c- —-.-.·-..-.. -.-.—. 1848 Ein weltgeschtchtltches Drama. Von Johannes örherxx Okottsetzunw Alle die Sünden Ler Franz-Mena nichtigleit schlugen jetzt zu revolutionä ten Giftblüthen aus· Der Druck der Schasschurpolitit hatte seit Menschen altern den Veltsgeist so nnerbittlich gufammengepreßt und niedergewuchtet, aß cr jetzt, plötzlich freigeqeßen, un möglich über das Niveau linvilclicr Phantasmagorien, dunkler Jnstinlte und untlarer Vorstellungen sich zn er heben vermochte. Der ganze Bodensag von Unverstand, Rohheit, Bosheit m-. Zuchtlosigleit, welchen das »Syltcin« an ehäuft hatte, kochte und brodelte allein wüster Gähruna und schlenderte nach allen Seiten hin seinen elelhaften Schmutz, seine pestilenzialischen Mias rnen. Mut-S nnd Reitunaen schossen wie Pilze aus dein Boden und wucheiten wanzenhast. Wien hatte seine hundert Blätter und Blättchen und alle wurden von gierigen L ein förmlich verschlun gen. Jn dieser tadt, welches ein ii.sa mes »System« zu einem Orte gemacht, von welchem sein qenialster Bewohner, Franz Grillparzer, gesagt hatte: »Schon bitt du« doch gesiihrlieh auch Dein Schiller wie dein Meiner; Verderdlich weht dein Soniineihaucly, Du Kapua der isteisierks ---- ja, iii diesem Wien, das noch vor weni en Iman die Lieblingsheimath denk riiger usikdudelei und geistloser Theaterspektakelei gewesen war, in demselbenWien war über Nacht die Be friedigung einer zügellosen politischen Hör- und Lesewuth zum Haus-thean gen siir alle Volksklassen geworden. Es war nicht anders, als sollten und woll ten die armen Wiener binnen wenigen Ta en und Wochen einholen, was sie so vie eDerennien hindurch hatten versän inen müssen. Die Beschäftigung mit den öffentlichen Angelegenheiten, ison welchen sie mittelst List und Gewalt Jahrhunderte lang sernaehalten wor den« wurde ihnen zu einem täglichen und stündlich-n Bediirsniß, zu einem Fieber, zu einer Sucht. lind aus wag alles iiir Schüsseln, Krippem uttertiöqen und Zum-hebe höltein s langen sie die langentbehrte politische Nahrung! Um eine Vorstel lung davon zii bekommen, muß man das Gegrunze anhören. das ein Mah ler in seinem »Freimiithiaen« losließ. welches Blatt es bis zu 60,000 Liban nenten brachte, oder muß man mit ansehen, wie ein Hiisner. den kombi nismus karikirend, in seiner »- onsti tution« blutbenaeltr. Allerdings gab es auch geistvolle, reich ehildete, scharf und sein stili siren e Publizistem aber nicht viele, und wenn man etwa ein Dutzend der damaligen Wiener Journalisten, Straßen -Miral)eai:s und Kneipem Nobespierre’s ausnimmt, so sind die übrigen sammt und sonders unbedenk lich in die Rubrik Gesindel zu weisen und war in des Wortes aesindelhaste ster «- edeutung. An «enei Bande laa es nicht, wenn die »eriedliche Anarchie«. welche seit dein 15. Miirz in Wien herrschte, voi deihand noch ihren gutniuthigen Cha ralter behauptete. Die Straßen: und Rneipenpolitik war zwar sehr ver-— schwenderisch mit Blutphiasen, sie wußte jedoch erst den Gistbrodern kürt märschiger Machenschasten einathmen, um sich von Blutphrasen zu Blutthaien fortieißen zu lassen. Derxnolen noch war die Wiener »Freil)eit« ein toller, augbündig toller Faschiiig; sehr lralehlerifch, tumultas nich und störfasn zwar, aber doch nicln eben bedrohlich und gefährlich. Frei lich, der Lärm und Trabel war arg. Feder Tag gebar eine neue Ungeheuer chleit, wenn auch nur in Worten. Der Cynismus war Ttuknpf und der nach gemachteSanscullotigmug so in Wien auch noch das hemd aus« ss ie Aula machte Wellgelcbichle und das Voll der Pbiialen schwelgle in Straßenauiliiw sen und Kahencnusilem wie es vordem inBackhöndeln und Strauß’schen Wal zetn gelchwelgt hatte. Ein Sprung nat-il Preußen »Wir lznben »Alle-L was mir wrllen.