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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (Aug. 26, 1898)
--7-------s--—-—--f Klüfte und Ebenen Roman von Herman Heiberg. WirtfesunsJ W Er mußte Nan fortdauernd unter Augen behalten, und sein Interesse fiir das junge, reizvolle Wesen hatte beritg einen solchen Grad erreicht, daß sich eine heftige Eifersucht in ihm zu regen » begann. Wenn sie lachte, warf er ihr s vor, daß sie lustig sein könne, während H sein Herz tief beschwert war; auch sollte sie mit solchen Blicken nur ihn ansehen. Bald fand er sie übermäßig gesallsiichtig und soars sich zum Richter über sie aus. bald trat sein qerechter Sinn für sie ein und fiisterte ihm zu, daß diese Lebhaftigieit doch eben ihre Eigenart sei, daß er sie deshalb zu ta-— » deln keine Veranlassung habe. ; Jeden ihrer Blicke, jede Bewegung ver olgte er selbst beim Tanzen mit unruhigen Augen« und wenn er sich i dann erinnerte, daß ein derarti es Be- : obachten sich weder mit guter Ebens art vertrug, noch klug und rücksichtsvoll war, ließ er sich in einem der Kabinette in einen Sessel niedergleiten und er alb sich einem stummen, dumpfen Grü n. Später, im weiteren Verlauf des Abends, nach starkem Champagner trinken, wußte er die Regung seines : Innern abzustreifen. Er schalt sich ; selbst einen sentimentalen Narren. be- ; schloß die Scheu von sich zu werfen und s mit allen Mitteln um Nina zu werben. » Von den Extratänzen, die nach dem i Tif ang mehrfach eingeschoben wur- s den, ieß er keinen vorüber»ehen, und mit einer fast ungestümen, ,alb ernst, l halb als Scherz vor-gebrachten Offen heit deckte er ihr alles auf, was sich in s seinem Jnnern bewegte. s Und während er dann sprach, leiden- l l schaftlich und eindringlich, ganz von seinem Gefühl fortgerissen, saß sie mit ab.ewendeten, verklärten Augen da z un sog den süßen Honig ein, den er « ihr bot. Sie sprach nicht, sie gab keine z Antworten, nur ein: »Ah — Ahl« und · bisweilen ein hastiges nachfragendes: ! »Wie sagten Sie? Wie meinten Sie I das-K oder ein Heben des Körper-« Z ein tiefes-, glückseliges Athemholen der-: I riethen, was in ihr vorging. Freilich, E wenn Ernst sie beim nächsten Tanz ! dann wieder im Verkehr mit einem an- s deren Herrn beobachtete, fand er durch-: « aus keinen erheblichen Unterschied. Sie sah diese Herren auch mit lebhaft fun kelnden Augen an, und wenn sie beim Tanzen dahinflcg, war’s, als ob eine j gleiche Wonne ihr in den Armen eine-;- ; anderen nicht theilhastig werden könne. « Einmal saß sie sogar, des Tanzes F nicht achtend, mit einem jungen Manne I in einer Ecke des von Hitze. Licht und rauschender Musik erfüllten Salons und gab sich ihm mit Blicken hin und war mit ihm beschäftigt, als ob alles Uebrige in der Welt nicht mehr vor »l)anden wäre. Und das machte denn Ernst wieder wie rasend. Dann schwand das Selbst gefiihl, und am liebsten würde er erst den in seinen Augen Zudringlichen ge ziichtigt und dann sie zornschnaubend an die Hand genommen und für den Ekst M Abwst in tin seenes dunkle-s Eämach eingeschlossen haben. Zuletzt brach’3 in ihm aus« daß er heute gleich die Sache zur Hlarheit bringen müsse, er konnte es matt meor ertragen. Bei der nächsten Tour wollte er sie tnrzweg fragen, ob fie mit ihm nach Valparaifo zu gehen bereit sei. Sie würde sich über eine fo rasche Werbung vielleicht wundern, auch feine Eltern würden ihr Mißfallen äußern. andere ruhigere