1848 Ein weltgeschichtliches Drama Von Johannes schen-. GottfrtzungJ Die volle Wahrheit aber dürfte sein, daß die Herren Kamphaufen nnd Han xemann als richtige Parvenus den Ur prung ihrer Ministrrschaft vergessen und vergessen machen wollten und daß sie für die Rückwärtserei um so eifriger tn’s Zeug gingen, als ihnen ihr Ge wissen fortwährend die Thatfache vor hielt: Es war doch nur die Revolu tion, welche Euch an den Ministrrtisch ensporgetragen hatt Jm Uebrigen ist die Angelegenheit jedenfalls keiner Ereiferung werth. Denn das ganze Thun und Lassen der preußischen Märzminister war ja nur ein Vorhang, hinter welchem das wahre Preu enthum sein damaligeg Hauptgefchä t verrichtete, das Gesd "1ft, ten Konig wieder zu »strammen«, unt dann später, wenn die , eit gekommen wäre, den Vorhans beiseite zu schieben, den wiedergeftranimten König hervor treten und sagen zu lassen: S o will ichs haben und so muß es sein! Fort mit Scharen! Gegen Demokraten hel fen nur Soldaten. Jch tommandire J und Jhr gehorcht. Skla! ’ Hinter dem Vorhang. Von diabolischer BosheitH ist manchmal die Ironie der Geschichte. Die am 22. Mai eröffnete preußische « Nationalversammlung bildete auch nur ein Stück Vorhang. Charaktesristisch genug hatte diese Konstituante Preußens tein eigen Dach und Fech, sondern mußte zur Miethe wohnen und zwar in der Singala demie. Die Eröffnungsfeierlichteit, sehr dürftig und tahlmciuserisch zugeschnit ten, ging im Weißen Saale des könig lichen Schlosses vor sich. Es müssen recht peinliche Gefühle gewesen sein, pomit Friedrich Wilhelm der Vierte von seinem Throne herab diese Ber ammlung der Vertre er des preußi chen Volkes ansah. Drückten sich doch in einein Winkel des Prachtsanls sogar struppelbärtige Kerle herum, daue rifche Abgeordnete aus Poer und der schlesischen Wasserpolatei. angethan mit Wammsern und Hosen von unge bleichter Leinwand. Wie stach das alles so mißsällig ab gegen den feuda len Pomp, womit weiland der Ver einigte Landtta eröffnet worden war! Damals hatte « riedrich Wilhelm die fcmose Phrase von dem »beschriebenen Blatt Papier« fliegen lassen; damals hatte er in seiner Königschaft hoch schwellender Gefühle sich vermessen, keiner Macht der Erde sollte es gelin en, so ein Blatt Papier, so eine Kon fxitutron aufzurichten zwischen ihm, s dem Gesalbten des errn, und seinem · Volke. Und jetzt? e twar das ver- ( absrlxute Blatt denn da; der Herr » Ministerpriisident — eleleul otototo- ’ toil —- hatte es schon in der Tasche: - den Konstiturionsentwurf Die Jronie der Geschichte ist mittin ter von wahrhaft diabolischer Bosheit. Fa solchen Augenblicken vernehmen örende Ohren das ohnlachen aller Dämonen der Hölle ante’s und Mil ton’s. i Sman nkgttaihixar EITHER ivnn rreui uptat n so. daß Herr Friedrich von Raumer, damals noch nicht die lächerliche Fi gur, wel er später als Parlaments rnitglied in Frantsfurt und vollends gar als »Wer ge andter'« in Paris m e, scheei n konnte: «Bis etwa 14 ge nach dem 18. März war tiberall fast nur-die Rede von den un sterblichen Bartiladenheldem die ihres gleichen in der ganzen Weltgeschichte nicht hatten, gegen welche Leonidas und seine 300 Spartaner nur jämmerliche Stiimper wären, denen man in Mar mor nnd Erz ewige Denlmäler erricky ten müsse n. s. w. Seit vier Wochen aber nimmt keiner mehr das Wort Bartikade und Barritadenheld in den Mund, der 18. März wird zum noli mc fangen UND lll katkclulckckl we- « sprächrn wünscht man die Helden der E «glorreichen« Nacht zum Teufel. So I ändern sich die Zeiten und eH ist iiir « ein Glück u achten, wenn die höchlich « erzürnten ürger nicht die Proletarier niederschießen müssen, um Ordnung herxstellim . . .