« Wie sah es derweil in der preußi schen hauptstadl aus« Jm Einzelnen trenlger chaotizclx weniger reinlich. run listrter reinl cher, aber im Ganzen des n at viel besser. Der Berliner M rz lister übetwoa an polmlchet Cinstxi den Wiener nicht um ein-haar Als rang Raveaur am Abend des 19. örz eine Anzahl von qusgezelch nelen Capaeilöten der Berliner Vier gerfchait aufmerksam machte, daß es nöthigATL bestimmte Büralchaflen sur das feniliche der Volks-rechte zu fordern,gaben ihm diese »Capncild len« wdrtllch zur Uns-vom »Wir ba b c n ja Alles, was wir brauetäm Wir selbst selbst sind seht am e isnent und wer soll uns denn unsere z reibeit wieder nebmen7« Gegen sol chen Siegediinlel und solches Weiß tiettrinlevBewußtlezn wurden auch Gdltee vergebens-gelanwst haben Ei wurde ünrtaens bald offer-hat« daß der beschränkte Unierlhanenveri I stand vor der, ei wußte nicht wie, ihm ungepflogenen Kühnheit cin Revolu tiönchen gemacht zu haben, im Inner ·ten ficheziifeizte und zerrnircht ch mkehr in oie Geleise trenaeborsamer 1 linierthiinigteit suchte. · Die Frage-, ob Republi!. ob Monat , chie, ist in Berlin kaum ernstlich aufge "worsen und jedenfalls zu keiner bei . langreichkn Debatte gebracht worden. » Das Königthum war den Preußen so . nachhaltig einexercirt, daß von einer « Jnfragefiellnng desselben keine Rede » sein konnte. : Jm Uebrigen ist die Durchblätte : rung des Berliner Frofchmiiufelrieges vorn Frühling 1848 mitunier er ötzlich genug· Der Berliner Witz lie schon dann nnd wann die künftian Helden thaten des ,,Kladderadatsch« erraihen. Jn der Breiten Straße war in der Nacht vom 18. auf den 19. März in ) einer Brunnensänle eine Kanoneniugel I stecken gebliebm und unter diese Kano k nenlugel klebte tier Voltshumor die j lönigliche Protlcmaiiom »An meine i i f E i i beste dieses schlechten Witze. Die politi . sche Dichteret, wie sie sich zur Feier des I »Volkssteges« laut machte. war fürch s terlich Auch Damen ergossen ihres Bu sens überwallende Gefühle in Ing j lieben Berliner«. Das war freilich der blättern, angefüllt mit Versen, us rusun szeixhen und Gedankenstrichm Eine - iichterin, »die an den Baritaden gekämpst hat,« Luicia Lenz, besang die Studenten also: »Wer es gesehen, wie diese soeldenlnaben Beim Morgenroth nach jener blutigen Nacht , Den Männern aus dem Volk die Hände s gaben, s Der glaubt on der Verbriiderung tüustige ! Pracht« — s und der Schneider Gustav Worch scr I tigte sich-selber ein« Adelspatent aus I und ntanisestirte seine Kühnheit: i l i »Ja, srrier Einn, das ist mein Vlkelz Ztiilm blies ich so den stärksten an.« Auch Oftiziere mischten beifällig ihre Stimmen in das große Vollssiegassw bel:C-oncert. So z. B. der Artillerie Lieutenant Oel e, welcher seinen sta meraden zurili: »Das war keine Emeutel Das war der Sturm eines sich großartiq erhebtnden Voltesl Einst wurde das schwarzrothaoldene Band in bedrohter Heimlichleit aetiißt, jetzt netzt dasselbe hoch vom löniglichen Schlosse und aus jedem Hause. Das begeigerte Volk wogt durch die Stra gen Strome der eit entgegenzutreten Las sen wir den teisen, alten militiirischen Düntel dahinsahren und schließen wir uns der Bewegun willia an.« Diesen Anschlu haben verschiedene jüngere Ossi iere wirklich und aufrich tig versucht, sind aber übel dabei ge fahren. Auch die Kluft zwischen Bourgeoisie nnd Proletariat mußte nothwendig zum Klassen kommen. Jn einein Artikel der ,,Zeitungshalle« vom Zit. Mär legte Julius Schneider den Finger aui die große Wunde der modernen Gesell s st, indem er unter Anderem sagte: » ie Wahrheit ist, dasr auch bei nns wie in Frantreich und in England der Bruch zwischen der Büraertlasse und der Arbeiterllassc schon vollendet ist. Nicht zwischen dem Adnigthum nnd der Republik ist Krieg, sondern zwischen den Besitzenden und den mit ihrer Ar beitskraft zum Besttze Drängenden. Unsere Bürger fühlen dies gar wohl nnd darum beginnen sie schon jetzt, schon nach dem ersten Tage unserer glorreichen Revolution aus allen sträf ten riickwiirts zu ziehen.