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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (Sept. 2, 1898)
ssssssssss fDie If lurlJ k. Ei Roman von Ida Bots- Ed. W I Maiwurm-) : »Was ich, mit Erlaubniß zu sagen, furchtbar dumm sinde«', antwortete sie lebhaft. »Als ob die Arbeiter nicht längst wüßten, daß ich bloß die arme Phöbe Grabowski bin und gewiß tein Portemonnaie voll Geld in der Tasche lssabr. Und überhaupt, wer sagt denn, daß Diebe darunter sind, die einen an fallen: »la bourse ou la vie?!" Sie lachte, zog ihr Portemonnaie cus der Tasche, öfnsete es und hielt es Adrian unter die Nase. »Da, drei Nickel und zwei Pfen ninqe«, sagte sie und lachte. Er sah wohl ein« daß er sie bei ihrer Aufforderung der ergangenen War nung lassen müsse. Das Wetterleuch ten eines Lächelns zog über sein Ge sicht. »Na, aus etwas höher als zweiund dreißig Pfennig hätt’ sogar ich Sie taxiert«, sprach er. »Wenn Sie doch schon mal da sind, beler Sie mir,'« bat Phöbe. «Wenig stens dreißig Pflanzen muß ich haben sitr mein Beet.'« Er sing sogleich an, mit seinem Stock in der Erde berumzupurren, nnd gäselrnte sich dabei recht weit von O c »Adrian,« rief sie nach einer Weile hinüber. »Was ist denn schon wieder?« ries er zurück. »Ich will anen was sagen.« Er kam heran. Sie kniete vor ihren Körben, hielt die Stirn tief geneigt und legte sorgsam Pflanze neben Pflanze aus den Sand, der die Körbe bis zur Hälfte füllte. »Adrian, wenn man hier den Jam mer mit dein Sandbaden sieht —— es sind doch gewiß an dreißig oder vierzig Morgen. . . .« »Vierundsünszig,« schaltete er ein. »Ja, dann stellt man sich vor: wenn die tultiviert würden! Mit Luvinen, . mit Kainit, mit Thomasschlacke, und wie all der Kram heißt,« fuhr sie fort. »Ja, vorstellen kann man sich das » schon. Aber das kostet ein mordmäßi ges Geld,« sagte er betrübt. »Ich weiß, wie Ihnen und Callasg koraen auszuhelfen ist,« sliisierte fre. »Das weiß ich auch: mit Arbeit, Arbeit und nochmals Arbeit und Ge duld, die gehört auch dam.« Er ließ sich im Sande nieder, svreizte die langen Beine aus unv ver schränkte die Arme über die Brust. lfr nackte Phöbe nicht an und sprach voll innerer Bewegung weiter: Manchmal denk’ ich so: schön ist eö ja nicht, so’n ganzes Männerleben dran zu wenden, und die Karte wieder aus dem Sumpf zu ziehen, wohinein sie die Vorfahren geschoben haben. Aber dann hab’ ich wieder Stunden. wo ich mich lolossal glücklich dabei siihle. Das ist doch erst so recht was, wenn man alle Tage sieht, wozu einem der Herrgott die Fäuste und das bis chen Grüße im Kopf gegeben hat! Da mit man sie braucht, Phöbe! Na, ich denke, ich brauche die meinen gehörig. Es ist ja auch ein Vorwärtskommen Aber so wenig, so langsam. Und manchmal denk’ ich ein bischen weniger Sorge hätten Vater und Großvater mir hinterlassen können —- bloß ein bischen, damit ich mal auch ans Glück hött’ denken tönnen.« Er seufzte schwer. ,.Adtian,« sagte Phöbe ganz leise, während Thräne um Thriine über ihre Backen rann. »Sie sollten doch eine · reiche Frau heirathen.« »Was soll ich?