« . r von dein Ministerium vorge legte Verfassungseniwurs bezeugte sehr klar, was fiir einen blossen Scheinen von Schinxonstiiutionalismus zu wollen und zu fordern schon im Mai der hof wiederum sich start genug fühlte und wußte. Die Berliner Bür erwehr sollte der ministeriellen Verfassungsvorla e so zu sa en zu Gevatter stehen, soll e den mißs ssenen Bal? aus der Taufe he ben und zwar mit els der aus den 23. Mai angesetien sogenannten ,Ver tiauenjparade«. Sie fand wirklich statt, fiel aber dünn und unerquicklich aus. Der König erschien in militäri Eule-, umgeben von einer dicken lle von Seneåalen ufigzldutantens St »O vie i am un is Galopp ab. O endar war alles » spqu angehn dein Wsslietensiirs ] cscrthuni gegenüber den Glanz und " Piunt des königlich-preußischen Mill terisnius zu schneidend gegensätzlicher Anschauung zu bringen. i Lächerlich war der Herr General : von Aschcsf anzusehen, welcher, dem Könige zur Seite reitend, mit Blick, Gebärde und Degenwinl die verdrosse nen Bürgerwehrinänner zum Hoch unt Furrahtusen anzusenern strebte, rnd für eine nicht gerade günstigeVor leteuiung mußte es gelten, wenn die Ulanenmusilbande, welche an der Schloßbtiicke bei der berittenen Bür gciwehr ausgestellt war, den König mit den Klängen der russischen Natio nalhytnne empfing. ; Wägztend unter den Linden diese ; kühle ectrauensparade var sich qinq, welche eigentlich eine egenseiiige Miß trauensparade gewesen Ist, den«-on siiirte ein Theil der akademischen u gend anderweitig, indem sie »als ei chen der Trauer über den Verfassungs eniwurs« eine schwarze Fahne aus den Balken des Universitätögebäudes pflanzte. -» spf -...-M . Daß die leitende Partei bei Hofe schon um diese Zeit zu den »rettenden Thaten« entschlossen war, welche sie dann im Spätherbst vollbringen ließ, untersteht keiner Frage. Sie wußte zunächst nur noch nicht recht, wie sie niit dem König dran war. Es svras then starke Anzeichen dafür, daß Fried rich Wilhelm einen ehrlichen Anlauf , genommen hatte, mit der neuen Ord nung, oder, wenn man will, mit der Unordnung der Din e ooranzuschrei ten. Ja, wenn die sliisterblicke und Wisperworte seiner Umgebung nicht gewesen wären! Die aber wirtten wie vergiftete Pfeile, besonders dannl als der Konig, aus dem »revolutionären« Berlin nach Potsdam übergessedelt wieder ganz in der hösisch - absolute stisckkpietistischen Atmosphäre athnietr. Es war einer der größten Fehler des Ministeriums Kamphausen, daß es diese Verpotsdamisiruug des Manar chen zugelassen hat. Friedrich Wil hclm wurde in der neuen Umgebung tägli? ,,strammer«. Er tam sehr "chne zu der Ueberzeugung, daß es Feine königliche Schuldigkeit und da triotische Pflicht sei, sein angestamrm tes Land und Volk aus den revolutio nären Teufelslrallen der bösewichtigen Rotte zu erlösen. Und dermaßen wuchs kie Energie im König daß er die nach maligen ,.rettenden Thaten« vom No vember schon jetzt, im Brachmonat, gerne gethan gesehen hätte. Ein durch aus glaubwiirdiger Zeu e beurlundet uns das. Am 10. Juni tte der i rei herr Christian