« Jn der That, die Angstpbilisterei gab sich zwischen hinein bereits tvimiaernd und winselnd kund und wie zur Bestä tigung des le ten der soeben angeführ ten Satze rie schon am 2. April ein Ruheröchler n der »Sdener’schen Zei tung« den Ministern zu: »Katilina ist vor Euren Thoren und Ihr schlasM Katilina, das ist: der schlimmsteIeind, das gedcnlbar böseste Prinzip ist nicht blos vor Euren Thore-r, nein. bei Wei tem schlimmer, er wüthet in Euren Strecken, Euren Gassen, Euren Häu lern st das etwa Canaille? Wehe uns, ; wenn wir es versuchen wollten, dem ’ n allen Familien, er toiithet in » allen Zweigen Eurer Verwaltung und Jhr öchlasM Dieser schlimmste Feino, dem rit 14 Tagen alles. alles mehr an- . heimsällt, ist die blindrasende Anak chie, die, je leichter sie alles zerstört, um so weniger etwas neu zu gründen oder das alte in bessere Form unuugestalten vermag.'« ; Wenn Wimmerle öd Co. schon ietzt j in der jauptstadt selber tvimsnerten, wie rnu te die Sache dann insbesondere in den ogenannten alten Provinzen . angesehen werden? Auf dem flachen Lande, wo ja der Feudalicrnuz noch ; ungeschwächt storirte, tonnten das-Jun terthum und die Pietisten sofort ihren - gemeinsamen Arie gegen die Be wegung beginnen. ie »Zeitungshalle« brachte schon vom 29. März an eine be Hsndere Rubrit »Die Reattion in den rovin en« und machte unter anderen usla ringen dieser Realtion eine Adresse namhast, welche insMaqdeburi gifchen circulirte und hochherab los wetterte auf den ,,nichtswiirdigen Pö bel der Hauptstadt, welcher, von Polen, Juden und Franzosen verfiihrt und angeführt, gegen unseren Herrn nnd König sich empört hat. Wir sind jetzt in Gefahr, der Willkür dieses deels preisgegeben zu werden. llnser Leben und Eigenthum, unser Vaterland und unser Glaube ist auf-? Höchste bedroht· Aber Berlin ist nicht Preußen; wir wollen nicht, daß Berlin mit seinen Satrapen uns beherrscht und luechtet, wir wollen auch initfprechen.« Auf derartige Schatten, welche die Zukunft voraugivarf, achtete man Ie doch vorerst in der preußischen Haupt stadt wenig over gar nicht. Die Masse der Nutzniexeer des für etliche Wochen eftiirzten5 andarinen- undSolduten fäaates og es vor, ihren Protest gegen das Geszchsehene in die schwergsaineForm der Einigration zu kleiden. Potsdrcm wurde demzufolge das vreußische Koblenz. Die Schildhalter des gefalle nen Systems schüttelten ten Staub der fündigen Hauptstadt von ibren Füßen, um in der feudalen Hülle der Provinz dasMirateldeIolt der wissenscheftlichen Umkehr oder umgekehrten Wissenschaft zu präpariren. ,,Hurrah dem Hecke!« E s g i n g zwar langsain,3 a b e r s i eh e r. s Das fieberhaft bewegte Berlin zeigte I in echtpreußischen Augen eine auffal lende Leere und Oede. Eine Menge von chöncn Wohnungen stand leer, das allet feierte, Equipagen wurden mehr und mehr zur Seltenheit, es fehlten die Mandarinentnövfe, es fehlten die Uni formen, es fehlte vor allem die »Jarde«. Ein ,.jardelofes« Berlin war ja lein rechtes Berlin mehr. Wenigstens be haupteten das die vereinigten Mit de und auch noch andere feurigePatriottn- · nen. Das Spiel mit der Walfischtrune Burgerbewaffnung war eben Spiel ge blieben und das Institut der Bürger wehr schon im Entstehen zur bloßen s Polizei-anstatt umgefiilscht worden. s i ( i Uebrigens war gar