« rief er empört und sah sie starr an. »Ich meine nicht ums Geld, gewiß nicht allein um das. Aber wenn es sich nun so trifft, daß eine, die Sie liebt, gerade viel Geld hat, und daß diese eine gerade die Beste, Schönste, Herr lichste ist, die einzige, die Ihrer werth ist,« sagte Phöbe weinend. Jhr war zu Muth, als habe sie Schuld an allem, an Adrians Armuth und daran, daß er reich heirathen solle. Unter ihren Worten herum-me Adrian sich wenig. Er nahm Hände tiolI Sand aus und streute ihn seit wärts hinaus wie ein Säemann——:1a" Etillsitzen vertrug er nie, wenn er auf geregt war. »Unsinn,« sagte er barsch. »So eine giebt’å hier gar nicht. Dem Trebdiner Paftot seine Tochter ist an die vierzig. Drüben der Peplunder hat ja bloß Söhne. Die Warenser mit ihren sechs kleinen Bälgen kommen auch nicht in Frage. Also wo sitzt die Wunderdame, wenn ich mal fragen dars?" »Aber doch Contadine,« slüsterte sie und fing heftiger zu weinen an, indem sie sich umdrehte und ihr Gesicht in den Händen versteckte. Adtian sah lan e still und stumm auf den krummen ücken, der ihm zu .ewandt war, und über dem der rauhe f hing. Er hörte aufmerksam dem let en Weinen zu. Sein Gesicht war roth, er schloß die Au en; die ihm naß geworden waren. - dlich hatte er sich gefaßt. Er zog ein wenig an dem Zops. als ob der ein Klingelzu wäre und sagte: »Phöbe«. »Ja?« Fragte sie entgegen und ver suchte ihre Thränen zu trocknen. »Ach, lassen Sie doch meinen Zopf.« «Also, Phöbe, Sie sind viel, viel dämmer, alt ich geglaubt habe.« »So!« ries sie etwas beleidigt. »Viel dürnmer! Conradine liebt mich nicht Oab’ ich wohl dnntle Schwärmeraugen? Ja? Und l)ab’ ich barunes Haar? Rein! Und wenn sie mich liebieqeheirathet wird nicht, und mit Geld schon gar nicht. " Er sprang auf »Aber nun, allons-, nach Hause. Das liat nicht in meinem Nachmittassprw gramm gestanden, daß ich hier ’ne halbe Stunde mit Anemonensuchen ocrbummlr. Sie müssen schon ein bis chen rennen, Fräulein Phöbe, ich bin nicht dazu da, mit Jhnen ’tumzuttö deln.·« Phöbe sammelte ihre Spielsachen zusammen Jbr Gesicht strahlte vor Glück und war doch noch beisz und roth ron den eben veraossenen Tbtänen· »Ich muß mir wieder die Schuhe ausziehen,« sagte sie veraniiat. »Sie brauchen mich aber wirklich nicht nach Hause zu bringen. Sie wissen ja — kloß zweiundtreisiig Pfennig.« ..Nee, nee, Vorsicht ist besser. sEie seben viel woblhabender aus-; Conta dine schenkt Ihnen immer so schöne Kleider,« meinte er und schtitt so aus«-I, daß sie wirklich »rennen·« mußte. »Aber heut hat-N ich ja das alte hell lslaue an, es ist schon zwölfmal gewa schen, mindestens-X rief sie mit der an zen Entriistung eines jungen s töd chrn5, dem man in der Kleid-ersteige unrecht thut. »Zwölfmal gewaschen, alt, wirklich alt?« fragte er erstaunt. »Ich habe es schon den ganzen vori gen Sommer gehabt,« hetheuerte sie, ,.es ist ja nur Kattun und hat bloß sechsundzwanzig Mart getostet· Sie sollen nicht immer aus Conrndine schel ten.« Adrian war ganz tleinlaut gewor den. Ihm ging ungeheuer viel im Kopf herum. Also ein holdes, schönes-, lie hes Mädchen konnte wie eine Fee aus sehen in einem schon zwölfmal gewa fchcnen Kattuntleid, das nur sechs-nnd ztoanzia Mart geiosket hatte? Sollte die Betteidung einer Frau doch ein er: schwinglicheö Ding sein? Hierüber war e: so sehr in Zerstreeri ung gekommen, daß er vergaß auf den Weg zu achten und viel weiter mitging, als nöthig gewesen wäre. Zum Abschied schüttelte er dank-« Phöhe die Hand und hat mit unge wohnter Jnnigleit: »Also erstens, zerbrechen Sie sich das Köpfchen nicht wieder mit HI rathsgedanten für mich. Und zwei tens, laufen Sie nicht wieder so allein l«eraus. Unter den Maurern sind zwei, drei böse Lümmel, die betrinlen sich manchmal, da kann man nie wis sen . . .« »Ja, wenn Sie es hefthlen. thu’ ich's gewiß nicht mehr,« versprach Phöbe. »Warum muß denn ich erst was be fehlen, ehe gehorcht wird?