Stimmen in seinem Jnnern hielten ihm vor, daß es nöthig wäre, sich vorher genau über die Fa mile und die Verhältnisse zu erkundi gen, den Charakter und das Wesen des jungen Mädchens noch eingehender zu prüfen, aber all’ diese Vernunftmuh nungen fanden in dem Rathe seines chs kein Gehör; nur ein Gedanke behielt die Oberhand-: sich so rasch wie möglich ihres Herzens zu versicheru, oder, wenn der eVrfuch ohne Erfolg blieb, diefe Liebe schnell imskeinre zu ersticken. —- Rrrr keine Untlnrheitl Das war fiir Ernst Gaarz gleichbedutend mit Zenit unerträglich peinigenden Krank i. Als er Nina vor Beginn des letzten Tun s allein auf ihrem Platze sitz-en Half, uchte er rasch seine Schwester Asia an und verständigte sie über seinen Wun ch, mit Nan eine Weile ungestört zu re n. »Komm also nicht zurück, utes Mädchen mit dem latten Scheite und der-: freundlichen müth!« scherzte er. » möchte nicht estört werden. Jch wer sagen, Du ·eiest nach Afrita e ntsi, um dort unter einemManzani a baum Eber Deinen Heinrich ungestört nachzudenken« Und ohne der Lachenden Gegenrede u e ten, eilte er davon. Zu feinem nglli hatte sich inzwischen ein junger Renten-tut Kinn genähert und gerade then hatte er den eben von Rina ihm me -. nen Plan angenommen nnd " es » Mr eine längere Konversation . gern . , Einen Augenblick derte Ernst ." sent-» Aber hindernisse nicht ten send-. wen ex etwas durchsehen wollt-, T W er M diesmal um ein Mittel i « NR verlegen l Mit geschickter Verstellung trat er an beide heran und sagte nach voran e gangener Vorstellung und höflichere genung in einem tiefernsten Tone: »Meine Schwester ist plötzlich im Nebnzimmer unwohl geworden und bittet sehr geehrtes Fräulein, daß Sie die große Liebengtoiirdigteit haben, sich zn ihr zu b neben. Vetzeihen Sie («iitigst, daß ich Ihr Gespräch störe, ist) Posse, es wird nicht Von langer Dauer etn.·' Nach diesen Worten bot Ernst der theilnehmend aufhorchenden Nina den Arm, sprach dem Herrn seinen Dank aus und zog das lebhaft fragende junge Geschöpf mit sich fort. »Alle-?- war ja gelogen, Fräulein Rina!« sagte er, während sie dahin fchritlen, lustig. »Ich wollte Sie bei mir haben. Jch konnte es nicht mehr aushalten« »Aushalten O—O!« rief sie iibers wicht, aber das Au e funkelte. »Und welch ein Schauspieär Sie sind! Ich hätte darauf geschworen, Sie seien i ernsthafter als drei einsame Pyrami den in der Wüste.« »Weshalb gerade drei —?« »Nun, eine ist für meine Vorstellung nicht genug.« »So —- so ——« bestätigte Ernst, seine Begleiterin in das Kabinet führend. »Nun, bitte, Fräulein Ninal Darf ich Champa nerbowle bringen lassen? Hier, bitt-, Fig-n wik voriufnichg Sie werden Durst haben, und ich möchte auch auf die Erfüllung einer Hoffnung trinken!« »So? Einer Hoffnung? Bitte, erst sagen Sie, welche! Dann werde ich Ja oder Nein sagen.·· »Nun, daß mich ein schönes, hersc liches Mädchen ebenso lieben möge, wie ich sie. Jch werde Jhnen ihr Bild vor führen, wenn Sie Verlangen darnach tragen, sie kennen zu lernen.« »Ja, ja, das Bild möchte ich sehen!'« »Seht schön! Während ich forteil und die Bowle beordere, glitten Sie freundlichft dort in den aroßen Spie gel. Sie wird dann vor Jhren Blicken erscheinen.