tein ernstlicher Versuch gemacht worden, dem Solda tenthuui ein Ende zu bereiten und so i ist es nicht zu verwundern, daß sich die » Sehnsucht nach der Rückkehr des Mi- ’ litars sofort geltend machte. Ein erster Versuch, zwischen der iiber ihre »unge rechte Demüthigung« und die ihr ,,nicht . durch eigene Schuld widerfahrene Schmach« grollenden Soldatenschast und der »alorreichen Berliner Revolu tion« eine Versöhnung zu stiften, nude schon am 24. Marz gemacht. An diesem Tage fand nämlich die Beerdigung der im Straßentampfe ge fallcnen Soldaten auf dem Invaliden lirchhofe statt und Ulbisrdnungen des Studentencorps und der Biirgerwehr wohnten der Feieruchteit an. Als am Schlusse derselben der General von Natzmer im Namen der Armee fiir die ungeheuchelte Theilnahme der Bürger schaft dankte, brachten die anwesenden Bürger in allerForm ein »Hurrah dern Heere« aus. Bis zur Garde nach Potsdam hinüber scheint dieser Bersiihnungskuf rcech nicht gedrungen zu fein. Wenig gen-z fand der Konig am folgenden s age für gerathen, nach Potsdam zu fahren, das gesarnmte Offizierscorpg der Garde ing dortige Schloß zu be fehlen und diese Versammlung also anzusprechem »Ich bin gekommen, um meinen lieben « otgdainern den Fries den zu bringen und ihnen zu zeigen, daß ich in jeder Beziehung ein freier König bin; den Berlinern aber auch zu beweisen, daß sie von Ltoigdaiii aus teine Reaktion zu befürchten haben. Was ich gegeben und gethan habe, das lsabe ich aus vollster und freier Ueber zeugung gethan· Die großen Erch nisfe haben nur den Abschluß oeszs längst Vorbereiteten beschleunigt und keine Macht tann und wird mich nuu bewegen, das Gegebene zurückzuueh nstn. Auch habe ich die ererzengung gewonnen, daß es zu Deutschland-J Heil nothwendig, mich an die Spitze der Bewegung zu stellen· Jn Berlin lserrscht ein so ausgezeichneter Geist in der Bürgerschaft, wie er in der ttte schichte ohne gleichen ist. Ich wünsche daher, daß auch das Osfiziergcorpe den Geist der Zeit ebenso erfassen möge, wie ich ihn erfaßt habe, und daß Sie alle von nun an ebenso als treue Staatsbiirger sich bewähren mögen, wie Sie sich als treue Soldaten be trährt haben«. » Die herren von der Garde nahmen dicke königliche Ansprache »mit stiller ’ Re tgnation« hin. Sie mochten denken: z Ert muß Se. Maiefttit wieder »ftramm" gemacht werden; dann laßt i kratz weiter reden oder vielmehr han« « e n. » Zuvörderlt lag ein willloinmenegi Auglunftsmittel nal1e zur Hand, den Truppen. welche in Berlin etämpft hatten, eine alänzende ,,Re bilitai tivn'« zu verschaffen: der Krieg gegen Dönemakl, in welchem sich ,,Papa« Wrangel die Lorbeeren holte, womit geschmückt er der Zeld der Epoche des »Bruchs niit der evolution« nnd der »tettenden Thaten« werden sollte. Am 23. April erstiirmten die preu ßischen Garden in glänzendem Anlauf das Dannenwirle ei Ochleswiq und am folgenden Tage wurden die Dänen ahch von den Hannoveranern unter Hallett bei Overfee geschlagen. Am 18. Mai über-schritt Wrangel die Grenze von Jütland und zeigte sich mit Drohungen und Kontrihutionssheisciis7 uisgen als ein ganzer Marschall ,.Druff«. Niemand dachte, daß die Ganz Sache so bald eine so klägliche Wendung nehmen würde, ausgenom inen Die, welche diese Kläglichkeit planten und in Szene setzten. Zur selben Zeit aber, wo preußische Trupp-en in den Elbherzogthiimern fiir eine iiatioi.ale Erhebung sod)ten, wur den ihre Kameraden befehligt, eine an dere in Prer niederzuschlagen Das nationcle Wünschen, Wollen und Wir lcn der Polen ließ sieh mit den Inter essen der 50(),000 deutschen Bewohner der Provinz nicht gut vereinbaren und viel weniger noch mit den Rücksichten des preußischen Hofes auf