. Jch werde also wieder mal in den sauren Apfel beißen müssen-" Hambrvt schüttelte so ernst als mög lich den Kopf. »Für Sie kann dcch Ver Apfel nicht so sauer sein. Da Sie nicht aus Jhr Gehalt angewiesen sind —« »Aber es handelt sich nicht um’3 Geld, lieber Kollege. Das sind eben schwierige Sachen. Für mich wenig stens. anen fällt das leicht, aber mir ist es entsetzlich, einen neuen Anzug auszulachen Wenn man ntch irgend eine treue. ehrliche Seele hätte, die ei nein sagen würde ob der Anzug wirklich paßt. Ich wollte schon S·ie bit ten, mich zu begleiten, aber Sie sind auch nicht qanz ehrlich. Ach, verstellen s-. - F cu- Iicn nur nicht, ich coeikz ja, unk-, Ok; mich innerlich doch cui-lachen. Und wag baden Sie denn auch fiir ein Inter esse daran, daß ich gut aussehe? Je tcmischer ich aussehe, desto mehr tön nen Sie über mich lachen. Jch will also lieber wieder allein den schweran Gang tlntti.« »Warum fassen Sie nicht nach Maß arbeiten« Wenn ich Geld hätte, wie Sie-« ,,«"frühe«i :L-.:.t ich’-:— ja. Ader da ist man erst recht der Gefoopte. Da mufz man die Katze im Sack taufen· Den fertigen Anzug sehe ich weniasten5, ehe ich ihn kaufe. Einiges Urtheil habe ich selbst, weniastens til-et die Vorderseite· Wenn man bei diesen Gaunern nur ruhig aussuchen könnte! Aber dieses ewige Ueberredenl Keiner sagt di-: Wahrheit! Und dann kommt die Qual der Wahl dazu! Schließlich folgt man doch dein Verkaufer und . . . es ist eben eine ganz verfluchte Weltordnung. Ich wollte, ich wäre als Wilder zur Welt gekommen. Sie glauben also wirklich, Kollege, das-, ich in diesem An zug nicht mehr unter die Leute tann?« »Sie haben mich ja lachen gehört. An die Wahrheit meines Lachens wer den Sie doch glauben?« Miiggenberger seufzte. »Sie haben recht. Daran muß ich glauben. Jch will mich also heute auf die Reise machen. Was das fiir schwie rige Sachen sind! Wo kaufen Sie jetzt ihre Anziige?« »Bei Meiersohn in der Friedrich straße.« »So. Na, da will ich’s auch mal dort orohiren Sie sehen gut aus. Und die Knopflöcher?« »Die sind auch bei Meiersohn nicht viel werth. Meine Frau näht sie eben immer nach. Sie sellten auch heira then, lieber Kollege.« Müggenberger schüttelte den Kopf. »Das sind schwierige Sachen . . . sehr schwierige Sachen. Man müßte mal einen Preis aussetzen aus Röcke ohne Knohslöcher. Das wäre tausend mal mehr werth als lenkt-are Lust s fse. Ich will aber jeht das Eisen s mieden, so lange es noch warnt ist. Meiersohn —- ist das nicht an der Zim scerstrasze——?« »Auch der sechsten-he zu.'« »So —- na — dann will ich also ge hen. Es wird ja heute nichts mehr los sein. Wenn der Chef kommt -·—-« »Dann sage ich, daß Sie beimZahm arzt sind.« x »Um Zahnarzt -—- ja wahrhaftig-— mir ist eigentlich gerade so zu Muth. als ob« zum Zahnarzt mithir. Was das sttr chwierige Sachen sind!« Baker«-ahn( er kopfschüttelnd but und Schreien grüßte und ging. Ham lstol aber sah noch lange nach detThük und . . . lachte . . . i i s wa- sM Werk gen-« bei Meinst-h- anch nicht rascher als an pexhwa und als here Mügaenbeeger endlich « seinen Inzug bezahlt hatte, standen ihm wie tem Verläuser die Schweißtropfen auf der Stirn. Die Kleidungsstiicke aber waren noch nicht eingepackt, als Miiggenberaer plötzlich erblaßte und erschrocken »Halt« rief. »Zeigen Sie nochmals die Welte!