« Ein frahlockender Ausruf feliger Ueberraschung entfuhr Nnag Munde, die reizenden Lippen öffneten sich, als ob sie noch mehr der Wonne einsaugen wollten, die feinen Nasenfliigel zittre ten und die Hand schob sich unwillkür lich auf die stiirrnifch tobende Brust. Auch sah sie ihn sekundenlang mit ei nem Blick aus ihren schwatzt-rennen den Augen an. als ob sie ihre ganze Sele demüthig ihm zu iifzen lege Aber doch war’s nur ein litz. Von einer unerlliirlichen Angst und Unruhe erfaßt, nahm sie ihre Mienen rasch und geschickt verstellend, das eben Gegebene wieder zurück, ließ die alten Zweifel in seiner Seele emporsteigen und schob ihn, als sei nichts geschehen, was beider Herz in Aufruhr gesetzt, auch seinem bettelnden Blick, sich in demSpiegel zu schauen, scheinbar will fcihkis begegnend, nun rasch fort, das Gewitnschte zu holen. Sogleich ftiirmte er davon; sie aber, sich vergewissernd, daß sie aus dem Be reich seiner Blicke fei, raffte gleichsam mit Gewalt ihre ganze Seele zusam« men, seufzte unt-er der Schwere ihres Entschlusses noch einmal tief auf und floh dann versteckt, aber mit Sturz-ries eile aus dem Zimmer. Wenige Augenblicke später lehrte Ernst Gaarz mit lebhaft getötheten Wangen und vor Erregung blitzenden Augen zurück, svrach: »Hier, hier, ansi diges Fräulein« und gerieth, als er sie nicht erblickte, in große Aufregung Er durchsuchte sogleich denVorsalon. fragte auch Asta aug, begab sich dann in den Tanzsaal und beruhigte sich, als er sie nirgends fand, zuletzt wieder mit der Vorstellung, daß sie wohl nur auf kurze Zeit sich aus dem Kabinet ent fernt habe und inzwischen sicher zurück gekehrt sein werde. Er flog nun dahin Zurück, wartete, sah sich dann nochmals in dem Nebenzimmer um und stürzte endlich, von einer bösen Ahnung er griffen, auf den Flur hinaus und er kundigte sich, ob eine junge dunkle Dame« eine Südländerin, das Haus-; verlassen habe. »Ja, vor weniaen Minuten liesi mich das junge Fräulein nach ihrem Wagen fragen. Sie ist nach Haus gefahren Diese Karte wollte ich eben der gnädi gen Frau bringen.« Bitte, geben Sie —- ich werde sie besorgen« Ernst las: Werzeihen Sie, daß ich mich ohne Adieu entfernte, allergnädigsie Ba ronint Es war reizend bei J nen, ich habe mich himmlisch amiisirt. Aber ich hatte metnee alten Mama fest ver sprochen, vor zwei Uhr nachHauz zu kommen So hat sich, die eigene ge ringe Widerstandsfähigteit kennend — liebr aus diese Weise verabschiedet Jhre Ihnen dankbar verbundene Nina Telge.'« Ein Laut derEnttiiuschung entwand sich Ernst Gaarz. Wie mass zu deuten? hatte er zuviel gewath Hatte er sie unterschski t, oder war-D —- Ltede —? Liebe, die » ch sittchtetei — Run schritt er langsam in vie Ge sellschaststiiume zurück. It s O Wiedt sasz im Posthause in Kalt lzos die Familie haben beisammen und hörte zu, was der Pastot in seinem geliebten Plattdeutsch aus der Bibel vorlas. Ct bean ein wundervolle-Z Organ und wenn er in dem tiesen Ueber zeugungston und mit seiner ausbrach vollen Stimme die Worte der Schrift E wiedetgab, erschien et Angelika wie ein Gott-Gesandtet, durch den der Höchste zu ihr sprach. »Holt jug nich siilbst söt ilol· Ver gellt nichts Böses mit Böses. Wes; jeden Minschen gegenöver up sin Best bedacht. Js dat möglich, so veel on jug ig, so hebbt mit alle Minschen Fee-: den. .,Rächt jug nich sülvst, meine Leeven, denn da steiht schrewem »De Rache ist min, it will vergelten, sprilt de Herr. »So nun dien Fiend hungert, so qis em wat to eten, lzett he Döst, so gis ern trat to drinken, wenn Du dat heil-st, so warst Du siitige Kohlen up sinKonp sammeln »Lat Di nich vun dat Böse öderwini nen. awer sperwinn dat Böse mit dar