stinßlaud Der König hatte auf den letzteren Punkt schon arn 23. März in seiner Ansprache an eine polnische Deputas tion, an deren Spitze der Erzbischof Pizhlugli Von Posen stand, offen hin Ilviesen mit den Worten: »Ich bin den aiser von Ruleand mit flehendlicheu Bitten angegangen, daß er nicht ein schreite, Und ich habe die Versicherung erhalten, daß er dies vor der Hand nicht thun wolle. Auf sein Wort kann ich mich fest verlassen; denn sein Ent gchlusz ist unerschiitterlich, er ist ein liann von eisernem Willen, von dem edelsten und festesten Charakter, der n.Echtigste, weiseste, der alleinige unter den Souveränen Europa’5, der seine Macht mit unerschijtterlicher Kraft aufrecht zu erhalten weiß. Sein Wort ist ja, ja; nein, nein. Wenn aber mit odrr ohne meinen Willen eine freie nationale Entwickelung im Großher zrgthum Posen versucht werden sollte, die auf seine polnischen Provinzen von Einfluß und mit Gefahr für dieselben verbunden wäre, o würde er, hier durch gereizt, zum chutze seines eige nen Reiches sofort seine Truppen in Poan einriiclen lassen.« Dann erinnerte Friedrick Wilhelm an den unglücklichen Ausgang der pol itischen Erhebung von 1830, was ein Mitglied der Ell-ordnung Kraszewsli zu der Aeuszerung reizte, ja damals habe der Vorfahr Sr. Majeftät durch« seine Hilfeleistung an Ruhland der Pvlnischen Sache den Todesstoß gege ben ,,Uebrigens s— fügte der Sprecher hinzu —- haben wir auch im Iahre 1831unglücklich gestritten, so haben wir doch gezeigt, daß der russische Ko loß thönerne Füße habe«. Wogegen der König: »Ich bin ande rer Meinun und glaube, daß der Ko loß eiserne iiße habe« Und wiederum Kraszewski: »Nun, die neuesten Ereignisse haben uns be-» wiesen, daß auch manche andere eiserne Füße zu thönernen werden können«. Einstweilen erwiesen sich jedoch die Füße der Preußen eisern genug, um die polnische Jnsurrektion in Posen rasch niederzutreten. Es kam aller dings zum »kleinen Kriege«, aber der halte nicht viel aus sich. Die Polen konnten gegen die preußischen Truppen das Feld nicht lange halten und senk ten am 9. Mai mittels der Sapitulag « tion von Schroda die Fahne der Jn surrektion, an welcher die Masse der polniscan Bevölkerung der Provinz aar nicht sich betbeiligt hatte. »Nein, kein Anfang Die Truppen hätten sich garnichtzu»rehabiliti- : ren«brauchen. l Demokratische Phantasten innerhalb und mehr noch außerhalb Preußen-e gaben ihrem Erstaunen Ausdruck, daß, wie der Krieg in Schleswig- olstein und die Niederwersung des Anstandes in Posen zeigten, die preußische Heer maschine noch so »ut arbeitete und daß vrsn einem »Ah all« der Soldaten überall nennenswerthes nicht zu mer ten war. Die guten Menschen und schlechten Soldatenlenner wußten eben nicht, daß der preußische Militärdienst siir viele tausende von armen und arm sten Teufeln ein Zustand des Behagen-« Wclk. s- Iq4’ In den Augen der Berliner Bürger schaft war es ül rigens durchaus iiber slüssig und reiner ,,Luxug«, daß das Militär, bevor es wieder in Berlin ein rückte, vorher in Schleswig oder Posen oder sonstwo sich »rehabilitirte«. Schon am 2'7. März waren 14,()()0 Unter schriften von Berliner Bürgern bei sammen, welche die Rückkehr der Trup pen wünschten und verlangten. Diese tausende bestanden theilweise aus«-, Ge werbetreibenden, Wirthen und Krä mern, deren Geschäfte durch den Weg zug des Militärs empfindlich gelitten hatten, und theilweise aus reichen Zähneklapperern, welche die Angst vor dem ,,roth- Gespenst« nicht mehr schlafen ließ, bis re sich und ihre Kas setten wieder unter dem Schutze von wirklichen Und ordonnanzmäizigem nicht bloß nachgemachten, dilettan tischen und bürgerivehrlichen Bajon netten wußten. Man