« scgte er ängstlich. »Ich glaube nämlich . . wahrhaftig . . . der Ausschnitt ist ja fiir meine Kranatten viel zu aroß!« Nun wurde der Vertäufer unwillia. Ohne den Einwand m beachten, hatt er das Packet fertia gemacht, und der Miiggenberaer fand nicht den Muth, zu opponiren Er beschränlte sich dar auf. verdrießlich zu sagen: »Ich werd-. mir arößere Krabatten laufen müs sen!« und donn, während schon wieder eine neue Sorae sich seiner bemächtigte, fragte er bittend-: »Wo bewan ich denn wohl etwas Passendes?« Der Verlänfer sah ihn an, als be-. mühte er sich, ein Lächeln zu unter drücken, und dann aelcitete er ihn zum Ausgang. »Da drüben, wenn JesLillia ist. Da finden Sie alles. Habe die Ehre.« Miiggenberger fühlte sich mehr todt als lebendig. Er wäre ietzt am lieb sten auggetniifen Kaum daß er den Anzug überstanden hatte. sollte er schon wieder ans Kravatteniaufen aes beri! Das war ja an und iiir sich keine so schwierige Sache. aber sie wurde wieder dadurch erschwert. daß in den Krabattenaeschäiten die Vertäufer -—--— Verkäuierinnen sind. Und Miiggen berger hatte, obwohl sich sein blonder Haarschops bereits bedenklich zu lich ten hegann, seine Schüchternheit dem weiblichen Geschlecht aeaenüber noch immer nicht überwinden können. Aber es- mußte sein——also lieber gleich, al-« crst noch ein vaar Stunden lang mit dieser unbehcalichen Aussicht in die Zukunft herumaebenk E Als er in dem Kravattenladenfei "nen Wunsch ausaesprochen hatte, be daueric die Verkäuierin. ibn nicht er »fiillen zu können. So atoß würden zdiefe Jeravatten nicht aernacht. Da xmüßte er doch schon Vorbemden tra -·aen. »Um Gotteswillen!« fuhr er auf. »Da bat man ia immer mit den Knovflöchern zu ibun!« Z ,.O——da5 ist nicht so fchliinmt" er Iwidette die Verkauferin »Das be sorgt die Frau, ohne daß der Mann etwas davon merkt.« l »Aber ich habe ja doch gar keine Frau!« «Sie fah ibn an nnd ihre Blicke trafen sich. Beide wurden roth und erst nach gner kleinen Weile bemerkte das Mäd en: T »Wenn es Ihnen unbeauem ist, müssen Sie eben Ihren Unzug um .tauichen.« ! Nun erschrak er aufs Neue. Ader der theilnadrnsvolle Blick des Mäd jchens aab ihm Muth. Er sah sie seft an und es war teine Spur von Lä cheln in ihrem Gesicht. I »Wenn Sie wüßten was das für sein-. schwieriae Sache ist« einen Aner sauszulvädlenk lind nochmals-! Der «Mann würde itsn ja aar nicht zurück nehmen« »Es scheint Ihnen so zu geden, wie meinem Var-TO erwiderte das Mäd chen. »Dem fiel das auch immer so schwer —so schwer, daß ich ihm alles taufen mußte-auch seine AnziiaeA Herr Miiaaenberaer war sprachlos Erst nach einer M Weile stammelte er: « »Sie--—-Sie-—s« i Sie nickte I »Geben Sie nur hinüber. Meiers Ssodn ist nicht so schli rnni I Inzwischen batte sich die alte Dante Faenahe rt der offenbar das Geschäft ge hörte, und ni.n wandte iie sich zu deni "Mädchen: »Sei-en Sie doch mit dem Herrn, zFräulein Lotte. Wir sieben ja sehr gut mit Herrn Meierfodn und wenn Sie mitgeben dann wird er fein Wort saaen.'« Herr Miiaaenberaer war im sieben ten Himmel-Fräulein Lotte hatte inichts einiuwenden——und fünf Minu ,ten später waren die beiden schon wie der zurück . . . mit einem andern An Ina. s »So schnell habe ich in mein-m Le ben noch nicht getanst«, sagte here Müagenberaer. .Und was siir ein brillanter Anzuak Nicht wahr, Fräu lein?