« fragte er mit strahlendern Gesicht. »Nun, Sie wissen doch alles am he sten,« erklärte Phöbe. Er lachte und ging eilends davon. Phöhe verzehrte sich nun vor Unge duld bis zu Conradinens Heimteh:. Nie hatte sie diese so lieb gehabt wie heute. Jhr war, als müsse sie ihr um den Hals fallen und sich viel-; viele Male bei ihr hedanten. Pünttlich um acht Uhr hielt dann auch der Wagen vor der Thür. Aber Phöbe fand teine Gelegenheit, ihr-: stürmische Zärtlichkeit anzubrin gen. Die Anlommenden waren zer streut, hastig, fast verlegen. Felix Dahlland begrüßte Phöhe flüchtig und ging dann sogleich die Treppe hinauf; Contadine lief ihm ein paar Schritte nach und ries: »Also nochmals-gute Nacht-gute Nacht,« dann sagte sie, sie sei verregnet, abge spannt, zerzaust, müde, Phöhe läme wohl morgen zu Erfas. Phöbe, die in hoher Stimmung ak wesen, zog enttäuseht und erstaunt von dannen. ( Es kostete Conradine eine schlaflose - Nacht, um sich tlar darüber zu werden, ob sie ihre Liebe feierlich verkünden und eine Art Staatsaktion veranstal- » ten solle, indem sie alles-, wag aus ’ Trebbin lebte, um sich versammelte und Felix als ihren künftigen Gatten vorstellte, oder ob sie die einzelnen ge legentlich mit der Thatsache bekannt mache. Aus ihrem Bündniß keinen Tag lang ein Geheimniß zu machen, war » ihr fester Vorsch. Sie war nicht der j Mensch für Heimlichleitem Und wenn ihr Mund zu schweigen vermocht hätte, ihr Wesen war zu start und gradlinig, ; um sich in irgend einer Form von J Heuchelen verbergen zu können. Sie « entschloß sich alle Stunde anders und . malte sieh aus, was für ein Gesicht Adrian machen, was »Madame mere« 1 sagen und was Phöbe denken werde. i Bald erschien es ihr herzlicher, es je- H dem allein mitzutheilen, bald fand sie s es essettvoller und für Felix’ künftige ( Stellung besser, ihn dem »versarnmel- « ten Ville« vorzustellen ——— Als sie aufstund, war sie noch zu . nichts entschlossen. Jhre impulsive Na I tur konnte sich aber nicht bündigem das Glück brach zu jubelnd aus ihrem Her zen. Und schon beim Anlleiden sagte sie zu ihrer Jungfer: Was würdest du « sagen, Laura, wenn ich mich wieder verheirathete?« .Es wäre das Beste, was die gniis T dige Frau thun tönnten,« sagte Laura. ; »Nun, wer weiß. mit was fürNeuig : teiten ihr noch überrascht werdet.« - Laura mit ihrem Puppengesichte lä chelte freudig. Mit geschickten Händen - steckte sie das Haar ihreanädigen au-. - Es war Conradine, wie sie so still da saß, ein angenehmes Gefühl, wie sanf ten Berijhrnngen der Finger im Genick zu spüren und das steisgestärlte Kat ’ tunlleid des Mädchens leise tnistern zu hören. Sie träumte eine Weile. Plötz: ; lich- ftagte sie: »Herr Dahlland ist gewiß allgemein beliebt bei den Leuten·'« Laura verstand, was sie zu antwor— ten habe. »Fabelhaft,« sagte sie, ,,er sei so gut, sagen sie, und so gerecht. lan was silr ’n schöner Mann!« Conradine strahlte. »Laß mich heut das lila Kleid anzie ben, es steht mir am besten." »Nicht erst den Morgenrock?« »Nein, ich muß gleich nach Collasp borgen sahten,« sagte sie und- entschloß sich in diesem Augenblick dazu. ,,S«ck)icke mir nachher Jaspersoti.« Als Jasperson dann eintrat, um » seiner Herrin den Thee zu bringen, lvufzte er schon,.daß etwas Ungeheures : in der Luft schwebe. Laura hatte es ihm gesteckt, denn Laura wüßte so ge nau wie Jasperson, daß lein andrer Mann in Frage kommen lonnte als-Fe lix Dahlland -— hatte Cvnradine doch seit Monaten mit Niemand mehr ver-— lehrt. Als Conradine des- treuen Mannes ansichtig wurde, ward sie gerührt. Ihr bewegtes- Gemiith hatte schvn förmlich ein Bedürfniß gehabt nach Rührung-, nach Jnnigleit. » Dieser da hatte ihr das Leben geret tet und sie seitdem mit Thrannei, aber ; mit aller Treue eines Hundes bewacht. « Solche Art Naturen, wi-: dieser ein fache Mann, haben zuverlässige Jn- . stinite ——— ihr verstorbener Gatte hatte einmal gefaaiz »ch Karv ans-eilt und wen Jiigperson nicht mag, von laan man wetten.