Gude. Du schast DinNächsten leev heb hen as Di stile Der Leser ward unterbrochen, weil das Dienstmädchen in das Zimmer trat und eine Bestellung aus-richtete. Dieser Zwischensall gab der tiefer grissenen ngelica Veranlassung, sich aus dem Zimmer zu entfernen. Es ge schah mit einer Miene, durch die sie die Absicht einer scsortigen Wiederkehr ausdrückte. Aber als sie draußen aus dem Kor ridor angelangt war, mußte sie sich an dem Geländer der Treppe festhalten. Den Dbertörper her-abgebequ den Kopf tief gesentt, stand sie da, als oh sie mit den letzten ihr zu Gebote stehen den Kräften nach Leben ringe. —— Jhre Seele weinte; Thiirnen sicterten lang sam aus den Auaen. Es war ihr ae- s wesen, als oh sie drinnen ersticken solle. s Jedes Wort war ihr tief ins Innere 2 gedrungen und hatte ihr Gewissen ae- « weckt. Sie schrie nach dem Rechten und fand es nicht. Aber da hier ihres Bleibens doch nicht sein konnte, da sie fühlte, daß srische Lust ihren Lehensaeistern wie der aushelsen wurde, schleppte sie sich die Treppe empor, bekleidete sich mit Hut und Mantel und schritt, nachden sie Unten in der Küche die Magd ver-: siändiat hatte, drinnen zu sagen, sie habe sich wegen großer Ahspannnna ins Freie begeben, durch die Hinterthiir in den stillen, von einer warmen Som n:erlast erfüllten Garten. Doch die großen schweigendenBänme nnd die dunklen Bostets ängstigten sie, auch work-s hier dumps und eng, so herzbetlemmend, daß ihr der Athern vergelten wollte. So schritt sie denn um das Haus herum und wanderte langsam und mühselig über den Var platz ins Dorf hinein. Jhre Sinne nahmen alles aus, irae ihr Aug-e sah, aber unbewußt Ihr Gedanten waren ioeitab, immer töt ten die Bibelwortean der Gequälte-n Ohr-. Aus ihnen sprach etwas. das ihre Seele wie mit Zangen packte, das Vor stellunaen und Entschlüsse schuf, die fir aus schließlich seh-nichten Der Gedanke, daß sie seht selbst nach Bründe sich begehen und, wenn nicht anders, Legardus lniesiillig anslehen müsse, sie zu seinem Weibe zu machen, hatte sich unverwischhar in ihr festge setzt. Wie ein ins Fleisch gedrungener Dorn martert, so schmerzte sie die See lentounde, die aus ihren Zweifeln ent stand. Und was sich auch immer in ils-r asstaltete, eins blieb haften: es gab nur einen Weg. der alles löste: Vereini guna mit Legardusl Nur so vermochte sie sich selbst und ihn zu retten. »Du schast Din Nächsten leev heb hen, as Di siilost.« So mahnte die Schrift. Sie aber hatte nur an sich gedacht. Sie liesz andere handeln, statt es selbst zu thun. Jegliche Schuld war sie geneigt, aus ihn zu wälzen. und saäd sich selbst rnit schwerer Schuld he la et. Sämtlich wenn auch dieser letzte itt nicht gelang, was dann? Aber ein Rachsinnen darüber machte nur schwach und unschliiqig. Sie brauchte einen festen, unverrückten Willen. lHandeln! Handeln! riefe- immer von Neuem in ihr. Ihr Gewissen mahnte rnit nnwidersiehlicher Stimme eine Unterreduna rnii Legardns herbei zusiihreth nichts rechts noch links zn ichanem nicht an Vergangenes und nicht an Zulünitiaeg zu denken, inn dern nur die Pflicht im Auge zu behal ten. Alles holte das arme Gefchiivi herbei, um sich Au stärken. Sie suchte sich der guten Stunden zu erinnern, die sie mit Legardus verleht hatte, sie tief sich die Augenblicke zurück, in denen sie in seinen Armen geruht hatte! Nichts wollte sie unversucht lassen, sich ; bemüthiqen wie eine Mond, sich allein « alle Schuld ausladen, ihen