Friedrich von Sto mar im Schlosse von Charlottenburg eine lange Unterredung mit Friedrich Wil helm dem Vierten. Jm Verlauf-e der selben erfuhr der Freiherr, daß der König große Lust hatte, mit der gan «en » inerei« von Revolution schon jetzt abzufahren. Stoclmar, wel cher zu gescheid war, als daß er die Windbeuteli teit dieser Berliner Rei volution ni erkannt hätte, rieth auch seinerseits zu entschlossenem Vorgehen. Woraus der Kbnig: »Ja, wenn meine Minister nicht solcheLurnpenhunde wä ren! Aber mit Ausnahme des einzi en Schwer-in sind sie lauter ig - inge«. Eine heitere Probe vom tit stendank siir märzministerliche Dienst ; beslissenbeit! Lamms-it Trimnps «Abdanten, weil er das Va terland verrathen hätte.« Wenn nicht versckxviegen werden dars, daß in der Spreestadt die Lum prpagie rithrig genug war, so konnte sie sich an Geltung nnd Gewalt doch lcnae nicht rnit der Krakehlolratie messen, welche in der Donaustadt den Ton angeb. Dort war die so lange gestreute absolute Bedormunduth saat als Skandal- und Krawall - - traut auiaeaanaen. Uebrigens hatte biese Speltalelsucht auch noch einen tieseren Grund: sie wurzelte in dem deutschen Kneipenhutnot, welche mit unter recht liebenswürdia sein tann, aber, weil et jahraus jahrein obenaus sein will, leicht ins-« Triviale und Ab sizrde fällt. Jn der That, weit mehr, als eine obetslöchlickmoknehme Be trachtung der Eteigni e von 1848 an zunehmen geneigt sein in« te, hat zu dem jammetsiili en Verlau der deut schen Bewegung r Umstand beigesta gen, baß eine Menge von »Kneip gerne-K sich plötzlich zu Volks-sühnen rufen fühlte und in dieser Rolle an . erkannt wurde. Es wirkte das auf der « einen Seite ebenso unheilvoll wie aus der andern die Zhatsachh baß sämmt liche deutsche rosessoren wähnten, über Nacht zu »Staatstnännern« ge worden zu sein. . . . Der Zerfall des-Staates, die Rascia andetbeöclelun der Regierungsma schine, die Rat -, Zucht- und Insecto siqleit war in Wien ohne Frage noch tötet als in Berlin und in demselben ethiilinisse auch die Stellun des Ministeriums Iiesue ment - ert doiss schwieriger al sie des kniste — --— tiums Kamphausem Dieses hatte es doch nur mit dek Hoftabale, mit den Muntletn undheuchietn, mit den mitt täkischenDaradiridatumdakide en und mit den demokratischen Hotribilitribi faxen, sowie allenfalls noch mit den Däncn und Polen zu thun: aber jenes mit dem sofe, mit der Hietatchie und Bureautratie, mit der Firma Wühi habet wie mit der Firma Heulmaiet, und außerdem mit Jtalienekm Mn gyaren, Polen, Czechem Kroaten, Ru mänen, Ruthenen, Serben. Slovatem Sie-denen und mit der ,,Atademifchen ! Legion«, welche sich als Hochwächter ! nnd Hauptfetxkin der ,,Errungenschof ; ten« betrachtete und dem Ministerium ; wie eiise Bombe, die von Minute zu Minute plagen konnte, auf dem Rücken leis-L Die ,,’Llula'« war eine aute Weile der auglchlagaebende Faktor» im öfter-reis chischen Skaatschaks. das unterliegt I gar keinem Zweifel und es zeugt von E iser atenzcnlosenhiililosialeii des ersten ? »verantwortli»chen« Ministerium-s in T Oefterreich daß es sich die studeniifche - Diltatur so lange gefallen lassen mußte oder wenigstens gefallen ließ. Und wie burschilos fuhren sie drein und drauf los, die dunkelblauröckigen Entliusiafien und Phantasien von der Legions Als Pillerdrrff am 31. März ein provisorische-J Preßaeletz erließ, verdonnerte