« Wenn irgend ie inand ein Recht hatte, die qrosze Neuig teit zuerst zu hören, war es dieser Mann. »Ja5person,« begann si-:, »ich will dir was mittheilen.« Ader indem sie so begann, fühlte sie zu ihrem eignenSchreck, daß sie zitterte, das; ihre Stimme hebt-: »Das ist ja, als wenn ich Anasi t-citte." dachte sie. »Da Tört doch alles- aus« Sie lramle an ihrem Schreidtisch k-:runl. Es sah aus-, als- iuche sie da etwas-, um es Jakperson Zu aeven, d-r wartend neben dem Tbeetifch stand. Sie warf mit erzwunaenem Entschluß ihre Schreibfeder hin, die sie in der Hand aehabt, und wandte sich Jason son zu, ihn fest anschauend: »Du zuerst sollst eå wissen, früher als meine Nichte, früher als die gnä diae Frau. Ich aebe dir damit den Be weis von Vertrauen und einer Dant besrkeit, die nie aufhören wird. Ich werde mich wieder verheirathen· Mit Herrn Dahlland. Ich bitte dich, ihm dieselbe treue Anhänglichkeit zu wid men wie mir.« Jaspersons Gesicht entfärbte sich, er sah ikr in die Anat-n Diese lalte, unbeweate Miene reiste Canradincs. Weil sie aeriihrt war, er wartete sie auch von andern Ueberra schung und vergaß ganz, daß derMann immer von eisernstr Ruhe und Ver schlosscnheit starrte, so lanae nicht et was Unerbörtes ihn zu wildern Jah zorn hinriß. »Wenn IS dir aber unmöglich sein s-·llte,»« fuhr sie fort, »dich in die neuen Verhaltnilse zu schicken, steht es feder zeit bei dir.· dir eine andere Beschäfti gunq zu wählen und meinen persönli chen Dienst zu rcrlassen.« «Vor fiinf Minuten hatte sie noch nickt daran gedacht, deraleichen zu sa- i aen. - « «Jck- arxatuliere der anädiaen Frau vielmals,« sprach Jasperson mit unbe weatkm Gesicht »Und es ist wohl bes ser, ich bekomme was andres zu thun jBedienen bei Tisch und so. dass tann lebet gelernte Herrschaftsdiener ia doch liessen Und das Aufpasser-. daß der ausdran Frau nichts aeschiseht, das thut wohl der neue herr.« ; Conradine empfand einen heißen s cmmixrx Este hatte gedacht, der Treue müßte sich doch dräraen. auchffelix er getzen zu werden. Tausend peinliche Empfindunaen stürmtcn aus sie ein: jene Worte ihret- Gatten Wdie Vorstel lung, daß Jasperson eine Art Eifer suchtstraaier sei sär denVerstorbenen — die Furcht, daß auch die andern ihre Verbinduna mit Felix so kühl begrüßen könnten· Sie sollten jubeln. sie sollten begreifen: er war ihr Glück. »Wie du willst, Iasperson,« sprach si-: mit heißen Wangen, «du hast ja Zeit, dir zu überlegen, welche Anstel luna du willst, und wenn sich nicht sindet, schassen wir siir dich ein Amt. Natürlich wird es siir dich nur eine Verbesserung in Bezug aus dein Ein kommen sein.« » »So muß sich doch für ihn an meine ! Verlobung ein froher und dantbnrer . . Gedanke knüpfen, dachte sie und war » sich wohl bewußt, daß sie ihn ertausen wollte. ’ Bei ..Madorne mere« undVböbe fand ! Contadine dann einian Trost. Die , erstm, die ihre Siiesschtviegertochter immer nur hinter der-en Rücken zu tri tiftren waate, uns der alles daran lan, die gewohnte Stellung imhause zu be halten, lobte Felix mit den Eber schwenalichsten Worten· Das war das beste Surroaat siir den fehlenden Her zenston Phöbe weinte Tbriinen, halb in Mitsreudc, halb in Sehnsucht nach eianem Glück. Und Conradine verstand den zwie fachen Grund dieserTlnänen aar wol-l. Sie war eine GlückliÖe und wollte glücklich machen. Kaum daßFelix, nachdem er sich wie ein fremder Besucher