« I Das Mädchen nickte lächelnd Aber l merkwürdig — dieses Lächeln war so anz anders als das Lächeln anderer ravattenoertäuferinnen Es war Iauch ganz anders, als das Lächeln des Vertiiufers bei Meiersobn und aanz sanderö, als das Lächeln des Kollegen Haken-rot Es that Herrn Mitggen der er nicht web sondern wohl so wo l, dass er der alten Dame ihren halben Vorrath abknuftr. »Man mus-. sich nur aus die Men Ischen verstehenC saate diese. als er den Laden endlich verlassen hatte, ,dann «dliil)t auch das Geschäft « Aber Fräu flein Lotte störte nicht daraus, sie hatte seht Thriinen in den Auaen . . sie dachte an ihren Para, der qeeade so merkwürdig war, wie dieser Fremde. j se- a- i lAls herr Mügaenberaer zwei Mo nate später wieder-wie er es seit je nein Tage allwöchentlich iweiinal that — in die Iriedrichiirane Kravatten laufen staa, trat ihm die alte Dame mit merkwürdiger Feierlichteit entse en Sie fragte ihn auch nicht nach einen Wänschuh sie bat ihn, in das feinterzieninee zu folan, und dort rderte sie ihn mit der Miene eine Scharfrichters anf, Plan zu nehmen. »Den MiiaaenberarrC sa te sie dann, »ich das-e Sie bis betete r ei nen sehr anständigen Herrn gehalten. l Jch begreiie Sie nicht« »Was habe ich denn aethani« sraqte Herr Miiggenberaer. der auch nicht zu begreifen schien Die Dame wars ihm einen vernich- ! xenden Blick in und dann fuhr sie ort »Ich habe nichts daaegen gehabt( daß Sie periiulein Lotte anschwärm ten. Jch hätte auch aeaen eine Hei rath nichts einaewendet. aber Jhr Brief ist eine Unverschämtheit.« Nun fuhr Mügaenberaer aus i »Mein Brief! Ich habe Ihnen nie geschrieben l'· . »Aber Fräulein Lotte haben Sie ge sichrieden!« ; »Mein Ehrenwort ich habe auch Fräulein Lotte nicht aeschrieben. Jch ging ja seit ein paar Taaen mit den lGedanien um — aber das sind schwie Trige Sachen-« »Schwieriae Sachen! Daran erken ne ich Sie! Und Sie haben noch den Muth zu leugnen? Jst das Ihr Brief oder ist er H nicht?« i Sie reichte ihm ein Blatt Papier nud er las erbleichend und dann hei tig erröthend das Folgende: »Theures Fräul. Lotte! Jch wende mich heute schriftlich an Sie, weil der mündliche Umgang mit dem weiblichen Geschlechte iiir mich zu den schwierigsten Sachen aehört. Und! wenn das Heirathen nicht eine soH schwierige Sache wäre hätte ich Sir» ja längst gebeten, meine Frau zu wer - den und dann würde mir das Ziel meiner Sehnsucht der mündliche Um gana mit Ihnen aewiß nicht mehr eine fo schwierige Sache sein Da es snun aber einmal so ist wie es ist, und ich nicht länaer warten kann, sc lege ich Ihnen her-te die folgenden Bit ten vor: l. Liebes Fräulein Lotte, brauche ich wieder einen neuen Anzug. Wol len Sie mir behilflich fein. einen sol chen auszuwäblen2 2 Bin ich die aroßen Ktavatten nun doch miide aeworden. Ich möchte endlich der Welt auch meine Hemden leben lassen. Haben Sie so viel Liebe für mich. um die Aufsicht iiber meine Knopflöcher zu übernehmen? Wenn Sie es auf Lebensdauer thun wollen, dann bin ich aanz sicher. daß es für mich keine lchwieriaen Sachen mehr nähe. i Jn Harren und Hoffen Ihr imVor aus danibarer . Alexander Miiaaenberger l Königl. Direktorial- Alsisjent. « »Das bat niemand anders aetdan, Ials Hambrol!« ltammelte Müggen beraer, als er zu Ende aelesen hatte. ADbeiefer Elende! Dieser Schändliche! I r . . Die alte Dame horchte auf Aber?