darf dies der Hoch-Vourgeoisie nnd Börsenbaronschast nicht übelneh inen. Jhr reichsein ist nur ein »dan gen und bangen in schwebender Pein«. Bei Tag und Nacht raiint ihnen ihr papierener Reichthum in die Ohren: Der Schwindel hat mich gegeben, der Schwindel kann mich wieder nehmen. Sie fühlen sich unbehaglich in all ih rem Luxus, weil der Triebsand, auf welchem die ganze Herrlichkeit ruht, stets unter ihren Fußen zittert nnd-. vlriistert. Sie athmen Furcht ein und Niedertracht aus. Der Kot-vorang mus ist ihr Jdeal und ihre ganze Mo ral und Politik faßt sich in den Satz zusammen: Ruhe um jeden Preis, da mit wir ungestört weiterschwindeln können! Es bedurfte ar,nicht der weitschiche tigen Machens asten des Herrn Mi nutoli, des »Vollgmanng« Urban und anderer Mai-her, um das Verlangen nach der Wiederherbeiziehung von Mi litär als einen Gesanimtwimsch Ber ltns erscheinen zu lassen Man ließ ohne viel Mühe Behaupt leute der Bürgern-ehrt ,,Namens ihrer Bezirke« den Wunsch nach Mititär aussprechen; am« Zis. März that dies der Magiftrat von Berlin ebenfalls und am 29. folgte die Stadtverordne tenversamml ng nack. Der »politische« uub redete zwar ein Bischen gegen das Her-einholen der Truppen, aber nur gegen ein ,,vorzeiti es« er allgemeinen Stimmung verloren. und fein Gerede ging im Lärm . Später haben Mouchards gefabelt, l die Demokraten hätten ich vergebliche Mühe gegeben, das Volk gegen den Wiedereinzug der Truppeni »auf-zuwie « ; · ' » C f i Feln . Wahr ist nur daß eine a .1 »O. Jtärz bei den Zelt-en itattgehabte Volksversammlung nachträglich gegen die ,,ijbereilte Wiedereinfiihrung von ,Militär'« einen Protest beschloß- also eine läppifche Formalität. Die militärische Umgebung des Kö nigs konnte natürlich nicht so hai«tl»)er zig sein, der petitionirenden Stimme : von Magistrat, Stadtverordneten und . Bürgerschaft der Hauptstadt widerste hen zu wollen. Schon am Nachmittage des 30. März rückte das Ost. Jnfante rieiRegiment in Berlin ein, feftlich ein «eholt von Bürgerwehr- nnd Arbeiter orps. Beim botanischen Garten erwi derte der Oberst des Regiment-3, Ehr hardt, die feinen Leuten vonSeiten Ier Berliner gewordene freundliche Begrü ßung mit den Worten: »Freunde. wir kommen zn Euch, nm mit Euch«1e1ncin fchaftlich Ruhe und Ordnung zu wah ren und den neuen Geist sich entwickeln zu helfen« welche Worte darthum daß au Regimentsoberste in die seit etlichen akzen modisch gewordene fa con de par er leidlich sich zu finden wußten. Am folgenden Tage zogen 2 Bataillone vom 9. Regiment ein nnd am 3 April folgte das st. Matten-Re giment. Die Soldaten waren wieder da: Preußen hatten sich wiedergefunden »Viel Gesause-, wenig Wollen Ein Ministerium aus der Operette. Die Geschichte des preußischenMärz n«ini«teriums, auch »Beschwichtigungs iisiniiteziuin'« genannt, in welches im April noch Herr von Patow als Han delsminister eintrat, ist bald geschrie ben. Sie lautet: Wenig Talent und kein Charakter, Viel Geschrei und we nig Wolle, große Worte nnd kleine Thaten. Diese Herren Minister vom 29. März waren ganz unzweifelhaft vor treffliche Privatleute: nur leider waren sie nicht solches Zeug, aus welchem eine große Zeit große Staatsmänner macht. ie konnten sich alle mehr oder weniger Liberale nennen und ihre Politik war demnach jenes Amalgam von doctrinii rein Dünkel und serviler Prain, von Allerwcltsangendienerei iin Reden und einseitiger Parteilichkeit im andelu, welches man ootmärzlicheci Liberali5 mirs-' heißt. Bis zu welcher Beschränktheit des breußischen Unterthanenverstandeg die ses Ministerium eg im Nothsalle brin gen tönnte, war schon dadurch ange deutet, daß ein Mitglied desselben, der »liberale« Herr