jegliches Opfer bringen. (Fortiseyung folat.) tivlleginle Bosheit. Jniiaum »Warum hatt Du in dem vor- T liegenden, ziemlich harmlosen Kraniheitsisite denn noch einen Toll-gen zagen-geni Arzt: Dieser Pstient bleibt nämlich im dsg Honor-ne schuldig-« Eine Wahrheit Stellt man isn einer Gesellschaft Jemand als deren Meter vor, io iltisitrt Alles gleicht Eins ist ee vermis- Stetlt Insn ihn Idee ais deren Graf Meter not-, is trägt sein Mensch, wag se tit Mir die Jugend. s Des Sommers Segensregiment. Von Fr. v. Arn-leis Tausend Farben, tausend Düfte zogen mit dem Lenz ins Land, Nackte Berge, dunkle Klüfte schmückte s nun sein Festgewand, Zarte Laubgewinde tränzten hold vers ; Bäume lahles Haupt, I Wiese, Strauch und Hecken glänzten » blütenduftig, neubelaubt. I Und aus- all dem Lustgeptängc ans dem weitgedchnten Plan ) Schallten tausend Jubelllänge stäh lingsfreudig hin. .;nelan Doch vergänglich wie die Blüten, lieb tet Morgenröte gleich, Die heut’ prangten und vergliihten, ist des Lenzes Zauberkeich Gestern noch im Prniilgeschmeide, tau sendsakbig, reichgesaszt, Neigt das Feld im Arbeitstleide heut’ das haupt im Sonnenglast, Will in treuem Dienst sich regen; Tag urn Tag und Nacht um Nacht Reist dem Erntesest entgegen reich-r Fülle goldne Pracht. Rosen und Cyanen leuchten an des Sommers stolzern Thron, Von der Stirn, der arbeitgseuchtem nickeu Rittersporn und Mohn. . Segen sproßt aus seinen Spuren, « - Reichtum träust aus seinemHorn, Fülle prangt auf allen Fluren, Labsal : sprudelt aus dem Born. Tausend Düfte, tausend Farben streut ; der Frühlingsberold aus, l Dach mit vollen Aehrengarben stillt » der Sommer uns das Haus: i Speicher, Scheune, Keller, Gaden fas- I sen taum den Ueberschwang, Und zum Ernteseste laden Sensenllir ren und Gesang. Heil dir, Heil dir, Fürst der Fürsten, der in Uebersluß verkehrt Alles Darben. alles Dürsten, jedem Mangel lrästig wehrt; Der des Jahres wie des Lebens besten Teil der Arbeit weiht: Keiner dient dir je vergebens: Heil dir, Heil dir allezeit! Ein Fehltknk Von Konrad MaiszL Vor einem Zuckerbäcterladen stand ein ärmlich getleideter, barsiisziaer Schullnabe. Er trug seine Schul snchen unter dein Arme und schaute sehnsüchtig durch das Fenster auf all die süßen Herrlichteitcn, welche so ein ladend und bei-lockend waren. Man tonnte nicht sagen, daß Heinrich —- sa hieß der Knabe —- genäschig war. Wo sollte er denn auch das Naschen gelernt haben? Seine Mutter war eine arme Wittwe, die sich und ihren Heinrich recht tümmerlich vomTaglohne nährte. An Kartoffeln, trockenem Brote und bitterem Kassee lernt man dasNaschen sicherlich nicht. Uebersliissiges Geld gab’s auch nicht zu Hause. Deshalb lonnte Heinrich das Naschen nicht ler nen, und er blieb —- gesund dabei· Aber wie er so dastand vor dem Fenster, da leuchtete es begebrlich aus seinen Augen, sein Mund wässerte, er hätte gar so gern gekostet, damit er doch auch wisse, wie die süßen Sachen schmecken. Endlich seufzte er, drehte sich :nit raschem Rucke um und schlich fort, un besriedigte Lust im Herzen. Als er um die Ecke gebogen war und in das tletne Gäßchen tam, stieß sein nackter Fuß an ein zusammenge wickeltes Papier. Er hob es aus, und wer beschreibt sein Erstaunen, als er in demselben 15 Cents sand. Scheu blickte er durch die Straße und hob rasch den Blick. um ibn an den Feie stern vorüberschweisen zu lassen. Als er sich sicher fühlte« schob er das Geld hastig in die sosentaschr. Da siiisterte eine böse Stimme in seinem Herzen: »Geh schnell zurück und taufe dir uckerzeug!