« Müngenberaer wurde seuerroth und ivlötzlich ries er aussprinaend: »Frau Ilein Lotte!« Dann —- ehe das Mädchen noai zeinaetreten war-wandte er sich ivie der verleaen tu der alten Dame . »Es ist wirklich eine schmieriae... lich . . . Fräulein Lotte . . .?« s Sie stand vor ihm und sah ihn ver ·wirrt an. i ,,’friiulein Lotte « — tönnen Sie den idummen Brief nicht ernst nehmen onllen Sie nicht meine Frau sein?« l Sie liess, es aeschehen. daß er ihre ,.t«)and faßte und so standen sie ein paar Sekunden lana ohne ein Wort» sDann schlug sie die Auaen zu ihmJ taus, lächelte und saate: »sich habe den inief aar nicht so schlimm ausaesasth wie Frau Gräber Ich sreute mich so- s gar -— ich nahm ihn siir»ernst.« Und! Hals sie ihn so anlächelte, fand er sol( Plötzlich den Muth zu einer Sache, dies ihm trotz allem noch immer zu den schwierigsten zu aehören schien . . . er neigte sich zu ihr und tiisite sie rasch aus den Mund . . . Madame Mete. Ein Bild aus dem Leben von G. von Beaulieu »Frau Müller-Weder ist an jedem Freitag von fi—7 Uhr zu hause.« So lud mich die Wirthin meines Hauses zum Fünsuhrthee ein. Müllers sind sogenannte selbstge machte Leute. I Sie besassen in der Nähe einer gro ßen Stadt Ackerland das später in Baustellen ausaeschlachtet wurde und ihnen ein bedeutendes Vermögen ein sbrachtr. s Wer einmal die Geschichte der Mil lionenbauern aus dem Umkreise gro ißer Städte schreibt. wird ein gutes sStuck Sittenqeschichte unseres Jahr shunderts zu entrollen haben. Und Ilein rininteressantes. Es ist der Mühe ;werth, zu beobachten. wie der Reich sthum aus diese Leute wirkt, wie sie nicht allein mit allen neuen «seinen'« sEinrichtungem sondern auch mit der sGrammatit in Fehde lieaen. wieMut :ter zwar in Gesellschasten qeht und »ihre Fülle in enae seidene Kleider ein-. -ztviingt, aber sieh nicht wohl dahei« siihlt, wie Vater sich nach dein frühe ren Zustande sehnt, nach seinem altens Bauetnrocke. nach seiner Gemüthlichs seit, nach —- seiner Arbeit. Was solli er alj Rentier thuns In Journalens «hliittern, die ihn nur lanaweileni Die’ TZeitungen lesen und sich über all das fdumme Zeug äraerni Oder gar Bil ) r vornehmen und sich damit den« , ovs verteilet-? Nein. da war die harte ,Bodenarheit doch was Besseres und ;gesund dazu. Ader Mutter darf das nicht Stein« die will, daß er sich zu Höherm aus lrasse, daß er sieh nicht aehen lasse und sticht «verschlamvamve« ’ Ganz anders sind die Kinder. Die zweite Generation hat schon von Klein auf im Reichthume gelebt; die Zeit, als Müllers noch Ackerbiir get und nicht Millionäre waren, er scheint ihr wie eine vertlungene böse Sage. Sie schämt sich der Zeit, die Vergangenheit ist ihr Gespenst im Hause. Was den Eltern an Bildung fehlt, suchten sie bei den Kindern zu er setzen; daß sie des Guten iu viel thun, ist nur natürlich. Jhr Sohn Ludwia studirt Juras das heißt, er hält sich Studirens hal ber in Bonn aus und ist dort einem flotten Korvs deiaetreten· Die dtei Töchter haben sich iede einer Kunst in die Arme geschmissen, wie Mutter sich ausdrückt. Jeanne malt. Madelon musizirt und Nana modellirt. Wes halb die Mädchen französische Namen haben? Nun, das gehört mit zur Vor-. nehmheit; es beweist, dass man es im mer dazu hatte, eine Pariserin für die Kinder zu halten. Weaen dieser französischen Neigunaen wird Frau Müller von ihren Belannten Madame Mere genannt: sie selbst nennt sich nach dem Vorbilde der Kiinstlerinnen mit ihrem Geburts- und mit ihrem Frauenncnsen i Wenn ich dieMiethe siir meine Woh nung bezahle, schüttet mir die Ma dame Mere doch rcaelmjiszia ihr Herz aus. »Warum lassen Sie die jungen Mädchen so viel lernen?