Dr. Gislra dasselbe in der Aula und der arme Minister des Jn rern nabm das vervebmte Dan als bald zuriirl Natürlich trug diese na menlofe Schwäche der Regierung ihre Früchte. Der »Studentenausfchuß«. welchen die aladernische Leaian aus ih rer Mitte gestellt hatte. war thaifächlich die oberste Executivbebötde der Haupt stadt, welche sich um Alles tümrnerte. M -—— sichssesier zu stellen, aber cs brachte nichts weiter zuwege wie den Deren Doblhvsi. einen vormärzlichiliberalen Fabrikhertm welcher sich zur Ueber nahme des Handelkministeriums ver stand und der dann neben Pillersdorss siir den Hauptmacher in der Regierung galt. Gleichzeitig mit der theilsveisen Reorganisation des Ministeriuisis gab sich a er auch der revolutionäre Sturm nnd Drang eine umfassenden und tvirlsainere Orqanisation Es geschah dies mittelst Schossung eines politi I schen »Centralroinites«, welches, aus z Abgeordneten des Studentenaugschus « fes und der Nationalande zusammen gesetzt, am il. Mai sich constituirte. Die ungeyeuerucye Neunter-erwir rung, welche in den Köper rurnorte. sprang wieder einmal qanz lächerlich zu Taae, indem das Centraltomite an den Premierminister sich wandte, um non diesem die Anerkennung als einer »legalen« Behörde zu erwirten. Natür lich mußte Herr von Pillersdorsf dieses wahnwitzige Gesuch zurückweisen und natürliche konnte das Ministerium diese zweite oberste Regierung. welch-: itjxn zur Seite, ja ihm zu Hägrpten sich austhun wollte, nicht dulden und ge währen lassen. Aber freilich fragte es sich, ob das Ministerium in sich selbst so kräftig wäre, seinen Widerstand durch zuführen, und oo es die - materiellen Mittel besasse, seinem Willen Nach druel zu geben. Jn beiderlei Beziehung sah es lng lich aus. Herr von Pillersrcrff und eine Kollegen waren nicht die Leute, m der Presche staut-zuhalten Auch der Fett Gras und General Latour erwies rchbei dieser Gelegenheit keineswegs Bolkgkypen ans dem Jahre 1848. h Elegaaie Dame· T) Voll-kehrten s) Bürgerin-Mut 4) Mitglied der Studenten vehk mit der Tritolprr. 5) Frau sag dem Volke. d') Bürgenoehcmams. Td Conxtsbsxr. S) Schutzdeamte in det- März-agen. Wurden doch sogar Ehezwisie zur Aus tragung vor den Studentenaueschuß gebracht. Derweil hatte das Ministerium die versprochene »Konstituticn des Vaters landes« an die Hand genommen, d. d. Herr von Pillergborss halte nach origi schem Muster eine Verfassung zusam: mengeplätzt, welche« nachdem der miser liche p tmlienrath sie gutgeheißen, am 25. pril feierlich verkündet wurde. Dieses Staatsgrundgesetz für Bester reich ist auch nur eins der vielen lebens unsähigen Aprillaunenlindlein von 1848 gewesen. Die souveräne Katzen musil schrie das arrne Ding todt. Sie schrie auch den Ministervräsioenten Ficauelmonl von seinem Posten weg Die Ernennung deg ibm nahe ver wandten Grasen und Generals- Latour um Kriegäminister gab ihm den Rest. er neue Kriegsmimster war als Ari stolrat von der stritten Observan ge haßt, als säbiger und energischer ene ral gefärchtet. Ficguelmont sollte die, wie es hieß, aus sein Betretben ges schehene Ernennung büßen. Arn Abend vorn 2. Mai präludirte die souveräne E Katzentnusil vor der Wohnung des Ministerpräsidentem am folgenden Abend legte sie sortissitno los. Es war eine unsaglich widerliche Pöbelei, uin » so widerlicher, als sich auch National s arden und Studentenlegionäre