Gras Von Schiverin, wenige Wochen vor Ausbruch der Märzbewegung bei Gelegenheit der Strafgesetzeberathung durch die Aus chiisse des Vereiniqten Landtags eine estimmung begeistert vertheidigt und auch glücklich durchgebracht hatte, wel che Zuchthausstrase aus Beleidigung verstorbener Mitglieder der königlichen Familie setzte. Schade, daß der »libe rale« Graf nicht im niittclalterlichen Byzanz lebte-, er hätte verdient, Mini ster des erlanchten Hauses der Paläo: logen zu sein. Man hat als von etwas großem, in den Annalen Preußens unerhörtem, man hat alcs von einer tbatsächlichen Anerkennung der Revolution durch die Krone davon geredet, daß die beiden bürgerlichen Herren Kampshausen nnd Hansemann »aus ihren Kontoren iiber alle Köpfe der erstaunten preußischen Bureaukratie hinweg in das Ministe rinm Friedrich Wilhelmg des Vierten getragen worden seien«. Wenn aber-, wie geschah, die Herren Kante-hausen und Hansemann als oiel zu unfähig und nnentschlossen sich erwiesen, den starren Bann und eisernen Zwang des preußischen Bureaukratigmug nnd Militarigmug zu brechen, ja wenn sie Vor diesem Bann und Zwanq anbetend aus den Knieen lagen, so inuß der ge sunde Menschenverstand sagen, die bei den Herren wären besser in ihren Kon toten Hu Köln und Aachen sitzen geblie ben. Lln der Spitze des preußischen Märzuiinisteriumg denn sie stan den an der Spitze desselben -—- haben sie nur die traurige Unsäbiateit der Bours eoisie dargethan, großes arosz zu fas sen und zu führen. Mit der anzen Selbstgesälligleit, welche dein Ziberalismus zu ei en, hat Herr Kamphausen das Ministerium dem er vorsaß, in einer am 26. Juni in der preußischen Nationalversammlung gehaltenen Rede ein solches genannt, welches »nach seiner persönlichen Zu «iamniensetzung eeiqnet war. denStaat ? bnelebensgesazrliche Zuckungen über die Kluft, welche das alte System von dem neuen trennt, l)inüberzufiihreu«. Aber wurde denn der Staat wirklich über diese Klust hinübergefiihrtZ Nein! Jst wirklich ein neues System an die Stelle des alten getreten? Asoermals nein, denn die Ver brömung und Umslitteruna des alten » Systems mit constitutionellein Firle sana war doch wahrlich nichts der Art. Herr Kamphausen und seine Colle gen ließen bei jeder Geleaenheit oder auch Richtgelegenheit emphatisch mer l i l — ken, daß ce sich vor Allem dazu beru En glau ten, als Schilde vor den hron sich zu stellen Das war freilich eine ebenso leichte als dankbare Aufgabe. Und wahrlich, ein Anblick von großer Komit ist es ge wesen diese sonst so erzprosaischen preußischen Märzminifter als richtige Don Quixote s mit der Lanze der Le itimität gegen die Windmühle des Zintiroyalismus anrennen zu sehen. Allerdings war diese Tapferkeit eine sehr ungefährliche. Gefährlicher wäre es schon gewesen, statt für das unbe drohte Konigthum donquixotisch f :ch zu erhitzen, für die sehr bedrohten »März errungenschasten« ernstlich einzutreten. Kamphausen Cz Co. Sie hatten undAll An schönen Phrasen hat es natür lich nicht gefehlt. In der Rede, womit der Herr Ministerpräsident Kamphau sen den wiederversammelten Vereinig ten Landtag am2 April eröffnete, hieß es: »Das preußische Volk, indem es die freie Berathung seiner wichtig sten Angelegenheiten in der Presse und in öffentlichen Versammlungen ange treten hat, darf nicht verkennen, daß nur im Kampfe der Ansichten die Wahrheit durch-bricht, daß zur Wah ring der Freiheit jede Meinung mit voller Berechtigung und ungehindert sch muß autzern diirsen«. Das klang in der Theorie ja ganz liberal, in der Praxis aber verhielt sich, wie gewöhnlich, die Geschichte etwas anders-. Nichts gelernt s e vergessen Run, der ute Landtag, welcher nach den Märzge