« fragte ich neulich. »Aber wissen Sie denn nicht, das-, das jetzt die feinste und neueste Mode ist? Jedes Mädel mnfi was ergreifen und soll nicht auf einen Mann lauern. Und hat sie Talente. so soll sie sich einer Kunst in die Arme schmeißen. Besonders Talent ist hochsein, und das haben ja meine Mädels, Gott sei Dant, in Masse.« »Jbre Töchter brauchten doch nicht auf Männer zu warten. die werden ihnen ja zufliegeih weil sie so krick und weil sie so hiibsch sind«« fügte ich vorsichtigerweise hinzu. Madame Mere lächelte geschwi chclt. »Ach bitte, man lann doch nie wiss sen, und sie stehen doch aanz anders da als Künstlerinnem in die feinsten Kreise haben sie Eingana: Kunst und Lernen fein doch heutzutaae mal das Erste. Sie kommen doch aus meinen Jua?« »Ich habe die Einladuna zu Ihrem Jour erhalten« »Na also. Sie trteaen auch bei mir wag zu essen. was Sie meist bei die Juas nicht trieaen. .,Miinndel«, sage ich zu Müllern, »ruvvia mache ich mir nicht« Sie trieaen Schoiolade und Thee, und Bulljona auch, denn ich bin immer fürs Herzhastr. nnd Pastetc chens. Also Sie lommm, abge macht." Sie hielt mir ihre fette Hand entge gen, die einst viel aearbeitet hatte und hart aetvesen war. nun aber zart und weiß mit den kostbaren Ninaen bedeckt war. Arn nächsten Freitaa machte ich mich auf den Wen zum ,..’(cur«. Müllers wohnen in ihrem neuesten Miethgpalaste, einem Prachtbau· Fürstlicher Luxus schon im Treppen bause, Malerei an den Wänden, bunter Glassensten Statuen unter Palmen und exotischen Blumen· - Taz Heim von Müllers liegt in Erdaeschosse, Madame Mere vermag bei ihrer Korvuleni Trebden nicht zu ersiciaen. s Und auch Vater liebt es.niedria zu wohnen; so lann er seinem neuen Glanze öster mal entschlüdsen und sich in die unscheinbare ärmliche Kneipe begeben, zu der es ihn binzieht, weil sie ihn an die glückliche Ackerbiiraer zeit erinnert. Jn seinen vrunlvollen Gemächern. wo er nicht einmal eine Pseise tauchen dars. fühlt er sich nicht wohl. Auch schämt er sich vor seinen seinen Dienstboten: es kommt ihm be ständig vor. als ob sie sein Benehmen tadeln, als ob er das Eramen in der Vornehmbeit nicht bestehe. Besonders Jean, der sriiber Diener bei einer Er kellenz gewesen ist« macht hohe An sprüche an seine Manieren. Ansprü-» che, die Vater nie befriedigt s Jean befindet sich heute in seinem: Element. Er steht im Vorsaale deej Reihe von Salons und rust die Nasi men der Kommenden nach französi-» scher Sitte aus. Leider aeniiaen ihn-J diese Namen in den seltensten Fällen —keine Titel, ioenia Adel. Es ist ganz schrecklich, bei diesen Plebeiern ausbeu ren zu müssen, — so dentt er seuf ’end. Jch gelanar. nachdem ich eine ile aus dem blanlen Partett balangs ritt, in den Saal. wo Madame Meret in schwerem taubensarbenem Bläsch lleide steht. um sie ber ein Vosstaatj von Damen und herren. l Nun beginnt das Vorstellen, tros vorheriqen Ausrufen-Z der Namen· «Erlauben Sie: Frau Ohnesorqe aus meinem Hause Rinastraße 103, eine Treppe; Frau Geheimraih Wege net aus meinem hause Siernberger