« « Heinrich ma te eine halbe Drebnng nach rückwärtöz da ließ sich die mah nende Stimme seines guten Engeiå vernehmen: »heinrich, Heinrich, es ist fremdes Gut. das du in der Tasche trägst; daran darfst du dich nicht ver greifen!« Die böse Stimme wurde wieder laut und sprach: »Du weißt ja gar - nicht, wem das Geld gehört; 15 Ecntz J sind ja tein Vermögen. Du kannst z dir eine große Freude machen, with-« rend der unbekannte Eiaentiimer den aerinqen Verlust sicherlich gar nicht beachtet.« Die Stimme des guten Engels wollte sich eben wieder regen, aber sie erstarb, und des Knaben guter Schutz geist verhüllte sein trauernd Antlitz, denn Heinrich — ging rasch zurück und trat in den Laden. Als er wieder her aus kam, hielt er in jeder Hand ein itiszes Gehör-. Jn der Straße der Iebrte er die Süßigteit: aber als er fertig war und die klebrigen hönde mit dem Papiere säuberte, da war er gar nicht vergnügt Nun die Lust gestillt war, trat per » Gedante an die begangene Sünde so lebbast in den Vordergrund, daß eine unsagbare Bangigkeit in sein Herz eingeg. Langsam schlich et durch ein hohes Tbor über einen dunklen Hof zum Hintergebäude stieg drei Treppen em por, tholte sub bei der Nachbarin den Schlüssel zum Stiiblein und war nun zu Hause. Das Stüblein war eng und mit armseligem, aber reinlicheni i Gerät ausgestattet. s Heinrich setzte sich ans osfene Fens- » ster und ließ die Blicke hinausschwei sen über die Dächer. Das wunder schöne Rosensiöclchen, das er sich selbst gepflanzt und auf das Fensterbrettcben » gestellt hatte, erfreute ihn heute nicht. Nicht wie sonst streute er den zur-it ichernden Sperlingen Brottriimchen, auch freute er sich heute nicht über die jungen Schwälbchen, welche gar nicht trei: von ibm weg im Nestlein saßen und die Hälse reckten. Er war so still und traurig geworden und dachte an tsie liebe, gute Mutter und an ihre gu ten Lehren. « »Bleibe ehrlich, mein Kindl« so sagte sie oft, »die Ehrlichkeit ist der Stolz der Armen.« Sein Herz machte jetzt alle Qualen des bösen Gewissens durch. Endlich kam die gute Mutter. Sie mußte heute wieder viel gearbeitet ba ben, denn aus der Stirn standen per lende Schweißtropfen Ja freilich, die schwere Arbeit auf dem Felde ist harte, sehr harte. Sie sah ihn trau rig an. Wie ein Blitz fiel es ihm ins Herz: »Sie weiß alles! Alles weiß sie! Sie hat mich beobachtet!« Aber neint die Mutter wußte nichts. Sie beugte sich herab zu ihm, legte ihm « die Hand auf den Scheitel, bog seinen » Kon zurück und sah ihn mit ihren ; brrzrnsgnten blauen Augen recht : traurig an. i »Armer heinrich!« siiisterte sie end lich; »ich muß deinen Wunsch wieder s unersiillt lassen. Jch tann dir die s notwendigen Schreibheste wieder nicht laufen. Fünfzebn Cents habe ich vom » Munde abgedarbt. Als ich vorhin s vom Felde laut und beim Papierhänd ler eintrat, um Schreibbefte zu laufen, I da fand ich, daß das Geld verloren war. Aber warte nur« mein Kind, in « eingicn Tagen werde ich dir deinen Wunsch erfüllen lönnen.« ; Heinrich wurde über und über rot. « Er preßte die Hand der Mutter, und ans seiner Brust rang’s sich heraus in übel-lautem Schmerz: »War’s nicht ! Hin Stücklein Zeitung vom 15. d. M» l mit welchem du das Geld umwickelt I hattest?