bei ihr batte an melden lassen, in ihrem aelben Zimmer bei ihr war, und nachdem Je ihr Wie derschensaliick mit beißen Küssen gei ieiert, saqte sie ihm, das; sie zusammen nach Collasbosan fahren müßten. Felix stand vor einer lleberlast von Geschäften, aber heute durfte er sich ihr noch nicht entziehen. Nur seine Lei stungen, nur seineArbeiL die Zu ihrem Nutzen qedieb, konnte scineArmutii aes aen ihren Reichthum aiisaleirlnn Er habe ja schon so oiel aeleistet, und alles lasse sich nachholen, wag etwa noch in den nächsten Zeiten versäumt werde. Nein, er sei noch nicht aewandi und meisterlich aenua in seinen Pflichten, halb noch ein Lernenden da näbe es lei : ne Minute, die verloren acnen dürfe. J So stritten sie nin uni- lpe1, und daß : Conradine siir heute ihren Willen ? durchsetzte, ier natürlich. Sie hatten sich auch so endlos riel i zu sagen. Jm Wagen saßen sie Hand in Hand, Schulter an Schulter, und Fe » lir forderte Ausliäruna über alle seeli ! schen Vorgänge, die es dazu gebracht ’ hatten, dasz Eonradine ihm nicht schon ! damals im Juli, als sie heimtam, so in die Arme gesunken war, wi-: nunendlich gestern. Conradine war aus diefeFragen gar nicht vorbereitet. Die aeqentviirtiaen Gefühle erfüllten sie zu sehr, als daß sie vermocht hätte, aenau zu zerglie dern, was alles in ihr vorgegangen Sie wußte nur, das; eine unbestimmte Anast in ihr gewesen und oann völlige Zufriedenheit, da sie ia in seiner Nähe lebte, bis dann die zweiteTrcnnuna ge lommn und mit ihr eine Sehnsucht ohne alles Nacht-Inten, ohne alle Anast. Dem Triumph ihres Gliiels wollte sie auch lieber von der Geaenwart undszw lunft sprechen als von Veraangenetn. »Siehst du,« sagte sie, .,nun saltrft du iiber deinen ssiaenen Grund und Bo den. Fi-: nmt dir nicht alles can-; neu ror?« »Nein. Jcii sehe nnr dich und denke an dich« »Und die Tonne scheint. Dass aebiirt zum Gib-cl, nickt wahr? EH ist so die rechte Beleuchtuna.« »Der Regen gestern Abend sti ge priesen« Sie lachte-. Ja, der Reaknk Er hatte ihnen erlaubt« im aeichlossenen Waan ihre erstenLiebeeakitändnisse unbewxiit ausziutausehem Aber der Recken hatte auch die erste Ernte am Herbitlaub aehalten. Lichter waren die Winsel. Ein leuchtend blauer Himmel stand mit Atlasalanz iiher dem sarberrbrächtiaen Gelände. Die blanlen Birnbaumbliitter schimmer ten rol,«t nnd gelb. Atti den bleichgel ben Stoppelfeldern weidete das zorn braune Rindoieh. Ltnls von der Land straße« aus einer ron Unlraut griin ärerroucherten Brachtoodel zog ein-: Schafherrse dahin, die schwarzbraunen nnd schmutzig-weißen Thier-: mit den sressend geneigten Köper dicht anein ander gedrängt; vorn veriiingte sieh der Hausen zu einer Spitze, das breit aus einander gezogene Hintertressen be toachte ein Hund mit gespitzten Ohren und aufmerksam gerinaeltetnScknvaitt. Ter Schäfer saß am Rain nnd lösselte aus einem Blechtcpi, ein halbwiichsiqes Mädchen lag daenben mit emporgezo aenen Knieen aus dem Rücken und starrte in die Lust. wo eben drei Raben mit schwerem Flügelschlaa Masche-Ieb ten. Als Contadine und Fetir vorbeifuh ren, grüßte der Schäfer-. Der Wohl-»e ruefh auf seinem Topf stiea bemerkbar an . »Wir wollen ihm einenTbaler schen ten,« sagte Contadinr. Sie lamen iiher die .Lehmluhl", oder, wie es nun immer hieh, »die Fa hril«, denn so hatten die Trebbiner die Dampsziegelei getauft. Der Baumeister war nicht anwesend, die Arbeiter hatten gerade ihre Mit tagspause anqetreten. Contadine toar enttiiuscht, sie hätte dem Baumeister ihr: Verlobung auseian und den Leu ten Geld zu einemffeit verabiocgen las sen können. »Ich mötste alle Welt beschenlen,« sagte sie Jbr Glück rührte ihn tief. »Was bin ich denn? Was qebe ich dir benn?