straße 22, drei Treppen: herr von Abich aus meiner Van in der Athen-I bachstraske 88, varierre« sosprach Madame Mere würdevoll. ändern sie nmjestätisch aus ihre erschienenen Mir-« tber deutete. I »Um vollständia zu sein« müßte siel Les en: eine Treppe. zehn Zimmer. Ba-« Mut-e Küche und Nebenaelaß, Be 1 nuhuna des Trockenbodenk. Freitags wird aetlapst«, sliisterte mir eine bog haste Mieiherin zu. »Sie scheint uns Alle als eine modeene Art Sklaven z::t betrachten, als Döriae oder Leibeigene denialls sind wir hier Siassage in erern Salt-on« i i Nun unterbrach Madame Mere die geheimen Erläuterungen, indem sie aus« uns zutrat: »Was nehmen Sie,J meine Damen? Bei mir kriegen Sie was zu essen, ich bin nicht so ruppig,( man bloß Thee zu aehen. Schotolade, blassee vd«r Bulliong? Jean, wo sein die Pastetechensi Jean »vite«, ach mein lieber Gott!« » Sie wischte sich den Schweiß von der Stirn und Jean, der seinen Posten am Eingang der Flucht von Gemä chern aufgegeben, zoa nur in hilslo sern Staunen und heller Verzweiflung über die Unseinheit seiner Gnädigen die Armenbrauen hoch »sornmen Sie in das Atelier", flu-l sterte mir Frau Ohnesorae »aus mei-’ nein Hause, Ringstraste 103 einel Treppe« zu ·——- »da sind nämlich diei Jungen. Sie sind aar nicht so un eben, nur unmenschlich assettirt.« l Wir traten dann in einen groszen Raum. i Ja, wie soll ich aber den beschrei-. ben? Cis war, als hätten alle Künste sich hier ein Stelldichein aeaeben, als hät ten sie wüsten Cancan aetanzt und als wären sie nun erschlasst zu Bos den gesunken. Jn dem Wirrwarr thronten Jeans ne, Madelon und Nana. Letztere, die Jüngste, war,die Keckste. aber auch die Lustigste unter den Mädchen. Sie ist-i hen alle Drei aus wie Gestalten aus einem Bilde von Vurne Jonesz so; präraphaelitisch lang und schlant, mit« wallenden, iliesienden Gewändern z Ein Kreis durchaus- nicht künstleri-; scher Herren nmaab die Töchter desl Hauses: junge Oiiiiierr. die Alles mitnehmen, was die Residenz bietet, ein paar Ausländer. die iiberall das sind, wo man Reichtlum und Lebenl findet, einige Börsianer, die ebenfallsi wohl vom Golde und vom ,,Chic«! hergelockt waren, dazwischen etliches Schulsreundinnen der schönen Mül lerinnen. Unter dem Borwande. die Kunst . gegenstände zu betrachten schlender i ten meine Gefährtin und ich im Ate ’ Zier umher. Daher liesien sich die jungen Leute in ihrer llnterhaltuna nicht stören und fuhren so fort, als ob. wir nicht dagewesen wären. ( Es war svcßhast zu beobachten, wie» das Nleeblatt Jeannr. Madelon und Nana den Kunstiaraon beherrschte und wie es damit den junaen Kavalieren imvonirte. Daß eines riet Mädchen in derKunsti etwas leistete, daran zweiselte ich er:. heblich, wenn man nämlich aus den zur Schau gestellten Erieuanisien aus dasz Schaffen der schonen Miillerinnenl imuenen durfte. l Jeanne malte naturlich South-Ili sche3, in einer Technit. tie auf drei-· io Schritte Entfernuna berechnet war.] Marions Kompositionen « sie lagenz zur aesiilliaen Ansicht auf dem tostba-s ren Erard -—— traten ein Gemisch vont Wagner und Cbovin Und nun Na-! nas Attsaebauenes2 So reizend sie ttoar, ibre Werte liefien Einen erschau ern. Utn nicht aufzufallm entfernten» meine Gefährtin und ich und nach eiJ nem Nundaanae durch die SehenH-" würdialeiten des Ateliers. Me- ivir wieder in den Saal tra ten, wo Madame Mere Cercle abl)ielt, ergriff sie meinen Arm und zog mich in eine Fensternifche. »Sie sind meine älteste Mietberin, Ihnen muß ich es saaen es drückt mir das Her-i ab. Den i ten Sie blos-. alle meine drei Göretilz haben sich verlobt. alle drei arti ein-« mel.