daran i getheili ten. Ein paar beliebige Kerle ernann en sich selber zu «Boltsgesand ten«, drangen in die Staatslanzlei und erklärten dem Ministerpriisidenten, baß er abdanten müßte, »weil er wirksam-· land verrathen hätte«. Der arme, alte, geängstigte und erschöpfte Mann that in der zweiten Stunde nach lfMitter nacht den angeblichen »Volt3qescmdten« ihrenWillen, worauf Herr von Villers dorss am 5. Mai den Vorsitz im Mini sterrathe und Herr von Lebzeltern die Leitung der auswärtigen Angelegen heiten erhielt. Die Auftritie vor lind in der Wiener Staatgtanzlei in der Nacht vom Z. auf den 4. Mai gehören zu den schmählisften des tollen Jahres. Die Herren ollegen des Grafen FicaueL mont, die sämmtliche Maaiftrate, end lich alle besseren Elemente oer Natio nalgatde und der Aula haben sich durch ihr unthiitigei Umschauen und jam merliches Gefchehenlassen dieser Schmach mitschuldig gemacht. Jenes »Ceutmltmite«,, Ei bereitet lich munter vor, was kommen mußte. Das Ministerium glaubte durch Wirkung mit populären Kräften als Held, ja sein Gedanken zeigte et welche Absonderlichteiten aus, welche argwöhnische Leute auf die «l-.r:nu thung bringen brinaen könnten, der Krieqsminister hätte dein Unheil freien Lauf lassen wollen, tallirlireiro, erst - müßte es in Wien ganz fchtimm wer den, bevor es besser werden könnte. Als » lerdings waren die !Uti!itörträfte, » worüber der General iu verfügen I hatte, geringfügig genug. Nicht in lge der Soralosigteit des Krie srnini ters. Latone ist wahrlich tein ässiger Mann gewesen, sondern im Gegentheil ein sehr ttlirtiger und ein rveitschanenderxzeine Uelwerzeugimg war, daß die Nettnna des alten. des taiferlich-absoluriftifchen -Oefterreichg, welchem er mit ganzer Zeele angehörte, auf der Armee beruhte. Die Rettuner thaten, welche die Armee thun sollte, mußten aber zunächst in Jta ien, auf der lombardischenEbene qethan werden. Gelönge dem Marichall Radetzty ein grolßer Schlag-to würde derselbe ge wa tig auf Wien Juni-l und iiber ganz Oesterreich, ja über ganz Europa hin wirken. Selbstver«tändlich im Sinne der Neftauration. « ieser feiner Ansicht gemäß handelte Latone und zwar mit höchster Folgerichtiqteit und Energie. So bereiteten sich denn die Ereignisse H vor. Arn 13. Mai ließ der Kommen dant der Nationalaarde von Wien, Graf Hohes, einen Tagesbefehl aus ehen, tratt dessen das Centraltpmite iir mit dem Wesen der Nationslgarde unvereinbar krtlärt «ouroe. Sosori eilten Abordnuugen ziin Ministerprösidenten, um die Zurück na e dieses Tagegbefel)l», dessen sel toerfiändliche Konsequenz die Auf lösung des Centralloinileg war zu erwitken Pillergdcrff sprach amAbend des l4. Mai ein elcoas verbrämtes Rein, wozu ihn wohl hauptsächlich der Umstand ennulhigte, daß ihm bekannt, der »ruhige« Bürger sei von der Schaf-— sung des Nationallomiteg, in welchem der »ruhige« Bürger eine Art Com inune oder Wohlfahrigaugfcheß toll rere, leineeioegg erbaut und überhaupt fei der »ruhi e« Bürger, welcher den gewohnten fchäflsganq wie den ge wohnten Vergnüqungsgonq schmerzlich vermißie, nachgerade der Freiheit und Gleichheit, der Revolution und der Errungenschaften sehe satt und über drüssig. Das von Pillekgdorss qesprochene Nein brachte die Aula alsbald in eine so wusell e Bewe ung, daß noch am Abend de elben s ein Ausbtuch beoor zustehen s shalb General und Luna der inneren Sie there