« ! Die Mutter niate traurig. Da stürzten dem Heinrich die heißen Thränen aus den Augen, er schluchzte ; zum Erbarmen, verbarg sein Gesicht ; m ihrem Schoß und slüstcrte voll Scham, Schmerz und Reue: »O beste Mutter! Jeh bin ein grundschlechtes stindL O verzeihe mir! —« Nun rang sich das Belenntnisz los, das; er der Mutter Geld gefunden, das Geld, das sie sich vom Munde abge darbt« um ihm eine Freude zu machen, das Geld, das er in roher Sinnenlust vernaschte, ais unehrlicher Finder sich zu eigen gemacht —- —. Stille war’s irn Stühlein. Die Mutter schwieg. Jhr Antlitz war ernst und in den Augen standen Thra nen. Endlich sprach sie mit gepreßter Stimme : »heinrich, mein Kind! du hast mir wehe gethan! Der Mutter Wort hast du nicht beachtet, das alte, goldene Wort: Bleibe ehrlich, mein Kind! O Heinrich, warum hast du mir das gethan?« Heinrich blickte empor. Thränen erstickten seine Stimme; nur soviel war zu verstehen: »O beste Mutter, habe mich wieder liebt Ich will brav und gut bleiben, mein Leben langt« Die Mutter antwortete nicht. Als aber abends heinrich ins Betttein stieg. da kam die gute Mutter wie sonst zu ihm, sehte sich aus den Rand des Bettleins und sprach: «Versprich mir, in Zukunst ehrlich zu sein, und ich will deinen Jehltritt vergessent« Und heinrich dersrach es und küßte der guten Mutter dann die Thriinen vom Auge. Es waren Thriinen der Freude über die heilige Reue des Kin VII Wi: die ,,Geich7chte« entstan den ist. Emma nnd Frieda trafen sich auf dem Schulwege. »Geftetn Nachtnitta bin ich bei meiner Tante auf Befkuch gewesen,« sagte Einma, »und es hat mir so qut bei ihr gefallen, daß ich faitvetgessen habe, heimzukehren Es war schon finster, und ich allein auf der Straße; ich hatte Angst, es könnte mir ein Landstreichee begegnen!« »Ist dir einer begegnet?« ftug Friede-. »Nein! —- Jch meinte zwar« von weitem einen zu sehen; aber als et näher lam, da war es nur FrttzBrand. der eine schöne Melone unterm Arm trug und eilig an mir vorüber liest« Während der Fretftunde sagte Frieda zu Marie: - « ..Emma hat mir erzählt, sie habe qestetn, als es finster war, Iris-Brand . mit einer großen Melone beimsprinzen sehen! —- Es nimmt mich wunder, » woher er sie gehabt hatt« Marte lies schnell aus Anna zu und sltisierte ihr ins O « : « »Man hat ge ern Nacht Iris Brand mit einer prächtigen Melone gesehen! —- Jch möchte wissen, ob er aus ehrliche Weise dazu gekommen ist?« »Es-en habe viahheute sriih sagen bei ihr aesallen, daß ich fast vergessen Nacht' Melorien aus dem Garten des Herrn Doktor gestohlen worden seien. —- Wer weiß, ob Fritz nicht eine von denen gehabt hatt« · Als am Nachmittag die Kinder wie der zur Schule kamen, eilte Anna mit geheimnißvoller Miene zu zwei»Mit schiilerinnen und sagte mit gedcimpss J ter Stimme : T »Ich weiß etwas-; aber ich erzähle es I euch nur, wenn ihr mir veriprecht, es « keinem Menschen weiter zu sagen!« ? »Bewahre!« versicherten die Beiden. J »Sag schnell, —- tvas ist«-P »Denit euch, Fritz Brand hat ge- · sietn Nacht eine Melone aus-« dem Gar ten des Doktors gestohlenl'« »Jst’s wahr! —- Wie abscheulich! — Aber ich habe immer gedacht, der stille Fritz, der immer so brav sein will, sei ein Heuchler!« rief Gretchen. »Gewißl« eiserte hannchen »Wenn er so brav wäre, könnte er keine Me lonen stehlen!