« »Nun, Gott fei Dant!« »Warum Gott sei Dant?·· fragte sie mißtrauifch »Sie fein doch noch nicht alt.« »Nein bewahre. sie sink- iung und reizend. Ich meine nur« es ift besser, efils sich der Kunst in die Arme tu wer en.« »O was das betrifft. Talente habend sie und auf Geld verdienen brauchen sie auch nicht zu fehen.« »Wer find denn die Glücklichen?« forschte ich. ,,Jeanne, die Malerin. heiratbkt ei nen Lieutenant. und Madelon, die Aethörische, einen Professor, und der Ausbund, die Nava. natürlich einen Geldsack von der Börse.« »Ach wirtlichi« Und ausgehauen braucht sie nur ar nicht mehr. Er bat auch Geld und tst verliebt in ihr, so was aiebt ei gar nicht mcbr. Vor Brillianten kann sie sich nich retten.'« »Sie ist ja auch so reizend.« »Und nu aiebt es eine Drillin s hochzeit. Couvör vierzia Mart ogne Wein! Sie sein einaeladen. Sie fein weine älteste Mietberin. Nee, lunsoen lcsse ich rnir nich. Nu werden Sie was von Noblichleit erleben.« j Eine see-fee von Diana-steck Es klingt zwar höchst wunderbar, daß eine Landstraße eristirt haben foll, die mit echten Diamanten gewisserma ben epflaftert ewefen ist, doch beruht die åache that ächlich auf Wahrheit und erscheint auch bei naheter Betrach-s . tnng gar nicht so unglaublich Algl nämlich in Süoafrila bte großen Sald und Diamantenfelder entdeckt wur den und die Leute zu arbeiten anfin gen, fehlte es den Golbfuchern an dem nöthi en Wasser; da ej aber leine Mög ichlcit gab, sich dieses faft unent bebrliche Element in einigermaßen ge nügender Quantität zu verschafer, fah man fich ge wunaen, fa gut es eben anging« ohne affer fertig zu werden. Natürlich konnte man die Erbe nur« lehr obeiflächlich nach bem eblen Me-j tall oder Gestein du su n und hau fenweise nsurde W geschüttet. ehe sie auch nur zur hii fie ihren kost baren Jnhalt her-gegeben hatte. Jin Laufe der Jahre wuchsen nun dieMen gen durchwühlter Erde derart an, daß der Magistrat von Kimberleh anord uete, die Haufen Schutt zum Anlegen einer MaeadamsChausfee zu verwen den· die nach der sich immer mehr ver größernden Stadt führen sollte. Als aber nach ungefähr fünfzehn Jahren die Diamanten im Preise fielen, ver ringerte sich das Einkommen der Berg ioerlsbesiher so bedeutend, da fie ge nöthigt waren, Hunderte von ergleu ten zu entlassen. Da fiel es einigen der brodlos gewordenen Arbeiter ein, oh es sich nicht verlohnen würde, nun, da sie genquafser hatten, noch einmal je nen Schutt durchzutvaschen, aus dem die Landftraße gebaut war, um nach den vielleicht iiberfehenen Gemmen zu suchen. Auf ihre Bitte erlaubte ihnen der Magiftrat. den Versuch zu machen» Dur größten Freude der emsig arbeiten den Leute zeigte es- sich bald, daß ihre Voraussetzung nicht irrig war; sie hen sogar ihre höchsten Erwartungen bei weitem übertroffen. Jn dem zu der Chausfee verwendeten Erdmaterial fanden die überaus langsam und sorg fältig arbeitenden Goldtväscher jähr lich Diamanten im Werthe von 40, 000 Psd. Sterl. (800,000 MU. Ein Fleckchen Erde kaum so groß wie ein kleines Wohnzimmer lieferte fiir eine halbe