durchs tappen und Natio nalgarde. Wäre nun die Regierung W noch in der Nacht thatträstig und türk sichtelos weiter vorgegangen, nament lich mit Verhastungen, so würde sie am folgenden Mor en des Platzes Meister gewesen sein. D eil sie aber den rechten Moment zum Drein- und Durchgreisen ver-paßte, ließ re ihren Gegnern Zeit, die Massen in ewegung zu setzen, und nachdem diese einmal auf dem Plan gebracht waren, konnte das Spiel der Re ierung siir verloren gelten. er eigentliche Tanz begann am 15. Mai in der Aula, wo an die Stelle der tgriisidentenglocle zur Regelung der ebatte eine Trommel aetreten war und die an Hestigteit sich überbletende Rednerei so zu sagen nach Pulver roch. Pliitzlich begannen draußen die Trommeln zu rasseln und es larn die Nachricht herein, die Truvpen nahmen abermals, w;e auch am Abend zuvor, Stellung on den inneren Thoren Nun schlugen aus dem wildwonsxm den Wirrsnl wiitliendeWeliri und Was ienruse anf. »Das bedeutet einen Vliigrisf!« Man will uns von unseren Brüdern, i den Arbeitern in den Vorstadtem ab schneiden!«-——-»Zur Burg! Zur Burg!« Die Regierung hatte offenbar durch ihr Aufgeoot von Truppen der Zwieb !olratie importiren wollen, wie ihr das, so schnieichJlte sie sich, am Abend vorher arlungen war. Aber sie täuschte sich. Die Ersckeinung der bewaffnetenMacht gab der im Werden bekrissenen Te nionstration erst rechtes teben, so viel Leben, daß die Denmistration nicht allzu weit davon entfernt war, eine Revolution zu werden« Tag Manisest. KaiserlicheMajestätunter schrieben unweigerlich undslink. I E l . ! Gegen den Abend u trug Wien eine sPhysiognomie, wel -e mit der vom ; Morgen des 15. Mär eine dedenlliche « Aehnlichkeit hatte. ie acadeinische I Legion hatte ihre Waffen ausgenom I iucn und hielt sich niarschsertig. Send boten eilten nach den Vorstädten, um I die »Arbeiterbriider« auszurusen Der ilseneralmarschentbot die National s ecrden und sie lamen, ob,nvar nicht ; eben in dichten Reihen und leinegwege ; entschlossen, der Regierung eine ver läszliche Hilieband zu reichen. Der viellserusene ,,rul«-ige« Bürger olieb ent n-eder zu Hause oder that selber mit, nämlich »demonstriren«. Abend-Z 7 Uhr machte sich eine Ab: T ordnung Von der Aula nach der Burg aus, wo der Ministerrath saß, uin die sesn die »Vollstviinsche« tundzuthun Tiefelben bestanden vorläufig in der thxrrtennuna und Bestätigung des (5entral-Eoinites, in der Modisieirnng des-— Wahlgesetzeg und der Zuriictberus sian der Truppen in ihre Quartiere. Der Ministerprästdent suchte Zeit zu T retoinnen, indem er, wag freilich unter den gegebenen Umständen totnisch ae nua sich anhörte, eine schriftliche Ein gabe verlangte. Den Vlbsendlingen der Deputation währte aber das Aus-blei ben derselben zu lanae. Die Legion trat an und rückte, Gewehr im Arm nnd mit ausgestedtem Bajonett. aus den Hof und aus die Freiung, utn sich sen Bescheid der Minister selber zu ho en. Da und dort flammte arelles Fackel licht in den Straßen aus. anderwärts sat) man Anschiaungen linm Barrisa denbau. In den Gemächern der kaiser lichen Familie aber arassirte dieselbe Raths- und Thatlosiateit, wie zwei Monate sriiner in der Nacht vom 14. aus den 1.