« Und nun liefen die Beiden zu ein paar andern Mitschiilerinnen und machten ihnen sliisternd folgende Mit teilung : »Dentt, wie arg! — Gestern Nacht hat Fritz Brand sich mit ein paar Tausenichtsen in den Gatten de Doktors geschlichen, das Melonenbeet geplündert und alles ringsum zertres ten!" Jn diesem Augenblick ging Fritz freundlich grüßend an den Mädchen vorbei und legte aus den Pult des Leh rers eine schöne Melone. Die Mädchen warfen sich bedeut same Blicke zu und sltisterten mit ein ander, bis eines, laut genug, daß Fritz es hören mußte, äußerte ,,Frisz sollte sich schämen, dem Leh rer. eine gestohlene Melone zu brin aen.« Fritz lehrte sich rasch um und frag: »Wer sagt da etwas von Indien«-« Diesc Melone habe ich gestern von mei nem Onkel erhalten und für den Leh rer ausgespart« weil er diese Frucht so gern ißt! —- Man sollte doch seine Zunge hüten, bevor man sich Maul-h andere zu verdächtigen!« »Aber ich hebe doch sagen hören, du habest Melomu ststohlen!« erwiderte eines der Mädckjisn. »Wer hat das abgi? —- Dtxs will ich wissen!« tief jetzt Fritz mit funkeln den Augen« Nun entstand ein lörmendes Durch einander von Stimmen, die alle mit einander tiefcm »Nicht ich, —- sie hat es mir aesngtt —- Nein, —- sie hat es zuerst gesagt!« Der Lärm verstummte Pldtzlich; denn der Lehrer trat ein nnd fqu nach der Ursache des Zantefn Er stellte eine jede-«- einzeln, bis sich endlich beraus stellte, wie die von Einmn unbedacht sanr hingeworfene Aenszerung, von Mund zu Mund immer ein wenig ver ändert und vergrößert. zuletzt ange wachsen war zur Beschuldigung des Diebstahls. Mit großem Ernst stellte nun der « Lehrer den Kindern vor, wie großes Uebel die Zunge anrichten tönne. Sel ten läßt sich der Ursprung eines ver leuinderischen Gerüchtes auffinden; meistens richtet er- Schaden an und lann den guten Rus, das Lebensglück einer Person, ja einer ganzen Familie zerstören, und doch hatte vielleicht der, der zuerst eine böswillige Aussage oder eine unbedachte Vermuthung iiber ei nen andern ausgesprochen, ieine böse Absicht dabei. Darum ist es so wich tig, dasz schon Kinder frühe sich ge wöhnen, was sie selten und hören, ge nau der Wahrheit gemäß wieder zu er zählen, nichts dazu zu thun und oline Nothwendigleit nichts weiter zu sagen-, was andern schaden oder sie in ein bö ses Licht bringen lönntr. Der Gipfel der Lonnli tii t. Es ad nichts aui der Welt, für das Se. « aiestiit sich nicht interessirt hätten. Eines Tages constatirte tser Fürst, daß er der Ehirurgie vielleicht nicht die Aufmerksamteit ael ntt hät te, wie er sie andern Kiin ten und Wissenschaften zuzuwenden pflegte, und so ließ er gleich seinen Besuch tiir den folgenden Morgen in der Opera tionstlinit des rrn iltroie or ron Schwarztops an agen. Se. iajestöt tanien gerade rechtzeitig zur Aniputas tion eines Beine-. Der Professor voll zog die Abtrennung but Gliedes mit der ihm eigenen Geschicklichtett. was Se. Majestirt mit einem lauten: »Bro vo, mein lieber Schwarztopi!« belohn te. « nPeseirlen Majestiit auch das andere Bein?« entgegnete der Professor-. Vor einigen Jahren betuåxe Ma-« jestiit eine Bergiverls —- Ze . Bet der Bestchttgung die der txolie herr nn ter Fuhrung des t·:tretseuden Berg wertsdzreetors vorn-rinn, bemerkte er : eine großere Bodenvertiesitnr. Aus set » ne Hage: »Was ist das denn iiir ein s L . er Director i« erwiderte dieser: . »Das rit Ew. Königl. hodeit alleruns ’ terthänigstes BohrlochNnmrner sieben.« sz ) I I I . is c e t a u t e. « «lluser Freund tkmit hat sich in die weitb chen Fräulein Leute« so verliebt, das et I die Dame heim te.« »Is- etne G- ichenittetasteophns - , « - . JE