Million Steine. So konnte man also mit Recht behaupten, daß die dort lebenkm Menschen jahrelang auf einer mit Diamanten gepflasterteu Land straße einhergegangen sind. W—— Von dem Beben der Studentinnm in krier ennoirst vie »Fronde«, die von Frauen gefchriebene Pariser Jeitung folgende Schilderung: Dem Leben, das die Studentinnen im Jnternat führen fehlt es entschieden an Reiz. Die au alte englische Uebirlieferungen gegrün deten Vorschriften gleichen mehr Klo ster-Regeln als Universität-B -Beftim mungen. Wir lieben die folgenden hervor: Eine Studentin muß vor 6 ilhr Abends zu Haufe sein, wenn sie tieht besondere Erlaubniß zu längerem Llusbleiben erbeten hat. Vor 5 Uhr darf sie in Leu Sälen und Gängen der Universitat teine ihrer Kameradinnen kennen oder grüßen. Nach dem Fünf uhrsIbee und in den Zimmern offnen sich Auge und Mund, - -— die Studen tin,uen diirfen fi-) ten-neu und mit ein Inder til-andern Der Grund für diese Maßregel ist der Wunsch, den Tag iiber Zeitverlust durch unniitzeåSchwm yen zu vermeiden Er- ist verboten mehr als- zwei Mal mit derselben Col leain zur Kirche zu neben; dadurch will man zu ausschließliche Freund schaften und Verbindungen zwis en den jungen Mädchen verhindern. i«e Vorlesungen wer ten von Studenten und Studentinnen l-esucht; aber eine trete des Saales ist siir die Studentin nen bestimmt, die ton eii-er Aussichts Dame til-erwacht werden. Die jungen Mädchen aus dem Jnternat werden niemals mit Strdenlen zusammen eingeladen. Keine Heiterkeit, niemals ein Auzslug oder ein Picr.ic. nichts als Thees, Thees und wieder Theesl Dieses ernste Leben, da nur der eiserne Wille, zu lernen, ertriialich machen kann, haben lange Jahre hindurch zwei arme kleine indische Prirzessinnen ge-» führt, die sich veraeleng anstrengte1, die europäische Gelehrsamkeit in ihre biidschen braunen Köpfchen zu bekom men. Si-· ktstanden niemals eine Prü fung, ware1 aber trotzdem verurtheilt, in Oxford zu bleiben. weil ihr Unter halt dort weniger lestspielia war, und weil die arosze »old ladn«, die Königin, welche die Sorge siir sie übernommen hatte, außerhalb ihrer Familie nicht gern viel Geld ausgiebi. W-»— Ritter-sonstwo Es spricht der Ritter Wendeleint »Mit mir ist nicht zu spaßen — Willst länger Du lebendig sein, So muszt Du von ihr lassen! Das Minnen dauert mir zu lang, Zum Wassentanze richt’ Dicht . . .. Tech, gibst Du mir 10 Thaler blank, Dann allerdings verzicht ich!" Draus zieht der Ritter Kunibald Die Fuchtel aus der Scheide, Misst seinen Gegner rauh und kalt, Präst seines Schwertes Schneide Und spricht: »Vernlmm die Novttiit, Du Neidhammel, Du gelber: Wenn ich 10 blanke Thaler hätt’ Verzichtete ich selber!« J. K o z i a n. — Man vergesse nicht,·daß das wahre Selbliaelülil der Nationen ein edler Stolz, eine sittllchHMacht und der ge lunde Boden ist in- iedes menschliche Gedeihen, da es die allaemeine Men fchenliebe m t ausschließt daß jeder einzelne vor allem Glied eines Volkes und nur ldnech viele Mitte Glied der Menschhelt ists dsß die große fetneJdee eines Bandes aller Völker in nichts gn sammeniinkt. wenn man die kräftige Eigenart der Völker auslilcht, die ihn bilden sollen. M. V i l ch e k.) W-— — - Aus einem Ramanbekt. Als der Jäger mit feinen Erzählunaen begin nen wollte, kam dee kleine Otto zu ihm herein und laate: (Bilte aufeulchneidenJ