-J. Miit-i. Und int Be ratlntngs immer des Ministeriums stand es seines-mag besser. Sollte man nachqeben? Wollte man widerstehen? Freilich, wollte man das? aber womit? Quando? Quibus auriliis? «- se t . ,,Excellenz«, sagte der Herr Mini « ftervräsident zum Krieqäminister, « »Ihr-e Meinung ist die entscheidende. Was-, rathen Sie, ist zu thun s« Der Herr Minister besinnt sich eine Weile, dann zuckt er die A eln nnd erwidert; ..Excellenz, Sie wi en, daß Wien von Truppen entblößt ist und warnen. Jch habe nicht Leute genug, rm einen Straßentamps ristiren zu können« um so weniger, als die Paar Batai one, die zur Hand, nicht einmal alle zuverlästia sind.« I Darauf allgemeines Planet-Zudem welches einer der Herren in die Worte irberse te: »Wir können nichts tin-n als nachge n. Das Volk iit auf dem Burgplatz, es ist in den Hosen, es ist schon in den siorridoren nnd Vorzinp n-ern. Denken Sie an die Sicherheit Sr. Maiestät des Kaisers und der tai serlichen Familie. Wir haben wahrlich teine Zeit zu verlieren«. »Wahr -——— warf ein Kollege oeg Sprechers ein aber bedeuten Sie doch, diese unseligen Lllienschen vertan gen ja nichts geringeres, als dass, wir unser eigenes Wert, die Aprilverfaf sung sammt «3ubehör, vernichten sol len· Jhre Forderungen haben sich von Stunde zu Stunde, iast von Minute zu Minute gesteigert. Wie und wo soll das alles enden?« »Jet, wer das wüßte -- gab der Mi nisterpriisident zur Antwort —- der dürfte sich einen tlugen Mann nennen. Uebrigens hat ja neulich einer, der auch nicht zu den dummen ge ören soll. in s giten der Bewegung m ’sle man der » rlin gehegt in Zeiten der Bewegung miisse man der Bewegung immer um eine Stunde voraus sein. Versuchen wir es einmal damit«. Wenn wirklich, wie berichtet wied, » here von Pillersdoess diese Schluß naäme mit ei en »matten Lacheln« be sgl tet hat, fsff gehörte dieses Lächeln W riich nie-di in die Laie orie des sti vo en, sondern in die de tracnpstzzrst er ; schmer liZehreiE des sardonisschem »a«.nie r r war mit einein Wiß wie nnt seinen physischean zu Ende. Er wußte nichts mehr zu thun als mit zitternden Händen ein Blatt . Papier — die binnen Wir Minu ten redigirten Gewährungen des Mini steriums in die wildeinberbratisen » den Wogen der Ereignisse zu chleudern nnd mochte dabei denken: Lin Ztiiit Papier mehr oder weniger, wir-Z hat das zu bedeuten in solcher Zeit Aber trüb- und drangsalvolle Au genblicke hatte der HIrr Ministerpräsi sjdent zu bestehen, als er gegen Eis-Zitter nacht das mit Herren und Dirnen voltgestopste Vorzimnier zum Wirkli cksen Cadinet durchschritt, nin siifn für das erwähnte neueste Blatt Papier des guten Votcinilch Ferdinand Zanc tion nnd lliiterscl:rist zu boten. Titus dem Munde von Herren und Damen die litzteren zjciserten und zeterferi ant ärgsten -- mußte er Süßigkeiten tvie ,,Echled)terRatl)", ,,L«lustviegler«, »Ver röth(r«, ,,Verderber des Ilion-Eichen nnd der Dt)n-1stie« hinnehmen Ge drongt jedoch von seinen beiden Colle nen Latour nnd DodllioiL sich ZU be eilen, durfte et keine Zeit init Rechts-er tigungen verlieren welche je doch eitel getreten wein ..... Nun, die toiserliche tönigliche Mak stiit unterschrieb unweigerlicki und nöglichit flim. Das also gesettiqteMa niscst, nielirbesngtes Stiick Papier. wanderte sofort in die Sta tsdructerei und -- —- etliche Monate spä er in das JJiolitlatur - klliagazin der Weltge scliickste, welche-Z infolge des tollen Jah res- betriichtliche Erweiterunqen nöthig hatte und auch erfuhr. Voltshcmsen kselcqerten die Staatsdruckerei. bis das