« fragte ssr zärtlich. Conrabine lente ibren älopi zurück an seine Schulter. »Dich selbst giebtit du knir, sind ba knit ein neues Leben. Ich liaoe dich ne liebt von jenem Augenblick. iro Ich dich im Juwelierlaben lot-. Weißt du es noch, wie ich deinen Rina un meinem Finger hoch hielt, und wie mich rann dein Blick im Spiegelalase traf?« . Sie vertieften sich in die aenaue Et örteruna jener Minuten und lebten sie wieder nach. »Ach, da sind wir schen bei Adrian,« sagte Conrabine. Adrian. der ganz l ländliche Mittagözeit hielt. wenn seine Leute aßen, und der in aunz seltenen Fällen ein besseres Gericht iiir sich tok chen ließ, als diese es bekamen, saß bei weißen Bohnen und Speck. « « Er machte große Augen, als die bei den bereinlamest Das Aniahren des Wagens hatte er überhött, benn erjtenj i hatte er immer einen Appetit me Ie —4——-——« ——— mand, der gedroschen bat und zweitens las er neben dem Essen das Krergblatt, wozu er sonst den ganzen Tag keine Zeit fand. · , »Ein-ei Glückliche, Adrian! Wir wollen uns deine auten Wünsche bdlrtlz Felix und ich haben uns verlobt, sprach Conradine, und Tbränen traten in ihre Aussen » Adrian trat einen Schritt zuruek, rot-: jemand, der tief erschrickt. Er wur de dnnleirotb und sab die beiden, Ue Hand in Hand ror ihm standen, fass sunaslos an. Auch Felix erstarb das Lächeln. »Dein Erstaunen ist —— iit --—-« »Eonradine Feltr, mein Junaek« Und er küßt- Conradine die Stirn und nat-m Felix in seine Arme. Er konnte nicht recht etwas sagen. Er drückte sich in Geitiklakionen auc, um sich und den beiden über sein Er staunen hinwegzuhelfen Das hatte er ja aemerkr. lanae, lan Ae schon, daß Conraoine bis über . die Ohr-en in den auten. braven, set-onst Jungen verliebt war. Na ia --- tempe ruamentvolle Frauen sind mal verliebt -—- so eine kleine Schwärmerei. das tin terhält, das überwindet sich, das geht vorüber. Das war ja natürlich iiir Conradinens warmes· unbeschäitiates erz. Aber heirathen! Die beiden vaszten roch aar nicht en sammeni Warum nicht? Das wußte Adrian nicht. Er meinte, neben Con radine müßte vIin imposanter, herris ; scher Mann stehen, der so ’n bißchen » was Herkulisches hatte. sowohl als im « Geiste. Na, am Ende, sie mußte es wis sen. Und förmlich verklärt von Glück sahen sie ja aus. Die Frische Adrians, sein Verwun deru, das nicht verletzen konnte, weil inniafte Theilnahme an beiden herang llana, vermischte dann schnell den er sten Eindruck seines Schreckens, der von beiden wohl bemerkt worden mak. Aber so ein Ereigniß durfte nicht unbeaossen bleiben, Natürlich zu den Speckbobnen und dem Dünnbier konnte man sich zwei Leute nicht niedersetzen lassen, die in höheren vaiiren schwebten. Aber Adrian battz rotn Vater her ein paar Flaschen aanz alten, töstlicheti Weines int Keller. Eine davon mußte beraus. Und der mit ein paar autszn Gläsern-» im großen Eichenschrant aaks es noch deren Don töstlichemKrystallx sie waren veritattbtund mußten erst aewaschen werden. Aber endlich waren sie doch- iJ weit, das-. sie anstoszen tcnntenZisr saßen unt ten Tisc, csonradine und Felix auf dein Jena« Adrian ihnen aeainiiber. An der Wand, ük:r dem Soh, so tasz Conradinens Hut ein Stück aez Nab snens verdcate, dina das Bild des gro ßen Esctxmerenötcer5, der in Konnt-a aeti, am Hofe Friedrich-· des Sechsten, mit schönen Wsibern Colla5r::raeii bei nahe ausaeaessen hatte. Sein aeiitvcls leck, lächelndeiz Gesicht war von einer iurasam aebiirsteten Haarlocke über ragt; seine