chehnissen nur die Bedeu tung einer historischen Curiosität ha ben konnte, überliberalisirte unächst noch den märzministerlichen Liberalik mus. Es war eine nette Komödie und ,t;ie Abgötterei, welche in jener Zeit Seitens einer gedankenlofen Straßen Idemagogie mit dem Abstraktum Volk . oder auch mit den Conkretum - Prole f tariat getrieben wurde, konnte gerade ? zu Eke erregen. » So kamen denn die Wahlen zum i deutschen Parlament heran. Am 1. ’Mai traten die Urwähler zufammen, um die Wahlmänner zu erkiesen« am 8. Mai wurden durch die Wahlmanner die Abgeordneten zur preußischen ton stituirenden Versammlung, am 10. Mai die Vertreter Preußen-Z im deut schen Parlament ernannt. Diese Wah len, insbesondere die für das preußische Abgeordnetenhaus, gaben dem März niinisteriuni keineswegs ein Vertrau ensvotuin Die bürgerlichen Mittel klessen hatten in weit überwiegender Mehrzahl ihre Kandidaten durchgesetzt und diese Wahlen legten unwider sprechliches Zeiigniß ab, daß die Stim mung in diesen Volkskreisen zur Zeit weit mehr eine radikale als eine libe rale war. Mit anderen Worten, die bürgerlichen Mittelklassen in Preußen, dazumal noch nicht müde, mißtraiiisch und iiieinnienhast geworden, wieTxie es später wurden, zeigten durch ihr ahl votum dein Ministerium, daß sie den Neu-Aufbau Preußen-J und Deutsch lands anders und entschiedener zur i Hand genommen wissen wollten, als s bielaiig geschehen war. Sie gaben i durch ihr Wahlvotum deutlich zu er » kennen, wie sehr sie wünschten, das ! Märzministeriuni möge sich nicht län s ger zum Narren und Handlunger der s Hoskabale hergeben, sondern im Sinn i und Geist der Märztage vorgehen und ! die klägliche Ziveiächselei fahren lassen. Was gaben nuii die Herren Kamp hausen, Hansemann und Konxorten ! aus diese Mahnung zur Antwort- Nur ! einen neuen groben Mißgriff, welcher L zugleich ein Frevel an Deutschland ? war. Schon durch die Wahlergebiiisse stupifizirt, ließen sich die Minister durch hösische Ohrenbläsereien so der « blenden, daß sie hüben in Berlin schon I den leibhaftigen Teufel der Anarchiie ! und drüben in z- ran fiirt des Teufels I leibhaftiae Großmutter, die Revolu ! tion, vor ihren Augen heruntertanzen l sahen. Diese eingebildete Gefahr zu beschwören, kamen sie auf den Einfall,. den Teufel durch seine Großmutter zu bekämpfen und umgekehrt, d. h. Berlin durch Frankfurt und Frankfurt durch Berlin lahmzulegen, das deutsche Par lament mittels des preußischen und das preußische mittels des deutschen ! zur Ohnmacht herabzuqitängeln Ei nin anderen Sinn konnte der Beschluß deg- Ministeriuins, daß die preußische »?Itationalversammlung« zur tleichm Zeit mit der deutschen tagen go t,e gar nicht haben. Dieser Beschlu welcher dein deutschen Parlament einen seiner besten Lebengnervem vielleicht geradezu den Lebens-new durchschnitt, war ein schnöder Verrath an der Nation Aber die Herren vom Ministerium Kamp hausen sagt man, haben die un nelluie Tragweite dieser thörichten S nehme nicht vorhergesehen. Mag sleuin; Leute jedoch, welche so sehr aller Vor sicht baar und ledig sind, sollten nicht die Anmsaßun haben, einen Staat linken zu wo en, und wenn behauptet worden ist, die Minister hätten sich auch in dieser Sache, wie in vielen an deren, ihrer besseren Einsicht entgegen den Antrieben der Hofkabale ge iigt, so mildert das, falls es wahr, die trenge des Urtheils über diese Märzniinisterei gewiß nicht« sondern verschärst dieselbe fFortsetzung solgt.) » nur noch. Wechsel :«’,iielithaiisdireetor tzii dem neuen Streif lingit »Mittwoct)g tönnen Sie also Besuche empfangeii!« Strasling lcliecnallaer Bantdiiector): »Hm, srlilier hatte ich meinen Jour sit Mon tilgst-«