lsegliictende Aktenstück um 2 Uhr Mor gen-L richtig gedruckt war. Damit hatte der Tpectalel ein Ende, jedoch nicht ohne den toniischen Epilogschnörleh daß der arme, bis zum Umfallen miide Pillersdorsf beim Nnchhatisegelien sich von einem lärmenden«).l2enschenschivarm begleiten und ron dein Kneipenisjiirp dran oder Edstein Danton der Wiener Beinah-alte dem Zprachletirer Tonse iian, iiber freie-J Staatswesen ini All gemeinen und ijiser die lonstitutionellen Bedürfnisse Leiterreichz im Besendercn unterrichten lassen mußte. tsiu nasses-stinkt Aber mit der Broxlamis rung dertlterublitrnar ezlfsiig. Mit Ta ceanbtuch wurde as ,,tai fertiche« Ell atiifeft in der Stadt be kannt. Es lautete der Hauptsache nach, daß der Tagesbefehl vorn 13. Mai zurückgenommen fei, daf; von ietzt an die Wachtpaften an den Thoren und an der Burg vom 9.Ililit·cir und von der Nationalgarde aenteinfam besetzt wer den sollten, daf-, erfiereg nur aus Ver langen der letzteren aufgeboten werden sollte. Wiederum ais-: ein Ynzer Eilet voll ,,Errungenfchaiteu"c «ie guten Wie iter waren im ersten Augenblick über diesen »Gut-Ums de Richesseg« ganz verblüfft. Zell-sit das CentralsEomite fintzte. Hof und Ministerium waren ju wahrhaftig der Bewegung unt eine gute Wegftunde voraus. Die Verblüf fung wuchs noch, als Abends die amt liche »Wiener « eitung'« die Nachricht brachte, da- s tinifterium habe zwar, um den Thron und die Einheit der Monarchie zu retten, dem Kaiser das Patent vorn heutigen Tage angerathen und übernehme die Verantwortlichleit dafür; aber es fühle sich außer Stande, der Krone fernerhin eine Stütze zu fein, habe deshalb feinen Rücktritt an geboten und tvude die Gefchäfte nur noch bis zur Bildung eine-z neuen Ca binets fortfiihren. Das Centrattomite betvies jetzt handgreiflich, daß es beileibe leine »Commune« und tein «Coruite du falut public«. Es begann dermaßen zu fchlottermaiern, daß fein eigener Pra fident auf Selbftauslöfuug antrus trelcher Antrag zwar iir heute nocha - geworfen, drei Tage später aber zur hatfachr wurde. Dagegen beschsoß das Centralcvmite mit 100 see-en 10 Stimmen, ein Vertrauenisvotum an das Ministerium n richten, nnd eine Petition an den Kaiser-, den Rücktritt des Kabinettg nicht zu genehmigen. Jn der Hosbnrg aber sand man nicht iiir gut, noch serneriveit sich allen mög lichen Eventualitäten ausznse en und fes-te in slieaendek Eile den Lntschluß zur Flucht. Es ist nicht bewiesen, da « die tkntsiihrung des Kaisers durch feine Umgebung denn daß es teine selbst auvollte Flucht, sondern eben eine Ent ikhrung gewesen, darüber braucht tein Wort verloren zu werden -- ausGrund eines tiesantzetheen Planes Der Rück-— s wärtserei in g D rt gesetzt worden sei, im GegentheiL es war wohl nur die baare, blante Furcht die Mutter des Gedankens gewesen, den Waise-· und die . kaiserliche Familie aus den Bedrohlicky i teiten der Hauptstadt hinweg nnd in’s " ,,e-llzeit getreue« Tirol zu retten Summa: Die Entführung Fett-i narid’s des Ersten hatte nichts- von dem planmäßige-r und systematischen der « llebersiedelung Friedrich Wilhelixrs des Vierten nach Potsdaw wag freilich ni t hinderte und auch in Wahrheit - ni hindern tonnte, daß man inWien die Entführung-Biber aus bestimmte Personen zurücksiihrte, ans Per onen » mit Damenhänden und zwar zur die « ugierende Kaiserin uer Erzyerzogtn Sophtr. Gprtseßuua splat.)