Haltuna war die eines Mannes-, der sich einer schönen Gestalt sehr bewußt war. Aug dem dunkel blauen Frack trauste sich vorn ein Ja bot, die hellarauen Beintleider unt schlosan eng seinen Untertöroer, unter dem Rand seiner aebliimlen Weste hina eine Kette heraus. di-: in zahltosen Berlocken endete. Cenradine und Felix hatten die Ge schichte ihrer Liebe und Verlobung er zählt. »Na ja,« sagte Adrian, »das sollte denn wohl alles so sein. In sc was, scheint es, giebt es teine War-L Natur stimme nennt man das. Wenn die mal spricht, ist man blind und taub siir al tes andere.« »Und du« Adrian — hast du denn teine Lust, dir einen eiaenen Herd zu gründen?« sraate Conradinr. Adrian stemrnte die Ellbogen aus den Tisch und saltete die hände unter seinem Bart, so daß er steif vom Kinn abstand. »Du meine Güte, eianen Herd hab' ich mehr als zu viel. der ist iia agerade mein Schicksal. Los möcht’ ich ihn sein. Aber selbst wenn ich nicht als Majo tatsberr da säsze -- wer tauste mir diese Schalle ab!« »Ach, du weißt recht aut. wie ich's meine ——— heirathen sollst du," sagte tie. Ohne leine Stellung zu verändern, meinte er mit einem titnsttichen Phleg ma: »Gestern wollte Phöbe mich mit Dir I verheirathen willst du mich heute mit ihr zusammen reden?« ( »Ja, das will ich!'« ri-:s Conraoiue lachend. ,,Also, Phöbe dachte dies, sie gönnte dir mein Geld. Wie nett ron ihr.« »Ich bitte, mich bei all-In Heiratå)g- 4 olänen außer Spiel zu laiieu,« satte i er. ; »Was sär ’n oerstecktes Gesicht tu machst!« . »Conradin:,« beaann er. aus seiner butschiiosen Nachlässigkeit plötzlich in schweren Ernst fallend, »du weiß am besten. was der Mann aui dem Bilde aus Collaölsotaen und dem hause Col las gemacht. Ich habe ihn mir express da über das Sosa in meine Wohnstube gehängt, damit ich nie mit meine-Thais tmnaen in's Kraut schiebe, sondern im mer sinl zutückschneide, wenn ich mal in Gefahr bin, mir spanische Schlösser zu bauen· Niemals silbre ich ein Weib n dieses Haus, so lanae die Sorge noch mit darin wohnt, und so lange die Ar muth noch draußen aus den Moment lauert, wo sie 'rem kann. Niet« Ei llana wie ein Schwur. Abrian war ganz bleich geworden. Mit etwas liebender Stimme suhr er fort: »Na, und die Kleine. die wir mein-m, die ist sa selber arm wie 'ne Kirchen maut.« »Ich aöbe itr ...« bcaann Conn hine Adrian streckte die Hand gegen sik aus« · »Schiveia still.« sprach er fast l;eitiq. »Nicht durch ein Almosen. nicht durch ein Gnadeiinescbent will ich dazu tanz men. Arm, wie sie ist, ist sie nur die einziae. Und sie ißt auch Bohnen und Speck mit mir, das weiß ich. Aber das wenigstens muß ich immer baden tön nen, iiir sie, für mich. iiir mer-L Man muß sich doch immer taaen. wenn man ein Kerl mit etkrlicheniGewissen ist und bleiben will, was ein Edeitand bedeu tet und was er alle-z brinaen tan:i. Ein Schutt wär’ ich, wenn ich bloß daran dachte, daß ich sie haben will· Erst ein paar Monate tollen Liebesaliictg und dann vielleicht Jammer uno Noch Nein.« »Aber sie ist doch meines druders Tochter und ...« »Und du hast schon viel fiir sie ne tban. Und du bast schon mich vom . Unterganq arrett:t,'« sprach er weiter, mit einer ernsten Leidenschaft, die fast wie Zorn wirkte, »und was rsrntit du denn, daß eH inir jetzt noch ein leichtes Bewußtsein ist, von dir oaz große Stück Geld zu tmme Jetzt. iro du hei ratheft und deine Verhältnisse sich so - verändern! Du hast, seit du nett-»eing tkest warst, rnitGold tozutaasn um dich werfen können. Bildelt du dir ein, baß man sich das leicht wieder abaewötilit?« »Als Fräulein von Graboweti bade ich auch zu lrben aehabt!'« rief Conta dine erreat und ariss unwilltiiriich nach Felix’ Hund« »ich war, was man so wobllfabeno nennt. Und Trebbin und mein Privatbermöaen bleiben mir tan« »Wovon Hunderttausende ins-Mis borqen stecken. Verriictter tann man tein Geld nicht anlegen,« taate Lidrian bitter. »Und es indaen noch immer drei, vier Jahre veraeben, wenns- gute Jahre sind, etc ich die Amortisation beginnen tann.« »UVleU, Im Dlllc MO, soc-IX Wil- » radine fast weinend, »welche Reden! Heute und in dieser Stunde tbiile ich’s wieder. Nicht wahr, TelirCY slldriam wir bitten dich beide, dir wegen dieses Geldes ni: Gedanken zu machen. Gatt lob, wir können es entbehren.« Felix stand aus. Er litt unaus sprechlich· Was hieß das alles. »Du bildeft dir «:in, daß du’s entbeh ren tannst,« saate Adrian trotzig. » »Wenn du erst Dolbatsch abgetreten hast und auch den Zinsaenukz Des Fre nioir:’schen Vermdaens verlierst ...." »Bin ichimmer nachseer ::.«;1!!li,a bend," fiel iie schnell ein und erljod sich. »Wie sind krir nur auf das nur«-Herst sprädxs aelcsiwx .:ik» »Weil du -..:-.-n Hunaerleikcr mit ’ner Fiirclsnnis verheirathen Woll test,« saale er, xxrt der qute Humor, der sein iijefrcht son-: ;;1rchleuchtete, ;litzle wieder aus sein-n Bluan »Sicmm Felix, wollen wir Iseilns srante linnradine Zärtlich und trat zu dm Geliebten heran, der. mit dem Ril cken aeexen die Stube, c·:r dein alten Schranl stand und mit der Spitze des kleinen Finaerå an deranrariianxuster t,-:rurntvischte· »Hörft du nicht, Felix-P sraare sie sanft. Er fuhr plötzlich ins-unt »Was war das alle-? Habe im den rechten Schluß qezoaenZ D u verlierst Doibatickz und senitiae Vermöqeusi theile, wenn du wieder beiralheit?« »Nein dich- desch nicht darüber ausl« bat sie änastlich.( »Er hatte jenen schare« sen, abgesponnten Zua im Gesicht be tommen, der ihr das Her-i zerriß, weil er ihr verrietb, daß der Geliebte litt »Minerweqen wirst du Entbhrnngen erdulden s« fragte er skrena. « »Siebst du, Adrian,« riet Conradis ne, »das bab’ich mir gedacht! Mein Felix —-— das ist nicht so. wie du denkst —----wir haben immer noch üb-:rreich zum Leben.« »Wir s-——s wir,« saate er ungeduldig. »Ich brauche nichts. Ich habe schen irr-hungert- Jch will nichts von deinem Luxus. Jch will dich selbst. Aber du — o Gott, du «- so verwahan »Krnder,' sprachAdrian beinahe mit väterlicher Gutt-miitbialeit, «itreitet euch doch bloß nicht um den Mammon. Wenn ich tappfiq gewesen bin und dumme Sachen astsaal babe —- verz iß dag, Felix. Jtn Grunde ist es ja irazit wenn man sich liebt, aiebt es keinelsnt Lehrlingen-« A -. — t »Und nsie macht e5 mich glücklich, deinetweaen auf etwas zu verzichten? Du möchtest tde auch neroisr nicht, daß ich ncch als kein Weib das Geld mei nes ersten Gatten verbrauche,« tief sie tseschmärenu L »Das ist deine Phantasie, die Vi , tnomentan LagOpser rei.woll ersckriuen läßt« betyarrte er finster. »Deine Phantaer die mich nach ihren Stim munan durch Himmel und Hölle sank «O Felix-S« ri-:s sie schmerzlich und fiel ihn( um den hals Mortsetzung sotatJ Gedankensplitter eines E se l s. I. · Heute ritt ein Mensch aus mir durch Es eine Gegend, die er einen entzückend ’ sehonen Garten nannte· Unsinn! Nicht eine Distel war darin zu finden! i DieMenschen gebrauchen uns alt Lastthcer und als Schimpswort. und tvcr Esel lassen uns das ruhig gefallen. I Als ich neulich unter der mir ausge biitdeten Last zusammenbrach und nicht weiter konnte, schlug mein here . mich mit einem schweren Knüttei. Ein Mann, der das fah, nannte es tm- s menschlich. Wir nennen es Wird »